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gekostet haben. Wohl aber ist daS Gut mit dem Inventar so viel wert. Ohne Zweifel bringt es auch eine Rente. Der Mißerfolg mit dem ersten Viehstapel aus Ostfries - land, den der Artikel besonders ins Feld führt, ist soweit er nicht ein mit der Pionierarbeit in den Kauf zu nehmender miß- lungener Versuch ist dem ersten Administrator zur Last zu legen, der auf eine akklimatisierte Stammherde hätte dringen müssen. Der zweite Administrator hat eine solche Herde beschafft, die geradezu glänzend ist. Wenn Forstmeister Krahmer nicht ein außerordentlich tüchtiger Mann wäre, würde er die im Artikel erwähnten Privatgeschäfte kaum betreiben können. Jedenfalls hat er sich in Wilhelmshos den Ruf eines hervorragenden Technikers der Moorkultur erworben. Die Kieler Nationalliberalen laffen jetzt in Abrede stellen, daß Verhandlungen zwischen der nationalliberalen Partei und dem Bund der Landwirte in Schleswig- Holstein schweben. Na, waS nicht ist, kann werden. Deutsch -bulgarischer Handelsvertrag. Die Vertragsverhandlungen, die seit längerer Zeit schwebten, haben zu einem bestimmten Abkommen nicht geführt. An dem gegenwärtigen Zustand der Handelsbeziehungen beider Länder hat sich nichts geändert, auch kam die in Aussicht genommene Ver- längerung des Vertrages bis 191S nicht zustande. Der gegenwärtige Vertrag läuft weiter und kann mit einjähriger Frist gekündigt werden. Bei den Verhandlungen soll aber eine Verständigung dahin erzielt worden sein, daß eine Kündigung vorläufig von leiner Seite erfolgt._ Opfer der Polizei. Die große Wahlrechtskundgebung in GotteSberg t. Schl. wurde jetzt vor dem Landgericht in Schweidnitz aufgerollt. Die GotteSberger Polizei, verstärkt durch die Gendarmerie(!) der Ilmgegend, hatte nach einer Wahlrechtsversammlung, in der Ge- nosse Abgeordneter Stücklen referiert hatte, die ganze innere Stadt abgesperrt und nur eine schmale Gasse freigelassen. Als sich hier die aus der Versammlung zurückkommenden Arbeiter stauten. griffen Polizisten und Gendarmen ein, und als daraufhin Hochrufe auf das Wahlrecht ertönten, holten sie der Reihe nach g Berg- arbeiter aus der Menge heraus und brachten sie zur Anzeige. Während nun in diesem Falle das Gottesberger Schöffengericht aus nur 8 4 Wochen Gefängnis gegen einige der Angeklagten er- kannte, verdoppelte die Strafkammer sämtliche Strafen und verhängte über die 9 Bergleute insgesamt 11 Monate Gefängnis und 50 M. Geldstrafe! Der Amtsanwalt hatte Berufung eingelegt, obwohl sich das Schöffengericht seinen Anträgen völlig angeschlossen hatte. Er hatte also gegen seine eigenen Anträge Be- rufung eingelegt! Die Richter wußten, wie das Urteil {zeigt, soviel Selbstverleugnung vollauf zu würdigen! Die bayerische Steuerreform gefährdet. Die bayerische Reichsratskammer hatte die Maximalgrenze des Einkommensteuertarifs, die von der Abgeordnetenkammer auf K Proz. festgesetzt war, auf 4Mi Proz. herabgesetzt. Gegen diese Aenderung sträubt sich jetzt die Abgeordnetenkammer; sie beharrt bei den festgesetzten b Proz. In der Sitzung des Steuerausschusses vom Freitag gab nun Dr. Heim(Zentrum) die Erklärung ab, daß seine Partei unter allen Umständen an den Beschlüssen der Abgeordneten- kammer festhalte. Dieser Erklärung schlössen sich Dr. Cassel- mann(lib.) und Beckh(Freie Vereinigung) namens ihrer Par- iteien an. Der Finanzminister konnte nicht in Aussicht stellen, daß die ReichSratSkammer in der dritten Beratung dem fünfprozentigen Tarif zustimmen werde. Er könne noch so führte er au?, wenn euch ungern, einen Kompromißvorschlag machen, allein angesichts der Erklärung des Zentrums unterlasse er es. Ihm scheine die gqnze Steuerreform damit gescheitert. Die Lehrerbildung in Bayern . München , ö. Juli.(Eig. Ber.) Zwei Tage dauerten die Verhandlungen über die Lehrerbildung, die ihren Ausgangspunkt von einer Denkschrift dcS bayrischen Lehrervereins nehmen. Diese Denkschrift skizzierte zunächst das Ideal einer Lehrerbildung, wie die Zukunft es verwirklichen soll und macht dann Borschläge zur besseren Ausgestaltung der Lehrerbildung auf der Grundlage deS heute Bestehenden. Die Verhandlungen waren ziemlich lebhast und man hörte in dem bayrischen Parlament einmal wieder Reden über Kultur und Weltanschauungen. Liberale und Sozialdemokraten stellten sich auch den idealen Forderungen der Lehrer, Erwerbung der Allgemein- bildung aus eurer neunklassigen Mittelschule und Erwerbung der Be- rufsbildung auf der Universität, nicht entgegen. Zentrum und Kultusminister verhalten sich entschieden ablehnend. Sie halten beide an den Präparandenschulen und Seminarien fest und wollen NM ein weiteres Bildungsjahr dem Seminar anfügen. Wesentliche Meinungsdifferenzen treten auf bezüglich der Ein- fügung eines Fremdsprachunterrichts. Das Zentrum verweigert auch diesen Fortschritt in der Lehrerbildung. Die Vollsschullehrer sollen eben in ihrer Bildung, wie in anderen Dingen möglichst nieder- gehalten werden. Ebenso ablehnend verhält es sich gegenüber der Forderung, den Religionsunterricht zu verkürzen, um Zeit für den Fremdsprachunterricht zu gewinnen. Religion sei die Hauptsache in den Lehrerbildungsanstalten wie auch in den Volksschulen. Volks- schullehrer und Jugend müssen im positiven Christentum erzogen werden. Der Redner der sozialdemokratischen Partei markierte scharf seinen programmatischen Standpunkt, Verweltlichung deS gesamten Schulwesens von der Volksschule bis zur Universität. Die Religion müsse als lehrplanmäßiger Unterricht quZ der Volksschule ausscheiden und den Kirchengesellschaften überlassen bleiben. Somit habe auch der Religionsunterricht in den Lehrerbildungsanstalten keine Existenz- berecktigung. Do-Z Resultat der Verhandlungen wird wohl sein, daß das sechste Bildungsjahr kommt, im übrigen aber die Hoffnungen der Lehrer wieder schwer getäuscht werden. Und immer wieder der Schutzmannssäbel." Unter dieser Spitzmarke hatte dieNiederrheinische Arbeiter- Zeitung" in Duisburg am. April er. über eine Schöffen- gerichisverhandlung berichtet, in welcher es sich um eine polizeiliche Säbelhauerei handelte, in der aber nicht der hauende Schutzmann die Anklagebank zierte, sondern der jämmerlich verhauene Arbeiter und seine drei Zeugen. Letztere waren mitangeklagt, weil sie eine drohende Haltung" gegen den Hüter des Gesetzes angenommen haben sollten und einer von ihnen mit einem Stein nach dem Schutzmann geworfen habe. Wie arg der Verhauene zugerichtet war, ist wohl am besten daraus zu ermessen, daß er iuS Kranken­haus geschafft werden mußte. Und wie gering da« Bergehen des Arbeiters, beweist wohl die Bestrafung. 29 Mark wegenWider- standeS" sprangen bei der Geschichte heraus, während die drei mit- angeklagten Begleiter des geschlagenen AlbeiterS freigesprochen werden mußten. In unserem Duisburger Parteiblatte war eS nun insbesondere kritisch beleuchtet werden, daß die drei Mit« angeklagten überhaupt unter Anklage gestellt worden waren. Der einzige Effekt dieser Anklage, so hatte dieNiederrh. Arb.-Ztg." be- merlt, sei gewesen, daß die drei Angeklagten den so böS Verprügelten als Zeugen verloren gingen. Hierdurch fühlte sich der das' Vor- verfahren behandelnde Gerichtsassessor beleidigt. Er hatte aus der gegen die Polizei gerichteten Notiz den Vorwurf der Pflichtverletzung für sich herausgelesen und ber Staatsanwalt betrachtete es als selbstverständlich, daß unser Parteiblatt der Staatsanwaltschaft habe emS auswischen' wollen. Genosse S ch o ch. dir Verantwortliche, hatte sich deshalb bor der Duisburger Strafkammer zu verantworten. Nicht mehr wie drei Monate Gefängnis beantragte sehr gemütvoll der Vertreter der Staatsanlvaltschaft eventuell Geldstrafenicht unter 1900 M." Das Gericht erkannte wegen der Lappalie auf 300 M. Geldstrafe._ Oeftemicb. Gott Nimm.".., Wien , 8. Juli. (Privatdepesche desVorwärts.) Bekanntlich hat Herr Hrnba als diejenigen, die am inbrünstigsten zu dem GottNimm" beten, die christlichsozialen Führer G e ß m a n n, Biehlolawek und A x m a n n, den Führer der christlichsozialen Handlungsgehilfen, bezeichnet und diesen noch besonders einen Schurken geheißen. Herr Axmann hat zetzt seinen Austritt aus der christlichsozialen Partei erklären müssen, und in einer gestern abend abgehaltenen christlichsozialen VertrauenZmännerversamm- lung wurde beschlossen, ihn aufzufordern, auch auf seine Man- d a t x im Reichsrat, Landtag und Gemeinderat zu v e r z i ch t e n. öelgien. Hartings Nachfolger. Brüssel , 6. Juli. (Eig. Ber.) Belgien ist augenscheinlich ein günstiges Operationsfeld für die russische Regierung und ihr Spitzel- tum. Kaum ist etwa? GraS über die Hartingaffäre gewachsen der Herr ist von hier auS verduftet und bereits bringen die Zeitungen Meldungen über die Einfuhr eines neuen Spitzelkönigs. Denn um einen solchen aus dem Geschlecht der Azew und Konsorten handelt es sich wieder und nicht etwa um einen obskuren Handlanger, der sich erst die Sporen verdienen will. Herr Boleslas Brodzki, aus Warschau gebürtig, obwohl noch kaum 26 Jahre, hat schon eine Karriere hinter sich. Er hat seine eigenen zwei Brüder Revolutionäres der russischen Bewegung der Polizei ausgeliefert. Eines Tages fiel erirrtümlich" in die Hände der Polizei und wurde vor ein Gericht gestellt, wo man ihm schandenhalber vier Wochen zudiktierte. Dann setzte er mit noch größerem Eifer seine Spitzeltätigkeit fort unter freundlicher Zustimmung der Polizei und der Gerichte. Erarbeitete" erst in Krakau , dann wieder anfangs 1907 in Peters- bürg, wo er einer der Hauptmacher der Organisationen zur Be- kämpfung der Sozialrevolutionäre wurde. Später wird Brodzki von der russischen Negierung nach Finnland versetzt, wo er sich auf die Bombenfabrikation verlegte, um dann seine Opfer der Polizei auszuliefern und so der Regierung Material gegen Finnland in die Hände zu spielen. Er wurde bei dieser Gelegenheit von dem Maximalisten Riß, der auch Azew verdächtigt hatte, erkannt und mußte fliehen. Seither operierte er in Petersburg . Paris und Berlin bis dieser Tage, wo Belgien die Ehre hat, ihn zu beherbergen und wo er von der russischen Regierung auSersehen ist, der Nachfolger deS in diesen Tagen wieder viel ge- nannten Sternberg, der seinerzeit in Lüttich eine Bombenaffäre arrangierte, und des Harting zu werden. Brodzki wohnt in Lüttich und unterhält erwiesenermaßen Beziehungen mit der russischen Botschaft in Brüssel . Diese Nachricht hat sowohl unser Parteiblatt wie auch derSoir" gebracht, ohne daß ein Dementi erfolgt wäre. Begreiflicherweise fürchten nun die Lütticher Or- ganisationen eine Hetzjagd auf die russischen Flüchtlinge und neue AnSlieferungSanträge der russischen Regierung, die sich gerade jetzt wieder um die Auslieferung eines Revolutionärs, des russischen Ar- beiterS Taivas , bemüht. Der gut bürgerlicheSoir " verlangt von der belgischen Regierung eine energische Abwehr gegen die Um- triebe der russischen Diplomatie. Belgien sei kein Departement derOchrana ". DaS ganze Land werde sich dagegen erheben, daß man Belgien nicht zu einem Unterschlupf fürDyna- mitarden" mache. Das ehrliche Belgien würde sich zu einem Komplicen der russischen Regierung machen, wenn es ihr die Flucht- linge auslieferte. Der Aufenthalt Brodzkis in Belgien wird auch zweifellos zu einer Interpellation in der Kammer führen. Verweigerte Auslieferung. Brüssel , 8. Juli. Die belgischen Gerichtsbehö-den haben den Antrag der russischen Regierung auf Auslieferung GaibaS abgelehnt. GaivaS wird von der russischen Regierung wegen Unter- schlagung und Diebstahls verfolgt. Die belgischen Gerichtsbehörden sind der Ansicht, daß die Gaivas vorgeworfenen Handlungen p o l i» tischer Art sind. Die belgische Presse hat sich gegen«ine AuS- lieferung Gaivas energisch ins Zeug gelegt. Spanien . Ein Zwischenfall."" Madrid , 8. Juli. Im Verlaufe der gestrigen Sitzung der D e- putiertenkammer äußerte der sozialistische Abgeordnete Jglesias, er würde selbst ein Attentat für gerechtfertigt halten, wenn durch ein solches verhindert werde, daß Maura wieder zur Regierung gelange. Diese Worte riefen lebhaften Widerspruch und heftigen Lärm auf allen Seiten des Hauses hervor. Als der Redner dann einer Aufforderung des Prä- sidenten, seine Worte zurückzunehmen, nicht nachkommen wollt«, er- klärte der Präsident, die Worte würden im Sitzungsbericht gestrichen werden. Tarauf fuhr Jglesias in seiner Rede fort. Dänemark . Ein Abtrünniger. Kopenhagen , 7. Juli. Da» Ministerium Zahle hat bei seinem Abgang einen recht unangenehmen Unfall erlitten. Als die Minister sich, ihrem Wunsche gemäß unter Verzicht auf jegliche Dekoration, vom König verabschiedeten, sagte dieser zudem demissionierten VerteidigmigSminister:Ihnen, Herr Krabbe. kann ich die erfreuliche Mitteilung machen, daß ich Ihrem Wunsche entgegengekommen bin und Sie hiermit zum K a mm e r h er r e n ernenne." Es schien im ersten Augenblick unglaublich, aber eS ist Tatsache, daß Krabbe, der in seiner Laufbahn als Kriegs- und Marineminister, den Grundsätzen des gesamten Ministeriums und der radikalen Partei getreu, für die Abschaffung von Orden und Titeln gewirkt und dem König niemand zur Dekoration empfohlen hatte, ihn für seine eigene Person um Verleihung deS Kammerherrntitel gebeten hat, und zwar weil er sonst nicht an der Ncujahrshofcour teilnehmen könnte. Er hat diesen Schritt hinter dem Rücken seiner Ministerkollegen unternommen. Die einzige Entschuldigung für seinen Verrat an den Grundsätzen seiner Partei ist die. daß er sich im Alter von 77 Jahren be- findet. Da mag er wohl kindisch genug geworden sein, um für solchen Tand seine Ehre als radikaler Parteimann und seine Parteimitgliedschaft wie auch sein FolketingSmandat aufs Spiel zu setzen. Unter seinen Wählern im Kallundborgkreise ist eine starke Bewegung im Gange und man verlangt dringend, daß er sein Mandat niederlege. Die radikale Presse verurteilt sein Verhalten ebenso einstimmig, wie die sozialdemokratische, während der Fall natürlich für die Konserva- tiven und die Blätter der sogenannten»Linken"«in gefundenes Fressen ist. Rußland� AuS dem internationalen Spitzelsumpf. Die Affäre des Petersburger Vertreters des offiziösen Wiener Korrespondenzbureaus, Baron Ungern-Sternberg , der unter dem dringenden Verdacht steht, und wie verlautet, sogar schon überführt sein soll, im Austrage Oesterreichs militärische Spionage betrieben zu haben, zieht immer weitere Kreise. Die Affäre deckt nicht nur die Korruption derwohlgesinnten" bürgerlichen Presse auf, von deren Organen eines, der konservativeWetscherin GoloS", sich während des bosnischen Konfliktes für eine monatliche Subsidie von tausend Rubel in den Dienst der österreichischen Botschaft stellte. sondern wtrft auch grelle Schlaglichter auf das Gebiet der inter - nationalen militärischen Spionage, die speziell in Rußland mit dem politischen Lockspitzeltum in enger Verbindung zu stehen scheint. So wurde in der Presse bereits auf die Identität Baron Ungern- Sternbergs mit einem Lockspitzel hingewiesen, der vor 1b Jahre» in Belgien im Dienste des Spitzelgenerals Harting stand.Retsch" berichtet darüber folgendes: Die Dokumente Baron Ungern-Stern- bergs waren vor IS Jahren im Besitze eines gewissen JagolkowSki, der im Dienste des berüchtigte» Harting-Landesen stand. Jagollowsli organisierte im Vereine mit seinen Beschützern und Freunden ein anarchistisches" Attentat in Brüssel und warf eine Bombe gegen das Gebäude des belgischen Gerichts. DaS Ziel des Attentats war. die belgische Regierung zur Ausweisung der russischen Emigranten zu be- wegen. Hiernach wurde Jagollowsli als Spion in Spanien beschäftigt und lebte dann eine Zeitlang unter dem Namen Baron Ungern-Stern- berg in verschiedenen Ländern. Nach den Angaben derRetsch" ist eS schwer, festzustellen, was alles von den Erzählungen über die frühere Tätigkeit Baron Ungern-SternbergS auf sein Konto oder das seines Doppelgängers im Dienste der russischen politischen Polizei zu setzen ist. Es ist abzuwarten, ob sich die Anklagen gegen Baron Ungern- Sternberg bestätigen. Die offiziösen Blätter, voran dieRoivoje Wremja", erklären, daß unumstößliche Beweise seiner Schuld vor- liegen. Und die gesamte nationalistische Schmutzpresse benutzt schon die Gelegenheit, um gegen Oesterreich zu hetzen. In Wien wird an amtlicher Stelle jede Verbindung mit Baron Ungern-Stemberg in Abrede gestellt und in dem Vorgehen der rusfischen Presse eine Revanche" für die Affäre des russischen MilitärattachüS in Wien . Oberst Martschenko. erblickt, der bekanntlich im vorigen Jahre in eine höchst peinliche Spionenaffäre verwickelt war. Im allgemeinen ein sehr amnutiges Bild, das dem Proletariat genügend Gelegenheit bietet, die korrumpierende Rolle des Militarismus und die Heuchelei der Regierungen kennen zu lernen. Petersburg, 8. Juli. Nachdem der Prokurator das vorhandene Material als nicht genügend zur Erhebung einer Anklage erklärte, dürfte Baron Ungern-Sternberg schon in den nächsten Tagen ans der Ha ft e n tlas sen werden. i Offenbar gibt es zuviel Kompromittierte. Orhet. Die Kretafrage. Kanea, S. Juli. Da die Opposition in einer gestern statt- gehabten Versammlung erklärte, daß sie eS der Regierung frei­stelle, den Schutzmächten die Zulassung der m u s e l« manischen Deputierten zu der Nationalversamm- lung mitzuteilm, so wird diese für Sonnabend einberufen werden. Em der Partei. DieLondoner Bolkszcitimg" teilt in ihrer Nummer vom 2. Juli mit:Mit der heutigen Nummer beschließt dieLondoner Volks- Zeitung" ihr Erscheinen als Wochenblatt, um als periodisches Mit« teilungsblatt des Kommunistische» Arbeiter- bildungSvereins zu erscheinen." Hus der frauenbewegimg* Für daS Francnftimmrccht. Nachdem der englische Premierminister die zweite Verhandlung deS Antrags Shackleton(Arbeiterpartei) auf Ausdehnung des be- stehenden beschränkten Wahlrechts auf dieFrauen bereits auf den II.Fuli zugelassen hat, fanden im Unterhaus zwei Vorbesprechungen der Freunde dcS Antrags statt: eine von Angehörigen aller Parteien, eine zweite von liberalen Mitgliedern. Man beschloß, alles daran- zusetzen, daß die Beratung zu Ende geführt werde und die Ver« Weisung deS Antrag? an eine besondere Kommission(statt der Weiterberatung im gesamten, als Kommission konstituierten Hause) zu fordern. Auch die auf dem Boden des Antrags stehenden Organisationen: die liberale Frauenvereinigung, die 92 999 Mitglieder zählt, und die Männcrvereinigung für das Frauen- stimmrecht sind sehr rührig. Die letztere hat an den Minister- Präsidenten, der bekanntlich kein Freund deS Frauenwahlrechts ist, einen energischen Brief gerichtet, in dein er aufgefordert tvird, falls die Mehrheit für Annahme des Gesetzes ist, keine Schwierigkeiten zu machen. Unter den Unterzeichnern sind viele der ersten Geister, so Hall Caine , B. Shaw und Zangwill . Man erwartet. daß ASquith und der Führer der Opposition, Balfour, das Wort zu dem Antrag ergreifen. Franenarbeit in Großstädten. In den Gewerbebetrieben der preußischen Großstädte arbeiteten bei der Berufszählung deS JahreS 1997 rund 6S6 999 weibliche Personen. Davon waren verheiratet über 49 999 oder ungefähr 6 Proz. Im Durchschnitt deS ganzen Staates beträgt die Zahl der verheirateten Lohnarbeiterinnen 139 999--- 7>/z Proz. der gewerblich tätigen weiblichen Personen. Obige 686 999 machen ein Viertel der überhaupt in jenen Betrieben beschäftigten Personen aus, die übrigen drei Viertel sind männlichen Geschlechts. In manchen Gewerben überwiegt die Zahl der weiblichen Arbeiter. So be- tragen sie im Bekleidungsgewerbe 27>/. Proz., im Rcinigungs- gewerbe 26'/, Proz., in der Gast- und«schankwirtschaft 5B3/4 Proz. Fast_ die Hälfte stellen sie in der Textilindustrie mit 4C1/a Proz. und in der Papierindustrie mit 45� Proz. Dann folgt das Handels- gewerbe mit 34'/, Proz. Einen beträchtlichen Prozentsatz stellen sie auch noch im Theater- und Schaustellungsgewerbe, nämlich 23'/« Proz., in der Industrie der Nahrung!- und Genußinittel 27 Proz. sowie in der Gärtnerei und polygraphischen Gewerbe mit je 213/« Proz. Sehr gering ist dagegen rhr Anteil im Verkehr. 23/« Proz.. im Baugewerbe 1'/« Proz. und im Bergbau, wo er noch nicht einmal 1 Proz. erreicht. Dies ist daS Verhältnis zwischen der Zahl der beschäftigten Männer und der beschäftigten Frauen. Betrachtet man dagegen die Frauen allein, so ist der größte Teil von ihnen im Handel beschäftigt, nämlich 27'/« Proz.. im Bekleidungsgewerbe 22'/« Proz. Aus die Gast- und Schanlwirtschast entfallen 11 Proz., auf die Textilindustrie 7 Proz., auf die Industrie der Nahrung«- und Genußmittel 6>/« Proz.. auf das Rcinigungs. gelverbe 2'/« Proz._ 25 000 in der Kleidrrindustrie New Uerks beschäftigte Arbeiterinne» sind in den Ausstand getreten. Man glaubt, daß sich ihre Zab» auf 75000 erhöhen wird.