Hr. 184. 27. Jahrgang. 1. Wi« dis Jormitto" Aerlim MksdlM. Der Zentral-KlaftlvereiD für teltoW 'Beeshow �ttlf am Sonntag im„Volkshause" zu Charlottenburg seine Generalversammlung ab. Sie war besucht durch 112 Delegierte aus 42 Orten. Nicht vertreten war der Ort Markgrafpieske . Kerner waren anwesend der Zentralvorstand des Kreises, der tneichstagsabgeordnete des Kreises und ein Vertreter des Verbands- Vorstandes von Groß-Berlin. Den ersten Punkt der Tagesordnung bildete der vorn Genosser, Pagets erstattete Bericht deS Zentralvorstandes. Derselbe erstreckt sich auf die beiden ersten Quartale des laufenden Jahres. Der Redner beleuchtete zunächst die Wahlrechtsbewegung und die dadurch entstandene Agitationsarbeit. Dann gedachte er der Gemeindewahlen. Solche fanden in 43 Orten des Kreises statt. Ende IVOS hatte unsere Partei itt 7 Städten 74 und in 80 Landgemeinden 75 Vertreter. Ende Juni 1910 waren es in 7 Städten 73 und in 41 Landgemeinden 112 Vertreter. Das ist ein Zuwachs von 35 Vertretern.— Zum Zweck der Agitation wurden 1 296 500 Flugblätter, 10 000 Exemplare der„Fackel" und 5000 polnische Flugblätter verbreitet.— Die Zahl bet Mitglieder ist von 23 757 auf 26 504, also um 2747 gestiegen. Von den Mit- gliedern sind 22 605 Männer und 3899 Frauen. Von der Zu- nähme der Mitgliederzahl kommt der gröstte Anteil, nämlich 2118, auf Rixdorf. Entsprechend der Vermehrung der Mitglieder ist die Zahl der verkauften Beitragsmarken gegen das Borjahr um 16 599 gestiegen. Der Kassenbericht schließt mit einer Einnahme von 55 104,71 M. und einer Ausgabe von 46 919,96 M., so daß ein Bestand von 8184,75 M. bleibt.— An die Kasse von Grotz-Berlin sind für Beitragsmarken 13 500 M. und an sonstigen Einnahmen 2650 M. abgeführt worden. Genosse G r o g e r gab einen kurzen Ueberblick über die all- gemeine Tätigkeit des Aktionsausschusses und verwies bezüglich der Einzelheiten auf die Berichte im„Mitteilungsblatt". Der vom Genossen Heinrichs gegebene Bericht der Preß. kommission deckt sich mit den unseren Lesern bekannten Angaben, die bereits in den Berliner Versammlungen gemacht worden sind. Genosse Fischer erstattete den Bericht der Agitations- Kommission. Er konstatierte erfreuliche Erfolge der Agitations- arbeit. Die Einzelheiten sind ebenfalls aus den Berliner Ver- sammlungen schon bekannt. Genosse Rohr, der den Bericht der Lokfilkommission gab, meinte, er könne wenig von Erfolgen sprechen. In verschiedenen Orten, wo uns Lokale zur Verfügung staGden, sind sie wieder zurückgezogen worden. Nicht nur in einer Reihe kleiner Orte. sondern selbst in einigen größeren Vororten Berlins haben wir keine Versammlungslokale. Auch der durch lebhafte Agitation unterstützte Boykott bestimmter Lokale in westlichen Vororten hat keinen Erfolg gebracht. Der Redner betonte die Wichtigkeit des Lokalkampfes und ersuchte um Unterstützung desselben durch alle organisierten Arbeiter. Genossin Thiel gab einen kurzen Bericht über die Agitation zmter den Frauen. Die Diskussion über die gesamte Berichterstattung erstreckte sich fast ausschließlich auf den Bericht der Preßkommission. Nament- lich war es di? Frage der Herausgabe eines Abendblattes des »Vorwärts", die zu Meinungsverschiedenheiten Anlaß gab. Ein- zelne Redner meinten, trotz der vom Genossen Heinrichs vor- getragenen Berechnungsergebnisse müsse man der Herausgabe eines Abendblattes nähertreten. Es sei doch nicht sicher, daß diese Berechnung unanfechtbar sei. Das Abendblatt sei ein dringendes Bedürfnis, was man daraus sehe, daß viele Arbeiter die Abend- blätter der bürgerlichen Presse lesen. Ebenso dringend sei daS Bedürfnis nach einem Montagsblatt. Andere Redner meinten dagegen, eS liege keineswegs ein allgemeines Bedürfnis nach einem Abendblatte vor. Der Lesestoff des„Vor- wärtS" sei schon jetzt so reichhaltig und so umfangreich, daß die meisten Arbeiter ihn gar nicht bewältigen können. Vor allem sei aber zu bedenken, daS die Herausgabe des Abendblattes an dem Kosten- punkt scheitere. Da der größte Teil der Mehrkosten auf die Er- höhung des Botenlohnes entfällt, so meinte ein Redner, eS sei doch zu prüfen, ob wir die in dieser Hinsicht gestellten Forderungen n Kleines feuilleton* Talsperren. Die großen Ueberschwemmungen, die in den letzten Wochen in allen Teilen Deutschlands großes Unheil angerichtet haben, lenken das Interesse auf die Wasserbauunternehmungen,-die der Flußregulierung dienen sollen. Die gewaltigsten von ihnen sind die Talsperren mit ihren mächtigen und hohen Mauern und ihren riesigen Staubecken. Sie sind zwar in erster Linie Unternehmungen zur industriellen Ausnützung der Wasserkräfte unld haben vor allem wasserwirtschaftliche Bedeutung; allein sie bieten auch einen ge- wissen Schutz gegen die Hochwassergefahr, ja im Gebiete der Oder z. B., wo bei Marklissa eine Talsperre im Betriebe ist, bei Mauer eine gebaut wird, ist dieser Schutz die Hauptsache. Nach einer Zu- sammenstellung des Herdcrschen Jahrbuchs der Naturwissenschaften ist bisher die größte Talsperre Europas -die Roer - oder Urfttal- sperre, deren Sammelbecken 45 Millionen Kubikmeter fassen kann; indessen wird sie in kurzem durch die Sperre bei Mauer in Schlesien lBobertalsperre) übertroffen werden, da deren Fassungsraum 50 Millionen Kubikmeter beträgt. Allein diese beiden gewaltigen Anlagen sind verhältnismäßig klein gegenüber den geplanten oder im Werden begriffenen Möhne- tal- uno Edertalsperren. DaS Gebiet der ersteren liegt zwischen Soest und Arnsberg (Westfalen ) an der Mündung der Helve in die Möhne, die sich bald darauf in die Ruhr ergießt. Ihr Sammel- decken soll 130 Millionen Kubikmeter fassen. Die Sperrmauer, deren Kosten allein auf 20 Millionen Mark veranschlagt werden, wird 40 Meter hoch und an der Krone 632 Meter lang sein. Die Sperre wird der Wasserversorgung uno Wasserkraftgewinnung dienen. Man hofft sie nach siebenjähriger Bauzeit im Jahre 1914 zu voll- enden. Unternehmer ist der Ruhrtalsperren-Verein. Der Stau- Inhalt der Edertalsperre im Fürstentum Waldeck , die der Ver- hütung von Hochwasserschäden, der Schaffung eines regelmäßigen Schiffahrtsbetriebes auf der Oberweser zwischen Münden und Hameln und der Speisung oeS Mittellandkanals dienen soll, über- trifft den der Möhnetalsperre noch um 90 Millionen Kubikmeter. Der Stau ist 25 Kilometer lang, das Staubecken wird 1100 Hektar bedecken und eine Reihe von Ortschaften dem Untergange weihen. Die Mauer, die an der Sohle 34 Meter dick und 270 Meter lang. an der Krone 5 Meter dick und 400 Meter lang sein soll, wiro eine Höhe von 48,6 Meter haben. Bon kleineren Unternehmen, die im Bau sind, nennen wir die Neyetalsperre der Stadt Remscheid , die der Wasserversorgung dienen soll und einen Beckeninhalt von sechs iMillionen Kubikmeter haben wird, und die Listertalsperre im Kreise Olpe mit 22 Millionen Kubikmeter; ihre Kosten werven auf 3 Mil- lionen veranschlagt, und die jetzt vollendete Laubenbachtalsperre zur Wasserversorgung von Chemnitz ; ihr Sammelbecken faßt szh Millionen Kubikmeter. Bei den Talsperrebauten in Deutsch - land haben sich die Unternehmer häufig za jchren Ungunsten verrechnet und Mit Verlust gearbeitet. des Transportarbeiterverbandcs in vollem Umfange bewilligen müssen. Es sei doch nicht gerechtfertigt, daß der Transportarbeiter- verband an den„Vorwärts" Forderungen stelle, die bei der bürger- lichen Presse nicht erfüllt werden, weil dort der Transportarbeiter. verband die Zeitungsfrauen nicht organisieren könne.— Das Bedürfnis nach einem Abendblatte bestritt auch Genosse Zubeil. Die Herausgabe eines Montagsblattes bezeichnete er als notwendig und durchführbar. Aus Schöneberg war der Antrag gestellt, den Bezirksanzeiger und die Bezugsquellenbeilage in eigene Regie zu übernehmen. Da- gegen machten einige Redner geschäftliche Bedenken geltend. Der Antrag wurde abgelehnt.— Dem Kassierer wurde einstimmig Decharge erteilt. Die hierauf vollzogene Vorstandswahl hatte folgendes Er- gebnis: 1. Vorsitzender H i r s ch- Charlottenburg, 2. Vorsitzender B ö s k e- Rixdorf, Sekretär G r og er- Rixdorf, Kassierer P a g e l s- Rixdorf, Beisitzer S t i e f e n h o f e r- Charlottenburg, U l rn- Zehlendorf. Frau T h i e l- Temvclhof. Revisoren Wel- mann- Britz, T u r o w- Rixdorf, W e n z e I- Gr.-Lichterfelde, Riedel- Wilmersdorf, Schenk- Steglitz. Ferner wurden gewählt: In die Preßkommission des„Vor- wärts": Heinrichs- Rixdorf, Hoffmann- Nowawes, B r u n n e r- Charlottenburg. Preßkommission der„Märkischen Volksstimme": Sydow- Ketschendorf, Gruhl- Nowawes. Aktionsausschuß: Groger und Pagels. Agitationskommis- sion: K ü t e r- Schöneberg und F i s ch e r- Schöneberg. Lokal- kommission: Rohr- Britz. Revisor für Grotz-Berlin : Wei- mann. Britz. — Für den geschäftsführenden Ausschuß Groß- Berlins wurden Ernst, Liepmann und Böske vor- geschlagen. Es folgte nun die Stellungnahme zum Parteitage. Nachdem der Referent, Genosse Böske, alle Punkte der Tagesordnung des Parteitages eingehend erörtert hatte, wandte er sich der badischen Angelegenheit zu. Die Budgetbewilligung sei wie ein Wermuttropfen in die gute Stimmung gefallen, in der sich die Parteigenossen angesichts der für uns so überaus günstigen Situation befänden. Die politischen Verhältnisse in Baden seien durchaus nicht derart, daß die von unseren dortigen Landtags- abgeordneten eingeschlagene Taktik erfolgreich sein könnte. Doch darum handele es sich jetzt nicht, sondern nur darum, daß die Mehrheit der badischen Fraktion über einen Parteitagsbeschluß hinweggegangen sei und dadurch einen Disziplinbruch begangen habe. Auch die Teilnahme einiger badischcn Genossen an höfischen Veranstaltungen sei nicht sozialdemokratisch. Wie man sich auch zur Budgetfrage stellen möge, der Disziplinbruch müsse einmütig verurteilt werden, denn Einheit und Geschlossenheit der Parte« sei die Grundbedingung ihrer Erfolge. In der Partei werde ja der Disziplinbruch in Baden allgemein verurteilt. Nur in Baden stehe, wie es scheine, ein großer Teil der Wähler hinter den Budget- bewilligern. Würde es sich nur um die 17 Abgeordneten handeln, so könnte man die Resolution Stadthagen annehmen. Wir hätten jedoch keine Ursache, dem Parteitage vorzugreifen. Die Möglich- keit einer Verständigung müsse offen gehalten werden, denn die Einigkeit der Partei sei in der gegenwärtigen Situation not- wendiger wie je. Wenn die badischen Genossen erklären, eine solche Dummheit nicht wieder machen zu wollen, dann könne die Sache damit erledigt sein. Geben sie eine solche Erklärung nicht ab, dann müsse Kurzschluß gemacht werden. Zubeil verwies darauf, daß viele Orte des Kreises sich schon mit der badischen Angelegenheit befaßt und dieselbe einmütig ver- urteilt haben. Auch hier, in der Generalversammlung werde ja vollkommene Einmütigkeit in der Verurteilung des Disziplinbruchs herrschen. Hier noch weiter darüber zu reden, wäre überflüssig, denn es könnte ja nur wiederholt werden, was in zahlreichen Versammlungen und in der Presse bereits gesagt worden sei. Die Versammlung möge die Resolution des Verbandsvorstandes an- nehmen. Ulm bezeichnet eS als notwendig, daß das Verhalten der badischen Abgeordneten, welches gar nicht scharf genug verurteilt werden könne, auch an dieser Stelle eingehend besprochen werde. Es sei nicht zu hoffen, daß die Wiederholung solcher Vorgänge unterbleibe, wenn nicht der Parteitag ganz entschieden gegen das Vorgehen der badischen Genossen Stellung nehme. Ein Antrag auf Schluß der Diskussion wurde angenommen. DaS deutsche Bolksbadewesen. Die Deutsche Gesellschaft für Volksbäder, die den Wahlspruch aufgestellt hat:«Jedem Deutschen wöchentlich ein Bad I" hat eine Statistik über den Stand des Volks- badewesens aufgenommen. Danach gibt eS im Gebiet des Deutschen Reiches 2847 öffentliche Warinbäderanstalten, daS ist eine Badeanstalt auf zirka 21 000 Personen. Hierbei sind nur die öffentlichen Anstalten berücksichtigt; ausgeschlossen sind auch die Kurbäder. In den An- stalten waren insgesamt 18 966 Badewannen. 11 110 Braiisen und 232 Schwimmbassins vorhanden. Nach den statistischen Feststellungen leben nur etwa zwei Fünftel aller Einwohner des Reiches in Orten mit öffentlichen Warmvadeanstalten. Auf 100 000 Einwohner kommen Badewannen in Württemberg 58.8, Königreich Sachsen 58,3, Baden 51,9, Anhalt 50.0, Bayern 25.3. Preußen 25,2, Hessen 25,5 usw. Nach der letzten Volkszählung von 1905 hat sich ergeben, daß sogar von den mehr als 3000 Einwohnern zählenden Gemeinden im Deutschen Reiche 1092 mit einer Geiamtbevölkerung von 6>/z Millionen öffentliche Warmbadcanstalten überhaupt nicht besitzen. Eine durchgreifende Besserung und die Verwirklichung des Wahl- spruchs der Gesellschaft kann nur herbeigeführt werden, wenn das Badewesen nicht mehr ein Geschäft ist, sondern wenn sich die Gemeinde der Angelegenheit annimmt und öffentliche u n e n t- g e l t l i ch e Badeeinrichtungen beschafft. Hier hat die gemeinnützige Tätigkeit der Kommunalverwaltungen noch ein großes Arbeitsfeld. Die Deutsche Gesellschaft für Volksbäder sollte ihr Ziel hierauf richten. Mufik. Leipziger Arbeitersänger in Berlin . Arn letzten Sonntag gaben die Leipziger Gesangsabteilungen Stötteritz- Schönefeld-Möckcrn-Laßning im Garten der Brauerei Friedrichshain unter Mitwirkung des Berliner Tonkünstler- Orchesters(Dirigent: Holl selber) ein großes Vokalkonzert. Der gewaltige Raum vor der Brauerei war vollgefüllt von Zu- Hörern. Offen sei es herausgesagt: bei allen musikalischen Dar- bietungen im Freien geht die eigentliche Kunst zum Teufel. So war es auch diesmal. Und das ist um so mehr zu beklagen, als diese Leipziger Lerchen unter ihrem so feinfühligen Chormeister Emil S a l z e r erstaunliche Leistungen bieten. Man mag vom künstlerischen Standpunkt berechtigte Bedenken gegen die stark an Manieriertheit streifende Behandlung der Tongebung äußern. Aber wer den Vortrag der„Badischen Volksweise" gehört hat. der muß dies Pianissimo, diese fast geisterhaft, dennoch klanggesättigt dahin- schwebende Schattierungskunst, nicht hervorgebracht etwa von einem Quartett, sondern von einem Riesenchor, alz ein technisches Munder erklären. Damit steht im innigen Kontakt: die Präzision, die rhythmische Energie, die Kraft, die glanzvoll schmiegsame Ge- schmeidigkeit dieses ungemein geschulten ChorS, der bei aller saube- ren Herausarbeitung im Kleinen doch immer bedacht ist, daS Lied als GanzeS großzügig und wuchtig zu gestalten. Wenn schon im offenen Garten trotz widriger Windstöße alle diese Vorzüge hervor- traten, wieviel mehr erst in einem großen geschlossenen Räume, wo dem Hörer doch keine Nuance verloren ginge! So lebhaft wir ge- wünscht hätten, die Leipziger Arbeitersänger im Konzertsaal zu hök.eo ßir fish iSuefl svK so dgnlbax veMudeg t« ihre Ke« Dann nahm die Versammlung die bekannte Resolution deS Vev» bandsvorstandes gegen eine Stimme an. Zum Parteitag lag noch ein von Genossin Lütke- Chat- lottenburg begründeter Antrag vor, welcher eine Schnittmuster- beilage zur„Gleichheit" fordert.— Dieser Antrag wurde durch Genossin S chu l t e- Rixdorf dahin erweitert, daß von Partei« wegen eine eigene Zeitschrift, welche den Absichten der Antragstellev gerecht wird, ins Leben gerufen werde. In den Rabrnen der von der„Gleichheit" verfolgten Ziele passe die Musterbeilage nicht, Der Antrag der Genossin Schulte wurde angenommen. Als Delegierte zum Parteitag wurden gewählt: Heinrichs, Wilk, Wenzel, Frau Thiel, Ulm. Stiefenhofer wurde als Tele«. giertet des Kreisvorstandes bestätigt. Nachdem Fischer- Schöneberg einen Ueberblick über die Aufgaben der Provinzialkonferenz gegeben hatte, wurden als Dele- gierte zu derselben Pagels, Sydow, Frau Lütke und als Ersatz« mann Petras-Mittenwalde, gewählt. Hierauf referierte Genosse Wenzel über die zum 1. Oktobev in Aussicht genommene Uebernahme der„Vorwärts"-Speditionen, durch die Expedition des Blattes. — Die Versammlung erklärte sich mit Anschluß der Speditionen des Kreises an die Expedition im Prinzip einverstanden. Für die Verbandsgeneralversammlung von Groß-Berlin lag ein Antrag vor, welcher besagt: In den Wahlvereinen soll ein Wochenbeitrag von 10 Pf. für männliche und 5 Pf. für weibliche Mitglieder eingeführt und für den Fall der Ablehnung dieses An- träges der monatliche Beitrag auf 40 Pf. erhöht werden. Sollte auch das abgelehnt werden, dann wird für den Kreis Teltow- Beeskow die Erhebung eines Monatsbeitrages von 40 Pf. ge- wünscht. Der Antrag wurde angenommen. Ferner nahm die Versammlung einen Antrag an, welcher den Parteivorstand und die Preßkommission ersucht, die Heraus« gäbe'eines Montagsblattes des„Vorwärts" in die Wege zu leiten. Damit war die Tagesordnung erledigt. Hus Induftrie und ftandel. Grenzen anf! In beängstigender Weise schnellen die Fleischpreise hinauf. Der Auftrieb zu den Märkten ist zu gering, aber die Grenzen bleiben geschlossen. Ein Notstand entwickelt sich; er ist schon dal Folgende Preistabelle beweist das. Nach amtlichen Er- Mittelungen an 50 preußischen Marktorten kostete 1 Kilogramm w Pfennigen � IM z»»i Juli•£ 3«ti!ÄZ «InHI.ildi:«" 1810""W von der Keule..... 168,4 170,8 173,3 4,9 voin Bug...... 155,7 156,0 158,3 8,6 Vorn Bauch...... 135,4 138,9 141,4 6,0 Kalbfleisch: von der Keule..... 179,2 186,5 187,6 8,4 vom Bug...... 162,0 163,6 169,2 7,2 Hammelfleisch: von der Keule..... 174,3 178,6 180,0 6,7- vom Bug...... 159,7 161,6 163,6 8,9 Schweinefleisch: von der Keule..... 177,0 174,5 177,1 0,1 Vom Bug...... 164,6 164,1 164,6 0,0 Kopf und Beine.... 82,4 88,9 85,8 3,4 Rückensett...... 166,2 159,8 158,9 3,7 Ger. Schweinespeck, 179,9 186,8 186,6 6,7 Das sind wiederum respektable Steigerungen. Am stärksten sind sie bei der billigsten Sorte Rindfleisch, bei den von den Arbeitern am meisten konsumierten Schweinefleisch- sortcn und bei Kalbfleisch. Was tut die Regierung, um den Notstand zu mildern? Nichts! Sie gehorcht auf Kommando der Junker; sperrt die Grenzen und duldet eine schikanöse Handhabung der Einfuhr- und Ouarantäuebestimmungen, wodurch die Versorgung des inländischen Marktes vermindert wird. Das Volk hungert nach Fleisch, die Junker jubeln; sie heimsen Preise ein, die ihre Tasche füllen— zum platzen. sangsleistungen, die wir nicht anstehen, als ungewöhnliche zu er« klären.' e. k. Humor und Satire. Königlich Preußische Feuerbestaktung. Die von dem jetzigen preußischen Minister des Innern von Dallwitz in An» halt eingeführte Feuerbestattungsordnung schreibt vor, daß die Feuerbestattung nur auf Anordnung der Verstorbenen und nach schriftlicher Genehmigung der Polizei stattfinden dürfe. Die An- ordnung deS �Verstorbenen muß in einer letztwilligen Verfügung oder in einer unter der Angabe der Zeit und deS Ortes eigenhändig geschriebenen und unterschriebenen Urkunde oder in einer öffentlich beglaubigten Erklärung erfolgt sein. Nach diesem Muster wird Herr von Dallwitz nun auch die preußische Feuerbestattungsordnung ausarbeiten. Nur hat er sich in der Zwischenzeit davon überzeugt, daß die oben erwähnten Be- stimmungen unzureichend sind; denn in der Zeit zwischen der Aus- stellung dieser Erklärungen und dem Tode kann ja der Verstorbene seinen Sinn geändert haben. Deshalb genügt eine Erklärung nicht, die in der Vergangenheit abgegeben ist; die Feuerbestattung wird in Preußen vielmehr nur zulässig sein, wenn die erwähnten Er- klärungen nach dem Tode des zu Bestattenden, aber vor der Be- stattung abgegeben sind. Nur bei Katholiken soll auch ein Wunsch genügen, ber auf dem Sterbebette gegenüber dem Beichtvater ab- gegeben ist, wenn auch der letztere seinerseits die Feuerbestattung befürwortet und wünscht.; ZopfigeS. Als die chinesische Kommission zum Studium der deutschen Rechtspflege am Ende ihrer Reise war, meinte einer der Herren:„Wozu die wette Reise eigentlich?'s ist ja doch fast so, wie bei uns!" Der Terrainspekulant:„Die Erde besteht aus zwek Dritteln Wasser! Lieber Herrgott, was für'ne Verschwendung!" _(„Jugend.") Notizen. — DaSErgebniS deS Hamburger SchachtUt�«». Der Schlußstand des Turniers war: Schlechter 11 Vz. ZMras 11, Niemzowitsch lO'/o, Spielmann 10, Marshall. Teichmann je 9'/», Alckhin, ChotimirSli je 8>/z, Fleischmann(Forgaes), Tarrasch je s. Köhnlein, Leonhardt, Salwe, Tartakower je 7. Speyer 5'/z, John 5. Aates 2'/». Schlechter hat also die bereits im Match mit LaSker erregten Hoffnungen voll erfüllt. Er erhielt den ersten Preis. — Wie man am billig st en auf die Welt« aus stellung kommt, wenigstens in den Augen seiner Be« kannten, dafür gibt ein vom„Kunstwart" in verschiedenen Zeitungen entdecktes Inserat den Weg an. ES lautet:„Gegen Einsendung von M. 1.— sende ich Ihnen durch mein Bureau in Brüssel sechs AnsichtS- karten der Brüsseler Weltausstellung, die Sie mir mit Text und Adresse versehen retournieren. Dieselben werden dann durch mein Bureau in Brüssel zur Post gegeben, so daß Ihre Freunde und Bekannten Sie auf der Brüsseler Weltausstellung glauben. Verblüffende, groß- artige Ueberraschung. Für jede Karte sind für Porto weitere W Pf. in Marlen beizufügen."
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