Weihensee.eint« neuen Streich gegen Dr. Pape soll sich die Gemeindeverwaltung geleistet haben, so schreibt das»unabhängige" HauS-besitzerorgan, indem das Gehalt des besoldeten Schöffen am 1. Juli>nä>t angewiesen war. Herr Dr. Pape befindet sich außerhalb aufUrlaub und war am 5. Juli noch nicht im Besitze seines GehaltS, erhat daher telegraphisch beim Regierungspräsidenten und Landrat Be-scl werde eingelegt. Bisher hat man immer von Streichen in um-gelehrtem Sinne gehört und bei allen diesen Streichen zog HerrDr. Pape den kürzeren; der Liebling der jetzigen Opposition wirdauch mit dieser Sensation daneben gehauen haben.Treptow-Baumschulentveg.Die Generalversammlung deS Wahlvereins ehrte zunächst da?Andenken der im letzten Halbjahr verstorbenen Mitglieder in derüblichen Weise. Dann wurde der Vorstandsbericht für Treptowuno für Baumschulenweg erstattet; eine Anzahl Mitglieder sindneu gewonnen worden.Die Kassengebarung gestaltete sich wie folgt: Es ist ein Kassen-bestand von 27S,34 M. im Orte. Die Gem-indewahlen ergaben148,15 Einnahme und 260,45 Ausgabe, so daß 112,30 M. zu deckenWaren.Der Mitgliederbestand beträgt für beide Ortsteile 809 mann-liche und 137 weibliche Mitglieder, insgesamt 946 gegen 812 am1. Januar; es wurde der Wunsch ausgesprochen, daß wir amJahresschluß die Zahl 1000 erreichen möchten.—..Vorwärts"°Leserwaren in Treptow am 1. Januar 961, am 1. Juli 1211 vorhanden,mithin ist eine Zunahme von 250 zu verzeichnen. In Baumschulen-weg waren am 1. Januar 590 Leser des„Vorwärts", am 1. Juli643, die Zunahme beträgt 53.— Die Einnahmen der Speditionei.betrugen für Treptow 7640,50 M., Ausgaben 7475,56 M., lieber.schuß 164,94 M.; für Baumschulenweg: Einnahme 4500,05 M.,Ausgabe 4403,93 M., Ueberschuß 96,12 M. Schriften wurden der-kauft und restlos an die Zentralkasse abgeliefert für 227,84 M.—Die Neuwahl des Vorstandes ergab: 1. Vorsitzender: M. Freigang,L. Vorsitzender: K. Müller, 1. Kassierer: Michalsky, 2. Kassierer:P. Haak, 1. Schriftführer: E. Lüdke, 2. Schriftführer: Jakob; alsBeisitzerin: Frau Kunze, Treptow, Fräulein Gerisch, Baumschulen-weg; als Revisoren: Schiefke, Pappe und Schulz; Spediteure: Grs-menz, Treptow, Hornig, Baumschulenweg; Lokalkommission: Ulm,Treptow, Magel, Baumschulenweg; Jugendausschuß: Spielhagen,Werner, Treptow, Meier, Schreiber, Baumschulenweg; Bibliothe-kar: K. Müller, Baumschulenweg. AIS Parteitagsdelegierter wirdKarow vorgeschlagen.Tegel.Verschlafen> Am Tegeler Hauptpostamt in der Bahnhofstraßebefindet sich ein großes Emailleschild mit der Aufschrift:»Geöffnet...Sonntags 7 bis 9 Uhr." Am vorigen Sonntag wurde das Postamtfür daS Publikum erst nach 8 Uhr geöffnet. Früher konnten mehrerevor der Tür wartende Interessenten keinen Einlaß finden. Wenninzwischen bestimmt sein sollte, daß dieses Postamt Sonntags erstum 8 Uhr geöffnet wird, so muß doch schleunigst das HauSschildentsprechend geändert werden.Hohen» Schönhansen.Aus der Gemeindevertretung. In der letzten Sitzung der Ge.ineindevertretung beantragte die Wegebau- und Verschönerungs-kommisswn, die Endstation der elektrischen Bahnlinie Kurzestraße-Hohenschönhausen SchulhauZ zu verlängern, da das Umsetzen derWagen Störungen des Schulunterrichts verursacht. Da nun mitder Verlegung eine Verkehrsverbesserung und damit auch eineSteigerung des Grund und Bodens verbunden schien, so wolltejeder der Herren Grundbesitzer die Endstation vor seiner Tür haben.Wohl eine Stunde tobte der Kampf, so daß der Gemeindevorsteherdie Herren ersuchen mußte, doch nicht gar zu sehr ihre Privatinter-essen in den Vordorgvund zu schieben. Erst der Antrag des Genossen Thiele, doch nicht den Hauptzweck des Antrages aus demAuge zu verlieren und der Bahngesellschast verschiedene Plätze zurVerfügung zu stellen, machte dieser Jnteressenpolitik ein Ende.Nebenbei sei bemerkh, daß an der jetzigen Endstation keine Bedürf-niSanstalt vorhanden ist und daS Fahrpersonal seine notwendigstenBedürfnisse an der Schulhofsrnauer zu verrichten gezwungen ist.Ein weiterer Punkt betraf eine Petition, die verschiedene Ein«wohner, u. a. auch ein gewesener Gemeindevertreter, bis an denHerrn Minister gerichtet hatten und die dahin ging, die Einführungder Kanalisation für den hiesigen Ort mit den dazu bewilligten900 009 Mb Kosten zu inhibieren. Als Gründe wurden angeführt,daß ein großer Teil der Einwohner aus kleinen Besitzern bestände,die die entstehenden Lasten nicht tragen könnten. Genosse Thieleführte den Herren recht drastisch vor Augen, wohin diese rückschritt-lich Politik führe. In der Petition werde angeführt, daß diedamalige Majorität die die Einführung der Kanalisation beschlossenhabe, nur aus Nichtbesitzern und kleinen Steuerzahlern bestandenhabe, wobei man auf unsere Genossen zielte. Genosse Thiele hieltihnen vor. daß, wenn man eine derartige Petition höre, wie sie derGemeindevorsteher verlesen, man nicht glauben könne, sich in un-mittelbarer Nähe Berlins zu befinden, sondern in Ostafrika. Eingroßer Teil der Petenten setze sich aus Altfitzern zusammen» die garteine Steuern zahlen, oder aus solchen� die mit höchstens 6 bis9 Mark zur Einkommenstouer veranlagt sind. Es befinden sich nurdrei größere Zahler unter den 27 Unterschriften. Die Petentenschienen die Zeiten zurückzusehnen, wo sie selber gar keine Steuernzahlten und diese Tätigkeit den Arbeitern Hohenschönhausens über-ließen. Erst auf Drängen unserer Genossen auf Einführung derGrundwertsteuer zahlten die Herren Steuern. Erst auf Auffordc-rung des GemeinoevorsteherS an die Bürgerlichen, doch auch ihreMeinung hierüber zum besten zu geben, schwang sich einer derHerren zu dem Antrag auf, die Petition mit Entrüstung zurück-zuweisen. Nach diesem Gefecht verlaß der Gemeindevorsteher dieAnklageschrift einiger Durchfallskandidaten an den Kreisausschuhgegen den Beschluß der Gemeindevertretung auf Gültigkeitser-klärung der im März stattgefundenen Wahlen. Der Kreisausschußhat die Beschwerdeführer zurückgewiesen.Waidmaunslust-Lübars.Unsere letzten Gemeindevertreterfitzungen am Montag undDonnerstag voriger Woche nahmen ein ganz besonderes Interessein Anspruch. Es handelte sich um die Kündigung des noch bis zumJahre 1931 laufenden GaSvertrageS mit dem Gaswerk Tegel.Dieser Vertrag ist für die Konsumenten unsere» Ortes ganz be-sonderS günstig» sie hätten zu zahlen für KochgaS 10 Pf., für Leucht-gas 12 Pf. Vor längerer Zeit wurde eine Kommission gewählt, ummit dem Gaswerk zu verhandeln, auf welcher Basis der Vertrag zulösen wäre� um freie Hand zu bekommen, im Jahre 1918 ein eigenesGaswerk zu errichten. Das Resultat dieser Kommissionsverhand-lungen lag nun in Form eines Nachtragsvertrages den Gemeinde-Vertretern vor. In diesem Nachtragsvertrag verzichtet das Gas-werk auf alle Rechte, die eS nach dem alten Vertrag kesitzt, überläßtder Gemeinde vom Jahre 1919 ab die Gasversorgung selbst; be-ansprucht aber dafür die Bezahlung des Rohrnetzes nach jährlich3 Proz. Abschreibung bis zum Jahre 1919. Auch verlangt dasselbefür daS noch bis dahin zu liefernde GaS einen Einheitssatz von18 Ps. pro Kubikmeter. Dafür verpflichtet sich daS Gaswmck fürjeden �-lieferten Kubikmeter GaS 1 Pf. an die GemeindekasseLübars zu zahlen. Der Gemeinde-Vorsteher wie auch die Mehrheitder Gemeindevertretung pries diesen Abänderungsvertrag nachallen Richtungen hin. Genosse Luschcr war im Prinzip für Er-bauung eines Gaswerks, um der Gemeinde eine neue Einnahme-quelle zu verschaffen, wollte aber den Konsumenten nicht eine in-direkte Steuer auferlegt wissen, und stellte deshalb den Antrag denEinheitssatz auf 12 Pf. zu setzen. Der Gemeindevorsteher be-kämpfte diesem Antrag und forderte alles oder nichts. Er führteaus: wenn der Vertrag nicht mit 13 Pf. angenommen würde.müßte der Grundbesitz höher besteuert und ein Kommunalzuschlagvon 140 Proz. erhoben werden. Genosse Kestin erwiderte, daß esfiH jetzt nicht darum handelt, mit dem einen Pfennig die gegen»wartigen Ausgaben zu decken, sondern mit demselben einen Fondsverantwortlizer Redakteitr Richard Sarttz, Lerli». Zur da»anzusammeln, um nach 8 Jahren eine Beihilfe für das Gaswerkzu haben. Würde dieser zu erwartende Fonds von ca. 30 000 Mk.nicht angesammelt werden, so könnte diese Summe durch Anleihegedeckt tverden und es würde dadurch nur eine Mehrausgabe von1800 Mk. für Amortisation und Verzinsung eintreten, welche vonden zu erwartenden Einnahmen aus dem Gaswerk zu decken seinwürden. Es wäre somit eine indirekte Besteuerung der Konsu-menten nicht notwendig. Genosse Luscher bedauerte, daß der HerrGemeindevorsteher, trotz der nach seiner Ansicht so schlechten Finanz-läge, dem vor kurzem gefaßten Gemeindebeschluß, 18 000 Mk. fürden Kirchenbau herzugeben, beigetreten sei. Genosse Kestin wiesnoch nach, daß die kleinen Haushaltungen bei 13 Pf, eine Mehrbelastung von 11 Mk. auf sich nehmen müßten. Trotz alledem wurdeder Antrag abgelehnt und der Vertrag mit 13 Pf. Einheitssatz an-genommen. Unsere Genossen stimmten dagegen. Genosse Luscherund Kestin hatten einen Antrag auf Abänderung des Ortsstatuts,betreffend die Verunstaltung von Ortschaften, eingereicht. Es wareneinige Paragraphen so unklar gefaßt, daß sie den kleinen Grund-besitzern, die zum großen Teil der erwerbstätigen Bevölkerung an-gehören, noch mehr Einschränkungen brachten, als es die Baupolizei-Verordnung für die Vororte tut. Da die Mehrheit der Gemeinde-Vertreter aber so zu stimmen pflegt, wie es der Herr Gemeinde-Vorsteher loünscht, wurde auch dieser Antrag gegen die Stimmenunserer Genossen abgelehnt.Lankwitz.Aus der Gemeindevertretung. An der Bangebührenordnung hatder Kreisausschuß einige Aenderungen vorgenommen, welchen dieVertretung zustimmte. Die Einrichtung einer Direktorstelle an derböheren Mädchenschule zu Ostern 1911 wurde mit 9 gegen 6 Stimmenbeschlossen; die Minderheit, zu welcher auch unsere Genossen gehörten.verlrat den Standpunkt, daß die Schule, welche 120 Schülerinnenhat, auch noch ohne Direktor geleitet werden könne, da doch da?Gehalt desselben den Etat bedeutend belaste. DaS Gehalt desDirektors soll dem deS Gymnasiums gleichgestellt werden, es beträgt6500—8400 M. nebst 1500 M. WohnungSgeld. Ferner wurde dieErrichtung von zwei Lehrerstellcn an der Gemeindeschule zu Ostern1911 beschlossen. An der Hilfsklasse, welche für schwach begabteKinder eingerichtet ist, sollte ebenfalls zu Ostern 1911 noch eineLehrerstelle errichtet werden. Die Vertretung beschloß jedoch. dieseStelle schon zum Oktober d. I. zu besetzen, da die Hilfsllasse schonüber 30 Schüler hat.Nikolassee.Aus der Gemeindevertretung. Auch die jüngste Landgemeindedes Kreises Teltow scheint die Absicht zu haben, in die Fußtapfenihrer älteren Schwestergemeinden zu treten. Auch hier wird eSschon üblich, Dinge der Kritik der Gemeindeangehörigen zu entziehen,die sehr wohl vor größter Oeffemlichkeit verhandelt werden könnten.ES läßt sich wenigstens kein vernünftiger Grund einseben, warumdie Verhandlungen über den Nikolassee, der vor der Eintrocknungbewahrt werden soll, in geheimer Sitzung vorgenommen werdenmußten.Die besonderen Verhältnisse von Nikolassee bringen besondereSchmerzen. Die fast durchweg schwerreichen Einwohner zittern umihr Eigentum. Man will deswegen eine mechanische Einrichtungobligatorisch einführen, die gleichzeitig gegen Einbruch und gegenFeuersgefahr schützen soll. Ein unterirdisches Kabelnetz soll die Villenuntereinander und mit einer Sicherheitswache verbinden. DieLeitung soll durch Hausanschluß bis in die einzelnen Zimmer geführtwerden, und vermöge einfachen Hebeldrucks im Falle derGefahr die Wache herbeirufen. Zur Ausführung der Anlagewerden aus Anleihemitteln 26 000 M. bewilligt. Neber die Art derVerteilung der Kosten soll später nach den Vorschlägen einer Kommissionverfahren werden, die einstweilen mit dem Gemeindevorstand dieVerteilung der Arbeiten regeln soll.Ein Antrag, die Zahl der Wächter von 8 auf B zu vermehren,wird abgelehnt. Dagegen sollen der freiwilligen Feuerwehr 500 M.überwiesen werden zur Ausführung von Nachtpatrouillengängen, Visdie mechanische SicherheitZvorrichtung funktioniert. Jeder Wächteroder Feuerwehrmann, der einen Dieb festhält, daß er dem Gerichtüberwiesen werden kann, soll eine Prämie von 100 M. aus Gemeindemitteln erhalten. Gewiß eine neuzeitliche Einrichtung, dm Menschen-fang profitabel zu machen.Falkenhagen-Seegcfeld.Bon der Agitation. Nach langer Feit hatten die hiesigen Partei-genossen wieder eine imposante Volksversammlung zu verzeichnen,allerdings unter fteiem Himmel, da infolge deS starken Druckes derBehörden es noch immer lein Gastwirt am Orte wagt, uns seinenSaal zu Versammlungen zu geben. Am Sonntag lauschten Hunderteden wirkungsvollen Ausführungen unseres Reichstagskandidaten Dr.KarlLiebknecht, der schärffte Kritik an der volksfeindlichen preußisch-deutschen Politik übte und unter lautem Beifall den Vormarschder Sozialdemokratie schilderte. Von den anwesendenGegnern hatte keiner den Mut, dem Genossen Liebknecht entgegen zutreten. Der Verlauf dieser Versammlung bewies, daß auch hier dieStimmung der Bevölkerung uns bedeutend günstiger geworden ist.Der Wahlverein hatte eine Anzahl neuer Milglieder und AbonnentendeS.Vorwärts' zu verzeichnen. In der Diskussion wurden u. a. dieschlechten Arbeitsverhältnisse in der hiesigen Schweinemästerei er-wähnt und der Zuversicht Ausdruck gegeben, daß die organisiertenArbeiter bald ein Lokal bekommen werden, um die Organisationbesser ausbauen zu können.Spandau.Arbeiter-Samariterlolonne Spandau. Die UebungSstunde findetdiese Woche, des Zahlabends wegen, nicht statt, dagegen werden dieMitglieder gebeten, sich am Freitag, den 15. Juli, zum Vortrag im„Dresdener Garten", Dresdener Str. 45, recht zahlreich zu beteiligen._ Der Borstand.Gerichts- Zeitung*Eine Rede am Bismarckdenkmal— grober Unfng.Anläßlich der Wahlrechtsdemonstration im Tiergarten hatteBuchhalter Meyer vom Sockel des BiSmarckdenkmalL ein paar Wortean die Umstehenden gerichtet und«in Hoch auf das freie Wahlrechtausgebracht. In Uebercinstimmung mit Polizei und Staatsanwalt-schaft hat das Schöffengericht diese Handlung als� groben Unfugangesehen und Meyer zu einer Geldstrafe von 30 Mk. verurteilt.Vergebens hatte sich Meyer darauf berufen, daß an ihm doch nichteine Handlung bestraft werden könne, wie sie in der Wahlnacht desJahres 1907 der damalige Reichskanzler Fürst Blllow ungestrafthabe begehen können.— Gegen daS Urteil deS Schöffengerichts hatsowohl der Staatsanwalt, dem die Strafe zu niedrig ist, als guchdes Angeklagten Verteidiger. Dr. Kurt Rosenfeld, Berufung einge-legt, der sich dagegen wendet, daß die kurze Ansprache als groberUnfug angeschen werde.— Die Strafkammer verwarf gestern beideBerufungen.ES bleibt also dabei: des Reichskanzlers»patriotische" Hand-lung ist erst strafbar, wenn ein anderer dieselbe verständig geänderteHandlung begeht. DaS nennt num: gleiches Recht für Jedermann.Einem„lieben Nachbar"hatte der Restanrateur Lange, Liegnitzerstr. 41, eine Anzeige wegenÜeberschreitung der Polizeistunde zu verdanken. Der in der Nach.barschaft Langes wohnende Schlächtermeister Lindner sah einesAbends, daß das Lange'sche Geschäftslokal nach Eintritt der Polizei.stunde noch nicht geschlossen war. Dreiviertel Stunden suchteLindner nach einem Schutzmann. Ms er endlich einen gefundenhatte, ersuchte er ihn, Lange anzuzeigen. Der Schutzmann wußte,daß an jenem Abend ein Verein bei Lange tagte der nicht an diePolizeistunde gebunden ist. Nur widerstrebend folgte deshalb derSchutzmann der wiederholten Aufforderung Lindner», da» Lokal zurevidiere«. Außer einigen Vereinsmitgliedern Wurde im Echan!»lokal nur der Hausverwalter angetroffen, der eben nach Hause ge-kommen war und, weil er den Hausschlüssel vergessen hatte, denWeg durch das Lokal nahm ohne dort etwas zu verzehren. Nachdemdieser Sachverhalt in der gestrigen Schöffengerichtssitzung sestge-stellt worden war, wurde Lange natürlich freigesprochen. Be»dauerlich ist, daß nach Lage der Gesetze die Kosten dem liebevollenSchlächtermeister nicht auserlegt werten konnten.Ungültige Polizeivorschrift.Die Polizeiverordnung des Regierungspräsidenten vom 1. Juli1904, welche die Vorschriften über die Polizeistunde für den Re-gierungsbezirk Oppeln enthält, bestimmt im Anschluß daran, daßdie für den öffentlichen Verkehr bestimmten Räume während derZeit wo in ihnen keine Getränke verabfolgt werden, noch Gäste ge»duldet weroen dürfen, geschlossen zu halten sind. Wegen Ueber-tretung dieser letzteren Vorschrift war der Gastwirt Ratcizk inKreuzburg zu einer Geldstrafe in zweiter Instanz verurteilt worden.Das Lokal war nach Eintritt der Polizeistunde durch einen Be-amten nicht verschloffen gesunden worden. Die Strafkammer inKreuburg erachtete die Bestimmung für rechtsgültig, daß die offen t.lichen Schanklokale nach Eintritt der Polizeistunde geschlossen seinmüßten. Sie finde ihre Stütze in Z 6e des Polizeioer waltungs-gesetzes.Der Angeklagte legte Revision ein und machte geltend, dieFrage der Polizeistunde sei im§ 365 Absatz II des Strafgesetzbuchserschöpfend geregelt. Eine Polizeivorschrist dürfe die fraglichenVorschriften nichr verschärfen.Das Kammergericht gab dieser Tage der Revision statt, hobdie Vorentscheidung aus und sprach den Angeklagten mit folgenderBegründung frei: Die Verordnung, die selber von der Polizeistundehandele, wolle diese noch verschärfen. Wenn sie nun das Schließender Schankräume nach Eintritt der Polizeistunde vorschreibe» so seizu fragen, ob dies im öffentlichen Interesse geboten sei. Es könnenicht angenommen werden;, daß hierbei§ 10 II 17 des AllgemeinenLandrechts zutreffe. Wie es sich mit der Polizeistunde verhalte,sei anderweit festgestellt, nämlich in§ 365 des Strafgesetzbuchs.Man könne nicht sagen, daß es notwendig sei, daß das Lokalwährend der Herrschaft der Polizeistunde verschlossen sein müßte.Somit sei die fragliche Vorschrift nicht anlvendbar. Uebrigens bedeute Geschlossen sein noch nicht Verschlossensein, Auf jedes Fgllfei der Angeklagte freizusprechen.Versammlungen.Die HolzbearbeitnngSmaschinenarbeiter besprachen in ihrerBranchenversammlung am Montag Fragen der Arbeitsvermitte-lung. Es handelt sich um die Vertragsbestimmung, wonach derparitätische Arbeitsnachweis für die Holzindustrie in erster Liniebenutzt werden soll. Der Referent Windmüller führte unter ande-rem aus, daß der Vermittelung durch den paritätischen Arbeit»-Nachweis noch einige Mängel anhasten, die zum Teil auf die An»beuslosen selbst, zum Teil aber auch auf die geschäftlichen Ein,richtungen des ArbeitsnadstueiseS zurückzuführen sind. Dies?Mängel könnten und würden auch wohl mit der Zeit beseitigtwerden. Sie seien natürlich nicht so erheblich, daß sie Anlaß zugrundsätzlichen Einwendungen gegen den paritätischen Arbeits-Nachweis geben könnten. Es sei vielmehr Pflicht der Kollegen,daraus zu achten, daß die Bestimmung des Vertrages von den Wer.tragsmeistern unter allen Umständen innegehalten werde. Auchdie nicht am Vertrage beteiligten Arbeitgeber müßten in jedemFalle darauf aufmerksam gemacht werden, daß es allgemein üblichsei, Arbeiter nur durch den paritätischen Arbeitsnachweis einzu-stellen. Umgehungen des paritätischen Arbeitsnachweises müßte»der Kommission gemeldet werden, damit gegen solche Verstöße ein-geschritten werden könne.— In demselben Sinne bewegte sich dieDiskussion. Es wurde gewünscht, daß die Geschäftszeit des Ar»beitSnachweises früher beginne und daß für die Vermittelten eineKarenzzeit festgesetzt werde, als Schutz vor einer zu langen Arbeits«losigkeit der Kollegen..»>Deutscher TranSportarbeiterverbanb. Am Sonntag fand eineMitgliederversammlung der Sektion 5 statt, wo der SektionSleiterFromke den Geschäftsbericht für das erste Halbjahr erstattete. ZurSektion 5 gehören die Hilfsarbeiter, Transportarbeiter und Packer»welche in der Elektro-, Eisen- und Metallindustrie beschäftigt findeDem Geschäftsbericht entnehmen wir folgende Angaben. Die Agi»tation setzte mit dem Beginn des Jahres lebhaft ein. Sie hatte:den Erfolg, daß die Mitgliederzahl der Sektion von 3192 auf 4552stieg. Das ist eine Zunahme von 1350. Außer dem Transport-arbeiterverband kommen für die hier genannten Arbeiter nochandere Organisationen in Betracht, nämlich der Fabrikarbeiter,verband mit 900, der Metallarbeiterverband mit 950, sonstige Ber»bände mit 400. Es sind demnach 6582 Arbeiter dieser Brancheorganisiert, während etwa 11 500 beschäftigt sind. Trotz des gutenResultats vom ersten Halbjahr bleibt also der Agitation noch«ingroßes Arbeitsfeld. Der Fortschritt im OrganisaticnsverhältniSist unverkennbar. Vor zwei Jahren waren noch 60 bis 65 Prozentder in Frage kommenden Arbeiter nicht organisiert, während jetztnur noch 40 Proz. der Organisation fernstehen. Bei lebhafterAgitationstätigkeit wird es gelingen, auch diese nach und nach fürden Verband zu gewinnen.— Der wirtschaftliche Aufschwungbrachte eine lebhaftere Lohnbewegung mit sich. Im Laufe deSHalbjahres fanden in 13 Betrieben mit 2128 VerbandsmitgliedernLohnbewegungen statt, die alle von Erfolg begleitet waren. ESwurden Lohnaufbesserungen von 2 bis 3 Pf. pro Stunde erreicht.In einem Betriebe kam es zum Streik, der 7� Wochen dauerte,dann aber den Erfolg hatte, daß eine Lohnerhöhung von 2H Pf.zugestanden wurde.— Die Sektion hat in den Betrieben 235 Ver»trauensleute. In jeder Meisterabteilung soll ein Vertrauensmannvorhanden sein.— Die geschäftliche Tätigkeit der Sektion wurdeerledigt in 220 Werkstattbesprechungen, 35 Betriebsversammlungen,52 Sitzungen der Vertrauensmänner, 7 Sitzungen der Sektions»leitung, 20 Kartellsitzungen, 12 Verhandlungen mit Urbeitgek«rn,24 Sitzungen mit Arbeiterausschüssen, 11 Branchenfitzungen,46 Streikversanunlungen.— Die Bureautätigkeit de» SektionS»leiters erstreckte sich unter anderem auf die Anfertigung von 21BSchriftsätzen für Mitglieder und 35 mündlichen Auskünften inRechtsfragen.— Der Bericht der Agitationskasse zeigt eine Ein»nähme von 964,40 M.. eine Ausgabe von 637,55 M., bleibt ein Be»stand von 326,86 M. Einwendungen gegen die Tätigkeit derSektionSleitung wurden in der Diskussion nicht erhoben.— Wagner und Fromke gaben den Bericht vom Verbandstage. Sie sprachenihre besondere Freude über die Verschmelzung mit den Seeleutenund Hafenarbeitern aus und gaben der Erwartung Ausdruck, daßder Verband, der zurzeit 150 000 Mitglieder hat, bis zum nächst«!Verbgndstage auf 200 000 Mitglieder anwachsen möge.BSosserstands-Rachrtchtender Sandesanstalt für Gewässerkunde, mUgcteill vom Berlin«Wetterbureau.WasserstandM- m e l. TilsttBrezel. JnfterbmgWeichsel, ThoruOder, Ratibor, Rrossen, FrankfurtWarthe. Schlimm, LandsbergNetze, vordammElbe, Lettmeritz, Dresden, Barbq, MagdeburgWasserstandSaale, KrochlitzHavel, Spandaus, Rathenow')Spree, Spremberg'j» BeeSkowWeser, Münden, RindenRhein, MaximllianSau, KaubKölnNeckar, HeilbronnMain, WertheimMosel, Trieram11. 7cmISS6016142741045748529676190233226s-tt10.7.cm1)+56+5+1+6202051»—5—7vI"+1+18-42«)+ bedeutet Wuchs,— Fall.— Unlerpegel.JnferflteBieileeiflflßsj Tb. Glocke, Berlin. Druck u. Verlag: Vorwärts Kuchdrufciei u, LtttggSgnjtelt Paul Singer& tzs« Bnli» SÄk,