9t. 160. 27. ZchMg. 1 Keilaze Ks Lmiirls" KM» Ncksblck. Dikustag. 12. Juli 1910. Die Taktik Im AahIrechtZkampf. Ii. Die beiden Artikel der Genossin Luxemburg , die die Auseinander setzung eröffneten, führten den Titel:„WaS weiter?" Der erste Artikel schildert einleitend die aufrüttelnde Wirkung der Straßen� demonstrationen und fährt dann fort: .. Unsere Partei muß angesichts der von ihr entfachten Masiem bewegung einen klaren bestimmten Plan haben, wie sie die be- gonnene Masienaktion weiter zu führen gedenkt. Straßen demonstrationen sind, wie militärische Demonstrationen, gewöhnlich nur die Einleitung zum Kampfe. Es gibt Fälle, wo De monstrationen allein durch Einschüchterung des Feindes den Zweck erreichen. Doch abgesehen von der unleugbaren Tatsache, daß der Feind, in diesem Falle die vereinigte junkerlich-großbürgerlich monarchische Reaktion Preußen-DeutfchlandS vor Straßenkund gedungen der Bolksmaflen nicht im geringsten die Segel zu streichen gesonnen ist, vermögen Demonstrationen auch nur dann einen wirksamen Druck auszuüben, wenn hinter ihnen die ernste Entschlosienheit und Bereitschaft steht, nötigenfalls zu schärferen Mitteln des Kampfes zu greifen. Und dann gehört vor allem Klarheit darüber, was wir zu unternehmen gedenken, wenn die Stratzendemonstrationen sich zur Erreichung ihres direkten Zwecks als unzulänglich erweisen." Es wird dann darauf hingewiesen, daß schon bor zwei Jahren die Massen begeistert und entschlossen der Parole zu Straßen« demonstrationen folgten, daß aber die allgemeine Erregung abflaute und die ganze Sache eigentlich im Sande verlausen sei, weil die Partei keme weitere Aktion ausgab, die Aktion nicht erweitert und fortgesetzt, sondern im Gegenteil die Massen wieder abgewinkt Wurden. Wörtlich geht es weiter: »Dieses erste Experiment dürfte ein Fingerzeig und eine Warnung für unsere Partei sein, daß die Massenkundgebungen ihre eigene Logik und ihre Psychologie haben, mit denen zu rechnen es ein dringendes Gebot für Politiker ist, die sie meistern wollen. Die Aeußerungen des Massenwillens im politischen Kampfe lassen sich nämlich nicht künstlich auf die Dauer auf einer und derselben Höhe erhalten, in eine und dieselbe Form einkapseln. Sie müssen sich steigern, sich zuspitzen, neue wirksamere Formen annehmen. Die einmal entfachte Massenaktion mutz vorwärts kommen. Und gebricht es der leitenden Partei im gegebenen Moment an Ent fchlossenheit, der Masse die nötige Parole zu geben, dann be mächtigt sich ihrer unvermeidlich eine gewisse Enttäuschung, der Elan verschwindet und die Aktion bricht in sich zusammen." ES folgt ein Hinweis daraus, daß die 62 Versammlungen, die die Partei ,m Januar w Berlin einberief, mit der Absicht, keine Straßendemonstration daran zu knüpfen,»durchaus ungenügend" be nutzt gewesen seien, daß erst die Parole der Straßendemonstrationen die Massen auf die Beine brachte. Diese Form der Aktion sei also das geringste, was den Tatendrang der grollenden Massen und der gesamten politischen Situation entspreche. Daran werden die folgenden Ausführungen geknüpft: »Aber wie lange noch? Man müßte wenig Fühlung mit dem geistigen Leben der Parteimassen im Lande haben, um nicht ganz deutlich wahrzunehmen, daß die Straßendemonstrationen, schon nach ihrem ersten Anlauf in den letzten Wochen, durch ihre innere Logik eine Stimmung ausgelöst und zugleich objettiv eine Siluation auf dem Kampfplatz geschaffen haben, die über sie hin« ausführt, die über kurz oder lang weitere Schritte, schärfere Mittel unumgänglich notwendig macht." Die Beschlüsse in der Wahlrechtskommisfion und im Plenum des Abgeordnetenhauses bedeuteten einen Faustschlag ins Gesicht der demonstrierenden Massen und der Sozialdemokratie an ihrer Spitze. .... Nachdem die Reaktion die Massenkundgebungen mit der Per« hunzung der Wahlrechtsftaae in der Kommission und im Plenum quutiert hat. muß die Masse unter der Führung der Sozialdemo- kratie jene Verhunzung mit einem neuen Vorstoß quittieren. In einer Situation, wie die gegenwärtige, ist langes Zögern, find ausgedehnte Pausen zwischen den einzelnen Kampfakten, Unent« kleines femlleton. Archäologische Funde im Sudan . Von außerordentlichem Er« folge begleitet waren die archäologischen Expeditionen eines fran« zösischen Gelehrten M. de Zeltner. der den französischen Sudan nach Ueberresten alter Kulturen durchsucht hat. Nach einem Be- richt der..Nature" studierte Zeltner zunächst im Tal des Niger und des Senegal 52 archäologische Lager, in denen er auf zwei der- schieden: Formen einer primitiven Kultur stieß. Die Werkzeuge des einen Typus Halen Aehnlichkeit mit den frühesten Funden deS paläolithischen Zeitalters, während die Gegenstände des anderen Typus an jene feinbehauenen Stein« und glattpolierten Aexte ge- mahnen, wie man sie in Algerien und in der Sahara gefunden hat. Auf einer zweiten Forschungsreise widmete sich Zeltner dem systematischen Studium des Dreiecks Kayes-Bamako-Tombuktu und stieß auf neue Lager, in denen sehr bedeutsame Funde gemacht wurden. Es waren die Ruinen längst verlassener Städte, die hier in zahlreichen Trümmern aus der Bcvgefsenh..' r.-w.'ckt wurden; sie boten das Bild einer ziemlich jungen Zivilisation, von der man bisher keine Ahnung hatte und die durchaus auf eine Gründung der Berber zurückging. Außer diesen, der historischen Zeit ange- hörenden Denkmälern wurden Funde gemacht, die die Verwendung von Schiefer zu Bexten und Lanzenspitzen erwiesen, wovon man bisher auch noch nichts gewußt hatte. Die interessantesten Ent- dcckungen Zeltners bestehen jedoch in sehr gut erhaltenen Bildern, die sich in Grotten im oberen Tal des Senegal vorfanden. Die Bilderzeichen, die die Grottenwände bedecken, scheinen eine eng« Verwandtschaft mit den auf Steinen eingeritzten Zeichen zu haben, die man in der Sahara gefunden hat, und mit Höhlenbildern aus dem Süden von Aftika. Es sind zum großen Teil richtige, künstle« rische Darstellungen. Tierfiguren,_fo Pferde, Kamele, dann Menschendarstellungen, Reiter, Fußgänger, Krieger, und endlich Schriftzeichen in der Form von Hieroglyphen, ja auch Buchstaben eines Alphabets, das zum Teil mit dem Alphabet der Tuaregs übereinstimmt. Alle diese Entdeckungen harren noch der eingehen- deren Untersuchung und besseren Erklärung. Doch läßt sich das vorläufige Resultat jetzt schon feststellen, daß Afrika nicht nur für die Erforschung prähistorischer Zeiten noch ein günstiges Feld liefert, sondern daß auch«in näheres Studium der afrikanischen Zivilisationen, die sich vor dem Eindringen der Weißen entwickelt hatten, manche Ueberraschung bieten wird. Diese mächtigen afrt« konischen Reiche müssen bereits auf einer höheren Stufe der Kultur ? gestanden haben, als wir heute annehmen; sie hatten schon Bilder- chriften, ja vielleicht auch schon Alphabete ausgebildet und standen in ihrer politischen Organisation w'e in ihrer geistigen Entwicklung auf einer Stufe, die der der amerikanischen Völker vor der Ent» deckung des Erdteils durch Kolumbus gleichgesetzt werden kann. Theater. Deutsche ? Theater. Sommergastfpiel: Reich». tagswahl, politischer Schwank von Walter TurSzinSky und Richard W u r m f e l.d. Daß ein.politischer" Schwank die Klippen der Theaterzensur passiert, spricht im voraus dafür, daß e» sich in ihm nicht um treffende, also eine unsrer regierenden Weisheit wirklich unbequeme Satire handeln wird. Ein solcher Ehrgeiz liegt auch den beiden Autoren weltenfern. Sie wollten offenbar nur fchlossenheit in der Wahl der Mittel und der Strategie des weiteren Kampfes beinahe soviel wie eine verlorene Schlacht. Es ist not- wendig, die Gegner im Atem zu halten, und sie sich nicht in den Wahn steigern zu lassen, daß wir doch nicht wagen würden, weiter als bis jetzt zu gehen, daß uns der Mut der Konsequenz fehlen würde. Anderseits genügen die Straßendemonstrationen bald nicht mehr, dem psychologischen Bedürfnis, der Kampfstimmung. der Erbitterung der Massen, und wenn die Sozialdemokratie nicht entschlossen einen Schritt weiter tut, wenn sie den richtigen politischen Moment sich entgehen läßt, um eine weitere Losung auszugeben, so dürfte es ihr kaum gelingen, die Straßen- demonstrationen noch eine längere Zeit hindurch auftechtzuerhalten, die Aktion wird dann schließlich einschlafen und wie vor zwei Jahren im Sande verlaufen. Dieselbe Erfahrung bestätigen die Beispiele analoger Kämpfe in Belgien , in Oesterreich-Ungarn , in Rußland , die gleichfalls jedesmal die unvermeidliche Steigerung, das Fortschreiten der Massenaktion aufwiegen und erst dank dieser Steigerung einen politischen Effekt erzielten." Der Artikel verweist dann weiter darauf, daß schon bürgerliche Demokraten Straßendemonstrationen veranstalten. Das zeige, daß sie»unmöglich ein genügendes Kampfmittel für die Bedürfnisse der linken Front, der Sozialdemokratie, mehr sind". So sehe sich die Partei von allen Seiten vor die Frage gestellt: WaS weiter? Da der preußische Parteitag sie nicht beantwortet habe, so müsse sie nunmehr dringend auf dem Wege einer Diskussion in der Presse und in den Versammlungen gelöst werden. Der zweite Artikel verweist eingangs darauf, daß tn Halle, in Bremen , in Breslau , im Hessen-Nassauischen Agitationsbezirk und in Königsberg schon die Genossen laut dasjenige Kampfmittel ge- nannt baben.»dessen Anwendung sich der Partei im gegenwärtigen Massenkampfe von selbst aufzwingt, es ist dies der Massen- st r e i k I" Für seine Anwendbarkeit in der gegenwärtigen Kampagne spreche der Umstand,»daß er sich aus einer bereits begonnenen und sich immer mehr verbreiternden Massenaktion als ihre natürliche, unver« meidliche Steigerung gewissermaßen von selbst ergibt". Der Artikel führt darüber weiter aus: »... Ein aus der Pistole geschossener, durch einfaches Dekret der Partei eine? schönen Morgens.gemachter" Massenstreik ist blos kindische Phantasie, anarchistisches Hirngespinnst. Ein Massenstreik aber, der sich nach einer monatelangen und an Dimensionen zu- nehmenden Demonstrationsbewegung gewaltiger Arbeitermassen ergibt, aus einer Situation, in der eine Dreimillionenpartei vor dem Dilemma steht: entweder um jeden Preis vorwärts, oder die begonnene Massenaktion bricht erfolglos in sich zusammen, ein solcher aus dem inneren Bedürfnis und der Entschlossenheit der aufgerüttelten Massen und zugleich aus der zugespitzten politischen Situation geborener Massenstreik trägt seine Berechtigung wie die Gewähr semer Wirksamkeit in sich selbst. Freilich ist auch der Massenstreik nicht ein wundertätiges Mittel, das unter allen Umständen den Erfolg verbürgt. Nament- sich darf der Massenstreik nicht als ein vinstliches, sauber nach Borschrist und nach Kommando anwendbares einmaliges mecha- nisches Mittel des politischen Drucks betrachtet werden... Der Massenstreik, namentlich als ein kurzer einmaliger Demonstrationsstreik, ist sicher nicht daS letzte Wort der begonnenen politischen Kampagne. Aber er ist ebenso sicher ihr erstes Wort in dem gegenwärtigen Stadium. Und wenn der weitere Verlauf, die Dauer, der unmittelbare Erfolg, ja, die Kosten und die Opfer dieser Kampagne sich auch unmöglich mit dem Bleistift auf dem Papier im Voraus, wie die Kostenrechnung einer Börsenoperation, aufzeichnen lassen, so gibt es nichtsdestoweniger Situationen, wo es polittsche Pflicht einer Partei, die Führerin von Millionen ist, mit Entschlossenheit die Parole zu geben, die einzig den durch sie begonnenen Kampf weiter vorwärts treiben kann. In einer Partei, wo, wie in der deutschen , das Prinzip der Organisation und der ParteidiSziplin so beispiellos hoch gehalten wird, wo infolgedessen die Initiative unorganisierter Volks- massen, ihre spontane, sozusagen improvisierte Altionsfähigkeit ein so bedeutender, oft ausschlaggebender Faktor in allen bis- herigen großen politischen Kämpfen, fast ausgeschaltet ist, da liegt der Partei die unabwendbare Pflicht ob, den Wert dieser so hoch einer allgemein verungenierungSlustigen Bierulkstimmung Ausdruck geben und durch forciert groteske Kunststücke der Uebertreibung daS übliche politische Kämpferpathos, hinter dem sich oft die kleinlichsten Interessen bergen, parodieren. Auch so hätte ja noch immer etwas Amüsantes herauskommen können. Im ersten Akt vollführen sie denn auch ihr turbulentes Spiel mit recht vergnügter Laune. Das Treiben auf der Bude des Münchner Sumpfhuhnes FerdlMe her ist mit vielerlei drolligen Randglossen verziert. Der feuchtfröhliche Uebermut erreicht, was leider die mangelhafte Besetzung der Nebenrollen in der Ausfllhruna nicht recht herausbrachte, den Gipfelpunkt beim Erscheinen der betrunkenen Bauerndeputation, die einen liberalen ReichStagSkandidaten Meyer sucht. Die guten Leute haben im Hofbräuhauje die ihnen aus» gegebene Adresse total verschwitzt und klingeln nun der Reihe nach bei jedem Träger dieses Namens an. Ferdl nimmt das als Mnk des Himmels, seine rollenden großen Worte, durch noch größere Maß- trüge unterstützt, entflammen die Wackeren zur höchsten Begeisterung. Im Triumph wird er aufS Dorf geleitet, wo der Herr Pfarrer durch die Hartnäckigkeit, mit der er sich der Verlegung seines Schweinestalles widersetzt, die gläubigen Gemüter �um Aufruhr erregt hat. Noch mancher Einfall burlesker Komik taucht in dem folgendem auf � ein Herr Levy kämpft in erster Reihe der Katholischen für»unsere Kirche', wie er mit Vorliebe sagt und gerät dadurch mit seinem von den Liberalen engagierten jungen Bruder in tragischen Familienzwist— indes eS fehlt das Augenmaß für Bühnenwirkung. Szenen, die bei rasch forteilender Lektüre als Lückenbüßer etwa noch passieren, reckten und dehnten sich auf den Brettern bis zur Unleidlichkeit. Herr Eckert, der als Nestroyscher HoloferneS tn Berlin so vielversprechend debütierte, erwieS sich auch in der Rolle deS Ferdl als Charatterspieler von eigenartig humoristischer Behaglichkeit. Bon den übrigen wären Herr M o r w a h als Levy, Herr du B o t S« R e y m o n d als Pfarrer und insbesondere Frau Richard als wort- gewandte Münchener Zimmervermieterin zu nennen. üt. Humor und Satire. Bamberger Pädagogik. »Die deutsche Jungfrau, liebe Töchter, Ist ein gar leicht zerbrechlich Ding. Sieht sie ein junger Mann, so möcht' er Und zwar bald mit, bald ohne Ring. DaS letztere, dieweil's verboten, Hat einen ganz besondern Reiz; Jedocb der Vater schimpft nach Noten; Die Mutter schickt sie in die Schweiz . entwickelten Organisation und Disziplin auch für große Aktionen, ihre Verwendbarkeit auch für andere Kampfformen, als für parlamentarische Wahlen nachzuweisen. Es gilt, zu entscheiden, ob die deutsche Sozialdemokratie, die sich aus die stärksten GeWerk« schaftsorganisationen und das größte Heer der Wähler in der Welt stützt, eine Massenaktion zustande bringen kann, die im kleinen Belgien , in Italien , in Oeslerreich-Ungorn, in Schweden — von Rußland gar nicht zu sprechen— in verschiedenen Zeiten mit großem Erfolge zustande gebracht worden ist, oder aber ob in Deutschland eine nach zwei Millionen Köpfen zählende gewerkschaftliche Organisation und eine mächtige wohl« disziplinierte Partei im entscheidenden Moment gerade so wenig eine wirksame Massenaktion ins Leben zu rufen vermag, wie die durch anarchistische Verwirrung gelähmten französischen Ge- werkschaften und die durch innere Kämpfe geschwächte Partei Frankreichs ." Es folgt eine längere Ausführung, daß für die Gewerkschaften, ohne deren Mitwirkung der Massenstreik nickt möglich sei, verschiedene Schwierigkeiten in Betracht kämen, die Gärung im Kohlenrevier, die gespannte Lage im Baugewerbe. Bei näherem Zusehen aber ergebe sich, daß das Zusammentreffen eines umfangreichen Massen« streiks mit einer politischen Streikbewegung für beide nur von Nutzen sein könne. »... In jeder großen Massenbewegung des Proletariats wirken zahlreiche politische und wirtschaftliche Momente zu- sammen und sie von einander künstlich losschälen, sie pedan» tisch auseinander halten wollen, wäre ein vergebliche? und schäd- licheS Beginnen. Eine gesunde, lebensfähige Bewegung, wie die gegenwärtige preußische Kampagne, muß und soll aus allem aufgehäuften sozialen Zündstoff Nahrung schöpfen. Andererseits kann für den Erfolg der engeren Bergarbeitersache nur von Nutzen sein, wenn sie dadurch, daß sie in eine breitere, politische ein- mündet, den Gegnern— den Kohlenmagnaten und der Regierung — mehr Furcht einflößt. Um so eher würden diese sich ge- zwungen sehen, durch Konzessionen die Bergarbeiter zu befriedigen und sie von der politischen Sturmflut zu isolieren suchen. Was aber die drohenden Aussperrungen betrifft, so wissen wir ja aus zahllosen Erfahrungen, daß, wo es daS Interesse des Unternehmertums und sein Herrenstandpunkt erfordern, eS ihm auch noch nie an Vorwänden zu einer brutalen Massenaus« sperrung gefehlt, noch ein Mangel an halbwegs gerechtfertigten Vorwänden sie je an der Ausführung ihrer Gewaltakte abgehalten hat. Ob ein politischer Massenstreik verwirklicht wird oder nicht, die Aussperrungen werden nicht ausbleiben, sosern sie dem Unter- nehmertum in den Kram passen. Das zeitliche Zusammenfallen dieser Aussperrungen mit einer großen polittschen Bewegung kann nur die Wirkung haben, daß sie durch die allgemeine Hebung des Idealismus, der Opferwilligkeit, der Energie und Widerstands« fähigkeit des Proletariats auch für die partiellen Leiden jener Aussperrungen die Arbeiter widerstandsfähiger machen wird." Die wichtigste Frage vom gewerkschaftlichen StandpunN bleibe nach alledem die. ob die Gewerkschaften das starke Risiko für den Bestand der gewerkschaftlichen Organisationen m,d ihren Kassen übernehmen könnten und dürsten. Aber jede Aktion, jeder Wirt« schastliche Streik bringe ein Risiko mit sich: .... Sollte gerade der machtvolle Ausbau, die zahlenmäßige Stärke unserer deutschen Gewerkschaften ein Grund sein, auf solche Gefahren im Kampfe mehr Rücksicht zu nehmen, als es schwächere Gewerkschaften in anderen Ländern, z. B. w Schweden. in Italien , tun, so wäre das ein gefährliches Argument gegen die Gewerkschaften selbst. Denn es liefe auf den seltsamen Schluß hmauS, daß, je größer und stärker unsere Organisationen, um so weniger akt,onsfähig, weil um so zaghafter wir werden. Der Zweck selbst des starken Ausbaus der Gewerkschaften wäre damit in Frage gestellt, da wir doch der Organisationen als eines Mittels zum Zweck, als deS Rüstzeugs zum Kampfe, nicht als Selbstzweck bedürfen. Diese Frage kann aber zum Glück gar nicht austauchen. In Wirklichkeit ist die Gefahr, das Risiko, das unsere Gewerkschaftsorganisationen laufen, nur ein äußerliches In Wlrklickkeit bewähren sich gesunde, kräftige Organisationen nur im scharfen Kampfe und erstehen aus jeder Kraftprobe mit erneuten Kräften und gewachsen wieder auf. Mag ew allgemeiner Der reinen Jungftau Phantasie. Denn was der Mensch nicht hat; das mächst er, Und hat«'S. ärgert sich daS Vieh." So sprach der Pfaff. An allen vieren Durchkribbelt eS ihn ahnungsvoll. Er dachst ans Heftekorrigieren, Indes fein Herz vor Sehnsucht schwoll. WaS sagt der Reinste aller Reinen Beim Anblick solchen SündenfallS t -Wer eine« ärgert dieser Kleinen, Dem einen Mühlstein an den Hak»." (Edgar Steiger im»SimpNeisstmuS'.j »Dort wird die Taille immer weiter, Und sie erkennt mit einem Mal, Daß zwar der Anfang immer heiter, DaS Ende aber voller Qual. Sie fetzt stch hin und schreibt mit blasser Kurrentschrift ihrer Freundin heim, Sie gehe morgen früh in» Wasser; Die Liebe sei wie Fliegenleim. »In solchen Zustand sich versetzen Aus weiser Vorsicht, noch bevor— (Man weiß die Unschuld nie zu schätzen, Als grade, wenn man sie verlor) Befruchtet herrlich, liebe Töchter» Notizen. 77®eniot der Astronomen, Prof. Joh. Gottfried alle, rst in dem hohen Alter von«8 Jahren am Sonntag in P o t S d a m gestorben. Mit fernem Namen ist eine der glänzendsten astronomischen Taten aller Zeiten verbunden. AuS Veränderunqen rn der Stellung des nach damaliger Kenntnis äußersten Planeten in unserem Sonnensystem, des Uranus , hatten bereits verschiedene Astronomen in den 30er und 40er Jahren des 19. Jahrhunderts ge- schloffen, daß sie von einem unbekannten Himmelskörper herrührten. Der franzosische Astronom L e v e r r i e r kam nun nach lang- wieriger Rechnung zu der Ueberzeugung, daß die Störung nur durch einen unbekannten Planeten herrühren könnte. Er berechnete seine Elemente und bestimmte seine Stellung am Himmel. Z« den Sternwarten, die ersucht wurden, den neuen Planeten aufzu- suchen, gehörte auch die Berliner , die damals über die vor- jsilglichsten Instrumente verfügte. Am Morgen des 23. September im Jahr- 1846 traf der Brief Leverriers in Berlin ein. und am Abend desselben Tages hatte Galle , der Observator an der Berliner Sternwarte war, den neuen Planeten— Neptun — am Himmel entdeckt— nur einen Grad von der durch bloße Rechnung gefundenen Stelle entfernt. An dem Triumphe Leverriers, der zugleich ein Triumph des beobachtenden und denkenden Meuschengeistes war nahm nun auch Galle teil. Später ist er lange Jahre Direktor der Breslauer Sternwarte gewesen. Er hat außerdem verschiedene Kometen entdeckt und auch sonst in seinem Fache Beachtenswertes geleistet. — Deutsche Arbeiter auf der Brüsseler«u». stellung. Das badische Ministerium des Innern wird einer An- zahl Arbeiter Gelegenheit geben, die Brüsseler Weltausstellung zu besuchen Um die Reise für die Arbetter möglichst gewinnbringend' zu gestalten, werden Beamte der Fabrikinspektion die Führung übernehmen. Die Mannheimer Handelskammer und der allgemeine Mannheimer Fabrikantenverein haben je 400 M zum gleichen Zwecke bewilligt. Die Kosten sind für die auf sieben Tage berechnete Reiie für den Teilnehmer auf etwa 130 M. berechnet. Den Arbeitern wird der entgangene Arbeitsverdienst für sechs Tage Der schiefe Turm von Pisa hat nach Feststellung emer besonderen Kommisston im Laufe der letzten bv Jahre wieder nm sieben Zentimeter Schiefe zugenommen. Man fürchtet für da» Schick, al des alten Turmes, der die Last der Jahrhunderte bisher so glücklich getragen hat. Man will ihn zunächst von den Glocke» befreien. Aber er wird wohl weiter sinken und noch schieker werden. Denn der Loden, auf dem er ruht, ist nachgiebig.
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