Einzelbild herunterladen
 
.Tatsächlich waren alle Blockparteien einschließlich deS Freisinns darüber einig, daß dem Reich SOO Millionen Marl  neue Einnahmen erschlossen werden mußten. Die freifinnige Partei hat die Höhe dieses Bedarfs ebenso wenig bemängelt wie irgendeine andere bürgerliche Partei. Ebenso beitand eine volle Uebereinstimnuing aller bürgerlichen Parteien einschließlich des Freisinns, daß IVO Millionen Mark durch B e s i tz st e u e r n, 400 Millionen Mark durch indirekte Steuern aufzubringen seien. Nur unter dieser Voraussetzung konnten die Freisinnigen dem Blockkompromiß zustimmen. Denn dieses setzte die Summe der Steuern aus Eiiikoimnen, Vermögen und Erbschaft auf 100 Millionen Murk fest, welche die Einzelstaaten für das Reich erheben sollten. Durch die Zustimmung zum Blockkompromiß haben deninach die Freisinnigen die Tatsache die bei den damaligen Verhandlungen übrigens gar nicht strittig war zweifelsfrei fest­gelegt, daß ihnen 100 Millionen Besitzsteuern genügten, und daß siemithiir 400 Millionen indirekte Steuern zu bewilligen bereit waren.' Wir können nur bestätigen, daß diese Darstellung vollkommen den Talsachen entspricht._ Der Dortmunder   Bankkrach wird unter anderem auch Folgen zeitigen, die tief in das Dort- munder kommunale Gebiet einschneiden. Der erste, der purzelte, war Stadtrat M a i w e g, der nationalliberale Dortmunder   Partei- führer. Er war AufsichtSrat und mit seinem ganzen Vermögen per- sönlich haftbar. Man glaubte an ein Vermögen, das gar nicht mehr vorhanden war. Maiweg ist futsch, er hat, wie schon bekannt, seine sämtlichen öffentlichen Aemter niedergelegt. Der Sturz Maiwegs bat aber weitere Folgen. Kurz nach dem Krach der Bank hatte Dortmund   seine zweite Sensation: OberbürgermeisterSchmiedin�, der seine Ferien in Süddeutschland   verlebte, war plötzlich von einem Schlaganfall betroffen worden. Schon damals wurde lebhaft über seinen Nach- folger debattiert. Nun hört man mehr über die Ursache der plö�lichen Erkrankung. Die Nachricht von der Pleite der Niederdeutschen   und seines Freundes Maiweg hat ihn anscheinend schwer getroffen, denn er verliert an Maiweg 200 000 M., die er diesem gepumpt hatte. Schmieding hatte ein Rieseneinkommen; allein als Sufsichtsrat der Harpener Bergbau« gesellschast bezog er jährlich so nebenbei an 30 000 M. Schlimmer als dieser Fall ist die Affäre eine? höheren Dortmunder   Polizei Beamten gelagert. Nach Ausweis der Bücher schuldet dieser Herr der Niederdeutschen Bank a n- nähernd 200 000 Mark, denen keinerlei Werte gegen über st ehe n. Der Herr lebte auf großem Fuße, liebte Sekt und gute Diners und war völlig vermögenslos. Sein Sohn gehörte als Student dem feinsten Korps an und bezog einen Monats- Wechsel von 400 Mark. Wie war eS nun möglich, daß dieser vermögenslose aber »schneidige' Polizeibeamte einen solch ungewöhnlich hohen Kredit genoß? ES wird gesagt, daS sei geschehen auf Veranlassung deS einflußreichen mehrfach genannten Aufsichtsrats und Stadtrats Mai- weg. In der Stadt wird der Name des Beamten öffentlich genannt, er hat schon einen Urlaub angetreten. Er war be.rühmt' als Vernichter der Sozialdemokratie. Bei den berüchtigten Polizeischlachten spielte er eine Rolle. So sinken die ragenden Säulen dahin! Uebcr schamlose Kinderausbeutung in Deutsch- Ostafrika  berichtet Missionar Müller in Ost-Madschame in dem so- eben erschienenen 9s. Jahresbericht der evangelisch-lutherischen Mission zu Leipzig  (S- 96 ff.) allerlei Unerfreuliches, von dem man und zwar nicht nur im Interesse der Mission dringend wünschen möchte, daß bald etwas Ernstliches dagegen geschähe. Es heißt in dem Bericht u. a.: Am schlimmsten ist es dem ganzen Madschame und Aruscha  ' die letzten Jahre gegangen. Madschame hat als Ganzes ge- nommen von seinen 1600 Schülern seit 190S fast die Hälfte verloren. Es gibt Farmen, die völlig auf der Kinder- arbeit basieren, und was nicht von der Arbeit dort auf- gesogen wird, das ivird der Mission eutfremdet durch Aeußerungen gegen sie vor den Eingeborenen. Die besseren und gemäßigten Elemente, die den Kindern auch Schule gönnen, werden zurzeit von den Zielbewußten Übermacht. Die Regierung sieht sich zu einer kalten Neutralität durch die Verhältnisse ge- zwungen. Zwar braucht daS Gefährliche, Gesundheit und Sitten Verderbende der Kinderarbeit nicht erst be- w i e s e n z u w e r d c n, und die Eingeborenen nierken es heute an ihrem eigenen Leibe. waS ihre Kinder jetzt wert sind aber e S rührt sich niemand, hier einzugreifen, und die Mission gilt als befangen. Ein Versuch der Regierung, durch eine Art Nachtrag zur Arbeiterverordnung wenigstens den schlimmsten Aus- wüchsen der Kinderbeschäfligung zu wehren, ist fehlgeschlagen und hat nur Vorwürfe, der Mission aber, die man dahinter suchte, ver- mehrten Haß eingetragen. Es wird unumgänglich nötig sein, noch auf andere Weise und mit allen Kräften mobil zu machen, damit der dürrste Egoismus einer Aktiengesellschaft oder einiger Leute, die nach dem Grundsatz handeln: Nach unS die Sintflut I nicht eine ganze Generation verdirbt. Ebenso , mißte das Besorgen von Bananenrinden durch die Kinder nach der Regierungsstation aufhören. Vielleicht sind die Kinder in diesem Falle nur von den Eltern vorgeschoben jedenfalls wird jetzt alles, was früher von den Erwachsenen nach Moschi geliefert wurde, durch Kinder besorgt. Halberwachsene Mädchen, kleine Jungen, die auf dem Rückweg von den Genossen Huckepack getragen werden mußten, sind da unterwegs. Sie haben an einem Tage ihre Wegzehrung zu kochen und an zwei Tagen je sechs Stunden nach Moschi hin und zurück zu laufen. Dafür erhalten sie als Lohn einen Heller, d. i. 1'/» Pf. Mehr sind die Rinden ja wohl auch nicht wert. Am vierten Tage wird natürlich ausgeruht. Was unter solchen Umständen aus einer freiwillige» Missionsschule in einem Heiden lande wird, können sich die Missionsfreundc leicht denken.' Bekanntlich herrschen ähnliche Zustände auch in Deutsch- Südwestafrika  ! j Das ist die Kultur, die unsere Kolonialpolitik den »Wilden" undHeiden  " bringt I Immer wieder der Aufreizungsparagraph. Aus Dortmund   wird uns geschrieben: Am Donnerstag früh folgte Genosse M e h l i ch, der Verant- wortliche der»Dortmunder Arbeiterzeitung', einer Ein- ladung des Untersuchungsrichters, der ihm eröffnete, daß gegen ihn ein Verfahren eingeleitet sei wegen Aufreizung zum Klassenhaß. Und zwar hat man wieder eine poetische Aufreizung entdeckt, be- gangen durch zwei Gedichte in der Unterhaltungs« beilage der Arbeiterzeitung. Die Gedichte tragen die Ueberschrift: 1. Wie lange noch? 2. Wenn des Elends Dämone   erwachen? Das ist nun die dritte Aufreizungsanklage in diesem Jahre; zweimal ist der Staatsanwalt hereingefallen, aber er denkt, alle guten Dinge sind drei. Es ist sehr interessant, daß die Akten den Vermerk tragen: Auf Veranlassung des Polizei- Präsidenten von Berlin Z Der Herr Polizeipräsident wünscht über den weiteren Verlauf der Sache unterrichtet zu werden. Auch die Aktion gegen das Dortmunder   Liederbuch war bekanntlich von Berlin   aus eingeleitet worden. > Negkernngsrat Martin als Reichstagskandidat? Der sattsam bekannte Regierungsrat a. D. Martin, der eigent- lich nirgends ernst genommen wird, scheint Wert darauf zu legen, fortgesetzt die Ocsfentlichkcit zu beschäftigen. Dieser Tage wurde er vom Amtsgericht Charlottenburg   mit einer Klage wegen Veleidi- guug abgewiesen, die er gegen eine Zeitschrift angestrengt hatte, in der ihm Geschichtsfälschung vorgeworfen worden war. Herr Martin verkündet nun der Oeffentlichkeit, daß er gegen diesen Beschluß Ve- schwerde eingelegt habe. Gleichzeitig wird mitgeteilt, daß er als Reichstagskandidat für den 2. sächsischen Reichstagswahlkreis ausersehen sei. Daß Herr Martin eine politische Rolle spielen möchte, mag schon richtig sein, daß er aber in einem sächsischen Kreis ein Mandat bekommen könnte, daS erscheint jedoch völlig ausgeschlossen. Zur Lage im Ruhrbergbau. Berichtigung. In Nr. 175 des.Vorwärts' vom 29. Juli dieses Jahres ist unter der Ueberschrift»Zur Lage im Ruhrbergbau' eine.Zuschrifl aus dem Ruhrrevier veröffentlicht, in der die von uns in unserer Berichtigung vom 22. Juli als unwahr bezeichnete Be- hauptung, daß der Arbeitsnachweis sogenannteschwarze Listen' führe, wiederholt wird. In dem Bureau einer Arbeitsnachweis- stelle habe sich eine in Maschinenschrift augefertigte Liste befunden, auf der etwa 20 Namen von Arbeitern gestanden hätten. Dem Schreiber des Artikels habe man auf dem Bureau gesagt, daß die betreffenden Arbeiter dauernd ausgesperrt seien. Wir er- klären nochmals� daß diese Behauptungen unwahr find. Es ist vollkommen ausgeschlossen, daß von irgend einer Arbeitsnachweis- stelle eine derartige Liste geführt worden ist oder geführt wird, und daß ein Beamter erklärt hat, die auf der Liste bezeichneten Arbeiter seien dauernd ausgesperrt. Die Hauptstelle deS Arbeitsnachweises für den rheinisch-westfälischen Steinkohlenbergbau. 4 I. A.: Dr. Butz. Der Berichtiger scheint mit einem Medium in Verbindung zu stehen. Anders bleibt uns sonst unerfindlich, wie er etwas be- richtigen kann, wovon er nicht Zeuge war. Er kennt nicht Ort und Personen, auf die unser Gewährsmann sich beruft, aber er kann berichtigen. Wir nehmen an: Dank der vierten Dimension I Danach mag man den Wert der»Berichtigung' einschätzen. Spanien  . Die klerikale Agitation. San Sebastian  , 18. August.  (P. T.) Die Junten gehen bereits daran, die in ihrer Versammlung zu Zumarraga   getroffenen Be- schlüsse in die Wirklichkeit umzusetzen. Der alte Plan einer Mas. sendemonstration wurde wieder aufgegriffen und vier Protestversammlu ngen sind für ein und denselben Tag angesagt worden. Sie sollen in Bilbao  , Pamplona  , San Seba- stian und Viwria, den Hauptstädten der nördlichen Provinzen statt- finden. Aus jedem Provinzorte sollen Delegierte zu den Protest. Versammlungen entsendet werden. Englanck. Eine NaSführung. Man schreibt unS aus L o n d o n: Die englische Arbeiterpartei fordert natürlich die Einführung von Diäten für die Abgeordneten. Diese Forderung ist umso dringlicher, da die Finanzen der Partei durch das O S b o r n e- U r t e i l, das die Verwendung von Ge- werkschaftsgeldern zu politischen Zwecken unmöglich macht, sehr ge« schwächt sind. Die Regierung schien auch der Einführung von Diäten geneigt. Der Abgeordnete S h a ck l e t o n hat nun namens der Arbeiterpartei die Anfrage an die Regierung gerichtet, welche Schritte sie zu der Verwirklichung der versprochenen Reform zu tun gedenke. Die Antwort, die der liberale Einpeitscher im Auf- trage der Regierung auf diese Anfrage jetzt erteilt hat, zeigt in der deutlichsten Weise, daß die damalige Erklärung der Regierung purer Schwindel war. Jene Erklärung, schreibt jetzt der Re- gierungSvertreter, fei bloß ganz allgemein gehalten gewesen und hätte nichts Bestimmtes versprochen, und sich jedenfalls nicht auf das gegenwärtige Parlament bezogen. DaS Versprechen von Diäten war also gut genug als Ausrede, um einer anderen Forderung zu entrinnen, aber nicht als ehrlich gemeinte Reform. Nach dem Zusammentritt der Herbstsession wird wohl darüber ein ernstes Wort mit der Regierung gesprochen werden. Dänemark  . Borbereitung zum Hochverrat. Im FolkethingSwahlkampf im Juni dieses JahreS arbeitete die Rcakrion in starkem Maße mit militaristischer Verhetzung. Man redete den Leuten vor. daß die radikale Regierung im Bunde mit den Sozialdemokraten das Land wehrlos machen wolle, das dann der Fremdherrschaft verfallen müsse. Die leitenden Militär- Personen unterstützten natürlich diese Art Agitation, und daS ging soweit, daß ein Premierleutnant, der damals Lehrer an der Unter- offizierSschule in Aarhus�war  , seine Eleven darüber unterrichtete, wie sie bei einem Aufruhr oder Staatsstreich auftreten sollten. Mit einigen wenigen Offizieren und Unteroffizieren und 300 bis 400 Gemeinen könne man dabei auskommen, meinte der Leutnant. Es scheine, sagte er weiter, daß die radikale Regierung die be- stehenden Gesetze nicht respektieren wolle, und unter diesen Umständen sei es möglich, daß es zum Aufruhr oder Staatsstreich komme. Diese Aeußerungen, die ja nichts weniger als eine Aufforderung zum Hochverrat gegen die damalige Re- gierung in sich schließen, sind schon seinerzeit bekannt geworden. haben aber in der Hitze deS Wahlkampfes nicht die Beachtung ge- funden, die ihnen zukommen müßte. Derselbe Premierleutnant, Bennicke mit Namen, bat sich übrigens auch als Soldatenschinder ausgezeichnet und die Mannschaft während einer Uebung im Winter eine gute Stunde auf dem bloßen Erdboden liegen lassen. Ein Soldat, der sich nicht niederlegen wollte, weil er krank war, kam statt ins Krankenhaus auf 16 Tage in Dunkelarrest. Diese Dinge sind kürzlich wieder in einem Preßprozeß zur Sprache gekommen. der mit der Freisprechung deS angeklagten Redakteurs endete. Durch den Prozeß wurde die Aufmerksamkeit auch wiederum auf die oben- erwähnten Redensarten Bennickes gelenkt, und.Socialdemokratcn' wandte sich an den Kriegöminister um nähere Aufklärung. Der SWi, listet versprach, daß die Sache näher untersucht werden solle. ES bleibt abzuwarten, waS dabei herauskommt. Der Militarismus, der sich immer unverschämter breit macht, be- ginnt nun auch in sonst militärfrommen und konservativen Kreisen Anstoß zu erregen. In letzter Zeit haben sich unter anderen einige Pastoren und selbst ein Bischof sehr scharf gegen die Zu- stände im Heere, geflen Verrohung, Liederlichkeit und Ver- sumpfung, die sich m den OsfizierSkreisen geltend machen, gegen die ganzen demoralisierenden Verhältnisse im Heere gewandt, und im übrigen sind es leitende Personen der von der Bauernschaft gegründeten. Hochschulen, die gegen diese Dinge auf- treten. Viel ist ja von dieser Opposition nicht zu erwarten, zumal sie von Leuten ausgeht, die in politischer Hinsicht schließlich doch zur Förderung und Stärkung dos Militarismus bereit sind, aber sie bildet ein Zeichen dafür, daß der Militarismus, mit dem ja Verrohung und Versklavung unlöslich verbunden sind, für ein Kulturvolk mehr und mehr unerträglich wird. Australien  . Von der Arbeiterpartei. Sydney  . Anfangs August.  (Eig. Ber.) Der glänzende Sieg, welKev bis AMiterpgMi bei den letzte Wshlen über die Lihe- ralen und KonserbatiSen errang, hak bereits Früchts gekragen. Heute schon ist es sicher, daß der Staat Victoria   alle seine kohlenhaltigen Ländereien der privaten Ausbeutung ent« zieht und die Kohlenbergwerke bei täglich a ch t st ü n« diger Arbeitszeit durchaus unter Gewerkschafts  « Bedingungen in staatlicher Regie betreibt. Die Förderungs wird ebensowohl an die Eisenbahnen wie auch an Privatlente verkauft. Verzweifelte Anstrengungen machen die Liberalen wie die Konservativen, um ihren gemeinsamen verhaßten Gegner, die Arbeiterpartei, zurückzudrängen. Bis jetzt freilich ohne Erfolg, wie sich schon aus dem Verhalten der berufsmäßigen bürgerlichen Politiker ergibt, die in hellen Scharen sich der' Arbeiterpartei cm- schließen wollen. Diese sieht sich aber ihre Leute genau an. So schreibt derBrisbane Worker":Alle möglichen Menschen drängen sich gegenwärtig an die Arbeiterpartei heran, um Aufnahme in derselben zu finden. Ein Teil dieser Leute ist uns willkommen. aber andere nun wir bezweifeln, daß sie vor der kritischen Prüfung bestehen." Die Arbeiterpartei legt keineswegs müßig die Hände in den Schoß. Ueber zwei täglich erscheinende Zeitungen verfügt sie bereits. Mit der Sammlung von einer halben Million Dollars als Betriebskapital für ein drittes Tageblatt ist bereits begonnen. Das australische Proletariat ist sehr opferwillig, wenn es gilt, die Mittel für die Bearbeitung der öffentlichen Meinung aufzubringen; es weiß, daß das Geld vorteilhaft angelegt ist. Scharf wurde auf der jüngsten Konvention der Gewerkschaften von Queensland   die Trennungslinie gezogen, welche die australische Arbeiterschaft von den bürgerlichen Parteien scheidet. Im ersten Artikel der zur Annahme gelangten Plat- form wird ausdrücklich betont, daß der gewerkschaftliche und der politische Kampf zugleich geführt werden müssen. Es heißt da: Wir verlangen, daß denjenigen, welche alle Reichtümer erzeugen. der volle Ertrag ihrer Arbeit zuteil wird. Zu diesem Behufe fordern wir die Ueberführung der Produk- tionsmittel in den Besitz der Gesamtheit und die 'Verteilung und den Austausch der Güter durch den Staat und die Selbswerwaltungskörper, deren industrieller lind wirtschaftlicher Tätigkeitsbereich erweitert werden muß.' Ehe die Platform die Zustimmung der Konvention fand, hielt Bowman, Präsident des Gewerkschaftsverbandes, eine be- merkenswerte Rede, in welcher er u. a. ausführte: Im Vormarsch begriffen, werden wir von unseren Gegnern und ihrer Presse wegen unserer sozialistischen Anschau- ungen angegriffen. Als Führer der Arbeiterpartei von Queens- land und als Präsident dieser bedeutungsvollen Tagung stehe ich' keinen Augenblick cm, meinen unerschütterlichen Glauben cm die Grundsätze des Sozialismus zu bekennen. Ich hege die Hoffnung, daß jeder auf unserer Konvention anwesende Delegat der gleichen Ueberzeugung ist. Ich fühle mich glücklich, in Andrew Fischer gegenwärtig einen Ministerpräsidenten an der Spitze der Regierung des austra- lifchen Bundesstaates zu sehen, welcher sich voll Stolz als Sozialist und Befürworter der sozialistischen   Prinzipien bekennt.(Anhal- tende Hochrufe.) Man darf nicht vergessen, daß unser Kampf sich weniger gegeni die Einzelnen, als vielmehr gegen das System richtet, unter welchem Männer erstehen mußten, die keine Gelegenheit unbenutzt lassen» ihre weniger von dem Glück begünstigten Mitmenschen in die Skla� Venfesseln zu schmieden. Wir müssen uns vor Augen halten, daß die sozialistische Bewegung nicht auf Queensland   noch auf den australi» scheu Kontinent beschränkt ist. Als ich während der letzten Wahl» bewegung in den südlichen Staaten tätig war, nahm ich mit hohem Vergnügen wahr, daß jeder Redner der Arbeiterpartei mit demselben sozialistischen   Geiste erfüllt war. Und das gleiche läßt sich von dett ungezählten Männern und Frauen sagen, welche in allen Teilen der Welt mutig und selbstlos für die Verwirklichung desselben sozia- listischen Programms eintreten. Heutzutage haben wir nichts mehr zu fürchten, als den Mangel an Verständnis für den Geist de» Sozialismus. Daher ist es die heilige Pflicht unserer parlamen»! tarischen Vertreter und der Delegaten, jede Gelegenheit zur Be- seitigung von Mißverständnissen zu benutzen. Jeder von uns sollte durch unsere Konvention angefeuert werden, künftig noch größeren Eifer für die Propaganda zu entwickeln, als er bisher tat." Wenn auch diese Aeußerungen zu optimistisch sind und die australische Arbeiterpartei im ganzen heute noch nur eine Partei der radikalen Sozialreform und nicht eine sozialdemokratische ge- uannt werden kann, so zeigen sie doch, wie auch in Australien   der Sozialismus im Vordringen begriffeg ist. Soziales. Vom Recht der Innungen. Welche Anmaßungen sich einzelne JnnungSmeister dett Ar- beitern gegenüber erlauben zu dürfen glauben, zeigt folgender Vor- fall: Ter Maurer- und Zimmcrmeistcr Krause in Glogau   hatte dem bei ihm beschäftigten Maurer Tr. aus Neusalz   a. O. von seinem Wochenlohn 20 Pf. als Beitrag zur Herbergskommission abgezogen. Krause stützte sich dabei auf das Statut der Innung. welches die Erhebung eines solchen Beitrages den Mitgliedern zur Pflicht machte. Tr. klagte beim Jnnungsschiedsgericht auf Zurück- erstattung der 20 Pf., wurde aber abgewiesen und noch mit den Kosten des Verfahrens bedacht. Dieses Urteil focht Tr. durch Klage beim Amtsgericht in Glogau   an, indem er betonte, daß er weder Mitglied der Innung sei noch die Innung überhaupt eine Herberge besitze. Das Amtsgericht entschied, daß daS Innung»» statut auf die nicht zur Innung gehörenden Maurer   gar keine Anwendung finden könne, hob das Urteil deS Jnnungsschiedsgericht» auf und verurteilte den Unternehmer zur Herausgabe der 20 Pf. und zur Zurückcrstattung der Kosten an Tr. Krause legte beim Landgericht Berufung gegen dieses Urteil ein, doch auch dieses ent� schied, die Herbergsordnung stehe im Widerspruch zur Gewerbes ordnung und wies ihn ab. Die Sachlage liegt hier so klar, daß man sich über die An» sichten des Unternehmers und des Jnnungsschiedsgericht» wundern muß._ Neue Gesichtspunkte zur kriminellen Behandlung Jugendlicher enthält der Entwurf für ein neues Strafgesetzbuch der Schwei  ». In ihm werden die Jugendlichen in drei Gruppen eingeteilt: in Kinder bis zum 14. Lebensjahr, Jugendliche bis zum 18. und Un» mündige bis zum 20. Lebensjahr. Kinder können überhaupt Nicht strafrechtlich verfolgt, sondern nur einer besonderen Erziehung oder der Schulbehörde zur Bestrafung überwiesen Iverden. Jugend- liche sollen, wenn sittlich verwahrlost oder verdorben, einer Zwangs. erziehungs- oder KorrektionSanstalt überwiesen oder, Ivenn diese Voraussetzung nicht zutrifft, mit einem Verweis bestraft werden. In besonderen Fällen kann für sie auch eine abgesonderte Ein» schlicsiung von drei Tagen bis zu höchstens zwei Monaten eintreten» die jedoch unter angemessener Beschäftigung und in einem Gebäude erfolgen mutz, das nicht als Straf- oder ArbcitSanstalt für Er» wachscne dient. Dem Unmündigen können bei seiner Verurteilung die bürgerlichen Ehrenrechte nicht aberkannt und auch er muß von anderen Sträflingen sorgfältig getrennt werden. Mit erfreulicher Konsequenz verfolgen diese Bestimmungen das wichtigste Ziel aller. kriminellen Behandlung Jugendlicher» nämlich zu bessern statt zu strafen. Und die Praxis der deutschen Jugendgerichte und Jugendschutzverxivigungey, kann auS ihnW wertvolle Anregungen schöpfen»