lag sMohl Me Tn Fen y?K?k Sal Du?Kk zu stimmen haben. Nur eine Ausnahme läßt die Nürnberger Nesolu- tion zu: Die Zustimmung zum Budget ist dann gestattet, wenn die Ablehnung durch unsere Genossen die Annahme eines für die Arbeiterklasse ungünstigeren Budgets zur Folge haben würde. Daß eine solche Gefahr vorlag, geht aus der Erklärung» die der Abg. Dr. Frank für die sozialdemokratische Landtagsfraktion abgegeben hat. nicht hervor. Nach der Annahme der Budgetresolution auf dem Nürnberger Parteitage gaben 67 Delegierte aus Bayern , Württemberg, Baden nnd Hessen eine Erklärung ab, in der sie sagten, daß die jeweilige Entscheidung über die Budgetabstimmung dem pflichtgemäßen Er- messen der ihrer Landesorganisation verantwortlichen Landtags« fraktion vorbehalten werden müsse. Wurde diese Erklärung da- mals von vielen Delegierten als das Produkt einer momentanen Verärgerung der süddeutschen Delegierten angesehen, so dürfte die Abstimmung im badischen Landtage gezeigt haben, daß das eine Täuschung war. Wir müssen es auf das schärfste verurteilen, daß sich die badischen Genossen außerhalb der Beschlüsie der Gesamt- Partei stellen. Die Wiederholung und Nachahmung eines solchen Vorgehens muß schwere Gefahren für die Einheit und Schlag- fertigkeit der Gesamtpartei mit sich bringen, die Einheit und Schlagfertigkeit der Partei, die jetzt notwendiger ist denn je. Den Gegnern kann nichts lieber sein, als daß jetzt, kurz vor der nächsten Reichstagswahl, ein neuer Zankapfel in unsere Partei hinein- geworfen wird. Ist das Verantwortungsgefühl der badischen Parteigenossen gegenüber der Gesamtpartei so schwach entwickelt?" „Lübecker Bolksbote": '»Der Nürnberger Parteitag hat sich im Prinzip gegen die Bewilligung des Budgets einer gegnerischen Regierung aus- gesprochen. Nur dann, wenn durch die Ablehnung desselben durch unsere Genossen die Annahme eines für die Arbeiterklasse un- günstigeren Budgets erreicht wird, können unsere Genossen für das Budget eintreten. Dieser Fall liegt hier zweifellos nicht vor. Und deshalb haben unsere badischen Genossen durch ihr Verhalten dem Parteiinteresse nicht gedient; sie verdienen den schärfsten Tadel. Parte itagsbeschlüsse müssen unter allen Umständen von jedem Genossen, auch wenn er Abgeordneter ist, hochgehalten werden, das kann und muß die Partei verlangen. So viel für heute! Es ist gewiß nicht angenehm, daß gerade jetzt, wo die Situation für uns eine so äußerst günstige ist, dieser Zankapfel in unsere Reihen hineingetragen worden ist. Das darf aber die Parteipresse nicht abhalten, klipp und klar zum Ausdruck zu bringen, was ist."- „Braunschwelger BolkSfreund"! »Sie können von der Großherzogstreue nun einmal nicht lassen, die Republikaner um Kolb und Frank.*1 Magdeburger„Volksstimme": "''»Der Schritt unserer badischen Kammerfraktion ist durchaus geeignet, das unliebsamste Aufsehen in allen Partei- genössischen Kreisen zu erregen, und wir zweifeln nicht, daß er auf dem Magdeburger Parteitag einen lebhaften Nachklang finden wird. Bekanntlich gab die badische Fraktion gemeinsam mit der württembergischen und der bayerischen den Anlaß zu den stürmi» «scheu Auseinandersetzungen auf dem Nürnberger Parteitag, die noch lange Zeit in der Partei nachzitterten. Nun schien jene Sach- läge durch die politischen Borgänge der letzten Jahre bereits in Vergessenheit zu geraten. Die Gegner hatten der Partei Arbeit über Arbeit zugeschoben, und ein Erfolg hatte sich an den anderen gereiht. Wir glaubten bereits, daß die bevorstehenden Reichstags- wählen>des nächsten Jahres ihre Schatten auf den diesjährigen Parteitag werfen würden, das heißt, daß die bevorstehenden Kämpfe die inneren Auseinandersetzungen in der Partei verhindern wür- den. Nun wird durch die Abstimmung der Badener der ganze Streit von Nürnberg wieder aktuell. Die Bayern und Württem- iberger haben bei der letzten Abstimmung über ihren Etat die Zu- stimmung verweigert. Sie waren so klug, nicht eine offene Brüskierung der Mehrheit der Parteigenossen vorzunehmen, wie sie zweifellos jetzt in Karlsruhe vor sich ge- gangen ist. Man kann der Meinung sein, daß der Nürnberger Beschluß über die Budgetbewillgung eine unnötige Verschärfung der Lübecker Resolution darstellt, und, wie es von alten Kämpfern � auch in Nürnberg zum Ausdruck gebracht wurde, die Frage, ob Zustimmung oder nicht, absolut nicht als eine grundsätzliche, son- dern nur als eine taktische, von Fall zu Fall zu entscheidende be- trachten. Aber das parteigenössische Bewußtsein und die selbst- geschaffene, ebenso freiwillige wie notwendige Disziplin er- forderte es, dem Beschluß des Parteitags nicht offenen Widerstand entgegenzusetzen. Das verscherzt auch die Sym- pathien, die den Budgetbewilligern noch 1903 entgegengebracht wurden. c Zwar handelt die Mehrheit der badischen Landtagsfraktion genau nach der Erklärung, die die 66 süddeutschen Delegierten Mutter liegt mir die Erziehung meiner Kinder sehr am Herzen, hier kann nicht dafür gesorgt werden. Meine Gesundheit ist völlig zerstört, daich daSseuchteundkaltenordische Klima nicht vertrogen kann. Ich wage die« als einen der Gründe bei Ew. Majestät geltend zu machen, denn ich weiß auS eigener Erfahrung und aus allen Aeuße- rungen über mich, daß Sie sich für meine Person interessieren. Eure Majestät kennen mein Vertrauen zu Ihnen; ich habeJhnen darüber in Tilsit gesprochen, und ich schmeichle mir, daßSie diesmal der Stimme Ihres Herzens folgen und Preußen, dem König und mrr da» Glück zurück« geben werden, ein Glück, dessen Wert wir doppelt schätzen werden, wenn wir eS au» den Händen ffi iv. Majestät empfangen." So schrieb Luise an den Kotentsprossenen, so ohne Würde, so bettel- Haft, so selbstsüchtig— nur für sich, um aus diesem Memel erlöst zu werden, und für die liebe Familie— nur so unglaublich töricht. Denn Napoleon reagierte natürlich auf den Bettel- brief nicht. Luisens Schwester Therese aber antwortete, und in wenigen Zeilen sprach sie mehr Wahrheit aus, als alle preußischen Hofhistoriker seit einem Jahrhundert aufgebracht haben: Napoleon , schrieb die Schwester, schiebe alle Schuld an den Schwierigkeiten der Lage auf Preußen, und indem sie dieser Auffassung beipflichtete, fügte sie hinzu: .Lieber Engel, alle Deine Entschlüsse sind so klug gewesen, fasse auch den, diese Sache zu einem guten Ende zu führen." Wie wärs: Wenn man schon durchaus denn aus Mecklen« burgischem FürstengeschleÄt eine Heilige für Preußen stiften will. eignet sich Schwester Therese nicht am Ende besser für diese Aolle?_ K.E. Notizen. — FrederikvanEedenhat eine Tragikomöde„DSbrand" der Neue» Freien Volksbühne zur Erstaufführung im Neuen PolkStheater überlaffen. Ferner wird das Neue BolkStheater die Komödie.Gnadenbrot" von Iwan Tu r g e n j e w in einer neuen deutschon Bearbeitung von Dr. Adolf Heß in der am 1. Sep- tember beginnenden Spielzeit zur Aufführung bringen. — Französisches Musikfest in München , vom 16. bis 20. September tvird in der Ausstellung München 1910 unter dem Patronat der Französischen Gesellschaft der Musikfreunde das erste französische Musitfest veranstaltet. Zweck dieses Festes ist. die Ent« Wickelung der französischen klassischen und modernen Komposition systematisch darzustellen. Das Fest wird sich in drei Orchester- konzerte iind in zwei Kammermusik- und Liedermatineen gliedern. S die Ausführung werden sich die bedeutendsten französischen nstler: Komponisten, Dirigenten, Instrumental- und Vokalsolisten teilen. abMeben Häven vn8 in der sie für sich und' ihre Laüd'esoZgSsii. sationen in allen ihre Landesangelegenheiten betreffenden taktischen Fragen die Selbstbestimmung in Anspruch nahmen. Insoweit handelt sie also durchaus konsequent. Aber sie handelt mit ihrer Zustimmung zum Budget auch ebenso bewußt gegen den im Nürn - berger Beschluß niedergelegten Willen der Parteimehrheit. Und gegen diese offene Provokation erheben wir aus das entschieden st e Einspruch.... Nach den Mitteilungen des„Volksfrennds" handelt es sich also um ein parlamentarisch-taktisches Manöver, das unsere Genossen den Treibereien der Zentrumsjesuiten entgegensetzten. So lassen sich zwar Milderungs gründe anführen, aber an der Tatsache wird nichts geändert, daß um eines vorübergehenden parlamenta- rischen Erfolges willen die Genoffen aus der badischen Kammer die Partei in die Gefahr ernster innerer Konflikte treiben. Bei reiflicher Ueberlegung ihres Handelns werden sie hoffentlich selbst zum Bewußtsein kommen, daß ihr Beschluß vom Mittwoch besser war als der vom Donnerstag." „Freie Presse", Elberfeld „Mit diesem Votum hat die badische sozialdemokratische Land- tagsfraktion sich in flagranten Widerspruch zu dem Nürnberger Parteitag gesetzt. Nach unserer Kenntnis der Dinge hielt man es noch vor wenigen Tagen auch bei der Mehrheit der Fraktion für ganz selbstverständlich, daß der Nürnberger Beschlutz befolgt werden müsse. Nur Kolb bäumte sich dagegen auf. er meinte, man müsse diesen Beschluß.unter die Füße nehmen". Er hat gesiegt. Aber was wird die Partei im allgemeinen dazu sagen? Es ist ganz ausgeschlossen, daß sie sich es gefallen lassen kann, daß so mit Parteitagsbeschlüssen umgesprungen wird. Als die Sache vor zwei Jahren auf dem Nürnberger Parteitag eine so umfangreiche Debatte hervorrief, versuchten die badischen Genossen, sich hinter formelle Gründe zu verschanzen und den Eindruck zu erwecken, daß ihre damalige Zustimmung nicht in Widerspruch stehe mit den Beschlüssen des Dresdener und des Lübecker Partei- tags. Diesmal müssen sie auf diesen Entschuldigungsgrund der- zichten. Sie werden jetzt offen bekennen müssen, daß sie der Partei eine andere Taktik geben wollen und daß sie diese Taktik auch üben wollen, ganz gleich, wie die Parteitagsbeschlüsse lauten. Ihre An- nähme, daß in Baden es keine Klassenherrschaft und keine Klassen- regierung gebe, weshalb die bisher in der Partei geltende Taktik in Baden keine Gültigkeit haben könne, ist doch zu kurios, als daß sie viele Anhänger in der Partei finden könne." „Märkische VoNSstimme": „Wir müssen den Vorgang und das Verhalten der sozialdemo- kratischen Landtagsfraktion für höchst befremdlich ansehen. Wenn Genosse Frank etwas„im Namen der Fraktion" erklärt, dann muß auch die gesamte Fraktion für diese Erklärung durch ihr Votum eintreten. Das letztere ist nicht geschehen; drei Fraktionsmitglieder verließen den Saal und gaben somit zu verstehen, daß sie nichts von einer Budgetbewillgung wissen wollen. Wir müssen gestehen, ohne zu prüfen, wer richtig gehandelt hat, daß daS Verhalten der sozialdemokratischen Landtagsfraktion in einem wenig schmeichel- haften Lichte erscheint."- „Brandenburger Zeitung": „In Baden hat man sich wieder eine Extratour geleistet, die geradezu ein Hohn auf das sozialdemokratische Empfinden ist und eine Verachtung von Parteitagsbeschlüssen bedeutet.... Der Beifall aus dem Herzen des Großblocks wird unseren badischen Parteigenossen am allerwenigsten über das Ver- dammungsurteil der sozialdemokratischen Gesamtpartei hinweg. helfen. ES ist zwar bedauerlich, daß gerade wieder unmittelbar vor dem Parteitag ein Konflikt heraufbeschworen wird, der den gerade jetzt angesichts der ReichstagSwahlen so not- wendigen einmütigen Kampf gegen unsere Gegner nachteilig be- einklussen könnte. Aber nach all den höfischen Seitensprüngen im süddeutschen Wetterwinkel der Partei wird die Gesamtvertrctung der Sozialdemokratie keinesfalls umhin können, ein ernstes Wort mit den badischen Regierungsfrommen zu reden. Eine so offene Mißachtung bindender Parteitagsbeschlüsse lag nicht einmal bei der geschickt interpretierten süddeutschen Budgetbewilligung vor zwei Jahren vor; zur Sicherheit hatte man nun den Lübecker und DreS- bener Beschlüssen noch die Nürnberger Resolution angefügt, aber — wie man sieht— hat auch dieser Wunsch der überwältigenden Majorität nicht vermocht, der Budgetbewilligung in Baden einen Riegel vorzuschieben. Man weiß nicht, was man schmerzlicher be- dauern soll, den Mangel an Disziplin, den unsere badische Land- tagsfraktion bewiesen hat, oder den Verlust parteigenössischen Empfindens, das jedem Sozialdemokraten einfach verbieten muß, im Klassenkampf irgendwelche opportunistische Zugeständnisse nach der monarchischen Seite unter Verengung des republikanisch-demo- kratischen Gesichtsfeldes zu machen." „Hallesche» v-Mbläti": „Die Zustimmung zum Budget des Klasf enstaaleS oder dessen Ablehnung ist also für die sozialdemokratische Fraktion deS badischen Landtages— wie sie schon in früheren Fällen er- klärt hat— eine reine OpportunitätSfrag«— das Prinzip ist für sie Hekuba , eine abgetane Sache! Mag die badische Regierung zehnmal, genau so wie die preußische, Sozialdemo. kraten nicht als vollberechtigte Staatsbürger behandeln— eine Tatsache, die Dr. Frank selbst in seiner Er- klärung hervorhob—, mag da» badische Oberhau» die Gemeindeordnung zum Nachteil der unteren Volksklassen verschlechtern— die Opportunität(lieS: badische.Großblock- Politik")„verlangt", daß Sozialdemokraten der Regierung des KlaflenstaateS die Mittel zum Regieren bewilligen! WaS kümmert diese Genossen dabei die vom Nürnberger Parteitage in der Frage der Budgetbewilligung neu festgelegten Richtlinien! Ueber solche„Zwirnsfäden des Prinzips" setzt man sich kühn hinweg: man treibt eben„praktische Politik". Wir sind wirklich gespannt, wie die badischen Budgetbewilliger diesen neuen groben Verswß gegen ParteitagSbeschlüfle diesmal „rechtfertigen" werden— Wird die Partei auch diese Heraus- forderung schweigend hinnehmen?" „Frankfurter BolkSstimme": „Auch wir halten nicht bloß die letzte Abstimmung unserer badischen Genossen, sondern ihr ganzes Verhalten in Sachen der badischen Gemeindewahlreform nicht für sehr glücklich, weil sie eS unterließen, irgendeine umfassendere Bewegung für das allge» meine, geheime und direkte Wahlrecht zu entfesseln und sich sehr schnell mit weniger als Halbheiten zufrieden gaben. Deshalb konnte dann der badische Ministerpräsident so wohlfeile Lorbeeren als Verteidiger einer staatsmännisch gemäßigten Sozialdemokratie ernten und die Versuchung entstehen, ihm durch die Bewilligung des Budgets für feine verhältnismäßig vernünftige Haltung zu danken." „Freie Presse"<Straßh«rg): „Die„Straßbuvger Post" singt bereits in ihrer heutigen Morgenausgabe mn Preislied auf die staatsmännische Einsicht der badischen Sozialdemokratie, das sehr verdächtig klingt. Wir unserer- seits sind zur Stunde noch nicht in der Lage, ein definitives Urteil über die Stellungnahme der badischen Genossen abzugeben. Dazu müssen wir erst die eigentliche Begründung zu ihrem Votum durch die badische LandtagSftaktion abwarten. Aber so viel sei heute schon gesagt: Liegen nicht wirklich tristige Gründe für die Zu- stimmung zum Budget vor. so ist dieselbe nicht zu billigen. Der Nürnberger Parteitag hat nur für AuSnahmSsälle die Zustimmung zum Budget zugelassen. Man braucht in diesem ParteitagSbeschluß noch lange nicht der politischen Weisheit letzten Schluß zu er- blicken— und auch wir gehören zu diesen ketzerischen Elementen— aber daran ist doch unbedingt festzuhalten, daß Parteitagsbeschlüffe nicht ohne weiteres ignoriert werden dürfen. Es ist das gute Recht der badischen Genossen, gegen Beschlüsse der Partei, die sie für falsch halten, mit aller Energie anzukämpfen Lnd deren Abände» fting zu erstreben. Solallge jeboH die Beschlüsse Gelkiffkg hechelt, sind sie auch einzuhalten." «Reußische Tribüne":* ..Die langen und heftigen Debatten auf dem Nürnberger Parteitage sind also für die Katz gewesen, der rechte Flügel unserer Fraktion im badischen Landtag geht seine eigenen Wege, unbe- kümmert um den Willen der Gesamtpartei. Wir hoffen, daß man bald näheren Aufschluß über diese befremdende Abstimmung er- hält." „Dresdener Bolkszeitung": „Es ist ersichtlich, daß die sozialdemokratische Fraktion unier dem Eindruck besonderer politischer Vorkommnisse den Entschluß, ihre zuvor beschlossene Haltung zu ändern, sehr schnell gefaßt hat. Anscheinend hat die überaus reaktionäre Haltung der Ersten Kammer und andererseits die verhältnismäßig entgegenkommende Haltung des Regierungsvertreters Ministers v. Bodman unsere Parteigenossen zu der Ansicht gebracht, daß es in solcher Situation nicht angängig sei, von unserer Seite der Regierung durch Ab- lehnung deS Finanzgesetzes daS schärfste Mißtrauen auszusprechen. Wir bezweifeln, ob eS wohlgetan ist, bereits gefaßte Entschlüsse so schnell umzuändern. Man muß doch annehmen, daß der zu- vorige Beschluß der Fraktion, das Budget abzulehnen, ein wohl- erwogener war. Dann aber ist eS doch sehr bedenklich, sich von Ereignissen des Augenblicks, wenn sie auch von Bedeutung sein mögen, allzu schnell und allzu weit umstimmen zu lassen. ES ist dies aber um so bedenklicher, wenn eS sich um eine politische Aktion handelt, die in unserer Partei so stark umstritten ist. wie die Frage der Zustimmung zum Budget in den Einzelstaaten. Die in dieser Frage auf dem Nürnberger Parteitag gefaßte Resolution fordert die Verweigerung des Budgets seitens der sozialdemokratischen Fraktionen,„eS fei denn, daß die Ablehnung desselben durch unsere Genossen die Annahnte eines für die Arbeiterklasse ungünstigeren Budgets zur Folge haben würde". Wir werden die weiteren Mitteilungen der badischen Genossen abwarten, um zu beurteilen, ob sie zu dem Glauben berechtigt sein konnten, daß ihre Abstimmung sich mit dem Nürnberger Beschluß vereinbaren läßt." „Schwäbische Tagwacht": „Die Zustimmung der Sozialdemokraten zum Budget wird sich mit dem Wortlaut des Nürnberger Parteitagsbeschlusses schwer vereinbaren lasschi Es wird aber sachlich zu prüfen sein, ob unter den besonderen politischen Verhältnissen Badens ein Abweichen von jenem Beschlutz sich rechtfertigt. Dabei wird insbesondere die Frage zu stellen sein, ob unsere badische Fraktion, die seit den letzten Wahlen zur Verhütung einer Zentrumsherrschaft in allen größeren politischen Aufgaben mit den Liberalen zusammenarbeitete, bei der Schlußabstimmung diese Phalanx auflösen und die Annahme deS Budgets von der Haltung des Zentrums abhängig machen sollte. Wir sind der Meinung, daß das nur im allerdringendsten Notfall geschehen durfte. Wenn so unsere badischen Parteigenossen diese Budgetzustimmung als einen exzeptionellen Fall betrachten und behandeln, so wird ihre Zustimmung in der Partei wenig Tadel finden." „Fränkische Tagespost":; „Es kann den badischen Genossen der Vorwurf der Mßachtung von Parteitagsbeschlüssen, der Verleugnung und Untergrabung der demokratischen Grundbedingungen der Partei usw. um so weniger gemacht werden, als sie mit der Mehrheit der anderen süddeutschen Delegierten auf dem Nürnberger Parteitag ihm die Zustätx» d i g k e i t für die Fragen der Landespolitik, bei aller Anerkennung, absprachen.". Ein Parteiblatt tadelte es, daß die drei badischen Ge- nassen, die sich der Abstimmung enthielten, nicht den Mut hatten, gegen die Mehrheit der Fraktion zu stimmen. Demgegenüber wird uns mitgeteilt, daß ein F r a k t i o n s>! b e s ch l u tz bestand, die ihnen nur die Möglichkeit ließ, dm Saal zu verlassen. �..._, Klus der frauenbevegung. Das Frauenstimmrecht vor dem englischen Unterhause. AuS London wird uns geschrieben: Die zweitägige Debatte über die Frauenstimmrechtsvorlage bot ein Schauspiel dar, wie man es im englischen Unterhause bisher noch nicht erlebt hatte. Aus dem klassischen Boden konstitu- tioneller Parteiregierung fiel für dieses eine Mal die Schranke der Partei. Sowohl die Regierung wie die Opposition gab es ihren Anhängern völlig frei, wie sie sich zur Vorlage stellen wollten. Noch mehr, ein Minister bekämpfte die Ansichten des anderen, ein Partei- führer sprach gegen den anderen, und loyale Anhänger argumen- tierten gegen ihre Führer. DaS verlogene Ideal deS bürgerlichen Parlamentarismus schien plötzlich verwirklicht zu sein: es war nicht mehr das Kampffeld, auf dem die Vertreter der verschiedenen Gesellschaftsklassen ihre unvereinbaren Interessen gegeneinander verfechten, sondern ein nationaler Debattierklub, wo ein Redner die anderen durch geistreiche Argumente zu überzeugen sucht, und wo alle uneigennützig nur dem Besten des Volkes und Staates dienen wollen. Und nun gar die Debatte selbst! Der Beobachter hat seine Not. in der Fülle der auf ihn einstürmenden ungewohnten und verwirrenden Eindrücke sich einen klaren Blick zu bewahren für das Wesentliche und das Nebensächliche, für das Mahre und das Falsche. Jeder Redner sucht sich im besten Lichte zu zeigen, will so klug, so weise und so geisireich wie nur möglich erscheinen, als gält es die ersten Ehren in einem Turnier davonzutragen, und nicht eine Frage von gewaltiger praktischer Bedeutung zu ent- scheiden. Da führen dieselben Voraussetzungen bei verschiedenen Rednern zu entgegengesetzten Schlußfolgerungen, und grundver- schiedene Annahmen zu denselben Ergebnissen. Hier wird eine gute Sache mit schlechten Argumenten verteidgt und dort ein unwürdiges Ziel mit einwandsfreien Argumenten begründet. Das ganze Unter» hauS erfüllt eine Atmosphäre völliger UnVerantwortlichkeit. All dies ist natürlich nur möglich weil die Abgeordneten sehr Wohl wissen, daß ihre Reden und ihre Stimmen noch keine unmittel- baren praktischen Folgen nach sich ziehen werden.Und dennoch fühlt man klar aus der Debatte selber heraus, daß die Frage auf. gehört von rein akademischem Interesse zu sein. Ja, wenn die Frage des Frauenstimmrechts in England bisher noch keine un- mittelbar praktische Frage war. dann hat sie diese wunderliche Debatte dazu gemacht; von nun drängt sie zur endgültigen Ent, scheidung hin. Auf der Tagesordnung stand die zweite Lesung der neue» Frauenstimmrechtsvorlage, der sogenannten VersöhnungS. vorläge. Diesen Namen verdient sie in nur sehr bedingtem Maße. Sie„versöhnt" weder die grundsätzlichen Gegner de» Frauenstimmrechts überhaupt, noch auch die entschiedenen An- Hänger des allgemeinen Wahlrechts für beide Geschlechter. Aber sie versöhnt einen Teil jener grundsätzlichen Anhänger des Frauen- Wahlrechts, die gegen die frühere Vorlage der Suffragettes. die sogenannte Limited Bill, schwerwiegende Bedenken hegten, und zwar merkwürdigerweise sowohl jene, die sie für zu weitreichend, zu revolutionär hielten, wie auch jene, denen sie nicht demokratisch genug war. Diese? Kunststück vollbringt die neue Borlage dadurch. daß sie zwar einer halben Million weniger Frauen das Stimmrecht gibt, als es die Limited Bill getan hätte, aber so, daß diese halbe Million nicht emanzipierter Frauen zumeist den besitzenden Klassen angehören. Auf diese Weise wird der stark plutokratische Charakter der LMitkd Bill ig hex neuen Borlage ewigexmaßey gedämpft.
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