Weder Herr Freiherr v. Richthofen-Mertschütz noch wirlegen im übrigen Wert auf weitere Presse-erörterungen in dieser Angelegenheit. Es wirdabzuwarten sein, welckes Ergebnis die Beschwerde deS DetektivsGrägcr und welches Resultat vor allem die von Herrn Freiherrnv. Richthofen angestrengten Prozesse haben werden. Der DetektivGräger und der Wirtschaftsinspektor Kasten täten ebenfalls gut,wenn sie ihren Feldzug bis dahin einstellen würden."Es ist recht anerkennenswert, dasj die.Kons. Korresp." aufweitere Behauptungen und Versicherungen verzichten und abwartenwill, wie die vcA denr Frhrir. v. Richthofen-Mertschütz angestrengtenKlagen auslaufen. Die Leiter der Korrespondenz hätten nur vonvornherein dieses Verfahren einschlagen sollen, anstatt sich auf wert-lose Beteuerungen einzulasien. Was wahres an der Sache ist, kannvor Gericht entschieden werden.Die Stellung des Hansabnudes zur Sozialdemokratie.Der„Tägl. Rundschau" wird telegraphisch aus Münchengemeldet:.Die„Münch. Neuest. Nachr." veröffentlichen einen umfangreichenBriefwechsel zwischen dem Präsidenten des HansabundeS Rietzerund dem Münchener Bundesmitglied Freiherrn Wilhelm v. Pech«mann. Die Korrespondenz dreht sich um die Stellungnahme desBundes in den zu erwartenden Parteikämpfen und gipfelt in derFrage, ob der Hansabund auch den Kampf nach linksgegen die Sozialdemokratie aufzunehmen habe.Pechmann fordert den Kampf nicht nur gegen rechts, sondernvor allem gegen links. Die bisherige linksseitige Lähmungdes Bundes müsse beseitigt werden. Rietzer führt dagegen aus,datz der Hansabund eine wirtschaftliche Vereinigung sei, die sichweder auf einen direkten Parteikampf einlasien, noch aus eine be-stimmte Parteirichtung festlegen könne. Der Hansabund habe da-für zu sorgen, dah seine Grundgedanken nach und nach Gemeingutaller politischen Parteien werden. Er führe den Kampf gegen jedeeinseilige Wirtschaftspolitik, von welcher Partei sie auch betriebenwerde. Der Hansabund richte seine Front gegen alle ihm undseinen Zielen feindliche Parteien lind Personen und treibe nichtPolitik der Worte, sondern der Tat.Die Schönheiten des Dreiklassenwahlsystemswerden treffend illustriert durch eine amtliche Bekanntmachung, diedieser Tage in der.SaarbrücEer Zeitung' enthalten war.Dieses Kulturdolument lautet:Bekanntmachung.Die auf DonnerSlag den 11. August d. I., nachmittags 3 Uhr,im Sitzungssaale des Rathauses zu Brebach angesetzten Ersatz«Wahlen für den Gemeinderat von Brebach finden wegen der Ab-Wesenheit deS in der e r st e n Abteilung allein stimm-berechtigten Wählers an diesem Tage nicht statt. Derneue Wahltermin wird noch bekannt gemacht.Brebach den ö. August 1S10. Der Bürgermeister Beckers'Weil der hochmögende Erstklassige, der die erste Wählerklaffeganz allein bildet, verreist ist, können auch die anderen Wähler ihrWahlrecht nicht ausüben I_Zur Erhöhung der Schlagfertigkett der Armeehat das Kriegsministerium folgende neue Bestimmungen erlaffen:.Bei Paraden vor Seiner Majestät spielen die Militärmusikenden zuständigen Präsentiermarsch und zwar so lange, bis derKaiser den rechten Flügel des Truppenteils passiert hat; daraufwird die Nationalhymne gespielt, aber nur einmal durch und dannwieder der zuständige Präsentiermarsch. Bei Zapfenstreichen vordem Kaiser haben von den Zuschauern während des Gebets dieOffiziere den Helm und die Heeren vom Zivil die Kopsbedeckungabzunehmen und während des SpielenS der Nationalhymne dieOffiziere zu salutieren und die Herren vom Zivil die Kopfbedeckungabzunehmen."Hat man denn keine vernünftigere Verwendung für hochbezahlteOffiziere, als datz man sie mit dem Ausdenken und Ausarbeiten solcherBorschriften beschäftigt!_Borusstsche Wirtschaft.Im Wahlkreise Frankfurt-Lebu», in dem am IV. Septemberdie Nachwahl für den verstorbenen Nationalliberalen Detto statt-zufinden hat, macht sich der behördliche Apparat in recht ergötzlicherWeise bemerkbar. Unsere Genossen wollten am letzten Sonntag inBriefen in der Mark eine Versammlung unter freiem Himmel ver-anstaltcn und wandten sich um die dazu erforderliche Erlaubnis anden zuständigen Amtsvorsteher in Sieversdorf, v. Stünzner-Karbe.der zufällig auch Vorsitzender des Konservativen Ver-ein? für den Wahlkreis Franlfurt-LebuS ist. Auf daS Gesuchunserer Fürstenwalder Parteileitung erteilte Herr v. Stünzner-Karbefolgende Antwort:Der Amtsvorsteher. Siedersdorf, 9. 8. 1919.Ihr Gesuch von heute wird Ihnen umgehend zur Ergänzungzurückgegeben. Ich ersuche Sie, die Personenzahl anzugeben, diean der Versammlung teilnehmen werden, um prüfen zu können,ob der bezeichnete Garten auch grotz genug ist. Weitere not-dem Boden sitzend, die Mahlzeit eingenommen wird. Danebenwird auch noch ein Holzkasten mit einem Topf, in dem vorsichtigin Sand gehüllt eine glühende Holzkohle(zum Pfeisenanstecken)glüht, für nötig gehalten. Das ist so ziemlich alles, was in derproletarischen Wohnung zu erblicken ist. Was sonst noch an Ge-schirr und Wäsche vorhanden sein mag, steckt irgendwo in Wand-schränken. Die japanischen Kinder sollen die artigsten der Weltsein, weil sie weder Möbel ruinieren, noch Lampen zerbrechen. Indiesem Punkt mutz man den Beschreibern Japans rückhaltslos zu-stimmen. Die Kinder zerbrechen auch tatsächlich nichts, schon auSdem einfachen Grunde, weil zu zerbrechen nichts da ist.Wie die Leute sich im Winter gegen Kälte schützen, bleibt einRätsel. Die dünnen Bretterwände und Papierscheiben können dochschwerlich den Frost bannen. Ein solider Ofen ist selten zu sehen.Der kleine(transportable) Fcuerkasten, auf dem mit Holzkohlen dieMahlzeit gekocht wird, kann doch unmöglich Wärme genug für dieHeizung des Zimmers erzeugen.Der Japaner hat keine Bettstatt. Er kampiert mit feinerFamilie auf dem Boden feines einzigen, vielleicht nur drei Meterlangen und nicht viel breiteren Gemaches. Eigentlich geht erauch nicht zu Bett, sondern das Bett kommt allabendlich zu ihm.Wenn es dunkel geworden ist und er am Plausch mit dem Nachbarkeinen Gefallen Mehr findet, holt er aus dem Parterre deS Wand-schrankes eine Decke hervor, breitet sie auf dem Boden aus und legtsich gewöhnlich angezogen wie er ist, darauf. So eine Schlafdeckeist ein teures und ehrwürdiges Stück Hausrat. Deshalb wird sieauch sorgfältig aufbewahrt. Manchmal sind diese Decken derartigverschlissen, datz sie ihren Namen nicht mehr verdienen. Gar nichtselten riecht man es ihnen schon an, datz sie der Tummelplatz vielerFamilienfestlichkeiten gewesen sind. Wenn man sie über die Nasezieht, entströmt ihnen ein Aroma, daS von feudalen Zeitenträumen macht.Die Masse der Arbeiter mag monatlich eher weniger als fünfMark für die einzimmerige Wohnung ausgeben. Das wird wenigerscheinen, solange man die Klause nicht kennt. Dieses niedrige,nackte, enge, in der Regel neunmal neun Fuß messende Zimmer,das nur von dünnen Brettern und Papierscheiben eingeschalt ist.würde anderwärts noch billiger sein, wenn die Polizei ihre Ver-mietinuz an Menschen gestattete.So primitiv wie die Nahrung und Wohnung, ist auch dieKleidung des japamschen Arbeiters. Mit einem Kimono(einleichter, von den Schultern bis an die Knöchel reichender Mantelaus dünnem Gewebe), womöglich noch ein Unterleibchen und einemaus sechs Brettchen zusammengefügten Paar Trittchen ist seinMedopf an KlcidÄNg gedeckt. Freilich haben die bessergestelltenwendige polizeiliche Erhebungen werden mit größter Be-schleunigung getroffen werden. v. Stünzner-Karbe.An den Stadtverordneten R. Felder,Fürstenwalde.Darauf schrieb der Genoffe Felber, datz der Garten, der andem Hause eines unserer Partei freundlich gesinnten Dorfbewohnersliegt, für 299 Personen Raum gewährt und mehr Personen auchkaum zu der Versammlung erscheinen dürften. Nunmehr erhieltFelber folgende originelle Antwort:«Bezüglich Ihres Gesuches vom 9. d. MtS. betreffend Ge-nehmigung einer Wählerversammlung unter freiem Himmel vom14. 8. 19 zu Briefen i. M. erhalten Sie auf Ihr Schreiben vom11. 8. 19 hierdurch folgendes zum Bescheid:Das in Frage kommende Grundstück habe ich persönlich inAugenschein genommen und gefunden, datz es wohl grotz genugist, um 290 Personen zu fassen, doch ist auf demselben weder fürWasser gesorgt, noch ein Abort vorhanden.Da ein Abort unbedingt notwendig ist, wird Ihnen anheim-gestellt, einen solchen auf dem Platze zu errichten und zwar fürMänner und Frauen gelrennt, da es nicht ausgeschlossen ist, datzauch Frauen an der Versammlung teilnehmen.Falls nicht beabsichtigt wird, zur Regelung der Wasser-frage eine Pumpe zu bauen, ist mir mitzuteilen, ob und wie-viel Gespanne zum Wassersahren bestellt sind.Die Genehmigung zur Abhaltung der Versammlung kannnicht eher erteilt werden, bevor nicht mitgeteilt ist, datz obige Bedingungen erfüllt sind. v. Stünzner-Karbe."Genosse Felber teilte darauf dem Herrn Amtsvorsteher mit,datz auf dem Grundstücke zwei Aborte vorhanden sind; auch einBrunnen ist auf dem Gehöft, um etwaige durstige Seelen zu er-quicken. Uebrigens könne der Amtsvorsteher seine Bedingungenauf keine gesetzliche Vorschrift stützen. Die Antwort war folgenderBescheid:„Sieversdorf. 13. 8. 19.Wie Sie bereit? aus dem Ihnen übermittelten Telegrammersehen haben werden, wird die Genehmigung zur Abhaltungder öffentlichen Versammlung unter freiem Himmel am 14. diesesMonats zu Briefen i. M. versagt.Gründe:1. Da die Versammlung an einem Sonntage stattfindet, istdie Befürchtung, daß die Versammlung Gelegenheit zu R e i-b u n g e n und somit zur Störung der öffentlichen Sicherheitgeben kann, keine so entfernte, datz sie nicht von der Polizeiver-waltung berücksichtigt werden dürfte.2. Zu dem Grundstücke, wo die Versammlung abgehaltenwerden soll, führt kein öffentlicher Weg.v. Stünzner-Karbe."Man sieht, an Gründen zur Vereitelung einer sozialdemokra-tischen Versammlung war der Amtsvorsteher nicht verlegen. Abergenutzt hat ihm daS Verbot doch nichts. Die Versammlung fandzur festgesetzten Zeit in einem Wohnraum des PrivathauseSstatt, die zahlreich erschienenen Besucher beschlossen laut§ 8 desVereinSgesetzeS, die Versammlung in den anstohenden Garten zuverlegen und dort konnte die Genossin Zietz-Berlin frei reden.Wieder ein russischer Grenzzwischenfall.Der„Frankfurter Zeitung" wird aus Königsberg ein neuerNebergriff an der russischen Grenze gemeldet. Ein durch langjährigenAufenthalt an der Grenze mit den Vorschriften wohl vertrauter undvielen russischen Grenzsoldaten gut bekannter 87 Jahre alter Mannwurde von einem Kosaken auf das zwischen den beiden Grenzgräbenliegende neutrale Gebiet gelockt und dort festgenommen. Auf dreiabgegebene Alannschllsse kam die Grenzwache herbei, da der Kosakerzählte, er wolle sich die für jede Festnahme an der Grenzeübliche Belohnung von 3 Rubel verdienen. Nachdem der alte Mannin der nächsten Grenzwache und in dem etwa«ine halbe Meile ent-fernten Kordon verhört war. wurde er in daS Gefängnis geworfen,wo er 24 Stunden zurückbehalten wurde. Am anderen Tage wurdeer an die preutzifche Grenze zurückgebracht, nachdem er vorher zweiSchriftstücke, deren Inhalt ihm nicht vorgelesen wurde, unter An«Wendung der Zwangsmatzregeln hatte unterschreiben müssen. Derauf diese Weise Mitzhandelte hat den Fall zur Anzeige gebracht, wasihm natürlich nichts nützen wird.Einschränkung der Gefängnisarbett.In Verfolg eines Beschlusses de» preuhischen Landtage« findetim Herbst eine Konferenz von Vertretern deS Handwerks, desustizministeriumS, des Ministeriums des Innern statt, in der dierage der Konkurrenz der Gefängnisarbeit gegenüber dem Hand-werk beraten werden soll._Militärjustiz.Vor dem Kriegsgericht der 1. Marineiuspektion in Kiel stand derObermaschinistenmaat S ch o p p e vom Linienschiff.Braunschweig'als Angeklagter. Er hatte bei der Instruktion einen Heizer zweimalgeschlagen, einmal direkt auf die Nase. I" der Nacht zum 9. Dezemberschlug er zwei Heizer mit dem Schaufelstiel, weil sie nicht schnellgenug arbeiteten. Das Urteil lautete auf 19 Tage Mittel-Arbeiter auch noch Reservestücke. Dafür gehen andrerseits auchviele im Sommer in einem Kostüm, das, wenn man von demStrohhut und den. die edlen Teile an den Schenkeln bedeckendenLeinewandlappen absieht, schon dem biblischen Adam bekannt ge«Wesen ist. Auf den Sonntagsstaat sind sie weniger bedacht, schonaus dem Grunde, weil das Mikadoland den Sonntag nicht kennt.Die Japaner sind das reinlichste Volk der Welt! So stehtes fast überall geschrieben. Man darf denen, die so berichtenwegen ihres Irrtums nicht gram fem, denn sie haben ihre Kennt-nis in den höheren Schichten der japanischen Gesellschaft gesammelt.Die Untertanen des Mikado sollen jeden Tag baden. DaS müßteso sein, die körperliche Reinlichkeit heischte es. Der Japanerträgt keine Unterwäsche. Sein lose hängender Kimono läßt Staubund Schmutz ungehinoert auf den Körper dringen. Seine, wennauch nicht eingige Waschgelegenheit ist daS Bad. Für viele Ar-beiter und Kleinbürger ist eine eigene Badeeinrichtung uner-schwingbar. Sie sind auf die öffentlichen Badchäuser angewiesen.Dort kostet dag Bad jedesmal drei Sen(8 Pf.). Datz aber diekörperliche Reinigung im öffentlichen Badeort ein hygienischerVorteil ist, können nur Leute behaupten, die nie darin gebadethaben. Der etwa anderthalb Meter in allen drei Dimensionenmessende Wassertrog wird nur einmal täglich gefüllt. AlleBaoegäste eines Tages steigen in das gleiche Waffer, und bleibenlange darin hocken. Oft sieht man ein halbes Dutzend eifrig kon-vertierender Köpfe aus dem dampfenden Wasser lugen. Wtv derInhalt des HolztrogeS nach einer mehrfachen Benützung aussehen mutz, kann man sich leicht vorstellen. Ich bin nur einmal amMorgen, als mir daS Wasser noch klar schien, hineingestiegen.AIS ich dann aber eine gelbbraune Brühe und dito Klumpenaufsteigen sah, stand fest, datz mein nach Reinigung schreiendesGewissen mir die Benutzung des TrogeS für immer verbot. Dieschreckliche Verbreitung scheußlicher Hautkrankheiten ist, wie eSmir scheint, neben der Kurpfuscherei auch besonders auf diese Artdes Badens zurückzuführen.Meine Kenntnis der japanischen Arbeiterverhältnisse und derKosten d«S proletarischen Lebensunterhaltes lassen mich sagen: InJapan verdient der tüchtige, gelernte Industriearbeiter im Durch-schnitt 1.29 Mk. pro Tag. Für seinen Lebensunterhalt mutz er,wenn er nicht frühzeitig an Unterernährung zugrunde gehen will,täglich 1.97 Mk.(für Speise und Trank b0 Pfg., Wohnung 17 Pfg.,Kleidung 19 Pfg., Diverses 39 Pfg.) ausgeben. So blieben ihmnoch für außerordentliche Ausgaben jeden Tag 13 Pfg. DaS?ilt für den kräftigen, gutbezahlten Profeffionisten. Bei den Ver-eirateten müssen Frau und Kinder mitschanzen, um den Hunger.wolf vpy der Tür zu hsstm, Wie aber die schlecht bezahlten KusiS 1artest; daS Gericht nahm an. der Angeklagte Hove im Fieber«zustande gehandelt, weil er an Mandelentzündung und Rheuma«liSmus leide.Ein anderer Fall: Vor dem Kriegsgericht deS 1. Geschwader»hatten sich zwei Matrosen wegen Fahnenflucht zu verantworten. AlSdaS Linienschiff„Witielsbnch" am 39. Juli bei Odde in Norwegenlag, benutzten sie einen Landurlaub zur Flucht. Sie wurden abervon der norwegischen Polizei ergriffen und zur Flotte zurückgebracht.Das Urteil lautete für jeden auf 1 Jahr 6 Monate GefäligNiS undVersetzung in die zweite Klasse deS SoldatenstaudeS.Oeftemich.DesertionWien, 17. August. Wie aus Pola gemeldet wird, sollen vondem aus Argentinien zurückgekehrten Kreuzer„Karl VI." währenddessen Aufenthalt in Argentinien SS Unteroffiziere und Matrosendesertiert sei».Spsnien.Versammlungsverbote.Madrid, 17. August. Die Regierung wird die gleich»zeitige Veranstaltung von karlistischen und republikani»schen Versammlungen, die in Catalonien für den 23. August gg.plant sind, nicht gestatten.Englancl.Tie Arbeitslosenversicherung.Zur Frage der Arbeitslosenversicherung hatder Leiter des Arbeitsnachweiswesens, W. H. Beveridge, inder Versammlung eines kleinen Privatversicherungsvoreins einewenig hoffnungsvolle Erklärung abgegeben. Ersagte, es würde noch mindestens zwei Jahre dauern, biSdie Regierung den Entwurf eines Gesetzes vorlegen könne. In-zwischen solle jeder Weg der Abhilfe beschritten werden; dennweniger noch als irgendwo sonst könne man in dieser Sache auf dieRegierung warten. Das sieht fast aus, als solle die Arbeitslosen»fürsorge noch manchmal als liberale Wahlparoledienen.Dänemark.Klassenjustiz.Unser dänische Parteigenosse Folketingsmann Sabroe, dovbesonders durch seinen unermüdlichen Kampf gegen Kindermitz-Handlung und Mißstände in den Erziehungsanstalten bekannt ge-worden ist, wurde am Montag vom Hof- und Stadtgericht inKopenhagen zu 3S99 Kronen Geldstrafe oder 219 Tagen Gefängnisverurteilt, weil er durch drei im Jahre 1998 in„Socialdemokraten"veröffentlichte Artikel die Vorsteherin eines Kinderheims beleidig!haben soll. Der Redakteur des bürgerlichen Blattes„Klokken 12",der die Artikel übernommen hatte, ist seinerzeit mit 359 KronenGeldstrafe davongekommen. Unser Genosse ist also zehnmal so hartverurteilt worden, obwohl durch Zeugenaussagen der Klägerinschwerwiegende Dinge zur Last gelegt wurden. Gegen das Urteilist Berufung beim Höchsten Gericht eingelegt worden.—Eine Beleidigungsklage gegen„Socialdemokraten" in Kopenhagen hatte der frühere Landwirtschaftsminister Ole Hansenangestrengt wegen zweier Artikel, aus denen er den Vorwurfherauslas, daß er als Revisor des ButterexportvereinS von denBetrügereien seines Ministorkollegen Alberti gewußt habe, ohneetwas davon zu verraten. Das Gericht sprach jedoch unfern an»geklagten Genossen, Redakteur Lundbeck, frei, mit der Bq»gründung, datz der Vorwurf der Mitwisserschaft Ole HansenS inden Artikeln nicht enthalten sei.Oirkd.Die Entwaffnung in Mazedonien.Konstantinoprl, 18. August. Nach Depeschen deS WaR vonKossowo dauert die Einsammlung der Waffen bei denBulgaren in Kasas, Jstip und Kotschana fort.Die Bulgaren von Koeprülü veranstalteten eine große K u n V-gebung gegen die geplante Bandenbewegung, wobei siegegen die Sprache der bulgarischen Presse Verwahrung einlegten.Die Bewegung im Bezirk Jstip flaut ab. Die Bevölkerung istruhiger und gibt ihren Widerstand gegen die Behörden auf. DieSituation wird danach allgemein günstiger beurteilt.Hmerlha.Gegen den Reklamehelden..New Vork, 16. August. Die Freunde RoofeveltS er-klären, datz der Kampf um den Vorsitz auf dem bevorstehendenStaatskonvent in Saratoga noch nicht zu Ende sei, da diezum Konvent erscheinenden Delegierten nicht an die Empfehlungdes vorbereitenden Ausschusses gebunden seien und Rooseveltdennoch zum Präsidenten wählen könnten. DaS Vorgehen deSAusschusses ist dahin zu verstehen, datz er zum Kampf ent»schloffen ist, um der politischen VorherrschaftNoosevelts ein Ende zu machen.und die Arbeitslosen leben, zeigt ein Gang durch die Proletarier»distrikte der industriellen Zentren. In diesen feiert die mensch»liche Misere scheußliche Orgien. Hier hausen Tausende und Aber-tausende von menschlichen Kreaturen den Tieren gleich inschmutzigen, verpesteten, stinkenden Löchern, nicht wissend, wohereine Handvoll ReiS nehmen, womit die Blöße bedecken.Der japanische Arbeiter im allgemeinen sieht sich in Tagenwirtschaftlicher Not allein und verlassen. Sein einziger Freundist der Tod. Japan wird nicht vergeblich das Land desSelbstmordes genannt. Staatliche Unterstützung gibt esnirgends; die Privathilfe ist gleich Null. Im Fall der Krankheitsucht der arme Teufel, wenn er noch einige Sen hat, beim Quack»salber Linderung, oder legt sich ruhig hin, um in stoischer Er-gebcnheit zu sterben. Die hohen Honorare der modernen Aerztakann er nicht bezahlen. Immerhin hat er noch eine Stätte, wo ersich niederlegen kann. Aber die Bewohner der Slums wandernjeden Abend auf die Suche nach einer Liegestatt. Glücklich jene»die das Schicksal noch einige Sen finden ließ, um dafür in einerZwei-Sen-Restauration eine Mahlzeit und einenSchlafplatz für eine Nacht erstehen zu können. In diesen Herbergenpressen sich die mit schmutzigen Fetzen bedeckten Parias auf demharten Boden eng aneinander, um nicht zu erfrieren,Die einzigen Glücklichen in diesen Häufungen de»Elends sind die Wucherer. Sie verstehen es meisterhast, aus derMisere der Aermsten Profit zu pressen. Das Hab und Gut, da»die armen Teufel noch besitze» mögen, wird, obwohl es anderwärtsfür einen Schutthaufen zu schlecht wäre, noch von den Wucherernals Pfand für ein paar Sen angenommen. Die Allgemeinheit de»Elends garantiert ihnen steigenden Reichtum.Die vom Geld und Gut gänzlich Entblößten betteln in de»Krankenhäusern, Kasernen und europäischen Restaurants umSpeiseabfälle. Zumeist ohne Erfolg. Denn was übrig bleibt, wirdschon von den Agenten einer Gesellschaft geholt, die daraus Mahl-zeiten für die Gäste der Zwei-Sen-Rcstaurationen bereitet. Dielnagend« Bestie Hunger zwingt die unglücklichsten Stiefkinder de»Schicksals, die Mülleimer nach Nahrung zu durchwühlen. Fisch»köpfe. Eingeweide, Brotrinden, Knochen, kurzum, alles, was zu<Stillung des Hungers halbwegs geeignet ist, wird peinlichst ge-sammelt und verschlungen. Die Stratzcnhunde können es nicht vielorbärmlicher haben. Das Elend den Großstädte Amerikas undEuropas ist auch grauenhaft, aber es verblaßt, es scheint erträglichzu werden, wenn man durch die Tokioer Quartiere Schitaya,Hongo oder Schiba wandert. WereinenOrtProletarier»Hölle taufen will, sollte sich erfl; die ElendSnscattkn JgpsvS suschev.