Ar. 173. 27. Jahrgang.1. ßtilnjc ilks.Amiirls" KMnWitwoch, 27 Z»Ii MV.vom Seemsansbenif.Der Geschäftsbericht der SeeberufSgenosfenschast erwähnt dieEinweihung ihres eigenen Verwaltungsgebäudes,„See-Haus" benannt. zu welcher Feier auch der Präsident des ReichsversicherungS-amtes Dr. Kaufmann persönlich erschienen sei und eine schöne Redegehalten habe. Die Rede bringt der Bericht im Wortlaut:„Ver-ehrte Mitarbeiter"' von der Seeberufsgenossenschaft, war die Ein-leitung, dag es interessant sei, daß„zu den alten Kirchenund Rathäusern, zu den Schlössern der Landesherren(dievom Volke bezahlt werden. D. B.) diese Bauten als Wahr-zeichen einer neuen Zeit treten". Es brauche nicht mehr„der Esel trübselig den Dudelsack zu blasen", denn eS seieine Lust zu leben, die wirtschaftliche Lage der deutschen Seeleutehabe sich gehoben und dami die Segnungen der deutschen Arbeiter-Versicherung in einem Lande, welches auf den„sittlichen Fundamen-ten christlichen Volkslebens" stehe usw. Daß aber gar keine Arbeiterbei dieser an sich selbstverständlichen Feier vertreten waren, fiel demredseligen— überlasteten Präsidenten gar nicht weiter auf... DieUnternehmer waren natürlich von dieser Rede entzückt und werdenfie im Bericht nochmals nachlesen.Die Zahl der Schiffahrtsbetriebe ist wohl gegen daS Jahr 1908etwas gestiegen, ist aber immer noch um 300 gegen das Jahr 1888zurückgegangen. Versichert waren im Jahre 1888 noch 1818 Be-triebe, am 1. Januar 1910 nur 1615 Betriebe. Registriert waren imBerichtsjahre:Kauffahttei- Fischdampfer.schiffe u. Heringslogger°. 922(darunter 49 Leichter) 92 1014. 487(. 98,) 95 582(, 1,) 68 91(, 94 Schlepp.) 221 1847Hölzerne Segler.Eiserne Segler..Segler mit Hilfsmaschine 23Dampfer...... 16263058(241) 476 3534Als verschollen und verloren erklärt mußten im Berichtsjahre52 Kauffahrteischiffe und zwar 21 hölzerne Segler, 9 eiserne Segler.5 Segler mit Hilfsmaschine und 17 Dampfer werden, ferner elfHeringslogger und Fischdampfer. Viele brave Seeleute mußten hier-bei ihr Leben lassen. Nach dem Auslande wurden 63 Schiffe ver-kauft usw. Ganz gewaltig find die Veränderungen, welche seit Be-stehen der Bernssgenoffenschaft, also in den letzten 26 Jahren in derdeutschen Schiffahrt eingetreten sind. Der Bericht erwähnt, daß ein-getragen waren:KauffahrteischiffeHölzerne Eiserne Segler mit Damvker Zusammen' /T\ 1 IT I>Segler683110714051626Fisch-127172221Schiffe3189264228803058Segler Hilfsmaschine1, Januar 1388. 2332 174—1., 1900. 1139 396—1., 1905. 1015 460—t. 1910. 922 487 23Heringsloggermit HilfS- d a m p f e r zusammenHölzerne Etserne Maschine ffirfiiff-1. Januar 1888.———L, 1900. 70 28—l., 1905 92 44—i.. 1910. 92 95 68Die Kauffahrteiflotte hat somit seit 1888 an hölzernen Seglernmn 1410 oder 60,46 Proz, abgenommen, während die Zunahme dereisernen Segler seit 1883 313 oder 179,88 Proz. beträgt. Auch hatdie Zunahme der Dantpfer im Reicknungsjahre noch weiter an-gehalten, sie beträgt 943 oder 138,07 Proz.Brutto-Raumgehalt in Kubikmetern aller zurveeberufsgenossenschaft gehörenden Fahrzeuge.Schiffe225808476Hölzern« Seglervefiand a. 1. Jan. Abnahme w1888 1910 Kubik. Pro-Metern zentenjus. 1692262 169578 1522684 90DampscrBestand am 1. Januar/ 1888 1910zusammen 1884097 10844780Eiserne SeglerBestand a. 1. Jan. Zunahme w1333 1919 Kubik- Pro-1888 1910 meiern zentenzus. 451662 1093180 646518 143Zunahm« wKubik« Pro-meiern zenten8960683 476kleines feuiUeton.Die„kulturlose" Sozialdemokratie. Der Floraskanbal gab unsGelegenheit, die Korruption der deutschen Presse de» öfteren zu be«leuchten. Zu den Zeitungen, bei denen der Eifer um offiziöse Nach«richten das Interesse an der Wahrheit überwog, gehörte auch die. g r a n k f. Ztg.". soweit sie auS Berlin versorgt wird. Sie kannden Schmerz darüber, von uns damals in flazrniti erwischt undfestgenagelt zu sein, immer noch nicht verwinden. Sie wird darübersogar„prinzipiell" und besiegelt ihren lakaienhaften Diensteifor fürdie Bodepartei durch einen die herkömmliche bürgerliche Borniertheitmit Erfolg übersteigenden Sommererguß. Unsere Glossierung desBodeschen FiaSkoS m Spanien dient ihr zum Vorwande, um dieSozialdemokratie der Knlturfeindlichkeit zu bezichtigen,„�n denletzten Jahren— phantasiert die Franksurterin— hat der tn derPartei herrschende Geist sich eingemauert in einen immer enger ge-zogenen Kreis von Vorurteilen und Beschränktheiten; dogmatischerFanatismus und gewerkschaftlicher Materialismus erwürgen mehrund mehr alles Verständnis für allgemeine geistige und künstlerischeKultur, teilweise durch einfache Mißachtung, teilweise durch Miß«brauch zu parteipolitischen Zwecken." Der„Vorwärts" marschiertenatürlich an der Spitze.Seitdem die Sozialdemokratie in Kulturfragen ihre eigenenWege geht und sich nicht damit begnügt, die bürgerliche Kultur-auffassung unbesehen zu übernehmen, entbehrt sie also der Huld derBörsenpresse. Ach, die Herrschaften werden auf dem Gebiet nochmehr Enttäuschungen erleben. So gewiß die Sozialdemokratie dieErbin der bürgerlichen und jeder anderen Kultur ist, so tritt fie dochdie Erbschaft mit dem Recht der Auslese an. Die törichte Ucber-schätzung der MuseumSkultur haben die feiner empfindenden Kul«wrellen der bürgerlichen Klaffen(und die Künstler) längst über-wunden. Die Arbeiter sind glücklicherweise größtenteilsdavor bewahrt geblieben.... Wir können nicht erwarten,daß die auf die Nachrichtenergatterung dressierten Bewundererkapitalistischer Sammelbarbarei unsere Anschauungen teilen. Mögenfie Napoleon, der auch ein großer Kunstsammler war. Bode, Morganoder ihnen näherstehende Börsenleute für die großen Männer derKunstbeglückung halten. Wir haben eine andere Vorstellung vonjhiltur und Kunst. Und nicht erst seit heute. Vielleicht lesen dieKunstgelehrten der„Franks. Ztg." bei einem gewiffen William Morrisdie Worte nach:„unter den heutigen Umständen sind unsere Museenbloße» Amüsement für die Reichen.".Aber ganz abgesehen von der allgemeinen Einschätzung derMuseen— warum soll das deutsche VoU sich darüber grämen, daßHerrn Bode sein spanischer Coup nicht gelungen ist? Wir habendie Entrüstung Bodes und der deutschen Presse über den EinbruchMorgans in Deutschland in zu guter Erinnerung, und wir habenbereit» damals für das Ausland als billig verlangt, was Deutsch-land recht sein sollte. Herr Bode handelt nicht ander» als Morgan,wenn er seine von Berliner Börsen- und Jndustrieherren(Orden und Titel erhalten die Freundschaft) genährte Geldmachtbenutzt, um das Ausland um seine Kunstschätze zu bringen, auch umsolche, die gar nicht auf dem Markte find. Der Kapitalismus hatDer Bruttoraumgehalt hat also seit dem Jahre 1383bei den hölzernen Seglern um 90 Proz. abgenommen(im Vor-jähre 90 Proz.)bei den eisernen Seglern um 143 Proz. zugenommen(im Vor-jähre 154 Proz.)bei den Dampfern um 476 Proz. zugenommen(im Vorjahre466 Proz.)Durchschnittliche Zunahme für alle Schiffe: 201 Proz.(gegen198 Proz. im Vorjahre).Die Zahl der d e u tsch en S eeleute hat sich seitdem Jahre 1390 verdoppelt. Der Bericht zählte ver-sicherte Seeleuteim Jahre 1890.. 37 580„ 1900.. 47 073„„ 1905.. 69 295. 1909.. 67 632Gegen das Jahr 1908 hat sich die Zahl der Versicherten nurum 928 erhöht. Stärkere Zunahmen hatten dagegen die Jahre 1900mit 5119, 1905 mit 3571 usw. Seit dem Jahre 1907 ist ein gewisserStillstand eingetreten,— die Krise.... Zwangsweise versichert sindheute 835 Reeder, welche zur Besatzung ihrer Fahrzeuge gehören,also Kleingewerbende sind.Die stärksten Sektionen sind Hamburg mit 33 909, und Bremenmit 24 805 Versicherten. Die übrigen 4 Sektionen der Berufs-genoffenschaft haben alle unter 3800 Versicherte. Der Jahresverdienstaller Versicherten ist von 80 Millionen Mark auf 83 Millionen Markgestiegen. Berechnet man hiernach den Durchschnittslohn der Ver-sickerten, so ergibt sich folgendes Bild: Derselbe betrug im Jahre1908 1112 M.. im Jahre 1909 1150 M., und zwar inSektion IV. Kiel... V. Stettin." VI. Danzig1162 M.1160.1130.Sektion I. Papenburg 1119 M.„ EL Bremen. 1162„„ HL Hamburg. 1156,Gemeldet wurden im Berichtsjahre 3103 Unfälle, gegen3377 im Jahre 1903. Davon waren 260 Todesfälle und 2843 Ver-letzungen.Seit dem Jahre 1908 wurden gemeldet: 56 620 Unfälle, davon9144 Todesfälle. Gegen das Vorjahr ist die Zahl der Unfälle undauch der Todesfälle erheblich zurückgegangen. Der Bericht bemerkthierzu:„die vorstehenden Ziffern lassen die erfreuliche Tatsache er-kennen, daß, obgleich die Mannschaften weiter zugenommen haben.sowohl die Todesfälle als auch die Verletzungen wiederum eine Ab-nähme aufweisen".Diese Abnahme, insbesondere auch der Todesfälle, wäre einenoch bedeutendere gewesen, wenn nicht die außerordentlich schwerenStürme, die im November und Dezember des Berichtsjahres gewütet haben, besonders große Opfer an Menschenleben gefordertkälten. Nach unseren Feststellungen sind während dieser kritischenTage der Gewalt der Elemente, denen gegenüber sich jede UnfallVerhütung als machtlos erweist, nicht weniger als 123 Personen derBesatzungen deutscher Seefahrzeuge erlegen. Bon den im Berichtsjähre zur Anzeige gebrachten 2843 Verletzungen war die weitausüberwiegende Mehrzahl leichter Natur, wte ohne weiteres aus derTatsache erhellt, daß von ihnen bisher nur 243 zur Festsetzung einerEntschädigung geführt haben.Für das Heilverfahren in der gesetzlichen Wartezeit(ersten13 Wochen d. U.) verausgabte die Berufsgenossenschaft ganze 632 M.Naturgemäß sind die Ausgaben dieser Berufsgenossenschaftfür die Unfallverhütung und Ueberwachung derBetriebe und Fahrzeuge viel höher als bei anderen BerufSgenoffen-schaften. Der Bericht bemerkt hierzu:In Ergänzung dieses teilen wir zunächst mit, daß die fürZwecke der Unfallverhütung im Berichtsjahr aufgewendete Summewiederum eine ganz erhebliche Steigerung, und zwar auf232 6 69,24 Mark gegen 187 972,40 Mark im Jahre 1908 er-fahren hat. Die uns erwachsene Belastung übersteigt dieEinzelaufwendungen der übrigen Berufsgenoffenschaften aufdem Gebiete der Unfallverhütung ganz erheblich. Auch die im BerichiSjahre bewirkten Ueberholungen von Fahrzeugen weisen eine be�trachiliche Zunahme auf. Im regelmäßig wiederkehrenden Turnuswurden überholt 3534 Schiffe gegen 2422 im Vorjahre. Außerdemwurden 2066 Fahrzeuge gegen 1402 in 1908 im Laufe des BerichtsjahreS einer außerordentlichen Revision unterzogen. Die Gesamtzahlaller bewirkten Ueberholungen stellt sich somit auf 6600 bei einemBestände von 3534 Schiffen. Wir sind unausgesetzt bemüht, unserUeberwachungSsystem in gleicher Weise wie das Board of Tradeja alles in Waren verwandelt; wenn einer Geld genug hat undtechnische Schwierigkeiten nicht entgegenstehen, kann er ganze Kulturenaufkaufen. Italien hat sein nationales Erbe durch Gesetze g«schützt, die freilich geschickte Käufer zu umgehen wiffen. Warumsoll Spanien seine Kulturwerle nicht behüten vor den Plünderungen der reicheren Länder oder der großen Kunstspekulanten,die man heute Mäcene nennt? Etwa weil van der Goes' Bild sichin einem Kloster befindet? Dann hole man doch erst in Deutsch«land alle alten Bilder anö Privatbesitz in die Museen, die HerrBode dann wieder durch seine Besuchstaxen dem Volke versperrt.Mit Recht hat man sich auch in Deutschland schon über dieBodesche Kunstpolitik beschwert, und dem spanischen ließe sichein Würzburger Fiasko zur Seite stellen. Die Sozialdemo-krasie, die im idealen und kulturellen Sinne internattonal ist,wie eS der Kapitalismus im materiellen ist, hat mit einer Kunst-Politik nichts zu tun, die analog der kapitalistischen Kolonialpolitikandere Völker und Länder beraubt. Kulturaustausch ist in ihremSinne nicht identisch mit KulturauSkauf. Auch in Kulturfragentrennt die Sozialdemokratie eine Welt von der bürgerlichen.'Die eisbedeckte Insel Jan Mayen. Die„Dailh News" ver-öffentlichen eine telegraphische Meldung des Kapitäns der„Occana",eines deutschen Touristendampfers. der zurzeit auf einer Ver-gnügungSfahrt nach Island, Spitzbergen und dem Nordkap be-griffen ist, worin der Kapitän mitteilt, daß die„Oceana" auf derFahrt vom Nordkap nach Spitzbergen am vorigen Sonntag dieInsel Jan Mayen berührt habe. Die„Oceana" sei bei Tage aufeiner Strecke von einer Meile an der Insel vorübcrgefahren, unddas arktische Eiland, das zur Hälfte aus Felsen, zur Hälfte ausGletschern bestehe, habe einen wundervollen Anblick geboten. DerKapitän habe deshalb die Meldung erstattet, weil er der Ansichtwar, daß Jan Mayen nicht wieder gesellen worden sei, seit LordDufferin vor 50 Jahren die Insel umschifft hatte. Das ist aberein Irrtum. Allerdings ist die Insel meist von Eisbergen blockiert,aber gänzlich unzugänglich ist sie nicht, und sie wird sehr häufig,wenngleich sie unbewohnt ist, von schottischen und norwegischen See-Hundjägern angelaufen. Ueberdies war wärend der Jahre 1882bis 1883 auf Jan Mayen eine österreichische Polarstation unter derLeitung von Wilczek errichtet. Jan Mayen liegt etwa 350 Kilometernordöstlich von Island. Die Insel bedeckt 413 Quadratkilometerund besteht aus zwei Gebirgsstöcken, von denen der nördliche in dem2545 Meter hohen Vulkan Beerenberg seine höchste Spitze hat.Dieser Vulkan ist allerdings erloschen, doch wurde an anderenPunkten der Insel schon eruptive Tätigkeit beobachtet. EinzelneGletscher reichen bis zum Moere hinab. Auf dem niedrigen Jsth-mus, der die beiden Gebirgsstöcke miteinander verbindet, und aufdem sich auch seiner Zeit die Wilczeksche Station befand, beträgtdie mittlere Jahrestemperatur— 2,3 Grad EelsiuS. Das Klimaist also nicht außergewöhnlich hart. Nach der genannten Meldungdes Kapitäns der„Oceana" soll in diesem Sommer das Eis, dassonst die Insel blockiert, in außerordentlicher Ausdehnung auf-gebrochen sein._Notizen.— Da« versöhnende Freibier. Der deutsche akade-mische Bürger, der sich ja besonderer Randalierfteiheiten erfreut, be-derartig zu handhaben, daß alle Schiffe in jedem Hafen fortlaufendunter Kontrolle stehen.Es ivird darauf hingewiesen, baß nunmehr die Unfallverhütung,Ueberholungsformulare usw. nahezu vollendet durchgeführt seien undjetzt ein gewisser Ruhestand eintreten müsse,„damit den fürdie Beobachtung der zurzeit in Kraft stehenden Bestimmungen inerster Linie verantwortlichen Personen, insbesondere den Kapitänenund Offizieren, nicht die nötige Zeit und Gelegenheit mangelt, sichin den Geist und das Wesen der vorhandenen Verordnungen völligeinzuarbeiten". DaS mag ja richtig sein, kann aber auch als billigeAusrede gelten, auf dein Gebiete deS Unfallschutzes nicht weitereSchritte ergreifen zu müssen.Im ReichSamt des Innern sei nunmehr der Entwurf einerneuen Verordnung betreffend die Beförderung ge-fährlicher Stoffe in Kauffahrteischiffen fertig ge-stellt worden und habe den„interessierten Kreisen zur gutachtlichenAeußerung bereits vorgelegen". Wer sind die„interessierten Kreise"?Zur Konferenz waren geladen: Vertreter der Bundesseestaatcn,große Reedereien, der Verein zur Wahrung der Interessen derchemischen Industrie und die See-BerufSgenossenschaft. An dieArbeiter, die Seeleute selbst, hat man nicht gedacht.In Deutschland macht inan eben alles ohne die Arbeiter zuhören. Nicht einmal im Eisenbahnrat werden Arbeiter gehört undals Vertreter zugelassen. Auch hier sind die Unternehmer ganzunter sich. Der Bericht weist dann ferner auf die getroffenen Ver-einbarungen mit auswärtigen Staaten wegen gegenseitiger An-ertennung von Unfallverbütungsvorschristen und führt die einzelnenStaaten, wie England, Niederlande, Dänemark, Norwegen, Nußlandauf, welche hier Entgegenkommen zeigten.Bei Titel: Verschollene Schiffe— wird ausgeführt, baßdie amtliche Untersuchung der im Jahre 1903 verschollenen zehnnäher bezeichneten Schiffe—„in keinem einzigen Falle die Spureines Beweises dafür erbracht habe, daß die Ursachen sür die Ver-schollenheit in Verstößen oder Mängeln auf dem Gebiete der See-tücktigkeit, Beladung oder Ausrüstung der in Frage stehenden Schiffegesucht werden müsse". Als aber der Fall bewiesen wurde, daß einreicher Reeder seine alten Schiffe untergehen ließ, wurde auch vonden Seeämtern dies bestritten. Secämter und Reeder...Ein Abschnitt deS Berichtes führt uns die soziale Für-sorge für Seele itte in außereuropäischen Staatenvor. Keinerlei gesetzliche, die Allgemeinheit bindende Vorschriftenweder auf dem Gebiete der Kranken- noch der Unfallversicherunghaben u. a. China, Japan, Persien, Siam, Haiti, Brasilien.Huö der Partei.Die Kölner Genossen zur Budgetbcwilligiing.Der Sozialdemokratische Verein für Köln-Stadt und Köln-Laitdnahm am Sonnabend in seiner Generalversammlung Stellung zurbadischen Budgetbewilligung. Parteisekretär B. Müller, dermehrere Jahre Arbeitersekretär in Baden war. führte in seinem ein-leitenden Referat aus: Selten standen die Chancen für die Sozial-demokratie so gut wie jetzt, und mit Freuden sehen wir den Reichs-tagswahleu, der Abrechnung mit den Volksfeinden entgegen. Indiese Stimmung hinein warfen die Dadeuser den Zankapfelher Budgetbewilligung und der Hofgängerei.Nicht darum kann eS sich heute handeln, ob die Zustimmung zumBudget eine prinzipielle oder eine praktische Frage ist, sondern dieFrage lautet: ob ParteitagSbeschlüsse zu halten sindoder ob sie durchbrochen werden können, ob dieMinderheit sich innerhalb der Partei der Mehrheit zu fügen hat.Disziplin kann weder in der gewerkschaftlichen noch in der politischenArbeiterbewegung entbehrt werden. Die im badischen Parlament vor«gekommenen Dinge geben gerade in ihrem Zusammenhang zu denken:das Aufstehen bei dem Hoch statt deS sonst üblichen VerlassenS de»Saale», die beabsichtigte Gratulation bei dem großherzoglichen Ehe«jubiläum und besonders die Budgetbcwilligung. Außerhalb Badenshat man den Diszivlinbruch fast einmütig verurteilt. Jedoch würdeeS nicht dem partetgenössischen Verantwortlichkeitsgefühl entsprechen,ohne weiteres den Ausschluß der Budgetbewilligcr zu fordern;dagegen kann die Partei sich unmöglich in dieser Weise den Fehde-Handschuh hinwerfen lassen. Es müssen Wege gesucht werden, solcheBorkommnisse für die Folge auszuschließen. Mit einem Ausschlußwürde die Partei sich selber den schlechtesten Dienst leisten. Diesonders wenn er einer angesehenen Verbindung angehört, mußsich, falls er sich als unabhängiger Mensch gerieren will, vomRektor und Senat nach Noten schuriegeln lassen. Vor allemdie minderwertige Gattung der Finken, das heißt der Nicht-Verbindungsstudenten, die sich neuerdings gegen die Anmaßungender bevorzugten Verbindungsstudenten auflehnen, hat darunter zuleiden. An der Berliner Universität war wegen der bevor-stehenden Jahrhundertfeier ein belustigender Froschmäusekrieg auS-gebrochen. Die Finkenschast fühlte sich zurückgesetzt, sie protestierte. Darauflegte der Rektor ihr den Maulkorb an. Neuer Protest und Beschluß, dieUniversitätsfeier durch eine Protestversammlung zu begehen. Jetztversucht daS Rektorat die empörten Gemüter durch— Freibier zuködern. Am schwarzen Brett werden die Finken freundlichst ein-geladen, ja mitzutun. Sie sollen gut sitzen und das Bier wirdgratis sein.— Jetzt können die Finken ManneSmut vor Freibierbeweisen I'� Im Hamburger Schachtournier sind die Mehrzahl derPartien jetzt gespielt. Nach der siebenten Runde ist der Stand der Teil«nehmer(die Ziffern in Klammern bedeuten Hängepartien): SchlechterSVa Punkte, Marshall 5, Duras, Niemzowitsch 4>/z. Alechin 4, Choti-mirski, Tartakower 3>/z(1), Salwe, Spiclmann S'/a, Fleischmam»,Teichmann 3(1), John 3, Leonhardt 2l/i. Speyer, Dr. Tarrasch 2;Aales l'/a(2), Koehnlein l'/a(1). Jakob ist vom Tournier zurück»getreten.— Die Kulturfrage dieses Sommers, d. h. dieFrage, ob und welchen Kontrakt der Schauspieler Josef K a i n z mitdem Wiener Burgtheater schließen würde, ist zu einer befriedigendenLösung geführt worden. Seit Wochen mußten die literarischen jungenLeute der Feuilletonpreffe täglich dreimal aus Wien telegraphierenüber die neuesten Vorgänge auf dem Kriegsschauplatze. Man erfuhrdabei, was dieser Arzt und jener Advokat meinte, welche Befürchtungenund Hoffnungen die Kulturwelt deS Theaters durchzitterten— kurz«um„die gelbe Nachtigall" von Hermann Bahr, diese lustige Ver«spottung der Bühneneitelkeiten, schien in Wien Sommerrepertoireder Wirklichkeit geworden. Gottseidank, die Herren können jetzt indie Ferien gehen. Kainz hat seinen Kontrakt(oder hat der Kontraktihn?). Man denke: sechs Monate soll er in Wien spielen(unerhörterErfolg Bergcrs) und 76 500 M. dafür beziehen. Außerdem hat erdas Recht, sich die übrige Zeit auswärts krank zu spielen und nach«her trotzdem von der Burg ein Gehalt zu beziehen.— Eine diplomatische Geschichte deS deutsch-französischenKrieges. In der nächsten Woche werden die zwei ersten Bände einer auf8 bis 10 Bände berechneten Sammlung diplomatischer Aktenstücke er«scheinen, die das französische Ministerium des Auswärtigen heraus«gibt. Das Werk soll möglichst eine vollständige Vorgeschichte de»deutsch-französischen Krieges von 1863 an enthalten. Die Heraus«gäbe ist einer Kommission anvertraut, an deren Spitze jetztJoseph R e i n a ch, der Historiker der Dreyfus-Affäre, steht. Unterden Mitarbeitern befindet sich auch der bekannte Geschichtsschreiberder französischen Revolution Professor Afit 1 a r d. EL sollen alle Doku-mente vollständig wiedergegeben und keine geheimen Aktenstückeurückgehalten werden. Es handelt sich also um eine Ge-"ichtsquelle ersten Ranges.