Ar. 155. 27. Jahrgang.1. Irilnje te Jotmätte" KttlimWw-ch. 6. Inn imßernfsitatlitik.Von den 61,7 Millionen der Reichsbevölkerung lebten nach derZählung am 12. Juni 1907 11792 919 Personen oder 19,11 Proz.in den 42 Großstädten des Reiches. Von der Großstadtbevölke-rung sind 3 283 137 oder 27,84 Proz. Kinder unter 14 Jahren, imAlter von 14 bis 30 standen 32,15 Proz.(3 791317); 34,22 Proz.(4 034 476) waren 30 bis 60 und 5,79 Proz.< 683 033) 60 Jahre unddarüber alt.(56 Personen unbekannten Alters sind ausgeführt,das sind 0,00 Proz.) Die Altersklassen, welche die Jahre dereigentlichen Erwerbsfähigteit umfassen, sind bei der Großstadt-bevölkerung stärker besetzt als bei der übrigen nichtgroßstädtischenBevölkerung eine Folge der Zuwanderung. Zum Vergleich sei hierdie Verteilung der Gesamtbevölkerung der übrigen nichtgrotzstädti-schen Gemeinden auf die entsprechenden 4 Altersklassen gegeben;der Zahl nach Proz. �Atädteunter 14 Jahren. 16 885 499 33.82 27,8414—30. 13 584 623 27,21 32,1530—60. 15 445 089 30,93 34.2260 und darüber 4 008 351 8,03 6,79unbekannt...._ 4 948_ 0,01_ 0,00insgesamt.... 49 928 510 100,00 100,00Sowohl unter den Erwerbstätigen als auch den Angehörigenohne eigenen Hauptberuf zeigt sich das gleiche Verhältnis einesgeringeren Anteils der Kinder und der Alten und einer höherenBesetzung der mittleren Altersstufen in den Großstädten gegenüberdem Reichsdurchschnitt. Unter den Erwerbstätigen der Großstädtefind 0,24 Proz. Kinder unter 14 Jahren und 4,29 Proz. 60 Jahreund darüber, in den übrigen Gemeinden ist der Verhältnisanteilder Kinder 1,31 und der Alten 7,76 von der Gesamtzahl der Er-werbstätigen. Das gleiche Bild geben die Verhältniszahlen derAngehörigen. Von 100 Angehörigen in den Großstädten sind 56,02Kinder. 16,99: 14—30 Jahre alt. 24.00: 30—60 Jahre alt und 2,99älter, während von den Angehörigen im übrigen Reichsgebiet« 66,24auf Kinder, 11,98 auf 14— 30jährige, 17,80 auf 30— 60 Jähre alteund 3,98 Proz. auf über 60jährige entfallen. Die vier Bevölke-rungsgruppen, die sich nach ihrer Beziehung zum Hauptberufe bil-den, verteilen sich nämlich nach dem Alter in folgender Weise:GroßstadtbevölkerungErwerbstätige unter 14 14 bis 30 30 bis 60 S(A-E)...... 12101 2 400 161 2366 737 218 526 38Dienende(bei derHerrschaft).... 2 318 326 777 63 114 6 152 1Berufslose Selb-ständige..... 72 417 24 863 240 501 293 79« 7Angehörige ohneHauptberuf... 3 196 301 969 61« 1 369 124 170 659 10Uebrige Bevölkerungunter 14 14—30 30—60 60 u. dar. unbek.Erwerbstätige 284 635 9 661 166 10 210 535 1 696 666 2784Dienende. 26 955 710 069 107 923 17 406 40BerufsloseSelbständige 334 013 286 969 762 036 1 319 911 1480Angehörige.. 16 239 346 2 937 429 4 364 695 976 369«80Die Betrachtung der Anteile der Altersstufen an der Zahl derErwerbstätigen der einzelnen Berufsabteilungen in den Groß-städten gegenüber denen in den übrigen Gemeinden gestaltet sichebenso wie die Verteilung für die Erwerbstätigen A— E insgesamt(eine Ausnahme macht allein die Altersstufe 16—30 bei der Berufs-abteilung v). Der Zahl nach verteilen sich die Erwerbstätigen derAltersklassen auf die Berufsabteilungen wie folgt:Berufs« unter 16 16—30 30—60 50—70 70 u. dar. unbek.Abteilung in den Großstädten:A>) 9 870 26 892 25 063 14 738 1 593—B2) 138 907 1 281109 1 059 795 310 638 16 757 14C3) 62 027 559 054 672 450 189 467 11 115 16v«) 8 536 68 471 79 225 44 872 2 886 1E6) 5 163 269 227 180 817 58 949 3 898 7in den übrigen Gemeinden im Reich:A') 882058 3 251 536 3 299 994 2121496 256 261 750B2) 561 874 3 630 837 3 142 203 1039 853 74 956 811C) 76 575 718 216 904 809 361 404 31 614 879D4) 19 970 94 632 86 337 69 969 6 756 40E5) 18 282 682 871 364 369 143 002 13 677 268>) Land- und Forstwirtschaft,') Industrie und Bergbau,'} Handel und Verkehr, 4) Lohnarbeit wechselnder Art oder persön-liche Dienstleistung nickst bei der Herrschaft lebender Personen,«) Oeffentlicher Dienst und freie Berufe.kleines feuilleton.In den Ruincnstätte« der Mayaknltur. In unerforschten Ge«bieten Vukatons, die nur selten des Weißen Fuß betritt, liegendie Denkmäler einer gewaltigen Kultur, die vor der Eroberung vonZentralamerika durch die Spanier von den Maya hier entwickeltwurde und in der Fülle ihrer gewaltigen Bauten selbst die alt-mexikanische Kultur in den Schatten stellt. Diese im dichten Waldbegrabenen Monumente hat ein amerikanischer ForschungsreisenderF. I. Tabor Frost aufgesucht und erzählt im..Wide World Magazine"von seinen Entdeckungen, die er zunächst in der RuinenstadtChichen Jtza machte. Die große Pyramide von Chichen Jtza trägtans ihrer abgeplatteten Spitze die Trümmer eines kolossalenTempels, der sich dereinst in seiner Pracht in einerHöhe von 120 Fuß in die Lüfte streckte. Auf Treppenvon je 120 Stufen kann man von allen vier Seiten aus hinauf-steigen und die Räume des Tempels betrachten, an deren Türpfostendie in den Stein gehauenen Gestalten der Priester noch heute sofeierlich grausig stehen, wie damals, als die Maya ihre fürchterlichenOpferfeste feierten. Nur der östliche Raum hat dicke Pfeiler, die inder Gestalt vielfach geringelter Schlangen emporstreben. Von einergewaltigen naturalistischen Kraft sind die Formen dieser hinauf-züngelnden Ungeheuer, in deren Augenhöhlen noch heute unheimlichdie Spuren grüner Steine leuchten. Darf man der Kunde glauben,die von den blutigen Neligionszeremonien der Maya zuuns gedrungen ist, dann haben emst in diesen Mauern die Priester-berrscher der Jtzas die noch zuckenden Herzen ihrer heiligen Opferzerrissen, nachdem sie ihnen vorher mit ihren Feuersteinmessern beilebendigem Leibe die Brust geöffnet. Die noch klopfenden Herzenwurden dann in diesem Allerheiligsten zu Ehren der Göttin Sonneverbrannt, während die toten Körper die Steintreppen der PyramideHerabrollren zu der andächtig versammelten Menge, die dannaus diesen Opfern ihre. Mahlzeit bereitete. Nicht weit vondiesem Temgelbau des Sonnengottes befindet sich nnter denRuinen von Chichen Jtza ein anderer Schauplatz entsetzlicher Riten,ein Teich, der als ein Bassin von hundert Fuß Tiefe und 600 FußUmfang ausgeniauert ist. Es war der Ort� an dem der Regengoltvon den Maya verehrt wurde: auch er mußte durch furchtbare Opferversöhnt werden, und die Knochen dieser Opfer sind von Tabor Frostzahlreich auf dem Grunde des BaffinS aufgefunden. Es erwies sich,daß es ausnahmslos die Gebeine von jungen Mädchen im Alter von12— 16 Jahren waren. Sie wurden wahrscheinlich von den Priestern,nachdem in einem kleinen Gebäude in der Nähe des Teiches barba-rische Zeremonien vorgenommen waren, in den todbringenden Pfuhlhinabgestürzt. Im Südwesten von der Tempelpyramide befinden sichdie Trümmer einer mächtigen Anlage, von der eine Mauer zum Teil»och steht und die augenscheinlich einen sehr großen Hof bildete.Wie von der Gesamtzahl der im Reiche gezählten Erwerbs-tätigen der beiden Berufsabteilungen C und D die in der Groß-stadt lebenden, im Handel und Verkehr erwerbend Tätigen etwasüber ein Drittel und die mit Lohnarbeit wechselnder Art sich Er-nährenden sogar nahezu die Hälfte aller im Reiche betragen, so istauch der Anteil jeder der einzelnen Altersklassen der großstädtischenErwerbstätigen dieser beiden Berussabteilungen am größten, denDurchschnitt des Anteils der Großstädter an der Rcichsbevölkerungam weitesten übersteigend. Den Höchstanteil von 47,85 Proz. allerErwerbstätigen der gleichen Berufsabtcilung und der gleichenAlterstufe erreichen die 30— bvjährigen Lohnarbeiter Uvechseln-der Art(D) in der. Großstadt und unter den Erwerbs-tätigen des Handels die großstädtischen E-Personen derAltersklasse 16— 30(mit 43,77). Unter den 50— 70jährigenPersonen der Abteilung V entfallen 42,80 der im Reiche ge-zählten auf die Großstadt. Die entsprechend« Zahl für die 16— 30Jahre alten großstädtischen Lohnarbeiter(wechselnder Art und per-sönlicher Dienstleistung) stellt sich auf 41,98 Proz. und für die inder Großstadt gezählten Jugendlichen, die im Handel beschäftigtsind, auf 40,46. Die 30— 50jährigen und die 50— 70 Jahre altengroßstädtischen im Handel Berufstätigen überragen auch noch denDurchschnitt weitaus, die Großstädter unter ihnen machen 38,75bezw. 34,39 Proz. der im Reiche ermittelten gleichaltrigen Berufs-genossen aus.Von der Gesamtbevölkerung der Großstädte sind 6,875 Millio-nen ledig, 4,261 Millionen verheiratet(oder getrennt lebend') und656 050 verwitwet oder gerichtlich geschieden. Diese Zahlen ver-teilen sich auf die Bevölkerungsgruppen in folgender Weise:"ledig verheiratet verwitwetErwerbstätige(A— E) 2 461 226 2 248 353 272 984Dienende bei der Herrschaft 388 509 3 887 9 966Berufslose Selbständige 245 962 155 597 300 025Angehörige ohne Hauptberuf 3 779 341 1 853 094 573 075Während bei den Erwerbstätigen der Anteil der Verheiratetenin den Großstädten geringer ist als im Reich im ganzen, sind unterden Angehörigen in den Großstädten 32,5 Proz. verheiratet, imReiche dagegen ein geringerer Verhältnissatz, nämlich 26,1.In den 42 Großstädten des Reiches sind 8,39 Millionen evan-gelisch, 3,04 Millionen der Gesamtbevölkerung katholisch und 269 827jüdisch. Im Reich insgesamt sind 38,37 Millionen Evangelische ge-zählt worden, die Katholiken sind mit 22,54 Millionen in der Ge-samtbevölkerung vertreten und insgesamt sind 566 999 Israelitenermittelt, so daß also nahezu die Hälfte aller Juden in den Groß-städten lebt._Hus der Partei.Die sozialistische Einigkeit in England.- Man schreibt uns aus London vom 2. Juli: Mit demHerannahen des Internationalen Kongresses in Kopenhagen trittdie Frage der sozialistischen Einigkeit in England wieder stärkerin den Vordergrund. Die sozialistische Bewegung in England be-findet sich noch immer in einem Zustand der schlimmsten Desorgani-sation. Die Zahl der selbständigen zumeist einander eifersüchtigbekämpfenden Organisationen nimmt eher zu als ab. Jede dieserOrganisationen zeichnet eine sektenhafte Unduldsamkeit gegenüberden Grundsätzen und Methoden aller übrigen aus. In Wirklichkeitsind die Unterschiede weder zahlreich noch tiefgreifend, aber sie wer-den von eifrigen Wortführern aller Parteischattierungen groteskübertrieben. Auch persönliche Gehässigkeit zwischen verschiedenenFührern ist nicht selten im Spiele. All dies erschwert in unnötigerMeise ein einheitliches Zusammenwirken und schwächt die Gesamt-bewegung innerlich und äußerlich. Es gibt in England unzweifel-Haft große Massen von sozialistisch denkenden oder fühlenden Per-sonen, die sich einer starken einigen sozialistischen Arbeiterparteiohne Zögern anschließen würden, aber von dem Schauspiel ein-ander bekämpfender und mißachtender Fraktionen abgeschreckt, derBewegung verloren bleiben.In der Praxis reduziert sich die Frage der sozialistischen Einig-keit in England auf die des Verhältnisses zwischen den beidengrößten sozialistischen Organisationen des Jnselreiches, der I. L. P.(Jndependent Labour Party— Unabhängige Arbeiterpartei) undder S. D. P.(Sozialdemokratische Partei). Die I. L. P. ist derparlamentarischen Arbeiterpartei angeschlossen, die S. D. P. da-gegen nicht.Gegenwärtig gehen die Anregungen zur Herstellung der soziali-stischen Einigkeit von der S. D. P. aus. Die letzte JahreskonferenzDas LieblingSspiel der alten Bewohner von Aukatan, ein Ballspiel,fand in diesem Hofe statt. Dies Ballspiel hatte bei den Mayaseinen religiösen Charakter; jeder Spielplatz war zugleich einTempel. Von der Spitze der großen Pyramide sieht man durch dendickten Urwald die Steinmassen zahlreicher anderer Gebäude heraus-leuchten.Der dänische Rattenkrieg. Die dänische Regierung veröffent-licht jetzt die Ergebnisse des großen Feldzuges gegen die Ratten,der mit dem Gesetz vom 22. März 1907 begonnen hat. Das Gesetzsieht für den Kopf jeder getöteten Ratte eine Prämie von 8 Oerevor. Vom 1. Juli 1907 bis zum 30. Juni 1908 sind in Dänemarknicht weniger als 1 375 479 Ratten getötet worden. Im folgendenJahre belief sich die Ziffer auf 1 094 223 Ratten. In zwei Jahrensind also rund 2zh Millionen der schädlichen Nagetiere vernichtetworden; der Staat hat insgesamt 307 000 Kronen an Prämienausgezahlt. Da eine Ratte täglich mehr als einen Pfennig an Wertzerstört, um sich zu ernähren, so ergibt sich für das Nationalvermögeneine Ersparnis von mehreren Dutzend Millionen Mark. Man hatden Schaden, den die Ratten in den Kulturstaaten anrichten, fürFrankreich jährlich auf rund 160 Millionen Frank berechnet, fürDeutschland auf 200 Millionen und für England gar auf 300 Mil-lionen allein für die Landdistrikte. Boraussichtlich werden andereStaaten durch den Erfolg in Dänemark veranlaßt, ähnliche Schutz-maßregeln gegen die Rattenplage einzuführen.Helden deS Durstes. Es ist schier unglaublich, waS mancheTiere, darunter auch große Vertreter der Säugetiere, an Ent-behrungen von Speise und Trank zu leisten vermögen. Manche Ge-schöpfe haben diese Tugend fteilich ein für allemal von der MutterNatur erhalten. Ein besonders berühmtes Beispiel für Hnnger-knnstler des Tierreiches sind die Schlangen. Weit merkwürdiger nochist aber wohl die Tatsache, daß Tiere von riesenhaftem Körperbau,die sonst an eine reichliche Versorgung mit Nahrung gewöhnt sind, inmanchen Gebieten auch unter höchst dürfligen Umständen zu lebenvermögen und sogar ihren ständigen Aufenthalt in solchen Gegendennehmen. Der Afrikareisende Stockley berichtet über Nashörner imSomali-Land, die lange Zeit ganz ohne Wasser auskommen, währendman sich das Rhinozeros doch gewöhnlich in Sümpfen hausend vor-stellt und dies Tier auch in großen zoologischen Gärten gewöhn-lich in einem Gehege sieht, das mit einem künstlichen Wassertümpelversehen ist. Der Reisende hat in einigen Teilen der LandschaftBur Dap Nashörner angetroffen, wo während der Trockenzeit übereine weite Fläche hin nicht die geringste Wasseransammlung vor-handen ist. Die Tiere müßten wenigstens 50 Kilometer wandern,che sie zu einem Trinkplatz kämen, und nur sehr selten machen siediese weilläusige Reise. Sie scheinen sich ganz daran gewöhnt zuhaben, sich mit der Feuchtigkeit zu begnügen, die in den Blätterneiner dort vorkommenden Aloepflanze aufgefpeichert ist. Auch dieLeisa- Antilope lebt in diesem Durstlande und macht ef ähnlichdieser Organisation, die zu Ostern in West Ham stattfand, nahnreine Resolution an, in der der Borstand beauftragt wird, demInternationalen Bureau eine Darstellung der von der S. D. P.gemachten Bemühungen zur Herstellung der sozialistischen Einigkeitvorzulegen, um dann die ganze Frage dem KopenhagenevKongreß zu unterbreiten und dessen Ansicht über den einzu-schlagenden Weg einzuholen.Die S. D. P. veröffentlicht jetzt, vermutlich in Ausführungdieser Resolution, eine Broschüre über die sozialistische Einigkeit,die aus Auszügen aus den Berichten früherer Kongresse derS. D. P., aus der Wiedergabe von Korrespondenzen zwischen derI. L. P. und der S. D. P. und einem kurzen Vorwort des Sekre-tärs der S. D. P., des Genossen H. W. Lee besteht. In der Ent-Wickelung dieser Streitfrage lassen sich zwei Perioden deutlichunterscheiden, die durch das Auftreten der Arbeiterparteivoneinander getrennt sind. Früher scheiterte die Einigung an derFrage, ob sie die Form der völligen Verschmelzung oder einerlojen Föderation der beiden Organisationen annehmen sollte.Die I. L. P. war zur Föderation als einem Schritt zur späterenVerschmelzung bereit, lehnte aber die unmittelbare Verschmelzungab. Die S. D. P. dagegen wollte sich nur zu einer sofortigen Ver-schmelzung, nicht aber zur Föderation verstehen.Seit dem Erstarken der Arbeiterpartei, der anfangs beide Or-ganisationen angehören, bis sich die S. D. P. im Jahre 1901zurückzog, nimmt die Frage eine neue Form an. Die S. D. P. hatseit dem Amsterdamer Internationalen Kongreß 1904, der einedie Einigung befürwortende Resolution angenommen hatte, sichverschiedentlich an die I. L. P. zur Besprechung dieser Frage ge-wandt. Die I. L. P. hat auf diese Annäherungsversuche regelmäßiggeantwortet, daß die sozialistische Einigkeit nur innerhalb derArbeiterpartei verwirklicht werden könne, mit anderenWorten, sie forderte die S. D. P. auf, sich der Arbeiterpartei an-zuschließen. Davon wollte jedoch die S. D. P. nichts hören, son-dern vertrat den Standpunkt, daß die Einigung bezw. Verschmel-zung der verschiedenen sozialistischen Organisationen mit derenBeziehungen zur Arbeiterpartei nichts zu tun habe.Dies ist auch die heutige Situation, und wenn der Kopen»Hagener Kongreß die Frage der sozialistischen Einigkeit inEngland zu behandeln haben wird, dann wird er eigentlich darüberseine Ansicht äußern müssen, ob die S. D. P. der Arbeiterparteibeitreten soll oder nicht.Ohne Zweifel kann der Internationale Kongreß sehr viel zurGesundung der englischen Parteiverhältnisse beitragen. Der letzteParteitag der S. D. P. hat unverkennbare Anzeichen dafür ge-liefert, daß die Mitglieder der langen Isolierung ihrer Organisationendlich satt zu werden beginnen, daß sie einen engeren Zusammenschluß an die organisierten Massen herbeisehnen. Hätte die Ar-beiterfraktion in den großen Kämpfen des letzten Jahres mehrEntschlossenheit, Selbstbewußtsein und Unabhängigkeit gezeigt, dannwäre der Anschluß der S. D. P. heute vielleicht schon eine voll-endete Tatsache. So wie sich die Haltung der Arbeiterpartei imParlament gestaltete, hätte sich die S. D. P. nur unter Uebev-Windung eines vielleicht nicht ganz unberechtigten Selbstgefühlszu diesem Schritte entschließen können. Sie wäre einem Anschlußnicht abgeneigt, aber sie fürchtet den Schein, als reumütige Büßerin,zu kommen. Es ist auch nicht zu leugnen, daß manche Führer derArbeiterpartei, durch ihre raschen äußeren Erfolge geblendet, nichtselten geneigt sind, die älteren sozialistischen Organisationen, dieschließlich doch die Grundlagen ihrer heutigen Machtstellung gelea.haben, ja gelegentlich auch die Bruderparteien anderer Länder,mit einer gewissen parvenumätzigen Ueberhebung zu beharoeln.Auf der anderen Seite begegnet fteilich auch die S. D. jä. demjungen Emporkömmling manchmal mit trotziger Undulffamkeit.All dies erschwert die Einigung des Sozialismus nnter Kr Flaggeder Arbeiterpartei, die auch wir als die in England auf die Dauereinzig mögliche betrachten.Aber was die englischen Fraktionen aus eigemr Kraft wichtvollbringen können, dazu könnte ihnen der InternationaleKongreß verhelfen, wenn er mit Vorsicht und Takt zu Werkegeht. Zu einem Anschluß der S. D. P. und der Arbeiterparteidie außer den ausgesprochen sozialistischen Organisationen nurnoch aus Gewerkschaften besteht, muß es früher oder später kommen.wie die Nashörner. Für den Genuß /der Aloe scheintfreilich ihr Gaumen nicht abgehärtet genug zu sein. Jedochhat sie gelernt, in einer kleinen Art von Kürbisten einen gewissenErsatz für Trinkwasser zu finden. Die Kudu-An tilope dagegen teiltsich mit dem Rhinozeros in den Tisch, der ihnei.i spärlich genug vonder Aloe gedeckt wird. Man sieht daraus, daß' die triviale Redens»art„der Mensch gewöhnt sich an alles" in gewisfl-r Hinsicht auch fürdie Tiere gilt und daß sogar ein Nashorn, das» sonst am liebstenbis am Hals im Wasser sieht, Heldentaten im Ertragen von Durstvollbringt, in dem es mit dem in dieser Beziehung berühmten Kamelin Wettbewerb tritt. �Notizen.— Die Fritz Reuter-Hnndertjahr-AuSste'llungim Künstlerhaus zu Berlin(Bellevucstr. 3) wird Dienstag,- den12. Juli, als am Todestage des Volksdichters, eröffnet. Lu\dcr«selben sind wertvolle und interessante Gegenstände von nah?wdfern zusammen gekommen.— Theaterchronik. Im Deutschen Theater wir*-dder Spielplan dieser Woche abgeändert. Mittwoch und Donnerstag �gelangt„lieber unsere Kraft" zur Aufführung. Freitag wird„DieReichstagswahl", ein politischer Schwank von Walter Turszhn«!:und Richard Wurmfeld gespielt.— Die hohe Schule der Hohenzollern. MSNaumburg wird der„Franks. Ztg.".berichtet: Im hiesigesiStadttheater fand die Uraufführung eines Schauspiels von Helenev. Monsengeil statt. Der auf dem Theaterzettel figurierende KönigFriedrich II von Preußen trat am Abend nicht auf, weil die Polizeiihm dazu die Erlaubnis nicht erteilt hatte, mit der Begründung.daß Angehörige deS Königshauses erst dann ans die Bühne gebrachtwerden dürfe», wenn das betreffende Stück am königl. Schauspiel-haus in Berlin aufgeführt worden sei.— Jetzt weiß man wenigste«».wozu das Schauspielhaus da ist.— Der Rompreis des 18 Jährigen. Der große ftan-zösische Rompreis für Musik ist diesmal einem 18jährigen Jüngling.Nosl Gallon, für seine Kantate„AciS und Galatea" zuge-sprachen worden. Die Jury, die ihm diesen Preis zuerkannte, setztesich aus den ersten französischen Musikern zusammen. Noch seltenhat sich sin Konservatorium ein Kandidat von solcher Jugend mitsolcher Einmütigkeit den höchsten Preis errungen.— Riesenpreise für Vogeleier. Die Eier deS großenAlk, der erst vor ungefähr 70 Jahren durch unsinnige Verfolgungenseitens der Menschen zum Aussterben gekommen ist, gelten als diegrößten Seltenheiten des Eiersammlers, und die Preise waren inden letzten Jahren bis aus 6000 M. und mehr pro Stück gestiegen.Neuerdings im» ist der Kurs dieser Kostbarkeit gesunken, denn aufeiner Auktion, die in London stattfand, wurden erheblich geringerePreise gezahlt.