Nr. 154.

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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1983.

Dienstag, den 5. Juli 1910.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV, Nr. 1984.

Das Beste, worauf wir bei diesen mißlichen Zuständen Aehnliche Mißerfolge sind in diesem Jahre mit Fohlen zu ver­hoffen tönnen, ist, daß sich die entschiedenen Elemente inner- zeichnen gewesen. Was will es angesichts der Tatsache, daß im

Der Schwanengefang des Sozial- balb der Arbeiterpartei an die Arbeit machen, diesen un Laufe der Jahre für vielleicht 100 000 Wt. wertvolles Wich importiert

liberalismus.

London , 1. Juli. ( Eig. Ber.)

wurde, bedeuten, wenn einmal auf der Auktion in Stettin ein Bulle mit 2000 m. verkauft wird!

Was das Volk zu der Wirtschaft auf dem Krongut Schmolfin sagt, brauchen wir nicht weiter anzuführen. Es werden wohl selbst die Herren Junker nicht annehmen, das Exempel von Schmolsin werde die Anzahl derjenigen vermehren, die der Ueberzeugung find, daß die Erhöhung der Zivilliste eine unumgängliche Not­wendigkeit war!

sicheren Kantonisten das Rückgrat zu steifen. Was die noch an den liberalen Jdeen hängenden Arbeitervertreter am meisten bor einer Aktion gegen die Regierung abschreckt, ist die Furcht Man sollte nun wenigstens annehmen, daß der Leiter eines bor liberalen Repressalien. Es dürfte nun nicht schwer sein, solchen Unternehmens sich demselben völlig und ausschließlich wid­diese ängstlichen Gemüter zu beruhigen. Es ist zwar wahr, met. Das ist aber nicht der Fall. Der Forstmeister Strahmer hat Eine Mehrausgabe von 5 Millionen Pfund Sterling daß viele der Arbeiterparteiler mit Hilfe liberaler Stimmen eine ausgedehnte Privatpraxis. Er kauft und verkauft Güter, ist für das laufende Finanzjahr, die dem Marinemoloch in den gewählt worden sind; aber es ist nicht minder wahr, daß die Berater in allen möglichen Angelegenheiten, bewaltet im Nebenamt ewig hungrigen Rachen geworfen werden, das ist der be- Arbeiterpartei durch eine geschickte Wahltaktik die Liberalen in verschiedene Privatgüter, und da er ein großes diplomatisches Ge­zeichnendste Teil des neuen englischen Budgets. Der Neu- die größte Verlegenheit bringen könnte. Sie brauchte nur in schid hat, so hat er einen großen Kundenkreis, der sich sogar bis liberalismus hat kapituliert und die Whigs sind wieder un- 100 oder 120 Wahlkreisen Kandidaten aufzustellen hauptsäch- in die Neumark erstrecken soll. Würde einem Privatbeamten era bestritten Herren der liberalen Partei. Die Prediger der lich zu dem Zwecke. die Wahl des Liberalen zu verhindern laubt sein, solch zahlreiche Nebengeschäfte zu betreiben? Sparsamkeit im Staatshaushalt sind vor dem Ansturm der und die wutschnaubenden Liberalen würden bald zur Nebenbei bemerkt: Unsere politischen Gegner im Bunde der hegenden Chauvinisten elendiglich zusammengefnickt. Sie Raison kommen. Das fönnte bei einer berhält Landwirte ereifern sich gegen das Kaufen von jüdischen Firmen schicten sich jetzt an, an der Sozialreform zu sparen. Die nismäßig geringen Geldausgabe bewerkstelligt werden. und fordern auf, bei ihren Genossenschaften zu kaufen. Hier kauft großen Ueberschüsse des Budgets Lloyd Georges, die stets Je länger allerdings der Angriff auf die Regierung die Hofkammer für fast 90 000 M. Vieh von einer mosaischen wachsenden Mehreinnahmen aus den neuen Steuern des letzten hinausgeschoben wird und je mehr sich die Ebbe in Firma, während in Ostfriesland große landwirtschaftliche Ges Budgets sollen in Schlachtschiffe verpulvert werden, anstatt der Kasse der Arbeiterpartei bemerkbar macht, um so schwieriger nossenschaften zur Verwertung von Zuchtvieh bestehen. Man miß­daß sie, wie noch vor einem halben Jahre immer wieder von wird es für die Partei sein, eine Angriffspolitik mit Aussicht traut also den landwirtschaftlichen Organisationen im eigenen liberaler Seite versprochen wurde, zum Ausbau und zur Er- auf Erfolg ins Wert zu setzen. Augenblicklich scheint der Zeit- Lager und kauft lieber bei der jüdischen Firma, jedenfalls weil man weiterung der so dringend notwendigen Sozialreform ber- punkt für eine derartige Aktion besonders günstig. Rönnte glaubt, reeller bedient zu werden. Was aber sagt der Bund der wendet werden. Nur einige lumpige hunderttausend Pfund die Regierung in den nächsten Wochen zu Fall gebracht werden, Landwirte zu diesem Beispiel der Hofkammer? Sterling hat der Schakkanzler für die Alterspensionen der ehe noch die Komödie der Vetofonferenz ausgespielt ist, so Gemeindearmen über. Dieser Ausdehnung des Pensions- würde die liberale Partei in ihrer ganzen pharifäischen Nackt­gesetzes, die logisch unvermeidlich war, hätte er sich in An- heit vor der Wählerschaft stehen und dem Glauben der Massen betracht der definitiv gegebenen Versprechen auch taum ent- an die Arbeiterfreundlichkeit und die demokratischen Ziele des ziehen können. Aber die Lösung der Hauptprobleme, der Liberalismus würde ein mächtiger Stoß versezt worden sein. Fragen der staatlichen Arbeitslosen und Kranten­bersicherung, rückt wieder in die ungewisse Ferne. Was nüßt es, daß der Schazkanzler die Einführung einer Arbeits­Losenversicherung und der Krankenversicherung für den ersten Januar des Jahres 1912 verspricht! Selbst viele seiner Kollegen glauben nicht daran, daß es für diese liberale Re- Bei den Verhandlungen über die Erhöhung der Zivil. Zu der Nachricht über den Erwerb der in den Streifen Bei den Verhandlungen über die Erhöhung der Zivil Lubliniz und Groß- Strehliz in Oberschlesien gelegenen gierung ein nächstes Jahr gibt. Dazu hängt die Erfüllung iste haben die sozialdemokratischen Abgeordneten auch energisch 106 500 Morgen großen Befizungen des verstorbenen Reichs­des Versprechens noch von der Voraussetzung ab, daß Deutschland auf die Tatsache hingewiesen, daß der Stönig von Preußen neben tagspräsidenten Grafen Stolberg Wernigerode durch jezigen tollen Tempo zur See weiterrüsten wird, daß also Grundbesis, dem Kronfideikommiß, hat, und daß anzugeben, wie gering die Zahl der deutschen Großgrund­auch wirklich nicht nach Ablauf des Flottengesetzes in dem der Zivilliste noch die Einnahmen aus seinem großen tagspräsidenten Grafen Stolberg Wernigerode durch bei den Flottenausgaben im Budget 1911/12 gespart werden es seltsam anmute, wenn der größte Grundbesitzer des Landes sich befizer in Polnisch- Oberschlesien ist, welche ungeheure Flächen tann. Welche Prämie hätte wohl ein Arbeiter, der sich auf auf die Teuerung der Lebensmittel zur Begründung seiner Forde Bandes ihr eigen nennen. In Betracht kommen nur diejenigen die Einführung der Arbeitslosenversicherung und der Stranten- rung auf Erhöhung der Zivilliste berufe, da diese doch zu einem fünfzehn ländlichen Streise Oberschlesiens , welche nach der versicherung einrichtet und der sich in dem Fall der Nicht- erheblichen Teil durch die 1902 gesteigerten Lebensmittelzölle her- Volkszählung vom Jahre 1905 mehr als 50 Proz. polnischer einführung schadlos halten möchte, bei einer Versicherungs- beigeführte Teuerung für ihn eine sehr erhebliche Vermehrung Bevölkerung haben. Es sind das die Kreise: Beuthen , Cosel, gesellschaft zu zahlen? feines Einkommens aus den Strongütern bewirken müsse. Freiherr Stattowig, Kreuzburg , Lublinik, Neustadt, Oppeln , Plez, Man muß die Ausführungen des Schazkanzlers in Ver- b Rheinbaben, der in jenen Tagen noch auf dem Stuhle des Finanz- Ratibor, Rosenberg, Rybnik , Groß- Strehliz, Tarnowik, Tost­bindung mit der Erklärung lesen, die der Premierminister ministers saß, suchte den Schlag mit der Erklärung zu parieren, Gleiwitz und Zabrze , deren Gesamteinwohnerzahl am 1. De­gestern im Unterhaus abgab, um Verständnis für die Winkel- daß das ganze Einkommen aus dem Kronfideikommiß das fast ember 1905 1512 464 betragen hat. züge der liberalen Politit zu gewinnen. Herr Asquith 100 000 Settar umfaßt nur 1 700 000 m. betrage. Diese schier nur 1 700 000 m. betrage. Diese schier führte aus, daß das Parlament die durch das Ableben der unglaublich flingende Behauptung Die Verteilung des deutschen Großgrundbesizes in diesen selbst bürgerliche Blätter Streisen zeigt uns nachstehende Tabelle, die auf Geund des Strone beträchtlich vermehrten Geschäfte unmöglich in dieser hatten das Einkommen aus diesem Grundbesitz auf 8 Millionen schlesischen Güteradreßbuches vom Jahre 1909 bearbeitet wurde Session erledigen könnte. Die Beratung des Budgets und geschäßt, und ein Vergleich mit den Erträgen des landwirtschaftlich und in unserem Kattowizer Parteiblatte Gazeta Robotnicza" die dritte Lesung einiger anderen Vorlagen müßte daher in bestellten Bodens und der Forsten in Preußen ergibt, daß der zur Veröffentlichung gelangte. einer im November anfangenden Herbstfession vorgenommen Grundbesitz der Krone demnach nur 1/10 des Durchschnittsertrags werden. An diesen Firlefanz glaubt jedoch niemand. Wenn des übrigen land- und forstwirtschaftlichen Grundbesizes trägt es die Regierung ernstlich wollte, so tönnte sie alle vor- wurde von den sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten mit dem liegenden Geschäfte bis Ende August leicht bewältigen, selbst zwischenruf unterstrichen: Muß das eine wirtschaft auf die Gefahr hin, daß die liberalen und konservativen sein!"

,, Muß das eine Wirtschaft sein!"

-

"

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Männer erst vierzehn Tage später auf die Haselhuhnjagd Wie berechtigt dieser Zwischenruf war, das geht aus den nach­gehen sollten. In Wirklichkeit will die Regierung durch folgenden Mitteilungen hervor, die uns von unterrichteter die Verschiebung der Geschäfte nur Zeit gewinnen, um die Seite zugehen. Wenn auf allen Krongütern so gewirtschaftet Vetokonferenz mit Anstand in die Brüche gehen zu lassen. Im wird wie auf dem Gute Schmolsin , dann ist es allerdings nicht Herbst wird dann der Popanz der Lords wieder auf der poli- verwunderlich, wenn der Reinertrag von rund 100 000 ettar tischen Bühne erscheinen und bei den Neuwahlen zu Anfang Grundbesitz nur 1 700 000. beträgt. nächsten Jahres treffliche Dienste tun, während die Arbeits­Iosen- und Krankenversicherung als Röder für die skeptisch werdenden Arbeitermassen herhalten muß.

Ein Dorado für die Junker.

den Grafen Tiele Wincler wird es am Plaze sein

Größe des Grundbesizes Bahl der Grund Gesamtfläche in Heftar befizer in Hektar

100-200

42

6 203,12

200-300

32

8 173,52

300-400

20

7 272,53

400- 500

19

8 348,65

500- 600

22

11 969,44

600-700

14

8 986,03

700-800

12

8 982,9

800-900

10

8 325,8

900-1000

5

4710,7

1000-1500

26

80 940,11

1500-2000

14

24 409,16

2000-3000

10

23 264,31

3000-4000

9

80 870,0

4000-5000

5

22 931,5

5000-6000

5 810,0

6000-7000

3

20 309,5

7000-8000

1

7165,4

8000-9000

25 852,0

10000-20000

3

39 232,19

20000-80000

3

73 945,5

30000-40000

1

83 394,5

40000-50000

2

82 438,0

Es ergibt sich also, daß im Jahre 1909: 257 Großgrund­befizer in den 15 ländlichen Kreisen Polnisch- Oberschlesien über fast 500 000 Hettar, d. h. fast die Hälfte der Gesamt­fläche dieser Streise verfügten. Eine Handvoll Personen besaß demnach die Hälfte des polnischen Teiles Oberschlesiens ! Die größten Besitzer waren: 42 001,0 Settar 40 437,0

Das fönigliche Hausfideikommißgut Schmolfin liegt im Streise Stolp in Hinterpommern; zu ihm gehört das Gut Virchenzin. Beide Güter haben zusammen ungefähr 4500 Unterdessen wird die Lage der Arbeiterpartei von Morgen Wiesen, das Ackerland ist von leichter Qualität. Bur Tag zu Tag schlimmer. Ein richterlicher Einhaltsbefehl folgt Trodenlegung der Wiesenfläche hat die Hofkammer seinerzeit einen dem anderen und die Liberalen tun schon so, als hätten sie großen Betrag ausgeworfen; angeblich hat sie zur Melioration die Arbeiterpartei in der Tasche. Es ist schwer einzusehen, die Summe von drei Millionen Mart bewilligt. Es klingt wie anders sich die Partei vor einem großen Rückschlag retten das zwar etwas unglaublich, denn für drei Millionen Mark hätte kann als durch einen beherzten Schlag gegen die Regierung, man ja damals das ganze Gut anderswo neu kaufen können, ohne die mit einem pharisäischen Lächeln auf den Lippen die Binsverlust zu haben und ohne jedes Risiko. Jedenfalls wurde Existenz der Partei durch die Gerichte untergräbt und die mit der Trodenlegung der Moorflächen begonnen. Die Arbeiten den Arbeiterparteilern in den höflichsten Worten zu verstehen haben bis jetzt überwiegend ein sehr negatives Resultat gezeitigt; gibt, sie könne in der Dsborne- Angelegenheit leider nichts für nach Ansicht von hervorragenden Landwirten, die zu unseren polis fie tun. Es fehlt nicht an Stimmen in der Fraktion, die dazu tischen Gegnern gehören, ist ein großer Fehlschlag der ganzen raten, die Regierung mit Hilfe der Frländer und Konservativen Melioration unausbleiblich. Nur in Jahren, wie zum Beispiel das möglichst bald zu Fall zu bringen. Leider stecken aber noch vorige, ist eine auch nur einigermaßen zufriedenstellende Rentabili zu viele Arbeiterparteiler zu tief in der Gedankenwelt des tät zu erhoffen, nämlich dann, wenn die Futternot in Hinter. Liberalismus, als daß sie sich zu einem entschiedenen Vor- pommern sehr groß ist. Zum Leiter der ganzen Wirtschaft wurde gehen gegen die Regierung aufschwingen könnten. Die poli- der Oberförster Krahmer ernannt, dem Erfahrungen auf dem tischen Anschauungen dieser Kreise werden recht gut durch eine praktischen Gebiete der Landwirtschaft fast völlig fehlten. Miß­Episode charakterisiert, die sich vor einigen Tagen in einer erfolge traten auch bald ein. Nachdem erst ein Teil der Moore zu Arbeiterversammlung ereignete. Dort wurde einer dieser Weide hergerichtet war, wurden die Flächen mit ostfriesischem Arbeitervertreter aus der Versammlung heraus be- Vieh besetzt, das der Leiter der Schmolsiner Begüterung größten- 6. Graf Hendel Fürst von Donnersmard 21 942,2 schuldigt, er mache liberale Politik." Ja," erwiderte teils von der Firma A. Ahrons in Weener in Ostfriesland gekauft Insgesamt besaßen diese sechs Besitzer" nur" rund das angegriffene Parlamentsmitglied verwundert, welche hat. Das Geschäft soll sehr glatt von statten gegangen sein; die 200 000 Heftar Fläche! Die Befizungen des Fürsten zu andere Politik soll ich denn machen? Nur Firma soll in wenigen Tagen an die Hofkammer für 85 000 M. Stolberg- Wernigerode sind nunmehr in die Hände des Grafen eine der beiden großen Parteien tann etwas für die Arbeiter- Vieh verkauft haben. Nach unserer Meinung braucht man, um für v. Tiele- Windler übergegangen. Graf b. Tiele- Windler schaft erreichen. Die Arbeiterpartei ist nur für Propaganda- 85 000 m. Vieh zu kaufen, nicht 6 Tage, sondern vielleicht 6 Wochen. hatte nach dem Schlesischen Güteradreßbuch im Jahre 1909 zwecke da". Hier in Großbritannien haben es die Genossen Das Vieh wurde auf die neue Weidefläche gebracht und ein großer Güter im Umfange von 14 380,3 Hettar. Dank dem nun­schon aufgegeben, über solche Aeußerungen den Kopf zu Teil ist eingegangen. Der damalige Administrator in Wilhelmshof mehrigen Erwerb besitzt er jetzt Güter in einem Gesamtkomplex schütteln; sie sind zu alltäglich. Sie beweisen aber, wie recht mußte gehen, aber der Leiter blieb. Warum hat man die Wasser- von 40 897,3 Heftar Fläche! diejenigen haben, die die Aktionsfähigkeit der Arbeiterpartei verhältnisse nicht vorher geprüft? Man hätte erst mit einigen Von der Gesamtfläche des deutschen Großgrundbesizes in mit einem gewissen Pessimismus beurteilen. Stücken einen Versuch machen müssen! Polnisch- Oberschlesien waren im Jahre 1909 fideikommissarisch

1. Herzog von Iljest

2. Fürst von Pleß

3. Herzog von Ratibor.

4. Fürst zu Stolberg- Wernigerode .

5. Prinz Hohenlohe- Ingelfingen

33 394,5

26 517,0

"

1.25 486,0