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Masten nicht das geringste Abflauen zeigt, hat eS gar sehr den Anschein, als gingen wir einer schönenSommerpause� entgegen, in der uns schon andere Sorgen plagen Genosse Kautsky weist uns ja aus die lammenden Neichstagswahlen hin, und in der die Demonstrationsbewegung ruhig aber sicher zum Schlaf ge- bettet wird. Das ist die unvermeidliche Logik der Dinge. Nicht durch meine sträfliche Agitation wird die Partei vor ein Dilemma gestellt, wie Genosse Kautsky meint, sondern durch die objektive Sachlage. Entweder will maneine Volksbewegung größten Stils" hervorrusen, die Losungkeine Ruhe in Preußen" wahr machen, die Demonstrationen immer mächtiger ausgestalten, dann muß mau mit Entschlossenheit an die Sache herantreten, bis zum äußersten zu gehen, derZuspitzung der Situation, die sich ergeben kann, nicht ausweichen, alle großen wirtschaftlichen Konflikte für die politiche Bewegung ausnutzen, und dann muß man auch die Losung des Massenstreiks auf' die Tagesordnung stellen, sie in den Massen populär machen, denn nur auf dieie Weise wird die Sicherheit, die Kampffreude und der Mut der Mafien auf die Dauer erhalten. Oder aber will man nur ein paar Demonstrationen als kurze Parade nach dem Schnürchen und nach dem Kommando aus- führen, um dann vor einer Verschärfung des Kampfes zurück­zuweichen und fich schließlich auf die altbewährte Vorbereitung zu den Neichstagswahlen über ein Jahr zurückzuziehen, dann sollte man lieber nicht von einerVolksbewegung größten Stils" reden, die Anwendungaller zu Gebote stehenden Mittel" auf dem Partei- tag ankündigen, im«Vorwärts" im Januar ein ohrenbetäubendes Säbelgerassel inszenieren und selbst im Parlament mit dem Massen- streik drohen. Dann darf man sich aber auch keiner Täuschung hingeben, daß wir die Demonstrationen auf die Dauer erhalten und immer mächtiger gestalten werden. Sonst kommen wir in die Gefahr, wiederum ein wenig an die Schilderung der französischen Demokratie imAchtzehnten Brumaire " zu erinnern, von der Marx sagt:Die revolutionären Drohungen der Kleinbürger und ihrer demokratischen Vertreter sind bloße Einschüchterungsversuche des Gegners. Und wenn sie sich in eine Sackgaste verrannt, wenn sie sich hinlänglich kompromittiert haben, um zur Ausführung ihrer Drohungen gezwungen zu sein, so geschieht es in einer Weise, die nichts mehr vermeidet als die Mittel zum Zweck und nach Vorwänden zum Unterliegen hascht. Die schmetternde Ouvertüre, die den Kämpf verkündete, verliert sich in ein klein- lautes Knurren, sobald er beginnen soll, und die Handlung fällt platt zusammen, wie ein luftgesüllter Ballon, den man mit einer Nadel sticht." Im 5. Teil setzt Genossin Lnxembcrg auseinander, daß wir zum erstenmal in Deutichland eine lebhafte Massenbewegung bekommen haben, über die bloßen Formen des parlamentarischen Kampfes hinausgekommen sind, daß wir nur die dankbare und natürliche Aufgabe habKl, die kampffreudige Stimmung der Massen aus- zunutzcn, um ihr die politische Losung zu geben, sie in politische sozialistische Aufklärung umzuprägen. Daraus ergebe sich auch auf die natürlichste Weise, daß die Losung des Massenstreiks in den Vordergrund getreten sei und es sei die Pflicht der Partei, sie offen und klar zu erörtern, als ein Mittel, das fich früher oder später aus der anschwellenden Demonstrationsbewegung und dem hartnäckigen Widerstande der Reaktion ergeben müsse. .. Nicht darauf kommt es an, plötzlich von heute a»f morgen einen Massenstreik in Preußen zu kommandieren oder für die nächste Woche zum Massenstreikaufzusordern", sondern im Zusammenhange mit der Kritik aller bürgerlichen Parteien und der Beleuchtung der ganzen Situation in Preußen-Deutschland geschichtlich, ökonomisch, politisch den Masten klarzumachen, daß sie nicht auf bürgerliche Bundesgenossen und nicht auf die parla« mentarische Aktion, sondern bloß auf sich selbst, auf die eigene entschlossene Klassenaktion angewiesen sind.... Eine so geartete Agitation für den Massenstreik gibt die Möglichkeit, die ganze politische Situation, die Gruppierung der Klassen und Parteien in Deutschland in schärfster Weise zu be- leuchten, die politische Reife der Massen zu steigern, ihr Kraftgefühl ihre Kampffreude zu wecken, an den Idealismus der Massen zu appellieren, neue Horizonte dem Proletariat zu zeigen. Dadurch wird die Erörterung des Massenstreiks zum hervorragenden Mittel, indifferente Schichten de» Proletariats aufzurütteln, proletarische Anhänger der bürgerlichen Parteien, namentlich des Zentrums, zu uns herüberzuziehen, die Massen für alle Eventualitäten der Situation bereit zu machen und endlich in wirksamster Weise auch für die Neichstagswahlen vorzuarbeiten." Wenn sich Kautsky gegen diese Agitatton wende und die ganze Wahlrechtsbewegung auf die kommenden Neichstagswahlen als den einzigen Zielpunkt zu richten suche, so beiße das einfach die auf neuen Bahnen erfreulich fortgeschrittene Parteibewegung wieder in die alten ausgetretenen. Gleise des reinen Parlamentarismus zurück- schrauben. Das Parteileben sei aber ohnehin seit Jahrzehnten auf Neichstagswahlen als Hauptaktion eingerichtet und unsere Taktik werde ohnehin mehr wie genug von Rücksichten auf die Wahlen be- .. Mit dem Hinweis auf bevorstehende Neichstagswahlen werden periodische Auseinandersetzungen über die Taktik gerügt. AuS Rücksicht auf die Neichstagswahlen ward im Jahre 1V07 die völlig verkehrte Politik vomVorwärts" befolgt, alle Kanonen gegen den Liberalismus zu richten und daS Zentrum, weil eS sich parlamentarisch in der Opposition befand, aus dem Spiele zu lassen. Nur weil unsere Provinzpresse, namentlich im westlichen Bezirk, diesem Beispiel nicht gefolgt war und das Zentrum rück- sichtslos bekämpft hat, ist eS gelungen, unsere Position zu be- haupten." Bei den Neichstagswahlen werde eine intensive Agitation be- trieben, mit der verglichen die in der Wahlrechtsbewegung aller- minimalst sei. Es sei also wirklich nicht nötig gewesen, unsere Takttk noch mehr auf die Neichstagswahlen zuzuspitzen. IrgendwelcheGefahren" könnten nur in der Einbildung derjenigen existieren, die sich von den anarchistischen Borstellungen über den Massenstreik nicht losmachen könnten. .. Der wirNiche Effekt des Auftretens des Genosten Kautsky ist also nur der, daß er eine theoretische Schirmwand für die Elemente in der Partei und in den Gewerkschaften geliefert hat, die sich bei der weiteren rücksichtslosen Entfaltung der Massen» bewegung unbehaglich fühlen, sie im Zaume halten und sich am liebsten so schnell wie möglich auf die alten bequemen Bahnen des parlamentarischen und gewerkschaftlichen Alltags zurückziehen möchten. Indem Genoffe Kautsky unter Berufung auf Engels und den Marxismus diesen Elementen für ihr Vorgehen eine Gewissensberuhigung gebracht hat, hat er zugleich ein Mittel geliefert, um derselben Demonstrationsbcweguug wieder für die nächste Zeit daS Genick zu brechen, die er immer machtvoller ge- stalten möchte. Es ist aber klar, daß die weiteren Aussichten der Wahlrechts« bewegung jetzt umgekehrt, gerade eine Fortsetzung und macht- vollere Entfaltung der Mastenaktion erfordern. Der parlamen- tarische Zusammenbruch der WahlrechtSvorlage bedeutet den Bankrott der Negierung wie des konservattv-klerikalen Blocks. Die Aktion der Gegner ist vorläufig mit ihrem Latein zu Ende, die Aktion des Proletariats mutz um so nachdrücklicher einsetzen. Der Gegner befindet sich auf dem Rückzüge, uns gebührt die Offensive. Nickt tröstliche Erwartungen auf die grandiose Revanche in anderthalb Jahren an der Wahlurne, sondern Schlag auf Schlag jetzt schon, nicht Ermattung, sondern Kampf auf der ganzen Linie, das ist eS, was uns not tut. Und ich wiederhole: Wenn die Masse der Parteigenossen dies begreift und empfindet, dann werden auch unsere Führer auf dem Posten sein.Die Menge wt es."" Zum Schluß sucht Genossin Luxemburg durch Zitate aus Mommsens Römischer Geschichte zu beweisen, daß Mommsen schon die Fabel von der notwendigen und siegreichen Strategie des Kabius Cunctator" zerstört habe. Tatsächlich sei sie eine Legende, die auf unseren Schulen den Gymnasiasten gepredigt wird, um sie im konservativen Geiste zu drillen und vorUeberstürzung" und Umstürzlern" zu warnen, ihnen als Geist der Weltgeschichte das Motto emzubläuen, nach dem der Landsturm marschiert:»Immer 1 langsam voran." Daß diese Legende nun für daS revolutionäre Proletariat gelten soll, heute, in dieser Situation- daS ist eine von den unerwarteten Fügungen des Schicksals." Der Artikel schließt: Wie dem auch sei, ist jedenfalls das Element des edlen Ouintus Fabius, der nächst Opfern und Gebeten von der metho- dischen Kriegführung das Heil des Staates erwartete, in unserem obersten Senat der Partei und der Gewerkschaften, wie mich dünkt, hinlänglich vertreten. An einem Mangel des Zauderns, an jugendlichem Uebermut und Ueberstürzung haben wir in unserer Parteileitung, soviel ich weiß, noch nicht viel gelitten. Wie Genoffe Adler auf dem Deutsch - Oesterreichischen Parteitag in Graz gesagt hat:Die Peitsche tut immer gut, und ich gestehe, daß mir Aeußerungen auf dem Parteitag, die sich beklagen, daß zu wenig geschehe, weit lieber sind als solche, die zur Klugheit und Besonnenheit raten. Die Besonnenheit besorgen schon wir, vielleicht in zu großem Maße, Zum Brenisen brauchen wir Sie nicht." So ungefähr, denke ich, ist es auch bei uns. Daß Genosse Kautsky seine Feder und sein historisches Wissen der Befürwortung der Cunctator -Strategie lieh, war zum mindesten eine Verschwendung. Zum Bremsen, Genosse Kautsky , brauchen wir Sie nicht." Kreis-Gentralversammluug des Kreises Spandau - Potsdaln-Osthavellaud. Am Sonntag, den 14. d. Mts., tagte die Kreis-Generalversamm­lung im Saale des Genossen F. B ö h l e, Havelstratze. Vor Eintritt in die Tagesordnung trug der Arbeiter-GesangvereinHoffnung" die beiden Lieder:Wir schreiten dem Lenz entgegen" undDas heilige Feuer schüren wir" vor. Genosse Schubert teilte hierauf mit, daß anwesend sind: Genoffe S t o i s i n s k i von derBranden- burger Zeitung", die Genossen Herbst und Jacobsen von der Agilationskommission und der Genosse Z w i r n e r als Vertteter deS sechsten Berliner Wahlkreises. ES sind vertreten je ein Obmann des BildungS- und Jugend-AusschuffeS, sieben Genossen des Kreis- Vorstandes, drei Revisoren und 22 Delegierte, darunter drei Frauen. Den Geschäftsbericht, der gedruckt vorliegt, erstattet der Kreis- Vorsitzende Genosse Schubert. Aus demselben ist folgendes zu entnehmen: Am 16. Januar er. erfolgte die Uebergabe der Kreis- geschäfte an den jetzigen Kreisvorstand. Zur geschäftlichen Erledigung im verflossenen halben Jahre waren 11 Sitzungen notwendig. In den Provinzialausschuß wurde an Stelle des ausscheidenden Genoffen Paris -Velten Genosse Schubert-Spandau gewählt. Sozialdemo- kratische Stadtverordnete resp. Gemeindevertreter sind vorhanden in Spandau 3, in Bornstädt 1, Cladow 1, Hennigsdorf 3, Marwitz 3, Tiefwerder 1, Velten 4 und Vehlefanz 2. Ein Saalmangel besteht immer noch. Die Veranstaltungen zur Maifeier waren in diesem Jahre außerordentlich stark besucht. Die Presse hat sich etwas ge- hoben. DieFackel" hat fich gut bewährt. Die Mitgliederzahl der Wahlvercine hat sich um 28 Proz. vermehrt, sie beträgt jetzt 2716. Bildungsausschüffe bestehen 3, Jugendausschüsse 7. Die Zahl der gewerkschaftlich Organisierten ist. von 7744 auf 8660 gestiegen. Nach dem vom Genossen Stahl« Spandau erstatteten Kassenbericht betrug die Einnahme 3618,96 M., die Ausgabe 2226,37 M., mithin Ueberschuß 1393,68 M.; dazu Kassenbestand vom vorigen Halbjahre 1697,61 M., ergibt einen Vermögensbestand von 2991,09 M. Es gelangt hierauf folgender Antrag des Genossen Paris- Velten zur Annahme:Anfang September ist eine energische Agitation, womöglich HanSagitation, in allen größeren Orten deS Kreises für die Presse zu entfalten". Ein Anttag Hennigsdorf auf jeder Kreisversammlung haben die Kommissionen Bericht zu geben", wird abgelehnt. Zum 2. Punkt der TageS- ordnung gab der Genosse Jacobsen- Berlin verschiedene Arn leitungen für die bevorstehende ReichstagSwahl. Nach einer sehr regen Debatte gelangte folgender, vom Genosten Dr. Karl Liebknecht gestellter Antrag zur Annahme: Der Zentralvorstand wird beaustragt, darauf hinzuwirken, daß in den Hauptorten des Kreise«, soweit dies noch nicht geschehen, alsbald Zusammenkünfte der Parteivertreter mit den Vertretern der Gewerkschaften und anderen Arbeiterorganisationen veranstaltet werden und daß überhaupt eine enge Fühlung mit diesen Organi- sationen hergestellt und die Agitation und Organisation gefördert wird. ES folgte nunmehr daS Referat des Genoffen Dr. Karl Lieb knecht über die Stellungnahme zum diesjährigen Parteitage und zur Provinzialkonferenz. In etwa Inständiger Rede ging der Ge nosse zuerst kurz auf die Provinzialkonferenz ein. Der größte Teil der Rede war dem Parteitage und namentlich der Angelegenheit der Badener Genossen gewidmet. Er streifte erst die Reichsverficherungs ordnung und die Genossenschaftsstage, dann die Wahlrechtsfrage und empfahl für die letztere, daß der Wahlrechtskampf in Preußen mit den Genossen der anderen Bundesstaaten zusammen zu führen sei. Die Vorgänge in Baden wurden von ihm scharf ver- urteilt und unterbreitete er der Versammlung folgende Resolution: Die Kreiskonferenz spricht über die Budgetabstimmung der badischen Fraktionsmehrheit ihr tiefstes Bedauern aus. Diese Ab- stimmung und ihre Rechtfertigung verrät nicht nur einen Mangel an politischem Augenmaß und an taktischer Sicherheit. Sie ist vor allem ein schwerer Verstoß gegen die notwendigsten Anforderungen der Parteidisziplin. Dieser Verstoß wiegt um so schwerer, als er mit vollem Bewußtsein erfolgt ist und in einer politisch bewegten und für den proletarischen Klassenkampf beispiellos günstigen Zeit dem vorwärts stürmenden Proletariat Knüppel zwischen die Beine ge- warfen hat und Verwirrung in seinen Reihen zu stiften geeignet ist. Er ist um so schärfer zu verurteilen, als die in der badischcn Kammer abgegebene Erklärung eine offene Mißachtung und Herabsetzung des Nürnberger Parteibeschlusses zum Ausdruck brachte und zwar vor Gegnern der Sozialdemokratie. Die Teilnahme der badischen Land- tagSabgeordneten an höfischen Kundgebungen wird als eine Miß- achtung des republikanischen Charakters der Sozialdemokratie und als eine Herabwürdigung des proletarischen Klassenstolzes gebrand- markt. Die KreiSkonferenz erlvartet, daß der Magdeburger Parteitag solche Vorkommnisse ohne Rücksicht auf die bloßen parlamentarischen Erfolge bei den künstigen Neichstagswahlen mit allen Mitteln und unter allen Umständen steuern wird." Die Spandauer Genossen hatten den Antrag eingebracht:Die KreiS-Generalversammlung wolle beschließen, den Parteitag zu beauftragen, die Badener Genossen, welche dem von der kapitalistischen Regierung vorgelegten Budget zugestimmt und somit gegen die Beschlüsse und das Parteistatut absichtlich verstoßen haben, auS der Partei auszuschließen. Nach längerer Debatte, in welcher sämtliche Redner das Verhalten der Badener Genossen stark verurteilten, stimmte die Versammlung der Resolutton Liebknecht zu. Der Kreis- vorstand hatte die Resolution von Groß-Berlin empfohlen. Es wurde sodann noch folgende Resolution des Genossen Liebknecht ein- stimmig angenommen: Der Parteitag wolle gegen die infame Vergewaltigung Finn« lands durch den Zarismus protestieren; dem um seine Freiheit und sein Recht kämpfenden finnischen Volke seine brüderliche Sym- pathie aussprechen und ihm für diesen Kampf die opferbereite Unter- stützung durch das klassenbewußte deutsche Proletariat zu sichern." Eine fernere Anregung deS Genossen Liebknecht, der Parteitag wolle gegen den Besuch des russischen Zaren in Deutschland und die dadurch bedingte Herabwürdigung protestieren, fand ebenfalls die Zustimmung der Versammlung. ES folgten die Wahlen, zunächst die deS KreiSvorstandeS. Die Versammlung wählte auf Vorschlag den bisherigen Kreisvorstand en bloc wieder. In die Preßkommission wurden gewählt die Genoffen Stab, Finder und Dolibus. Für die Wahl des KreiSobmanneS der Lokalkommission wird ein Antrag des Genossen S t a b- Potsdam, daß dieses Amt der Kreisvorsitzende wieder übernimnit, angenommen. Zu Delegierten zum Parteitag wurden gewählt die Genoffen Dr. Karl Liebknecht und Stab- Potsdam. Zum Ersatzmann Genoffe Schubert« Spandau . Zu Delegierten der Provinzialkonferenz werden gewählt die Genoffen Spior, Berkowski und F i e l i tz. Zum Obmann des Jugend- ausschuffes wählte die Versammlung den Genoffen DolibuS« Hennigsdorf , Die dazu gestellte» Anträge wurden sämtlich abgelehnt. Zum Obmann des BildungsausschuffeS wird Genoffe P. Schmidt« Spandau gewählt. Zu Revisoren werden die Genossen Stab« Potsdam , Lehmann- Marwitz und Paris - Velten gewählt. Die Versammlung beschließt auch, daß die Obmänner des Bildungs« und Jugendausschusses ständig auf den Kreis-Generalversammlungen vertreten sein sollen. Ein Antrag Velten , arbeitsunfähige invalide Mitglieder vom Beitrag zu befreien, wird der Provinzialkonferenz überwiesen. Schließlich wählte die Versammlung noch folgende Ge- nossen, welche eine Neueinteilung der Kreisbezirke vornehmen soll: F i e l i tz- Velten, S c i o r- Spandau, Lehmann- Marwitz, Stab- Potsdam, Berkowski- Nauen und Gutschow» Hennigsdorf . Nach Erledigung weiterer kleinerer Angelegenheiten schloß der Genosse Schubert abends 9>/z Uhr die Versammlung mit einem Hoch auf die internationale Sozialdemokratie. Demnach hat die Versammlung von morgens VzIO Uhr, mit nur einer halb- stündigen Mittagspause, zwölf Stunden getagt. ll Nerbandstag der Schlmder, Schütiderinnell und MiWarbeiter Deutschlands . Hamburg , 16. August. In der Vormittagssitzung wurde noch die Delegierten- Wahl zum Internationalen Kongreß vollzogen. Gewählt wurden Stühmer- Berlin , Joseph- Frankfurt und S ch a e r t l- Breslau. In der NachmittagSsitzung verbreitete VerbandSvor- sitzender Stühmer sich über die Lohnbewegungen. Bei den Verhandlungen mit den Arbeitgebern sei zugestanden worden, daß die Tarifkündigungen für die einzelnen Orte durch den Haupt- vorstand erfolgen können, daß aber die Entwürfe der neuen Tarife örtlich geregelt werden müssen. Die Unternehmer hätten das Bestreben, die Lohnsätze in drei Gruppen für große, mittlere und kleinere Orte zu schematisieren. Die Verhältniffe lägen aber so verschieden, daß eine Uniformierung für die einzelnen Ortsgruppen undurcbführbar sei. Der Zentralvorstand müsse daraus halten, daß bei Lohnbewegungen die betreffenden Institutionen gehört werden müßten. Handle man den Schiedssprüchen zuwider, so werde keine Unterstützung gewährt. Der Ausgang der Lohnbewegung der Stettiner Konfektionsschneider habe dem Verbände große Achtung im übrigen Deutschland verschafft. Bezüglich der Streitsragen, die während der Dauer eines Tarifvertrages zwischen den Parteien entstehen, haben Verhandlungen mit' den Arbeitgebern stattgefunden, die ein G a u s ch i e d s g e r i ch t wünschen. Der Zentralvorstand und der Beirat hätten dem Vorschlage wohl zugestimmt, hätten aber Ausführungsbestimmungen, die Redner ver- liest, festgelegt. Die rein prinzipiellen Streitfragen sollen nach wie vor dem Schiedsgericht der Hauptvorstände überwiesen werden. Die Taktik der Unternehmer gehe dahin, möglichst viel Orte in einen Kampf hineinzuziehen, um so die Finanzen des Verbandes zu schwächen. Der Verband werde dieser Taktik zu begegnen wiffen. Sollte der Verband in große Kämpfe verwickelt werden, so hoffe er, daß die anderen Verbände ihm gegenüber dieselbe klingende Solidarität üben, wie dies der Schneiderverband stets anderen Ver- bänden gegenüber getan habe. In verhältnismäßig kurzer Zeit habe der Verband an andere im Kanipf befindliche Organisationen über 73 000 M. abgeführt. Zu diesem Punkt liegen viele Anträge vor, die eine lebhaste Debatte entfesseln. Hamburg , 13. August. In der recht lebhast einsetzenden Debatte über den Vorstand»« b e r, ch t werden namentlich die Taktik bei Lohnbewegungen, die Tarif- und Betriebswerkstältenftage und das Abkommen der Haupt- vorstände über die Regelung der Streitigkeiten zwischen beiden Or» ganisationen behandelt. Dieses Abkommen soll, wie schon m der Montagssitzung von Stühmer hervorgehoben, erweitert werden durch Einsetzung von Gauschiedsgerichten. Das Ab- kommen wird von mehreren Rednern als Fortschritt bezeichnet, während andererseits Stimmen laut werden, daß durch das- selbe Verschlechterungen in die Tarife gekommen seien. Durch diese Regelung seien die Kollegen in den Hintergrund gedrängt und ihr Mitbestimmungsrecht sei ausgeschaltet. Die vorgeschlagenen Gauschiedsgerichte finden bei den meisten Rednern Zustimmung, einige stehen ihnen skepttsch gegenüber. Die Vertreter der Wäsche- branche und der KonfektionSarbeiter wünschen eine größere Berücksichtigung dieser Branchen. Auch müßte die Frage der Errichtung von Betriebswerkstätten mehr in den Vordergrund gedrängt werden. Ein Redner ist nicht damit einverstanden, daß an der Spitze der Gauschiedsgerichte ein juristischer Vorsitzender stehen solle, der naturgemäß von Berufsangelegenheiten nichts verstehe. Gefordert wird ferner die Einberufung einer Wäschearbeiterkonferenz. Um die Bewegung der WSschearbeiter mehr in Fluß zu bringen. wünscht die Filiale Wiesbaden die Anstellnng einer Agitatorin. Eine scharfe Rüge fand das Vorgehen der Damenschneider in WieS- baden, die den Schiedsspruch nicht anerkannten, sondern den Streik proklamierten. Disziplinbrüche fänden unter keinen Umständen Sanktion. Dem Antrage der Wiesbadener auf Streichung ihrer Streikschulden wurde seitens des Zentralvorstandes bestimmt ent- gegengetreten. Die vorliegenden Anträge werden einer Kommission zur Beratung überwiesen.__ 8. Kmldkstag des Arbelter-Radfahrerbülldes Solidarität". In Frankfurt a. M. wurde in der vorigen Woche drt 8. Bundestag der Arbeiterradfahrer abgehalten. Der Vorsitzende Fischer. Offenbach a. M. führte aus, bei der Gründung des Bunde » vor 14 Jahren habe dieser rund 400 Mitglietter gezählt, heute aber scharen sich um seine Fahne über 120 000 zahlende Mit- glieder. Anwesend waren 102 Delegierte und Gauvorsteher. Den Tätigkeitsbericht des Vorstandes gab Fischer» Lffenbach a. M. Die zwei Geschäftsjahre seien zwei Jahre der Krise gewesem Erfreulicherweise könnte aber konstatsert werden, daß der Bund gerade in ländlichen Gegenden schöne Fortschritte gemacht habe. In agitatorischer Hinsicht sei viel geleistet worden, es müßten aber weiter alle Bundesgenossen zur Stärkung der Organisation beitragen. Es gäbe noch viel Parteigenossen und Gewerkschaftler, die einem bürgerlichen Sportverein angehören. Hier wäre ein günsttges Tätigkeitsfeld, wo die Agitation einzu» setzen habe. Wenn einzelne Parteigenossen glaubten, Sport sei lediglich eine private Angelegenheit und da wäre es gleich, welchem Verein man beitrete, so seien die Behörden anderer Meinung. Diese würden sagen, der Bund ist eine sozialdemokratische Orga- nisation, und in Preußen und Sachsen sei der Bund zu einem pclitischest Verein gestempelt worden. Dagegen habe man natür- lich Verwahrung eingelegt. Die Zahl der Gesuche uxn Rechts» schütz waren in der Berichtszeit sehr groß. Der Bundestag müsse klar aussprechen, wie weit gegangen werden kann. Wenn man hier allen Wünschen Rechnung tragen wollte, dann müßte man den Beitrag um mehr als 6 Pf. wie vorgeschlagen erhöhen. Die Mitglieder müßten die Borschriften»m Grenzverkeyr mehr be- achten, da sonst dem Bund Schaden erwächst. Dem Auftrag deS letzten Bundestages, einen Statutenentwurf auszuarbeiten, der eine straffere Zentralisation vorsieht, sei der Vorstand nach» gekommen. Der Vorstand sei aber der Ansicht, daß die jetzige Form genüge. Geschäftsführer W i t t i g- Berlin berichtet über die Ent- Wickelung und den Stand des FahrradhausesFrisch auf". daS aus Mitteln des Bundes unterhalten wird. Im GründungSjahre 1905 betrug der Umsatz 12 000 M., 1908 aber 188 823 M. und 1909 291 186 M.; in der ersten Hälfte deS laufenden Jahres stieg der Umsatz auf 245 663 M. In 7 Städten hat daS Geschäft Filialen. Wittig schildert, wie der Händlerverband alles versucht, um daS Geschäft zu schädigen, indesi es Lieferanten verpflichtet,