Anzahl zersplitkerler Kräfte, kaum ImstanbS, eine Schlacht W liefern. Er hat zunächst die Kirchenfrage in Angriff ge- nommen. im Gedanken, daß hinter dieser alle anderen im Augen- blick zurückträten, und datz er damit die Zeit gewinne, sein Heer auszubauen und schlagfertig zu machen. Es wird sich zeigen, ob er der Lage gewachsen sein wird. Nicht minder, ob jetzt, da die Man- archie ihre letzte Karte ausgespielt hat— und Canalejas ist sicher die allerletzte— die heutigen republikanischen Führer eine bessere Rolle spielen werden als einst die der ersten Republik (von 1863). Wessen wir aber ganz sicher sind, das ist, daß Spanien endgültig in das Zeitalter seiner Befreiung eingetreten ist, daß das Volk nicht abrüsten und nötigenfalls Gewalt gegen Gewalt setzen wird, um sein Recht zu erringen. Die Ereignisse der tragi- schen Woche(in Barcelona , Juli 1969), die grossen Streiks in Bilbao und Asturien (Nordwestspanien) und der Konflikt mit dem Vatikan sind alles nur Ausdrucksformen einer sehr verwickelten gesellschaftlichen Krise. M Das P r ol e t a r i a t ist in den Kampf eingetreten. Es bildet die einzige vorwärtsstürmende Macht im Fortschrittsheere. Es allein hat ein klares Ziel und eine sestbestimmte Taktik. Wenn die spanischen Reaktionäre nicht begreifen und ehrlich mit ihrer Vergangenheit und ihren Vorurteilen brechen wollen, dann gehen wir einer Zeit gewaltsamer Kämpfe entgegen, die durch gesetzliche Massnahmen völlig zu vermeiden gewesen wären. Die aufgegebene Demonstration. San Sebastian , 7. August. In vergangener Nacht trafen zwei Schwadronen Gendarmen hier ein. Die Ba h n h ö f e sind von Truppen besetzt. M>0 Katholiken sind in der Stadt; ihre Haltung ist friedlich. Ter Generalkapitän hatte eine Konferenz mit dem Ministerpräsidenten Canalejas , dem er versicherte, dass eine Störung oer Ruhe nicht zu befürchten sei. Die Organisationsausschüsse haben an die Bevölkerung von Biscaya und Navarra die Mitteilung gelangen lassen, dass von der geplanten Kundgebung der Katholiken Ab st and genommen sei, weil die Regierung die Transportmittel mit Beschlag belegt habe. Sie protestieren gegen die Akte der Will- kür, beklagen es. dass die Armee dazu bestimmt werde, die Ordnung gegen die Katholiken aufrechtzuerhalten, die das Heer liebten, und schliehen mit der Aufforderung, die Katholiken sollten den Mut nicht sinken lassen. Als gestern abend eine Gruppe von Manifestanten von einem Balkon herab„Nieder mit Spanienl Es lebe der Papst!" riefen, versuchten etwa 1999 Personen das Haus zu stürmen. Der Gouverneur eilte an der Spitze von Polizei- und Gendarmerie- Mannschaften herbei und stellte die Ruhe wieder her. Mehrere Per- sonen wurden verletzt. 44 wurden verhaftet. Im Zentrum der Stadt herrscht Ruhe. Bei Haussuchungen wurde eine Anzahl Feuerwaffen gefunden, 132 Verhaftungen wurden vorgenommen. Gegen 3 Uhr morgens wurde die Gendarmerie zurückgezogen. perNen. Strassenkämpfe in Teheran . Teheran , 7. August. Die Stadt befindet sich im Kriegs- zustande, sie offenen Plätze sind von Polizei und Gendarmerie besetzt; die Bachtiaren haben das Parlamentsgebäude besetzt und zur Verteidigung eingerichtet. Die Bevölkerung hat die Ablieferung der Waffen eingestellt, nachdem sich herausgestellt hat, dass Fidai und Leute der Tagisadepartei in Polizei- oder Militäruniform auftreten. Die Fidai konzentrieren sich unter Führung Sattar Khans und Baghir Khans. Die Regierung struppen ließen gegen die Fidais Ge. schütze auffahren ud gaben Schnellfeuer ab. Um öü Uhr abends war der Strassenkampf zu Ende und die Fidai st reckten die W)a f ss e n. Sie wurden mit den Führern Sattar Khan und Baghir Khan gefangen genommen. Sattar Khan ist verwundet, die erlittenen Verluste sind noch nicht bekannt. Teheran , 8. August. Bei den gestrigen Kämpfen sind auf Seiten der Regierungstruppen etwa zwölf Mann getötet oder ver- letzt worden und auf Seiten der Fidai etwa dreißig; dreihundert Fidai wurden gefangen genommen. Hcgyptcn. Englische Preßsreiheit. Kairo » 6. August. Der Dichter Ghahati wurde heute wegen Veröffentlichung eines Bandes revolutionärer Ge- dichte in absentia zu einem Jahre Gefängnis verurteilt, ein Mit. angeklagter erhielt drei Monate Gefängnis, zwei weitere Ange- Nagte wurden mit einer Verwarnung entlassen. Inclien. Gegen die Fremdherrschaft. London , 3. August. Wie asts D a c c a gemeldet wird, ist durch die Schriftstücke, die bei den kürzlich in Kalkutta und dem östlichen Bengalen vorgenommenen Verhaftungen beschlagnahmt wurden, «ine weitverzweigte Verschwörung zur Untergrabung der britischen Herrschaft aufgedeckt worden. Hus der Partei» : tleber 100 000 Mitglieder te Groß-Berlin! Da?„Mitteilungsblatt" der sozialdemokratischen Vereine Berlins und Umgegend kann in seiner neuesten Nummer die erfreu» liche Mitteilung machen, daß die Zahl der Parteimitglieder in Groß» Berlin die Hunderttausend überschritten hat. Die Berichte der Wahl- vereine für das Geschäftsjahr 1999/19 ergeben, daß zurzeit 101 191 Mitglirder gezählt werden, davon 88 426 männliche und 12 766 weibliche. Auf die einzelnen Kreise verteilen sich die Mitglieder wie folgt: Am 1. Januar 1996 kam die Zentralisation der Berliner Orga- nisationen init 41 700 Mitgliedern zustande. In den vier Jahren, die sie jetzt besteht, ist also ein erfreulicher Fortschritt zu verzeichnen. Aber noch gibt es in Berlin Hunderttausende für die' Organisation zu gewinnen. Der erzielte Fortschritt muß ein Ansporn sein zu weiterer kräftiger Werbe- und Aufklärungsarbeit, auf dass bald das zweite Hunderttausend voll werde. ReichStagskandidature». Das.Volksblatt für Anhalt' teilt in seiner Montags- Nummer mit: .Die Delegierten des ersten Anhaltischen Wahl» treiseS(Deffau-Zerbst) auf der Landeskonferenz haben sich gestern nach dem Landesstatut als Kreiskonferenz statuiert und darauf die Frage der ReichstagSkandidatur erörtert. Genosse Kurt Eisner -München gab folgende Erklärung ab: Sie haben mich vor l'/z Jahren mit dem ehrenvollen Auftrage überrascht, in diesem Kreise als ihr Reichstagskandidat zu fungieren. Ich habe mich um diesen Posten nicht beworben, aber es für meine Pflicht gehalten, Vertrauen mit Vertrauen zu erwidern. Inzwischen haben sich nun Veränderungen vollzogen, die es mir rätlich er- scheinen lassen, dies Amt wieder in Ihre Hände zurück zu geben. Ich bin zu schriftstellerischen Aufgaben verpflichtet, die ich kaum werde erfüllen können, wenn ich als ReichStagskandidat oder Reichstags- abgeordneter in Zukunft tätig sein muß. Es kommt hinzu, daß ich meinen Wohnsitz nach München verlegt habe. Dadurch ist die Ent- ferimng noch mehr gestiegen, es werden noch erhöhte Kosten dadurch der Partei auferlegt. Endlich sind aber auch andere private Ver- Hältnisse für mich Ursache, sie um Entbindung von dem Mandat zu bitten. Wäre ich schon Ihr Abgeordneter, so könnte kein Anlaß sein, auf diese Umstände irgend welche Rücksicht zu nehmen. Da ich es aber erst werden müßte, will ich keine Ursache geben, daß diese meine privaten Verhältnisse von der Gegnerschaft in der ihnen gewohnten schmutzigen Weise zur Erörterung gelangen. Darum bitte ich um Lösung deS Verhältnisses. Ich hege die Hoff- nung, den Genossen als Schriftsteller und Redner in Zukunft noch weiter dienen zu können. Der Vorsitzende Genosse Stelzer sprach dem Genossen EiSner seinen Dank aus und stellte fest, daß die beabsichtigte Veränderung in den Instanzen mit größter Sachlichkeit und ohne jede Unannehm- lichkeit behandelt worden sei. Sodann gab der Vorsitzende Kenntnis von den Schritten, die der Kreisausschuß getan, um einen neuen Kandidaten zu gewinnen. An den Bericht knüpfte sich eine kurze sachliche Debatte, an deren Schluß Genosse Abg. Wolfgang Heine-Bcrlin e i n st i m m i g als Kandidat für den ersten anhaltischen Wahlkreis aufgestellt wurde. Genosse Heine hat auf telegraphisches Ersuchen die Kandidawr angenommen. » Genosse Eichhorn, der in dem von ihm verttetenen Reichs- tagSwahlkreis P f o r z h e i m- D u r l a ch für die kommende Reichs- tagswahl wieder aufgestellt worden war, ist aus Rückficht auf seine Stellung als Leiter des sozialdemokratischen Pressebureaus von der Kandidatur zurückgetreten. »- Im 2 2. sächsischen Wahlkreise— Auerbach — wurde am Sonntag Genosse Dr. L e n s ch- Leipzig, Redakteur der »Leipziger Volkszeitung "« einstimmig als Kandidat aufgestellt. Auch ein Disziplinbruch. Die badischen Verteidiger der Budgetbewilligung und de? Disziplinbruchs sind arg um stichhaltige Argumente verlegen. In dieser Klemme greifen sie nach den kleinsten Strohhalmen. Der Karlsruher.Volksfreund' bringt in seiner SonntagSnummer einen fulminanten Leitarttkel,.Disziplin' überschrieben, der in seinem ersten Teil die-für die Beurteilung der ba- dischen Angelegenheit gänzlich gleichgültige Frage aufwirft, ob der Taktikresolution des Internationalen Sozialistenkongresses zu Amsterdam im Jahre 1993 gehorsamt werden müsse. Der.Volks- freund" ist offenbar nicht dieser Meinung, da seiner Ansicht nach die Abstimmung über diese Resolution ungültig war. weil sie nur mit einer Stimme Mehrheit, und zwar der des Genossen Kata- y a m a- Japan zustandegekommen sei, dieser aber nicht zur Ab» stimmung berechtigt gewesen sei, da es. wie ein Artikel deS Genossen Chagrin in der.Metallarbeiterzeitung' nachweise, gar keine sozialistische Partei in Japan gebe noch gegeben habe. An- genommen, daß alles, was der„Volksfreund' darüber sagt, richtig wäre, so wüßten wir nicht, was damit für die badischen Disziplinbrecher gewonnen wäre.— Uebrigens vergißt der„Volks- freund" in seinem Eifer ganz, dass auch die zweite abgelehnte Re- solution Adler-Vandervelde, die dem Kongreß vorlag, anti» ministerialistisch war, den Inhalt der Dresdener Resolu- tion vollständig akzeptierte und nur einige Ausdrücke milderte. Aber der„Volksfreund" hat noch anderes Material. Auf seiner Suche nach Disziplinbrüchen hat er gleich zwei furchtbare Ver- brechen der sächsischen und der preußischen Genossen entdeckt. Sie haben nämlich— hör'S und schaudere, o Leserl— gegen die Resolution des Bremer Parteitags vom Jahre 1994 zur Kommunalpolitik verstoßen! In dieser Resolution werden staatliche Zuschüsse für die Ausgaben der Ge- meinden auf dem Gebiete der Volksgesundheit, der Schulpflege, der Armenpflege und des Wegebaues gefordert. Die letzte sächsische Landeskonferenz hat aber„in flagrantem Widerspruch zu der Bremer Resolution" in ihrem Gemeindeprogramm vom Staate ge- fordert:„Uebernahme der Lasten oder Leistung genügender Zu» schüsse für die Ausgaben deS Volksgesundheitswesens, deS Schulwesens, der Armenpflege und des Wegebaues."— Und die Preußen sind ebenso arge Sünder; auf dem letzten preußischen Parteitage haben sie ein Kommunalprogramm aufgestellt, das ebenfalls die Uebernahme der Volksschullasten durch den Staat fordert. Dröh- nend erhebt der„Volksfreund" nach dieser erschütternden Fest- stellung die Frage: „Soll denn in unserer Partei mit zweierlei Mass gemessen werden? Sollen die Preußen und die Sachsen für sich in Anspruch nehmen dürfen, was anderen Parteigenossenschaften verweigert wird? Wenn wir erst dahin gekommen sind, dan« ist eS wahrlich schlimm um die Partei bestellt!" Und zum Schluß erläßt unser Karlsruher Parteiblatt sodann die schmetternd« Herausforderung: .... Wir möchten alle unsere norddeutschen Kritiker bitten, sich einstweilen über die hier aufgeworfenen Fragen einmal aus» zulassen. Hoffentlich fehlt es den Parteiblätter», die sich so überaus eifrig mit der Verurteilung der badischen Parteigenossen beschäftigen, in der nächsten Zeit nicht an Raum, diese Fragen ihre» eigenen Lesern vorzulegen und eine recht ausführliche Antwort darauf zu geben. Wir sind dann selbstverständlich gerne bereit, an unserem Teil dieser Antwort zu einer grösseren Ver- breitung in Süddeutschland zu verhelfen. Also los!" An Raum und Zeit fehlt es uns nun eigentlich sehr für diese Frage, wenn wir sie lediglich an sich, nach ihrer sachlichen Bedeutung betrachten. Aber da dem„Volks freund" so viel daran liegt, wollen wir doch kurz feststellen, daß wir diese„Disziplinbrüche" ebenso- wenig tragisch nchmen können, wie es die ganze Partei bisher nicht getan hat. Wie man das Hinausgehen über die betreffende Be- stimmung der Bremer Resolution, eine Verschärfung, die zu threm Geiste in keinerlei Widerspruch steht, mit dem Bruch eines Partei- tagsgebots in Parallele setzen kann, ist uns ebenso unverständlich. wie es wohl den gesamten Parteigenossen Deutschlands unverständ- lich sein wird. Der„Volksfreund" sammelt jetzt Disziplinbrüche, wie andere Marken sammeln— seine Sammelobjekte haheg un- gefähr denselben Wert wie— Briefmarkent,-—- Die Landesfonserettz für Guz VroWrzSgflM Anhast_ war am 7. August in Wernburg versammelt. Anwesend waren 89 Delegiert«. Dem vom Landesparteisekretär Günther er- statteten Jahresbericht zufolge ist die Zahl der Mitglieder der beiden sozialdemokratischen Wahlkreisvereine von 6487 auf 7994 gestiegen. Weibliche Mitglieder sind 2136 vorhanden. Die in den Ortsvereinen und Kreiskassen vorhandenen Kassenbestände be- tragen 7297,66 M.; sie vermehrten sich um 2981 M. Die Zahl der sozialdemokratischen Gemeindevertreter im Lande stieg von 78 auf 91, die Zahl der Abonnenten des Parteiorgans von 19 962 auf 19 798.— Als Delegierter für den Internationalen Kongreß wurde Parteisekretär Günther gewählt.— In der Budgetfrage wurde das Verhalten der badischen Landtctgsverireter von Pens und Eisner gebilligt. Beide Redner verlangten die Wiederaufhebung der Nürnberger Resolution. Der Kandidat des dritten anhaltischen Wahlkreises, Genosse Bender, trat beiden Vorrednern scharf entgegen und bezeichnete die. Miß- stimmung der Badenser zum Budget als schweren Disziplin- bruch. V ander Annahme einer Resolution wurde Abstand genommen. Bon allen Rodnern wurde ge- wünscht, daß der Magdeburger Parteitag diese Angelegenheit leidenschaftslos erledigen möge.— Zum Landesvorsitzenoen wurde Genosse D ei st- Dessau wiedergewählt. Der Gothaische Landcsparteitag fand am Sonntag im„Volkshaus" in Gotha statt. 97 Delegierte waren anwesend. Die vom Landesvorstand erstatteten Berichte gaben im allgemeinen von einer befriedigenden Tätigkeit Zeugnis. Der Abonnentenstand des„Volksblatt" ist gegenüber der ent- sprechenden Zeit des Vorjahres um mehr als 1999 gestiegen. Die Unterrichtskurse des Bildungsausschusses sollen im Winter fort- gesetzt werden. Den Bericht über die Tätigkeit der Landtags- fraktion erstattete Genosse Wolf. Das dem Landtage zur Be- ratung vorliegende neue Gemein deabgabengesetz rief eine lebhafte Debatte hervor. Einstimmig wurde Genosse Wilhelm Bock wieder als Reichstagsland idat augestellt. Als Parteitagsdelegierter wurde Genosse Zentgraf gewählt. Nach eingehender und gründlicher Beratung wurde ein, den modernen Bedürfnissen entsprechender Statutenentwurf mit geringen Aende- rungen angenommen. Zum badischen Budget st reit wurde idte folgende Resolution angenommen: „Der Gothaische Lanbesparteitag protestiert energisch gegen das Verhalten der badischen Landtagsfraktion und sieht in der Zustimmung zum Budget, trotz der Beschlüsse des Lübecker und Nürnberger Parteitages einen unerhörten Disziplinbruch und eine schwere Schädigung der gesamten Partei. Der Parteitag von Magdeburg wird ersucht, Vorsorge zu treffen, daß solche Verstösse von Parteigenossen, die noch zudem in der höchsten Vertrauens- stellung stehen, nicht wieder vorkommen können. Der Partei- vorstand wird aufgefordert dafür zu sorgen, daß auch in den Landesteilen, die heute noch den geeigneten Boden für diese Quer- treibereien abgeben, in Zukunft eine geeignete, unseren Grund- sätzen, unserem Parteiprogramm und den hohen Zielen des Sozialismus entsprechende Propaganda entfaltet wird. Diese grundsätzliche Aufklärung soll dazu beitragen, dass den zu der» urteilenden revisionistischen Seitensprüngen jeder Kgd.ey in der Partei entzogen werde. � Krciskonfcrenzen. Die Generalversammlung des sozial d'emo» kratischen Vereins für den 23. sächsischen Reichs» tagSwahlkreis(Plauen -Oelsnitz) befaßte sich am letzten Sonntag neben den üblichen geschäftlichen Angelegenheiten auch mit der badischen Budgetbewilligungs ßi a g e. Zwei hierzu vorliegende Resolutionen, welche das Verhalten der badischen Landtagsfraktion auf das schärfste verurteilen, wurden von dem Kreisvorsitzenden Genossen H. Bauer und dem Genossen S ch n i r ch eingehend begründet. Zur Annahme gelangte mit 87 Stimmen die Resolution des Kreisvorstandes, die folgenden Wortlaut hat: Die heutige Parteiversammlung verurteilt auf das ent» schiedenste das Verhalten der badischen LandtagSsraktion. Sie erblickt in ihrer Zustimmung zum Staatsbudget eine bewußte Verletzung der im Kampfe gegen die Klassenherrschaft unbedingt notwendigen Disziplin. Die Partei erstrebt auf staatsrechtlichem Gebiet die Re» publik. Die Versammlung brandmarkt deshalb die Beteiligung der badischen sozialdemokratischeil LandtagSsraktion an den Huldigungen für den Grossherzog, den Gratulationscouren und allen sonstigen- Hofgängereien als eine würdelose, mit dem Parteiprogramm unvereinbar« Demonstration. Die versammelten Genossen des 23. sächsischen Reichstags- Wahlkreises sind der Meinung, dass die badischen Budgetbewilliger sich durch ihre Handlungen selbst ausserhalb der Partei gestellt haben.. Einer starken Minorität von zirka 69 Stimmen war der An- trag in seiner verurteilenden Tendenz noch nicht scharf genug. Zum Parteitag in Magdeburg wurden die Genossen S ch n i r ch und Müll er- Plauen, zur Landeskonferenz in Leipzig die Ge- Nossen Kretzschmar, Wagner und Voss delegiert.> Eine lebhafte Debatte entspann sich über den Antrag deS OrtS» Vereins Plauen, das Parteiserretariat für den 22. und 23. Reichs- tagSwahlkreis künftig nur auf den 22. Kreis zu beschränken, da die Tätigkeit des Sekretärs weder bisher noch künftig für den 23. Kreis irgendwelche Vorteile geboten habe und bieten könne. Seine Arbeit müsse nutzlos sein, weil die Verhältnisse des Kreises dies aus- schlössen. Der Antrag wurde von den Genossen Müller, BreS» lauer und Pieper energisch bekämpft, von den Genossen Schnirch, Steinkamp befürwortet und schliesslich mit grosser Majorität a n g e n o m m e n. Am Sonntag tagte in Teuditz die Kreiskonferenz des Wahl- kreifes Merseburg -Querfurt , auf der berichtet wurde, dass die Mitgliederzahl im letzten Jahre um 368 stieg und jetzt 1837 beträgt. Sozialdemokratische Stadtverordnete sind 9, ländliche Ge- meindevertreter 33 vorhanden. Die Einnahmen der Kreiskasse be- trugen 6894,53 M., die Ausgaben 4587,39 M., so daß ein Kassen- bestand(zugleich Wahlfonds) von 2217,23 M. verbleibt. An Geld- strafen mußten über 699 M. bezahlt werden. Zum Parteitage re- ferierte der ReichStagskandidat Genosse Pollender- Leipzig, der den Disziplinbruch der badischen Parlamentarier scharf verurteilte. Er empfahl folgende Resolution: Die Versammlung erklärt: Die Budgetbewilligung und die Verbeugungen der badischen Landtagsfraktion vor dem monarchi» schen System sind unverträglich mit den Grundsätzen unserer Partei. Das Verhalten der Badenser ist ein bewußter DiSzipli n bruch, der mit seinen Folgen geeignet ist, die sozialdemokratische Arbeiterbewegung aufs schwerste zu schädigen. Die- Versammlung erwartet deshalb vom Parteitage Mass» nahmen, die eine Moderholung derartiger Vorgänge unmöglich machen. In der lebhasten Debatte wurde von mehreren Rednern der Schluß der Resolution als nicht klar und konsequent genug ver» urteilt und schliesslich mit 21 gegen 19 Stimmen der letzte Zusatz' dahin geändert: Die Versammlung erwartet deshalb vom Parteitage den Ausschluß der Betreffenden aus der sozialdemokratischen Partei. Diese Resolution wurde dann ohne Widerspruch angenommen. Ueber die Frage der Beitragserhöhung auf 19 Pf. pro Woche wurde eine Urabstimmung beschlossen. Zum Parteitagsdelegierten wurde Genosse Pollender ge» wählt. Die klare und scharfe Stellungnahme des„Halleschen Volks» blatte»" wurde einmütig gebilligt.
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