Ar. 151. 37. ZahWllg.1. Knllige des.Amiick" Kerlim MsM.r'Diettstllg. 5. Inli 1910.Der Nttband der soMldemokratischell WahlvtreiueGroß-Kerlinshielt am Sonntag eine außerordentliche Generalversammlung ab,um Stellung zu nehmen zum internationalen Kongreß.Meuolle E b e r t vom Parteivorstand hielt das einleitendesteferal. stach einem Rückblick auf die EntWickelung der inter-nationalen Beziehungen der Arbeiterklasse besprach der Redner dieBedeutung und die Aufgaben des bevorstehenden Kongresses.Dem Kongreß stehe reiche Arbeit bevor. Voll Hoffnung undErwartung werde die proletariche Welt ihre Augen nach Kopenhagenrichten. Wir vertrauen, daß der Kongreß diese Hoffnungen erfüllenund das Proletariat einen bedeutsamen Schritt weiter bringen wirdauf dem Wege zu seinem Ziel.(Beifall.)Genosse Ledebour begründete folgenden vom 6. Kreis ein-gebrachten Antrag:„Der internationale sozialistische Kongreß wolle beschließen:Zur Verwirklichung der sozialistischen Friedensbestrebungen sinddie parlamentarischen Vertretungen der sozialistischen Parteienaller Länder aufzufordern, in den parlamentarischen KörperschaftenAnträge einzubringen und zu befürworten, die auf eine inter-nationale Vereinbarung aller Staaten zur gleichzeitigen Ein-schränkung der Seerüstungen und zur Beseitigung des Seebeure-rechts abzielen.*Ohne weitere Debatte wurde der Antrag deS sechsten Kreiseseinstimmig angenommen.Mit der Vertretung der Parteigenossen Groß-BerlinS auf deminternationalen Kongreß wurden gemäß den Vorschlägen und den inden Kreisen bereits vollzogenen Wahlen folgende Genossen betraut:T ä t e r o w. Hermann Werner, Pohl, Adolf H o f f m a n n,Paul Hoffmann, Friedländer. Eugen Ernst. Böske,Zubeil, Stadthagen, Brühl, KautSky, OttilieBaader. Die letztere wurde in der Stichwahl gegen RosaLuxemburg gewählt.Der Vorsitzende Genosse Ernst schloß die Versammlung miteinem Hinweis auf die Ideale des kämpfenden Proletariats, zuderen Verwirklichung der internationale Kongreß beitragen werde.5. Nerttiuidstag der freien Gast- und Schau Wirte.Hannover-Linden, t. Juli 1010.Am fünften BerhandluugStagwird zunächst kurz über die Berbandspresse debatttert. ES kann fest-gestellt werden, daß dem„Freien Gastwirt* kein anderes Gastwirteorgan an die Seite zu stellen ist.Darauf referiert Giermann- Nürnberg über dasEinkanfs- und Produktivgenossenschaftsweseu im Berdande.Die fortgesetzt wachsenden Lasten und die geringe Möglichkeit,fie wieder abzuwälzen, zwingen den Gastwirt, nach Verbilligung desEinkaufs zu streben. Gelegenheit hierzu bieten die Einkaufsvereini-gungen und die Genossenschaften. Allerdings haben diese, Wohl vorallem wegen der Abhängigkeit der Wirte von den Lieferanten, nurgeringen Umfang gewonnen. Wo aber solche bestehen, sind ganzgute Erfolge erzielt worden. Die Konsumvereine sind überall zuunterstützen. Sie bieten uns viele Vorteile und gerade durch starkeBeteiligung der Gastwirte werden Genossenschaftsfleischereien außer-ordentlich gekräftigt, weil die Gastwirte auch die Fleischprodukteverwenden können, die im Arbeiterhaushalt nicht gebraucht werden.für den Genossenschaftsgedanken müssen wir überall eine regegitation entfalten. Nicht nur unseren Mitgliedern, sondern demVerbände selbst wird das zugute kommen.(Lebhafter Beifall.)Die Debatte ist recht lebhaft. Die Delegierten legen dar. welcheErfahrungen sie mit ihren Einkaufsvereinigungen und Genossen-schaften gemacht haben, sie sind in der Hauptsache sehr günstig. ESwird empfohlen, lose Einkaufsvereinigungen, keine EinkaufSgenossewfchaften zu gründen, damit auch den ärmeren Kollegen ihre Vorteilezugeführt werden können. In bestehende Genossenschaften biirger-licher Gastwirte sollen die Kollegen möglich einzudringen versuchen.um den dort herrschenden kapitalistischen Geist zu bekämpfen. Es istnämlich verschiedentlich vorgekommen, daß die Genosienschaftsbrauereien der Gastwirte beim Bierkrieg gemeinsame Sache mit denübrigen Brauereien machten und den känipfenden Gastwirten in denRücken fielen, statt ihnen eine Waffe zu sein. Bei der Gründungvon Genossenfchafien soll die größte Vorsicht herrschen, um ein Fiaskozu vermeiden. Folgende Resolution wird angenommen:Der am 27. Juni bis 1. Juli 1010 in Hannover- Lindentagende Verbandstag der freien Gast« und Schankwirte erklärtauch auf seinem diesjährigen VerbandStag, überall, wo Genossen�schaftsbestrebungen und Genossenschaftsunternehmungsn vorhandenkleines f euilkton.Schiaparelli t* Der italienische Astronom Schiaparelli, dessenErkrankung wir bereits meldeten, ist 7ö Jahre alt in Mailandgestorben. Sein Name war gerade in jüngster Zeit wieder anläßlichder Erdnähe des Planeten Mars im Munde aller Astronomen.Handelt es sich doch gegenwärtig um die Entscheidung darüber, obdaS, was Schiaparelli in seinen bahnbrechenden Untersuchungen überdie Notation und die Topographie des Mars vor mehreren Jahr-zehnten unumstößlich festgestellt zu haben schien, nämlich die Existenzder berühmten Marskanäle, auf Wirklichkeit oder Täuschung beruhe,ob wir mithin'ein Recht haben, an dem Dasein von Marsbewohnernals Erbauern solcher Riesenkanalanlagen festzuhalten oder nicht.Wenn auch, wie es wahrscheinlich ist. die Entscheidung zu Ungunstender Kanäle und ihrer problematischen Schöpser ausfallen wird, sokann das dem bleibenden Werte deS auf zwanzigjährigen Beobachtungen beruhenden großen Marswerkes Schiaparellis keinen Abbruchtun. Der Anstoß, den es der Marsforschung gegeben, wird bis inferne Zukunft fühlbar sein. Schon vor dem Beginn seiner Mars-beobachlungen hatte der junge Astronom, der seine Bildung nebendem heimifche» Turin den Sternwarten zu Berlin und Pulkowaverdankte und schon mit 27 Jahren(1362) Direktor der Sternwartezu Mailand wurde, sich durch einen Band„Bemerkungen undReflexionen über die Theorie der Sternschnuppen* einen Namengemacht. Er wies darin nach, daß offenbar manche Kometenan dem Auftreten gewisser periodischer Sternschnuppenfälle be-teiligt sind, und daß vor allem der August- oder Laurentiusschwarmin engster Beziehung zu dem Kometen 1862 III stehen müsse.Die Forschung hat diese Annahme bestätigt, und heute ist eS unsein ganz geläufiger Gedanke, daß die großen Sternschnuppen-ströme ihr Dasein der Zersplitterung bestimmter Kometen verdanken,deren Bestandteile durch die Anziehungskraft der Erde aus ihrerBabn gelenkt, die oberen Schichten der Atmosphäre durchqueren undhif« Glühen geratend das prächtige Bild der Sternschnuppen ge-i*"aien. Von wetteren wissenschaftlichen Arbeiten und Erfolgen desunermüdlichen Forschers ist die Entdeckung eines kleinen Planeten,Hesperia, die Feststellung der Rotationsdauer des Merkur und derVenus— letztere nicht unanfechtbar— sowie eine Reihe sehr müh-samer und genauer Messungen an Doppelsternen zu nennen. Dieletzteren Arbeiten sowie seine Untersuchungen über mannigfacheThemata aus der historischen Astronomie, die ihn bis in seinen Ruhe-stand begleiteten, werden nur vom Fachmann recht nach Verdienstgewürdigt werden können.Hoftheater und Staatstheater. Ferd. AvenariuS schreibt imersten Juliheft des„Kunstworts*:„Die Krone ist verpflichtet, dieHoftheater zu unterhalten, wofür sie das nötige Geld mit der Zivil-ltfte erhält— das ist die Auffassung, die auch bei der Debatte umsind, dieselben kräftigst zu unterstützen, um ihre EntWickelung undihren Ausbau zu fördern. Der Verbandstag erklärt, daß an allenOrten, wo die Möglichkeit gegeben ist, durch gemeinsamen Waren-bezug wesentliche Vorteile für die Mitglieder zu erzielen, der-artige Warenbezugsvereinigungen zu bilden sind, die sich aber nurauf dem Boden des persönlichen Barbezugs bewegen dürfen. Beiallen Gründungen von Einkaufs- und Brauereigenossenschaftenmuß das Gutachten laut des Protokollbeschlusses vom GeraerVerbandstag eingeholt werden.Bei Punkt: Statutenänderung wird folgender Beschluß gefaßt:„Um bei Erteilung vqn Rechtsschutz den Mitgliedern soweitwie möglich entgegen zu kommen, beschließt der Verbandstag, denHauptvorstand anzuweisen:Rechtsstreitigkeiten, auch solche privater Natur, wenn dieselbenohne Verschulden des Mitgliedes und aus dem Gewerbebetriebentstanden, sind von Fall zu Fall zu prüfen und wo notwendig,der nachgesuchte Rechtsschutz zu erteilen.Der Hauptvorstaud wird ermächtigt, da, wo sich die Not-wendigkeit erweist, den Verwaltungsstellen von über 116 Mit-gliedern die Selbständigkeit der Nechtsschutzerleichterung zu über-tragen.Durch diese Neuerung und die Erhöhung der Rechtsanwalts-gebühren, vor allem aber durch die wachsenden Quoten für dieSterbeunterstützung werden sich die Ausgaben des Verbandes be-deutend steigern. Deshalb macht sich die Erhöhung des Monats-beitrages von 1,66 auf 2 M. notwendig, die mit 39 gegen 10 Stimmenbeschlossen wird.Der VerbandStag nimmt darauf folgende Resolution gegen dieBerliner Lustbarkeitssteuereinstimmig an:Durch die im Jahre 1000 im Deutschen Reichstag beschlosseneReichsfinanzreform wird das Gastwirtsgewerbe im ganzen Reicheschwer geschädigt. Infolgedessen sind viele Existenzen ruiniertworden. Eine weitere wesentliche Belastung wurde dem Gastwirts-gewerbe durch die im Jahre 1900 vom preußischen Landtage be-schlossene Stempelsteuer zugefügt. Ungeachtet dieser enormenBedrückung plant zurzeit der Magistrat in Berlin die Ein-führung einer Lustbarkeitssteuer. Diese geplante Lustbarkeits-steuer ist geeignet, im Wirtegewerbe m Berlin furchtbareWirkungen zu erzeugen. Das gesamte Wirtsgewerbe in Berlin,welches 70 000 Personen umfaßt, wird in Mitleidenschaft ge-zogen werden, viele Wirte werden ihre Existenz verlieren und An-gestellte brotlos werden. Kunst-, Bilduugs- und Unterhaltungs-bestrebungen werden bei Annahme der Lustbarkeitssteuer in ihrerEntWickelung gehemmt, teilweise sogar erdrosselt werden.Angesichts dieser Tatsachen erhebt der 6. VerbandStag desVerbandes der freien Gast- und Schankwirte Deutschlands in derSitzung vom 1. Juli 1010 zu Linden den entschiedensten Protestgegen diese gemeinschädliche und kulturfeindliche Lustbarkeitssteuerund spricht die bestimmte Erwartung aus, daß die Stadtverordneten-Versammlung die Vorlage ablehnt.Zum VerbandSdorsitzenden wird dann L i t f i n- Berlin,zum Vorsitzenden des Ausschusses Gericke- Hamburgwiedergewählt.Der nächste VerbandStag soll 1011 in Halle abgehalten werden.Nach einer kurzen Ansprache schließt Litfin den VerbandStagmit einem Hoch auf den Verband und die sozialdemokratische Partei.Nacht geht vor(Recht.Die Neue Maschinenbauerkrankenkasse in Berlin tourde bereitsvor dem Inkrafttreten des Krankenversicherungsgesetzes von 67 ver-schiedenen Firmen gegründet. Nach dem Gesetz konnte die Kasseunter bestimmten Bedingungen fortbestehen, die von der Kasseerfüllt sind. Nach den Statuten darf ein Betrieb aus dieser Kassenur mit Zustimmung von der Generalversammlung austreten.Entgegen dem Millen und den Statuten der Kasse und somit ent-gegen den Gesetzen gestattete seinerzeit der Oberpräsident der All-gemeinen Elektrizitätsgesellschast, deren Betrieb zur Kasse gehörte,daß sie sich eine eigene Betriebskrankenkasse gründete. Der Handels.minister verwarf die Beschwerde der Kasse, ungeachtet der großenErregung, die durch das von ihnen gesetzwidrige Vorgehen unterden Arbeitern und kleinen Betriebsunternehmern entstanden war.Die Neue Maschinenbauerkrankenkasse mußte an die A. E.-G. bezw.ihre Betriebslasse über eine Biertelmillion Mark zahlen. EineAnfechtung im Verwaltungsstreitverfahren ist nicht möglich undeine Entscheidung des höchsten Verwaltungsgerichts über die Rechtsfrage konnte auch auf einem Umwege nicht erreicht werden.Die Bereinigten Siemcnswerke folgten dem Beispiel derA. E.-G. der Oberpräsident und der Minister ordneten an. daß auchdie Siemenswerke aus der Neuen Maschinenbauerkrankenkasse aus«die Erhöhung der königlichen ZiviUiste in Preußen als ganz selbst-verständlich angenommen war. Soweit wir aus den Berichten sehenkönnen, hat kein einziger Redner irgend einer Partei ihr widersprochen.Auch in der Vorlage oer Regierung kam sie als etwas zum Ausdruck,das fest steht wie ein Axiom. Und doch bedeutet gerade diese Voraussetzungbei näherem Hinsehen ein AusnahmeverhälMiS. Unsere künstlerischenund wissenschaftlichen Anstalten, sonst auch die„königlichen*, sindlängst Staatsanstalten geworden, nur die größten Bühnen find noch,wie zu absolutistischen Zeiten, höfische Institute.Wie lange soll daS noch so bleiben?Die ehemaligen fürstlichen.Kunstkammern',„Raritätenkabinette' usw. haben sich längst zu Sammlungen entwickelt, dieFachmänner ausschließlich nach sachlichen Grundsätzen zu verwaltenhaben, nach wissenschaftlichen oder nach künstlerischen. Genau sokönnten unsere Haupttheater verwaltet werden: als Anstalten derKunst, die durch Dotation auf allgemeine Kosten in die Lage versetztwären, ohne Rücksicht auf die geschäftliche Konkurrenz, auf RePräsentationszwecke, überhaupt auf irgendwelche Aufgaben vonaußerhalb der Sache her allein der dramattschen Dichtung und derBühnenkunst zu dienen. Es ist kein innerer Grund ersichtlich, derdem widerspräche, außer dem Gesetze der Trägheit.Eben dieses zeigt fich allerdings darin, daß man die Verquickungder Haupttheaterunterhaltung mit der Zivilliste auch dieses Malwieder als natürlich Gegebenes hinnahm, noch in voller Kraft wirksam.Wer die Forderungen der Zukunft sieht, den darf dos nicht entmutigen,den mutz eS anfeuern. Wenn jetzt schon ein Hof wie der englischeohne Hoftheater auskommt, könnenS die andern auch."Es ist ja erfteulich, daß auch bürgerliche Kunstfreunde zu derAnsicht kommen, daß eS mit dem königlich preußischen Hoftheaterso nicht weitergeht. Aber AvenariuS irrt, wenn er annimmt, daß vonkeiner Seite im Abgeordnetenhause gegen den bisherigen Zustand derDinge Protest erhoben worden ist. Unsere Vertreter haben wiederholtund auch in der Debatte über die letzte Lohnerhöhung die absolutistischeTheatertvirtschaft bekämpft.Wie die Tiere sehen. Bei kleineren Tieren ist es zuweilenaußerordentlich schwer festzustellen, ob sie überhaupt Augen besitzenoder welche Dienste diese ihnen zu leisten vermögen. Sehr ein-gehende Versuche mit manchen neuen Erfolgen hat Dr. Heßangestellt und vor der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft inWürzburg geschildert. Es kam ihm namentlich darauf an,die Empfindlichkeit der Tiere für verschiedene Teile desSonnenspektrums zu ermitteln. Nach seiner Angabe sind zumBeispiel die Fische durchaus farbenblind, da alle Farben desSpektrums ohne Unterschied auf sie wirken. Die Amphibiendagegen scheinen Augen zu besitzen, die einen ebenso ausgeprägtenFarbensinn haben wie das normale Auge des Menschen. Reptilienund Vögel wiedermn scheinen nach der roten Seite deS Spektrumshin einen guten Farbensinn zu haben» dagegen nach der blauenscheiden und eine eigene Fabrikkrankenkasse bilden. Alle Protesteder Kasse und ihre Berufungen auf das Gesetz und das StatutIvaren vergeblich. Der Oberpräsident veranlaßte bann den Magi-strat, eine Vermögensteilung gemäߧ 67a des Krankenversicherungsgesetzes vorzunehmen. Der Magistrat verfügte dann auch„als Aufsichtsbehörde", die Neue Maschinenbauerkrankenkasse solle430103,31 Mark an die Betriebskrankentasse der VereinigtenSiemcnswcrkc herauszahlen. Der Vorstand lehnt'e vieS als gesetz-und statutenwidrig ab. Darauf überführte der Magistrat die ge-waltige Summe einfach aus dem Eigentum der Neuen Maschinen-bauerkrankenkasse in das der Betriebskrankenkasse der Siemens«werke.Die Neue Maschinenbauerkrankenkaffe machte von der durchdie Gesetzesnovelle von 1903 gegebenen Befugnis Gebrauch, wonachdas Verwaltungsstreitverfahren gegen Anordnungen der Aufsichts-behörde zulässig ist. Sie klagte beim Bezirksausschutz auf Aaf-Hebung der Verfügung des Magistrats, welche die Herausgabe von439 103,31 Mark verlangte. Die Klage stützte sich darauf, daß dervom Oberpräsidenken und Minister gebilligte Austritt aus derKasse gegen das Statut und das Gesetz angeordnet sei. Der klareWortlaut, die Entstehungsgeschichte und der Zweck des§ 67a desKrankeirversicherungsgesetzes ergäbe entgegen einer reichsgericht-lichen Entscheidung, daß von einer analogen Anwendung des Para-graphen auf die Maschinenbauerkrankenkasse keine Rede sein könne.§ 67a könne nicht auf Gebilde bezogen werden, wie eines die NeueMaschinenbauerkrankenkasse sei. Worauf er sich nur beziehe, ergebesein Absatz 1, welcher bestimme:„Geht von mehreren BetriÄeneines Unternehmers, für welche eine gemeinsame Betriebs-(Fabrik-) Krankenkasse oesteht, einer in den Besitz eines anderenUnternehmers über, so scheiden die in diesem Betriebe beschäftigtenPersonen auf den Antrag eines der beteiligten Unternehmer aus derKasse aus." Das sei ganz etwas anderes, wie der vorliegendeFall.— Selbst wenn man aber annehmen wolle, der Oberpräsidentkönne auch einen der Betriebe, die zu der Neuen Maschinenbauer-krankenkasse gehören, gestatten, eine eigene Fabrikkrankenkaffe zugründen, so scheitere dies hier an dem vom Oberverwaltungsgerichtständig gebilligten Grundsatz, ohne den eine geordnete Krankender-sicherung überhaupt nicht möglich sei: daß nämlich beim Wider-spruch der Statuten zweier Kassen das Statut der älteren dem derneueren vorgehe. Unzweifelhaft zählt aber das Statut der NeuenMaschinenbauerkrankenkasse noch heute die Vereinigten Siemens-werke als ihre Mitglieder auf. Das Vorgehen der Behörden bedeuteauch einen gröblichen Verstoß gegen die elementarsten Rechtsgrund-sätze, denn es setze geradezu eine Prämie, und zwar eine immensePrämie zugnnstcn eines Vertragsbruchs fest. Hinzutrete endlich,daß die Vereinigten Siemenswerke mehreren Firmen gehören, eineFabrikkrankenkasse aber, abgesehen von den älteren durch dasKrankenversicherungsgesetz noch zugelassenen Gebilden, nur füreine Firma errichtet werden dürfe.Der Bezirksausschuß entschied am 5. Oktober 1900, daß dieVerfügung des Magistrats aufzuheben und das Ueberweisungs-ersuchen des Magistrats an die Seehandlung(betreffend die lieber-nähme der strittigen Summe auf das Depot der Siemenskasse) fürunzulässig zu erklären sei. Die Kosten wurden dem Magistratauferlegt. In den Gründen hieß es:„Die grundlegende Verfügungsei die am 17. Dezember 1998 ergangene, welche aufgab, den Betragan die andere Kasse abzuführen. Diese Anordnung stütze sich, wennauÄ nicht ausdrücklich, auf den Erlaß deS Oberpräsidenten, welcherwieder auf§ 67a des Gesetzes verweise. Aus der Verfügung gehenicht herbor, daß der Magistrat lediglich als Uebermittler der An«ordnung der höheren Verwaltungsbehörde an die Kasse fungierenwolle. Das sei auch um deswillen ausgeschlossen gewesen, weil diehöhere Verwaltungsbehörde in ihrem Erlaß den zu ÜberweisemdenBetrag nicht festgesetzt habe. Bezüglich der Vermögensteilung be-schränke sich der Erlaß nur auf Zitate aus§ 67a und darauf, aufdessen Beachtung hinzuweisen. Eine Vermögensteilung erfordereaber schon ziffernmäßige Angaben. Es liege deshalb eine selb-ständige Anordnung des beklagten Magistrats vor, wenn eit in seinerVerfügung das Gesamtvermögen und den Ueberweisungsbetrag fest-setze. Es müsse aber verneint werden, daß der Magistrat au?eigenem Recht dazu befugt war. Es könne dahingestellt bleiben, ob§ 67a hier überhaupt Platz greife. Jedenfalls gehe aus dem Wort-laut des§ 67a hervor, daß die höhere Verwaltungsbehörde selbstdie Teilung vorzunehmen und den zu überweisenden Teil des Ver»mögens festzusetzen habe. Aus eigenem Recht habe deshalb derMagistrat die Teilung nicht vornehmen können, aber auch nicht auSeinem übertragenen. Ein Recht zur Uebertragung jenes RechtSder höheren Verwaltungsbehörde sei nicht gegeben. Die Verfügungdes Magistrats erscheine deshalb unzulässig. DaS gleiche Schicksaltreffe auch das Ersuchen des Magistrats an die Seehandlung."Allein, wenn auch naturgemäß die Folge der Aufhebung derVerfügung des Magistrats die RückÜbertragung des überwiesene»Seite des Spektrums hin einen geringeren. Schildkrötenkönnen noch bis zum Blaugrün sehen, Hühner nur noch biszum Grün. Das Affenauge entspricht dem Meuschenauge im Farben-sinn. Diese Verhälwisse des Auges sind selbstverständlich vongroßer Bedeutung filr die Ernährung der einzelnen Tiere, weil siewahrscheinlich solche Pflanzenteile oder Tiere nicht zur Nahrung wählenkönnen, die mit einer von ihnen nicht wahrgenommenen Färbungbegabt sind. Von den noch kleineren Tieren scheinen die Insektendurchweg eine Vorliebe für die hellgrüne Farbe zu besitzen, alsofür diese am meisten empfindlich zu sein. Zwei von Dr. Heß untersuchteim Meere lebende Krebsarten verhielten sich im Sehen ähnlich wiedie Fische. Im allgemeinen scheinen für die niederen Tiere über-Haupt die gelben und grünen Färbungen am wirksamsten zu fem,die rötlichsten am wenigsten._Notizen.— K ü n st ch r o n i k. Wilhelm Leibis intimster Freund, derbayerische Landschafter Johann Sperl, vollendet imNovember sein siebzigstes Jahr. Ihm zu Ehren wird im Salonvon Paul Cassierer eine Ausstellung veranstaltet werden, die einBild seines Schaffens gibt.— Wechsel in der Leitung der Wiener Hofoper.telix Weingartner hat ans bisher unbekannten Gründen seinetellung an der Wiener Hofoper gekündigt. Wie die Wiener„N. Fr. Pr.* erfährt, sind Verhandlungen mit dem Berliner Hof-kapellmeister Muck zur Uebernahme der Direktion eingeleitet.— Ein seltenes Jubiläum. Am Montag beging Prof.Adolf B a e y e r, der berühmte Chemiker der M ii n ch e n e r Uni-versität, das 60jährige Jubiläum als Universitätslehrer. Baeyerwurde 1838 in Berlin geboren und begann hier auch im Jahre 1860seine akademische Laufbahn. Seit 1876 wirkt er als NachfolgerLiebigs in München. Aus seinem in der ganzen Welt bekanntenLaboratorium sind viele der Chemiker hervorgegangen, die im Dienstedes Kapitals die moderne chemische Industrie haben begründen helfen.Die hervorragendsten Leistungen Baeyers liegen auf dem Gebieteder Chemie der Farbstoffe. Bekannt wurde besonders der roteEosinfarbstoff, den er zuerst herstellte. Epochemachend und auch vongroßer wirtschaftlicher Bedeutung— ein wichtiger agrarischer Pro-duktionSprozeß Indiens wurde dadurch brachgelegt— war die künstliche(synthetische) Herstellung deS Jndiaoblaus. Die Förderung, dieBaeyer und seine Schüler der chemischen Technik haben angedeihenlassen. Ivürde in ganz anderer Weise zutage treten, wenn sie in denDienst der Allgemeinheit statt in den kapitalistischer Unternehmungenhätten treten können.— Die Internationale Hhgieneausstellung.auf der auch Deutschland vertreten ist. ist in Buenos Aireseröffnet worden,."''f