Militärstaatliches. Die Rohheit deZ Lieutenantsvon Bosse in B r a u n s ch w e i q hat bis zum heutigen Tagekeine Sühne gefunden. Die Reitpeitschen- Geschichte desjungen.Edelsten", dem.sein Pferd zu lieb ist", war de-ranntlich in der Braunschweiger Stadtverordneten. Ber-sammlung erörtert worden. Die Versammlung hatte ein-sstimmig beschlossen, daß der Magistrat der Militärbehördein Erinnerung zu bringen habe, daß der betreffende TheildeS Kleinen Exerzierplatzes überhaupt vom Militär nichtbetreten oder benutzt werden dürfe. Die Antwort aus dieVerhandlung über den betreffenden Antrag deS Stadtverordneten Lord ist nicht lange ausgeblieben. Wie sieausgefallen, zeigt folgende Mittheilung des.BraunschweigerTageblatts":.Die Erwartung. daß militärischerseits nach dem neulichpassirlen bedauerlichen Vorfalle auf dem Kleinen Exerzierplätzeund namentlich nach dem Beschlüsse der letzten Stadtverord-neten- Versammlung, betreffend die schärfere Respektirung desAbkommens über jenen Platz, nunmehr die Wiederkehr vonunerquicklichen Vorgängen wenigstens auf diesem Gebiete— dasleidige Schießen auf dem Infanterie- Kasernenplatze dauert jabekanntlich noch fort— ausgeschloffen sein würde, hat sichnicht erjüllt. Obgleich vertragsmäßig der westliche Theil desPlatzes vom Militär überhaupt nicht und obgleich an geivissenTagen, wie am Sedanfeste, Johannismarkt u. f. w. der ganzePlatz vom Militär nicht benutzt werde» darf, sah man wäh-rend des gestrigen Johannismarktes Vormittags halb II Uhrzu allgemeinster Ueberraschung zwei Kusaren-Offiziere, gefolgtvon einem Unteroffizier und einem Osfizierburschen in scharfemTrabe von der Ecke der Reben- und Geysostraße her querüber den von vielen Menschen, darunter auch Kinder, belebtenPlatz reiten. Die dort Dienst lhuenden Polizeibeamten schienennicht in der Lage zu sein, gegen dieses Verfahren, das manim Publikum allgemein als provozirend auffaßte und dasleicht wieder ein Unglück herbeiführen konnte, einschreiten zukönnen."Daß das liberale„Tageblatt" nicht das Selbstverständ-liche einsieht, daß nämlich die städtische Polizei die ver-dämmte Pflicht und Schuldigkeit hat, solchen Uebergriffenmit aller Energie— die Herren sind ja so„energisch"gegen die organisirte Arbeiterschaft— zurückzuweisen, dasist echt liberal. Wird nicht Wandel geschaffen, so greiftdas Recht der Nothwehr Platz, der Bürger muß sich selbstgegen den Uebermuth und die Rohheit solcher Offiziere schützen,die durch ihr herausforderndes Verhalten die handfestesteGegenwehr provoziren. Gewisse Herren im bunten Rockscheint der Hafer gerade so zu stechen, wie ihre Vätervor 1348.—Unterstützung der Invaliden an» den Kriegen vor 187«.Dem Bundesrath ist der Antrag seiner Ausschüsse fürRechnungswesen, für Landheer w. nnd Seeivesen über den Gesetz-entwurf detreffend die Gewährung von Unterstützungenan Invalide aus den Kriegen vor 1870 und an derenHinterbliebene behufs Gleichstellung mit denen des Krieges von1870/71 zugegangen. Dieser Gesetzentwurf, der sich mit den Be-stimmungen der Jnvalidengesetze von 1871 und 1873 deckt, ivilldie Härten beseitigen, die entstehen durch Anwendung der älterenPennonsgesetze auf die durch die Kriege vor 1870 invalide ge-wordenen Personen des Soldatenstandcs und Beamten deSHeeres und der Marine sowie aus deren Hinterbliebene,sowie aus die� Hinterbliebenen der in diesen Kriegen Ge-sallenen gegenüber den gleichen Kategorien von Jnter-essenten, die nach dem Pcnsionsgesetze vom 27. Juni 1371bezw. dem Reichsbeamten-Gesetze vom»I. März 1373 und denspäter zu diesen Gesetzen ergangenen Novellen behandelt werden.Diese Härten konnten durch Aufnahme entsprechender Be-stimmnngen in die Novelle vom 22. Mai 1393 zu dem gedachtenPeusionsgesetze nicht ausgeglichen werden. Ein neues Gesetz warnothwendig. Der Entwurf beabsichtigt nun den als nothwendiganerkannten Ausgleich bei Zugrundelegung der heutigen gesetz-lichen Vorschriften im Unterstützungswege unter Ausschließungdes Rechtsweges herbeizuführen und hierfür die entsprechendeHandhabe, sowie die erforderlichen Mittel zu bieten. Die Be-stimmungen des Gesetzes sollen übrigens auch auf die früherenAngehörigen der schlesivig-holsteiuischen Armee und deren Hinter-blievene Anwendung finden. Eine Nachzahlung für die vordem Eintritt der verbindlichen Kraft des Gesetzes liegendeZeit ist ausgeschlossen. Tie Bewilligungen nach Maß-gäbe des Gesetzes sind aus dem Reichs- Invaliden-fonds, und zwar für das laufende Rechnungsjahr, biszum Höchstbetrage von 1 230 000 M. flüssig zu machen.Dem Königreich Bayern wird zur Behandlung der gleichartigenAusgaben eine Summe überwiesen, welche sich im Verhältnißdes bayerischen Militärkonlingents zu der Höhe des thaisäch-lichen Aufwandes für die übrigen Angehörigen des Reichsheexesbemißt.—Das Herrenhaus hat in seiner Sitzung vom 27. Juniden Gesetzentwurs betreffend die Aufhebung d i r e k t e'rStaats steuern unter Ablehnung des Antrages desGrafen Königsmarck aus Streichung der Bestimmung überRückzahlung der Grundsteuerentschädigung unverändert nachden Beschlüssen des Abgeordnetenhauses angenommen.Wunderbar, höchst wunderbar! Der„Bund der Land-wirthe" muß nun den Herrenhäuslcrn, die so revolutionärsind, die Rückzahlung einer den Junkern gereichten Liebes-gäbe zu billigen, den Krieg erklären.—Da» Zentrum hat 10 Sitze verloren, Menftein(Ostpreußen) an den militärsrommen„Polen" Wolszlegier, lies Wollschläger, Danzig-Land, Mörs-Rees, Breslau-Land an dieKonservativen, Essen und Lörrach an das Kartell, Forchheim anden Deulschfreisinn, Straubing-Pfarrkirchen, Kelheim an diezentrumsfeindlichen Vertreter des niederbayrischen Bauernbundes,und Reichenbach-Neurode an die Sozialdemokratie. Im Zentrumselbst sind Lender und Prinz von Arenberg aus den AntragHuene eingeschworen und daranf hin gewählt. Er bröckelt doch,der Zentrumsthurm.—Mufi das sein? Auf Anordnung der BerlinerStaatsanwaltschaft ist der im Verlage von Glöß erschieneneantisemitische politische Bilderbogen Nr. 8 wegen Beleidi-gnng Caprivis in � Leipzig mit Beschlag belegt worden.Graf Caprivi hat bisher die lithographirten Strafanträgefeines Vorgängers nicht für nothwendig gehalten. Und erthat gut daran. Wer im öffentlichen Leben steht, muß sichauch die schärfste Kritik gefallen lassen; je bedeutsamer seineStellung ist, um so unepipfindlichcr muß er sein. Und gardie politische Karikatur verfolgen, heißt der Preßfreiheitdie Lebenslust nehmen. Je stärker eine Position, destoleichter erträgt sie die Satire, sei sie nun klobig oder fein,grob oder stachlig. Lithographirte oder geschriebene Straf-antrüge sind bisniärckisch.—Mit der Börsen» Enquete- Kommission ist die„Konservative Korrespondenz" sehr unzufrieden. Die Mit-glicder, die der Börse ernsthast an den Kragen gehenwollen, sind in der Minderheit, und die geheimlichen Re-gierungß-Kommissare gehen mit der Mehrheit oder führensie sogar. Es geht der Regierung hier so wie auf allenwirthschastlichen und sozialpolitischen Gebieten. DieBismareFsche Politik, welche heute in demselben KurS fortgesetzt wird, hat mit den ausschweifensten Forderungen undQuertreibereien der Agrarier, Zöllner, Antisemiten, Zünftler,obwohl keine Regierung in der Lage ist, sie zu erfüllen,kokettirt; mochte sie nun auch noch so viel gewähren, be-friedigt hat sie keinen, wohl aber die Unzufriedenheit undBegehrlichkeit angestachelt. Die Minderheit der Börsen-Enquete-Kommission will nun in einer besonderen Denk-schrift ihre Stellung zu den meisten in der Kommissionbehandelten Fragen und das Verhalten der Majoritätihnen gegenüber besprechen.—„Germanifirung." Nach einer Meldung an» Posenkaufte die Ansiedelungslommission vier in der Provinz gelegeneHektar, fürzektar, ürürürRittergüter: 1. Latalice(Kreis Schroda), 350216 000 M.; 2. Liedleczko(Kreis Wongrowitz), 503356 000 M.; 3. Stanislawowo(Kreis Wreschen), 250 Hektar,217 000 M.; 4. Arkuszewo(Kreis Gnesen), 463 Hektar,391 100 M. Die Polen gewinnt man durch eine kulturfreund»liche Politik, die der Masse eine Heimath schafft. Das Ansetzenkleiner und größerer deutscher Bauern im polnischen Sprachgebiethilft nichts.—Die Verkommenheit der Bourgeoisie. National-liberale Blätter beschäftigen sich mit der Tagesordnung desZüricher Kongresses und bemerken zu den im Auszugmitgethcilten Anträgen:Wir müssen uns damit begnügen, aus der großen Zahlder Anträge diese kleine Blürhenlese zu geben; wir denken,der Leser wird nicht nach mehr verlangen. Aber wie sehr derAppetit seil drei Jahren gewachsen ist, mag man aus derneuesten Tagesordnung ersehen, um zu erkennen, daß Jeder-mann, dem die Erhaltung von Kultur undZivilisation am Herzen liegt, auch gerüstet seinmuß, bei Zeiten der andringenden Gefahr derBarbarei und Tyrannei entgegenzutreten. Jedermannmuß dies als seine heilige Pflicht ansehen und darfferner nicht den schweren Kamps allein den Regierungen über-lassen.Und was bezwecken die Anträge, die den Grimm desnationalliberalen Gelichters erwecken? Die B e-kämpfung des Militarismus. Die Herbei-führung des internationalen Friedens!Also eine Knlturaufgabe, die seit Jahrhunderte» allen edlenMenschen und weitsichtigen Denkern als Ideal vorgeschwebthat, und auch das Ideal des Bürgerthums war,so lange es noch Ideale hatte. Jetzt, dadas Bürgerthum im rohesten Materialismus versunkenund in die wüsteste Barbarei zurückgefallen ist, hates die Stirn, seine Barbarei Kultur zu nennen, und die Forde-rungcn der Kultur als Barbarei zu bezeichnen. Die Anträgezum Züricher Kongreß mögen zum Theil etwas überschwäng-lich sein, daß sie aber von den edelsten Beweggründen ein-gegeben, von der tiefsten Humanität durchdrungen sind, dasmuß auch dem verhärtetsten Gegner unserer Partei ein-leuchten, und wir sagen nicht zu viel, wenn wir sagen: dieBourgeoisblätter, die diese schmachvolle Notiz veröffentlichen,haben sich, ihrer Partei und ihrer Klasse das Brandmalder Schande ausgedrückt.—Aus Freiberg i. S. wirdwurden heute von dererkehrs mit Sozial-Freiheit, die ich meineuns tclegraphirt!Vier BergakademikerAkademie verwiesen wegen idemokraten.Wenn diese Bergakademiker kartellbrüderliche Schleppergewesen wären, hätte man sie nicht rclegirt.—Für den stieberhaftcn Mordspatriotismus unserer durch-.schnittlichen akademischen Jugend spricht die nachstehende,von der„Staatsbürger-Zeitung" mitgetheilte Nachricht:„Unter den Bergakademikern hatte es recht böses Bluterregt, daß einzelne, zum theil semitische Studirende sich in denWaylkamps gemischt und auffällig mit den Sozialdemokratenfraternisirt und agitirt hatten. Da einer Vorstellung beimReklor, diesen Elementen vorläufig den Besuch der Vor-lesungen nicht mehr zu gestatten, keine Folge gegeben wurde,so beschloß am Dienstag Nachmittag eine Versammlung vonBergakademikern, so lange von den Vorlesungen fern zubleiben, als es den an der sozialistischen Agitation bethei-ligten Akademikern gestattet sei, an de» Verhandlungen theil-zunehmen."Sogar die„Staatsbürger-Zeitung" bemerkt dazu:„Mitdieser eigenthümlicheu Forderung dürften die Akademikerkaum durchdringen." Das Antisemitenblatt hat die Empfänglichkeit deutscher Hochschulenverwaltungen für solcheKundgebungen unterschätzt. Unsere Drahtmeldung zeigt,was ein christlich-teutsches Studententhum fertig bekommt.—Die Deichs- Kommt sston fürArveiterstatistiktritt am 29. bezw. 30. d. M. hier in Berlin überraschend schnellund unter Umstände» zusammen, die recht bezeichnend für dieStellung sind, die man ihr zu geben für gut befunden hat. Wirmeinen damit nicht das Kuriosum, daß diese Tagung gerade vorder Thoröffnnng des neuen Reichstags, aber mit den vom altenReichstag ernannten Milgtiedern statlfinden soll. Was man da-init bezweckt, ist nicht recht klar, aber bei der einmal beliebtenZusanimeilseyung der Kommission, in der doch Rcgicrungsbeamtedie Mehrheil haben, auch ziemlich gleichgiltig. Es sind andereDinge, die wir kurz vor dem Zusammentritt moniren möchten.Die letzte von der Reich-kommission zusammen mit derReichsreaierung und dem Kaiserlichen Statistischen Amt geleisteteArbeit ist die Erhebung über die Arbeitsverhältnisse im Handels-gewert«, die wir in unserem heutigen Leitartikel beiprechen.Diese Erhebung und ihre für die deutschen Ladeninhaber bla-madlen Ergebnisse berühren die Interessen der weitesten Kreiseim Deutschen Reich. Die Vertretungen der kaufmännischenPrinzipale, die Handelskammern, müßten sehr nachdrücklich aufdie amtliche Veröffentlichung hingewiesen werden, die Handlungs-gehilfen in ihren Vereinigungen müßten sie eifrig besprechen,die politische Presse müßte das Publikum auf die unglaublicheAusnutzung des Ladenpersonals hinweisen und es zur Mit-Wirkung bei dem Kamps gegen diese dcmoralistrenden Ver»Hältnisse aufrufen, wie dies z. B. in England unerschrockenund beharrlich von der bekannten Early Closing Society(Gesellschaft für frühen Geschästsschluß) geschieht. Nichts vonalledem hat stattgefunden, nnd der Schlüssel zu diesem Mangel-hasten Interesse für die wichtige Sache? Vielleicht findet er sichin einer Thalsache, die in den letzten Wochen ganz aus Zufallbekannt geworden ist. Ein Verband Kaufmännischer Vereine hattebeim Reichskanzler um Ueberlassung einer Anzahl Enqueteberichtefür seine Bezirksvereine gebeten— und die tilntwort war, wennwir uns recht erinnern, daß der Reichskanzler nichtso viel Enqneteberichte übrig habe, er könnenur wenige abgeben! So steht es mit der Unterstützungder Arbeiterstatistik im Deutschen Reiche. Die Gleichgiltig-keit der Bourgeoisie für Arbeiter- und Gehilfen-Berhättnisseist ja ohnedies bekannt. Wenn nun aber einmal aus-nahmSweise ein Fachverband kommt, und der in Redestehende ist unseres Wissens ganz gemäßigter Richtung,und nicht der s-s-fi Sozialdemokratie ergeben, wie einzelneGehilfenvereinigungen in Verlin, Hamburg, Leipzig und Dresden,die von unseren Genossen organisirt sind— wenn also einsolcher Fachverband kommt und für seine Vereine ein halbeshundert Enqueteberichte wünscht, damit also sein Interesse fürdie Sache beweist, so zuckt man die Achsel» und bedauert, diepaar lumpigen Drucksachen nicht übrig zu haben. Auf dieseWeife haben vermuthlich weder Handelskammern, noch Gehilfen-vereine kfisher genauere Kenntniß von den Erhebungen erlangt.Die Oeffentlichteit ist in der größten Unkenntniß von der Sache.Ter„Vorwärts" ist unseres Wissens mit einem süddeutschenBlatt, dem der Kommerzienrath Siegle, ein Mitglied derReichskommisston, nahesteht, die einzige Tageszeitung gewesen,die Ausführlicheres mittheilte.(Ein eingehender Aufsatz findet sichim„Sozialpolitischen Zentralblatt".) Die„Nordd. Allg. Ztg." hatsich mit einem kurzen, elenden Auszug begnügt, der„Reichs-Anzeiger" hat aus einem anderen Blatt ein Bruchstückchen derErgebnisse bezüglich der Lehrlingsverhältnisse abgedruckt und da-bei vergessen, das Wichtigste anzuführen— die lange Arbeitszeitder Lehrlinge. Im Buchhandel ist der Enquetebericht überhauptnicht zu haben, während in England solche Veröffentlichungenvon Staatswegen geflissentlich für einen Spottpreis verkauftwerden. So wird die Arbeit der Reichskommissionfür Arbeiter st atistik und des KaiserlichenStatistischen Amtes in sozialen Dingen von derReichsregieruna geschätzt— sollten sich nicht endlichein paar Mitglieder finden, die gegen dieses Verfahren protestirenund die breiteste, liberalste Oeffenllichkeit für die sozialstatistischenVeröffentlichungen verlangen und durchsetzen köstnen?Aber noch ein Zweites! Wohl deshalb, weil die Ergebnisseder letzten handelsgewerblichen Erhebungen auf jene Wesse bei-nahe geflissentlich im Dunkel gehalten worden sind, hat man esauch gar nicht für nöthig gehalten, den Termin für den bevor-stehenden Zusammentritt der Reichskommission für Arbeiter-statistik und für ihre Berathungen über weitere Feststellungenbezüglich der Misöre iin Handelsgewerbe amtlich bekannt zugeben. Er ist zufällig durch jenes schon genannte süddeutscheBlatt, also durch das Mitglied Siegle, und durchdas Mitglied Molkenbuhr im„Hamburger Echo" bekannt ge-worden, sonst wüßte überhaupt kein Mensch, daßdie Herren Arbeitsstatistiker wieder etwas zum Bestender nothleidenden Handlungsgehilfen thun wollen. Somitist das Interesse für die Reichskommisston und ihre Ar-beiten auch nicht einmal durch diese äußerlichen Dinge amtlichzu erregen gesucht worden— über eine Zusammenkunft vonpreußischen Roßthier-Aerzten, die amtlich in Berlin eme inagrarischen Ställen ausaebrochene Pferdekrankheit berathenwollen, wird sicher im„Reichs-Anzeiger" und anderswo mehrAufhebens gemacht. Die Folge davon ist, daß vermuthlich eineKritik und Vorschläge zur Weiterführung der an und sur sichso verdienstlichen handelsgewerblichen Untersuchung seitens derInteressenten, vor Allem der betroffenen Handlungsgehtlfen, kaumvorliegen können, und mit dem schriftlichen Versahren, dem Aus-schluß jedes kontradiktorischen Verhörs und jedes tieferenEindringens in die elenden sozialen Verhältnisse der Laden-gehilfen wahrscheinlich fortgefahren wird zum Schaden der ein-mal begonnenen Sache und deS betheiligten Ladenpersonals.„Es wird fortgewurstelt", sagt Gras Taaffe.Nun— uns soll es recht sein. Niemand kann mehr davonprofitiren, als wir. Trotzdem hoffen wir, daß eZ unser Dele-girter in der Reichskommission für Arbeiterstatistik versucht, aufdie Abstellung aller dieser offenbaren Mängel zu dringen. Wirsind gespannt darauf, welchen Erfolg er bei den Geheimrätbenmit ihren„Wenn" und„Aber" hat. Es heißt ja, daß diegute Absicht in der Kommisston vorhanden ist, und Leute wieFabrikinspektor Wörishoffer sollten als Mitglieder eigentlich da-für bürgen. Zur guten Slbsicht gehört aber auch noch das Wollenund Können, und endlich eine gewisse Energie; an der letzterenscheint es aber besonders bei der Mehrheit der Kommission zufehlen.Vviefkafliett vvv Medaükton.Zwei W. Bebel, Dich und Metzger wurden 1390 in Hamburg gleich im ersten Wahlgange gewählt.Kolbe. Ein Bericht über ihre Versammlung ist bereits inder Dienstagnummer gebracht worden.P. I., Schleswig. Die eigentlichen Spitzbuben sind die-jenigen deutschen Finanziers, welche die Anleihen der süd-amerikanischen Staaten, um ihren Schnitt zu machen, auf dendeutschen Markt warfen.(*. M., LudwigShafe». GeschäftsauSkünfte ertheilenwir nicht.Stärkung». Wenn wir ein Mittel zur Wiedererlangungdes Kopshaares wüßten, würden einzelne unserer Redakteureselbst Gebrauch davon machen. In welchem Geschäft die genanntePomade zu haben ist, wissen wir nicht.W. Mongelin. Ein gesetzliche» Hinderniß, einenKlub, dessen Mitgliederzahl nur 5 beträgt, von denen 3 keinen„Vorstandsposten" annehmen wollen, fortbestehen zu lassen, be-steht nicht.Zt. B. 7. Sie können von den Eltern, da der Jung« nochnicht 7 Jahre alt ist, wegen mangelnder Aufsicht der ElternErsatz für die vom Jungen eingeworfene Scheibe verlangen.Ein Nixdorfer Genosse. Der vom„Rixdorfer Tageblatt"auS dem„Kleinen Journal" abgedruckte Briefwechsel zwischenBismarck und Richter ist ein plumper, witzloser Ulk.Frau M. M. Ein tüchtiger Sozialdemokrat muß auch einsorglicher Ehemann und Familienvater sein. Daß wir der Fraudie Möglichkeit schaffen»vollen, auch für sich selbst sorgen zukönnen, geschieht in ihrem Interesse, damit sie auf eigenenFüßen stehen könne, und nicht blos„um versorgt zu sein",sondern aus wirklicher Liebe und Gleichgesinntheit den Ehebundschließe. Der Mann soll nicht ganz allein in der Familie aus-gehe» und nur am Schürzenband der Frau hängen, ebenso wiedie Frau nicht eine bloße Hausglucke sein soll. Faßt Ihr Manndieses anders auf, dann seien Sie nicht auf den Mund gefallen,sondern sagen ihm nur, wie er auch prahlen mag, daß er doch»och kein richtiger Sozialdemokrat sei.Marktpreise in Berlin am 27. Juni, nach ErmittelungendeS königlichen Polizeipräsidiums. Weizen per 100 Kg. guter von16,60—16,20 M.. mittlerer von 16,10—15,80 M., geringer von15,70—15,40 M.. Roggen per 100 Kg. guter von 15,00 bis14,30 M.. mittlerer von 14,70—14,60 M., geringerer von 14,50bis 14,30 M. Gerste per 100 Kg. gute von 17,00—16,00 M.,nnttlere von 15,90—15,00 M., geringe von 14,90—14,00 M.Hafer per 100 Kg. guter von 13,20—17,70 M.. mittlerer von17.60—17,20 M.. geringer von 17.10 bis 16,70 M. Stroh.Rich� per lT)0 Kilogramm von 6,65— 6,00 Mark. Heu per100 Kilogramm von 7,50—5,50 M. Erbsen, gelbe zum Kochenper 100 Kg. von. 40,00—24,00 M. Sprisebohnen, weiße per100 Kg. von 50,00—20,00 M. Linsen per 100 Kg. von 80,00bis 30,00 M. Kartoffeln per 100 Kg. von 7,00—5,00 M. Rind-strich von der Keule per 1 Kg. von 1,60—1,20 M. Bauchfleischper 1 Kg. von 1,30—0,90 M. Schweinefleisch per 1 Kg. von1,60—1,10 M. Kalbfleisch per 1 Kg. von 1,60-0,80 M.Hammelfleisch per 1 Kg. von 1,40—0,90 M. Butter per 1 Kg.von 2,80—1,80 M. Eier per 60 Stück von 4,00—2,00 M. Fischeper 1 Kg.: Karpfen von 2,00—1,00 M. Aale von 2,80 bis1,20 M. Zander von 2,40—1,20 M. Hechte von 2,00—1,00 M.Barsche von 1,60—0,70 M. Schleie von 2,40—1,00 M. Bleievon 1,40 bis 0,60 M. Krebse per 60 Stück von 12,00—2,00 M.