sei nur auf die Aufwiegelei der örtlichen Leitung deS Gemeinde« arbeiter- Verbandes zurückzuführen; letztere sollte die Ver- Hältnisse in den städtischen Betrieben nicht kennen. Es mag hier übergangen werden, welches Verständnis für die geWerk- schaftliche Tätigkeit der Arbeiter diese Auslassung bei einem„libe- tu.en" Stadtrat aufzeigt; vielleicht denkt Herr Namslau noch einmal darüber nach, wenn er erfährt, daß von den 18 Mitgliedern der Berliner Verbandsleitung 14 sind, die viele Jahre bereits im städtischen Dienst stehen bezw. gestanden haben, darunter mehrere, welche speziell in seinem Ressort tätig sind oder waren. Aber abgesehen davon soll heute den von uns schon veröffentlichten Tatsachen ein weiteres Dokument hinzugefügt werden, das beweist, wie schlecht gerade Herr Namslau unterrichtet war, als er den fragwürdigen Auftrag zu er- fallen suchte, den Magistrat gegen die Vorwürfe der Arbeiter zu ver- seidigen. In den Pumpstationen der Kanalisation ist Nachstehendes zum Aushang gekommen: «Ans die Anträge der Ausschüsse der Betriebsinspektionen vom 28. August 1909 hat die Deputation der Kanalisationswerke und Güter Berlins bezw. der Magistrat folgendes entschieden: Zu Antrag 1, Verkürzung der Arbeitszeit in den kontinuier- lichen Betriebszweigen auf acht Stunden— wird abgelehnt. Zu Antrag 2. Regelung bezw. Erhöhung der Löhne auf der Basis des Wochenlohnes— wird abgelehnt. Zu Antrag 3, Durchgehende Festlegung fünfjähriger Lohnskalen mit alljährlicher Steigerung— ist durch die inzwischen eingetretene Lohnerhöhung geregelt. Zu Antrag 4, Für Ueberstundenarbeit in der Zeit von S Uhr morgens bis 9 Uhr abends 80 Proz., für nicht arbeitsplanmätzige Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit 100 Proz. Zuschlag— wird abgelehnt. Zu Antrag 8, Aenderung des Sommerurlaubs— wird ab« gelehnt. Berlin , den 27. Juni 1910. I. A.:(gez.) Fechner." Vom 28. August 1909 Bis zum 27. Juni 1910— volle 10 Monate also hat eS gedauert, um endlich eine Antwort zu finden, fast S Monate gar, nachdem schon der neue Etat unter Dach und Fach gebracht war. Und das ist möglich, obwohl — wie Herr Namslau behauptete— besondere Beamte bestellt sein sollen, welche eigenS die Arbeiterausschuß-Angelegenheiten bearbeiten I DaS müssen seltsam.tüchtige" Kerle sein, die zweifellos die ihnen vom Magistrat gegebene Gehaltszulage verdienen, umsomehr, wenn sie selbst eine solche schmunzelnd einstecken, im übrigen aber— wie leider oft der Fall— sich gegen Zulagen für die Arbeiter aus- sprechen oder zum mindesten nicht den Mut haben, diese zu befürworten. Die vorstehende Antwort ist auch an sich charakteristisch für die Art, welche der Berliner Magistrat im Berkehr mit den Arbeitern und ihren Ausschußmitgliedern als die richtige ansieht. Kein Wort der Rückäußerung an die ArbeiterauSschüsie— kein Wort über die ange- führten Gründe der eingereichten Anträge hält man für nötig. Es wird einfach dekretiert:.wird abgelehnt"— und damit basta I Die städtischen Arbeiter mögen, um den.Segnungen" des ZollwuchergesetzeS von 1902 und der Reichsfinanzreform zu begegnen, neben den schon mitschaffcnden Ehefrauen noch ihre Kinder in die Fron für die Existenzmittel der Familie einspannen— zur höheren„Ehre" deS ja wohl auch für die Erhaltung der Familie schwärmenden Liberalismus, insbesondere des Berliner StadtfreisinnS. Geradezu spaßhaft ist die Bemerkung zum Punkt 3 über die.inzwischen eingetretene Lohnerhöhung"; es handelt sich dabei nämlich nur um einen Bruchteil der Kanalisations- arbeiter, deren fürstlicher Tagelohn von 3,78 M. auf.— 3,90 M. erhöht worden ist. Für die Arbeiter ist eben wieder nichts mehr übrig geblieben, nachdem die Herren Stadträte fich selbst und ihren Beamten erkleckliche Aufbesserungen bewilligt hatten. Es scheint uns das aber ein gefährliches Spiel zu sein; denn die Zeit ist sicher nicht mehr fern, wo auch die städtischen Arbeiter in ihrer Gewerk- schaft die Macht konsolidiert haben werden, um die Tore deS Berliner Rathauses resp. den Widerstand der darin thronenden Rats- Herren mit Erfolg zu berennen. Au» der Magistratsfitzung. Der Magistrat trat dem Beschlusie der Stadtverordneten-Bersammlung bei. bei dem Kultusminister er« neut dahin vorstellig zu werden, daß die zur Einführung der fakultativen Feuerbestattung in Preußen erforder- lichen gesetzlichen Maßregeln getroffen werden. Der Magistrat genehmigte den Ankauf der Häuser Mühlen- straße 89 und 59a zum Zwecke der Verbreiterung des Zuganges von der Brommy-Brücke zum Rummelsburger Platz und beschloß, der Stadtverordneten-Bersammlung eine dementsprechende Vorlage zu machen. Bon der Kleinbahn. Wir erhalten folgende Zuschrift: Zu der am Freitag, den 22. Juli d. I. erfolgten Entgleisung eines Per- sonenwagens der Reinickendorf -Liebenwalder Kleinbahn möchte ich, da ich Passagier des entgleisten Wagens war, folgende Einzelheiten unterbreiten: Es handelt sich um den Zug, der 3,18 Uhr in Reinickendorf -Rosenthal abgelassen wird. Ungefähr 100 Meter vor der Station Schönwalde entgleiste unter Poltern und Krachen der erste Wagen unmittelbar hinter der Lokomotive. In dieser Situation bewegte sich der Zug noch um eine Wagenlänge vorwärts. Daß es bei diesem Durcheinander innerhalb des entgleisten Wagens keine blutigen Köpfe oder sonstige Unfälle gegeben hat, ist als ein Glück zu bezeichnen. Der Verkehr wurde durch Um- steigen aufrechterhalten. Da nach Angabe eines Gastwirtes in Schönwalde es nicht das erstemal ist, daß an derselben Weiche eine Entgleisung stattgefunden hat, so kann man wohl berechtigt fragen: Mutz es erst einen Wagen voll Menschenleben gekostet haben, ehe die betreffende Privatgesellschaft sich bemüßigt fühlt, eine notwendig gewordene Reparatur vornehmen zu lasten? Weiter kann man wohl fragen: Ist es zulässig, daß die Loko- motive mit dem Personenwagen verbunden wird, ohne daß ein Schutzwagen zwischen Lokomotive und dem Personenwagen vor- Händen ist? Der Begründer deS AsylvereinS für Obdachlose. Herr Gustav T h ö l d e, ist gestern im Aller von 91 Jahren gestorben. Der Dahingeschiedene hat ein Menschenalter hindurch seine Lebensaufgabe darin erblickt, den Aermsten der Armen, den Obdachlose». Schützer und Helfer zu sein. Vor 41 Jahren rief er mit anderen hoch- herzigen Berliner Bürgern den Asylverein für Obdachlose ins Leben. I, der langen Zeit war Gustav Thölde Borsitzender und leitete die Ashlbewegung durch viele Klippen und Fährnisse. DaS Männer« und Frauenasyl in der Wiesenstraße legen Zeugnis ab von dem Wirken des Vereins. Die Einrichtungen und die Grund- sätze, auf denen sie aufgebaut find, können mit gutem Gewissen als vorbildliche bezeichnet werden. Der Verstorbene gehörte zu jenen Männern, die sich der gestellten Aufgabe ohne jede Nebenabsicht unterziehen und nur ihrer Sache leben. Mit ihm ist ein edler Charakter, der ein reines Gemüt wie ein Kind hatte, dahin- gegangen. Die Ausweisung der 21 Mormonenapostel ist gestern erfolgt; innerhalb dreier Tage haben sie daS Staatsgebiet zu Verlaffen. Ein gefährlicher Schlafstellendicb treibt seit einiger Zeit im Westen Berlins , in Schöneberg und Wilmersdorf sein Unwesen. Unter den verschiedensten Namen, u. a. Werden und Glaeden, mietet er möblierte Zimmer und zieht sofort zu. Gewöhnlich bleibt er aber nur einen Tag und verschwindet dann heimlich unter Mitnahme aller erreichbcnfen Wertgegenstände und Kleidungsstücke. Bei einer Frau Berta.Puder in der Kir.chstratze hat der Schwindler zwei neue Gehrockanzüge, einen Frack, einen Winker- paletot und zwei Regenschirme gestohlen. Der Gauner, der sich meistenteils als Kaufmann ausgibt, der eben erst nach Berlin ge- kommen sei, ist etwa 24 Jahre alt, 1,80 Meter groß, schlank, hat hellblondes Haar, schmales, bartloses Gesicht, trägt einen grauen Jakettanzug, gelbe Schnürschuhe und an der rechten Hand ein goldenes Armband. Ein berufsmäßiger Bahnhofsschwiudler und Bauernfänger wurde gestern auf dem Schlesischen Bahnhose festgenommen. Ein durch- reisender Knecht wurde auf dem Bahnhose von einem Manne, der später als der Gürtler Marsselli Mikosch aus Galizien festgestellt wurde, und von einem angeblichen Engländer, einem feinen Manne, an« gesprochen. Der„reiche Engländer" brauchte für seine Begleiterin mehrere Diener. Der Diener sollte eine gute Behandlung haben. Der Engländer mußte aber auch sicher wissen, daß er ehrlich ist, da er große Summen Geld in die Hände bekomme. Der Engländer hatte den Mikosch bereits engagiert. Dem Knecht wurde das Portemonnaie abgenommen und, um seine Brauchbarkeit zu kontrollieren, wurde er zur Feststellung der Züge nach dem Bahnhof geschickt. Als er zurück- kam, waren der Engiänder und der von ihm bereits engagierte Diener verschwunden. Der Knecht beschrieb einem Kriminalbeamten die beiden. Es gelang, den Mikosch. der fich schon seit längerer Zeit dort aufhielt, festzunehmen. Er wurde dem Betrogenen gegenüber- gestellt, welcher ihn wiedererkannte. Der Schwindler bestritt die Sache. Den Engländer will er nicht kennen. In gleicher plumpen Weise hatte M. seine Opfer in verschiedenen Städten, wie Bremen , Hamburg , Köln usw. gefunden. Tot aufgefunden wurde vorgestern abend um 8 Uhr vor dem Hause Koppenstratze 14 ein unbekannter, etwa 70 bis 73 Jahre alter Mann. Er blutete aus Mund und Nase und ist jedenfalls an einem Blutsturz gestorben. Es scheint ein Invalide oder Hospitalit zu sein, da er Orden- und Ehrenzeichen bei sich hatte. Bon Stufe zu Stufe. Polizeilich beschlagnahmt wurde die Leiche des 86 Jahre alten Lumpenhändlers Emil Kunow aus der Mulackstr. 1/2. Nach seinen Erzählungen hatte Kunow einst bessere Tage gesehen. Er hatte sechs Jahre in der Provinz ein großes Schuhwarengeschäst, sich in große Spekulationen eingelassen und zugleich mit Geldverlusten auch sein Geschäft verloren. Nachdem er noch drei Jahre als Schuhmachergeselle gearbeitet hatte, ergab er sich vor Aerger dem Trünke und war seit 18 Jahren Lumpen- Händler in Berlin . Gestern nachmittag hatte er stark der Flasche zugesprochen, kam in sein Quartier, einen Produktenkeller, und starb dort plötzlich, wahrscheinlich an Alkoholvergiftung.• Unter die Räder gekommen. Als Freitagabend die Ehefrau eines Arbeiters aus der Zinzendorf-Straße, die ihr einjähriges Söbnchen in einem Sportwagen durch die Elberfelder Straße vor sich her schob, den Wagen einen Augenblick losgelassen hatte, rollte dieser vom Bürgersteig herunter und kippte an der Bordschwelle um. Das Kind�fiel heraus und die Räder eines gerade vorüberfahrenden Brauerwagens gingen ihm über den Kopf. Infolge Schädelbruchs trat der Tod sofort ein. Ein bei den AsphaltiernngSarbeiten anf der Charlottenburger Chaussee nahe dem Großen Stern beschäftigter 29jähriger Arbeiter, Nikolaikirchplatz wohnhaft, wurde vormittags, als er mit einem KieSkarren umwendete, von einem vorüberfahrenden Milchwagen umgestoßen und von dem rechten Hinterrad mitgeschleift. Er erlitt eine Quetschung der Brust und fand Aufnahme im Kranken- hause Moabit._ Sittlichkeitsattentat im Stadtbahnznge. Gestern abend um'/48 Uhr wurde in der Nähe des Rixdorfer Müllabladeplatzes in der Kiefholzstraße ein Stadtbahnzug, welcher von Treptow nach Rixdors fuhr, durch Ziehen der Notbremse zum Stehen gebracht. Als der Zug hielt, wurde eine Coupötür 3. Klasse aufgerissen und aus dem Abteil sprang ein Mann, der als der neunzehnjährige Tischler Franz E. aus der Mühlenstraße später festgestellt werden konnte. Er lief in wilden Sätzen über die Felder davon. Auf dem Müllabladeplatz befand sich gerade ein Schutzmann, welcher den Vorgang wahrnahm. Er nahm die Verfolgung des Fliehenden auf und es gelang ihm, ihn festzunehmen. Er wurde nach dem Polizeipräsidium gebracht. Der Tischler E. versuchte in dem Stadtbahnabteil an der 18 Jahre alten Arbeiterin Gertrud I. ,auS der KarlSgartenstraße ein Sittlich- keitSverbrechen zu verüben, mit der er allein im Coups gefahren war. DaS Mädchen zog in ihrer Angst die Notbremse. Diesen Moment benutzte der Attentäter, um zu fliehen. Die Konsumgenossenschaft Berlin und Umgegend hat im Monat Juni einen Umsatz von 483 183,70 M. erzielt, gegen 312 886,08 M. im Juni 1909, das sind 140 267,68 M. mehr. Der Jahresumsatz 1909/10 beträgt 4 162 108,48 M. im eigenen Geschäft, gegen 2 808 813,— M.; daS ist eine Zunahme von 1 386 892,48 M. Mit Lieferanten- und Kohlengefchäft wurden für 4 631 163,88 M. Waren umgesetzt, gegen 3 076 841,80 M. im Borjahre, also 1 884 322,33 M. Zunahme. An Geschäftsanteilen sind 280 000 M. eingezahlt, an Spargeldern 469 000 M. und an Hausanteilen 367 000 M. Die 8 Vorderhäuser in Lichtenberg sind bereits gerichtet, Bäckerei und Zentrallagergebäude im Parterre fertig, ebenso der Schornstein für die Kraftzentrale, so daß der Betrieb spätestens im April 1911 eröffnet werden kann. Das Gebrüder Herrnfeld-Theater eröffnet am Sonnabend, den 30. Juli d. I.— nach zweimonatiger Ferienpause— seine neue, 19. Berliner Spielsaison. Arieitrr-Samariter-Bnnd. Kolonne Berlin . Dienstag abend 9 Uhr: 2. Abteilung Brunnenstr. 184 bei Dose. Vortrag und praktische Uebungen. Freitag abend im Dresdener Garten Monatssitzung der aktiven Mannschaft, Materialausgabe nur von 8 bis 9 Uhr. Die nächste Uebung im Freien findet am Sonntag, den 7. August, morgens 8 Uhr auf dem Sommerturnplatz des Turnverein».Fichte" in Treptow statt._ Vorort- Nadmehtem Schöncberg. Die Generalversammlung des Wahlverein» findet am Dienstag, den 26. d. M, abends 8 Uhr in den Neuen Rathaus- sälcn, Meininger Straße 8, statt. Die Tagesordnung lautet: 1. Bericht der Funktionäre. 2. Diskussion. 3. Die Vorgänge in Baden. 4. Diskussion. 8. Wahlen der Funktionäre. 6. Anträge zum Parteitag und Wahl des Delegierten. Anträge zur Kreis- Generalversammlung und Wahl der Delegierten. 7. Verschiedene». Da die Tagesordnung eine sehr reichhaltige, wird die Versammlung pünktlich eröffnet und ist zeitiges Erscheinen dringende Pflicht. Mitgl-sdsbuch legitimiert. Tempelhof . Ncbcr einen eigenartigen Krankentransport wird uns ge- schrieben:„Ich befand mich am 10. Juli, abends zwischen 6 bis 7 Uhr, auf dem Heimweg auf der Tempelhofer Chaussee. An den Paradslribünen umstand ein kleiner Menschenkreis eine kranke Frau, anständig gekleidet und in den älteren Jahren, welche an der Holzwand der Tribüne mit geschlossenen Augen angelehnt sah. Dieselbe war von Krämpfen befallen und erholte sich nun langsam wieder, jedoch aufzustehen und fortzugehen schien der Frau vor- läufig nicht möglich zu sein. Der Polizei von Tempelhof war Mitteilung davon ge- macht worden und nach längerer Zeit erschien der Tempelhofer Krankentransportwagcn, begleitet von einem Polizisten und zwei Gemeindearbeitcrn. Der Wagen war ein viereckiger offener Bretterlvagen. In demselben befand sich eine Tragbahre und ein offener Holzkasten; ich vermute, daß in denselben gefundene Leichen oder dergleichen gelegt werden, denn er hatte das Aus- sehen eines halben Sarges. Nun wurde die kranke Frau auf die Bahre gelegt, mit einer Decke zugedeckt, festgemacht und auf den Brettermglll gelMy. Der halbe Zgrg wyrde über die Seiten» bretier qüergelegt(dabei bekam die Frau Schreikrämpfe), und loS ging es im Trab unter dem Schreien der kranken Frau und dem Gejohle halbwüchsiger Burschen nach Tempelhof zu. im strömenden Regen. Aeltere Personen sprachen ihre tiefste Entrüstung über diese Art Krankentransport aus." Solche Zustände bedürfen einer baldigen gründlichen Aende- rung. Jeder Mensch kann in die Lage kommen, krank zu werden und schließlich mit einem derartigen Transportmittel befördert zu werden. Pankow . In der Mitgliederversammlung des Bezirks Pankow referierte Genosse Kubig über den Parteitag zu Magdeburg . Ter Redner behandelte hauptsächlich die Wahlrechtsfrage und die Reichsversiche» rungsordnung. Er wies darauf hin, daß durch diese Novelle die Arbeiter in ihren Rechten in jeder Weise beschnitten werden. Was die Budgetbewilligung anbetrifft, so verurteilte er die Handlungs» weise der badischen Genossen aufs schärfste, weil sie einen Disziplin- bruch darstelle. Die Versammlung erklärte sich mit dem Referenten einverstanden und nahm folgende vom Genossen Schmidt ein» gebrachte Resolution fast einstimmig an. die der am Sonntag. den 24. Juni, tagenden Kreisgeneralversammlung unterbreitet werden soll. Resolution: In Erwägung, daß die Zustimmung der badischen sozial. demokratischen Landtagsfraktion zum Budget ein Vertrauens- Votum für die Regierung eines Klassenstaates bedeutet; daß diese Zustimmung trotz der entgegenstehenden Beschlüsse der Parteitage zu Lübeck , Dresden und Nürnberg erfolgt ist und sich somit nicht nur als schweren Disziplinbruch, sondern auch al» eine offene Provokation der Gesamtpartei charakterisiert; in weiterer Erwägung, daß die Teilnahme eines Teiles der badischen sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten an höfischen Veranstaltungen sowie an Kundgebungen monarchischen Charak- ters in schärfstem Widerspruch steht und deshalb ebenfalls al» eine schwere Provokation derselben aufgefaßt werden mutz; erwartet die am 24. Juli dieses Jahres zu Rummelsburg tagende Kveisgeneralversammlung von Niedert- Barnim, daß auf dem Parteitag zu Magdeburg im Interesse der Wahrung des demo- kratischen sowie des Klassencharakters der Partei den in Frage kommenden badischen Landtagsabgeordnetcn gegenüber mit aller Schärfe zum Ausdruck gebracht wird, daß ihre wiederholten schweren Verfehlungen gegen Parteitagsbcschlüsse sowie gegen Parteigrundsätze und Parteitradition mit der Bekleidung der höchsten Vertrauensämter in der Partei unvereinbar sind. Die Versammlung beauftragt ihre Delegierten zum Parteitag mit aller Entschiedenheit in diesem Sinne zu wirken. Als Delegierter zum Parteitag wurde Genosse Kubig in Bor- schlag gebracht. Beschlossen wurde, im Oktober einen Vortragszyklus von sechs Abenden zu veranstalten. Behandelt werden soll daS„Erfurter Programm ". Genosse Kubig soll die Referate übernehmen. Hierzu sollen Karten zum Preise von 80 Pf. ausgegeben werden. Weistensee. Der Arbeiter-Schwimmklub„Neptun" feiert heute, nachmittag» 4 Uhr, in der hiesigen Seebadeanstalt sein 19. Stiftungsfest durch ein Wettschwimmen. Den tüchtigen Leistungendes Vereins wäre ein reger Besuch aller Freunde des Schwimmsport» wohl zu gönnen. Französisch-Buchholz . In den Gcncralvcrsainnilungcn vom 13. und 20. Juli erstattete der Bezirksleiter Genosse A. Neumann den Tätigkeitsbericht vom letzten halben Jahre. ES haben 4 öffentliche, 1 General- und 8 Mitglieder-Versammlungen stattgefunden; außerdem 9 Flugblatt« Verbreitungen, 4 AgitationStouren, 4 engere und 7 erweiterte Be» zirkssitzungen. Die Gemeindcwahl in der 3. Abteilung fand nur im 1. Bezirk statt und brachte unS das Mandat. Mitglieder haben wir gegenwärtig zu 172 verzeichnen und zwar 140 männliche, 32 weibliche. Der Kassenbericht ergab eine Einnahme von 646,49 M.. eine Ausgabe von 400,98 M., bleibt Be« stand 248,81 M. Die Neuwahlen hatten folgendes Ergebnis: 1. BezirlSleiter A. Neumann, 2. Bezirksleiter Bussin, Kassierer O. Wartig, Schriftführer Kudert, Lokalkommisfion Radrey, Revisoren L. Wasche und W. Schulz. Für Ergänzung der Bibliothek wurden 30 M. bewilligt und befindet sich dieselbe vom 28. Juli ab bei Genossen Alb. Neumann, Rosentaler Str. 16 II. Adlershof . In der Generalversammlung hielt zunächst Genosse Albert Schmidt einen beifällig aufgenommenen Vortrag über ortsstatutarische Bestimmungen. Genosse Käming gab dann den Tätigkeitsbericht. Die Mitgliederzahl beträgt 201. Die Neuwahl ergab folgende» Resultat: Erster Vorsitzender Käming, zweiter Albert Schmidt; Kassierer Schulz; Schriftführer Erb; Beisitzer Scheibe. Körner, Frau Buchmann; Revisoren Robert Oertel , Lange, Frau Reich; Lolal- kommisston Franz. Borsigwalde . Arbeiter-Sängerbund, Gau Berlin und Umgegend. Heute. Sonn- tag, vormittags 10 Uhr, findet in Borfigwalde in den Borsigwalder Festsälen eine Sängerbesprechung statt, wozu alle Sänger freundlichst einladet Der Vorstand. Friedenau . Au» dem Wahlverein. In der am Dienstag, den 19. Juli, statt- gefundenen Generalversammlung de» Wahlvereins erstattete der Vorsitzende Genosse Richter den Vorstandsbericht vom letzten halben Jahre. Der Mlgliederbestand erhöhte sich von 130 auf 239 Mit- glieder, und zwar 210 männliche und 29 weibliche. Nach dem Kassenbericht des zweiten Quartals hatten wir eine Einnahme von 319,21 M. und eine Ausgabe von 274,28 M. zu verzeichnen; mithin bleibt ein Bestand von 44,96 M..VorwärtS"-Abonnenten find im Orte 386 vorhanden, von denen zugleich vier die„Reue Zeit", 43 den„Wahren Jakob", 17 die„Gleichheit" und 17„In freien Stunden" lesen. Genosse Meyer als Bibliothekar weist darauf hin, daß unsere Bibliothek ergänzt wird und daß dieselbe anstatt wie bisher alle vierzehn Tage, jeden Sonnabend geöffnet ist. Die Neuwahlen hatten folgendes Ergebnis: 1. Vorsitzender Paul Richter , L.Vorsitzender Paul Steinte; 1. Schriftführer Hans Heider, 2. Schriftführer Otto Meyer. 1. Kassierer: Gottfried Döring. 2. Kassierer: Tag, Bibliothekare: Otto Meyer und Hermann Storch. Lokalkommission: Arthur Böhme, Paul Schmidt, Agitationskommission: Paul Hirsch , Jugend- und BildungSauSschuß: Karl Eulert und Paul MarowSki, Revisoren: Paul Kautschmann. Ernst Foerster und Götschel. Zur Kreis-General- Versammlung wurden die Genoffen Richter und Dietrich gewählt. 8 Genossen wurden als Mitglieder aufgenommen. Zum Schluß wie» der Vorfitzende auf das am Sonntag, den 7. August, im Restaurant Birlenwätdchen stattfindende Volksfest hin und ersuchte um rege Beteiligung an demselben. Ober-Schöneweide. Der Samariterkursu» findet am Dienstag, den 26. Juli, abends 3 Uhr. im„Hackepeter", SiemenSstr. 12, statt. Er erftteckt fich auf Behandlung von Knochenbrüchen, Verbrennungen, Erftieren. Ertrinken und Ersticken, Vergiftungen. Bewußtlosigkeit. Beschädigung durch Elektrizität, in Anlegung von Verbänden, Transport Erkrantter und Verunglückter. Der Beitrag für die ganze Dauer des Kursus be- trägt 1 M. Königs-Wusterhausen . In der am Mittwoch, den 20. Juli, im Wedhornschen Lokal tagenden Generalversammlung deS Wahlvereins erstattete Genoffe PleikieS den Geschäftsbericht. Der Mitgliederbestand bettägt 180 Mitglieder(gegen 170 am 31. Dezember). Redner bespricht m kurzen Zügen die stattgefundenen Gemeindevertreterwahlen, und fordert am Schluß seine» Bericht» die Genoffen zur kräftigstm
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