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«olrsblatt"-Halle. ..Nun gibt eS ja eine Reihe Parteiblätter, die das Vorgehen der badischen Budgetbewilliger(vielleicht auch die Großher- zogsanhochung nicht!) nicht tragisch genommen wissen wollen und denen es höchst Gottlieb Schulze ist, wenn wir die Partei- Grundsätze einfach an den Nagel hängen! Wenn nur der.liebe Parteifriede" nicht gestört wird. Natürlich stören nicht die Ge- »offen denParteifricden", die Parteibeschlüsse und-Grundsätze vergewaltigen, sondern die Parteigenossen und-Blätter, die aus ihrer Entrüstung über den Partciskandal kein Hehl machen und das badische Treiben scharf verurteilen. So war es schon immer! Und auch jetzt werden Stimmen laut, man möchte die Irevler nicht allzu hart anfassen, ja, man müßte die Sache überhaupt ruhig hingehen lassen und den Parteitag gar nicht erst damit bcschäftiaen. Nur der, dem an der Einheit der Partei nichts liegt, der der Dis. ziplinlosigkeit in jeder Form Tür und Tor öffnen will, dem die Parteigrundsätze Schall   und Rauch sind, kann mit einem isolch unglaublich naiven Verlangen kommen! Wir hoffen, daß der Magdeburger   Parteitag die badi» schen Sezessionsbestrebungcn in der schärfsten Form verurteilen und zurückweisen und eine Lösung der Streitfrage finden wird, die !solche Skandale in der Partei ein für allemal unmöglich machen!" Königsberger Volkszeitung." Mit der Bewilligung des Budgets hat die badische Landtags» fraktion einem Beschlüsse des Nürnberger Parteitages schroff zuwidergehandelt. Und das ist sehr bedauerlich, ja wäre auch dann tief bedauerlich, wenn die Mehrheit des Nürnberger Parteitages sich geirrt hätte, wenn die beschlossene Taktik nicht auch die beste Taktik wäre. Parteien müssen gemeinsame Ziele haben und ihre Zwecke auch mit gemeinsamen Mitteln ver- folgen; sonst herrscht Zwietracht in den eigenen Reihen, welche Triumphe der Gegner vorbereitet. Meinungsverschiedenheiten über die einzuschlagende Taktik wird es immer geben, darum muh «S eine Instanz geben, der sich jeder Parteigenosse unbedingt fugt. Als solche Instanz ist für die sozialdemokratische Partei Deutschlands   der deutsche Parteitag, für die internationale Sozial» dcmokratie der internationale Arbeiterkongrcß bisher stets an- erkannt worden. Ohne Disziplin kann kein Sieg errungen werden." Gegen die Gründe der Fraktion wird u. a. folgendes ein- gewandt:Abgesehen von der Ueberschätzung der Großblocktaktik wäre unseres Erachtens der Großblock zu erhalten, auch ohne daß unsere badischen Genossen ihre republikanische Gesinnung ver- fchleiern und für das Budget stimmen. Die badischen Liberalen brauchen unsere Genossen, sie sind derart in der Klemme, daß fie an: Großblock festhalten müssen, wenn sie nicht ihre Macht. ftellung dem Zentrum willenlos räumen wollen. Tun sie das aber doch, nur weil die Sozialdemokraten gegen das Budget stimmen, so mag das Zentrum zeitweilig zur Mehrheit gelangen; ein schwarzes Regiment, das die Liberalen durch ihre Kleinlichkeit verschulden. würde bald unter dem Triumph unserer Genossen zusammen- brechen." Schließlich kommt der Artikel zu folgendem Schluß: In derLeipziger Volkszeitung" wird verlangt, daß aus dem disziplinwidrigen Verhalten der Badenscr LandtagSaPeordncten dieletzten Konseguenzen" gezogen werden. Gemeint kann damit nur der Ausschluß aus der Partei sein. Die Politik ist die Kunst des Erreichbaren und wir können die badischen Abgeordneten i nicht zur Disziplin zwingen, solange die Badischen   Arbeiter mit ihnen einverstanden sind. Wir dürfen uns nicht auS einer erklärlichen Stimmung heraus glänzende Aussichten für die Reichs. tagswahl mit einem Schlage versperren. Schließen wir Aie fü5J deutschen   Genossen aus, so machen wir sie auch für die Reichspolitik von den Beschlüssen der ReichstagSfraktion und der Partei unab. hängig. Wir stimmen deshalb derFrankfurter Volkestimme" im großen und ganzen zu."(Deren Ausführungen haben wir gestern - bereits wiedergegeben.) Volkswille"- Hannover  : Auch wir sind der Meinung, daß die badische LandiagSfrak- : tion eines Verstoßes gegen die Parteidisziplin sich schuldig gemacht hat. Aber wir verurteilen nicht nur die badischen Genossen, sondern nicht minder auch alle jene, die sie in die Zwangslage versetzten. entweder gegen eine Resolution zu verstoßen oder etwas zu tun, waS nach ihrer pflichtgemäßen Ueberzeugung die Interessen der breiten Volksmassen, die Interessen der Partei schädigt. Ohne die Nürnberger Resolution also, die in das Gebiet der Taktik fällt, keinParteiskandal". Gerade, daß gegen diese Resolution fchon so baldgefrevelt" worden, sollte zu der Frage anregen, ob es im Interesse einer Kampfpartei liegt, ihre Taktik auch für die Kleinarbeit in den Einzellandtagen durch Resolutionen festzu» legen. Es geht auch wirklich zu weit, bei dem Verstoß der Badenser von einerabsichtlichen Provokation" zu reden und den Ausschluß der Uebeltäter aus der Partei zu fordern, sintemalen es sich doch um überzeugte und durchaus bewährte Parteigenossen hanbelt, die in parteigenössrscher Hinsicht den Besten unter unS in nichts nach- stehen. Es ist ja das gute Recht desVolkswille", die Frage der Budgetbewilligung und der damit zusammenhängenden Hof- gängerei für eine Frage derTaktik" zu halten, über die jede einzelstaatliche Parteigruppe völlig souverän und ganz nach jihrem Belieben zu entscheiden habe. Rur   haben eben ver- fchiedene Parteitage bewiesen, daß die große Mehrheit der Partei auch solche Fragen der Taktik für so ungeheuer wichtig und so unlöslich verknüpft mit der p r i n z i p i e l l e n, sozialdemokratischen Auffassung der Partei halten, daß sie eine Festlegung dieser Taktik durch unzwei- deutige Parteitagsbeschlüsse für notwendig hält. Und solange die Mehrheit der berufenen Vertretung der Partei an dieser Auffassung festhält wir hoffen, daß das nie anders werden wird bleibt eine Auflehnung gegen die Parteitagsbeschlllssen ein bedauerlicher und uner- träglicher Disziplinbruch, für den die Verantwortung nie- malS die Partei, sondern einzig und allein die- j e n i g e n trifft, die gegen die Beschlüsse der Vertretung der lGesamtpartei verstoßen! Ohne die Nürnberger Resolution, meint derVolks- Wille", kein...Parteiskandal". Natürlich! Ohne Parteigrund- fätze, keine Verstöße dagegen! Aber ist daraus zu folgern, daß die Grundsätze vom Uebel sind?! Im Gegenteil: die Partei hat um so e i f r i g e r und nachdrücklicher da- für zu sorgen, daß die Grundsätze die B e a ch t u n g aller finden!_ Franzöfifchtr Parteitag. Paris  , 16. Juli 1910.(Elg. Ber.) ' Gestern und heute hat die geeinigte sozialdemokratische Partei den außerordentlichen Kongreß abgehalten, dem der Patteita« in NimeS   die Beratung der auf die Tagesordnung des Internationalen Kongresses gesetzten Fragen überwiesen hatte. Er tagte im Saal des stattlichen Kaufhauses der KonsumgenossenschaftLa Belle. villoise" auf der Höhe des Proletarierviertels Menilmontant. Den Verhandlungen wohnte der internationale Sekretär, Genosse HuySmanS  , die indische Genossin K a n a, Genosse B r a n t i n g und mehrere Vertreter des Zentralverbandes deutscher Konsum- vereine bei, die anläßlich des gleichzeitig tagenden Kongresses der französischen neutralistischen Konsumvereinsunion nach Paris   ge- kommen waren. In der gestrigen Versammlung erledigte der Kongreß alle Orsgen der Tagesordnung mit Ausnahme der GenossenschaftSfrag«, für die die ganze Verhandlungszeit des zweiten Tages reserviert wurde. Die übrigen Fragen wurden mit Ausnahme dcS Punktes: Schiedsgerichte und Abrüstung in Kommissionen er­ledigt. Eine ziemlich lebhafte Debatte entspann sich über die Zu- sammensetzung der Delegation auf dem Internationalen Kongreß. ES wurde beschlossen, daß die der französischen   Partei zustehenden 20 Stimmen in der Weise verteilt werden sollen, daß bei den durch den nationalen Kongreß erledigten Fragen das AbstimmungS- Verhältnis dieses Kongresses zum Ausdruck kommt, bei andern S�ragen dagegen entweder durch eine Beratung der Delegation eine instimmigkeit erzielt werden oder die Zahl der den einzelnen Dele- gierten erteilten Mandate entscheiden soll. Die Kommissionsberichte über die Resolutionen rufen kurze, bis- weilen jedoch stürmische Diskussionen hervor, wobei die ungünstigen akustischen Verhältnisse deS Saales nicht wenig zur Verwirrung beitragen. Bei dem Punkt:Internationale Soli» d a r i t ä t" ist eine Intervention Jules G u e s d« s zu verzeichnen. Genosse Vaillant hat die schon vom Kongreß in Nimcs angenommene Resolution vorgelegt, die bestimmt:«In allen Fällen, wo ein Konflikt zwischen zweien oder mehreren Ländern droht und ein Zögern oder ein Säumen in der Entscheidung auf Seite der an- gegangenen nationalen Parteien vorliegt, hat der Sekretär deS J. S. B. das Internationale Sozialistische Bureau und die Jnter- parlamentarische Sozialistische   Kommission dringlich einzuberufen." G u e S d e erklärte diese Formel für unannehmbar. Sie be» deute einen Eingriff, eine moralische Verurteilung der nationalen Partei, die die internationale Aktion in der gegebenen Situation nicht für notwendig halte, und könne die Folge haben, diese nationale Partei geradezu zu entwaffnen, da ihre Propaganda gegen die zum Kriege treibenden Mächte von den Gegnern auf die Pression de» Auslands zurückgeführt werden könne. Auch müsse man den interessierten Nationen zutrauen, die Situation am besten ju beurteilen. Die Einberufung des Bureaus über den Kopf einer interessierten Partei hinweg sei ein Appell an die ununterrichteten unverantwortlichen Sektionen. Vaillant bestreitet, daß seine Re- solution die ihr von Guesde zugeschriebene Tragweite habe. Das Internationale Bureau solle nicht aufhören, ein VermittelungS» organ zu sein und kein« Autorität. Vaillant erklärt sich indes bereit, in die Resolution nach den Wortenhat der Sekretär" die Einschiebung»auf den Antrag mindestens eines der interessierten Proletariate" aufzunehmen. In dieser Fassung wird die Resolu- tion. nachdem Reiß und Renaudel ihre prinzipielle Zu- stimmung zur ersten Fassung erklärt haben, die der Auffassung der Internationale als einer Partei der Aktion besser entspreche, einstimmig angenommen. WaS die internationale Solidarität inStreikfällen betrifft, so besagt der angenommene zweite Teil der Resolution der Kommission, daß sich das Internationale Sozialistische Bureau im gegebenen Fall mit dem Internationalen Gewerkschaftsbureau in Verbindung setzen soll um Partei und Gewerkschaften, sowie die sozialistische Presse instandzusetzen, eine wirksame Hilfeleistung zu organisieren. Bekanntlich hat Genosse Branting diesen Punkt nicht zum wenigsten darum auf die Kopenhagener Tagesordnung gebracht, weil Frankreich   während des schwedischen Generalstreiks vollkommen versagt hat. Daß der gestrige Beschluß Bürgschaften für eine Besserung in der Zukunft gibt, wird man wohl schwerlich behaupten können. Zum Punkt: Arbeitslosigkeit wird eine Resolution einstimmig angenommen, die die Unausrottbarkeit diese? sozialen UebelS in der kapitalistischen   Wirtschaftsordnung anerkennt, aber der internationalen Aktion der Arbeiterklasse die Aufgabe zu. schreibt, im Interesse der Widerstands- und Kampffähigkeit veS Proletariats seine Wirkungen zu mildern und zu verringern. Zu diesem Zweck werden Enqueten, eine bessere Organisation der öffentlichen Arbeiten, eine unablässige Agitation für die Beschrän- kung der Arbeitszeit, gegen die Stückarbeit und das Prämien. fvstem, sowie für die Ausdehnung der Arbeiterversicherung auf die Arbeitslosigkeit gefordert. Zum Punkt Schiedsgericht« spricht unter anderem Sembat, der auf feine schon früher vorgebrachte Idee von ge- meinsamen Propagandareisen Parlamentarier verschiedener Länder zurückkommt, ohne indes einen destimmten Antrag zu stellen. Im Namen der insurrektionellen Minderheit de» Seine- Departements vertritt P e r c e a u eine Resolution, die die ganze Frage damit erledigen will, daß sie alle gesetzlichen Maßnahmen verwirft und die Notwendigkeit des revolutionären Generalstreiks verkündet. GueSde beantragt, in die von der Mehrheit der Seine-Föderation vorgeschlagene öiesolution einen Passus aufzu» nehmen, der hervorhebt, daß der Krieg erst mit der kapitalistischen  Gesellschaft aus.der Welt geschafft werden könne. Diesem Antrage wird stattgegeben und die Resolution mit 292 gegen 34 insurrektio- nelle Stimmen angenommen. Sie erklärt die Arbeiter-Jnter- nationale für die beste Friedensliga, schreibt ihr aber, ohne Jllu- sionen über das Maß des heute Erreichbaren zuzulassen, die Auf. gäbe zu, auf die Regierung einen Druck auszuüben, um den Schiedsgerichtshöfen eine möglichst regelmäßige und allgemeine Tätigkeit zu sichern. Sie weist auch auf die Notwendigkeit einer vom chauvinistischen Geist befteiten Jugenderziehung hin und kündigt die Fortsetzung des unausgesetzten Kampfe» für die gleich. zeitige internationale Abrüstung und den Ersatz der stehenden Heere durch Volkswehren an. Zum Punkt: Arbeiterschutzgesetzgebung werden 3 Resolutionen angenommen. Die erste beauftragt das Sekretariat der französt- scheu Fraktion, einen Bericht über den Stand und über die Hand- habung der französischen   Schutzgesetze auszuarbeiten. Die zweite weist auf die Notwendigkeit des nationalen und internationalen gesetzlichen ArbeiterschutzeS hin. mit der gleichzeitigen Betonung deS unausrottbaren Zusammenhangs des Arbeiter- und Bauern. elends mit der kapitalistischen   Wirtschaftsorganisation. Sie erklärt da? System des bewaffneten Friedens für eines der Haupthinder- nisse der Reformen. Darum sei die Verweigerung des Militär- budgets in allen Ländern, ebenso die Bekämpfung neu�r Forde. rungen des Militarismus die Pflicht aller ehrlichen Anhänger der Reformen. Ihre größte Wirksamkeit erreiche die Arbeiterschutz- gesetzgebung, wenn sie international werde, weil da der Vorwand der internationalen Konkurrenz wegfalle. Die sozialistische Partei darf auch keine Maßnahmen unterstützen, die eine Ungleichheit zwischen einheimischen und ausländischen Arbeitern herstelle. End- lich betont die Resolution die Notwendigkeit der Organisation, von deren Vervollkommnung die Wirksamkeit der Schutzgesetze abhänge. Die dritte Resolution wünscht alljährliche Berichte des Jnter- nationalen Bureau» über die in den verschiedenen Parlamenten angenommenen und eingebrachten Schutzgesetzentwürfe. Da? Sekretariat soll von den Sekretären der Parlamentsfraktionen die für die Vereinheitlichung der Schutzgesetzgebung nützlichen Doku- mente einfordern. Endlich sollen bei Gelegenheit der Jnternatio- nalen Kongresse und im Bedarfsfall öfter Konferenzen sozialistischer Parlamentarier. Juristen und Organisationsvertreter zur gemein- samen Untersuchung der wichtigsten und dringendsten Fragen de» ArbeiterschutzeS zusammentreten. Die Verhandlung über die Frage:Die Genossenschaften und die Partei" brachte namentlich zwei Auffassungen zur Gellung, von denen eine in einer Resolution der Mehrheitder Seine- Föderation, die andere in einer Resolution der Föderation Haute- Vienne   präzisiert war. Dazwischen suchte L a f« r g u e einen vermittelnden Standpunkt zu vertreten. Die Resolution der Seine-Mehrheit sagt im wesentlichen: Die Genossenschaft ist«in notwendiges Element der sozialen Umgestal- tung. Sie trägt ihren eigenen Wert für die Erziehung und die Organisation der Proletarier in sich. Sie beschützt die Arveiter vor habgierigen Zwischenhändlern. Sie gibt ihnen mächtige Mittel der Aktion zur Verbesserung ihrer Lebens-, Arbeits- und Kampfbedin- gungen und um sie für die schwere und komplizierte Aufgabe kollektiver Verwaltung zu schulen. Sic ist um so fruchtbarer in wohltätigen Resultaten, als sie durch ihr Prinzip selbst zu er- wetterten Formen hingetragen wird und unablässig ihr Wirkung»- gebiet erweitert, um sich stufenweise bis zur allgemeinen Föderation der genossebschaftlichen Kräfte zu erhebe?. Indem bis Arbeiter- klaffe in dieser Richtung die Macht ihres Konsums wirksam macht. trifft sie den händlerischen Parasitismus, und schafft sich selbst gegen die kapitalistische Konkurrenz weite und sichere Absatz. gebiete für eine von ihr selbst organisierte Produktion. Sie legt auch für ökonomische Krisen bedeutende Reserven an. Sie ist ferner für die ländlichen Produzenten ein wertvolles Instrument der Verteidigung gegen die Spekulation, ein Werkzeug auch des tech- nifchen Fortschritts vermittelst deS gemeinsamen Kaufs und Ge- brauchs der Arbeitsmittel. Die sozialistische Partei hat als die Partei der Arbeiterklasse und der sozialen Revolution, die freie EntWickelung der Genossenschaften zu fördern. Es obliegt ihr, auf ihre unbestreitbaren Vorteile hinzuweisen. Aber indem sie die Institutionen der Arbeiterschaft zum Bewußtsein der Klassen inte r- essen und des sozialistischen   Befreiungsgedankens erwecken will. wird sie in demselben Augenblick, da sie die Lohnarbeiter zur koope- rativen Aktion einlädt, dazu geführt, ihnen deren durch die kapita- listische Konkurrenz gezogenen Grenzen zu zeigen, oamit sie. über die verwickelten Schwierigkeiten des sozialen Kamptes aufgeklärt, nicht die unaufhörlichen Bemühungen vergessen, die die politische und gewerkschaftliche Aktion von ihnen fordern. Die sozialistische Partei, die gegründet worden ist. um der Partei, und nicht um sich ihrer zu bedienen, hat die Pflicht, den proletarischen Vereint- gungen brüderliche und kräftige Hilfe zu leisten, ohne sich dafür bezahlt machen zu wollen. Ihnen Pflichten gegen die Partei auf- zuerlegen, hieße, in der genossenschaftliche» Aktion selbst JIn. stimmigkeiten hervorrufen, die im Herzen der Partei selbst einen unheilvollen Nachhall finden würden. DaS hieße überdies Rekruten abschrecken. Die Partei versagt sich selbst nicht die Annahme von freiwillig angebotenen Unterstützungen zugunsten ihrer autonomen Aktion, aber sie würde ihre Aktion selbst schädigen, wenn sie ihr Budget auch nur zum Teil auf da? Gedeihen der Genossenschaften stellen wollte. Die Partei fordert demgemäß die Genossen auf. die Genossenschaften rückhaltlos zu unterstützen, um ihres eigenen Vorteils willen, da ihre Mitglieder, von einem Teil ihrer Existenz. lasten befreit, für den allgemeinen Klassenkampf«ine verstärkte Kraft werden aufwenden können. Die Resolution der Fäderation Haute-Vienne  , auf die sich dio Stimmen der guesdistischen Richtung vereinigten, führt au».: Die kooperative Assoziation, die nicht? anderes ist als eine der in der kapitalistischen   Produktion möglichen Aktiengesellschaften, enthält in sich selbst nichts, was sie notwendig zu einer Klassen- organifation stempelt wie etwa die Gewerkschaft. Diese Organi- sationsform kann je nach den Umständen von allen Parteien für ihre Propaganda und Aktion benützt werden. Ihr Wert hängt ab von dem Gebrauch, den man von ihr macht. Di« Arbeiter sind durch den Wunsch, mittels der Verminderung ihrer Lebenskosten ihre Existenzbedingungen zu verbessern, auch dazu geführt worden, Genossenschaften zu gründen, namentlich Konsumvereine, wo sie die große Mehrheit haben. Andererseits bot die Errichtung, fei eS von Konsumvereinen, sei es von Produktivgenossenschaften, in den Industriezweigen, die keine besonders großen Kapitalien erfordern, den Arbeiterorganisationen ein Mittel, einige Genossen vor den Verfolgungen der feindlichen Klasse sicherzustellen. In der Koopera- tive kann der Arbeiter an einem partiellen Beispiel sich Rechenschaft darüber geben, waS eine von den heutigen Klassengegensätzen be- freite Gesellschaft, wo jeder für das allgemeine Wohl arbeiten würde, ungefähr wäre. Jedoch ist folgendes zu bemerken: 1. können die Gegensätze nur in einem beschränkten Maß ver. schwinden, solange das Eigentum an allen ProduktionS- und AuS» tauschmitteln in den Händen einer Klasse bleibt, deren Expropria- tion zugunsten der Allgemeinheit das Ziel und das Mittel de» Sozialismus bleibt. 2. Die Verringerung der Preise der für die Existenz not» wendigen Gegenstände wurde, wenn sie sich verallgemeinerte, ein« Tendenz zur Verbilligung der Lebenskosten und folglich zur Stag» Nation oder zum Sinken der Löhne herbeiführen. Demgemäß erklärt der Internationale Kongreß: Die soziall- stische Partei kann und soll die in der Arbeiterklasse außerhalb ihrer entstandene Genossenschaftsbewegung, die man nicht �ohn« Nachteil mit ihrer eigenen Organisation verschmelzen könnte, unterstützen, aber sie soll die Arbeiter vor der utopistischen Illusion warnen, die ihr die Möglichkeit ihrer Befreiung in der unendliche» Ausdehnung der Konsum- und soweit möglich auch der Produktiv« genossenschaft erscheinen lassen könnte. Die Sozialisten sollen in die Arbeitergenossenschaften ein. dringen, um sich mit den hier zum ersten Male von ihrem Interesse geführten Klassengenossen zu vereinigen. Sie sollen den Arbeitern dort begreiflich machen, daß die Ge» nossenschaft allein sie nicht retten kann, und daß das Heil in der politischen Aktion des Proletariat» zur Inbesitznahme der Pro, dultionS- und AuSiauschmittel liegt Sie sollen sich bemühen, die Arbeiter zu überzeugen, daß sie zu diesem Zweck der sozialistischen   Partei bedürfen, und daß es ihr Klasseninteresse ist, der Partei Unterstützungen und kräftigere AktionSmittel darzubieten und so die Genossenschaft selbst dazu zu benutzen, um di« Stunde der Befreiung der Arbeit zu beschleu, nigen. Die Diskussion brachte hauptsächlich detailliertere AuSfüh- rungen der in den beiden Resolutionen vorgebrachten Auffassungen und Argumente. Genosse L e p e z erklärte, der alte Gedanke der Zugebörigkeit der Genossenschaften zur Partei sei abgetan. Die Genossenschaft aber habe an sich noch keinen sozialistlschen Cha» rakter, was durch di« Existenz zahlreicher klerikaler Genossenschaften und der Konsumvereine der Eisenbahnen bewiesen werde, die geradezu den Interessen der Kapitalisten dienen. Der Redner empfiehlt die Personalunion. Die sozialistischen   Leiter der Kon. sumvereine sollen für das sozialistische Ideal wirken und den er. zielten Gewinn für die sozialistische Propaganda und die gewerk- schastliche Aktion widmen. Mayera». der die Resolution der Saute Vienne   vertritt, weist auf die Genossenschast von LimogeS  hin, die keine Rückvergütung gibt. DaS Beispiel würde freilich nicht überall nachzuahmen sein. Der Redner will auch keine eigend- liche Besteuerung der Genossenschaften zugunsten der Partei, aber man werde schon ein Mittel sinden, um die Genossenschaften der revolutionären Aktion dienstbar zu machen. P o i s s o n sieht in den Genossenschaften einen sich rasch entwickelnden Keim der sozia- listischen Gesellschaft. Hier werden die Verwalter der kollektiv!» stischen Institutionen erzagen. Die sozialistische Bedeutung der Genossenschaften tritt immer klarer hervor. Der Redner wendet sich dagegen, daß man die genossenschaftliche Aktion in einer eng- herzigen Auffassung der Lehren von Karl Marx  , der zur Zeit seiner GesellschaftSanalyse Gewerkschaften und Genossenschaften in ihren ersten schwächlichen Anfängen gesehen habe, geringschätze. Lafargue   meint, beide Resolutionen ließen sich unschwer vereinigen. Redner glaubt nicht, dah die Genossenschaft ein Mittel der sozialen Umgestaltung sei. Er halt aber Produktivassoztationen für besonders wichtig. Erne vollkommene Autonomie sei unmöglich. ES ist zu begrüßen, daß dieBellevilloise" dem GewerkschaftSver- band der Seine 2S00 Frank überwiesen hat. Da» ist immerhin ein kleiner Anfang. Ein Beispiel für das Zusammenarbeiten von Partei. Gewerkschaft und Genossenschaft bietet die Verfassung der Humanitä". GueSde sagt: Die Genossenschast ist daS, toai man auS ihr macht. AIS   i<b 1876 auS dem Exil zurückkehrte, wurde sie al» ein Element der Versöhnung zwischen Kapital und Arbeit an. gesehen. Sie wird in Belgien   von den Klerikalen ebenso ber- wendet wie von den Sozialisten. Sozialistisch wird sie erst, sobald man sie sozialistischen Zielen dienstbar macht. Ihr Ziel, den Arbeitern billige Lebensmittel zu schaffen, mag ja auch sonst sehr löblich sein, aber mit Sozialismus hat eS nichts zu tun. Aber wenn dieser Effekt statt einer Ausnahme die Regel wurde, wäre das Resultat, die Löhne in Stagnation zu erhalten oder zu verringern. DaS ist ja auch der Zweck der von den Unternehmern gegründeten Konsumvereine. Wo das Leben billig ist, dort sind die Löhne niedrig. Will nun nicht die Kooperative da» Leben billiger machen? Wen» sie io Frsukreich ins 1 LQQ 000 ParMeg de» Handel» ubsst