.Tatsächlich waren alle Blockparteien einschließlich deSFreisinns darüber einig, daß dem Reich SOO Millionen Marlneue Einnahmen erschlossen werden mußten. Die freifinnigePartei hat die Höhe dieses Bedarfs ebenso wenig bemängelt wieirgendeine andere bürgerliche Partei. Ebenso beitand einevolle Uebereinstimnuing aller bürgerlichenParteien einschließlich des Freisinns, daß IVOMillionen Mark durch B e s i tz st e u e r n, 400 MillionenMark durch indirekte Steuern aufzubringenseien. Nur unter dieser Voraussetzung konnten die Freisinnigendem Blockkompromiß zustimmen. Denn dieses setzte die Summeder Steuern aus Eiiikoimnen, Vermögen und Erbschaft auf100 Millionen Murk fest, welche die Einzelstaaten für das Reicherheben sollten. Durch die Zustimmung zum Blockkompromiß habendeninach die Freisinnigen die Tatsache— die bei den damaligenVerhandlungen übrigens gar nicht strittig war— zweifelsfrei festgelegt, daß ihnen 100 Millionen Besitzsteuern genügten, und daßsiemithiir 400 Millionen indirekte Steuern zubewilligen bereit waren.'Wir können nur bestätigen, daß diese Darstellung vollkommenden Talsachen entspricht._Der Dortmunder Bankkrachwird unter anderem auch Folgen zeitigen, die tief in das Dort-munder kommunale Gebiet einschneiden. Der erste, der purzelte,war Stadtrat M a i w e g, der nationalliberale Dortmunder Partei-führer. Er war AufsichtSrat und mit seinem ganzen Vermögen per-sönlich haftbar. Man glaubte an ein Vermögen, das gar nichtmehr vorhanden war. Maiweg ist futsch, er hat, wie schon bekannt,seine sämtlichen öffentlichen Aemter niedergelegt.Der Sturz Maiwegs bat aber weitere Folgen. Kurznach dem Krach der Bank hatte Dortmund seine zweiteSensation: OberbürgermeisterSchmiedin�, der seine Ferienin Süddeutschland verlebte, war plötzlich von einem Schlaganfallbetroffen worden. Schon damals wurde lebhaft über seinen Nach-folger debattiert. Nun hört man mehr über die Ursache derplö�lichen Erkrankung. Die Nachricht von der Pleite derNiederdeutschen und seines Freundes Maiweg hat ihn anscheinendschwer getroffen, denn er verliert an Maiweg 200 000 M.,die er diesem gepumpt hatte. Schmieding hatte einRieseneinkommen; allein als Sufsichtsrat der Harpener Bergbau«gesellschast bezog er jährlich so nebenbei an 30 000 M.Schlimmer als dieser Fall ist die Affäre eine? höherenDortmunder Polizei Beamten gelagert. Nach Ausweisder Bücher schuldet dieser Herr der Niederdeutschen Bank a n-nähernd 200 000 Mark, denen keinerlei Wertegegen über st ehe n. Der Herr lebte auf großem Fuße, liebteSekt und gute Diners und war völlig vermögenslos. Sein Sohngehörte als Student dem feinsten Korps an und bezog einen Monats-Wechsel von 400 Mark.Wie war eS nun möglich, daß dieser vermögenslose— aber»schneidige' Polizeibeamte einen solch ungewöhnlich hohen Kreditgenoß? ES wird gesagt, daS sei geschehen auf Veranlassung deSeinflußreichen mehrfach genannten Aufsichtsrats und Stadtrats Mai-weg. In der Stadt wird der Name des Beamten öffentlich genannt,er hat schon einen Urlaub angetreten. Er war be—.rühmt' alsVernichter der Sozialdemokratie. Bei den berüchtigten Polizeischlachtenspielte er eine Rolle.— So sinken die ragenden Säulen dahin!Uebcr schamlose Kinderausbeutung in Deutsch-Ostafrikaberichtet Missionar Müller in Ost-Madschame in dem so-eben erschienenen 9s. Jahresbericht der evangelisch-lutherischenMission zu Leipzig(S- 96 ff.) allerlei Unerfreuliches, von demman— und zwar nicht nur im Interesse der Mission—dringend wünschen möchte, daß bald etwas Ernstliches dagegengeschähe. Es heißt in dem Bericht u. a.:„Am schlimmsten ist es dem ganzen Madschame und Aruscha' die letzten Jahre gegangen. Madschame hat als Ganzes ge-� nommen von seinen 1600 Schülern seit 190S fast die Hälfteverloren. Es gibt Farmen, die völlig auf der Kinder-arbeit basieren, und was nicht von der Arbeit dort auf-gesogen wird, das ivird der Mission eutfremdet durch Aeußerungengegen sie vor den Eingeborenen. Die besseren und gemäßigtenElemente, die den Kindern auch Schule gönnen, werden zurzeitvon den Zielbewußten Übermacht. Die Regierung siehtsich zu einer kalten Neutralität durch die Verhältnisse ge-zwungen. Zwar braucht daS Gefährliche, Gesundheit undSitten Verderbende der Kinderarbeit nicht erst be-w i e s e n z u w e r d c n, und die Eingeborenen nierken es heute an ihremeigenen Leibe. waS ihre Kinder jetzt wert sind— aber e S rührtsich niemand, hier einzugreifen, und die Missiongilt als befangen. Ein Versuch der Regierung, durch eine ArtNachtrag zur Arbeiterverordnung wenigstens den schlimmsten Aus-wüchsen der Kinderbeschäfligung zu wehren, ist fehlgeschlagen undhat nur Vorwürfe, der Mission aber, die man dahinter suchte, ver-mehrten Haß eingetragen.— Es wird unumgänglich nötig sein,noch auf andere Weise und mit allen Kräften mobil zu machen,damit der dürrste Egoismus einer Aktiengesellschaft oder einigerLeute, die nach dem Grundsatz handeln: Nach unS die Sintflut Inicht eine ganze Generation verdirbt.— Ebenso, mißte das Besorgen von Bananenrinden durch die Kinder nachder Regierungsstation aufhören. Vielleicht sind dieKinder in diesem Falle nur von den Eltern vorgeschoben �jedenfalls wird jetzt alles, was früher von den Erwachsenen nachMoschi geliefert wurde, durch Kinder besorgt. Halberwachsene Mädchen,kleine Jungen, die auf dem Rückweg von den Genossen Huckepack getragenwerden mußten, sind da unterwegs. Sie haben an einemTage ihre Wegzehrung zu kochen und an zweiTagen je sechs Stunden nach Moschi hin undzurück zu laufen. Dafür erhalten sie als Lohn einenHeller, d. i. 1'/» Pf. Mehr sind die Rinden ja wohl auch nichtwert. Am vierten Tage wird natürlich ausgeruht.— Was untersolchen Umständen aus einer freiwillige» Missionsschule in einemHeiden lande wird, können sich die Missionsfreundc leicht denken.'Bekanntlich herrschen ähnliche Zustände auch in Deutsch-Südwestafrika! jDas ist die Kultur, die unsere Kolonialpolitik den»Wilden" und„Heiden" bringt IImmer wieder der Aufreizungsparagraph.Aus Dortmund wird uns geschrieben:Am Donnerstag früh folgte Genosse M e h l i ch, der Verant-wortliche der»Dortmunder Arbeiterzeitung', einer Ein-ladung des Untersuchungsrichters, der ihm eröffnete, daß gegen ihnein Verfahren eingeleitet sei wegen Aufreizung zum Klassenhaß.Und zwar hat man wieder eine poetische Aufreizung entdeckt, be-gangen durch zwei Gedichte in der Unterhaltungs«beilage der Arbeiterzeitung. Die Gedichte tragen die Ueberschrift:1. Wie lange noch?2. Wenn des Elends Dämone erwachen?Das ist nun die dritte Aufreizungsanklage in diesem Jahre;zweimal ist der Staatsanwalt hereingefallen, aber er denkt, alleguten Dinge sind drei. Es ist sehr interessant, daß die Akten denVermerk tragen: Auf Veranlassung des Polizei-Präsidenten von Berlin Z Der Herr Polizeipräsident wünschtüber den weiteren Verlauf der Sache unterrichtet zu werden. Auchdie Aktion gegen das Dortmunder Liederbuch war bekanntlich vonBerlin aus eingeleitet worden.> Negkernngsrat Martin als Reichstagskandidat?Der sattsam bekannte Regierungsrat a. D. Martin, der eigent-lich nirgends ernst genommen wird, scheint Wert darauf zu legen,fortgesetzt die Ocsfentlichkcit zu beschäftigen. Dieser Tage wurde ervom Amtsgericht Charlottenburg mit einer Klage wegen Veleidi-guug abgewiesen, die er gegen eine Zeitschrift angestrengt hatte, inder ihm Geschichtsfälschung vorgeworfen worden war. Herr Martinverkündet nun der Oeffentlichkeit, daß er gegen diesen Beschluß Ve-schwerde eingelegt habe.Gleichzeitig wird mitgeteilt, daß er als Reichstagskandidat fürden 2. sächsischen Reichstagswahlkreis ausersehen sei.— Daß HerrMartin eine politische Rolle spielen möchte, mag schon richtig sein,daß er aber in einem sächsischen Kreis ein Mandat bekommenkönnte, daS erscheint jedoch völlig ausgeschlossen.Zur Lage im Ruhrbergbau.Berichtigung. In Nr. 175 des.Vorwärts' vom 29. Julidieses Jahres ist unter der Ueberschrift»Zur Lage im Ruhrbergbau'eine.Zuschrifl aus dem Ruhrrevier veröffentlicht, in der die von unsin unserer Berichtigung vom 22. Juli als unwahr bezeichnete Be-hauptung, daß der Arbeitsnachweis sogenannte„schwarze Listen'führe, wiederholt wird. In dem Bureau einer Arbeitsnachweis-stelle habe sich eine in Maschinenschrift augefertigte Liste befunden,auf der etwa 20 Namen von Arbeitern gestanden hätten. DemSchreiber des Artikels habe man auf dem Bureau gesagt, daßdie betreffenden Arbeiter dauernd ausgesperrt seien. Wir er-klären nochmals� daß diese Behauptungen unwahr find. Es istvollkommen ausgeschlossen, daß von irgend einer Arbeitsnachweis-stelle eine derartige Liste geführt worden ist oder geführt wird, unddaß ein Beamter erklärt hat, die auf der Liste bezeichneten Arbeiterseien dauernd ausgesperrt.Die HauptstelledeS Arbeitsnachweises für den rheinisch-westfälischenSteinkohlenbergbau.4 I. A.: Dr. Butz.Der Berichtiger scheint mit einem Medium in Verbindung zustehen. Anders bleibt uns sonst unerfindlich, wie er etwas be-richtigen kann, wovon er nicht Zeuge war. Er kennt nicht Ort undPersonen, auf die unser Gewährsmann sich beruft, aber er kann—berichtigen. Wir nehmen an: Dank der vierten Dimension I Danachmag man den Wert der»Berichtigung' einschätzen.Spanien.Die klerikale Agitation.San Sebastian, 18. August.(P. T.) Die Junten gehen bereitsdaran, die in ihrer Versammlung zu Zumarraga getroffenen Be-schlüsse in die Wirklichkeit umzusetzen. Der alte Plan einer Mas.sendemonstration wurde wieder aufgegriffen und vierProtestversammlu ngen sind für ein und denselben Tagangesagt worden. Sie sollen in Bilbao, Pamplona, San Seba-stian und Viwria, den Hauptstädten der nördlichen Provinzen statt-finden. Aus jedem Provinzorte sollen Delegierte zu den Protest.Versammlungen entsendet werden.Englanck.Eine NaSführung.Man schreibt unS aus L o n d o n: Die englische Arbeiterparteifordert natürlich die Einführung von Diäten für die Abgeordneten.Diese Forderung ist umso dringlicher, da die Finanzen der Parteidurch das O S b o r n e- U r t e i l, das die Verwendung von Ge-werkschaftsgeldern zu politischen Zwecken unmöglich macht, sehr ge«schwächt sind. Die Regierung schien auch der Einführung vonDiäten geneigt. Der Abgeordnete S h a ck l e t o n hat nun namensder Arbeiterpartei die Anfrage an die Regierung gerichtet,welche Schritte sie zu der Verwirklichung der versprochenen Reformzu tun gedenke. Die Antwort, die der liberale Einpeitscher im Auf-trage der Regierung auf diese Anfrage jetzt erteilt hat, zeigt in derdeutlichsten Weise, daß die damalige Erklärung der Regierungpurer Schwindel war. Jene Erklärung, schreibt jetzt der Re-gierungSvertreter, fei bloß ganz allgemein gehalten gewesen undhätte nichts Bestimmtes versprochen, und sich jedenfalls nichtauf das gegenwärtige Parlament bezogen. DaSVersprechen von Diäten war also gut genug als Ausrede, um eineranderen Forderung zu entrinnen, aber nicht als ehrlich gemeinteReform. Nach dem Zusammentritt der Herbstsession wird wohldarüber ein ernstes Wort mit der Regierung gesprochen werden.Dänemark.Borbereitung zum Hochverrat.Im FolkethingSwahlkampf im Juni dieses JahreS arbeitete dieRcakrion in starkem Maße mit militaristischer Verhetzung. Manredete den Leuten vor. daß die radikale Regierung im Bunde mitden Sozialdemokraten das Land wehrlos machen wolle, das dannder Fremdherrschaft verfallen müsse. Die leitenden Militär-Personen unterstützten natürlich diese Art Agitation, und daS gingsoweit, daß ein Premierleutnant, der damals Lehrer an der Unter-offizierSschule in Aarhus�war, seine Eleven darüber unterrichtete, wiesie bei einem Aufruhr oder Staatsstreich auftreten sollten. Miteinigen wenigen Offizieren und Unteroffizieren und 300 bis 400Gemeinen könne man dabei auskommen, meinte der Leutnant. Esscheine, sagte er weiter, daß die radikale Regierung die be-stehenden Gesetze nicht respektieren wolle, und unter diesenUmständen sei es möglich, daß es zum Aufruhr oderStaatsstreich komme. Diese Aeußerungen, die ja nichts wenigerals eine Aufforderung zum Hochverrat gegen die damalige Re-gierung in sich schließen, sind schon seinerzeit bekannt geworden.haben aber in der Hitze deS Wahlkampfes nicht die Beachtung ge-funden, die ihnen zukommen müßte. Derselbe Premierleutnant,Bennicke mit Namen, bat sich übrigens auch als Soldatenschinderausgezeichnet und die Mannschaft während einer Uebung im Wintereine gute Stunde auf dem bloßen Erdboden liegen lassen. EinSoldat, der sich nicht niederlegen wollte, weil er krank war, kamstatt ins Krankenhaus auf 16 Tage in Dunkelarrest. Diese Dingesind kürzlich wieder in einem Preßprozeß zur Sprache gekommen.der mit der Freisprechung deS angeklagten Redakteurs endete. Durchden Prozeß wurde die Aufmerksamkeit auch wiederum auf die oben-erwähnten Redensarten Bennickes gelenkt, und.Socialdemokratcn'wandte sich an den Kriegöminister um nähere Aufklärung. DerSWi, listet versprach, daß die Sache näher untersucht werden solle. ESbleibt abzuwarten, waS dabei herauskommt.Der Militarismus, der sich immer unverschämter breit macht, be-ginnt nun auch in sonst militärfrommen und konservativen KreisenAnstoß zu erregen. In letzter Zeit haben sich unter anderen einigePastoren und selbst ein Bischof sehr scharf gegen die Zu-stände im Heere, geflen Verrohung, Liederlichkeit und Ver-sumpfung, die sich m den OsfizierSkreisen � geltend machen,gegen die ganzen demoralisierenden Verhältnisse im Heeregewandt, und im übrigen sind es leitende Personen der von derBauernschaft gegründeten. Hochschulen, die gegen diese Dinge auf-treten. Viel ist ja von dieser Opposition nicht zu erwarten, zumalsie von Leuten ausgeht, die in politischer Hinsicht schließlich doch zurFörderung und Stärkung dos Militarismus bereit sind, aber sie bildetein Zeichen dafür, daß der Militarismus, mit dem ja Verrohung undVersklavung unlöslich verbunden sind, für ein Kulturvolk mehr undmehr unerträglich wird.Australien.Von der Arbeiterpartei.Sydney. Anfangs August.(Eig. Ber.) Der glänzende Sieg,welKev bis AMiterpgMi bei den letzte Wshlen über die Lihe-ralen und KonserbatiSen errang, hak bereits Früchts gekragen.Heute schon ist es sicher, daß der Staat Victoria alle seinekohlenhaltigen Ländereien der privaten Ausbeutung ent«zieht und die Kohlenbergwerke bei täglich a ch t st ü n«diger Arbeitszeit durchaus unter Gewerkschafts«Bedingungen in staatlicher Regie betreibt. Die Förderungswird ebensowohl an die Eisenbahnen wie auch an Privatlenteverkauft.Verzweifelte Anstrengungen machen die Liberalen wie dieKonservativen, um ihren gemeinsamen verhaßten Gegner, dieArbeiterpartei, zurückzudrängen. Bis jetzt freilich ohne Erfolg,wie sich schon aus dem Verhalten der berufsmäßigen bürgerlichenPolitiker ergibt, die in hellen Scharen sich der' Arbeiterpartei cm-schließen wollen. Diese sieht sich aber ihre Leute genau an. Soschreibt der„Brisbane Worker":„Alle möglichen Menschen drängensich gegenwärtig an die Arbeiterpartei heran, um Aufnahme inderselben zu finden. Ein Teil dieser Leute ist uns willkommen.aber andere— nun wir bezweifeln, daß sie vor der kritischenPrüfung bestehen."Die Arbeiterpartei legt keineswegs müßig die Hände in denSchoß. Ueber zwei täglich erscheinende Zeitungen verfügt siebereits. Mit der Sammlung von einer halben Million Dollarsals Betriebskapital für ein drittes Tageblatt ist bereits begonnen.Das australische Proletariat ist sehr opferwillig, wenn es gilt, dieMittel für die Bearbeitung der öffentlichen Meinung aufzubringen;es weiß, daß das Geld vorteilhaft angelegt ist.Scharf wurde auf der jüngsten Konvention der Gewerkschaftenvon Queensland die Trennungslinie gezogen, welchedie australische Arbeiterschaft von den bürgerlichen Parteienscheidet. Im ersten Artikel der zur Annahme gelangten Plat-form wird ausdrücklich betont, daß der gewerkschaftliche und derpolitische Kampf zugleich geführt werden müssen. Es heißt da:„Wir verlangen, daß denjenigen, welche alle Reichtümer erzeugen.der volle Ertrag ihrer Arbeit zuteil wird. Zu diesemBehufe fordern wir die Ueberführung der Produk-tionsmittel in den Besitz der Gesamtheit und die'Verteilung und den Austausch der Güter durch den Staat und dieSelbswerwaltungskörper, deren industrieller lind wirtschaftlicherTätigkeitsbereich erweitert werden muß.'Ehe die Platform die Zustimmung der Konvention fand, hieltBowman, Präsident des Gewerkschaftsverbandes, eine be-merkenswerte Rede, in welcher er u. a. ausführte:„Im Vormarsch begriffen, werden wir von unseren Gegnernund ihrer Presse wegen unserer sozialistischen Anschau-ungen angegriffen. Als Führer der Arbeiterpartei von Queens-land und als Präsident dieser bedeutungsvollen Tagung stehe ich'keinen Augenblick cm, meinen unerschütterlichen Glauben cm dieGrundsätze des Sozialismus zu bekennen. Ich hege die Hoffnung,daß jeder auf unserer Konvention anwesende Delegat der gleichenUeberzeugung ist.„Ich fühle mich glücklich, in Andrew Fischer gegenwärtigeinen Ministerpräsidenten an der Spitze der Regierung des austra-lifchen Bundesstaates zu sehen, welcher sich voll Stolz als Sozialistund Befürworter der sozialistischen Prinzipien bekennt.(Anhal-tende Hochrufe.)„Man darf nicht vergessen, daß unser Kampf sich weniger gegenidie Einzelnen, als vielmehr gegen das System richtet, unter welchemMänner erstehen mußten, die keine Gelegenheit unbenutzt lassen»ihre weniger von dem Glück begünstigten Mitmenschen in die Skla�Venfesseln zu schmieden. Wir müssen uns vor Augen halten, daß diesozialistische Bewegung nicht auf Queensland noch auf den australi»scheu Kontinent beschränkt ist. Als ich während der letzten Wahl»bewegung in den südlichen Staaten tätig war, nahm ich mit hohemVergnügen wahr, daß jeder Redner der Arbeiterpartei mit demselbensozialistischen Geiste erfüllt war. Und das gleiche läßt sich von dettungezählten Männern und Frauen sagen, welche in allen Teilen derWelt mutig und selbstlos für die Verwirklichung desselben sozia-listischen Programms eintreten. Heutzutage haben wir nichts mehrzu fürchten, als den Mangel an Verständnis für den Geist de»Sozialismus. Daher ist es die heilige Pflicht unserer parlamen»!tarischen Vertreter und der Delegaten, jede Gelegenheit zur Be-seitigung von Mißverständnissen zu benutzen. Jeder von uns solltedurch unsere Konvention angefeuert werden, künftig noch größerenEifer für die Propaganda zu entwickeln, als er bisher tat."Wenn auch diese Aeußerungen zu optimistisch sind und dieaustralische Arbeiterpartei im ganzen heute noch nur eine Parteider radikalen Sozialreform und nicht eine sozialdemokratische ge-uannt werden kann, so zeigen sie doch, wie auch in Australien derSozialismus im Vordringen begriffeg ist.Soziales.Vom Recht der Innungen.Welche Anmaßungen sich einzelne JnnungSmeister dett Ar-beitern gegenüber erlauben zu dürfen glauben, zeigt folgender Vor-fall: Ter Maurer- und Zimmcrmeistcr Krause in Glogau hattedem bei ihm beschäftigten Maurer Tr. aus Neusalz a. O. vonseinem Wochenlohn 20 Pf. als Beitrag zur Herbergskommissionabgezogen. Krause stützte sich dabei auf das Statut der Innung.welches die Erhebung eines solchen Beitrages den Mitgliedern zurPflicht machte. Tr. klagte beim Jnnungsschiedsgericht auf Zurück-erstattung der 20 Pf., wurde aber abgewiesen und noch mit denKosten des Verfahrens bedacht. Dieses Urteil focht Tr. durchKlage beim Amtsgericht in Glogau an, indem er betonte, daß erweder Mitglied der Innung sei noch die Innung überhaupt eineHerberge besitze. Das Amtsgericht entschied, daß daS Innung»»statut auf die nicht zur Innung gehörenden Maurer gar keineAnwendung finden könne, hob das Urteil deS Jnnungsschiedsgericht»auf und verurteilte den Unternehmer zur Herausgabe der 20 Pf.und zur Zurückcrstattung der Kosten an Tr. Krause legte beimLandgericht Berufung gegen dieses Urteil ein, doch auch dieses ent�schied, die Herbergsordnung stehe im Widerspruch zur Gewerbesordnung und wies ihn ab.Die Sachlage liegt hier so klar, daß man sich über die An»sichten des Unternehmers und des Jnnungsschiedsgericht»wundern muß._Neue Gesichtspunkte zur kriminellen Behandlung Jugendlicherenthält der Entwurf für ein neues Strafgesetzbuch der Schwei».In ihm werden die Jugendlichen in drei Gruppen eingeteilt: inKinder bis zum 14. Lebensjahr, Jugendliche bis zum 18. und Un»mündige bis zum 20. Lebensjahr. Kinder können überhaupt Nichtstrafrechtlich verfolgt, sondern nur einer besonderen Erziehungoder der Schulbehörde zur Bestrafung überwiesen Iverden. Jugend-liche sollen, wenn sittlich verwahrlost oder verdorben, einer Zwangs.erziehungs- oder KorrektionSanstalt überwiesen oder, Ivenn dieseVoraussetzung nicht zutrifft, mit einem Verweis bestraft werden.In besonderen Fällen kann für sie auch eine abgesonderte Ein»schlicsiung von drei Tagen bis zu höchstens zwei Monaten eintreten»die jedoch unter angemessener Beschäftigung und in einem Gebäudeerfolgen mutz, das nicht als Straf- oder ArbcitSanstalt für Er»wachscne dient. Dem Unmündigen können bei seiner Verurteilungdie bürgerlichen Ehrenrechte nicht aberkannt und auch er muß vonanderen Sträflingen sorgfältig getrennt werden.Mit erfreulicher Konsequenz verfolgen diese Bestimmungendas wichtigste Ziel aller. kriminellen Behandlung Jugendlicher»nämlich zu bessern statt zu strafen. Und die Praxis der deutschenJugendgerichte und Jugendschutzverxivigungey, kann auS ihnWwertvolle Anregungen schöpfen»