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<r Die Stichwahltartik des Freisinn?. Die Wendnummer desBerliner Tageblatts" dom 22. er. brachte eine Korrespondenz aus Gera über den Altenburger Kreis, in der es hieß: Die Bündler haben alS hauptsächliche Geldgeber das große Wort. Nach ihrer Pfeife muß unbedingt getanzt werden. Ihr Kompromitzkandidat für den Reichstag war 1907 der freikonser- vative Kommerzienrat Schmidt-Altenburg, der als Scharf­macher einen großen Ruf besitzt. Er wurde auch gewählt, während der Freisinnige und der Sozialdemo- krat unterlagen. Zur Illustration dieses famosen Satzes diene folgendes: Es erhielten 1907 in Altenburg Stimmen: Sozialdemokrat Reichspartei Fortschritt im ersten Wahlgang 19 092 15 702 7223 in der Stichwahl. 19 637 22S63 Die nur mit Hilfe des Fortschritts erfolgte Wahl desScharfmachers" Kommerzienrats Schmidt nennt der famose liberale Korrespondent ein Unterliegen des Frei- sinnigen und der Sozialdemokraten. Vielleicht stellt auch gelegentlich dasBerliner Tageblatt" fest, daß mit Hilfe des Fortschritts in folgenden Kreisen Konservative und Reichspartei gegen Sozialdemokraten in der Stichwahl siegten: Marien- burg-Elbing, Potsdam . Oberbarnim, Luckenwalde . Kottbus, Randow-Greifenhagen, Striegau , Bitterfeld , Ouerfurt, Har­ burg , Elberfeld , Malchin . Güstrow , Strelitz , Altenburg , Schaumburg-Lippe gleich 16. Ferner wurden Antisemiten mit fortschrittlicher Hilfe gegen Sozialdemokraten gewählt in folgenden Wahlkreisen: Rinteln . Kassel , Eschwege , Meißen, Weimar , Holzminden gleich 6. Die Erfolge des blau-schlvarzen Blocks haben wir also in er st erLinie der fortschrittlichenStichwahl- Politik zu danken!_ Temonstrationsprozesse. Am 13. März zogen im Anschluß an eine Straßendemonstration in Frankfurt a. M. einige Tausend Genossen nach dem Frank- furter Stadtwald. Dort hielten die Genossen Quarck und Witt ig Ansprachen an die versammelte Menge. Sie be- kamen dafür von der Polizei Strafzettel zugeschickt von 5 bezw. 4 Wochen Haft. Das Schöffengericht hat Montag i2S. Juli) diese Straf- Mandate aufgehoben und erklärt, daß durch diese Ansprachen noch nicht die Tatbestandsmerkmale für eine nicht genehmigte Versammlung unter freiem Himmel gegeben seien. Die Kosten trägt die Staatskasse. Dagegen wurde ein Gärtner Matthäus Fleischmann zu sechs Wochen Haft verurteilt. An demselben Tage(13. März) hatten Kinder von Parteigenossen einen DeinonstrationSzug mit roten Fähnchen veranstaltet. Als der Leiter dieses Umzuges wurde der Gärtner Fleischmann angesehen und deshalb zu sechs Wochen Haft verurteilt._ Sogar ein General! In einer konservativen Wählerversammlung in Frankfurt a. O. sprach auch der General der Infanterie z. D. v. M a s s o w und sagte nach dem Bericht derMärkischen Volksstimme" u. a.: Es sei vielleicht gut. wenn man der Sozialdemokratie gegenüber nicht immer so täte, als ob sie das S ch r e ck l i ch st e sei. Wenn man bei der Sozialdemokratie vielleicht einzelne Punkte sähe, die gut seien, so täte man durchaus gut. wenn man diese nicht übersähe. Der Redner nannte als Beispiel dafür das Eintreten der Sozialdemokratie für die Sonntagsruhe und für die Wohnungsfrage. Be- sonders in letzterer Hinsicht habe auf dem Lande manches im argen gelegen und die Besitzer mußten vielfach erst auf- gerüttelt werden. Wenn jetzt ein Mann aus dem Arbeiter- stände als Vertreter des Wahlkreises gewählt werde, so möchte er ihm dringend ans Herz legen, daß er für derartige Bestrebungen eintreten solle." Das ist zwar noch nicht ganz diegroßartige Bewegung" des Ministers v. Bodman , aber unsere badischcn Genossen sehen immer- hin, daß die Anerkenntnis desGuten" bei der Sozialdemokratie sogar bei einem preußischen General zu finden ist. Deshalb braucht man doch nicht gleich für das Militärbudget zu stimmen? Zum Mord getrieben. Der Minister des Innern hat folgende Verfügung erlassen: Im vergangenen Jahre ist die Mutter eines unehelichen Kindes zum Tode verurteilt worden, weil sie sich desselben durch Er- mordung entledigt hatte. Diese Strafe wurde im Gnadenwege in eine Zuchthausstrafe von zehn Jahren umgewandelt, weil die Ver- urteilte sich durch Maßnahmen einer Polizeiverwaltung und ver- schiedener Gemeindebehörden in einer Notlage befand. Sie war mit ihrer Bitte, ihr uneheliches Kind in von ihr auSgemittelten Pflegestellen unterzubringen oder zu belassen, abgewiesen und ge- zwungen worden, das Kind auS den Bezirken der betreffenden Ge- meinden herauszunehmen, trotzdem die Pflegegelder vor ihr regel- mäßig bezahlt worden waren. Ein solches Versahren verstößt gegen die Vorschriften des Z 4 des Freizügigkeitsgesetzes vom 1. November 1867. Ter Minister gibt damit ganz unzweideutig zu, daß die intellek- tuellen Urheber der Verzweiflungstat jener Verurteilten die Ge- meindevorstände sind, die so brutal gehandelt haben. Aber diese einfache Konstatierung im Kanzleistil genügt nicht.. Die betreffen- den Gemeindevorstände müssen zur Verantwortung gezogen werden. Befestigungskosten für Helgoland . Helgoland hat eine Größe von 0,63 Quadratkilometer oder 63 Hektaren, ist also etwa den achten Teil so groß, wie daS Tempelhofer Feld bei Berlin , das 630 Heltar umfaßt. Aber dieses winzige Stückchen Land kostet uns gleichwohl ein HeidengeldI Um eS zu einem Flotten st ützpunkt zu machen, werden zunächst, wie in der«Deutschen TageSztg" zu lesen ist, 3 Millionen Mark aufgewendet werden, um durch künstliches Mauerwerk ein weiteres Abbröckeln deS FelfeneilandS zu verhüten. Dann aber soll mit einem Kostenaufwand von weiteren 30 Millionen ein Kriegshafen für Torpedoboote und leichte Kreuzer geschaffen werden. Diese 33 Millionen sind aber nur der Voranschlag für daS Werk, daS erst in acht Jahren beendet fein soll. In Wirklichkeit werden die Mauern, die künstlichen Erdauffchütwngen, Baggerungen usw. wohl 40 S0 Millionen kosten l Und das alles zu Ehren unseres MariniSnulS, unserer oben» teuerlichenWcltpolitil" 1_ Abgefertigt. Der dreisten Ausrede derKöln . Ztg.", daß möglicherweise die 6on Deutschland nach der Internationalen landwirtschaftlichen AuS- stellung m Buenos Aires gesandten und dort als tuberkulös be- fundenen 40 Rinder in der argentinischen Ouarantäneanstalt an- gesteckt worden seien, tritt imHambjj. Fremdenbl." der Ham­burger argentinische Generalkonsul mit der Konstatierung der Tatsache entgegen, daß die zur Ausstellung gesandten Rinder am Tage ihrer Ucberführung in die Quarantäneanstalt mit einem deutschen Präparat, der konzentrierten Koch-Tuberkulinlymphe Sümpft worden seien und darauf so stark reagiert haben, daß ihre ulassung zur Ausstellung verneint werden mußte. Der Genergl- konsul meint, daß Liese unbestreitbare Tatsache genüg?« müsse, ilm zu beweisen, daß von einer Jnfizierung in Brasilien nicht die Rede sein könne.'' frankmcb. Sozialistische Gewinne bei den GeneralratSwahlen. Paris , 25. Juli. Bis 7 Uhr früh waren folgende Resultate der W a h l e n zu den Generalräten bekannt: Gewählt waren 173 Konservative und Action liberale; 150 Progressisten; 311 Repu- blikaner, der Linken, Radikale, Sozialjstisch-Radikale und sozia- listische Republikaner; 46 g e e i n i g t e S o z i a l i st e n. Stich- wählen sind 112 erforderlich. Bisher verlieren die Konservativen 10 und die Progressisten 23 Sitze, während die Radikalen 15 gewinnen und die g e e i n i g t e n S o z i a I i st e n 18. Die Affaire Rochette. Paris , 25. Juli. Bezüglich der Angellegen hjeit Rochette hat derMatin" Clemenceau telegraphisch um Darlegung der näheren Umstände ersucht, unter denen am 23. März 1908 die Verhaftung Rochettes erfolgte. Clemenceau hat gestern telegraphisch geantwortet:Ich habe alles gesagt, was ich weiß." Auch der Vertreter desNew Dork Herald" hat sich telcgraphisch an Clemenceau gewandt, indem er ihn gleichzeitig über die letzten Ereignisse in der Affäre Rochette sowie über die Kommentare der Presse dazu unterrichtete. Clemenceau antwortete, mit seiner Er- klärung, daß niemals jemand mit ihm für oder gegen Rochette ge- sprachen habe, habe er ohne Vorbehalt die unbedingte Wjahrhcit gesagt. Die einzige Unterredung habe er mit Lepine gehabt, die aber nach seiner Ansicht höchstens fünf Minuten gedauert und durchaus nicht das Ergebnis gehabt habe, daß Rochette verhaftet werden sollte.Denn das war," erklärte Clemenceau ,nicht unsere Sache. Das Ergebnis bestand lediglich darin, daß der Gerechtig- keit freier Lauf gelassen werden sollte, unbeirrt durch irgendwelche Beeinflussungen." Hierbei habe er anspielen wollen auf gewisse Politiker, die mit der Affäre Rochette in Verbindung gebracht wor. den seien und deren Namen die Blätter veröffentlicht hätten. In privaten Unterredungen habe er mehrfach der Regierung den Vor- Wurf machen hören, sie helfe diesen Politikern, um das Vorgehen der Justiz zu verhindern. Diese wiederholten Beschuldigungen hätten ihn zu der Unterredung mit Lepine veranlaßt. ItaUen. Eine Ersatzwahl. Rom , 25. Juli. (Privattelegramm deSVorwärts".) Die Er- satzwahl in Rom ergab eine Stichwahl zwischen dem Sozialdemo- kraten Companozzi und dem Konservativen Villa. Die Chancen sind für den Sozialisten günstig. Spanien . DaS Attentat auf Maura. Madrid » 23. Juli. Der Vater und der Bruder Posa Ro caS, der die Revolverschüsse auf den ehemaligen Minister- Präsidenten Maura abgegeben hat. sind wieder frei­gelassen worden R o c a selbst hat erklärt, er habe auS eigenem An- triebe gehandelt, er habe keinen Mitschuldigen und er gehöre keiner geheimen Gesellschaft oder Organisatton an. OrKei. Eine Amnestie. Konstantinoprl, 25. Juli. Den Blättern zufolge hat der Sultan anläßlich des VerfassungstaseS dreihundert kri-eg». gerichtlich Verurteilte, darunter Würdenträger deS alten RogimeS, b e g n a di a t. Tanin erklärt bezüglich der Gerüchte über eine Beteiligung der früheren Großwesire Kiamil und Ferid an dem Geheim- I o m i t e e. daß die bisherige Untersuchung kein auch nur entfernte» Anzeichen für eine solche Beteiligung ergeben habe._ Hub der Partei. Zur Tagesordnung des Parteitags schreibt man uns aus dem Parteibureau:Auf Anfrage sei mitgeteilt, daß der Parteivorstand den PunktReichstags- wählen" nicht auf die Tagesordnung deS Parteitags gesetzt hat, weil für den Fall, daß längere Zeit vor Ablauf der Legislaturperiode Reichstagswahlen stattfinden sollten, ein außerordentlicher Parteitag einberufen werden soll, der sich mit den Reichstagswahlen zu beschäftigen hätte. Die Budgetabstimmung der badischen Landtagsfraktion soll nach den Vorschlägen des Parteivorstandes nicht als besonderer Punkt der Tages- ordnung, sondern unter Punkt 1:Vorstandsbericht" als Abteilung C von einem besonderen Referenten behandelt werden."_. In derFrankfurter BolkSstimme" lesen wir:Zur badischen Budgetbewilligung schreibt der Karlsruher Bolls- freund": Ebenso falsch ist die Behauptung, die badische Sozialdemo- kratie habe wegen der Grotzblockpolitik darauf verzichtet, eine Volksbewegung für die demokratische Revision der Gemeindever- fassung zu inszenieren. DaS kann nur jemand behaupten, der keine blasse Ahnung von der Volksbewegung hat, die zwischen August und Oktober v. I. von der badischen Sozialdemokratie inszeniert wurde und ihr den glänzenden Erfolg brachte." Hier wird eine Verschiebung der Tatsachen versucht, die wir die badischen Genossen in ihrem eigenen Interesse dringend bitten, zu unterlassen. Der Regierungsentwurf einer neuen badi- scheu Gemeindeordnung ist dem badischen Landtag erst in diesem Frühjahr zugegangen. Er brachte die höchst Mangel- hafteReform" des Gemeindewahlrechts. Gegen ihn hätten die badischen Genossen in diesem Jahre eine lebhafte Agitation im Lande richten müssen. DaS ist nicht geschehen. Und als Entschuldigung dafür kann doch unmöglich dienen, daß man zwischen August und Oktober vorigen JahreS eine Volksbewegung inszeniert, die sich doch nicht gegen einen noch unbekannten Gesetz- entwurf zu richten vermochte." Leichtfertig? Unter dem TitelFalsche Berichterstattung" schreibt dieMann- heimer Volksjtinime" sehr aufgeregt, daß eS eineleichtfertige Un- Wahrheit" sei. wenn derVorwärts" behaupte, das badische Votum für daS Budget sei nur erfolgt, um die Stellung eines Ministers bei Hofe zu festigen. Unsere Berufung auf die Mannheimer Volksstimme" sei falsch, ein solcherUnsinn" sei nie behauptet worden. Wir haben die fragliche Bemerkung»n einer Polemik gegen einen Artikel des Genossen Frank in derMainzer BolkSzeitung" gemacht. Unsere Bezugnahme auf die..Mannheimer Volksstimme" erfolgte im Hinblick auf die folgende Stelle einer Zuschrift aus Arbeiterkreisen, die das Blatt am 20. Juli zustimmend veröfsent- lichte: »Festgestellt muß jedoch werden, daß derVorwärts" und auch andere Parteiblätter die Begründung, welche von Badeu aus eegÄLl wird, beiseite schieben und der Abstimmung oft falsche Motiv? ünkerleM. DaS erste ist, daß sich die Fraktion durch die Worte deS Ministers hätte leiten lassen, während es sicher nicht die Worte, sondern die Stellung des Ministers war, welche die Abstimmung m i t beeinflußte. Aber nicht allein die Stellung des Ministers war ausschlaggebend, sondern die ganze politische Situation." Unsere Absicht war, zu zeigen, daß die badischen Genossen für das Budget gestimmt haben, um die Stellung des Ministers zu festigen. Offen gesagt, wundert es uns, daß dieMannheimer Volksstimme" bestreitet, was wirklich nicht zu bestreiten ist. Man lese doch folgende Ausführung desKarlsruher Volksfreund": Was dem Zentrum in der Zweiten Kammer nicht ge- langen war, das wollten die konservativ-klerikalen Junker in der Ersten Kammer bewerkstelligen, die Aktionsfähigkeit deS Groß- blocks dadurch unmöglich zu machen, daß sie den Minister, der Anwartschaft hat, zukünftiger Staatsminister zu werden und der dringend verdächtig ist, sich mit dem Großblock abfinden zu wollen, zu st ü r z e n... Seit Monaten ist eS öffentliches Geheimnis, daß die klerikal- konservative Reaktion Herrn v. Bodman dasselbe Schicksal zu bereiten bestrebt ist, dem seinerzeit Minister Schenkel zum Opfer gefallen ist. Die Zentrumspresse hetzte hinter ihm her, wie die Jagdhunde hinter einem angeschossenen Wild. In der Ersten Kammer sollte der letzte tödliche Schuß abgefeuert werden. Die anderen Minister hatten alle ihre Gesetzentwürfe unter Dach und Fach gebracht. Herr v. Bodman hat dem Landtag die wich- tigste Vorlage mit dem Gesetzentwurf betreffend die Reform der Gemeinde- und Städteordnung vorgelegt. Gelingt es ihm nicht ihn durchzubringen, dann ist seine M i n i st e r lau f- bahn ziemlich sicher abgeschlosse n." Das Blatt gibt dann die bekannten Aeußerungen Bodman ? wieder und fährt fori: Die Ablehnung des Budgets an dem auf diese denk- würdige Auseinandersetzung zwischen dem politischen Mi- nister Badens und den Vertretern der Realtion auf der Adels- bank der Ersten Kammer folgenden Tage seitens der Sozial- demokratie hätte nichts mehr und nichts weniger bedeutet, als daß die sozialdemokratische Fraktion diese? politische Glaubens- bekenntnis deS Ministers v. Bodman , daS für die künftige Ge- staltung der politischen Verhältnisse Badens von nicht zu unter- schätzender Bedeutung ist, schlechthin ignoriert und damit diesen Mini st er der Rachsucht der klerikal- konservativen Junker geopfert hätte. Wer auch nur ein klein wenig Verständnis für diese politische Situation hat, der gegenüber sich die sozialdemokratische Fraktion in diesem Augenblick befand, wird ihre Zustimmung zum Budget sicher ver- stehen und zu würdigen wissen. Das war ein historischer Augen- blick, der, wenn er verpaßt wurde, auf Jahre hinaus unsere politischen Verhältnisse zugunsten der schwarz-blauen Reaktion beeinflußt hätte. Und das einer völlig nutzlosen Demonstration wegen, die nur die eine praktische Folge gehabt hätte, daß das Zentrum nicht durch eigene Klugheit, sondern durch die Unklug. heit seines gefährlichsten Gegners wieder festen Boden gefaßt und seine politischen Chancen dadurch erheblich verbessert hätte." Wenn Worte noch einen Sinn haben, so heißt das: Wir haben für das Budget gestimmt, um die Stellung Bodmans zu festigen. Wenn dieMannheimer Volksstimme" diese Begrün- dung fürUnsinn" hält, sind wir sehr einverstanden; aber bessere Gründe hat sie bisher auch nicht angegeben. Die Landeskonferenz der sozialdemokratischen Partei km Ländchen, Schwar�burg-Sondershausen tagte am Sonntag, den 24. Juli, in Arnstadt . Aus dem Geschäftsbericht ging hervor, daß die wirtschaftliche Krise, hauptsächlich in der industriellen Oberherrschaft, die Organisation stark in Mitleiden- schaft gezogen hat. In den Verhandlungen der Konferenz wurde das Bedauern über die Vorgänge im Badischen Landtage zum Ausdruck gebracht und in einer Resolution die Erwartung ausgesprochen,daß der Parteitag in Magdeburg Mittel und Wege finden wird, um derartigen Disziplin- I_o f igkeiten für die Zulunft vorzubeugen". Siebenter badischer ReichstagSwahlkreiS. Die Konferenz, welche am Sonntag in Offenburg tagte, beschloß, von einer Dele- gation zum Parteitag in Magdeburg abzuseheu. Dagegen wurde einstimmig die Budgetbewilligung der Landtagsfraktion verurteilt; die Delegierten zum LandeSparteitag erhielten entsprechende Weisung. Der Mangel einer nichtrevisio- ni st ischen Presse in Baden wurde als schwerer Fehler bezeichnet. Als Reichstagskandidat ist einstimmig Genosse Geiler, Arbeitersekretär in Strahburg, aufgestellt worden. Der Zehnpfennig-Wochenbcitrag fand allgemeine Zustimmung. Im eignen Heim. DieArbeiterzeitung" in Wien . das Zentralorgan der österreichischen Sozialdemokratie, hat am Mittwoch ihr eigenes Heim bezogen. Das neue HauS, das von der Partei errichtet wurde, wird neben dem Arbeiterheim zum Zenttalpunkt des Wiener Parteilebens werden. Das Partei- feiretariat, die Parteidruckerei, die Redaktion und die Per» waltung des Zentralorgans der Partei und derArbeiterinnen- Zeitung", eine Reihe anderer Parteiinstitute werden nun hier ihren Sitz haben und auch das Sekretariat der Gewerkschafts- kommission wird hier so lange wohnen, bis der Plan eines eigenen Gewerkschaftshauses ausgeführt sein wird. Ein neuer Mittelpunkt für unser Parteileben ist geschaffen, schreibt unser Wiener Bruder- blatt, ein stattliches HauS, prunklos und einfach, aber wohnlich und bell, eine Arbeitsstätte, würdig der Arbeit, die hier geleistet werden soll, der Arbeit zu Nutz und zum Schutze der Arbeit selbst. Wir wünschen, daß diese Arbeit im neuen Heim erst recht er- sprießlich und erfolgreich sein und reiche Früchte für den Sozialrsmu» tragen möge._ Hub der Frauenbewegung. Frauen und Militär im Lohnkampf. Die Direktion der Stiftsbrauerei in Minden , die fit, folge der Ablehnung jeder Verhandlung mit den OrganisationS» Vertretern und infolge ihres provokatorischen Verhaltens die Ar» beiter des Betriebes am Sonnabend, den 23. Juli, in den Kamps trieb, versuchte ihr Heil bei den Frauen der Arbeiter, damit diese ihre Männer zum Streikbruch veranlassen sollten. Sämtliche Frauen erhielten folgendes Schreiben: An Frau Ihr Mann hat heute Morgen die Arbeit bei uns eingestellt und machen wir Sie darauf aufmerksam, daß derselbe dauernd entlassen ist, falls et nicht bis heute mittag 2 Uhr die Arbeit wieder bei uns aufgenommen hat. Sb o cftadi t u naSboH » Stistsbrauerei Aktiengesellschaft.' Die Frauen gaben andern Tags, am 24. Juli, Antwort ttzm einer Versammlung, und zwar durch Annahme einer Resolutiot�n in der sie mit aller Entschiedenheit das Vorgehen der Betriebs-. leitung verurteilten und das Schreiben der Direktion als eineNzn Schreckschuß bezeichneten; jeden Eingriff seitens deich Direktion in das Familienleben entschiede t�z zurückwies en und erklärten, in diesem Kampfs. den Männern zur Seite zu stehe lt. So abgeblitzt, versuchte die Direktion ihr Glück beim Feld- Artilleriereglmcnt 18. Bon dort wurden 3 Mann der 1. Abteilung,, als Streitbrecher zur Verfügung gestellt. Beschwerde an da» Kommando' ist sofort abgegangen; Antwort ist noch nicht ein»'» gegangen