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tvgendem neues Ereignis eintrat, auf Grund dessen man dem Publikum, das man monatelang vor dem Ankauf bulgarischer Pa- piere gewarnt hatte, eben diese Papiere nunmehr dringend emp- fehlen konnte. Deswegen, in dieser Absicht und zu diesem Zweck hat man den Besuch des bulgarischen Königs veranstaltet Er kommt, die Zeitungen beschreiben seinensympathischen Charakter", er redet, er sagt, wie sehr er das französische   Volk liebt, wie er feine Kunst, seine Armee, seine Luftschiffe bewundert, er zeigt sich uberall, indes seine bessere Hälfte die Pariser Wohltätigkeits. anstalten besucht. Und so ist denn alles entzückt von ihm, niemand kann sich weiter wundern, wenn der Minister unter so bewandten Umständen seine Meinung über die Sicherheit bulgarischer An- leihen und die Notwendigkeit eines besonderen Unterpfandes ändert; gehorcht er doch nur den Rücksichten derhohen Politik". Das geldbesitzende Publikum aber ist von dem Trubel geblendet und schluckt mit Begeisterung die 100 Millionen bulgarischer Papiere. Um den großen Aufwand vonPatriotismus" zu begreifen, muß man wissen, daß die Anleihen kleiner Länder den Emissions- banken ganz kolossale Gewinne einbringen. Zum Bei» spiel: die bprozentige bulgarische Anleihe von 1802, die der Banque de Paris, nach Bezahlung aller Gebühren, 86 390 000 Frank kostete, hat bei einem Emissionspreis von 450 Frank 92 400 000 Frank ein- gebracht, das ist für die Bank ein Gewinn von 9 010 000 Frank oder lOM: Proz. Dies ist jedoch die Mindestziffer. In Wahrheit sind die Papiere an der Börse bis zu 486 Frank getrieben worden; nach diesem höchsten Kurs berechnet, ergäbe das einen Gesamt- gewinn von 16 642 000 Frank oder 19 Proz. Der tatsächlich er- zielte Gewinn liegt zwischen bissen beiden Ziffern und wird etwa 12 Millionen betragen haben. DieHumanite" fügt hinzu:Zufällig haben wir der Truppen- tesichtigung im Lager von Chalons beigewohnt. Unter den Augen des Präsidenten der Republik, der Spitzen der Behörden und des Königs von Bulgarien   haben Tauseride und Tausende von Sol- daren, nachdem sie stundenlang in der Kälte gestanden, im strömen- den Regen manövriert. Alle diese unzähligen Soldaten hatten sich geschniegelt und geputzt, und sind dann einen ganzen Tag im Straßenkot marschiert, bis auf die Knochen durchnäßt vom Regen, nur damit oben, ganz oben auf der sozialen Stufenleiter, einige bevorzugte Individuen unter sich ein Dutzend Millionen verteilen!" Fortschreitende Konzentration. Fn der SpirituSiridustrie ist wieder ein wichtiger Schritt auf dem Wege zum Trust, d. h. zum Privatmonopol, geschehen. Seit die bedeutendste süddeutsche Spritfabrik, oieVereinigten Nord- und Süddeutschen Spritwerke und Preßhefefabrik. A.-G. Bast" in Nürnberg   1908 auS der Spirituszentrale ausschied, hat sie ihr Be- streben konsequent auf die Zusammenfassung der ringfreicn Sprit- fabriken gerichtet. Zunächst hat sie in Lichtenberg   bei Berlin   die Spritfabrik Fuchs u. Co. angekauft, dann in Breslau   das Spiritus­geschäft der Firma Max Bernstein   jr. Dann wurde Ende 1909 die Firma L. Bruggemann in Schwetzingen  (Baden) erworben. Run- mehr hat die so vergrößerte Firma von den Firmen Riemerschmid in München  , Tipp in München   und RunzlerS Nachfolger in Regens- bürg das Rektifikalionsgeschäft erworben. Diese drei zuletzt g> nannten Firmen bleiben also bestehen und führen ihre sonstigen Betriebszweige, wie z. B. den Handel mit Spirituosen, selbständig weiter, aber das Rcktifikationsgeschäft wird für alle gemeinsam von den Vereinigten Nord- und Süddeutschen Spritwerkcn besorgt, die zu diesem Zweck ihr Aktienkapital um eine halbe Million aus 2 100 000 M. erhöhen wollen. Damit wird dann fast die gesamte ringfreie Rektifikation Süddeutschlands   in den Händen der Nürn- berger Firma konzentriert sein. ES fehlt jedoch noch die Spritfabrik der deutsch  -franzdsischen Kognakbrennerci Gebr. Macholl in Mün- chen, die auf eine Produktion von 4 Millionen Litern einge- richtet ist. Somit ist jetzt eine Art Trust der ringfreien Fabriken zustande gekommen oder wenigstens in der Bildung begriffen, der ein Gegen- gewicht gegen die Spirituszentrale bilden soll. Und zwar ist diese Ätwickelum der Dinge eine direkte Konsequenz des neuen Brannt- >einsteuergesetzeS, das durch die Beschränkung der SpirituSpro- uktion und die DenaturierungSvorschrift die ringfreien Fabriten lehr benachteiligt hat. So mußten sie sich durch Zusammenschluß zu stärken suchen, und eS wird nun wohl ein scharfer Konkurrenz- kämpf entbrennen, dessen Ausgang das kann schon heute als wahrscheinlich gelten der schliezliche Zusammenschluß der ge» samten Industrie und damit ein vollständiges Privatmonopol sein Wird._ Stahlwerksverband. Der Versand des StahlwerkSverbnndeS an Produkten A betrug im Juni 1910: 448131 Tonnen(Rohstahl- Sc wicht) gegen 387 594 Tonnen im Mai dieses Jahre» und 418 626 wnnen im Juni 1909. Der Versand ist also 60 537 Tonnen höher als im Mai dieses JahreS und 29 205 Tonnen höher als im Juni 1909. Von dem Juniversand entfallen auf H a l b z e u g 113 124 Tonnen (107 197 Tonnen im Mai dieses Jahres und 114 188 Tonnen im Juni 1909), auf Eisenbahnmaterial 171 119 Tonnen<134 893 Tonnen im Mai diese? Jahre« und 146 588 Tonnen im Juni 1909) und auf Formeisen 163 838 Tonnen(145 504 Tonneu im Mai diese« Jahre« und 1ö7 320 Tonnen im Juni 1909). Gerickts-�eitung. Da« erdrosselte Recht. Preußen der sittlichste Staat in der ganzen Welt" das war die Quintessenz einer donnernden Philippika, die der Staatsanwalt gestern gegen dieWelt am Montag" los- ließ. Freunde des Humors werden dem Staatsanwalt für die zwerchfellerschütternde Wirkung seiner Anklage und An- klagerede Dank wissen: Der Staatsanwalt als Verfolger einer vermeintlichen Rechtsbeugung! Und das zum Schutze der jedem gesunden Rechtsempfinden hohnsprechenden Para- graphenattacke gegen die Wahlrechtsdemonstranten, m der durch das Jrrtumsbeil der Justiz einer großen Anzahl Schuldloser mehr oder minder schwere Wunden zugefügt wurden. Ueber den Verlauf der Verhandlung erhalten wir folgen- den Bericht: Vor der Strafkammer 4 hatten sich gestern der Schriftsteller Hans Leiiß und der verantwortliche Redakteur Karl Alfred Scholz von derWelt am Montag" wegen Vergehens gegen§§ 110, III des Strafgesetzbuchs zu verantworten. In'einem Artikel der »Welt am Montag" vom 29. März d. I., mit der Ueberfchrift Erdrosseltes Recht", beschäftigt sich der Angeklagte Leutz mit den in der Woche vorher ergangenen harten Urteilen gegen Wahlrechts- demvnstranten. Er stellte Betrachtungen darüber an, wie bei ahn- lichen Vorgängen andere Völker im Altertum und in der neueren Zeit sich verhalten, und welche Auffassung auch unsere Vorfahren und Dichter vertreten haben. Nach einer Kritik unserer Ver- fassung und der gegenwärtigen politischen Verhältnisse fordert er schließlich unsere Volksrichter, wie� sie die Schöffengerichte ent» halten, auf, nicht nach dem Buchstaben de? Gesetzes, sondern im Geiste der wahren BolkSrechte zu urteilen und auf diese Weise Urteil« zu verhüten, wie sie in der damaligen bewegten Zeit gerade ergangen sind. Die Staatsanwaltschaft erblickt in dem Artikel eine Aufforderung an die beamteten Richter sowohl wie an die Schöffen zur Beugung des bestehenden Rechts, und hat deshalb Anklage erhoben. Der Angeklagte Leuh erklärt, daß es ihm voll» ständig ferngelegen habe, auf beamtete Richter einzuwirken. Der Artikel fei am 27. März unter dem Eindruck der damals ergan» aencn, verhältnismäßig harten Urteile gegen WahlrechtSdemon- Planten geschrieben und bezwecke, die Schöffen ÄS VvLSrichttt«Uk- zurütteln, im Geiste eines dem Volksempfinden entsprechenden Rechts zu entscheiden. Der Angeklagte Scholz legt dar: in dem Artikel habe ich nichts Strafbares gefunden, fondern nur eine Auf- forderung zur Anwendung des den Schöffen vorbehaltenen höheren Rechts des Volksempfindens. Der Staatsanwalt führte aus: Die damalige Tendenz des ganzen Artikels lasse erkennen, daß der Verfasser allgemein die Gerichte auffordere, das bestehende Recht zu beugen; dabei komme die Bezugnahme auf das Ausland, die unscböne Schmähung des preußischen Staates und der Hinweis auf Schiller, unseren popu- lärsten Dichter, besonders erschwerend in Betracht. Auch der Hin- weis, daß die preußische Verfassung durch Rechtsbruch zustande ge- koirnuen, sei eine unrichtige Auffassung, die nicbt unwidersprochen bleiben könne, denn die Verfassung sei von der Kammer genehmigt worden. Der sittlichste Staat in der ganzen Welt sei Preußen. Auch Schiller   habe dazu aufgefordert:Ans Vaterland schließ dich an". Mit Rücksicht auf die bewegte Zeit, in welcher der inkrimi- nierte Artikel erschienen, sei nur eine Gefängnisstrafe am Platze. Der Staatsanlvalt beantragte gegen Leutz 3 Monate und gegen Scholz 2 Monate Gefängnis. Der Verteidiger Rechtsanwalt Loewenstein führte auS, daß wohl eine Anklage nicht erhoben worden sei, wenn ein anderer Mnnn an anderer Stelle dasselbe wie Leuß gesagt hätte. Er ver- wies auf die Ausführungen des Oberlandesgerichtspräsidentcn Hamm, des Prof. v. Liszt  , des Rechtsanwalt Fuchs und des Reichsgerichts selbst, welche auch verlangen, daß die Richter nicht nach dem toten Buchstaben, sondern nach höheren Gesichtspunkten entscheiden. Leutz habe auch danach nicht zu einer strafbaren Handlung aufgefordert, sondern zu einer idealen Rechtsanwendung. Der Angeklagte Leuß führte u. a. aus: Seine Ausfassung über die Anwendung der Gesetze decke sich nicht mit den Ausführungen seines Verteidigers. Er sei vielmehr dafür, daß unsere beamteten Richter, die nach ihrer ganzen Erziehung zmn großen Teil nicht daS allgemeine Volksempfinden teilen, möglichst nach nach dem Wortlaut des Gesetzes entscheiden. Dagegen wünsche er. daß Schöffen und Geschworene, welche als Volksrichter das Volk besser verstehen, nicht nach dem Buchstaben einSchuldig" aussprechen, wo die Angeklagten aus idealen Motiven im Interesse der großen Masse des Volkes handelten. Schiller   würde sich im Grabe um» drehen, wenn er sichans Vaterland anschließen" solle, um für jeden Schutzmann einzutreten. Die Kriminalstatistik kenne kaum Fälle von Rechtsbeugung, um so mehr aber die Redaktionen poki- tischer Zeitungen.Ich fordere nicht auf, daß sich Richter das Recht nehmen, nach ihrer Anschauung zu urteilen; dem Volksrichter hat das Volk das Recht gestattet, dem beamteten Richter nicht." Er wolle deshalb das Gericht nicht auffordern, unter Beugung des Rechts ihn zu verurteilen. Das Urteil erging dahin, daß beide AngeNagte freigesprochen werden. Es könne dahingestellt bleiben, ob in dem Artikel eine Aufforderung liege, nicht nach dem Gesetz zu urteilen, vielmehr müsse nach Leutz' eigenen Angaben als erwiesen angesehen werden, daß er sich nur an Schöffen gewandt habe, die ja als Majorität immerhin für Durchsetzung eines Volksrechts wirken könnten. Straflose Rechtsbeugungen sind in Preußen-Deutschland  an der Tagesordnung: jedes Urteil, das zuungunsten des Angeklagten einen Tatbestand in den Wortlaut von Gesetzen zwängt, die den Tatbestand ihrem Wortlaut nicht unter- werfen wollten, ist eine allerdings unbewußte Beugung des Rechts. Wir verweisen beispielsweise nur auf die Subsum- tion von Streikandrohungen unter den Erpressung spara- graphen. Rechtsbeugungen derselben Art sind die erfolgten Verurteilungen wegen groben Unfugs des Hochs auf ein freies Wahlrecht. Nicht minder die erfolgte Verurteilung unseres verantwortlichen Redakteurs wegenAufforderung zur Veranstaltung von Aufzügen, Versammlungen" usw. Der Angeklagte Leuß hatte in der Annahme unrecht, ge- lehrte Richter seien zu solchen Rechtsbeugungen gewissermaßen verpflichtet. Sie gelangen zu ihnen durch die Ketten, in denen ihre Klassenauffassung sie gefangen hält. Keineswegs sind für die paar Laienrichter zu einer solchen, verständiger Rechtsauffassung entgegenstehenden Aburteilung verpflichtet. Sie V e r st o ß e n durch sie gegen das G e s e tz. Ihre Ent- schuldigung ist: sie können nich tanders, weil die Klassen- justizbrille ihnen das richtige Sehen erschwert und der gesamte Strafprozeß durch die in politischen Prozessen naturgemäß wahrer Gerechtigkeit entgegenwirkende Staatsanwaltschaft beherrscht wird. Wie weit von der Erkenntnis von Gut und Böse die Sraatsanwaltschaft in allen politischen Dingen sich befindet, das zeigt schlagend die rechtshistorische Behauptung des Staatsanwalts. Nach seiner Ansicht beruht die heutige preußische, durch Rechtsbruch dem Volke aufoktroyierte Verfassung auf keinem Rechtsbruch, weil die durch eben denselben Rechtsbruch zusammengebrachte Kammer die RechtI- bruchfolge gebilligt habe. Dikücilo est satiram non scribere..(Schwer ist's, solche Behauptungen ernst zu he- handeln.)_ Hue der Frauenbewegung. Das Frauenwahlrecht und die neue dänische Regierung. Wie regelmäßig nach einem Ministerwechsel hat auch diesmal derDänische Frauenverband" eine Deputation zu dem neuen Ministerpräsidenten und dem Minister des Innern geschickt, um an» zufragen, ob sie das politische' Wahlrecht den Frauen zukommen lassen wollen. Die Deputation wurde natürlich wieder einmal sehr wohlwollend empfangen, die Minister erklärten sich als Anhänger des Frauenwahlrecht» und der< Ministerpräsident sprach die Hoff- nung aus, daß die Frauen, wenn das Folketing über 3 Jahre neu- gewählt werde, das Wahlrecht haben sollten. Er forderte die Frauen auf, in der gewünschten Richtung auf die Wähler einzuwirken. Der Ministerpräsident hat in seiner Antwort den Mund reich- lich voll genommen. Er ist nämlich gar nicht imstande dazu, das Frauenwahlrecht schon für die nächste Follctingswahl durchzusetzen, da hierzu eine Verfassungsänderung notwendig ist, die nur dann Geltung erhält, wenn sie nicht nur von einem, sondern nach Neu» wählen von einem zweiten Reichstag beschlossen wird. Will die Regierung wirklich dafür sorgen, daß die Frauen nach 3 Jahren das politische Wahlrecht haben, so ist das ohne eine außerordentliche Reichstagsauflösung nicht möglich. Daß aber das liberal-modcrat- konservative Ministerium Berndsen einen solchen Schritt tun wird, um den Frauen politische Gerechtigkeit zu verschaffen, scheint vor» läufig sehr zweifelhaft._ Ein Antisuffragetteu-Meeting. In dem Augenblick, wo das englische Unterhaus sich mit dem Projekt des Frauenstimmrechtes beschäftigte, fand in der OueenShall ein großes, von Anlifuffragettisten einberufenes Meeting statt. Lord Cromer   leitete die außerordentlich zahlreich besuchte Versamm- lung. Viele Suffragetten hatten Eintritt zu der Versammlung ge- funden und hielten die oberen Galerien besetzt, von denen au» sie die«ntifrauenrechtlerinnen fortwährend unterbrachen und mit Papier und allen möglichen Sachen bewarfen. Lord Cromer verlas einen Brief de» Deputierten Austen Chamberlain.   in welchem dieser be­dauert, dem Meeting nicht beiwohnen zu können und erklärt, daß sein Vater Joe Chamberlatn ein unverbesserlicher Gegner des FrauenstimmrechteS sei. Die manifestierenden Frauen wurden dann«ach und nach'aus dem Saal« eutf«rut. Verrnircbtes« Die kochende Volksseele. In Berlin   ist die katholische Volksseele ins Kochen geraten, eines allerdings geschmacklosen BildeS wegen, das an den Litfaß« säulen prangte. ImDeutschen Theater" wird zurzeit eine Sommer« Novität aufgeführt, die von der Kritik allgemein abfällig beurteilt worden ist. Die Plakate, die zum Besuch dieser Novität einladen, sind nun mit einer Vignette versehen, die einen katholischen Geist- lichen umgeben von einer Herde Schweine darstellt. DieGermania  " ist entsetzlich entrüstet; sie schreit nach Staatsanwalt und Polizei und behauptet, daß die Tausende von Katholiken, die in Berlin   wohnen, durch dieses Bild auf das tieffte verletzt worden sind. Der Schmerz derGermania  " kommt schließlich in dem Stoßseufzer zum AuZ« druck:»Muffen wir Katholiken uns denn alles gefallen lassen?" Von der Luftschiffahrt In den letzten Tagen wurden in verschiedenen Gegenden Flug» versuche unternommen, wobei zum Teil ausgezeichnete Resultate erzielt wurden. Bei Darmstadt   flogen zwei Aviatiker in der Höhe von 30 bis 140 Metern je etwa 30 Minuten lang. Zwischen» landungen erfolgten mit abgestelltem Motor auS etwa 40 Meter Höhe, um die Glcitfähigkcit der Maschinen zu zeigen. Sie flogen wiederholt enge Kurven von 40 bis 50 Meter Durchmesser rechts und links herum und aufeinander zu, begegneten sich, die Maschinen flogen übereinander hinweg in einem Abstand von etwa 40 Meter, wo sich dann beim Begegnen die beiden Piloten mit vom Steuer losgelassenen Händen grüßten. » Die Rheinisch- westfälische Motorluftschiff» Gesellschaft will, nachdem sie mit dem LustschiffEtbelö" am Sonntag erfolgreiche Aufstiege gemacht hat, in den nächsten Tagen regelmäßige Passagier- fahrten für die Mitglieder desixGesellschaft ausführen. Der Preis beträgt für die Person 100 M. Am Luftschiff wurden noch einige Veränderungen vorgenommen. Der Passagierluftschiffkreuzer kann 6 Personen tragen. » Die große abiatische Woche von Bournemouth  (England), die gestern chven Anfang nahm, hat einen schweren Unfall zu ver- zeichnen. Der kürzlich durch seinen Flug über den Kanal viel- genannte Aviatiker Rolls stürzte mit seinem Apparat ab und blieb tot liegen. Ueber den Unfall meldet ein Telegramm: Rolls war zu beträchtlicher Höhe aufgestiegen, um an der Fallkonkurrenz teilzunehmen. Als er sich anschickte, niederzuschießen, knickte Plötz- lich daS Schwanzstück des AeroplanS; der Apparat schwebte zunächst hin und her, knickte dann ein und fiel, sich immerfort überschlagend, unter dem Geschrei der Menge vor der großen Tribüne herab. Rolls war furchtbar verletzt und starb fast unmittelbar daraus. Eine menschliche Bestie. In Groh-FIottbeck verübte ein russischer Pferdeknecht in der Zeit, in welcher der Hofbesitzer mit dem übrigen Personal draußen Feldarbeiten verrichtete, im Hause des Gutsbesitzers einen Ueber- fall auf die Ehefrau desselben. Er würgte sie und vergrub sie, troydem sie noch lebte, unter großen Massen Heu. Ebenso würgte er den seiner Mutter zur Hilfe herbeieilenden Sohn des Guts- befltzerS und eine auf dessen Geschrei herbeieilende Magd, und ver- grub auch diese beiden unter Stroh und Heu. Dann raubte er sämtliches vorhandene Bargeld und Wettsachen. Die Ueberfallene» wurden in bedauernswertem Zustande aufgefunden. Sie scheinen schwere innere Verletzungen erlitten zu haben, befinden sich aber noch am Leben. Der Unmensch ist entkommen. Hochwasser. Nach einer Meldung aus Mannheim   haben die andauernden Ueberfchwemmungen ungeheueren Schaden verursacht. Der Schaden allein an Gebäuden wird in der Gemeinde Staffott bei Karlsruhe  auf 100 000 Mk., im Bezirk GermerSheim  , Rheinzabern  -Wötth auf 1500 000 Mk. geschätzt. Zahlreiche lokal« Hilfskomitees haben sich gebildet, da viele Familien in die bitterste Not geraten fisid. Trotz- oem steigt der Rhein   weiter. Der Rhein   war bis gestern abend auf 763 Zentimeter ge- stiegen und hat somit den bisherigen Höchststand erreicht. Im ganzen Komitat S z a b o l c s(Ungarn  ) wütete gestern ein fürchterliches Unwetter mit Hagelschlag. In den Bezirken von Tarczal, Tokal, Rakamaz  , und Balkany und Nagykallo wurden säm»- liche Saaten vernichtet. Die Anlagen der Ackerbauschule in Nagy- kallo wurden vollständig zerstört. Wie mit der Gesundheit der Soldaten gespielt wird. Rom  , 11. Juli.  (Eig. Ber.) Ueber eine schier unglaubliche Ber« fügung der Militärbehörden wird dem»Avantt" au« Corleone  in Sizilien   berichtet. Die gesamte Garnison von Palermo  , die sich durch die Einberufung ber Reservisten auf 5000 Mann beläuft, soll in diesem Jahre zum Manöver und zu den Schießübungen auf zwei Monate nach Partanna gehen, in eine Gegend schwerster Malaria. Die Manöver fallen gerade in die Monate, die für die Malaria am gefährlichsten sind. Dabei haben die Militärbehörden noch nicht einmal die Entschuldigung der Unwissenheit, denn daS Armeekorpskommando hat den Oberstabsärzten ein Zirkular über- sandt, das ihnen Vorbereitungen für Malariaprophylaxe ans Herz legt. Sollte man etwa an 6000 jungen Leuten ein Experiment in corpore vile machen wollen, um sich über den prophylaktischen Wert des Chinins klar zu werden? Das wäre im höchsten Maße ruchlos. Dieses Jahr läßt sich ohnehin als schweres Malattajahr an. Durch die Beobachtung hat man festgestellt, daß die Malaria zehnjährige Zhllen hat und ein solches Jahr der Verschärfung der Epidemie ist gerade daS laufende. Unter diesen Umständen weiß man wirklich nicht, ob man cS als Stumpfsinn oder als Verbrechen ansehen soll, daß man ohne«inen zwingenden Grund Manöver in eine Gegend schwerer Malaria verlegt.' Verheerende Feuersbrunst. Die Stadt C a m p b e l l t o n in der Provinz Neu-Braunschweig  ist durch Feuer total zerstört worden, wodurch 4000 Einwohner obdachlos wurden. Nach einer späteren Meldung ist die Stadt der Schauplatz einer wüsten Räuberbande gewesen. Die geängstigte Be« völkernng wurde von den Banditen ausgeraubt und geplündert, die Jnterkolonialbahn Ostwest ist blockiert. An verschiedenen Stellen kam e« zu blutigen Zusammenstößen zwischen der Einwohnerschaft und den umherziehenden Banden, wobei, wie festgesetzt wurde, ver« schiedene Einwohner schwere Verletzungen erlitten. Der Anführer der Bande soll getötet sein. Militär auS der Umgegend ist auf dem Wege nach Campbellton, um dort geordnete Zustände wieder herzustellen._ Schwäbische Gemütlichkeit. In einer Garnisonstadt des schönen Schwabenländle erschien vor einiger Zeit eine Bauernfrau in der Kaserne und verlangte den Oberst zu sprechen. Dieser fragte die Frau nach ihrem Begehr. Wo ischt denn mei Michele?' fragte die Frau.  Was wollen Sie denn von Ihrem Michele?" erwiderte der Oberst.  Ja, der derf nimme Soldat bleibe.", y»Aber wir find ja auch Soldaten, lieb«