OcwcrftfchaftHcbca.Gelbe Rlrrd)elDie Nrauereiarbeiter der Schweiz stehen gegenwärtig imKampfe mit den Unternehmern. Diese Gelegenheit benutztder«Bund deutscher Brauergesellen", um Streikbrecher inMassen nach der Schweiz zu liefern. Er hat es auch bisherin allen Fällen gemacht, aber so schamlos wie jetzt wohl nochnie. Nach allen Orten Deutschlands, wo Mitglieder desBundes arbeiteten, nach den Herbergen und Arbeitsnachweisenwurde ein Flugblatt, unterzeichnet vom stellvertretenden Vorsitzenden des Bundes, Siegert, versandt, der auf die Aus'sperrung der Brauereiarbeiter in der Schweiz hinweist und«alle zurzeit arbeitslosen Bundesmitglieder" auffordert,„underzüglich nach der Schweiz abzureisen, sobald ihnen einediesbezügliche Nachricht zugeht.".Die arbeitslosen Kollegen aus Bayern, Württemberg, Badenund Süddeutschland sollen sofort nach St. Gallen reisen und sich beidem Sekretär Brielmeier, Wassergasse 11, I, melden, die Kollegenaus den übrigen Staaten reisen sofort nach Basel und melden sichbei dem Sekretär Greven, Sulzer Str. 10, l. Die Reise nach dortwird vergütet und sind die Stellungen dauernd."So heißt es in diesem Erzeugnisse der niedrigsten Gesinnung, das wie zum Hohn auf Ehre und Moral noch miteinem Appell an die Standesehre schließt. Beigelegt sind denFlugblättern noch gedruckte Zettel folgenden Inhalts:.Bund Deutscher. Oesterreichischer und Schweizer BrauergesellenWerter KollegelIm Anschluß an das beiliegende Schreiben werden alle arbeitslosen Bundesmitglieder aufgefordert, sofort nach der Schweiza b z u r e i s e n."Die Vereine dieses„Bundes" sind in den einzelnen Ortenteils den christlichen, größtenteils aber den„Hirsch-DunckerschenOrtskartellen angeschlossen. Im„Gewerkverein" Nr. 54 vom6. Juli schrieb jemand anläßlich des Delegiertentages diesesgelben Streikbrecher-Brauerbundes:„Aber treu und unentwegt haben die BundeSgesellen festgehalten an den Grundsätzen, die sie einmal als richtig anerkannthaben."Ja. das haben sie. Seither war der Streikbruch Grund'satz des gelben Brauerbundes, und diese Grundsätze hält erauch hoch als Mitglied der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine.Dieser neueste Streich, den Kampf der schweizerischenBrauereiarbeiter durch Streikbrecherlieferung illusorisch zumachen, wird dem genialen Bundesführer S i e g e r t ja nichtgelingen. Aber diese Tat wird doch dazu beitragen, dckß allediese Bundesbrauer, die noch etwas Ehrgefühl im Leibe haben,sich mit Ekel von dieser gelben Organisation abwenden. DieFahnenflucht war in letzter Zeit ja so schon ziemlich groß, siewird jetzt um so größer werden.Serlln uncl Qmgiffenct.Streikbeschluß der Böttcher.Die Böttcher berieten gestern abend in einer zahlreich besuchten Mitgliederversammlung über ihre Lohnbewegung. Es zeigtesich, daß die Stellung der Arbeitgeber zu den Forderungen zum Teilnoch nicht ganz geklärt ist, doch scheint es, daß die Innungen auf eineVerschleppung der ganzen Angelegenheit hinarbeiten. Aus diesemGrunde beschloß die Versammlung, daß die Vertrauensleute heutenoch einmal in den einzelnen Werkstätten vorstellig werden, unddaß. wo die Arbeitgeber die Bewilligung versagen, die Arbeit vonMontag früh ab ruhen soll.Die Tarifbewegung der Etuiarbeiter. Nachdem die Etutorbeiler Berlins dem im Jahre 1907 abgeschlossenen Tarifvertragzum 30. September laufenden Jahres gekündigt haben, hielten sieam Donnerstag im Gewerkschaftshaus eine öffentliche Versammlungab, um über die neue Tarifvorlage zu betaten und zu beschließen.Die Vorlage ist von der Kommission und den Vertrauensleuten auS-gearbeitet worden. Dabei konnten, wie der Referent Brucks auS-führte, nicht alle Wünsche berücksichtigt werden, die in der vorigenVersammlung geäußert worden waren. Hinsichtlich der Arbeitszeitsieht die Vorlage eine Verkürzung von 53 auf 51 Stunden vor und zwarso, daß nicht nur Sonnabends, sondern auch Montags nur 8 Stunden, anden anderen Tagen 8� Stunden gearbeitet wird. Die Arbeitszeitverkürznng erscheint namentlich auch mit Rücksicht auf die in denEluibetricben beschäftigten Tischler geboten, die selbstverständlichnicht länger arbeiten wollen, als es im Tarifvertrage des Holz-arbeitergewerbes festgelegt ist. Bei den Bestimmungen über dieUeberstundenarbeit wird eine Abänderung nicht verlangt. AlsMindestlohn der Eluiarbeiter werden 59 Pf. gefordert, statt bisher64 Pf.; für das erste Gehilfenjahr 50. statt bisher 43 Pf. Die Etuttiscbler und Kartuschstecker sollen als Mindestlohn 62, statt bisher67 Pf. die Stunde erhalten, im ersten Gehilfenjahr 62, statt bisher45 Pf. Außerdem wird eine allgemeine Lohnerhöhung um 5 Pf. dieStunde verlangt, was, auf die verkürzte Arbeitszeit verrechnet.nicht mehr als 5 Prozent ausmachen würde. Zu dem im geltendenTarifvertrag schon enthaltenen Verbot der Heimarbeit wird ein allgemeines Verbot der Akkordarbeit vorgeschlagen. Durch eine Abände-rung der Lehrlingsskala soll der Lehrlingszucht etwas mehr als bis-her entgegengewirkt werden. Als Tarifdauer werden wiederum dreiJahre vorgeschlagen.In der lebhaften Diskussion über die Vorlage zeigte eZ sich, daßeinem großen Teil der Versammlung die Forderungen nicht weit»gehend genug erschienen. Es wurde ausgeführt, daß die vor-geschlagenen Lohnerhöhungen bei weitem nicht der unaufhörlichenSteigerung der Kosten der Lebenshaltung entsprechen. Demgemäßwurden dann auch einige Verbesserungsanträge zu der Vorlage an-genommen. So wurde beschlossen, daß für das erste Jahr des Tarif-Vertrags 5 Pf. allgemeine Lohnzulage, für die beiden folgendenJahre je 2 Prozent Zulage verlangt werden, und ebenso wurde be-schloffen, daß die Kosten der Arbeitszeitverkürzung von den Arbeit-gebern getragen werden sollen. Mit diesen und einer andern wenigbedeutenden Aenderungen wurde die Borlage gutgeheißen, die nunden Arbeitgebern zugestellt werden soll.Achtung! Nabibputzer, Spanner und Träger! Die auf demNeubau„Winter-Velodrom", Potsdamer Straße, bei dem Rabitz»Unternehmer Otto S t ü w e beschäftigten organisierten Rabitz-Putzer, Spanner und Träger haben aufs neue die Arbeit ein-gestellt. Am 22. Juni wurden seitens der Organisation die Ar-betten des Unternehmers Otto Stüwe gesperrt, weil auf denBauten des Unternehmers Stüwe bei neun» bis zehnstündigerArbeitszeit Klassenlöhne für Putzer von 80 bis 90 Pft, fürSpanner 60 bis 70 Pf. und für Träger 60 bis 70 Pf. per Stundegezahlt wurden. Die tarifliche Arbeitszeit beträgt im Gipsbau-gewerbe 8)4 Stunde und der Lohn bis zum 13. August 1910 fürPutzer 90 Pf., Spanner 75 Pf. und Träger 72)4 Pf. die Stunde.von da ab steigt der Lohn um 3 Pf. die Stunde. Am 24. Junierkannte Herr Stüwe unterschriftlich die neuen Lohn- undArbeitsbedingungen im Gipsbaugewerbe an und verpflichtete sich,vom 24. Juni 1910 bis 30. September 1911 für Putzer 93, Spanner78. Träger 76 und Hilfsarbeiter 58 Pf. bei 8)4 stündiger Ar-beitSzeit zu bezahlen, sowie vom 1. Oktober 1911 die weitereLohnerhöhung von 2 Pf. für alle Gruppen und die noch sonstzwischen der Sektion der Gips, und Zementbranche und dem„Berliner Beton-Verein" vereinbarten Lohn» und Arbeitsbedin-gungen anzuerkennen.Obwohl also Herr Stüwe seine Unterschrift gegeben hat,mußten wir feststellen, daß er diese Vereinbarung nicht innehielt.indem er selbst auf städtischen Bauten ruhig weiter neunSkilnden arbeitski läßt und auch einzelne bei ihm beschäftiglePutzer, Spanner und Träger wieder unter dem vereinbarten Lohnbezahlt.Alle Bauten, auf denen Herr Stüwe Rabitzaröeiten ausführt.sind daher wieder seitens der Organisation gesperrt, und ersuchenWir alle Kollegen, die Firma O. S tl ü w e streng zu meiden.Die Bauten sind„Winter-Velodrom", Potsdamer Straße,Krankenhaus Reinickendorf-Rosenthal, Lehrter Straße, Kranken-Haus Friedrichshain und Neubau Schule Goßlerstraße.Der Sektionsvorstand.Achtung, Töpfer Z Die Sperre über die Firma Heideck ist hier-mit aufgehoben, da die Differenzen beigelegt sind.Die Verbandsleitung.Achtung, Buchbinder! In der Buchdruckerei von A. Barthels,Weißensee, Generalstr. 8/9, sind Differenzen ausgebrochen. Zuzugvon Buchbindern und Buchbindereiarbeiterinnen ist streng fernzu-halten._ Die Ortsverwaltung.An die organisierte Arbeiterschaft!Die unterzeichnete Branchenleitung bringt der Arbeiterschaftsowie auch den Gastwirten Berlins hiermit zur Kenntnis, daß siefür die im Deutschen Transportarbeiterverbande organisiertenKutscher und Mitfahrer aus den Mineralwasser- und Essigfabrikensowie Großdestillationen, Wein- und Bierversandgeschäften einegraue Legitimationskarte herausgegeben hat. Die Ein-führung dieser Karte ist deshalb erfolgt, weil noch immer ein Teildieser Kutscher der gewerkschaftlichen und politischen Organisationfernsteht. Wir ersuchen alle Gewerkschafts- und Parteigenoffen, fallssie'mit diesen Kutschern in geschäftliche Berührung kommen, dieselbennach der Legitimationskarte zu befragen, eventuell sie auf ihreOrganisationspflicht hinzuweisen.Die Karte trägt die Aufschrift deS Verbandes sowie den Namennebst Mitgliedsnummer deS Inhabers, Ebenso muß dieselbe fürden laufenden Monat ordnungsmäßig abgestempelt sein. DieKollegen des Deutschen Transportarbeiterverbandes werden hiermitaufgefordert, am kommenden Zahlabend der Partei die Genossinnenund Genossen von der Einführung der Legitimationskarte noch be-fonders in Kenntnis zu setzen, damit einer Verbreitung unserer Or-ganisation nach dieser Richtung hin die Bahn frei gemacht werde.die Solidarität!Mit ParteigrußDeutscher Transportarbeiterverband. Bezirk Groß-Berlin.Die Branchenleitung der Kcllerarbcitrr und Kutscher.Achtung, Brauereiarbeiter! Die Brauereiarbeiter der ganzenSchweiz befinden sich im Streik. Zuzug nach der Schweizist strengstens fernzuhalten.Brauereiarbeiterverband. OrtSverwaltung Berlin.veurkcbes Reick,.Achtung, Former! Wegen Verweigerung von Streikarbeit derFinna K o m n i ck- Elbing sind alle Former der Firma K l a w i t t e r-Danzig entlasten. Zuzug ist fernzuhalten. Arbeiterblätter werdenum Abdruck gebeten.Durch Entschlossenheit und Einigkeit haben die Arbeiter undArbeiterinnen der TilsiterZellstoffabrik, zirka 1990 Per-sonen, eine schönen Erfolg erzielt. So lange dort noch keine Or-ganisation vorhanden war, herrschten die traurigsten Lohn- undArbeitsverhältnisse. Es gelang aber im Laufe der Zeit, 86 Proz.aller Arbeiter und Arbeiterinnen des Etablissements im Verbändeder Fabrikarbeiter Deutschlands zu organisieren. Die VerHand-lungen, die zum Abschluß eines Lohntarifes führen sollten, dauertenmehrere Wochen, weil die Leiter der Fabrik absolut keine Zu-geständnlffe machen wollten. Da sie aber trotz aller Werbungennicht genügend Streikbrecher fanden, sahen sie sich schließlich ver-anlaßt, der unerquicklichen Situation ein Ende zu machen,, ehe eSzum ernsten Konflikt, d. h. zur Arbeitsniederlegung kam. Es wurdeendlich in eine Tarifberatung eingetreten und, da man sich überalle Positionen doch nicht einigen konnte, das Einigungsamt desTilsiter Gewerbegerichts angerufen. Die Differenzpunkte wurdenbeigelegt, davon 19 zugunsten der Arbeiter und nur einer zugunstendes Unternehmertums. Der neue Tarif, der bis zum 1. April 1911laufen wird, erhöht den Stundenlohn um 4 Pf. Bisher wurden26 Pf., jetzt werden 30 Pf. pro Stunde gezahlt. Eine bedeutendeVerbesserung bringt aber der Tarif den Kochereiarbeitern, die bisherder größten Willkür durch die Voarbeiter und Meister ausgesetztwaren. Der Tarif garantiert nun den Arbeitern der Kocherei, beillstündiger Schicht, einen Verdienst von 4,69 M. pro Tag.Der Sieg der Tilsiter wird zweifellos auch die Arbeiter derKönigsberger Zellstoffabrik aus ihrer unverantwortlichen Gleich-gültigkeit rütteln. Hier herrschen auf dem Gebiete der Organi-'ation noch die trostlosesten Zustände. Die Direktion chchlt daherauch die erbärmlichsten Löhne und hierzu wird noch die Ausbeu-tung der Menschenkräfte durch ein Prämiensystem in Reinkulturbetrieben. So ward es möglich, daß die Königsberger Zellstoff»nbrik den Reingewinn von 787 900 M. im Jahre 1908/1909 auf1 961 900 M. im Jahre 1909/1910 steigern konnte, also um einMehr von 274 000 M., alles aber für die Aktionäre, nichts für dieArbeiter._Borläufige Einigung im Stukkateurgewerbedes Ruhrgebiets.Nachdem die in voriger Woche in Essen erneut aufgenommenenVerhandlungen insoweit negativ ausgefallen waren, als die Unter-nehmer für die Dauer des in Aussicht genommenen auf drei Jahreberechneten Tarifs nur zu dessen Beginn eine Lohnerhöhung zu-gesagt, die Arbeitervertreter aber erklärt hatten, daß sie dieses Zugeständnis nicht akzeptieren könnten, wohl aber ihren Auftraggebernunterbreiten würden, hatten diese in einigen Orten deS Tarifgebietsür den 4. Juli den Streik beschlossen. Darauf fand auf Ver-anlassung der Unternehmer im letzten Augenblick in Düsseldorfeine erneute Zusammenkunft der beiderseitigen Vertreter statt. Eskam schließlich zu einer Vereinbarung, wonach die Arbeit bei dJ/3iündiger Arbeitszeit und 70 Pfg. Stundenlohn festgesetzt, resp. fo.ort wieder aufgenommen werden soll. Ueber die Frage der Lohmteigerung in den Jahren 1911 und 1912 soll in einer demnächsttatlfindende» Verhandlung eine Einigung herbeizuführen versuchtwerden. Sollte es da zu einer Einigung nicht kommen, so soll einSckiedSgericht entscheiden. Zu dem Geltungsbereich des neuen Tarifsgehören: Bochum, Dortmund. Gelsenkirchen. Hagen, Herne undRecklinghausen nebst umliegenden Landgemeinden.Zur Feilenarbeiterbewegung in Remscheid.Trotz aller Versuche, die der Metallarbeiterverband unternahm,um den Frieden in der Feilenindustrie zu erhalten, ist eS doch zurArbeitsniederlegung gekommen. Am 4. Juli legten in 86 Betrieben660 Maschinenhauer und Hilfsarbeiter die Arbeit nieder. Mitwenigen Ausnahmen ruht der Betrieb in den Hauereien der be-treikten Firmen vollständig. Die Zahl der Ausständigen wird sichaber noch erhöhen, da in einigen Betrieben die Kündigung noch nichtabgelaufen ist. Die Bewegung wird auch sonst noch Erweiterungen er-ahren, denn am 6. Juli wurde den im Betriebe verbliebenenArbeitern, den Schmieden, Schleifern, Härtern, Packern der Firmastowein u. Cie. gekündigt, so daß- dieser Betrieb vollständig zumStilliegen kommt. Zuzug ist streng fernzuhalten.— Weiter ist derOrtsverwaltung Remscheid deS Metallarbeiter-Verbandes sofort Mitteilung zu machen, wenn irgendwo Streikarbeit angefertigt werdensollte. Die Remscheider Metallarbeiter haben fich auf ewen langenKampf gerüstet. Arbeiter sorgt dafür, daß sie sich nicht über Zuzugzu beklagen brauchen; denn an dem Ausgang dieses Kampfes findsämtliche Feilenhaucr Deutschlands interessiert.Dachdecker als Streikbrecher gesucht! Am 23. April wurden ausAnlaß der allgemeinen Aussperrung im Baugewerbe auch die Dach-decker im rheinisch-westsälischen Industriegebiete aufs Straßenpflastergeworfen. In einer Verhandlung am 24. Juni waren dl« Nnter«nehmer nicht einmal bereit, den Dachdeckern die Verbesserungen an»zubieten, die der Schiedsspruch im allgemeinen den Bauarbeiternbrachte. Am 24. Juni haben die Dachdeckermeister noch Zeiwngs-Meldungen die Aussperrung aufgehoben und machen nunmehr ver-zweifelte Anstrengungen nach Arbeitswilligen, die sie imAusstandSgebiet nicht finden können. Die Unternehmer suchen im„Deutschen Arbeitsmarkt" und einer Anzahl TageszeitungenDachdecker, besonders die Firmen Riegels und Hasenkox- Duisburgscheinen hierbei die Generalagentur übernommen zu haben. Arbeits-lose Dachdecker, die sich erst nach den Verhältnissen erkundigten.wurden in bewußter Weise irregeführt, indem man diesen mitteilte,daß die Aussperrung erledigt sei, nicht aber bemerkte, daß der Kampfunverändert fortbesteht. Wer sich vor Enttäuschungen hüten will,lehne jedes Arbeitsangebot nach den Orten Duisburg, Dortmund.Essen, Bochum, Gelsenkirchen, Witten, Recklinghausen, Herne undHamborn entschieden ab, da es sich um Streilbrechergesuche in allenFällen handelt.Arbeiterfreundliche Zeitungen werden um Abdruck gebeten.Die EtuiSarbeiter in Hanau hatten mit großer Einmütigkeitdie Kündigung eingereicht, weil die Arbeitgeber ihren Forderungennicht genügend Entgegenkommen bewiesen hotten, grundsätzlich keinenTarifverttag abzuschließen und mit dem Buchbinder-Verband, in demdie Etuisarbeiter organisiert sind, nicht verhandeln wollten. Am6. Juli fanden nun unter Vorsitz des GewerbegerichtsvorsitzendenHild Verhandlungen statt, an denen auch Vertreter des Buchbinder-Verbandes teilnahmen.Nach fünfstündiger, zum Teil recht schwieriger Verhandlungwurde eine Verkürzung der Arbeitszeit von 66 auf 64 Stundenerreicht und eine Festsetzung des Minimallohnes für Ausgelernte auf36 Pf. pro Stunde. Alle übrigen Arbeiter und Arbeiterinnen erhallenfür die zwei ausfallenden Arbeitsstunden eine entspreckende Lohn-erhöhung und außerdem weitere 10 Proz. Lohnzulage. Der Akkord»lohn wurde in ähnlicher Weise wie die Stundenlöhne aufgebessert.Für Ueberstunden find 16 Proz. mehr zu zahlen, wofür bishereinzelne Betriebe keine Höherbezahlung gewährten. Eine Schlich-wngskommission, bestehend aus 3 Arbeitgebern und 3 Arbeitnehmernmit einem unparteiischen Vorsitzenden, wurde vorgesehen. Ebensoeine Lehrlingsskala— bis 3 Gehilfen 1 Lehrling, bis 6 2, bis 103 und bis 15 Gehilfen 4 Lehrlinge. Das Abkommen— das Wort„Tarif" wurde von den Arbeitgebern verpönt— gilt vom 1. August1910 bis 31. Juli 1913._Letzte JVachncbten und Dcpcrcbcn.Mord- und Selbstmordversuch.Ein blutiges Liebesdrama hat sich gestern abend in derzehnten Stunde im Norden der Stadt abgespielt. In demHause Schivelbeiner Straße 27 versuchte der 37jährige Jta-liener R u d.o l f i seine Geliebte, die um fünf Jahre ältereWitwe Annci Grundmann, zu ermorden. Er feuerte mehrereRevolverschüsse auf sie ab und brachte sich dann selbst mehrereSchüsse bei. Beide Personen wurden lebensgefährlich ver-letzt. Seit mehreren Monaten wohnte R. als Schlafburschebei der Witwe. Zwischen beiden entwickelte sich bald einLiebesverhältnis. Da R. des öfteren Geld von der Grund-mann lieh, kam es bald zu Zwistigkeiten zwischen beiden.Gestern abend nach 9 Uhr kehrte R. nach seiner Schlafstellezurück und verlangte wieder Geld. Er bekam aber nichts,und nun führte er einen erregten Auftritt herbei, in dessenVerlauf er plötzlich den Revolver hervorzog und drei Schüsseauf die wehrlose Frau abfeuerte. Als auf die Schüsse hinNachbarn herbeieilten, ergriff der Attentäter die Flucht. Erraste die Treppe hinunter, wurde aber verfolgt. Da er keinenAusweg mehr sah, jagte er sich unten auf dem Hausflur eineKugel in den Kopf und in die Brust. Lautlos brach derMörder zusammen. Ein von der Nachbarschaft hinzu-gerufener Arzt veranlaßte die Ueberführung der beidenSchwerverletzten nach der Charitö.Sozialistische Interpellationen in der französischen Kammer.Paris, 8. Juli.(W. T. B.) Der Deputterte B o u i s s o nsSoz.) richtete in der Deputiertenkammer eine Interpellation an dieRegierung wegen der gesetzwidrigen Verwendung von Afrikanern anBord von französischen Dampfern. Er machte dem Unterstaats-fekretär Cheron den Vorwurf, daß er sich in parteiischer Weise inden letzten Streik der eingeschriebenen Seeleute in Marseille ein.gemischt habe. Cheron erwiderte, er habe nur seine Pflicht getan.indem er die sozialen Gesetze zur Anwendung gebracht, die Versuche,Unordnung zu stiften, unterdrückt und die Verhaftung der Disziplin-b recher angeordnet habe. Die Kammer nahm darauf mit 367 gegen95 Stimmen eine Tagesordnung an, welche der Regierungdas Vertrauen aussprach.Weiter brachten mehrere Sozialisten eine Interpellationüber die Affäre des Bankiers Rochette ein, der vor Gericht Zeugendafür beibrachte, daß seine Verhaftung auf Eingreifen des Polizei»Präsidenten Lepine erfolgt fei, obwohl der Untersuchungsrichter dieEinstellung deS Verfahrens beschlossen hatte. Der MinisterpräsidentBriand erklärte sich bereit» am Montag die Interpellation zubeantworten._Verurteilte Reservisten.Marseille, 8. Juli.(W. T. B.) Das Kriegsgericht hatfünf Reservisten, welche wegen der Meuterei im Lager bei Nimesam 23. Mai unter Anklage gestellt worden waren, zu zwei bis sechsMonaten Gefängnis verurteilt.Automobilnnfall.Wehrhelm(Taunus). 8. Juli.(W. T. 0.) Ein schwererAutomobilunfall ereignete sich heute nachmittag auf der Chausseevon W e h r h e i m nach Usingen. Der Chauffeur des in BadHomburg zur Kur weilenden Lord Harriman aus London machte mitzwei Kollegen eine Vergnügungsfahrt. An einer Kurve verlor er dieGewalt über den Wagen, der in den Wald geschleudert wurde. DerChauffeur flog gegen einen Baum und war sofort tot. Einer derMitfahrer erlitt einen Leckenbruch, der andere leichtere Verletzungen.Schwerer Bauunfall.Wien,� 8. Juli. Am Neubau eines Hauses in Neu-Sauden stürzte tzin Gerüst ein, wobei zahlreiche Arbeiter ver-vnglückten. Bisher sind 4 Tote, 17 Schwer- und 29 Leicht-verletzte geborgen worden.__Verheerende FeuerSdrunst.Oedenburg, 8. Juli. Die Ortschaft Frankenau wurde voneinem furchtbaren Brand heimgesucht, der beinahe den ganzen Fleckeneinäscherte. In kurzer Zeit standen S2 Wohnhäuser und zahlreicheWirtschaftsgebäude in Flammen. Sämtliche Gebäude des OrteS mitAusnahme einiger einige hundert Meter abseits liegenden Gebäudewurden eingeäschert. Eine Frau, durch deren Unvorsichtigkeit derBrand entstand, sowie zwei Kinder und ein alter Man» haben inden Flammen den Tod gefunden.Die Cholera in Rußland.Petersburg, 8. Juli.(W. T. B.) Nach einer siebentägigenUnterbrechung sind jetzt wieder fünf Cholerafälle hier festgestelltworden.Die Stadthauplmannschaft Kertsch ist für choleragefährlich unddas Gouvernement Wilna für cholerabedroht erklärt worden.vsrantw. Redakt.: Richard Barth, Berlin. Inseratenteil verantw.i»H.Glocke, Berlin. Druck».Verlag: Vorwärt» Buchdr.u.Verlag»anstaa Paul Singer Lc Co� Berlin M. Hierzu 4 Beilogr»«.Nutcryaltungshd