Nr. 192. 27. Iahrgallg.tilnp Ks Joifitls"Donnerstag. 18. Angnst 1910.Quittung.Im Monat Juli gingen bei dem Unterzeichneten folgendeParteibeiträge ein:Altona, 8. und 10. schleSW,-holst. Wahlkreis, 2, Quart. 19102257,39. Arnstadt, Wahlkr. Schwarzb.-Sondersh., 2. Quart. 191098,64. Aalen, 13. württemb. Wahlkr., 2. Quart. 1910 17,82. Aachen-Land-Eupen, 2. Quart. 1910 57,—. Berlin, diverse Beiträge:W. Z. 50,—. Von der Fiinfzigpfennigkasse der Kollegen der FirmaScheibe, Britz 5,—. Mitglieder des Verbandes deutscher Buch-drucker im„Vorwärts" 100,—. D. K. R. 25,—. Ges. durch Giwau,Kreuzbergstr. 29 10,45. Zinsenannahme« Verweigerung d. Sp. u.P.-Kasse durch O. W. 1,08. Dr. L. A. 109,—. Tischlerei Haferkornu. Rau durch R. 3,—. Die Kontobncharbeiter vom Wedding 5,—.Gutenberg 31,10. Fünf Hutmacher, Königstr. 23 12,—. A. B. 50,—.P. S. 50,—. M. 28. 2,—. Jute, Rilterstr. 85 14,80. Bant,2. oldenb. Wahlkr. 626,—, 2. hannov. Wahlkr. 68,10, 2. Quart. 1910,Sa. 694.10. Baden-Baden. 8. bad. Wahlkr., 2. Quart. 1910 66,18.Braunschweig, 1. Wahlkr. sBrauuschw.-Blankenb.), 2. Quart. 19101050,25. Desgl. 2. Wahlkr.<Wolfenb.-Helmst.>. 2. Quart. 1910 132.10.Desgl. 3. Wahlkr. sHolzminden-Gandersh.), 2. Quart. 1910 inkl. er-folgter Nachzahlung 82,59. Breslauer Agitation-bezirk, 2. Quart.1910, Wahlkreise: Guhrau 5,94; Militsch 20,53; Oels 12,16; Stieg52,72; Ohlau 51.10; Breslau-Land 316,36; Neustadt 19,50; Neige10,60; Liegnitz 220,34; Summa 709,30. Bremerhaven u. 19. hannov.Wahlkr., 2. Quart. 1910 633,92. Bremen, Beitrag sür 1. Halbjahr1910 4259,09. Bern 75.—. Butzbach i. H.. X. Y. Z. 6,—, N. N. 1.—.Sa. 7,—. Butzbach i. H., I. O. u. K. O. 5,—. Bautzen, 3. sächs. Wahlkr.1. Halbjahr 1910 373.40. Biberach, 16. württemb Wahlkr., 1. Halb-jähr 1910 11,70. Backnang. 11. württemb. Wahlkr., 2. Quart. 191042.03. Cassel-Melsungen, 2. Quart. 1910 502.82. Crefeld, Wahlkreisbeitrag für 2. Quart. 1910 259.30. Casseler Agitationsbezirk,Jahresbeiträge für 1909/10. Wahlkreise: Eschwege-Schmalkalden249,96; Ninteln-Hofgeismar 127.86; Fritzlar-Hombnrg 28,53; Hers-feld-Notenburg 23,02; Waldcck-Pyrmont 12,96; Sa. 447,38. Calw,7. württemb. Wahlkr., 2. Quart. 19lO 101,73. Cottbus, Kreistag-diäten-Uebersch. 1,85. Duisburg, Wahllreisbeitrag für 2. Quart.1910 596,80. Dortmund-Hvrde, 2. Quartal 1910 1373,—.Darmstadl-Gr.-Gerau, 2. Quart. 1910 393,60. Danzig, ProvinzWestprensjen, 2. Quart. 1910. Wahlkreise: Elbing-Maricnbrwg 56,49;Danzig-Land 11,23; Danzig-Stadt 191,24; Neustadt-Karihauö 4,—;Bereul-Stargard 1,48; Sluhm-Marienwerder 11,53; Graudenz-Strasbnrg 32,80; Thorn-Kulm 13,44; Schwetz 7,36; Konitz-Tuchel 6,56; Schlvchau-Flaiow 10,20; Dcutsch-Krone 10,20; Sunrma356,58. Ehlingen, 5. württemb. Wahlkr.„ 2. Quart. 1910 451,81.Eisleben, Mansfelder Wahlkreis, Jahresbeitrag für 1909/10280,71. Elbcrfeld-Barmen, 2. Quart. 1910 900,—. Einbeck,11. hannoverscher Wahlkreis 313,08. Eberswalde, WahlkreisOberbarnim, 2. Quart. 1910 146,54. Eilenbnrg, Wahlkr. Delitzsch-Bitterfeld, 2. Quart. 1910 281,52. Falkenbcrg(Oberschl.) 17,—.Frankfurt a. M., Nestbeitrag sür 2. Quart. 1910 253,16. Frank-surt a. O.-Lebus, 2. Quart. 1910 214,88. Freiberg. 9. sächs. Wahlkr.,1. Rate sür 1909/10 200,—. Flensburg, 1. u. 2. schlesw.-holst. Wahlkr.,2. Quarr. 1910 358,66. Finsterwalde, Wahlkr. Kalau-Luckau, 2. Quart.1910 252,08. Forst, Wahlkr. Sorau-Forst, 2. Quart. 1910 372,—.Göllingen, 12. hannov. Wahlkr., 1. Halbjahr 1910 112,—.Goslar, 13. hannov. Wahlkr., Beitrag für 1. Halbjahr 1910 154,58.Gotha, Wahlkreisbeitrag für 1909/10 876,25. Gr-Ottersleben,Wahlkr. Wanzleben, 2. Quart 1910 300,—. Geldern. Wahlkr. Cleve-Geldern. 2. Quart. 1910 14,60. Grabow, 3. mecklcnb. Wahlkreis,1. Halbjahr 1910 68,30. Giehen-Grünberg i. H. a Konto der Bei-träge für das 2. Quart. 1910 48,40. Gebweiler i. E., Wahlkreisbei-trag sür 2. Quart. 1910 14,72. Goldbeck i. Altm., stiller Partei-genösse 10,—. Heiligenstadt, Beitrag vom Kreisverein für 2. Quart.1910 5,10. Hagen-Schwelm, 2. Quart. 1910 sdarunter von Frauen34.75) 539,43. Hornberg, 2. badischer Wahlkr., 2. Quart. 1910 66,—.Heilbronn, 3 württemb. Wahlkreis, 2. Quart. 1910 195,80.Horburg, 17. hannov. Wahlkr., Restbeiträge für das 3. und4. Quartal 1909 u. 1. Quartal 1910 536,51, Beitrag für das2. Quartal 1910 880,99, Sa. 1417,50. Hemelingen, 6. Hanno«versche Wahlkreis. Jahresbeitrag für 1909/10 930,62. Heidel-berg, Wahlkreisbeitrag für 2. Quart. 1910 181,70. Hanau-Gelnhausen-Orb, 2. Quart, 1910 1516,59. Itzehoe. 5. schlesw.-holst.Wahlkr.. 2. Quart. 1910 323,76. Köln a. Rh., Reg. W. 20.—.Karlsruhe-Bruchsal, 10. bodischer Wahlreis, 2. Quart. 1910kleines feuülcton.Statistik dcs Vergnügens. Ans dem Jahresbericht des statistischenAmteS der Stadt Düsteldorf für 1909 lätzt sich an her Hand derLustbarkeilssteuern eine Statistik des Vergnügens gewinnen. Zu be-rücksiititigen ist bei den Zahlen, daß an diesen Aufwendungen nichtnur die 328 000 Einwohner, sondern auch Fremde in erheblicher Massebeteiligt sind. Obenan stehen die 910 381 Karten für Kinemato-graphen. Dann kommen Konzerte mit 684 503 Karten, wobei dieGartenkonzerte eingeschlosien sind. Für Theatervorstellungen wurden396 145 Karten versteuert, für das Spezialitätentheater 361 005, fürTanzbelnstigungen, Maskenbälle, Karnevalssitzungen 188 023. Dagegenfanden deklamarorische Vorlesungen nur 983 Liebhaber. Die großeMasse der Besucher füllt die billigsten Plätze unter 50 Pf.:1 537 845 Personen entfallen auf diele Kategorie. Bon 50 Pf. bis1 M. für den Platz legten 234 059 Personen an, bis zu 2,50 M,gingen 127 4Ö4, 3,50 bis 4 M. wenden immer noch 42 917 Personenan, über 4 M. 1915 Bevorzugte. AuS dieser Aufstellung läßt sichbei den Konzerten und Theatervorstellungen nichl ertennen, wasernsteren künstlerischen Zwecken dient. Die Statistik läßt aber zurGenüge erkennen, daß die Masse des Volkes Hauptträger der Steuerist. Die projektierte Berliner Lustbarkeitssteuer würde also auch inerster Linie die zahlreichste Klasse der.Lustbarkeitskonsumenlen" dieArbeiter treffen.DaS Gehirn des ältesten Menschen. In der französischen Akademieder Wissenschaften hat Eduard Perrier einen Abguß der Schädelhöhledes prähistorischen Menschen von Chapelle-aup-Saints überreicht, desälresten Repräsentanten der menschlichen Rasse, den die Wissenschaftbisher kennt. Der Abguß ist unter der Aufficht von Boule, den be-kannten Professor für Paläontologie, angefertigt worden. Es istBoule dabei gelungen, die Schädelftagmente so glücklich zusammen-zufügen, daß der Abguß ein genaues Bild der Gehirnformund Gehirngröße gibt. Der Vergleich dieses Gehirns desältesten Menschen mit den Schädelfornien des Europäers und derAffen ergeben, daß das Gehirn von Chapelle-aux-SaintS seinemUmfange nach zweifellos dem menschlichen Typus angehört. Da-gegen weisen die Ausdehnung der Stirnlappen und der Hinterkopf.läppen auf den Anthropoiden hin; hierin entfernt sich das Gehirnvon Chapelle-aux-SaintS sehr stark von dem der lebendigen Menschenund steht selbst noch hinter den Gehirnformen der primitivstenMenschen zurück. Ein Sprachzentrum scheint zu fehlen; dagegenweist ein leises Vorwiegen der linken Schädelbälfte darauf hin, daßdieser Vorfahre dcs Menschengeschlechts rechtshändig war.Das Männerkindbett. Eine äußerst seltsame Sitte findet sich«och heute bei manchen Naturvölkern: das sogenannte Männer-kindbett. Sobald bei diesen Völkern eine Frau entbunden hat,legt sich— der Vater des Kindes ins Wochenbett, bleibt dortwochenlang liegen, empfängt Glückwünsche und läßt sich in allemwie eine Wöchnerin behandeln. Diese selbst aber muß schon sehrbald ausstehen und den häuslichen Verrichtungen nachgehen. Schondie Alten kannten diesen Gebrauch bei ewigen Völkern, Diodorfand th» auf Korsika, Strabo bei den Iberern usw. Später ent-181,96. Königsberg, Agitationsbezirk Ostpreußen, 1. u. 2. Quart.1910. Wahlkreise: Königsberg-Stadt 667,54; Königsberg-Land123,10; Tilsit- Niederung 63,08; Ragnit- Pillkallen 41,26;Gumbiunen-Jnsterburg 39,53; Memel-Hehdekrug 36,73; Rastenburg-Gerdauen 24,49; Labiau-Wehlau 23,93; Lyck-Johannisburg 18,92;Osterode-Neidenburg 8,89; Brannsberg« Heilsberg 4,63; Einzel-Mitglieder 13,18; Summa 1070,43. Kiel, 7. schleswig-holsteinischerWahlkreis, 2. Quartal 1910 2228,66. Landsberg- Soldin, Rest-beitrag für 1909/10 91,22. Lübau, 2. sächs. Wahlkreis, Jahresbeitragfür 1909/10 971,64. Luckenwalde, Wahlkreis Jüterbog-Zauch-Belzig,2. Quartal 1910 434,22. Linimer, 9. hannov. Wahlkreis, Restbeitragfür 1909/10 369,11. Marburg i. H., Wahlkreisbcitr f. 2. Quart. 191018,—. München I u. II, 2. Quartal 1910 2221,46. Mannheim,11. bad. Wahlkr., 2. Quart. 1910 650,—. Markirch-Rappoltsweilcr,2. Quart. 1910 9,12. Meißen, 7. sächs. Wahlkr., 1. Halbjahr 19101750,—. Mühlhausen-Langensalza, 1. Halbjahr 1910 132,40. M.Gladbach, Wahlkreisbeitrog für 1. Quart. 1910 69,77, desgl. für2. Quartal 1910 58.25, Sa. 123,02. Malchin, 4. mecklenb. Wahlkr.,Jahresbeitrag für 1909/10 230,75. Metz, Wahlkreisbeitrag für 1. u.2. Quart 1910 22,60. Nordhausen-Grafschaft Hohenstein, 1. und2. Quartal 1910 374,59. Nienburg a. W., 7. hannoverscher Wahl-kreis 46,32. Neustadt i. H., 9. schleswig-holstein. Wahlkreis 178,56.Oberschlesischer Agitationsbezirk, 2. Quartal 1910. Wahlkreise:Beuthen-Tarnowitz 74,32; Kattowitz-Zabrze 69,93; Ratibor 17,91;Gleiwitz 11,40; Kasel 8,16; Pleß-Rybnik 7,56; Leobschütz 7,26;Oppeln 6,54; Kreuzburg-Rosenberg 3.24; Sa. 206,82. Oldenburg,1. oldenb. Wahlkr. 153,85. Pforzheim-Durlach, 9. bad. Wahlkreis,2. Quartal 1910 271.05. Plauen-OelSnitz i. V., 23. sächs. Wahlkr.,1. Quartal 1910 434.89, desgl. 2. Quartal 494,84, Sa. 929,73.Pößneck, Restbeitrag für Meiningen II für 1909/10Pirna, 3. sächsischer Wahlkreis, Resibeitrag für 1909/10Potsdam-Spandan-Osthavelland, 2. Quart. 1910 361.90.5. mecklenb. Wahlkr. 474,03. Rehna, 1. mecklenb. Wahlkr.,beitrag 1909/10 290,83. Staßfurt, Wahlkreis Calbe-AschcrslebenQuedlinburg, 2. Quart. 1910 689,—. Solingen, Wahlkreisbeitragfür 2. Quart. 1910 sdarunter von Frauen 32,07) 569,91. Singen a.H.,1. badischer Wahlkreis 40,—. Stockelsdorf, Fürstentum Lübeck,1. oldenb. Wahlkr., 2. Quart. 1910 194,08. Schleswig. 3. schleöw.-holst. Wahlkr., 2. Quart. 1910 149,53. Schwiebus, Wahlkr. Züllichau-Krassen, 2. Quart. 1910 75,63. Stettin. Agitationsbez. Pommern, 1. Quart.1910, Wahlkreise: Stettin 231,88; Randow« Greifenhagen 758,84;Ueckermünde-Wollin 78,78; Greifswald-Grimmen 84,84; Stralsund-Rügen 103,78; Anklam-Demmin 23,32; Kolberg-Köslin, 4. Quartal1909 69,04, 1. Quart. 1910 29,—, Sa. 98,04; Stolp-Lauenburg13,04; Naugard-Regenwalde 8,24; Pyritz-Saatzig 7,30; Greifenberg-Kammin 12,36; Neustetlin 8,40; Dramburg-Schivelbein 3,74;Bütow-Rummelsburg 8,40; Sa. 1197,06. Stuttgart, 1. württemb.Wahlkr., 2. Quart. 1910 985,36. Schwenningen, 9. württem-bergischer Wahlkreis, 2. Quartal 1910 173.92. Schopfheim,3. bad. Wahlkr. 81,43. Stadthagen, Wahlkreis Schaumburg-Lippe,1. und 2. Quart. 1910 63,08. Strclitz, Wahlkr. Mecklenb.-Strelitz194,03. Siegen-Wiltgenstein, 2. Quart. 1910 26,10. Schkeuditz,Wahlkr. Merieburg-Querfurt, Jahresbeitrag für 1909/10 631,54.tchwedt, Wahlkr. Prenzlau-Angermünde, 2. Quart. 1910 33,60.angermünde, Wahlkr. Stcndal-Osterburg. 2. Quart. 1910 202,10.Uelzen, Wahllreisbeitrag für 1. Halbjahr 1910 73,30.„Vorwärts"-Ueberschuß 2. Quart. 1910 31 652.95. Worms-Heppenheim, 2. Quart.1910 51.—. Zittau. 1. sächs. Wahlkreis. 2. Quart. 1910 304,32.Zwickau, 13. sächs. Wahlkr., Restbeitrag für 1909/10 731,96.Berlin, den 13. August 1910.Für den Parteivorstand: A. G e r i s ch, Lindenstr. 69.150,—.1266,80.Rostock,Jahres-Sie„verksssllngsmWige verpsllchtuog".In der Verteidigung der Hofgängerei der badischen Landtags-fraktion ist auch als Argument die verfassungsmäßige Veipflichtungaufgetaucht. Kolb und andere erklären, daß die Fraktion ver-pflichtet sei, sich an diesen höfischen Aktionen zu beteiligen,weil sie bei der Uebernahme des VizepräsidentenpostenS versprochenhabe, alle verfassungsmäßigen Verpflichtungen zu erfüllen. DieVerpflichtung zur Teilnahme an der Gratulationsdeputation sei aberbegründet in dem 8 74 der Geschäftsordnung der Zweiten Kammer.Genosse Kautsky hat in seinem Artikel in Nr. 46 der„Neuen Zeil"schon bezweifelt, daß dieser§ 74 eine solche Verpflichtung statuierendeckte ihn Marco Polo in einem Teile Chinas, andere Reisendebemerkten ihn in Ostindien, Kalifornien, Westindien, Brasilien,Westafrika usw. Uebrigcns existiert der Brauch vereinzelt auch nochin Süd-Frankreich unter der Bezeichnung„couvada", ebenso bei denBasken in Biscaya und Ravarra. Die psychologische Erklärung dieserErscheinung ist bis jetzt noch nicht völlig geglückt. Die Indianergeben in der Regel als Grund an, daß das Kind direkter vomVater als von der Mutter stamme. Sie sagen, der geringste vomVater begangene Diätfehler oder eine sonstige Unvorsichtigkeitkönne dem Kinde das Leben kosten. Neuere Forscher haben sichmit dieser Erklärung, die man lange Zeit für genügendhielt, nicht zufrieden gegeben und glauben in dem Männer-kindbett einen symbolischen Akt zu erkennen, durch den derVater das Kind der Mutter abkaufen müsse. Sie bringen dies inVerbindung mit der Theorie des sogenannten Mutterrechts, daS inder Urzeit bei den Völlern geherrscht hat. Nach diesem Mutterrechterbte das Kind ursprünglich Namen, Besitztitel, Herrschwürden usw.ausschließlich von der Mutter, während cS mit dem Vater als nichtverwandt galt und ihm völlig fremd blieb. Als später daS Vater-recht sich durchsetzte, mußte dann der Vater das Kind der Mutterförmlich abkaufen, ein Brauch, der heute noch bei manchen Völkernherrscht, oder der Kauf wurde durch die Zeremonie dieser Schein-entbindung ersetzt.Die Entstehung einer Blitzröhre. In sandigen Gegenden trifftman nicht selten auf die Gebilde, die als Vlitzröhren bezeichnetwerden, weil sie durch das Einschlagen eines Blitzes in dem Sand-bodcn entstehen. Sie sind selbstverständlich zu unterscheiden von densogenannten Donnerkeilen, die mit dem Blitz gar nichts zu tunhaben, sondern Reste von Versteigerungen(Bclemniten) darstellen.Das Studium der Vlitzröhren ist bisher ziemlich vernachlässigt ge-wesen, man weiß nur, daß sie gewöhnlich eine spiralige Form be-sitzen, aber nicht, wie diese zustande kommt. Ein Mitarbeiter derNature hat in diesem Sommer Gelegenheit gehabt, diese Blitzröhrensehr genau zu beobachten, die sich durch einen wenige Fuß von ihmeingeschlagenen Blitz, also fast unter seinen Augen gebildet hatte.Es muß ein besonders glücklicher Zufall gewesen sein, daß der Augen-zeuge dabei seiner Sinne so wenig beraubt wurde, daß er den Vor-gang zu verfolgen imstande war. Ms der Blitz den Bodcn traf, er-hob sich von diesem ein« Rauch» oder Staubsäule bis zur Höhe vonetwa drei Metern. An der getroffenen Stelle fanden sich drei kleineLücher auf einer Linie von einem halben Meter. Das mittlereLoch hatte einen Durchmesser von 2� Zentimetern. Da es seitmehreren Tagen viel geregnet hatte, war der Boden sehr feuchtund infolgedessen ein guter Leiter für die Elektrizität. Die Löcherwaren ziemlich tief, und der Beobachter kam auf den glücklichenEinfall eines von ihnen mit Zinn auszugießen. Er stellte dabeifest, daß das Metall bis zu einer Tiefe von 1,20 Metern eingedrungenwar. Dieser Umstand'.vor nur dadurch zu erklären, daß der Sandin der Umgebung des Loches durch den Blitz geschmolzen und zu-sammengesintert war. Der Ausguß hatte eine spiralige Form wieein Pfropfenzieher und zwar recht regelmäßig in seiner ganzenLänge. Nach unten verengte sich das Loch, so daß der Metall-auSguß in eine scharfe Spitze endigte. In der Nachbarschaft derLöcher fanden sich zahlreiche in kleine Kristalle umgeschmolzenekönne und hat den Wunsch ausgedrückt, den Wortlaut kennen zvlernen. Daraufhin schreibt man uns aus Baden:„Die badische Verfassung zeigt, daß die Entsendung außerordent-sicher Deputationen an den Großherzog nur in politischen Angelegen-heilen erfolgen kann, denn die Zulassung solcher Abordnungen anden Fürsten des Landes war ein Ersatz für das fehlende Initiativ-recht der Volksvertretung.Nach dem ursprünglichen(bis 21. XII. 1869 gültigen)Rechte der badischen Legislatur war der Volksvertretung nur ge-stattet, den Vorlagen der Staatsregierung die Zu-stimmung zu geben oder zu versagen. Abgesehen von der Mög-lichkeit, im Einverständnis mit her Regierung an deren Vorlageneinige Aenderungen vorzunehmen, konnten also aus der Mitte derKammer selbst Entwürfe zu neuen Gesetzen nicht her«vorgehen. Deshalb bestimmte der8 67 Abs. 3 der ursprünglichen Verfassung, daß durcheine mit dem Einverständnis beider Kammern vorzulegenden Adressedie Volksvertretung dem Großherzog die Bitte um die Vor-läge eines Gesetzes vortragen kann.(Reg.-Blatt XXIS. 345.)Der neue§ 67 der Verfassung verleiht den Kammern dasRecht der Vorstellung und Beschwerde. Solche können von jederKammer für sich ausgehen.„Sie können den Großherzogunter Angabe der Gründe um den Vorschlag einesGesetzes bitten." Für diese Inanspruchnahme des Regenten,deren rein politischer Charakter sich zweifellos offenbart, ist deshalbvorgeschrieben, daß der anderen Kammer vorher eine„Gelegenheitgegeben werden muß, sich�arüber auszusprechen".Die Verfassung enthält sonst keine Bestimmung, die einen Ver«kehr der Kammern mit dem Großherzog vorsieht.Die alte verfassuiigsgemäße Vergünstigung, um ein Gesetz unter«tänigst petitionieren zu dürfen, erforderte aber auch eine entsprechendeBestimmung in der alten Geschäftsordnung der ZweitenKammer, welche sich bis in die heutige Zeit ohne wesentliche Ver-änderungen erhalten hat. Der„famose"§ 74 der Geschäftsordnung,der von diesen Bittgängen an den Hos handelt, d. h. von den De-putationen, lautet:„Deputationen, die nach eingeholter Erlaub«nis an den Großherzog abgeordnet werden, bestehen ausdem Präsidenten, den Vizepräsidenten, den Sekretären und auseiner von der Kammer zu bestimmenden Anzahl anderer Mit«glieder, die durch das Los gewählt werden."Beim Vergleiche mit dem Zitate aus der Kolbschen Streitschrift(Fol. 693 der„Neuen Zeit") erkennen wir sofort, daß in der Kolb«scben Vorführung des„famosen" 8 71 die Hauptsache weg-gelassen ist: Es kann eine solche Kammerdeputation nur dann zuHofe gehen, wenn beim Großherzog vorher darum nach«gesucht und eine Erlaubnis gütigst gewährt worden ist.In der Kolbschen Propagandaschrift der Hofgängerei wird derParagraph wahrscheinlich auch deswegen nur so unvollständig mit«geteilt, weil es den Verteidigern der Hofgängerei unbequem ist zu«zugeben, daß die Gratulationsdeputation, die im September sich imSchloß zu Karlsruhe vorstellen soll, im Widerspruch zu den Vor«schriftcn der Geschäftsordnung zustande gekommen ist. Denn dieseDeputation ist nicht in einer ordentlichen Sitzung der ZweitenKammer durch das Los gewählt, sondern in vertraulichen Be«sprcchungen unter den Parteien zustande gekommen. Ohne die Erlaubnisdes Landesvaters, ohne die Beachtung der Bestimmungen deS 8 74 lSchon aus diesem rein formellen Grunde kann absolut gar keineRede davon sein, daß die sozialdemokratische Fraktion wortbrüchigwürde, wenn sie die Beteiligung an solcher Deputation ablehne.Die alte Deputationsbestimmung der Kamniergeschäftsordnungkam früher öfter in politischen Angelegenheiten zur Anwendung, so«lange die Kammern nicht das Recht hatten, selbst Gesetzentwürfevorzulegen. Ein Recht, das ihnen nach dem jetzigen 8 65a der Ver-fassung zusteht. Damit hat der 8 71 der Geschäftsordnung eigentlichseine Bedeutung verloren. Er war keineswegs als Handhabe fürbyzantiinsche Kundgebungen gedacht. Auch wenn die Deputation ge-treulich nach den Bestimmungen des§ 74 eingesetzt worden wäre,könnte von einem Wortbruch der sozialdemokratischen Fraktion aarkeine Rede sein, da sie sich lediglich dem Mißbrauch diesesParagraphen zu einem Zwecke widersetzte, der ihm ursprünglich ganzfremd war.Außerdem: für eine Deputation einer einzelnen Kammer,welche nach geschlossener Tagung zum Großherzog geht, gibt wederPerfassung noch Geschäftsordnung irgend einen gesetzlichen Boden.Sandkörner, und in der weiteren Umgebung wurden noch andereBlitzröhren entdeckt._Notizen.— Die Freie Volksbühne teilt mit: Aus zahlreichenAnfragen geht hervor, daß unter Mitgliedern die Meinung ver»breitet ist, der Verein würde infolge des behördlichen Eingreifensgezwungen sein, seine Tätigkeit bis auf weiteres einzustellen. DaSist jedoch keineswegs der Fall. Als der Verein im April 1895unter Zensur gestellt werden sollte, sistierte er seine Tätigkeitfreiwillig, um sich auf veränderter Grundlage neu zu konstituieren.Zu einem gleichen Vorgehen liegt diesmal kein Grund vor; dennStatut und Organisation des Vereins sind jetzt entsprechend denAnsprüchen des Oberverwaltungsgerichts derart geändert, daß derVerein getrost alles weitere an sich herankommen lassen kann. DieFreie Volksbühne nimmt somit am ersten Sonntagnachmittag desSeptember in den fünf von ihr gemieteten Theatern> respektiveTheaterräumen, ihre Tätigkeit in vollem Umfang wieder auf. An-meidungen zur Mitgliedschaft nehmen sämtliche Zahlstellen ent-gegen. Aufgeführt'werden zunächst GalsworthYS Schauspiel:„Kampf"(aus dem Leben der englischen Arbeiter), Björnson:„U e b e r unsere Kraft", Hermann Bahr:„DaS Konzert",„Die 3 00 Tage" von Gavauld und„Der Herr Senator"von Schönthan.— Eine Proudhon-Feier mit offiziellem Tam«t a m. Am Sonntag ist in Besanqon anläßlich einer Reise deSPräsidenten der Republik ein Denkmal des kleinbürgerlichen AnarchistenProudhon enthüllt worden. Die Festrede hielt der ArbeitsministerB i v i a n i, der sich hauplsächlich bemühte, ProudhonS sentimentalenGcrechtigkeits-SozialismuS gegenüber Karl Marxens„Fatalismus"herauszustreichen. Immerhin zeigt die Rede des Exgcnossen Vivianidenn doch ein ganz anderes Gedankenniveau, alS die Auslassungenpreußischer Staatsmänner über den Sozialismus. In einer Bankett«rede feierte auch Herr FalliöreS in Wendungen von vorsichtiger All-gemeinheit die Verdienste des Anarchisten Proudhon um die Demo«kratie. Der Dichter Maurice B o u k a y ließ in einem zu dieserGelegenheit verfaßten Gedicht das Volk dem Denker ein rosa Hecken«röschen darreichen. Die ganze Veranstaltung war aber schon sehr inBlaßrosa gehalten.— Forschungsarbeit in Arabien. Der Wiener Pro«fessor Musil ist am Mittwoch von seiner Forschungsreise in Arabienzurückgekehrt. Die Ergebnisse der Reise sind sehr groß. Musil ent«deckte großartige Nekropolen(Totenstätten) nnd hochwichtige historischeInschriften. Er glaubt, den wahren biblischen Berg Sinai wieder«gefunden zu haben(?).-»Die indische Pest im Erlöschen. Nach einemBericht des„Lancet"°Korrespondenten aus Kalkutta sind in derersten Juliwoche in ganz Indien nur noch 891 Todesfälle an derPest verzeichnet worden, während die Peststerblichkeit vor einigenMonaten noch 20 000 in der Woche betrug. Da sonst die Abnahmeder Seuche sich erst bei Eintritt der kalten Jahreszeit zu zeigenpflegte, besteht jetzt etwas mehr Aussicht auf das Erlöschen derfurchtbaren Epidemie, die dem indischen Reich Millionen bsnMenschenleben gekostet hat.