Ocftemleh. Tschechische„Sozialisten". Wir haben berichtet, wie die in den Händen der tschechischen Separatisten befindliche Leitung der Brünner Allgemeinen «lrbeiterkranken lasse die Arbeiter um ihr Wahlrecht bringen wollte. Nun hat der deutschbürgerliche Stadtrat die.sozialistische" Verwaltung korrigieren müssen, indem er ihr auftrug, die Wahlen so vorzunehmen, dah die Mitglieder ihr Wahl- recht an einem Tage und ohne materiellen Schaden ausüben können, dafi der Aufsichtsrat in die Wahlkommission kommt, kurz, dag an- ständig und statutengemäh vorgegangen wird. Doch die VanjeNeute haben dagegen Berufung erhoben! Man will die Wahlen eben durch formale Rechtsmittel verschleppen.... Ueber ganz gleiche Manöver Bürgerlicher haben sich die tschechischen Parteiblätter oft und mit Recht entrüstet. Nun hat man auch bestimmt, dast die Mit» glieder die Wahllegitimationen selb st abholen müssen und dast sie an Sonntagen nicht ausgegeben werden I Schweiz. Wahlen. Zürich , 16. August. sEig. Ber.) Im Winterthurer Wahlkreis fand gestern eine Ersatzwahl in den N a t i o n a l r a t statt, bei der zum erstenmal seit Jahren wieder die Liberalen und Demokraten mit eigenen Kandidaten getrennt marschierten. Stimmen erhielten nun unser Genosse Professor Dr. Schenkel in Winter- t h u r 6308, der Demokrat Reallehrer Hardmeier 6621 und der liberale Fabrikant Guger 6778. Im Bezirk Winterthur erlangte der sozial« demokratische Kandidat mit 4078 Stimmen die relative Mehrheit. Im ganzen Wahlkreis ist die Freisinnige Partei die stärkste, während er früher jahrzehntelang die sichere Domäne der Demokratischen Partei war. Für den notwendig gewordenen zweiten Wahlgang ist die Situation noch nicht abgeklärt. Hält unsere Partei an der Kandidatur Schenkel fest, so wird Hardmeier zurücktreten, um für alle Fälle die Wahl Gugers zu sichern, da im zweiten Wahlgang die relative Mehrheit gilt. Wird die Kandidatur Schenkel fallen gelassen und bleiben beide bürgerliche Kandidaten in der Wahl, so wird es sich fragen, ob unsere Partei Stimmenthaltung oder Freigabe der Stimme oder Unterstützung der demokratischen Kandidatur be- schliehen soll. Bei der gleichzeitig im Bezirk Winterthur vorgenommenen Wahl de? Statthalters sLandrats) siegte der Demokrat BezirkSschreider Egg mit 7012 gegen 4320 Stimmen über unseren Kandidaten, Ge- nossen Kaufmann, Bezirköanivalt in Zürich . Die sozialdemokratische Stimmenzahl ist, alS Folge Verlorener wirtschaftschaftlicher Kämpfe, zurückgegangen. Inciien. Haussuchungen. Kalkutta , IS. August. Die Polizei hat eine nächtliche Haussuchung bei einem ehemaligen Deportierten abgehalten. „Empire" sagt, die Haussuchung habe sich auf daS Gerücht von einer Waffeneinfuhr aus London und Paris bezogen. Der Polizei sei eine Anzahl von Dokumenten und Briefen mehrerer englischer Anhänger der nationalistischen Bewegung in Indien in die Hände gefallen, darunter auch ein Brief eines Unterhaus- Mitgliedes. ES wurden keine Waffen gefunden. Verhaftungen find nicht erfolgt._ Hus der parteü Parteitag für die Provinz Posen . Am Sonntag, den 14. August, tagte in K o l m a r i. P. der Parteitag für die Provinz Posen , der von 18 Delegierten beschickt war. AuS dem Geschäftsbericht ist zu entnehmen, dost zurzeit in dreizehn Wahlkreisen der Provinz 1073 Mitglieder vorhanden find, darunter 7g Frauen. Verbindungen bestehen jetzt in allen 16 Wahl- kreisen.— Nach einem Referat des Genossen Lepitz über Kom- munalwahlen sprach sich der Parteitag einstimmig für Beteiligung an den Stadtverordneten- und Gemeindewahlen aus. Nur drei Orte in der Provinz erheben kein Bürgerrechtsgeld. Als Delegierter zum Magdeburger Parteitag wurde für alle Wahlkreise der Genoffe Lepitz« Blomberg gewählt.— Ein Antrag der Posener Genossen, den Sitz nach Posen zu verlegen, wurde nach langem Für und Wider von den Posenern für dieses Jahr zurück- gezogen. Auf dem Parteitag kam zum Ausdruck, daß es auch im dunkelsten Osten, wenn auch langsam, vorwärts geht. Gcmeindewahlsicgr. In Klein-Krotzenburg , einem vorwiegend von Tabak- arbeitern und Bauern bewohnten hessischen Dorfe bei Hanau , errang am Sonnabend die Sozialdemokratie ihren ersten grofien Kommunal- Wahlsieg. Ihre sämtlich en drei Kandidaten wurden mit 203 bis 228 Stimmen gewählt, das Zentrum unterlag mit 176 bis 185 Stimmen. Der Ort ist katholisch und war bisher eine ZenlrumSdomäne. Die Steuerkünste des Zentrums im Reichstage, besonders an der Tabaksteuer, haben den Umschwung bewirkt, daS zeigte sich neulich schon, als einer unserer Genossen zum Beigeordneten gewählt wurde. Natürlich wurde auch ihm, wie man es in Hessen gewohnt ist. die Bestätigung versagt. Aber daS hinderte die Arbeiter im Nachbarorte Klein-Auheim nicht, am Sonnabend bei der Beigeordnetenwahl den Genoffen I. Adam B a u e r I. zu wählen; er erhielt 24g, der bisherige Beigeordnete P. Jung El. 234 Stimmen. Brandenburgische KreiSkonfereuzeu. Die Generalversammlung für Brandenburg » West Havelland tagte am Sonntag in Brandenburg . Sie war von 40 Delegierten besucht. Der Zentralwahlverein hat eine Zunahme von 060 Mitgliedern zu verzeichnen, vow denen 643 auf Brandenburg , 302 auf Rathenow entfallen. Die Zahl der weiblichen Mitglieder ist von 361 auf 626 gestiegen. Insgesamt zählte der Zentralwahlverein am Jahresschluß 4413 Mitglieder, davon hat Brandenburg 3340, Rathenow 1073 Mitglieder. Neue sozialdemokratische Wahlvereine sind jüngst in Pl aue und Kl.«Kreutz gegründet worden. Der Kassenbericht weist einen erfreulichen Fortschritt auf. Die Abonnentenzahl der„Brandenburger Zeitung' stieg um 1660. Angenommen wurde ein Antrag des Genossen Mücke, zukünftig Parteidelegationen durch U r w a h l vorzunehmen. Der Borstand soll der Generalversammlung im nächsten Jahre eine entsprechende Vorlage unterbreiten. Ferner wurde beschloffen, die Anstellung eines Parteisekretärs erst m den einzelnen Ortsvereinen zu diskutieren. Der Zentral- vorstand wird beauftragt, der nächsten Generalvcrsammlnng eine Vorlage zu unterbreiten, aus der die Kosten eines Sekretariats er- fichtlich sind. Genoffe P e u S hielt sodann ein Referat„Ausblick auf die ReichStagswahlen", worin er u. a. sagte: Ein Block von Bebel bis Basiermann ist fürs Reich sicher ein Unsinn. Die Regierung wird entweder schon mit dem jetzigen Reichstag, oder aber sicher mit dem kommenden einen Konflikt Herbeiführen, um die Sozialdemokratie aufs neue zu zerschmettern. Wir müffen deshalb auf die schwersten Kämpfe erst recht nach der nächsten Reichstags- Wahl gefaßt fein und dafür sorgen, daß es den Gegnern nicht gelingt, uns die Schuld dafür aufzubürden, daß eS nicht vorwärts geht, während sie selber es sind, die sich dagegen sperren, ihre eigenen angeblichen Programmfordcrungen durch- zuführen. Erst wenn die Regierung es erlebt, daß unsere Macht vn Volke unerschütterlich dasteht und auch die Gegner das begreifen, wird eine Politik in unserem Sinne sich allmählich durchsetzen. Möglicherweise geht dann auch in den Parteien rechts von un» eine Spaltung vor fich zwischen solchen, die Unternehmerinteressen und solchen, die die Arbeiterintereffen(Arbeiter im umfassendsten Sinne gedacht) in den Vordergrund rücken. Noch ist diese EntWickelung nicht da, noch sind wir ganz auf uns angewiesen. Und so wollen wir mit der ganzen Energie, deren wir fähig sind, für die Weiter- entWickelung unserer Macht kämpfen. Es kann ja nicht anders kommen, dem Sozialismus und der Demokratie gehört die Zukunft. (Beifall.) Der Antrag, den Genossen P e u s als Kandidaten des Kreises wieder aufzustellen, wurde sodann einstimmig angenommen. Beim Punkte„Provinzialkonferenz" wurde gerügt, daß zum Internationalen Kongreß in Kopenhagen für Branden- bürg nur Berliner Genossen gewählt worden seien. Gegen diese Beschwerden wurde geltend gemacht, daß die drei Delegierten zwar Berliner, aber auch ReichStagskandidaten in der Provinz Branden- bürg seien. Schließlich wurde folgende Resolution angenommen: Die Provinzialkonferenz wolle Maßnahmen treffen, daß in An- gelegenheiten, wo die Provinzintereffen im Vordergrund stehen, die Provinz nicht durch Groß-Berlin tiberstimmt wird. Zur Provinzialkonferenz wurden die Genossen G e n t h, G r u h l e und Schmidt- Rathenow delegiert. Zum Magdeburger Parteitag wurde nach kurzer Dis- kussion gegen zwei Stimmen die bekannte ,R es o luti o n des Brandenburger Wahlvereins angenommen. Als Delegierte zum Parteitag wurden hierauf die Genossen Mücke und Schnelle- Brandenburg, sowie Web er- Rathenow gewählt. Die Generalversammlung für Prenzlau -Angermünde tagte in Brietz, sie war von 13 Delegierten aus Schwedt , Prenzlau , Oderberg , Angermünde und Strasburg beschickt, ferner nahmen fünf Vorstandsmitglieder, Genoffe W e l S- Berlin als bisheriger Kandidat, Genoffe Hackelbusch- Berlin von der AgitationSkommission und Genosse Klamm vom 4. Berliner Wahlkreis teil.— Der Organi- sation gehören 6S5 männliche und 60 weibliche Mitglieder an, gegen daS Vorjahr eine Zunahme von 00 männlichen und 43 weiblichen Mitgliedem. 71 Mitgliederversammlungen, 30 öffentliche Versammlungen in Sälen und zwei unter freiem Himmel wurden abgehalten. Die„Brandenburger Zeitung" hat 601, der„Vorwärts" 17 Abonnenten. 7 Lokale sind frei. Die Einnahme betrug 1821,27 M., die Ausgabe 1224,01 M. Genoffe H a ck e l- b u s ch hielt ein Referat über„Reichstagswahl, Agitation, Organi- sation und Wahltechnik", Genosse Wels über den Jnternatio- nalen Kongreß und den Parteitag. Eine Resolution, die den badischen Disziplinbruch verurteilt, fand einstimmige Annahme. Zur Provinzialkonferenz wurden die Genossen Busse- Schwedts JllhlSdorf- Prenzlau und Trampe- Brietz delegiert, zum Parteitag Genosse Hackelbusch. An Stelle de« Genossen WelS, der in Kalau -Luckau kandidiert, wurde Genosse H a ck e l- b u s ch als ReichstagSkandidat vorgeschlagen. Die destnitive Wahl des Kandidaten soll w einer außerordentlichen Generalversammlung erfolgen._ KreiSkonferenzen. Der Sozialdemokratische Kreiswahlverein für den 18. hannoverschen Reichstagswahlkreis (Blumenthal-Stade) hielt am Sonntag, den 7. August, in Vegesack seine diesjährige ordentliche Generalversammlung ab. Acht Ortsvercine waren durch 28 Delegierte vertreten. Die Mitgliederzahl ist von 1263 am 1. Juli 1000 aus 1887 am 1. Juli 1010 gestiegen. Zwei OrtSvereine wurden neu gegründet. In den Gemeinde- Vertretungen des Wahlkreises sind jetzt 66 Genoffen tätig. Die Abonnentcnzahl der Parteipresse beträgt annähernd 2000. Die Kreiskasse balanziert in Einnahme und Ausgabe mit 3470,42 Mark. Die finanziellen Verhältnisse waren bisher nicht danach angetan, die Landagitation mit dem nötigen Nachdruck betreiben zu können. Deshalb wurde eine Erhöhung des Parteibeitrages für männliche Mitglieder von 30 auf 40 Pf. beschlossen. Zur Budget- bewilligung der badischen Landtagsfraktion wurde nach einer sehr lebhaften Debatte einstimmig eine Resolution angenommen, die das Vorgehen der badischen Genoffen als schweren Disziplinbruch charakterisiert. Vom Magdeburger Parteitag wird erwartet, daß er durch entschlossene und rücksichtslose Maßnahmen die Wieder- kehr solcher parteischädigender Borkommnisse verhindert. AlS Delegierter zum Parteitag wurde einstimmig Genosse G. Reitze- Vegesack gewählt. Eine Wiederaufstellung des Genossen Hermann Rhein- Bremen als ReichStagskandidaten wurde in namentlicher Abstimmung mit 18 gegen 12 Stimmen ab« gelehnt. Der Kreisvorstand und eine sünfgliedriae Kommission erhielten den Auftrag, einer demnächst einzuberufenden außer« ordentlichen Krcisgeneralversammlung geeignete Vorschläge zur Auf- stellung eines ReichStagskandidaten zu unterbreiten. Die KreiSkonfcrenz für Mühlhausen-Langensalza-Weißensee tagte in Mühlhausen i. Thür. Die Mitgliederzahl ist um 217 auf 828 angewachsen. ES gelang in drei Orten neue Vereine zu gründen. An Einnahmen sind 2658,11 M., an Ausgaben 1017,26 M. zu ver- zeichnen. Auch das„VolkS-Blatt" für Mühlhausen hat durch erheb- liche Zunahme von Abonnenten Fortschritte gemacht. Die meisten Erfolge für das Parteiblatt und für die Organisation waren in der WahlrechtSbewegung. DaS Strafkonto der Redaktion ist im letzten Jahr sehr angewachsen. ES wurde beschlossen, einen einheitlichen Frauenbeitrag von 26 Pf. zu erheben und die„Gleichheit" gratis zu liefern. Nach scharfer Verurteilung der badischen Landtagsfraktion gelangte die Protestresolution einstimmig zur Annahme. AlS Dele- gierter zun, Magdeburger Parteitag wurde der ReichstagSkandidat Genosse Schäfer gewählt._ ReichStagSkandidaturrn. Die württembergischen Parteigenossen haben in den letzten Wochen eipe Anzahl Wahlkreise mit Kandidaturen besetzt. Es wurden aufgestellt: Für Stuttgart Hildenbrand; Heilbronn : F e u e r« stein; Böblingen : S p e r k a; Eßlingen : Schlegel; Balingen : M a t t u t a t; Göppingen : Lindemann; Ulm: Dietrich. Die Parteikonferenz des Kreises Wiesbaden«Rhcingau stellte einstimmig den jetzigen Vertreter des KreiseS, Genossen L e h- m a n n- Mannheim, wieder als Kandidaten für die kommende ReichStagSwahl auf. Im badischen Wahlkreise Schopfheim-Waldshut wurde Genoffe Müller, Landtagsabgeordneter, als Kandidat aufgestellt. Ausschlüsse. Die Bezirkskommission für das westliche Westfalen hat die bis- herigen Genossen Brambräter, Finn und Breuscheit aus der Partei ausgeschlossen, weil sie Mitglieder der anarchosozialistischen Gewerk- schalten sind und anarchosozialistische Propaganda getrieben haben. Hus Industrie und Kandel . Steigende Fleischpreise— sinkender Fleischkonsum. Ehe noch die erneute Hinauffetzuug der Fleischpreise ihre Wirkung auf die Gestaltung des Fleischkonsums ausüben konnte, ist schon wieder eine ungün st i geWendung des Konsums eingetreten: im zweiten Quartal des laufenden Jahres ging der Fleischkonsum so stark zurück, daß er sogar noch unter den des Vorjahres sank. Berechnen wir aus den Viehschlachtungen in Deutschland unter Zugrundelegung der hergebrachten Durchschnittsgewichte die dem Konsum zugeführte Fleischmenge unter Einschluß der Mehreinfuhr von Fleisch, so ergibt sich für das zweite Vierteljahr dieses Jahres ohne Hausschlachtungen eine Fleischmenge von 609660 Tonnen. Im zweiten Vierteljahr 1909 betrug die entsprechende Ziffer 610 611 Tonnen. Danach wäre der Konsum um 951 Tonnen zurückgegangen. In Wirklichkeit ist die Einschränkung aber relativ noch erheblich größer. Innerhalb des letzten Jahres ist die Bevölkerung und damit die Zahl der Konsumenten gewachsen, und eine Berechnung des Fleisch- Verbrauchs pro Kopf der Bevölkerung ergibt nur eine Menge k von 9.47 Kilogramm gegen 9.60 Kilogramm im vorigen Jahre. Also bereits im zweiten Vierteljahr, wo noch nichts von der Hinauffetzung der Fleischpreise verlautete, ist der Konsum ein- geschränkt worden. Er geht auch nur ganz unbedeutend über den vom zweiten Quartal 1908 hinaus, wo auf den Kopf der Bevölkerung durchschnittlich 9,44 Kilogramm Fleisch kamen. Und die Regierung legt die Hände in den Schoß, gerade als entspreche die EntWickelung ihren Wünschen. * Aus München wird berichtet, die bayerische Regierung sei nicht gewillt, zurzeit gegen ein österreichisches Viehausfuhrverbot irgend- welche Schritte zu unternehmen. Einmal scheint man zu hoffen, daß infolge deS Einspruches Ungarns das Verbot nicht in Wirksamkeit treten werde, andererseits scheint man aber auch Rüffeleien von Preußen zu befürchten. Die bayerische Regierung sei nicht in der Lage, hier selbständig vorzugehen.— Weil die Junker in Preußen das nicht gern sehen, könnte man hinzusetzen. Scharfer Rückgang der KapitalSinvestionen. In keinem einzigen der vergangenen Jahre— ob Hochkonjunktur« oder Niedergangsjahr— hat der Monat Juli eine derartig ge» ringe Unternehmungslust wie im laufenden Jahre auf- zuweisen gehabt. Es wurden in neuen und alten Aktiengesellschaften und Gesellschaften m. b. H. iin Juli nur 68,37 Millionen Mark neu investiert, während die vorjährigen Neuinvestierungen, die im Juli bekannt wurden, 131,72 Millionen Mark betragen hatten. Im Juli 1008 stellten sie sich auf 103,43, im Vergleichsmonat 1007 auf 134,61 und 1006 endlich auf 120,60 Millionen Mark. ES betrugen die Neuinvestierungen im Juli in 1000 Mark in den nachstehende» Gruppen der Warenherstcllung: 1000 1010 Bergbau, Hütten, Salinen... 20 870 2240 Steine und Erden...... 6 225 2080 Metalle und Maschinen.... 26474 7096 NahrungS- und Genußmittel.. 14 046 2045 Bauwesen......... 13 623 5405 Abschließende Urteile über die Tendenz der wirtschaftlichen Eni- Wickelung kann man natürlich aus der nur eine sehr begrenzte Zeit umfassenden Erscheinung nicht fällen. Dividenden im deutschen Bergbau. Erfaßt man die mit dem vorletzten Geschäftsjahr einwandSfrel vergleichbaren RechmmgSergebmffe der Bcrgbaugesellschaften, die im Laufe deS ersten Halbjahres 1010 ihre Bilanzen bekannt gaben, so ergibt sich ein Blick auf die stattliche Zahl von 136 Aktiengesellschaften. Das gestunte werbende dividendenberechtigte Nominalkapital dieser Bergbaubetriebe erfuhr im letzten Geschäftsjahr eine Erhöhung von 1011016 auf 1042 636 Millionen Mark. Bei der Gesamtheit dieser Gesellschaften stellte sich im Ver- gleich der beiden letzten Geschäftsjahre die an die Aktionäre zur Ver- teilung gelangte Dividendeiffumme für das Jahr 1000/10 mit 87,600 Millionen Marp und um 1,667 Millionen Mark niedriger als im Geschäftsjahre 1008/00. Auf die einzelnen Zweige deS deutschen Bergbaues verteilte sich die Dividendensumme der im ersten Halbjahr 1010 berichtenden Gesellschaften im Vergleich der beiden letzten Geschäftsjahre wie folgt: Aktienkapital Dividendensumme Dividende in Millionen Mark in Prozent Aktien««?. Zahl 1008/03 1009/10 1008/09 1000/10 1908,00 1000/10 Steinkohlenbergbau 20 221,86 231,00 30.60 26,66 13,7 11,6 Braunkohlenbergbau 31 116,35 110,76 11,02 13,11 10,2 10,0 Erzbergbau... 6 34,62 36,42 1,62 2,13 4.4 6.8 Kalibergbau... 20 160,55 160,80 5.72 6.51 3,6 4.0 Salzbergbau... 11 28,40 28,40 2,48 2,34 8.7 8.2 Sonstiger Bergbau. 15 77,62 77,52 7,12 6,42 0,2 7,6 Hlltten, gem. Betriebe 24 373,63 388,75 30,01 31,46 8.0 8,1 Insgesamt.... 136 1011,02 1042,64 89,27 87,61 8,8 8.4 Im Kohlenbergbau ging bei den Steinkohlen fördernden Betrieben die Prozentziffer der Dividende um 2,2 Proz. zurück, während sich bei den Braunkohlengruben das DividendenergebntS um 0,7 Proz. günstiger gestaltete. Ebenso erhellt die gleiche Ge» schäftslage im Kohlenbergbau auS einem Vergleich der in den beiden letzten Geschäftsjahren für Abschreibungen aufgewendeten Kapitalien. die im Steinkohlenbergbau einen Rückgang von 17,86 auf 16,61, im Braunkohlenbergbau aber eine Zunahme von 12,08 auf 13,06 Mill. Marl aufwiesen._ Die Bedürfnisfrage. In der kapitalistischen HandelSpreffe begegnen wir einem Stoß» seufzer darüber, daß die Oppelnzx Portlandzeinentfabrik Silesia ihre Fabrikanlagen verdoppeln will, obgleich dafür angeblich gar kein Bedürsnis vorliegt; die alten Werke— d. h, die Konkurrenzbetriebe der Silesia— könnten noch IVa Millionen Faß Portlandzement mehr produzieren, als der gegenwärtige Jahresabsatz beträgt. Die Folge der Vergrößerung werde ein wilder Konkurrenzkampf sein. der die ganze Industrie möglicherweise an den Rand deS Ver» derben? bringe. ES ist geradezu komisch zu sehen, wie diese fanatischen Gegner des Sozialismus sich mit einem Male so besorgt zeigen um die Uebereinstimmung der Produktion mit dem Konsuln. Kein Bedürfnis soll vorhanden sein?— Freilich nicht, wenn daS Bedürfnis deS Konsums in Frage kommt. Aber seit wann richtet sich die kapitalistische Produktion nach den Bedürfnissen des Konsums? Ein ganz anderes Bedürfnis ist da maßgebend für die Erweiterung oder Einschränkung der Produktion: nämlich daS Bedürfnis nach Ver« Wertung des vorhandenen Kapitals. Der bisher eingesackte Mehrwert schreit nach rentabler Anlage, und deshalb werden die Betriebe vergrößert, in der Hoffnung, der Konkurrenz die Kundschaft abzujagen, ganz ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse deS Konsums. Die wirtschaftliche KrisiS in der Metallverarbeitung. Wie die Berichte der acht deutschen Eisen- und Stahlberufsgenossenschaften auf daS Jahr 1000 beweisen, standen diese im vergangenen Jahre noch vollständig im Zeichen der Krise. Bei diesen Geiiossenschafte» zusammen ist die Zahl der beschäftigten Arbeiter von 1 200 260 im Jahre 1007 auf 1 177 700 im Jahre 1008 und 1 171 686 im Jahre 1900 gesunken. Die ausgezahlten Löhne sanken in der gleichen Zeit von 1494 auf 1444 bezw. 1434 Millionen Mark. Wie sehr die Krise auf die Höhe der Arbeiterlöhne drückt, geht daraus hervor, daß der auf einen Arbeiter ent» fallende Durchschnittslohn von 1246 M. im Jahre 1907 auf 1227 M. im Jahre 1008 und 1226 M. im Jahre 1009 gefallen ist. Unter dem Rückgang der BeschästigungSgelegenheit hatte be» sonders zu leiden die Schlesisclie Eisen- und Stahlberufsgenoffen- schaft, die Maschinen- und Klciiieisenindustric-Berufsgcnosscnschaft und die Nordwestliche Eisen- und Sinhlbernfsgenossenschast. Da» gegen haben sich bei der Rheinisch-Westfälischen Hütten- und Walz- Werksberufsgenossenschaft die Geschäfte ein wenig gehoben. Bei letzterer sind die Durchschnittslöhne die höchsten. Sie find aber auch bei ihr von 1632 M. im Jahre 1007 auf 1460 M. im Jahre 1900 gefallen. Die Fleischboykottvewcgung in Oesterreich greift immer weiter, nachdem sie in einigen.niederösterreichischen Städten Erfolge erzielt hat. Nun ist auch in der ostböhmischen Industriestadt Braunau der Fleischboykott erklärt worden. Wie der Wiener Vizebürgermeister Hierhammer einem Vertreter der„Neuen Freien Presse' mitteilte, war es auch die Furcht vor dem Fleischboykott, der die Bürgermeister zu ihrem Scheiumanöver veranlaßte, vom Handelsministcr ein Viehausfuhrverbot zu verlangen. Daß dieses erlassen wird, ist bei dem das deutsche Jndustrievolk an die Agrarier verratenden deutschen freiheitlich-christlichsozialen Regime ganz ausgeschlossen, auch würden die in Ungarn kommandierenden Viehwucherer kaum die erforderliche Zustimmung geben.
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