Ir.167. 27. Jahrgang. S. leite des Joraitls" ßttlinet Mitwochs 20. IM 1910. Partei- Hngclcgenbeitcn. Erster Wahlkreis. Sonntag, den 24. Juli, Ausflug mit Familie nach Restaurant Heidekrug iKiekemal), Station Köpenick . Für Be- lustigung aller Art ist gesorgt. Zweiter Wahlkreis. Sonntag, den 24. Juli, findet unser Familienausflug nach Grünau sSpielplatz) statt. Treffpunkt früh 7�2 Uhr auf dem Görlitzer Bahnhof. Abfahrt 7�. Im Walde finden Kinderspiele usw. statt. Für Kaffeeküche ist Sorge getragen. ES wird nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß das Endziel der»S p i e l p a tz" ist. Recht zahlreiche Beteiligung wünscht Das Komitee. Riederlehme. Volksversammlung am Donnerstag, den 21. Juli, abends pünktlich 3 Uhr, im Lokale des Herrn W. Herrmann. TageS- ordnung: Vortrag des Reichstagsabgeordneten Genossen Fritz Z u b e i l. Gründung eines Wahlvereins für Niederlehme und Um- gegend. Bei der Wichtigkeit der Tagesordnung ist das Erscheinen aller dringend notwendig. Marienfelde . Heute, Mittwoch, den 20. Juli, abends 8V2 Uhr, findet im Lokal von Adolf Berger , Berliner Str. 114, die General- Versammlung des Wahlvereins statt. berliner JVadmcbten. Stumme Kämpfe. Wen dev Weg häufig durch die Prinz-Albrecht-Straße führt, der verfehlt niemals, das Auge über die hübschen Gras- flächen vor dem Abgeordnetenhause schweifen zu lassen, und er findet dabei regelmäßig, daß dieses bemeldete Institut für reinpreußische Gesetzeserzeugung in seinen grünen Anlagen doch ganz hübsche Seiten aufzuweisen hat, wenigstens von außen I Eine Menge Sperlinge und Amseln machen sich hier nützlich. Das konservative Element vertritt der Mann mit der großen Gartenspritze, der den Schlauch über den Rasen legt und an heißen Tagen das wohltätige Naß verteilt. Dabei gedeihen in den grünen Flächen auch die Gänseblümchen vov trefflich, die hier von Jahr zu Jahr derart zugenommen haben, daß das Weiß ihrer Blüten schon das Grün zu ver drängen beginnt. Dieser Anblick wandelt den Gärtner von Zeit zu Zeit zum Revolutionär. Er greift zur Mähmaschine und rollt ihre schneidige Walze an langem Stiele über den Plan. Amseln und Spatzen reißen aus, aber die Blüten der Gänseblümchen fallen zu Hunderten und das Grün kommt wieder zum Vorschein. Es ist aber etwas gemischt, denn in großen Mengen treten im Grase die Vlattrosetten der ge� köpften Pflanzen in Erscheinung. In diesen Rosetten stecken junge Vlütenknospen, die die Mähmaschine nicht erwischen konnte, und siehe da, in wenigen Tagen ist der grüne Rasen fchon wieder so weiß gesprenkelt wie zuvor. Der Gärtner rasiert den Rasen abermals, er tritt von Zeit zu Zeit immer wieder in Aktion, aber die Gänseblümchen sind nicht unter zukriegen. Für jedes abgeschlagene Blütenhaupt wächst ihnen mindestens ein neues. Sie bleiben aber nicht bloß gegen den Menschen siegreich, sondern auch gegen die Gräser. Wo eine Rosette sich ausbreitet, da ist das Licht vom Boden abgel schlössen, kein Grassamen kann hier aufgehen. Und die Ra fetten schieben sich langsam immer weiter vor, erobern immer weitere Kreise und werden das Gras nahezu ganz verdrän- gen, wenn der Mensch als Gärtner nicht in gewaltsamster Weise einschreitet, um durchaus seinen grünen, aber etwas einförmigen Rasen zu retten. Die langsame Ausbreitung der Gänseblümchen und ihr erfolgreiches Vordringen im Kampfe gegen Mensch. Maschine und Gras war in den letzten Jahren sehr gut an der angegebenen Stelle zu vev folgen. Weit umfänglicher und gewaltiger sind die Kämpfe, die die Pflanzen draußen im Freien unter sich führen, aber waS wir hier mitten in der Stadt sehen können, gibt doch ein gutes Beispiel, das nur leider zahllosen Passanten uner- kannt bleibt. Auch das zunehmende Zahmerwerden der Am- sein und ihre leidliche Kameradschaft mit den Spatzen läßt sich hier beobachten. Daß die Wirkung der Mähmaschine und Sense auch tiefer tnS Leben der Pflanze eingreifen und zur Entstehung neuer Arten beitragen kann, ist ein noch ziemlich junges Kapitel in der Geschichte der Naturbeobachtung. Es gibt Wiesenpslanzen, die vom Frühjahr bis zum Herbst in verschiedenen, engver- wandten Formen blühen, also in früh, und spätblühenden Rassen auftreten. Indem die Sense zur Sommerszeit regel- mäßig die Sommerformen solcher Pflanzen vernichtete, führte sie auf den Wiesen zur Trennung der Frühlings- und der Herbstformen, die allein ungeschoren blieben und sich ver- mehren konnten. Wo früher keine scharfe Grenze zwischen den Formen war, wurde sie durch die Sense geschaffen und Frühjahrs- und Sommersform wurden zu zwei nunmehr scharf getrennten Arten._ Die Kastanien in der Bellevuestraße. Durch eine Reihe Berliner Blätter geht die Nachricht, daß beschlossen worden sei, die Kastanien- bäume in der Bellevuestraße niederzulegen, um den Fahrdamm zu verbreitern. In der MontagSausgabe des.Berliner Tageblatt" hat sogar der Chefredakteur D. IV. diese Angelegenheit zu einem Leit- artikel verarbeitet. Wir wissen nicht, ob daS aus Stoffmangel ge- schehen ist oder aus anderen Gründen, jedenfalls lesen sich die politischen Leitartikel, die sonst unter T. W. erscheinen, wesentlich besser als der angezogene, weil sie von größerer Sachkenntnis zeugen. Außerdem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren. als ob hier ein hoher Grad von Egoismus die Feder führt. ES handelt sich eben um den Westen, der Wohnstätte der reichen Leute, einer Straße, die von den „Herrschaften" tagtäglich begangen wird und deren Veränderung durch Niederlegung der Bäume sie gewissermaßen am eigenen Leibe spüren. Wo war denn aber die bürgerliche Presse, wo daS.Berliner Tageblatt"? mit Herrn D. W. als die Klagen ertönten, daß die prachwollen Alleen im dichtbevölkerten Norden und Osten, Schönhauser Allee , Frankfurter Allee , im Interesse des Verkehrs der Axt zum Opfer fielen I Es handelte sich um Straßenzüge, die kilo- meterlang ihres Baumschmucks beraubt werden, die die einzige Er- holungsstätte für die dort wohnende Arbeiterbevölkerung darstellten und die nicht wie die Bellevuestraße in den herrlichen Tiergarten münden. Da hat sich keine Stimme erhoben, da ist kein Leitartikel verbrochen worden. In die Arbeitergegend kommt man nur alle Jubeljahre, nmn kennt sie nur vom Hörensagen oder aus den phantastischen Schilderungen des Herrn„Curt Aram". Die Niederlegung der Kastanien in der Bellevuestraße wünschen auch wir nicht, halten auch wir für unnötig und ist, wie unS ver- fichert wird, auch gar nicht geplant. Im Jahre ISO? hat allerdings die Tiefbaudeputation beim Magistrat beantragt, gegebenenfalls die Straße im Fahrdamm auf IS Meter zu verbreitern, und der Magistrat hat 1908 diesem Antrage zugestimmt. Der Beschluß ist aber weiter nichts als eine Versicherung für die ferne Zukunft und durchaus berechtigt. Ja man müßte der städtischen Verwaltung einen Vorwurf daraus machen, wenn der Beschluß nicht gefaßt worden wäre. Die Veranlassung zu dem Beschluß waren die Neu- bauten in der Bellevuestraße, vor allem der Terrasienbau vor dem Restaurant Rheingold. Den Grundstücksbesitzern ist zwar die Erlaubnis zur Errichtung dieser und ähnlicher Anlagen gegeben worden, aber mit der Verpflichtung: daß das Bauwerk auf eigene Kosten wieder beseitigt und das Straßenland der Stadt kostenlos übereignet werden muß. Ob das in den nächsten zwanzig Jahren geschieht, ob es sich überhaupt jemals notwendig machen wird, weiß niemand; das aber von der Tiefbaudeputation die Möglichkeit im Auge behalte wurde, ist ihr nur zu danken, da niemand wissen kann waS die Zukunft bringen wird, die eventuelle Verbreiterung sich aber realisieren läßt, ohne nachher den Grundbesitzern ungezählte Hundertlausende in den Rachen werfen zu müssen. Ein anderer Be- schluß ist seit 1908 nicht gefaßt worden, es lag auch nicht die geringste Veranlassung dazu vor. Die Kastanien in der Bellevue- straße dürften wahrscheinlich die jetzt lebenden Berliner zum größten Teil überleben. Die Scheußlichkeiten der Vernichtung der Alleen in den Arbeitervierteln kann niemand mehr aufhalten, ihr Schicksal isb besiegelt. Die ganze Berliner Preffe, mit Ausnahme des.Vorwärts", ist an diesen Dingen gleichgültig vor- übergegangen, obwohl hier ein energische« Auftreten am Platze war. Die schweren Gewitter, die Mvntyg in später Abend- stunde herniedergingen, haben in Berlin sowohl als auch in der Umgebung erhebliche Schäden verursacht. Der Wolken- bruchartige Regen, der sich in der elften Stunde ergoß, hatte zahlreiche Ueberflutungen zur Folge. Stellenweise drangen die Gewässer über die Bürgersteige hinweg in Kellerwohnun- gen hinein und richteten Zerstörungen an. In den bekannten Ueberschwemmungsgebieten, besonders in der Uorkstraße, stand das Wasser zeitweise fast über einen Viertelmeter hoch. Der Blitz schlug mehrfach in die Straßenbahnleitungen ein, doch wurden weitere Schäden dadurch nicht herbeigeführt. In der Umgebung Berlins wurden mehrere starke Bäume vom Blitz- strahl getroffen und gespalten. Ein kalter Schlag traf den Turm der evangelischen Kirche in Friedrichshagen . Der Blitz- ableitcr lenkte den Schlag ab. Zu der Lichteurader Sache. Zahlreiche Erpresserbriefe werden noch immer an die Kraatzsche Familie gerichtet, die natürlich nur grober Unfug sind. Gestern erhielt die Familie einen Brief, der aus dem Postamt 54 in Berlin aufgegeben, flüchtig geschrieben und an Frau Kraatz gerichtet war. Der Frau wird mitgeteilt, daß eS sich hier um ein Konkurrenzunternehmen der Schwarzen Hand, Er pressertum Totenkopf, handelt. Sie wollen nach Zahlung von 25 009 M. beim Postamt 96 unter der Chiffre E. T. K. 1900(Erpressertum Totenkopf) der Frau die Komplicen und die Erpresser der Schwarzen Hand nennen. Sie solle aber nicht glauben, wenn sie diesen Brief der Polizei übergebe, dadurch der Zahlung enthoben zu sein..Sie würden ihren Mann bis zur Unkenntlichkeit verstümmeln und als Muster ohne Wert im Nichtzahlungsfalle ihr zuschicken. Unterzeichnet ist der Brief E. T. K. Es sind insgesamt an 200 solcher Briefe bei der Familie Kraatz eingelaufen. ES ist hieraus schon zu ersehen, daß die Leute nur einen groben Unfug treiben. In der Erpresser- sache selbst hat die Kriminalpolizei noch nichts weiter ermitteln können. Da« Eifersuchtsdrama in der Gedanftraße zu Schöneberg hat ein zweites Opfer gefordert. Der von dem Eisenbahner AnbrostuS durch einen Schuß schwerverletzte Bankbeamte Marwede ist gestern früh im Auguste-Vietoria-Krankenhause gestorben. Abgestürzt. In der Kleiststraße 37 hat sich Montagnachmittag die Krankenschwester Emma Golzert vom Balkon des vierten Stockes auf die Straße hinabgestürzt. Sie ist bald darauf gestorben. Die an einer Halsenizündung Erkrankte hat den Selbstmord wohl im Fieberzustand verübt. Selbstmord eines Bankiers. Anscheinend infolge geschäftlicher Verluste hat sich in der vergaiigenen Nacht der Bankier Siegfried Wollstein aus der Flensburger «traße 14 mit Gas vergiftet. Eisenbahnbeschwerden. Ein Leser schreibt unS:.Als ich am Sonnlag abend mit meiner Frau und Schwager den Leerzug 9" Uhr Buch-Stettmer Bahnhof benutzen wollte, wurde der Zug bereits in den Bahnhof eingeschoben. Nun ist es seit den 10 Jahren. in welchen ich fast ausschließlich nach Buch fahre, eingeführt, daß, sobald der Zug in den Bahnhof eingefahren ist, die kleinen Schranken nochmals geöffnet werden, um etwaigen Nachzüglern die Mitfahrt zu ermöglichen. Das unierblieb am Sonntag zum Verdruß der harrenden Menge. Man beruhigte sich schließlich, weil man annahm, daß der Zug überfüllt sei. Wie groß aber war das Erstaunen, als der Zug langsam vorüberfuhr und man sah. daß in den letzten drei Waggons(nicht Abteile) im ganzen sage und schreibe etwa fünf Personen sich befanden und in den beiden vorhergenden Waggons noch hinreichend Sitz- und Stehplätze vorhanden waren; daß infolge- dessen große Entrüstung sich Luft machte, läßt sich denken. Die Erregung unter dem zahlreich harrenden, zurückgebliebenen Publi- kum wurde größer, als festgestellt wurde, daß der fünf Minuten später einfahrende Vollzug Bernau — Verlin gepfropft voll war. Dem Beamten, der nach Meinung des Publikums an den ihm erwachsenen Unbequemlichkeiten schuld war. wurden laute Vorhaltungen gemacht und gaben Veranlassung, einen Mann festzustellen. Damit ist natür« lich gar nicht« getan, wenigstens nichts gebessert. Seifenschwindel wird seit einiger Zeit von einigen Händlern ge- trieben. Diese Leute preisen auf der Straße Seife in großer Ver- Packung 5 Stück zu 50 Pf. an. Der wirkliche Preis sei viel höher, die Seife stamme aber aus einer Kölner KonkurSmaffe. Wie uns von verschiedenen Seiten mitgeteilt wird, hat sich ergeben, daß eS sich um recht minderwertige Ware handelt, die in jedem Seifen- geschäft für 5 Pf. das Stück zu haben ist. So mancher Arbeiter glaubt einen guten Kauf und seiner Ehehälfte eine Freude zu machen, muß aber erfahren, daß er böse eingeseift worden ist. Leute, die mit dieser Seife(sogenannte bunte) handeln, sind keine reellen Straßenhändler sondern Schwindler. Ein sonderbares Strafmandat hat eine Frau D. in der Schwedter- straße vom Amtsvorsteher Grunewald-Forst erhalten. Frau D. war am 19. Juni mit ihrem Manne in Wannsee , um zu baden. Als Frau D. beim Ankleiden war, hielt ihr ihr Mann ein Badelaken (2: 1,60 Meter) um den Körper, damit die Sittlichkeit nicht gefährdet würde. Da kam ein Gendarm hinzu und sagte zu der Frau: Sie dürfen sich hier draußen nicht an- und auskleiden, da�u sind die Zelte da". Auf Vorhalt, daß sich das Ehepaar schon seit drei Jahren an der Stelle aus- und ankleide, bemerkte der Hüter des Gesetzes: Dann haben Sie sich eben auch früher schon strafbar gemacht I' Da« Ende vom Liede war ein Strafmandat, lautend auf 3 M. und 40 Pf. Porto, weil die Frau im Freibad Wannsee sich außerhalb der Zelte angekleidet habe. Vergehen gegen die Polizeiverordnung vom 24. Juni 1909. Andere Freibadbesucher wird dieser Vorgang sicher inter - essieren. Gegen die Schleppe. Die Verwaltung der Grünaner Park- anlagen, die an den Sonntagen von taufenden Ausflüglern be» gangen werden, hat den Kampf gegen die Damenkleiderschleppe aufgenommen. Es sind Schilder am Parkeingang angebracht worden, welche die Aufschrift tragen: „Das Schleppenlassen der Kleider ist streng verboten." AnS dem Zug herausgesprungen ist der Kaufmann<3. auS Friedrichshagen . G. war in Berlin gewesen und auf der Heimfahrt vergoß er in Friedrichshngen auszusteigen. Erst als der Zug bereits wieder in der Fahrt war, bemerkte dieS der Fahrgast und ohne zu überlegen, riß er die Kupeetür auf und sprang auS dem Zug heraus. Mit dem Kopf schlug der Unvorsichtige so heftig auf die Nebenschienen auf, daß eine schwere Verletzung herbeigeführt wurde. Durch Ueberfahren schwer verletzt wurde gestern nachmittag der 13 Jahre alte angebliche Walter Heier aus der Frühlingstraße zu Reinickendorf , der mit einem Sporthemd, grauer Hose, rotgestreiftem Gurt und brauner Samtmütze bekleidet war. Als er die Slrelitzer- straße auf einem Zweirade entlangfuhr, wurde er von einem Kraft- wagen überfahren. Man brachte ihn nach dem Lazaruskrankenhause, wo er bedenklich daniederliegt. Wandalen auf der Straße. Arg gehaust haben in der vorgestrigen Nacht rohe Burschen in der Hauptstraße in Rummelsburg sowie auf der Köpenicker Chaussee. Die Unholde vernichteten eine ganze Reihe von Bäumen, indem sie die Rinde zerstörten und die Stämme stark beschädigten. Ueber fünfzehn Schutzlörbe wurden demoliert und an zahlreichen Laternen die Glasscheiben zertrümmert. Pfähle wurden von den Vandalen aus dem Boden herausgerissen und zerbrochen. Auch an Wohnhäusern wurden verschiedene Zerstörungen vor« genommen. Leider sollte es den gefährlichen Burschen gelingen, ihr Zerstörungswerk völlig unbemerkt auszuüben. Ein eifriger Förderer der Berliner Freien Jugendorganisation Genosse Fritz M a s ch k e ist gestern infolge eines BlutsturzeS im Alter von 22 Jahren plötzlich gestorben. Obwohl noch jung an Jahren, gehörte der Verstorbene zu den Mitbegründern der Freien Jugendorganisation in Berlin . Keine Mühe hat er sich verdrießen lassen, auf diesem noch wenig beackerten Gebiete Erfolge zu erzielen. Selbst ein rastlos vorwärtsstrebender junger Mann, bot er alles auf, um die jungen Proletariersöhne, die eben die Schule verlassen, organisieren zu helfen und zwar in einer freien Organisation im Gegensatz zu den christlichen das Hirn ver« blödenden JnnglingSvereinen. Manchen Strauß hat er dabei mit der Polizei auSfechten helfen, die der emporstrebenden freien Jugendorganisation am liebsten das Lebenslicht ausgeblasen hätte. Die mühevolle Arbeit blieb nicht unbelohnt. Immer kräftiger gedieh die Jugendorgani- sation. Maschke hat sein redlich Teil dazu beigetragen. Und des- wegen werden alle die Genossen, die den eifrigen jungen Mann kannten und der so plötzlich au« seinem Wirkungskreise geriffen wurde, ein ehrendes Andenken bewahren. Auf einen falschen Schutzmann fahnden die Polizeibehörden Groß-BerlinS. Der angebliche Beamte erscheint in herrschaftlichen Wohnungen, deren Inhaber verreist oder abwesend sind, und erklärt den Dienstmädchen, daß gegen sie eine Anzeige wegen Diebstähl» erstattet worden sei und er den Auftrag habe, eine Durchsuchung ihrer Zimmer, sowie eine Leibesvisitation vorzunehmen. Er sei aber bereit, diese Maßnahmen so unauffällig wie möglich vorzunehmen, sodaß davon weder die Herrschast. noch sonst jemand etwas erfahren brauche. Die Mädchen sind durch diese mit größter Sicherheit ge- machte Eröffnung derart erschreckt und bestürzt, daß sie dem angeb« lichen Schutzmann in jeder Weise zu Willen sind, ihm die Koffer und Körbe zur Verfügung stellen und sich auch der körperlichen Durchsuchung unterziehen. Der Beamte geht dann mit Gründlichkeit zu Werke und nimmt sämtliche Wertgegenstände, vor ollem aber das Portemonnaie mit dem baren Gelde an sich. Bei seinem Weg- gange gibt der Gauner seinen zu Tode erschrockenen Opfern den Rat, sich die Sachen in drei Tagen vom nächsten Polizeirevier wieder abzuholen, da sich inzwischen ja ihre Unschuld herausgestellt haben würde. Dieses Manöver hat der Betrüger, der offenbar mit den polizeilichen Einrichtungen ziemlich vertraut ist. in zahlreiche» Fällen im Westen Berlins , in Schöneberg . Charlottenburg und Steglitz mit gutem Erfolge ansgeführt. Eine nähere Beschreibung des falschen Schutzmanns vermögen die Geschädigten leider nicht anzugeben, da sie infolge der großen Aufregung, in der sie sich befanden, nur wenig auf daS Aeußere desselben geachtet haben. Der Schwindler wird von ihnen als ein 33jähriger stattlicher Mann geschildert, der eine richtige SchutziiiannSiniitze aber nur einen dunkelblauen Jackett« anzug ohne weitere Abzeichen trug. Ein schwerer Straßenbahnunfall ereignete sich am Montagabend gegen'/z8 Uhr in der Landsberger Allee . An der Ecke der Langen« beckstraße versuchte der 11jährige Schüler Rudolf Jähnke, gellestr. 14 bei den Eltern wohnhaft, vor einem herannahenden Straßenbahn- wagen der Linie 64 über das Gleis zu laufen. Der Knabe wurde umgestoßen und geriet unter den Vorderperron des Bahnwagens. Er erlitt eine klaffende Köpfwunde und erhebliche Hautabschürfungen an den Händen und Beinen und mußte, nachdem er von einem in der Nähe wohnenden Arzt Notverbände erhalten hatte, nach dem Krankenhause Friedrichshain gebracht werden. Unter den Rädern eines Schnellzuges zerstückelt. Einen schreck- lichen Tod hat der 34jährige GerichtSaktuar Friedrich Gramlow aus EberSwalde gefunden. G. warf sich vor einem von Berlin kom- inenden Schnellzug auf die Schienen und wurde von der heran- brausenden Maschine vollständig zerstückelt. Die Leichenteile de» Lebensmüden wurden bald darauf von einem Bahnbeamten auf« gefunden. G. hat die Tat anscheinend in einem Anfall von Geistes- störung ausgeführt. Er hatte sich bereits vor acht Tagen aus seiner Wohnung enifernt und war ziel- und planlos in der Umgebung um« hergeirrt, bis er dann den Selbstmord verübte. Taschendiebe haben am Sonntag auf dem Kirchhof der FriedenSgemeiude in Niederschönhausen -Nordend einer Frau auf dem Wege zum Brunnen aus der Handtasche ein Partemonnaie mit In« halt(12 Mark Geld und zwei Trauringe) entwendet. Beim Sängerfest in Friedrichshagen am Sonntag wurde ein Kindersamt- Jackett gefunden; abzuholen bei Witte, Friedrichs- Hägen, Friedrichftr. 8. Bei de« Sommerfest des BrauereiarbeiterverbandeS am 16. Juli in der Brauerei Friedrichshain wurde ein Trauring gefunden. Ab- zuholen im BerbandSbureau Mulackstr. 10, L Vorort- JVacbnchtem Rixdorf. Für Erweiterung der Sonntagsruhe. Wir wollen nicht ver- säumen, nochmals auf die heute abend 8l/a Uhr in den Bürger» fälen, Bergstraße 147, stattfindende BolkSversammlnng, die sich mit der bevorstehenden Erweiterung der Sonntagsruhe be- fchäftigt, hinzuweisen. Die Arbeiter und Arbeiterstauen werden sicher in großer Zahl an dieser wichtigen Versammlung teilnehmen, und dadurch die Kund- gebung zu einer besonders imposanten gestalten. Weistensee. Schulärztlicher Bericht 1S09—191V. DaS Berichtsjahr war im allgemeinen günstig zu nenne». Von Epidemien, welche die Schul- linder betrafen, sind hauptsächlich zu erwähnen Ziegenpeter und
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