fruljet KapuM?r, also Mitglied e'meS Ordens, der besonders scharf ist und manchmal auf einzelne Teile deS Volkes losgelassen wird, um ihm mit dem höllischen Feuer gründlich einzuheitzen. Wir haben selbst eine junge hübsche Katholikin gekannt, die von einem Kapuzincrpater ins Wasser und damit in den Tod getrieben wurde. Der Kapuziner hatte ihr nämlich wegen ihrer Absicht, einen Pro» testanten zu heiraten, derart zugesetzt, daß sie sich zuletzt verzweifelt ertränkte. Bischöfliche Gnaden Henle— ein Bischof hat Anspruch auf den ebenfalls sehr demütigen Titel Bischöfliche Gnaden— er- griff nun am 13. Juli d. I. in der ReichSratskammer daZ Wort, weil der bayerische Verkehrsminister das Ansinnen, den süddeutschen Eisenbahnerverband zu unterdrücken, abgelehnt und dabei gesagt hatte, die Geschichte des Christentums lehre, daß große Bewegungen mit Gewalt nicht aus der Welt zu schaffen seien. Bei der Ge- legenheit hat Bischöfliche Gnaden Henle bewiesen, daß er, trotzdem er sein ganzes Leben der Gottesgelahrtheit und Christus gewidmet hat, die Evangelien nicht kennt. Er weiß tatsächlich nicht einmal, was der Stifter seiner eigenen Re- ligion gesagt hat. Bischöfliche Gnaden behauptete nämlich: Zwischen Christentum und Sozialdemokratie gebe es gar keine Analogie. Das Christentum habe sich mit der sozialen Frage jahrhundertelang nicht beschäftigt. Paulus der Apostel hatte immer darauf hingewiesen, s i ch in die gegebenen sozialen Verhältnisse zu schicken:„Wer Knecht ist, soll Knecht bleiben, wenn er nicht freiwillig von seinem Herrn der Knechtschaft enthoben wird. Das Christentum hatte also mit der Sozial- demokratie auch in dieser Beziehung nicht die geringste Beziehung oder Berührung. f tfw-! 1• Der armen Bischöflichen Gnaden ist also die Geschichte von dem reichen Jüngling, der zu Christus kam und ihn um Aufschluß bat, wie er das ewige Leben gewinnen könne, unbekannt, Christus riet dem jungen Mann, er möge seinen Besitz verkaufen und den Erlös den Armen schenken. Da kroch dem Jüngling eine LauS über die Leber und er schlich betrübt von dannen. Bekanntlich hat Christus noch oft in ähnlichem Sinne gesprochen. Auch er war der Meinung, daß hienieden Brot genug für alle Menschenkinder wachsen würde, wenn es nicht so große Geldsäcke gäbe. Nur hat er die soziale Frage in naiver Weise, nämlich durch die Pflicht des Herschenkens, lösen wollen. Dabei hat er auch etwas gesagt, wo- nach für die Erzbischöfe, die Bischöfe und auch die Päpste im Himmelreich kein Platz ist. Er meinte bekanntlich, eher gehe ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Reicher in das Himmelreich gelange. Ein Erzbischof aber hat ein möbliertes Palais als Dienstwohnung und jährlich 30 000—36 000 Mark bar, ein Bischof ist ebenso angenehm einlogiert, und beträgt sein Gehalt etwa 20 000 Mark und der Papst ist vielfacher Millionär. Also wird e» da mit dem Himmelreich nichts werden. Bischöfliche Gnaden, wie wird Ihnen jetzt? New gehöten«lie SpaiMfenelnlageD? Vor etwa Jahresfrist sahen wir uns genötigt, dem Preußischen Statistischen LandeSamt seine unerhört tendenziösen Aufmachungen über die Sparkasseneinlagen, ihr Wachstuni und ihre Verteilung vorzuhalten. Wir führten damals, wie schon wiederholt vorher, auf Grund von Durchschnittsberechnungen den Nachweis, daß der weitaus größere Teil sogar der Spar- kassetieinlagen nicht Eigentum des Proletariats und der kleinen Leute ist, sondern der Angehörigen der bemittelteren und wohl- habenden Schichten. Unsere Kritik hat den erfreulichen Erfolg gehabt, daß das Preußische Statistische Landesamt nun selbst Durchschnitts- berechnungen angestellt hat, die. wie es ja gar nicht anders sein konnte, unsereFeststellungennunbestätigenI Wir lesen darüber in der„Kons. Korresp.": „Die Verteilung der Sparlasseneinlagen nach Kontenklassen ist auf Grund der vorhandenen ziffernmäßigen Unterlagen vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte einer Schätzung unterzogen worden und zwar in runden Hahlen derart, daß er- sichtlich wird, welche Summen wenigstens und welche höchstens auf jede Kontenklasse treffen können. Von den rund 8,4 Millionen Büchern bis zu 60 M. glaubt die Statistik sagen zu können, daß sie im Durchschnitt nicht auf weniger als 20 und nicht auf mehr als 40 M. lauten werden. Dies würde dann ergeben wenigstens S8, höchstens 136 Millionen Mark, ferner bei den 1,6 Millionen Büchern von über 60 bis ISO, durchschnittlich 90 bis 120 M., 144 bezio. 192 Millionen Mark, bei den 1,S Millionen von über ISO bis 300, durchschnittlich 200 bis SöO, 800 bezw. 875 Millionen Mark, bei den 1.7 Millionen Mark über 300 bi« 600. durchschnittlich 400 bis bOO SM., 680 bezw. 850 Millionen Mark, zusammen bei den Büchern bis 600 M. 1192 bezw. 1553 Millionen Mark. Werden dann weiter berechnet für 2,1 Millionen Bücher von 600 bis 1500 M.. durchschnittlich 900 biS 1200 M.. 1890 bezw. 2520 Millionen Mark, für 0,9 Millionen von 1500 bis 3000, durch schnittltlh 2000 biS 2500 M.. 1800 bezw. 2250 Millionen Mark, so ergeben sich für l'/z Millionen Bücher bis zu 3000 M. 4882 bezw. 6323 Millionen Work, wahrscheinlich also zwischen 5 und 6 Milliarden. so das; von dem Gesamtbetrage von 9578 Millionen 3250 bezw. 4691 Millionen Mark, also wahrscheinlich zwischen 3 und 4 Milliarden für die 0,66 Millionen Bücher mit mehr als 3000 Mark Einlage übrig bleiben werden. Der Anteil der kleinen Konten wird wohl dem oben geschätzten Mindest betrage etwa» näher als dem Höchstbetrage liegen, da mit steigender Höhe der Ein« lagen die Bücher immer seltener werden." Aus diesen Zahlen ergibt sich also, prägnanter zusammen- gefaßt daS folgende. Auf 8,2 Millionen Sparkaffenbücher mit Ein- lagen bis z» 600 M. entfallen von insgesamt 9573 Millionen Einlagen nur 1350 Millionen, sofern wir als Durchschnitts- anlage für die � vier untersten Klassen dar Bücher ILO, 170, 330 und 750 M. rechnen. Nehmen wir noch alle Bücher bis zu 1500 M. Einlage hinzu, so entfallen auf diese Einlagen der n i ch t b e s t tz c n d e n Klasse nur 8500 Millionen. während die Einlagen der Besitzenden sich auf rund 6000 Millionen beziffern! Nach solchen Feststellungen wird man wohl endgültig darauf verzichten, sich auf die Sparkasseneinlagen als auf ein Zeichen des wachsenden Wohlstandes der— Arbeiterklasse zu berufen!_ poUtifcbe CUberficbt Berlin , den 16. Juli 1910. Wahrheit! Das„Verl . Tagebl.". das zu den eifrigen Verfechtern deS Großblocks von Bassermann bis Bebel gehört, beklagt eS. daß die reaktionäre Presse die offene Darlegung unserer sozialdemokratischen und republikanischen Ueberzeugung für ihre Sammlungspolitik ausnütze und dadurch die Großblock- idee schädige. Wir habe» diese Ausnützun� wirklich voraus- gewußt, trotzdem aber im vollen Bewußtsein unserer Lerant- wortlichkeit unser Programm in den Vordergrund gerückt. Wir wissen natürlich, daß bei den nächsten ReichStagSivahlen nicht die Entscheidustg über die Herrschaft des Bürgertums fallen wird; wir geben ohne weiteres' zu, daß es sich nur um die, an sich allerdings sehr bedeutsame Frage nach den Formen, in denen diese Herrschaft ausgeübt wird, und nach den Schichten, die sie ausüben, handeln kann. Wir halten es für ein wichtiges Interesse des Proletariats, alles zu tun, was die klerikal- feudale Reaktion schwächt und sind innerhalb der Grenzen. die durch das proletarische Interesse gezogen sind und wozu auch die volle Selbständigkeit der sozialdemo- kratischen Aktton bei den Hauptwahlen gehört, bereit, die bürgerlichen Gegner der Reaktton zu unter- stützen. Aber es hieße, das proletarische Interesse aufs schiverste schädigen, wenn wir irgendwie unsere Endziele vcr- hüllen oder abschwächen wollten. Davon kann keine Rede sein und dazu ist auch unserer Ueberzeugung nach in der Gesamtpartei keine Neigung. Die bürgerlichen liberalen Parteien müssen uns schon als das nehmen, was wir sind: die Verfechter der Emanzipation des Proletariats, dessen End- ziel ist die Erringung der vollen Demokratie, die nur die republikanische Staatsform gewährt und die Ersetzung der kapitalistischen Produktionsweise durch die sozialistische. Wirk- liche Liberale und das sozialistische Proletariat können zusanuuen ein Stück der Wegstrecke frei machen, die heute von der Reaktion verlegt ist. Danach trennen sich unsere Wege wieder vollkommen. Will der Liberalismus diese gemeinsame Arbeit verrichten, gut. Aber wir opfern deswegen auch nicht ein Tipfelchen unseres Programms oder unserer Propaganda- und Agitationsfreiheit. Versagt der Liberalismus, so werden wir unsere Arbeit allein ver- richten müssen. Wir verhehlen auch dies nicht, daß die Erringung der Demokratie letzten Endes nach unserer Ueberzeugung den proletarischen Emanzipationskampf gewaltig fördern wird und nicht den Liberalismus. Die Liberalen sind der entgegen- gesetzten Ueberzeugung. Den Entscheid darüber wird die Ge- schichte fällen. Das„Berl. Tagebl." mag uns gering achten, weil wir so gar nicht auf„Taktik" ausgehen, sondern mit voller Offenheit und Wahrheit aussprechen, was i st, natürlich nach unserem besten Wissen. Aber wir sind eine demokratische Partei und eine Partei der V o l k s m a s s e n. Diese müssen stets wissen, um waS cS sich handelt, um mit ganzem Bewußtsein und voller Verantwortlichkeit selbst ihre Politik bestimmen zu können. Deshalb halten wir jede Ver- hüllung unserer Ziele für die verfehlte st e Politik und wollen nie anders scheinen als wir sind und bleiben: die Partei des um seine Befreiung kämpfenden arbeitenden Volkes. Geständnisse einer schöne» Seele. Die„Deutsche Tagesztg." veröffentlicht einen sehr wütenden und deshalb sehr komischen Artikel über die Ursachen der„roten Flut"! Die Hauptschuld an unseren Erfolgen schreibt sie natürlich der„strupcllosen Hetze" der liberalen Parteien gegen die Ablehnung der Erbschaftssteuer zu. Als Mitschuldigen aber bezeichnet daS Bündlerblatt den Fürsten B ü l o w, der mit dem Worte von dem„frevelhaften Spiel" der Konservativen die Weise intoniert habe.„Nie hätte die unwahrhaftige Hetze so dreist ihr Haupt er- hoben, wenn nicht jene haltlose Verdächtigung über die Lippen des Staatsmannes gekommen wäre, der den Zusammenbruch seiner falsch instradierten Politil" niemals den Konservativen hätte in die Schuhe schieben können. Müsch:.. Mg ist natürlich auch der arme B e t h m a n n, der dieser„Hetze" nicht mit geeigneter Energie und Tapferkeit entgegenträte. ES ist natürlich sehr amüsant, wie diese agrarischen Reichs- kanzler von den Junkern wie Hausknechte geschüttelt werden; umso amüsanter, wenn man die schleimigen Lobeserhebungen noch in Er- innerung hat. die Herr Oertel dem weiland„agrarischen Reichs- kanzler" so oft gesungen hat. Aber ein anderes ist noch hübscher. Die„D. TageSztg." meint: „Ein Zu- oder Abnehmen der Sozialdemokratie hängt keines- weg? in entscheidendem Maße davon ab. ob eine gute und sachlich berechtigte Politik gemacht wird oder nicht; daß viel- mehr auch die s a ch g e m ä ß e st e und notwendig st ePolitik zur Verstärkung der Sozialdemokratie beitragen muß, sobald sie eine materielle B e l a st u n g der Masten bringt; ganz gleichgültig, ob diese Belastung auf eine andere Weise wieder zehn- und hundertfach ausgeglichen wird. Da die Mäste für die verwickelten Vorgänge des Wirtschaftslebens naturgemäß wenig Verständnis hat und deshalb der Irreführung und Hetze ziemlich wehrlos ausgeliefert ist." Die„D. T." kann sich offenbar eine fachgemäße und notwendige Politik ohne Belastung der Massen gar nicht dorstellen. Im übrigen schwatzt die„D. T." ungewöhnlich dumme» Zeug. Es ist zwar im allgemeinen schon richtig, daß unsere Gegner machen können. was sie wollen, wir wachsen immer weiter und werden immer stärker. Aber so ganz einflußlos sind unsere Gegner doch nicht. Ehre, wem Ehre gebührt: Die Finanzreform deS schwarzblauen Blocks und namentlich die Weigerung der Junker, zu den Lasten deS Staates auch nur das Bescheidenste beizutragen, hat Tausende In- differente aufgerüttelt und unserer Agitation zugänglich gemacht. Sie hat uns mächtig gefördert. Zu denr Urteil aber über die Dummheit der Massen ist die ,D. T." wirklich nicht berechtigt. Es ist eine ganz unberechtigte Verallgemeinerung von Erfahrungen, die sie sich aus dem Verkehr mit ihren bekanntlich„minder intelligenten" Lesern gebildet hat. Eine beispiellose Roheit. Am Donnerstagabend gelangte in der Sitzung des Altonaer Stadtverordnetenkollegiums der von uns als„bei- spiellose Roheit" charakterisierte Vorgang bei Prüfung der Polizei- und Schäferhunde auf der Renn- bahn Altona -Bahrenfeld zur Sprache. Die sozialdemo- kratische Fraktion hatte eine von uns in der Freitagnummer veröffentlichte Interpellation eingereicht, die vom Genossen Dr. Herz begründet wurde. In kräftigen Worten geißelte unser Genosse den empörenden Vorgang und ver- langte Antwort. Senator Dr. H o r b e ck, der stellvertretende Polizeichef, meinte etwas von oben herab, die Sache gehe eigentlich die Stadtkollegien gar nichts an. weil die Polizei nicht dem Magistrat, sondern dem Regierungspräsidenten unterstehe. Nur weil die Zeitungen inkorrekt berichtet hätten, wolle er darauf eingehen. Von einer„hundsföttischen Roheit", wie das.„Echo" schreibt, könne keine Rede fem: so schlimm sei die Sache nicht. Im selben Atemzuge gab der Herr Senator a b e r z u. daß der Fürsorgezögling Friedrich in den Oberschenkel gebissen wurde,„weil er infolge eines mißverstandenen Signals davonlief". Man erfuhr weiter von dein Senator, daß nicht die Polizei, sondern ein Komitee, an dessen Spitze ein Herr Haase-Bcrlin steht, die Prüfung der Polizeihunde veranstaltet hat. Dieser Herr habe sich an den Direktor der Fürsorgeanstalt gewandt und die Erlaubnis erhMv, eine Anzahl Kinder als Versuchs- objekte zu verivendcn? Da es sich nur itrtt„NafeMrMi* gehandelt habe, sei die Polizei nicht eingeschritten. Die Staatsanwaltschaft habe auf eine Anzeige des Dr. K u l k a diesem mitgeteilt, daß das Verfahren eingestellt sei, weil kein Schuldiger festzustellen gewesen sei. E s l i e g e auch keine Fahrlässigkeit vor, weil der Hund gut dressiert und der Unfall nicht vorauszusehen gewesen sei. Also nicht einmal fahrlässige Körperverletzung nimmt die Staatsanwaltschaft an! Tatsächlich liegt aber mindestens grobe Fahrlässigkeit vor, für die nicht nur der Veranstalter der„Prüfung" verantwortlich ist. Wie die„Gefälligkeit" des Direktors der Fürsorgeanstalt zu qualifizieren ist, wollen wir gar nicht erst kennzeichnen. In anderen Dingen, z. B. bei der angeblich veranstalteten Demonstration nach Schluß der Altonaer Wahlrechtsversammlun�en, hat man sich schnell einen„Schuldigen" herausgesucht, wie die Verurteilung des Genossen Stadtverordneten Kürbis beweist. EineHunde- hetze auf wehrlose Kinder kann nicht geahndet werden, weil— kein Schuldiger zu ermitteln ist. So ge- schehen in einem Lande mit vollendeten Rechtsgarantien! Die Altonaer Stadtväter beruhigten sich bei dieser Er- klärung und lehnten eine Besprechung der Interpellation ab! Einschränkung deS Einjährigen-Privilegs. Die bayerische Regierung trägt sich, wie im Landtage mit- geteilt wurde, mit dem Gedanken, daS Einjährigen-Prwileg von dem Besitz des Abiturientenexamens abhängig zu machen. Damit würde das Einjährigen-Privileg noch exklusiver wie seither schon gemacht, es würde damit zu einem Privilegium nur der reichsten Leute. In Preußen will man angeblich diese Neuerung nicht mitmachen, sondern eS bei dem bisherigen Zustande bewenden lassen. Im Reichstage wird natürlich auch im kommenden Winter wieder mit allem Nachdruck die Beseitigung diese» Vor- rechts der reichen Leute verlangt werden. In Frankreich kennt man diese Institution längst nicht mehr. Dort müssen die Söhne der reichen Leute genau so als gewöhnliche Soldaten ein- rücken, wie die Söhne aus den, Volke auch. Der Unterschied ist nur der, daß sie bereit» nach kurzer Zeit, wenn die erste Ausbildung beendet ist, zu Vorgesetzten befördert werden. Man darf wohl annehmen, daß in Deutschland die bürgerlichen Kreise einer allgemeinen Herabsetzung der Dienstzeit eher zugänglich werden, wenn das heute bestehende Borrecht der be« sitzenden Klaff«— ihre Söhne nur«in Jahr dienen zu lassen»» völlig beseitigt wird l_ Wie da? Zentrum Arbeiterinteressen vertritt! Die M.-Gladbacher„Westd. Arbeiter-Zeitung " gibt die Zuschrift eine» katholischen Arbeiter» wieder, worin fitfc dieser bitter über die zentrumSmäßige Vertretung der Arbeiterinteressen beschwert. In einer westfälischen Industriestadt beabsichtige man zurzeit einen christlichen Konsumverein zu gründen. Zu dieser Stadt gehöre auch der Vorort B. Al» man dort vor sechs Jahren einen„Männer- verein' gegründet hatte, seien schon Stimme» laut geworden, die für einen Arbeiter verein eintraten. Es habe aber geheißen, der Männer verein ersetz« den Arbeiter verein.„Er hat aber bi» heute vollständig versagt". Als die Konsumvereinsfrage in einer Versammlung erörtert werden sollte, habe der Borstand, in dem leider kein Arbeiter sitze, eine Einladung erhalten, diese sei aber in den Papierkorb gewandert.„Bringt mal ein Mitglied irgend eine Sache vor, die den Arbeiter interessiert, wie auf ein Kommando schreit man ihm entgegen:.Da» gehört nicht hierher!" Der Verein besteht zu 90 Proz. aus Arbeitern und doch ist davon keiner im Vorstand. Es sind ja„brave" Zentrumsarbeiter, die zu 90 Proz. in diesem katholischen Männerverein Mitglied sind, sonst würden sie sich natür- lich eine solche Behandlung nicht gefallen lassen. Der Einsender fordert die Gründung eines katholischen Arbeitervereins. Für die Art der Behandlung von Arbeiterinteressen ist der Fall ja lnpifch. Das Zentrum will„alle Stände" liebevoll vertreten. ES fängt aber erfahrungsgemäß bei den honorigen Leuten mit der Bus- teilung der Gaben an, so daß für den„Plebs" nicht» mehr übrig bleibt. Und der Weg vom katholischen Männer- über den Arbeiter- verein zur Fachabteilung und zur„paritätischen"„christlichen" Ge- werkschaft wird nicht vom Zufall gewiesen, sondern entspringt immer der Stärke der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung. Bezeichnend ist auch, daß das M,-Gladbacher Zentrums arb ei t er- blatt sich so weit zenlrumshörtg fühlt, daß eS die Klage deS katho- lifchen Arbeiters in die. DisrnsstonSecke" verweist, wofür die Re- daktion nur die„preßgesetzliche Verantwortung" übernimmt. Als vor etlicher Zeit den dummen Arbeitern mit dem„akademischen Studium bei Arbeitersöhnen' eine neüe Tonne zum Spielen hin- geworfen wurde, wurden die Zuschriften nicht so behandelt. M.-Gladbacher Arbeitersürsorge I Die antisemitische vörse. Die Prospekte von Gesellschaften, deren Aktien an der Börse zugelassen werden, müssen außer im„Reichsanzeiger" noch in anderen Blättern veröffentlicht werden. Seit langem war dafür in Berlin der„Börfen-Courier" und die.Börfen-Zeitung" be« stimmt. Das soll nun anders werden. Herr Mitling, geborener Wittkowski, Direktor der Nationalbank, Bruder Harden», früherer Oberbürgermeister von Posen und porsou» xratissirn» beim Kaiser, also ein„großes Tier", hat, wie auf der Börse erzählt wird, der Zulassungsstelle vorgestellt, welche Ungerechtigkeit in der einseitigen Bevorzugung dieser beiden Zeitungen liegt. Die ZulaffungSstelle konnte sich der Argumentation eines so hervorragenden ManneS nicht entziehen. Herr Wittmg steht der alldeutsch -antisemitischen unter Bülow offiziösen„Tägl. Rundschau" nahe. Die Zulassungsstelle be- schloß, einen Turnus einzurichten und demnächst die„TäglRund- schau" als ein Publikationsorgan zu bestimmen. Um aber auf die nicht immer aniisemitifchen Gefühle der Börsenbesucher Rücksicht zu nehmen, wurde der Krei« der Publikationsorgane auch durch die Einbeziehung deS„Lokal-AnzeigerS" und des„Berl. Tagebl." erweitert. So müssen die Beantten der Berliner Börse für da» Wohl» ergehen eines antisemitischen Blattes sorgen, denn Herr Witting ist seinen früheren Glaubensgenossen gegenüber ein harter, aber einfluß- reicher Herr. Man darf auch neugierig sein, ob nicht diese Selbst- Verleugnung, die so viele Inserate trügt, den antisemitischen Furor der„T. R.". wenigstens so weit er zugleich ein börsenfeindlicher ist, beeinflussen werde,_ Dekorative Politik. Au» Kristiania wird telegraphiert: Wilhelm II. hat fick, durch König Haakon erboten, dem norwegischen Volke als Dank für die gastfreie Aufnahme während seiner Nordlandreisen eine Frithjof» Statue zu schenken. Der Kaiser hat eine Anhöhe im Sognefjord bei Framnes in der Nähe von Frithjof» Grab für die Ausstellung der Statue in Aussicht genommen. König Haakon dankte namens de» norwegischen Volles für diese Aufmerksamkeit. Beschleunigung der Neichstagsersatztvahlen in Prenhe«. Der preußische Minister de» Innern hat eine Verfügung erlassen, wonach Ersatzwahlen zum Reichstage in Preußen innerhalb de» Zeiträume« von 70 Tagen nach Erledigung de» Mandats vorzu« nehmen sind. Rur wenn dies« Frist nicht ausreicht, soll eine Hinaus-
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