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ist doch schließlich nicht ttttt dazu da, um einer Altiengesellschast UN« gestörte Ausbeutung und hohe Dividende zu sichern. Die deutschen FeuerversicherungSgesellschafte«. Der Briiffeler Ausstellungsbrand wird die Dividenden der be- iteiligten Feuervcrsicherungsgesellschaften in diesem Jahre merklich beeinflussen. Das deutsche Versicherungsgeschäft wird dabei viel weniger getroffen, als das anderer Länder. Die deutschen Ver-- sicherungsgesellschaften hatten sich schon beim Beginn deS Baues der Brüsseler Weltausstellung dahin geeinigt, nur von deutschen Ausstellern Versicherungen aufzunehmen. Djese sind dann so erfolgt, dast die deutsche Ausstellungskommission eine Gesamtversicherungs- isumme festgestellt hat, die durch die einzelnen Ausstellungs- tcilnehmer benutzt worden ist. Da die deutsche Ausstellung bei dem Brande unversehrt blieb, so wird eine direkte �ahlungs- Verpflichtung für die Versicherer nicht entstehen. Inwieweit die deutschen Versicherungsgesellschaften an der Rückversicherung aus- ländischer Institute beteiligt sind, ist heute noch nicht bekannt. ES lohnt sich bei dieser Gelegenheit, einmal die Gewinne der deutschen Feuerversicherungsgesellschaften etwas näher zu beleuchten. Das «kaiserliche Anfisichtsamt für Vjrivatversiche- rung hat auf Veranlassung der bayerischen Regierung wegen der dort beabsichtigten Errichtung' einer staatlich geleiteten Mobiliarfeuerversicherung, ein Gutachten ausgearbeitet, das der kürzlich dem bayerischen Landtage zugegangenen Denkschrift über die Frage der Mobiliarversicherung beigefügt ist. Es werden da die folgenden Gewinnziffern der deutschen Feuerversiche rungsgesellschaften auS dem deutschen Versicherungsi ge s ch ä f t mitgeteilt. Betriebsgewinne auS den Fahren 1902 bis 1007 in absoluten Zahlen und in Prozenten der Brutto-Jahresprämieneinnahme: 1902..... 19 282 000 M.= 17,8 Pro». 1903..... 15 381 000= 13,0, 1004..... 0 085 000= 7,4, 1005..... 18 877 000= 14,9 1906..... 17 703 000,----- 13,4 1907..... 15 334 000-= 11,3. Fm Durchschnitt der sechs Jahre ergibt sich demnach ein Ge» Ibinn der deutschen Feuerversicherungsgesellschaften aus dem Ge- schäft in Deutschland von 12,8 Proz. der Prämieneinnahmen. Sicher ein recht anständiger Gewinn! Betriebseinschränkung. Die Baumwollspinnereien in den Neu-England -Staaten, welche 50 000 Arbeiter beschäftigen, kündigen, wie auS New Dork gemeldet wird, eine weitere Betriebsein- schränkung an. In den Südstaaten werden im September 3 Mil lionen Spindeln eine Woche lang ruhen. Klus der frauenbe�egung. Leseabende. Nieder-SchSnhlnisen-Nordend. Montag, den 22. August, S'/a Uhr. bei Radseck. Kaiser-Wilhelm-Str. 10: Vortrag. Genosse Braun: Glaubt nicht an Uebernatürliches". Pankow . Montag, den 22. August, 8'/, Uhr, im Lokale deS Herrn Grosskurt, Berliner Str. 27: Vortrag. Gen. Schmidt. GevichtQ- Zeitung. Ohne Feigenblatt. DaS BuchOhne Feigenblatt" von A. O. Weber, dem Gatten der Frau von Schönebeck , bildet den Gegenstand eines Prozesses, gestern die 2. Ferienstrafkammer des Landgerichts l unter Vor- fitz de? Landgerichtsrats Arnold beschäftigte. Wegen Vergehens gegen den Z 184 des Strafgesetzbuchs(Verbreitung unzüchtiger Schriften) waren der Schriftsteller O. A. Weber und der Buch- Händler Hugo Schildberger angeklagt. Zur Anklage stand das von A. O. Wieder versagte und im September vorigen Jahres er- fchienene Buch mit dem TitelOhne Feigenblatt", welches zahl- reiche Gedichte derb pikant-satirischen Charakters enthält. Während dieses Buch über ein halbes Jahr ohne jegliche Beanstandung im Buchhandel blieb, ordnete Anfangs dieses JahreS die StaatSan- Waltschaft plötzlich die Beschlagnahme an. Wie behauptet wird, kleines feuilleton. Theater. DeutscheSTYeater:Simsontlttd Dekilä", Tragt- komödie von Sven Lange. Sven Lange, der melancholisch- psychologische Sinnierer, hatte mit der leichtgezimmerten, seine eigentliche Physiognomie nur in zerstreuten Zügen andeutenden Tragikomödie einen starken Theatererfolg einen Erfolg, der zu der Lauheit, mit welcher sein aus dem Innersten geschöpftes Ehe- drcuna derstillen Stuben" in dem damals Reinhardtschen Kleinen Theater aufgenommen wurde, ironisch kontrastierte. Sein anderes HauptwerkDer Verbrecher" ist in der Hauptstadt nur als Ver- einsvorstellung der Freien Volksbühne gegeben worden. Erst in der hallckurlesken Maskerade fand man ihn genießbar. Die un- gewohnte Zustimmung wird ihn vielleicht mit Misttrauen erfüllen. Indes, so sehr er semen Hang, dem Geflechte seelischer Beziehungen auf dunklen Wegen nachzuspüren, hier zugunsten loser Jmprovi- sationen zurückdrängt, die kleine Skizze zeigt noch immer so viel Geist, in dem Grotesken so viel Feinheit der Nuancen, daß sie, auch ohne recht zu überzeugen, von Anfang bis zu Ende fesselt. Der Dichter Peter Krumlak, der eine hübsche Schauspielerin gefreit hat und von ihr im Bund mit den Philistern betrogen und vernichtet wird, hat davon abgesehen, mit dem biblischen Simson. dem Helden seines dramatisch-symbolischen Gedichts, herzlich wenig Aehnlichkeit. So steht der Inhalt der Tragikomödie zum Titel und zu den Prätentionen, die Peter hier und da zu erheben scheint, nicht recht im Einklang. Er ist. abgesehen von seiner Liebesleiden- ifchaft, schließlich nur ein schrullig-witziger Kauz. Kein Wort gibt von seiner Dichtergröße Kunde. Er selbst glossiert, wenn er nicht gerade den Abstand vom Philistervoll markieren will, die Kinder seiner Muse recht mokant und den Anderen imponieren sie noch weniger. Man hat sein Drama halb aus Barmherzigkeit im Theater angenommen. Und die symbolische Auslegung, die er einem Schauspiel gibt, daß auch die ganze Theaterwelt wider Tim» on, wider den Poeten, mit den feindlichen Philistern verschworen , ei, klingt wie eine Persiflage auf modernes, schwülstig überspanntes Aesthetcntum. Der Dialog der beiden Gatten in der Erposition, Peters unter Scherzen aufleuchtende Eifersucht, die sich beim Erscheinen des verhaßten Großhändlers Meier in einem Strudel burlesker In- vektiven entlädt, die Koketterie, und Lügenkunst der Frau ist glän- zend in Wendungen von epidramatischer Schlagkraft durchgeführt. Entscheidend für den Erfolg war der hinter den Kulissen spielende zweite Akt, in dem die übermütige Komik plötzlich vor dem Auf- schrei gequälter Leidenschaft zerstiebt. Peter hält die letzte Probe für den Simson, in dem seine Frau Dagmar die Delila darstellen soll. Seine Eifersucht hat ihm inzwischen ganz den Kopf verdreht, er kann es nicht mit ansehen, wie sie in der Liebesszene ihren schönen, dummen Partner in die Arme zieht. Er schiebt den Schauspieler zur Seite, will in der Rolle SimsonS selbst ihre Um. armung fühlen. Sie scheint sich zu erwärmen, doch ihr zärtliches Delila-Lächeln gilt nicht ihm. sondern dem leis herangeschlichenen Nebenbuhler. Peter stürzt sich auf den Verhaßten. Man reißt shn fort, und die Erregung löst sich. Herr BienSfeldt gab das mit wundervoller Echtheit wieder in Scham und grenzenloser (Depression. Er schleicht geduckt davon, seine Dichterträume und alles Hoffen hat die Erschütterung verratener Liebe für immer aus» gelöscht. Der letzte Aufzug fügt dem Bilde keine neuen Farben zu, soll hie Anzeige bon einer Person ausgehen, die'als SittlichkeitS- schnüffler bekannt ist und schon mehrere derartige Anzeigen er- stattet hat. Als unzüchtig werden von der Anklagebehörde folgende in dem Buche enthaltene Gedichte angesehen:Birnen",Die Hoch- zeitsrcise von Berlin nach Potsdam ",August mit de kalte La- mäng",Der schwarze Peter",Die Miele von Trapezunt" und Der Handelsreisende". Diese Gedichte sollen, wie die Anklage behauptet, bei normalem sittlichen Empfinden als unzüchtig an- zusehen sein. Die Angeklagten stellen dies entschieden in Abrede und behaupten, daß es sich lediglich um derb-satirische Gedichte handele, die genau denjenigen gleichen, die schon vor längerer Zeit einmal von der Staatsanwaltschaft inkriminiert worden waren, jedoch zu einem freisprechenden Urteil geführt hatten, da die Strafkammer sie für völlig unbedcn�ich hielt. Bei Beginn der Sitzung war nur der Angeklagte Schildberger erschienen, nicht aber der Hauptangeklagte A. O. Weber. Erst nach einer längeren Wartezeit erschien auch W. und entschuldigte die Verzögerung da- mit, daß er einen falschen Zug benutzt habe. Der Verteidiger der Angeklagten, Rechtsanwalt Dr. Wenzel Goldbaum stellte vor Verlesung des Eröffnungsbeschlusses den Antrag, den Angeklagten gestatten zu wollen, vor der Anklagebank, an dem Verteidiger- tische, Platz zu nehmen. Der Angeklagte Weber unterstützte diesen Antrag nochmals unter Hinweis auf die Verfügung des Justiz- Ministers, nach welcher es bei geringfügigen Vergehen den Ange- klagten gestattet werden kann, an dem Verteidigertisch Platz zu nehmen. LandgerichtSrat Arnold: Eine derartige Verfügung ist zwar durch die Zeitungen gegangen. Dem Gericht ist dagegen von einer derartigen Verfügung amtlich nichts bekannt geworden. Das Gericht lehnt deshalb diesen Antrag ab. Bor Eintritt in die Verhandlung stellt Staatsanwalt Heinbmann den Antrag, wegen Gefährdung der Sittlichkeit dir Oeffentlichkeit auszuschließen.- Der Angeklagte Weber widerspricht diesem Antrage mit dem Hin- weis darauf, daß er Zeugen dafür benennen könne, daß die hier zur Anklage stehenden Gedichte schon wiederholt die polizeiliche Zensur anstandslos passiert hätten und von der Polizei zum öffent- lichen Vortrag zugelassen worden seien. Es sei selbstverständlich, daß die Gedichte nicht für Kinder bestimmt seien, da die Sachen das erotische Gebiet streifen, wenn jedoch die Polizei selbst den öffentlichen Vortrag gestatte, so sei es unverständlich, wenn man jetzt die Vorlesung in öffentlicher Sitzung v-rbieten wür??. Staatsanwalt Heinbmann beantragte nochmals, die Oeffentlich- keit auszuschließen, da die Gedichte nach Ansicht der Anklage grob unzüchtig und im allerhöchsten Matze geeignet seien, das Scham- und Sittlichkeitsgefühl normal empfindender Menschen zu ver- letzen. Das Gericht beschloß nach kurzer Beratung, den Antrag auf Ausschluß der Oeffentlichkeit abzulehnen. Der Vertreter der Anklage beantragte hierauf nochmals auf Grund deS§ 176 des Gerichtsverfassungsgesetzes, ihm Gelegenheit zu geben, in nicht öffentlicher Sitzung den Antrag auf Ausschluß der Oeffentlichkeit näher zu begründen. Die Oeffentlichkeit wurde hierauf auf kurze Zeit ausgeschloffen, jedoch bald wieder hergestellt. DaS Gericht lehnte den nochmaligen Antrag des Staatsanwalt? ab, so daß die Verhandlung in voller Oeffentlichkeit stattfindet. Auf eine Frage des Vorsitzenden erläutert der Angeklagte Weber ausführlich, wie er darauf gekommen sei, sich der satirischen Literatur zuzuwenden. Weber erklärte, daß er vor mehreren Fahren häufig imWest- minster-Cafe" gewesen sei und hier mit mehreren Literaten bekannt geworden sei. Er habe einmal ein kleines satirisches Gedicht mit dem Refrain:Wozu hat man die Gefühle, wenn man sie nicht zeigen soll" verfaßt, welches er Hansi Niese gewidmet habe, und von dieser auch wiederholt vorgetragen sei. Als einmal bestritten wurde, daß er derartige Sachen jederzeit verfassen könne, sei es zu einer Wptte um drei Flaschen Sekt gekommen. Er habe dann mehrere derartige Gedichte verfaßt, die er später unter dem Titel Mixed-Pickles" herausgegeben habe. Diese? Buch sei damals als unzüchtig beschlagnahmt worden. DaS Verfahren habe seinerzeit mit seiner Freisprechung geendet. DaS für ihn sogar sehr schmeichelhafte Urteil habe ihm dann ermutigt, ähnliche Datieren zu verfassen. Er habe sich dann hauptsächlich der sozialen und schmeichelhafte Satire und mir gelegentlich der erotischen Satire zu- gewandt. Auch in dem BucheOhne Feigenblatt" wären nur wenige Gedichte vorhanden, die das erotische Gebiet streifen, jedoch keinesfalls als unzüchtig anzusehen seien. Auch der Angeklagte Schildberger bestreitet auf das entschiedenste, daß d-aS inkriminierte Buch unzüchtigen Charakters fei. Es folgt hierauf die Verlesung de? gesamten Inhalts de? Büches . bringt nur den äußeren Abschluß. Wahnsinnig kehrt der Tot­geglaubte nach langem Schweifen nach HauS zurück. Er findet seine Frau in zärtlichem Beisammensein mit Meier, bedroht das Paar mit dem Revolver und schießt zuletzt sich selbst die Kugel in den Kopf. Nicht ein Simson, ein Kranker, der in seiner Krank. 5eit aber menschlich sympathischer berührt als die gesunden, platten, ratz egoistischen Naturen, an denen er zugrunde geht. Die Regie führte Herr Geher. In erster Reihe stand die schon erwähnte frappante Leistung B i e n S f e l d t S, der sein Ta- lent bisher fast nur im Komischen erwiesen. Bortrefflich war Lucie Höflich als Dagmar-Delila, Josef Klein als unwiderstehlich fader Philister-Don Juan, und Tiedtkeinder Episodenrolle de? gutherzigen, von allen über die Achsel angesehenen glten Theater- direktorS. 6t. Humor und Satire. V opelia hilf! iRit Trauer stimmt der Sänger seine Leier Und in den Schoß die milde Träne rollt: ES handelt sich nicht um belieb'gen Meier, Vielmehr um Ordnung, so von Gott gewollt. ES liebt' ein Freiherr einst ein junges Dingchen, Wie sehnlichst hofft' sie auf das Eheringchen---- Schließlich verkam sie arm und unerkannt, Der and're wurde Flsigeladjutant. In dieser sehr gehobenen Lebenshaltung Betrieb er seines Daseins Kunstgestaltung: Der Lohn blieb auch nicht aus: eS war Berlin , Er durfte in den Beneralftab ziehn. Takttk studierend und verschanzte Lager Ward bald er seines besten Freundes Schwager� Bei einem andern nahm er mit Humor Die Rolle als des Hauses Bater vor. O Frau VopeliuS, wie wird mir übel l TS regen sich die bösen Mächte all'. O komm' geschwind mit Deinem kalten Kübel, Sonst wird er Graf vielleicht noch Feldmarschall l Paulchen. Notizen. »» Ein Ehrenpreis für Statistik ist unserem Genossen Lektor Denis, Universitätsprofessor in Brüssel und Mitglied der Kammer, für seinen AtlaS der wirtschaftlichen, finanziellen und Sozialstatistik Belgiens und Studien über Moralstatistik verliehen worden. So ttef würde man in Deutsch » land nicht sinken. Ist doch, nach der zuverlässigen Versicherung eines anerkannten linksstehenden Nationalökonomen, ein Sozial- demokrat unwissenschaftlich. Die Insekten- Menagerie. Auf den Vorschlag des Naturforschers Alfonse Labitte wird das Pariser Naturhistorische Museum durch eineJnsekten-Menagerie" bereichert werden, die ge- wiß zu den unterhaltendsten Teilen des Instituts gehören wird. In kleinen Käfigen aus Gaze oder in Glaskästen wird man hier die ganze Welt der Insekten in ihrem emsigen Treiben beobachten. Man wird Bienenkörbe und Ameisenkolonien studieren können, daneben werden Spinnen ihre Netze ziehen, man wird Skarabäen an der Arbeit sehen, und die so verschiedenartigen Raupen werden sich ein- spinnen. Ein dunkler Saal wird für die nächtlichen Insekten ein- gerichtet, unter denen besonders einige Schmetterlinge und die Glüh- würmchen die Aufmerksamkeit erregen werde«. Kaüj Verlesung Rf snkrinÄnierketl MdWe veati kragte Staatsanwalt Dr. Heinbmann dir Verurteilung beider Ange- klagten. Nach Ansicht des Vertreter? der Anklage deute schon der TitelOhne Feigenblatt" darauf hin, daß auf die Lüsternheit des Publikums spekuliert werde. Der Antrag des Staatsanwalts lautete deshalb auf je 150 M. Geldstrafe. Rechtsanwalt Dr. Wenzel Otoldbaum beantragte die Freisprechung, da die Lektüre des Buches bei jedem normal empfindenden Renschen höchstens ein fröhliches Lachen, nicht aber eine sexuelle Erregung auslöse, und deshalb keinesfalls als unzüchtige Schrift anzusehen sei. Der Angeklagte Weber trat selbst noch energisch fiir seine Freisprechung ein. In dem Buch würden lediglich gewisse menschliche Schwächen lächerlich .gemacht, die natürlich auch auf das erotische Gebiet hinüberstreifen. E.s sei eine eigentümliche Erscheinung, daß die Staatsanwaltschaft gew 'isse französische Sittenstücke und andere ausländische Romane, in denen das Sinnliche viel stärker zutage trete, unbeanstandet lasse, sobald sich jedoch ein deutscher Schriftsteller auf da? Gebiet der Pika.nterie und Satire wage, so sei gleich der Staatsanwalt bei der Hund. Unter allgemeiner Heiterkeit brachte Weber dann eine kleine Variante eine? der inkriminierten Gedichte vor, in welchem es unter anderem heißt:Darum, böseS Mädchen, laß das Küssen ungeübt, dann bist du in unserem Städtchen und selbst beim Staatsanwalt beliebt." Wenn er allen seinen satirischen Dichtungen diesen Schluß anhängen müßte, so könne er eben nicht satirischer Dichter bleiben, sondern müsse unter die Moralprediger gehen. Das Gericht erkannte nach kurzer Beratung auf Frei- sprechung, auch wurde die Beschlagnahme de» Buche» aufgehoben. Huö aller Melt. Fahrschein-Tragödie. Im Ringbahnzage, eng ,u zwei'n, Sin Jüngling fitzt, ein Jungfräulei«. Wie sorglos ist sie von Natur I Ihr Fahrschein steckt im Pompadour. Den reißt der Jüngling plötzlich weg. Erst ist die Jungftau starr vor Schreck. Doch dann erwogt sie wütend:Hat Wozu ist denn die Leine da?' Ein rascher Griff, ein derber Ruck; Die Bremse kreischt; es hält der Zug. Der dreiste Jüngling denkt:O weh!' Und flink verläßt er das Coups. Beamte laufen her und hin: Die Jungftau sitzt alletne drin. Vom Drückeberger keine Spur, Futsch ist er und der Pompadour. Fort geht'» im Fluge zur Station; Der BahnhofStwrstand wartet schon. Forscht der dem bösen Räuber nach Und überliefert ihn der Schmach? Die Jungftau hofft'» und lächelt ftoht Er lädt sie HÄflich ins Bureau. Dort stellt er fest mit kluger LP, Daß sie mm ohne Fahrschew ist. Ach, ihren Fahrschew hat der Dieb: Wen aber kümmert'», wo der blieb? Hauptsache heißt, Schockschwcrebrett: Sie löst ein neues Fahrbmett. O Fiskus, nenne mir den Manu, Der so voll Umficht handew kann! Ein wahrer Musterbureaukrat I Ja. solche Männer b r a a ch t der Staat.. _ Michel. Die Cbclerafälle in Hputien. Rom , 18. August.(Eig.©ei.) Nach mehrtägigen Vertuschungsversuchen hat die Regierung zu- geben müssen, daß mehrer« Fälle bakteriologisch ftstgestellter asiatischer Cholera in der Provinz Bart aufgetreten sind. Ueber den Weg, den die Seuche genommen hat, ist noch nichts bekannt, aber e» ist wahrscheinlich, daß die Einschleppung au» den russischen Seuchen- Herden durch eine Zigeunerbande stattfand. Bi» jetzt find gegen 30 Todesfälle gemeldet!; als infiziert gelten Margherita di Savota, Trint Tapoli, S. Ferdinando, Trani , Biscaglte und Larletta. Man spricht auch von ewrm TodeS» fall in Bari . Um sich über die Bedeutung der Gefahr klar zu werden, mutz man sich einerseits vor Augen halten, daß da» italienische SanitätS- wesen über ganz anderes Personal und ganz andere Mittel verfügt, als das russische, andererseits, daß es sich um eine äußerst verarmte. unwisiende, schlecht mit Verkehrsmitteln versehen« Landschaft handelt. Die Maßregeln, die für die Isolierung der Seuchenherde getroffen sind, werden voraussichtlich ihren Zweck erreichen und di« Epidemie beschränken, soweit diese nicht etwa schon vor ihrer Feststellung ver- schleppt wurde. Die sanitäre Organisatton ist durch die systematische Malariabekämpsung der letzten Jahre geübt und befähigt, allen modernen Ansprüchen zu genügen. Ander« steht es um die Ausrottung der Seuche an den schon infizierten Orten. Es handelt sich um Städte,stn denen die Bevölkerung eng zusammengepfercht lebt wie die» die ungenügende öffentliche Sicherheit und die Malaria in ftüheren Zeiten notwendig machten. Bielfach fehlt eS ganz an Kanalisierung, überall mangelt e» in hohem Maße an Trinkwasser. In vielen ajulischen Städten, so in F o g g i a, muß dieser gekauft werden und kostet 1 bis 2 Soldi für jede Flasche. ES leuchtet ein, daß unter diesen Umständen die Sauber- keit leidet. Dabei sind die Lebensmittel so teuer, daß die arme«Leute fast auSschließlichvon Gemüse und Brot leben. Demgegenüber ist eS sogar zu bezweifeln, ob das verbot des Fischfanges im Meere, das die Sanitätsbehörden erlassen hoben, zweckmäßig ist. oder nicht vielmehr die ohnehin chronische Unterernährung der Massen vermehrt. ES unterliegt wohl keinem Zweifel, daß in den Orten, wo die Epidemie schon ausgebrochen ist, die Verteilung gesunder Nahrungsmittel, besonders von Brot, wichtiger ist, als die von Desinfektionsmitteln. ES ist die Unterernährung, die der Krankheit den. Weg ebnet. Noch heute glaubt d-r frühere Ab- geordnete von Andria , Spagnoletti, nicht ar» die Existenz der Cholera, sondern meint, daß die Todesfälle durch das Elend, durch Hunger und ungesunde Nahrung veranlaßt seien l Bielleicht bietet die Cholera den Anstoß zu ernstlichen RegierungSmaßnahmen. Was man der himmelschreienden Not der Bevölkerung ApulienS seit Jahren verweigert, wird man vielleicht dem Schreckbilde der Seuche gewähren: Umgestaltung de» lokalen Abgabenwesens, ausgedehnte Arbeiten zur Ueberwachung und Be- fchleunigung des Baue» de» großen apulischen Aquädukts. Seit Jahren ist die Rot in Apulien so groß, daß sie die Cholera kaum noch steigern kann. Es wird sich als unmöglich erweisen, der Seuche entgegenzuarbeiten, ohne sich gegen ihren treuesten Berbsindeten, das Elend, zu wenden. » Rom , 20. August. Nach Nachrichten, welche beim Ministerium deS Innern eingegangen find, find in den letzten 24 Stunden in Trani sechs neue Cholerafälle festgestellt worden. Kein neuer Todesfall ist zu verzeichnen. In Barletta sind fünf oeue