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8r.l7i. 27. Jahrgang. 1. leite Ks Jotmiitis" Ittlintt ilolliülilnlt. Suniilaj, 24. Juli 1910. Da$ Leben eines russischen   Sozial- demohraten. 0m 1. Mai dieses Jahres starb in der Schweiz   im Mer von 27 Jahren, an der Schwindsucht, eines der hervorragendsten Mitglieder der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Ruhlands Nikifor W i l o» n o f f iParteiname Michael Gawodskoj). Dieses auherordenlich reiche Leben dürfte auch für die deutschen   Arbeiter von Interesse sein, da es eine ganze Epopee der Kämpfe und Leiden darstellt, die mit der revolutionär-sozialdemokratischen Tätigkeit in Ruhland ver- bunden sind. N. Wilonoff der Sohn eine? Tischlers an den Eisenbahnwerk- stätten in Kaluga  , wurde im Jahre 18So geboren. Nach der Absol- Vierung einer technischen Eisenbahnschule trat er in den Dienst der Eisenbahnwerkstätten in Kiew  . Hier geriet er unter den Einfluß der Sozialdemokratie, und im Jahre 1902 tritt er als ISjähriger Jüngling der sozialdemokratischen Organisation bei. Sein Eintritt in die Partei fiel eben mit jener Periode zusammen, wo sie anfing. aus kleinen Zirkeln sich in eine organisierte Partei des russischen Proletariats umzuwandeln. Die Partei konnte energische Mitglieder gut brauchen, und der junge Wilonoff schien daS zu sein. Schon die Anfänge seiner revolutionären Tätigkeit äußern seine kolossale Fähigkeit und sein außergewöhnliches politisches Talent. Selber ein Arbeiter, findet er Zeit, die Arbeiterzirkel zu besuchen, sich mit organisatorischen Fragen zu befassen und dabei an seiner eigenen Ausbildung zu bessern. Freilich muß er. um daS leisten zu können, oft ganz leise sich von den Werkstätten fortmachen und unbemerkt über den Zaun durchschlüpfen. Seine Popularität und sein Einfluß auf die Arbeiter wachsen immer mehr. Seine hervorragenden Fähigkeiten, sein Einfluß und die mächtige Gestalt WilonoffS können ihn nicht lange vor der Polizei verborgen lassen; bald ist er gezwungen, nach JekaterinoSlaw zu fliehen. In JekaterinoSlaw erweitert sich das Gebiet seiner revolutio- nären Tätigkeit bedeutend. Hier erlebt er den ersten großen Auf- schwung der Arbeiterbewegung, die den ganzen Süden überflutete. Wilonoff tritt mit großem Erfolg in den Arbeiterversammlungen auf. nimmt teil an der Demonstration, wo er grausam geschlagen wird. Am Ende des Jahres 1903 wird er arretiert und nach sieben Monaten Kerkerhaft auf administrativem Wege in daS JeniffeiSk- Gouvernement auf 2 Jahre verbannt. Im Sommer 1904 flicht Wilonoff aus der Verbannung, indem er den Jenisiej durchschwimmt. Von dieser Zeit sängt für ihn das Leben eines Illegalen an mit dem ewigen Herumirren und mit allen Röten, die damit verbunden sind. Von der Verbannung kommt Wilonoff nach Kasan  . Er nimmt wieder die unterbrochene revolutionäre Tätigkeit auf..Der Frühlings der Aera Swiatopolk-MirSlj gibt dazu einige Möglichkeit, der sozial demokratischen Stimme aus dem geheimen.Unter der Erde  " in die offenen liberalen BanquetS usw. einzudringen. Und Wilonoff tritt in diesen Versammlungen auf mit einer rücksichtslosen Kritik der liberalen Rednereien. geißelt mit wunderbarer Kraft die künftigen Kadetten und verkündet die Notwendigkeit des revolutionären Kampfes unter dem Banner der Sozialdemokratie. In dieser Zeit erweist Wilonoff eine merkwürdige Leistungs fähigkcit auf allen Gebieten der Parteitättgkeit. Er pflegte zusagen: .Jeder Revolutionär muß ein Enzyklopädist sein". Und er war so ein Revolutionär-. Enzyklopädist", er nimmt Diskussionen mit Pro- fessoren an der Universität vor einem riesigen Studentenauditorium auf, polemisiert mit den.Sozialisten-Revolutionären", arbeitet unter den Arbeitern, organisiert Zirkel, verfaßt Ausrufe und Flugblätter, druckt sie selber in den Nächten in der von ihm selber errichteten Geheimdruckerei. Im Dezember 1904 muß er nach Samara   fliehen. AuS Samara   schickt ihn das Oestliche Bureau deS Zentral- komitceS nach Ural  . Hier holt ihn der Blut-Sonntag ein und die nachdem folgende Revolution. Man mußte die Parteiarbeit breit entwickeln, sie als Massenarbeit gestalten. Aber dazu fehlten Kräfte. Wilonoff findet einen glücklichen Ausgang aus dieser Lage: eS ist schwer, Propagandisten und Agitatoren zu finden, aber viel leichter �Techniker". Und Wilonoff organisiert in Jekaterinenburg   einige kleines Feuilleton. Eine Normaluhr des atlantischen OzeanS. In Frankreich   ist dem Eiffelturm jetzt eine Rolle übertragen worden, deren Wichtigkeit offenbar noch gar nicht recht erkannt worden ist. Nachdem dieser eiserne Obelisk schon vor längerer Zeit zu Versuchen mit drahtloser Telegraphie benutzt worden war, hat man ihn jetzt im großartigsten Matzstabe zur Uebermittelung von Zeitangaben herangezogen. Be- kanntlich werde» die elektrischen Wellen bei der drahtlosen Telegraphie durch möglichst hohe, senkrecht zum Erdboden stehende Drähte in die Luft hinein gesandt. Es hat aber seine Schwierigkeiten, Drähte von beträchtlicher Länge senkrecht auszuspannen. Bei dem Eiffelturm mit seinen 300 Metern Höhe war eS dagegen eine Kleinigkeit, ihn mit Drähten so auszustatten, daß er zu dem größten Sender für drahtlose Telegraphie wurde, den der Erdboden jetzt aufzuweisen hat. Außer von der Höhe der Sender hängt eS natürlich auch von der Stärke der ElcktrizitätSquelle ab, wie weit die Wellen ins Land Sehen und dort an Empfangsapparaten Wirkungen auslösen können. uch an dieser Kraftquelle haben die Franzosen nicht gespart und der Eiffelturm sendet nun seine elektrischen Wellen mit einer Tragweite von 300 Kilometern ins Land und ins Meer. Denn die angegebene Entfernung reicht natürlich tief in den Allantischen Ozean hinein und nach Süden erfaßt sie schon den Norden Asrikas und Marokkos I Auf einer der Plattformen des Eiffelturmes ist eine vorzügliche Uhrenanlage untergebracht. Genau um Mitternacht, dann zwei, dann vier Minuten später werden hintereinander elektrische Signale in« Weite gesandt, die jedes auf dem Ozean kreuzende Schiff mit seinem Empfänger aufnehmen kann; eS ist klar, daß der Schiffsleiter mit Hilfe solcher Signale aufs genaueste feinen Ort im Meere und den Kurs bestimmen kann. Seit dem 23. Juni funktioniert dieses Unternehmen in offizieller Weise, daß in der Presse ziemlich unbeachtet geblieben ist, obwohl eS eine neue Phase im Weltverkehr einzuleiten bestimmt ist. Denn bei dem Er- reichten will man sich nicht begnügen. Die Anlage soll derart ver- stärkt werden, daß die Wellen von Paris   bis zum amerikanischen  Festlande hin übertragen werden. Der Atlantische Ozean   wird dann im Eiffelturm von Paris   seine Normaluhr haben und dem mensch« lichen Geiste wird abermals eine Großtat gelungen sein, deren erster und wichtigster Schritt schon zurückgelegt ist. Es bedarf wohl keiner Frage, daß diese neue Einrichtung auch der Sicherheit des Schiffs- verkehr? in so hohem Grade dienen wird, daß auf eine weitere be- deutende Verminderung der Schiffsunfälle zu rechnen ist. Die liebe Zugluft. Man könnte darauf kommen, die gesamte Menschheit einzuteilen in Leute, denen eS zieht, und in solche, denen e« nicht zieht. Das.zugkräftigste" Volk der Erde sind wahrscheinlich di« Chinesen, denn die ganze Bauart ihrer Häuser ist nicht im Druckereien für verschiedene Teile Urals, um in breitem Umfange Literatur unter den wenig aufgeklärten Arbeitern Urals zu ver- breiten. Unterdessen macht er sich energisch an die Weiterbildung tätiger Parteimitglieder. Seine außerordentliche Energie kannte in jener Zeit keine Grenzen und wirkte auf alle höchst anregend ein- Aber schon den 31. Januar 1903 fällt er in eine Polizeifalle und wird verhaftet. Von riesiger Kraft, wirft er den ihn verhaftenden Gendarmen nieder. Die Verfolger holten ihn jedoch ein und über- wältigten ihn, in einem Moment, wo er gestolpert und niedergefallen war. Wilonoff, zum zweiten Mal verhaftet, studiert fleißig, hauptsächlich die Agrarfrage; er führt auch eine tätige Kor- respondenz mit der Außenwelt. Er übt einen großen Einfluß auch auf die Gefängnisleute aus; er versteht eS, die Gefängnis- Wärter seinem starken Willen zu fügen, die ihm oft ohne jedweden Lohn Briefe, Zeitungen und sogar Schlüffel, Sägen und andere Instrumente, die unentbehrlich für die Flucht sind, brachten. Der Gedanke an die Flucht verließ Wilonoff nicht. Aber seine Ab- sichten wurden entdeckt, dank einer plötzlichen Durchsuchung seiner Zelle. Im Mai wurde Wilonoff samt anderen Genossen.wegen unruhigen Charakters" nach Nikolajew   transportiert. Die Stimmen des revolutionären Kampfes dringen zu ihm auch in diesen, im Walde einsam gelegenen Kerker. In so einem Augenblick ist eS schwer, im Gefängnis zu fitzen  . Wilonoff macht sich energisch an die Vor- bereimngen zur Flucht; er gräbt eine Mine, durch die er am 10. Juli 1903 flicht. Die Flucht mißglückte aber, den Verfolgern gelang es, alle Flüchtlinge festzuhalten. Die Flüchtlinge werden grausamen Exekutionen unterworfen. Man schleppt sie bei den Haaren in das Gefängnis zurück. Die ganze Masse der Aufseher und Soldaten fallen über sie her, werfen sie nieder und treten sie mit ihren schweren Nagelstiefeln auf den Kopf, den Rücken, schlagen mit Schießkolben, Revolvern auf die Brust, zerschlagen die Schädel, schlagen bis zur Ohnmacht, schlagen und verspotten.... Den erschöpften, blutenden Wilonoff samt Genossen schleudert man in eine schmutzige Zelle, wo sie im eigenen Blute schwimmen. Nach dem Manifeste befreit, begibt sich W. nach Samara  - Freiheitstage. Wilonoff hat vor sich weite Möglichkeiten zur An- Wendung seiner Kräfte, seines Talents. Er tritt in großen Ver- sammlungen mit riesigem Erfolg auf, kämpft energisch gegen den Einfluß der Schwarzhunderte, organisiert ein SchutzkorpS; er geht mit der Agitation zu den Lastträgern an der Wolga  , um auch in diese zurückgebliebenste Schicht der Arbeiterklaffe das Licht des sozia- listischen Bewußtseins zu tragen. Im Dezember, nachdem die Reaktion schon ihre ersten Siege erfochten hatte, wurde Wilonoff gezwungen, vor der Verhaftung nach Ufa zu fliehen. Hier wird er gleich arretiert, aber nach kurzer Zeit befreit man ihn. Er überträgt seine Tätigkeit nach Jekaterinen- bürg. Aber auch diesmal ist es ihm nicht lange vergönnt, frei zu bleiben. Im März 190S verhaftet man ihn im Walde in einer Parteiversammlung während der Wahlen zum Parteitag. Man wirft ihn wieder in den Kerker in NikolajewSk. Hier fängt er einen ent- schloffenen Kampf um die Erleichterung deS KatorgaregimeS an. Obstruktionen, vieltägigeS Hungern wurde von ihm versucht. AlS die Qualen unerträglich wurden, entschied er sich, sich selbst zu verbrennen. Er übergießt seinen Strohsack mit Petroleum und zündet ihn an, da er lieber verbrennen oder vor Rauch ersticken will, als tagein tagaus unter dieser grausamen und blutigen Willkür, unter diesen nieder- trächtigen und abscheulichen Martern der Gefangenen zu leiden, daS diesen Kerker in ganz Rußland   so gräßlich berüchtigt gemacht hat. Die Aufseher bemerkten bald den Rauch, stürzten in seine Kammer hinein, warfen Decken über ihn und schlugen ihn so lange, bis er in Ohnmacht fiel. Bon dieser Zeit an speit Wilonoff Blut. Kurz nachher führt man ihn in ein anderes Gefängnis, von wo er eine erfolgreiche Flucht veranstaltet. Wilonoff begibt sich nach Moskau  . Er ist wieder an der revolutionären Arbeit. Die nervenanstreugende, revolutionäre Arbeit, die langen Jahre in den Gefängnissen, die Etappen und Verbannungen haben diesen mächtigen Menschen endlich gebrochen. Seine Gesundheit, von dem unerbittlichen Prozeß der Tuberkulose untergraben, war stark zev rüttet. Den dringenden Bitten der Freunde folgend, fährt er in einen Kurort, um sich zu erholen. Auch dort findet er für sich mindesten darauf eingerichtet, die Zugluft auszuschließen. Bei uns aber verlangt man im allgemeinen, es solle in den Innen- räumen immer gute Luft sei»; aber ziehen dürfe es unter keinen Umständen. Dies Verlangen erinnert an die vielgebrauchte Redensart: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß. In streng wiffenschastlicher Weise beschäftigt sich Professor Nußbaum auS Hannover   im.Gcsundheitöinaenieur" mit der Frage, ob eine Luftbewegung in geschlossenen Räumen gcsundheit? schädlich ist oder nicht. Er bezeichnet den noch immer festgehaltenen Grundsatz, daß eine solche Luftbewegung vcr> mieden werden müsse, weil sie den Bewohnern zum mindesten ein Unbehagen, wenn nicht eine Erkältung vermitteln müsse, als ganz ungerechtfertigt und veraltet. Nur ein Fall kommt in Betracht, wo die Luftbewegung wirklich vermieden werden mutz, nämlich in Räumen, die nicht genügend erwärmt sind. Unter diesen Umständen kann'a llerd ings der Zutritt von.Zug" die Wärmeentziehung, die auf den menschlichen Körper ausgeübt wird, derart steigern, daß eine Schädigung der Gesundheit unvermeidlich ist. Auch darf die Zugluft überhaupt keine Temperatur haben, die von der des Raums im allgemeinen empfindlich abweicht. Bezieht sich aber die Luftbcwegung über- Haupt nur darauf, daß Luflströme von gleicher Temperatur statt- finden, oder daß in einem kühlen Raum eine mäßige Erwärmung und in einem heißen Raum eine mäßige Kühlung erfolgt, so sollten sie nur alS angenehm und zweckinäßig empfunden werden. Prof. Nußbaum hält es auch für besonders wichtig, von Jugend auf an die kühlende Wirkung einer mätzig bewegten Luft auch in Jnnenräumen gewohnt zu sein, da man dann auch einem gelegentlich stärkeren Zug widerstehen wird. Der Fachmann ist sogar der Ansicht, daß die Erfolge der sogenannten Freilustkuren bei Schwindsüchtigen ebenso sehr, wenn nicht noch mehr auf der Wirkung der Luftbewegung als auf der Reinheit der Luft beruhen. Wie wertvoll die Luftbewcgung auch für gesunde Menschen ist, hat Nußbaum an den Beobachtungen nachgewiesen, die er in Backstuben gemacht hat. Eine neue Errungenschaft der Mordtechnik. Handgranaten wurden bereits im 16. Jahrhundert im Kampfe verwendet. aber in der modernen Strategie ift_ ihre Benutzung erst wieder durch die Japaner im japanisch-ruffischen Kriege eingeführt worden. Sie bedienten sich der gefährlichen Waffe besonders während der Belagerung von Port Arthur und erzielten eine so furchtbare Wirkung, daß dann auch die Russen Handgranaten anwandten. Eine Vervollkommnung dieser Waffe ist nun durch eine Erfindimg deS Engländer? Marten Hale erreicht worden. Wie in derUmschau" mitgeteilt wird, kam er auf den Gedanken, die alte Handgranate mit der Waffe des heutigen Soldaten zu verbinden und ihr damit «ine größere Distanzwirkung und Sicherheit zu verleihen. Sein Apparat besteht im wesentlichen aus einer Röhre von Messing, ca. Ii Zentimeter lang uud 8,6 Zentimeter im Durchmesser, i» deren sozialdemokratische Arbeit er organisiert die Arbeiter in einer örtlichen Zementfabrik. Wegen des Mangels an Mitteln muß er seine Kur unterbrechen. Im Dezember ist Wilonoff wieder in Moskau  und wieder an der Arbeit. Hier erkältete er sich, und seine Krank« heit nimmt eine ernste Wendung. Er muß nach Jalta   fahren. Aber auch hier, im Sanatorium, findet er keine Ruhe; ein unglücklicher Zufall will, daß man ihn für einen Expropriateur nimmt, man ver« haftet ihn und transportiert ihn in das Sebastapoler Gefängnis. Nach Feststellung seiner Person, verweist man ihn nach TuruchanSk sSibirien); wegen des Gesundheitszustandes aber schickt man ihn nur nach dem Astrachaner Gouvernement   für drei Jahre. Wilonoff flieht bald und fährt nach Kasan  . Dann begibt er sich zu neuer Kur in das Ufimskaer Gouvernement  ; inzwischen arbeitet er auch in Slatoust  . Im März 1908 weicht er glücklich einer Verhaftung aus. Im Oktober 1908 bekommt er Erlaubnis zum Verreisen ins Ausland. Im Auslande nimmt Wilonoff eincn energischen und tätigen Anteil an der Organisation der Parteischule und arbeitete an einem philosophischen Buche, das fast fertig ist. Bis zum letzten Atemzuge verblieb Wilonoff treu den großen Losungen deS sozialistischen   Proletariats; bis zum letzten Atemzug hegte er einen flammenden Glauben an den Triumph der prole« tarischen Sache. Bis zum Tode blieb er treu den revolutionären Grundsätzen der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands  . Den Henkern der Unterdrückung und Willkür gelang eS, so früh» zeitig einen der hervorragendsten, der besten Vertreter der russischen Arbeiterklasse zu verderben. Wilonoff starb. Sein Andenken aber wird lange in den Reihen der rnssischcu Sozialdemokratie lebendig bleiben. Hub der Partei. Auch die Schwaben? Der Karlsruher  Volksfreund" beklagt sich, baß eS auf einige badische LandtagSabgeordnete Feuer und Schwefel regne, weil sie bei der Schlutzfeier des Landtags beim Königshoch im Saal ge« blieben und aufgestanden sind, während nach den schwäbischen Ge» noffen, die das Gleiche getan, kein Hahn krähe. Zur Beruhigung diene demVolksfrcund" folgendes: Die württembcrgische Verfassung will nicht, daß das Land auch nur eincn Augenblick ohne ständische Vertretung sei. Zum Schluß des Landtags treten deshalb beide Kammern zusammen und wählen einenStändischen Ausschuß", der die Geschäfte weiter zu führen hat. Diesem Akt können sich unsere Genoffen nicht entziehen, wollen sie nicht auf ihr Wahlrecht verzichten. Es wurden diesmal in denEngeren Ausschuß" Genosse Hildenbrand, w denWeiteren Ausschuß" Genosse T a u s ch e r gewählt. Sofort nach Bekanntgabe des WahlrcsultatS wird der Landtag vom Minister ge« schloffen, der Präsident der Ersten Kammer antwortet mit dem Königshoch. Nach Ansicht der Genoflen, die dem Akt beigewohnt haben, ist eS kaum den jüngeren Abgeordneten möglich, sich vor dem Königshoch zu retten; die älteren würden auf keinen Fall mehr das Loch erwischen, das der Zimmermann gelassen hat. Läge in Baden die Sache so, daß die betreffenden Abgeordneten, um an einer wichtigen Wahl teilnehmen zu können, das Hoch auf den Großherzog hätten über sich ergehen lassen, so würde auch nach ihnen kein Hahn krähen. Wenn aber die württembergischen Ab« geordneten ohne Not monarchischen Firlefanz mitmachen, so sind auch die schwäbischen Genossen Manns genug, ihren Vertretern zu sagen, was sie zu tun und zu lassen haben. Auch dieSchwäbische Tagwacht" spricht ausschließlich von dem nicht sympathischen Schlußakt". Im Gegensatz dazu haben sich die badischen Parlamentarier zu höfischen Kundgebungen gedrängt. Dr. QuesselS Pech. Genosse Kurt EiSner   veröffentlicht im Bochumer  VolkSblatt" einen Artikel über die Bethmann-Politik, auS dem wir folgenden PaffuS wiedergeben möchten: Man beachte nur, wie die Regierung"- und Schnapsblock- Liberalen jetzt den Budgetstreit unserer Partei benutzen, wie die Kölnische Zeitung  " die verführten bürgerlichen Wähler zur Ord« nung ruft, wie die Berlin  - offiziöseAugsburger Abendzeitung" einen Artikel unseres Zentralorgans erfreulich nennt, weil desien Spracheeinmal blitzartig die Dämmerung erhellt, Innern sich eine zweite Röhre von geringerem Duchmeffer befindet. Der Zwischenraum dieser beiden Röhren enthält die Sprengstoff« ladung im Gewicht von 113 Gramm. An dem äußeren Ende der kleinen Röhre befindet sich die Zündkapsel mit Knallquecksilber, auf die die abgeschossene Granate auffliegt. Bei Nichtbenutzung wird die Kapsel durch eine Einrichtung gesichert, so daß keine unbeabsichtigte Explosion erfolgen kann. Um das obere Ende der äußeren Röhre ist ein Stahlring aus 24 tief eingekerbten Teilen ge« legt, die durch die Explosion auseinander gerissen werden und nun als mörderische Geschosse nach allen Seiten hin wirken. Am unteren Ende der Hauptröhre ist eine 23 Zentimeter lange Stahlstange(Stiel) angeschraubt, die in den Lauf deS Gewehrs gesteckt wird. Mit jedem beliebigen Gewehr, in dessen Lauf der Stahlstiel hineinpaßt, kann die Granate abgefeuert werden, und zwar fliegt sie bei einer Gewehrladung von zwei Gramm Pulver 130 Meter, bei drei Gramm Pulver 300 Meter. Bei Nahgefccht können die Granaten auch mit der Hand geschleudert werden, indem man den Stahlstiel abschraubt und an einem Stift eine Schnur von 40 Zentimeter Länge befestigt. Der Soldat kann in einem Gürtel sehr leicht vier Granaten tragen, das Gewicht der Granate mit Ladung beträgt nur 680 Gramm. Zahlreiche Experimente haben die außerordentliche Wirksamkeit dieser Marten Hale-Granate erwiesen. In Spanien   wurden in einer Fläche von 40 Meter Durchmesser 90 Nohrpnppen aufgestellt. Eine in die Mitte geschleuderte Granate richtete kolossale Verheerungen an; hätten wirkliche Soldaten da« gestanden, so wären 9 Tote und 47 Verwundete gewesen. Humor und Satire. Waisen-Fürsorge. In der Umgebung von Altona   wurden bei einer Vorführung von Polizeihunden Waisenkinder als Versuchsobjekte benutzt. In einem Falle wurde ein Kind von einem Hunde derart gebiffen, daß es eine vier Zentimeter lange Wunde davontrug. Die Weisheit des Waisenhaus- und Schulvorstandes eröffnet hier ganz neue Perspektiven für die Verwendung von Waisenkindern, über deren DaieinSziveck man sich bisher völlig irrigen Anschauungen hingab. Gegen eine billige Leihgebühr wird man die Waisenkinder künftig an drei Institute abgeben: erstens an eine aviatische Vcrsuchsschule zur Bemannung von nenerfuudenen Seroplanen; zweitens an die Militärbehörde zu Ziel« und Turnübungen; drittens an die medizinische Fakultät zu Ein« impfungSversuchen mit den verschiedensten Bazillen. Letztere Maß« »ahme wurde besonders von der Rücksicht auf die bisher benutzten unschuldigen Affen und Kaninchen diktiert. Nur gegen einen Punkt des neuen Reglements macht sich Widerspruch geltend. Diefer Para« graph lautet: Sollte die Zahl der Waisenkinder nicht ausreichen, so find ersatzweise die Kinder der Waisenhausvorsteher und Schulvor« steh« für obengenannte Zwecke heranzuziehen. (Jugend.'j