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LZeraklNg ter Mgeor�nelenkammer sogSr ein MimaluW, um ile Festsetzung des Höchstsatzes der Einkommensteuer auf 5 Proz. zu verhindern. Daraufhin tat die Abgeordnetenkammer ihrerseits wegen dieser 5 Proz. dasselbe. In diesem Zeitpunkte stand die Sache so unsicher, daß selbst der Finanzminister einen Schisfbruch für wahrscheinlich hielt. Durch ein Kompromiß gelang noch im letzten Augenblick das schwierige Rettungswerk. Die Reichsrats- kammer fürchtete die Steuerzuschläge und noch mehr eine in Auö- ficht gestellte Differenzierung dieser Steuerzuschläge für die Jahre lllio und 1911. Außerdem scheute sie sich doch, die Verantwortung für das Scheitern der Vorlage zu tragen, und so fand sich schließlich die notwendige Mehrheit. Alles in allem genommen trägt die vollendetegroße baherische Steuerrefor m", selbstverständlich kann man sagen, alle chrakteristischen Züge der kapitalistischen   Gesellschaft, alle Züge des rücksichtslosen Egoismus der Besitzenden gegen die Besitzlosen, der Reichen gegen die Armen. Die sozialdemokratische Fraktion hat in der angestrengtesten SWeise an dem Gesetzgebungs­werke mitgearbeitet, und ihre Schuld ist es nicht, wenn mit dem Jahre 1912 zu der jetzigen Steuerlast für die unteren Volksschichten eine neue und sehr schwere hinzukommt. poUtifchc Qcbcrltcbt. Berlin  , den 5. August 1910. Die Abstimmung über das Budget. München  , 5. August.  (Privatdepesche desVorwärts".) Bei der Gesamtabstimmung über das Budget stimmte die sozialdemokratische Fraktion einmütig gegen das Budget. Genosse S e g i tz gab vor der Abstimmung folgende Erklärung ab: Das gegenwärtige Finanzgesetz ist das Ergebnis einer Landtagstagung, die die breiten Schichte« des werktätigen Volkes mit uent« schweren und höchst ungerechten Steuern belastet, ihnen dagegen so gut wie keine Besserung ihrer soziale» und wirtschaftlichen Lage gebracht hat. Deswegen werden wir gegen das Finanzgefetz stimmen." Das Finanzgesetz wurde dann mit 94 gegen 20 sozialdemokratische Stimmen angenommen. Der Schluß des Landtages erfolgt am nächsten Mittwoch. Skrupellose Mache. Die reaktionäre Presse setzt ihre dringenden Mahnungen cm die Regierung fort, doch in keinem Fall einen Teil ihrer geplanten Militärforderungen zurückzustellen, sondern die gesamten Forderungen schon im Herbst dem Reichstag  « vorzulegen und rücksichtslos auf deren Annahme zu bestehen. So schreibt zum Beispiel dieRhein.-Westf. Ztg.": Unsere Nachricht in der Abendausgabe vom Donnerstag unterLetzte Nachrichten", daß größere Militärforderungen weder für da? kommende noch für das darauffolgende Jahr in Ausficht genommen sind, wird in recht großen Kreisen unseres Vater- landes Besorgnisse wachrufen. Worüber man ja schon seit Jahren in eingeweihten, sachverständigen Kreisen spricht, ist ja heute leider ein öffentliches Geheimnis geworden, mußte es werden, nachdem die Verhältnisse immer ungünstiger sich gestaltet haben: Daß unser Heer in manchen Beziehungen der Ausrüstung und Bewaffnung, in seiner Friedensorganisation von anderen Heeren überholt werden wird, wenn nicht unverzüglich bedeutende An- strengungen zur Ausgestaltung unseres Heerwesens gemacht werden. I- Solche Hetznotizen entspringen, wie wir schon wieder- Eolt dargelegt haben, nicht der Besorgnis, daß die deutsche Militärmacht tatsächlich nicht stark genug wäre, Deutschlands  Grenzen zu verteidigen und, wie es im patriotischen Zeitungsjargon heißt, des teuren Vaterlandes Ehre zu wahren. Die Verfasset solcher Notizen wissen sehr wohl, daß ihre Behauptung, die Heere der Nachbarstaaten überträfen das deutsche   Heer an Stärke und Ausrüstung, keinen An- tspruch auf Richtigkeit machen kann. Sie verfolgen einen Tndnftrle und Arbeiter in Japan  . Von C h a g r i n.- V. Auf dem Wege nach den Kupferminen. 99 Meilen nördlich von Tokio   liegt im Schatten der Berge, von einem tosenden GebirgSbach umsäumt, daS Städtchen N i k r o. Diese landschaftliche Idylle bekam für den kleinen braunen Mann erst höchsten Wert und unwiderstehliche Anziehungskraft, als im 17. Jahrhundert I e y a f u, der Begründer der Dynastie der Toku- gawa, dort bestattet wurde. Diese Ruhestätte mit seinen herrlichen Tempeln und dem alles umsäumenden heiligen Hain bildet heute für Hunderttausende von Pilgern das Ziel. Die Eisenbahn macht, wohl, um die heilige Stimumng nicht zu stören, in allzu respekt- doller Entfernung Halt. Vom Bahnhof Nikko   führt eine alte Heerstraße durch ein schier endloses Dorf sachte bergan. Sofort, nachdem das Bett des zuweilen äußerst wilden DayiabacheS über» schritten ist, steht man an der mit MooS überzogenen Mauer de» heiligen Hains. Zwischen den schlanken Stämmen alter Baum» riefen schimmern die gewaltigen Konturen der Tempel. Wer Geld und Leichtgläubigkeit in Fülle mitbringt, kann hier gar wundersame Mär hören und von buddhistischen Priestern ewig wundertätige Dinge kaufen. Aber diese heilige Stätte kann es auch nichts weniger als frommen Gemütern antun. Die mächtigen Tempel mit ihrem prächtig glitzernden Tand, bizarren Konturen und hölzernen Göttergestalten sind zu exotisch, als daß sie nicht anziehend wirken Iollten. Die in tausend Variationen glitzernde Pracht deS Innern >er Tempel könnte Jubeltöne entlocken, wenn nicht die überaus häßlichen Fratzen der Götterbilder Furcht einflößten und die gött» liche Ruhe und der einfältige Ernst der betenden Gläubigen jeden Ausbruch freudiger Gefühle zurückorängte. Die sonoren Stimmen buddhistischer Priester klingen wie wehklagend durch die kirchen  - muffige Atmosphäre; draußen säuseln die Kronen der hundert- jährigen Baumriesen sanft, beschwichtigend, eine heilige Melodei. Die Seele spürt noch lange den Eindruck dieser stimmungS» vollen Szenerie. Die raffinierte Vermischung von heidnischer Pracht, frischem Leben, muffigem Moder, ernsten Sagen und bi- zarrem Unsinn übt eine Wirkung aus, der daS europäische Herz nicht widerstehen kann. Hier ist ein prächtiges Stück asiatischer Vergangenheit noch voller Leben, darin die europäische   Kultur- Phrase noch nicht erklingen konnte; ein Stück feudaler Pracht, ver» herrlicht und belebt durch Natur, Menschenhand, Sage. Einbildung, Weihrauch und sonstigen Mummenschanz, daS seinen Weg bis in unsere nüchterne Gegenwart behauptete; ein glänzender Rest des alten Japan  , an dem der Wurm der Neuzeit noch nicht bohrt. Wie lange noch? Schon drängt sich draußen an seinen Flanken daS neue Zeit­alter. Hart an seiner Umfassungsmauer liegt ein schmales Bahn- gleis, auf dem tagaus tagein lange Reihen scheußlich quietschender Wagen rollen. Stämmige Ochsen ziehen in asiatischer Gemächlich. keit ihre Last vorüber. Ihre Herren und Hirten liegen schnarchend > ans dem Gefährt. Wer würde ahgen, daß M diese» ßsifsiasitß iückeren Meck ffilt Tren ErMaInungen oft Sic RegleruM. Diese soll nämlich an den Reichstag   möglichst hohe Militär- forderungen richten. Wenn der Reichstag   dann diese Forde- rungen ablehnt, oder nur zum Teil bewilligen will, soll die Regierung sofort den Reichstag auflösen, Neuwahlen aw setzen und vor dem Lande erklären, wenn die geforderten Heeresverstärkungen nicht bewilligt würden, drche dem Vater land die größte Gefahr. Auf diese Art hofft mcm die große Masse der nicht politisch gebildeten Wähler einzuschüchtern und sie zu veranlassen, ihre Stimme den sogenannten königs- treuen und staatserhaltenden Parteien zu geben. Das ist der saubere Plan! Zum Teil gibt das dieRhein.-Westf. Ztg." offen zu, indem sie fortfährt: Es ist uns unfaßlich, wie bei der Beurteilung dieser harten unabweisbaren Bedürfnisfrage andere Rücksichten überhaupt gel- tend gemacht werden können, wie man dringende Heeresforde. rungen mit Begründung notwendiger Rücksichtnahme auf die linke Seite des Parlaments und wohl auch auf das Jen. t r u m zurückstellt. Wir können auch die Regierung nicht klug, geschweige denn energisch und selbstbewußt nennen, die ihre Hal- tung in einer staatlichen Lebensfrage von der Angst vor einer Partei abhängig macht, schon deshalb nicht, weil einen gewissen Mangel an Energie zu zeigen eben einfach nicht mehr klug ist. Selbst die Anhänger der Regierung müssen an ihr irre werden. Die Gegner aber haben nicht nur kampflos einen großen tak­tischen Erfolg errungen, sondern sie haben auch ein bedenkliches Eingeständnis der Schwäche der Regierung und ihrer Ueber zeugung in Händen."('_ Die Sehnsucht nach dem Bülow-Block. In nationalliberalen Blättern ist in letzter Zeit wiederholt die Meinung ausgesprochen worden, der Bülowsche Block müsse wieder hergestellt werden. Zwar seien zurzeit die Konservativen dafür noch nicht zu haben, aber wenn man die Agrarier nur noch eine zeitlang in der.Zentrumssuppe' kochen lasse, dann würden sie bald weich werden und selbst auf den Blockgedanken zurückkomme«. Darauf antwortet höhnisch die.Kreuzztg.": Die Jungliberalen suchen in den linksstehenden Parteien, namentlich bei den Nationalliberalen, für die Wiederaufrichwng desBülow-Blocks" Stimmung zu machen und auch die Regierung für diesen Gedanken zu gewinnen. Dieses zähe Festhalten an einem Experiment, das gerade für den gemäßigten Libera- lisinus sich als verhängnisvoll erwiesen hat, ist nicht gerade ein Zeichen von Selb   st vertrauen. Denn am letzten Ende erwarten die Blocksreunde von einem erneuten Versuche. die konservativ-Iiborale Mehrheit im Reichstage zusammenzubringen, doch nur eine Lahmlegung der Rechten und namentlich des Zentrums durch eine gekünstelte, keinen Augenblick sichere Politik. ES ist aber weder die Aufgabe der Regierung, noch die der übrigen Parteien, dem Liberalismus zuliebesichselbstzuschwächen und sich von den Liberalen, die sich zu keiner festen Stellung- nähme entschließen können, die Richtlinien für ihre Politik vorschreiben zu lassen. Am aller- wenigsten aber darf und wird die Regierung der Zumutung nach- geben, daß sie sich auf eine bestimmte, noch dazu knappe Parla- mentsmehrheit oder gar auf die in dieser herrschende Minderheits- heitspartei festlegen solle.... Die Wiederherstellung desBülow-Blocks" aber ist«ine Utopie. Sebnt man sich denn wirklich im nationalliberalen Lager nach einer Neuauflage der traurigen Blockperiode, in der Regierung wie Reichstagsmehrheit aus der Hand in den Mund lebte und niemals recht wußte, was der nächste Tag bringen wird? Einen unzuverlässigeren Bestandteil einer MehrhettS- Partei als die berühmte linksliberale FraktionSgemeinschast, die sich jetzt Fortschrittliche Volkspartei   nennt, kann man sich doch wirklich nicht denken."_ Nationalliberale Sozialpolitik. Seitdem der Reichstagsabgeordnet« Freiherr   v. Hehl aus der nationalliberalen Partei hinausgedrängelt worden ist, gefällt er sich darin, hin und wieder seinen alten Parteifreunden unbequeme Wahrheiten zu sagen. Die neueste Anrempelung dieser Art leistete er sich in einer Rede, die er bor einigen Tagen auf dem Garten. fest des nationalliberalen Arbeitervereins in Worms   hielt. Außer einigen anderen Glossen gab er in einer Eharakterisierung des die Produkte von 19 999 Minenarbeitern an die stählerne Ader deS Weltverkehrs geschafft werden. Es wird nicht mehr lange dauern, bis der elektrische Funke die Tierkrast ersetzt. DaS Gleis schlängelt in sanften Windungen sachte bergan. Von beiden Seiten werfen massive Bergstöcke tiefe Schatten. Zur linken Hand erklingt das tosende Lied des DayiabacheS. In seinem steinigen Bett suchen Männer und Frauen die von der Natur schon etwaS vorgearbeiteten Quadern für den Bau einer Turbinenanlage heraus. In Körben oder an Tragstangen schleppen sie die schweren Brocken unter lautem Geschrei über Stock und Stein, über Bach und Flur bergwärtS. Am Straßensaum stehen die leichten ver- wetterten Behausungen der Bauern. Die ganze vordere HauS» front steht sperrweit offen. Drinnen liegen die Herren der Schöpfung in prächtig bronze-braunem Adamskostüm auf den Matten. Die Hausfrauen schäkern mit den Kindern, wenn sie nicht bei der Fütterung der Seidenwürmer beschäftigt sind. Nach Inständigem Marsche nimmt der Weg ein jäheS Ende. Er wird blockiert von einem mächtigen Holzgebäude, dessen Kon. turen europäischen Ursprung verraten lassen. Oben über dem Kopf zieht träge ew Drahtseilstrang mit Körben. In jedem liegt ein glänzender Kupferklumpen der im Innern deS mächtigen Holz- kastens automatisch auf die Erde geworfen wird. Diese Hänge- bahn schafft daS fertige Produkt der Kupfermine Afchio stunden- weit über die Berge und bringt Werkzeug und Lebensmittel zurück. Die Gegend ist jählings einsam und arm geworden. Unten im Tale zeigen die Häuser noch relativen Wohlstand. Die Tee- Häuser bergen noch Eier, Cider, ja, selbst Brot. Hier oben am BergeSrand gibt eS nichts als Reis und Tee. Und was für Zeug! Endlich oben auf dem Bergscheitel wieder ein Zeichen euro- päischerKultur: Eine amtliche Bekanntmachung in englischer und lapanischer Sprache droht schwere Strafe demjenigen an, der in dem kaiserlichen Walde pirscht. Ein Stück Weges weiter eine Proletariertragödie: Schweißtriefend wankt eine in Fetzen gehüllte Proletariergestalt der Höhe zu. Die abgehärmte Kreatur keucht unter einem Ballen Hausrat. Ihr folgt sein ein kleines Mädchen führendes junges Weib, dessen müdes, durch- furchte» Gesicht die ElendSgeschichte eines Lebens erzählen. ES ist eine Bergmannfamilie, die von der Kupfermine Aschio den Abkehr erhalten hat und nun mit allem, was sie besitzt, wieder über die Berge hinaus wandert in die Welt auf die Suche nach Brot. Unten im Tale liegen, vom Städtchen Aschio durch einen GebirgSbach getrennt, die ausgedehnten Werke der Kupferminen. gesellschaft Aschio. Die Minen und Erzlager, die eine Ausdehnung von 9% Million Quadratfuß haben, gehören der modern-feudalen Sippe der FurukawaS. Die hauptsächlichsten Kupferlager befinden sich unter dem Berg Bitzendate. Hier soll daS Gestein zuweilen 29 Proz. Kupfter enthalten. Die von allen Seiten hernieder. sausende Wasserkraft ist in elekrtische Energie zusammen 491B Pferdekräfte umgesetzt. Die technische Einrichtung und Organ:. sation weisen keine Unterschiede von denen der Minen in Europa  auf. Ueberhaupt gewinnt man von Aschio im ersten Moment den Eindruck eines gut eingerichteten und äußerst straff organisierten Betriebes. Dieses Riesenunternehmen beschäftigt in seinen Bergwerken, SSWlMttep. NurzsyS yj», iMelEAt Ifillß MItzüv, �dsx. soziaspositischeik Eifers fei nassoftalliVetasett ResHs7agSfrall?okt folgende Reminiszenz zum besten: Mehrere Jahre hindurch habe ich im Reichstage für den ZehnstundenarbeitStag der Fabrikarbeiterinnen auf dem linken Flügel unserer Fraktion gefochten. Wissen Sie, wie viele Unter- schriften ich für meine Anträge von den Liberalen erhielt? Ich sage fünf! Schließlich mutzte ich mich, um die für die Ein- bringung nötigen Unterschriften zu erhalten, an das Zentrum wenden, das mich bereitwilligst unterstützte. Ebenso lagen die Verhältnisse bei den Verhandlungen über die Heimarbeit, die A rbe i t 2 ka m mern und die gesetzliche Kontrolle der Syndikate.< Die angeführte Tatsache wird richtig sein. Den in der national- liberalen Partei ausschlaggebenden industriellen Kreisen war stets jede Sozialpolitik zuwider, und nur aus Rücksicht auf den Teil ihrer Alählerschaft, der der Arbeiterklasse und der Schicht der ge- werblichen Angestellten angehört, haben sich die nationalliberalen Reichstagsabgeordneten gelegentlich bereitfinden lassen, auch in Sozialpolitik zu machen.' Bassermann kandidiert nicht in Heidelberg  . Herr Bassermann hat noch immer keinen sicheren Reichstags- Wahlkreis. Auch mit Heidelberg  -Eberbach  -MoSbach   scheint eS nichts zu sein. DerMannheimer Generalanzeiger", dem man enge Be- Ziehungen zum Reichstagsabgeordneten Bassermann nachsagt, be- zeichnet die durch fast alle. Blätter gegangene Meldung, daß Basser« mann im ReichStagswahlkreise Heidelberg-Eberbach-MoSbach kandi- dieren werde, als falsch. DaS Blatt bringt daS Dementi, indem eS gegen eine andere Mannheimer Zeitung, die ebenfalls die Meldung gebracht hatte, polemisiert, in folgender Form: Wir sind von zuständiger Seite zq der Erklärung ermächtigt, daß diesezuverlässige" Nachricht aus der Lust gegriffen ist. Ihre ganze Grundlage sind Vennutungen und Kombinationen, deren schon mehrere aufgetaucht sind und vermutlich noch mehrere auf- tauchen werden, aber nicht Tatsachen oder Entschließungen, auf die die behauptete Zuverlässigkeit der Nachricht doch allein sich gründen könnte." Unverständlich ist, warum derMannheimer Generalanzeiger' feinem Dementi eine so scharfe Fassung gibt. Ist das Gerücht viel­leicht von Bassermanns lieben Freunden auf dem rechten Flügel der nationalliberalen Partei ausgestreut worden? Das Echo der letzten Reichsfinanzreform. In denBerliner Neuesten Nachrichten"(Nr. 391 vom 4. Au- gust) gibt ein Zollinspektor seine Erfahrungen zum besten, die er über die Wirkung der neuen Steuern gemacht hat. Er knüpft in seiner Darlegung au die letzte ReichStagSwahl in Cannstatt  » LudwigSburg   an und sagt, der Abmarsch der Massen in daS sozialdemokratische Lager sei die Quittung auf die unglückselige Reichsfinanzreform und fährt wörtlich fort: Ich bin als ausführender Beamter bei der Durchführung der Reichsfinanzreform tätig gewesen; ich habe mit vielen Ge- werbetreibenden, Kaufleuten usw. verhandelt, bin in Haushal- tungen ungebetener Gast gewesen, um den FiskuS zu seinem Rechte zu verhelfen. Ich muß sagen, mir ist ein Mißbeha, gen, eine Verärgerung über die neuen Steuern entgegen« getreten, daß ich mich fragte, gibt eS denn überhaupt noch zu- frieden« Menschen. Es gab nur ein Urteil: Diese Reform wirb sich dereinst rächen! Die armen Leute, der Kleinkauftnann, der kleine Gewerbetreibende werden demnächst mit dem sozialdem», kratischen Stimmzettel quittieren. Ein Kaufmann sagte mir, wenn die Erbanfallsteuer gekommen wäre, so wäre alles gut ge­wesen; man hätte die kleinen drückenden Steuern nicht nötig gehabt. Daß die Regierung-aber ja sagt zu Steuern wie die Zündholzsteuer, daS wird sich schwer rächen? Hunderte von ähn» liehen Aeutzerungen habe ich in Stadt und Land gehört und der eine sagts dem andern, es geht und schleicht»oie ein G-ist durch die Massen. Die Wirkung zeigt sich. ES kommt vielleicht noch schlimmer..." Der Zollinspektor rät dann den Parteien, die die FmaNzreform gemacht haben, Einkehr zu halten Und sich mit den anderen Par« teien wieder zu vertragen, denn er sieht schon auf den Trümmem der bürgerlichen Parteiendie roten Jakobiner" stehen. Hungernde Schulkinder. Auf der dritten Konferenz der Zentralstelle der LollSlSdhl» fahrt wurde über die ErnährungSverhältniffe der Volksschulkinder unter 817 Frauen), die mit ihren Angehörigen auf 23 143 Köpfe anschwellen. Der Wechsel der Arbeiter ist ungeheuer. Im Jahre 1908 kamen 7927, und 7776 gingen. Nach den Angaben der Direktion haben es nur 983 Leute länger als 5 Jahre auSgehalten. So ziemlich alle Versuche, die Leute zu halten, haben keine Er- folge gezeitigt. Weder der heiße Marsch über die Berge, noch die Aussicht auf eine lange Arveitslosigkelt kann die Bergleute ver» anlassen, zu bleiben. Wie sie gekommen sind, so suchen sie wieder die Ferne. Und wäre es nicht gelungen, viele von ihnen auf eine raffinierte Weise an die Mine zu fesseln, es würden noch mehr davonlaufen. Die, die sich nicht aus den Ketten befreien können. tragen ihr LoS in der Ergebenheit, die asiatischen Fatalisten und Stoikern eigen ist. Zwar nicht immer. Manchmal, leider ge» wöhnlich zur Unzeit, bäumt sich auch diese allergeduldigste Spezie der Menschenrasse auf und rüttelt gleich Simson an den Grund- festen der Tretmühle. Der Simson der Kupferminen fühlte sich in den ersten Februartagen 1997 frei und stark werden. Der Schrecken, den seine ersten schüchternen Erhebungsversuche den Unterdrückern einjagte, erzeugte bei ihm höllische Wonne. Wie ein Besessener nahm er die Gelegenheit wahr, ein für allemal Rache zu nehmen an semen Peinigern. Drei Tage hielt er den ganzen Distrikt in Hellem Aufruhr, schlug die größten Peiniger nieder, verbrannte oder schleifte einige der Zwingburgen, probierte die Wirkung des Dynamits auch ein paar Male über Tage; kurzum. er lieferte mit freigebiger Hand unwiderlegliche Beweise seiner wiedererlangten Kraft und Macht über seine Widersacher. Am vierten Tage kam ein Bataillon Soldaten:n Eilmärschen über die Berge geeilt und schaffte den rabiat gewordenen Riesen wieder in seine Tretmühle zurück, nachdem eS ihn erst tüchtig zu Ader gelassen hatte. Wie diese Tretmühle jetzt eingerichtet ist, soll hier berichtet werden. Eine Hochburg deS wohltätigen Feudalismus  . In Aschio ist der von G h e n t(Benevolent Feudalisrne) so trefflich geschildertewohltätige Feudalismus" in seiner schlimmsten Auflage, in der asiatischen zu finden. Seine Devise ist bekannt: Etwas für das Volk, wenn eS den Profit erhöbt und garantiert! SeineFürsorge" und Wohltäterei werden in letzter Linie zum Stricke für die damit Beglückten. Daß er in Japan  , dem Feudalstaat von gestern, von Haus aus schon eine plumpere Beschaffenheit haben und dem Profit vorteilhafter werden mußte als in seiner Heimat Amerika  , versteht sich. So ziemlich in allen großen Werken Japans   ist er mehr oder weniger gut organisiert zu finden. Aber sein eigentlicher Urboden sind die Textil- und Minenindustrie. Bor allem in Aschio und in Osaka  , dem japanischen Manchester  . In Aschio ist seit der blutigen Hungerrevolte(Februar 1997)! versucht worden, weitere Ausbrüche der Wut der Parias durch Ausbau der Wohltäterei und der Kontrolle zu verhmdern. Der Arbeiter wird jahrelang auf allen seinen Schritten beobachtet, seine Gesinnung sondiert, um ihn, wenn er unsicher, oder vollends gefährlich ist, beizeiten abschieben zu können. Dieses Präventiv- .ystem ist so übel nicht. Denn eS garantiert dem Kapital jene rnnere Ruhe, die die erste Bedingung für die Steigerung und un- gestörte BerdgMng hxz Profits ist. Eine NMqde der Kontrolle,