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Fünf» und Zweimarkstücke im Gepäckraum eines im Norden liegenden Bahnhofs zu entdecken und zu beschlagnahmen. Die Mitglieder der Falschmünzerbande haben jedesmal nach Beendigung einerTour* die Koffer und Kisten mit ihrem Handwerkszeug und den nach- gemachten Geldstücken auf einem Bahnhof als Gepäck ausgegeben, um so vor Ueberraschungen durch die Polizei gesichert zu sein. Bier Kinder durch Stechapfclgenuß vergiftet. Auf dem Hofe des Hauses Steglitzer Straße 8 fanden vorgestern nachmittag Kinder einen Stechapfel, den sie untereinander teilten und aßen. Bald darauf erkrankten sie unter Vergiftungserscheinungen. Es wird hierüber vom gestrigen Tage gemeldet: Gestern nachmittag spielte die achtjährige Tochter Frieda des in dem Hause Steglitzer Straße 8 wohnenden Arbeiters WischnewSki mit der fünfjährigen Maria Stock, dem fünfjährigen Hans Fiering und seiner S'/s Jahre alten Schwester Erika, deren Eltem in demselben Hause wohnen, auf dem Hofe. Dabei fand die kleine Wischnewski einen Stechapfel. Sie hielt ihn für eine Kastanie und öffnete die Frucht. Zu ihrem Erstaunen fand sie im Innern eine Anzahl Körner, die sie nun gleichmäßig unter die vier Spiel- geführten verteilte. Die Kinder atzen die Körner auf und spielten dann weiter, bis sich bei allen heftige Schmerzen einstellten. Nun eilten die Kinder zu ihren Eltern. Alle Vergifteten bekamen heftiges Erbrechen und wanden sich krampfartig in ihren Schmerzen, so daß zu einem Arzt geschickt wurde. Dieser sah, daß die Kinder unter schweren Vergiftungserscheinungen litten und stellte durch Nach- fragen fest, daß die Kinder einen Stechapfel verzehrt hatten. Rasch wurden die vier Kinder nach dem Elisabethkrankenhause gebracht, wo ihnen geeignete Gegenmittel gegeben wurden. Gestern mittag war der Zustand der Kinder noch immer bedenklich, doch hoffen die Aerzte, fio am Leben zu erhalten. Aus der Strafanstalt Plötzensce entsprungen. MS gestern vor- mittag der Wagen der Kartonfabrik Wunderlich aus Berlin   den Hof des Gefängnisses in Plötzensee mit einer Ladung Kartons verließ, hatte es der Sträfling Sukow  , der noch nahezu zwei Jahre Ge- fängnis zu verbüßen hat, verstanden, sich im Innern des Wagens zu verstecken. Kurze Zeit, nachdem der Wagen den Hof der Anstalt verlassen hatte, wurde das Verschwinden des Gefangenen bemerkt. Es war aber schon zu spät. Sukow   hatte unterwegs den Wagen bereits verlassen und entkam unbemerkt in die naheliegende Jungfern- Heide. Derarme" Diestelkamp. Unsere Notiz über den Fünfgroschen- zäun des Pastors Diestelkamp auf dem Exerzierplatz zur einsamen Pappel scheint dem alten Herrn ein paar schmerzliche Stunden be- reitet zu haben. Aus einer ellenlangen Gratisdanksagung, die der Herr Pastor und Direktor des Frommelheims gestern(Sonnabend) imBerliner Lokal-Anzeiger" veröffentlicht und wobei er seiner Freude Ausdruck gibt über das vomVorwärts" geprägte Wort: Pastor Diestelkamp auf Bodelschwinghs Spuren", nehmen wir gern davon Kenntnis, daß Herr Diestelkamp nicht mehr das Haus Schön- hauser Allee 141 besitzt, sondernnur" noch zwei Grundstücke in der Seestratze und zwei Grabstellen. Nebenbei besitzt er also auch Galgenhumor. Als im Winter 1306 das Frommelheim ein- geweiht wurde, war Herr Diestelkamp Besitzer des Grundstücks, auch noch längere Zeit nachher. Wenn er sein Eigentum an das Frommelheim aufgelaffen hat, so bestätigt uns das aufs neue das bekannte Spekulationstalent des Herrn Pastors, das wohl bei der Transaktion mindestens nichts zugesetzt haben dürfte. Bedauerlich ist es, daß Herr Diestelkamp nach seiner Angabe als Direktor des Frommelheims in dem nunmehr diesem gehörigen Hauseteure" Miete bezahlen mutz. Vielleicht findet sich jetzt ein Gönner, der dem großen Menschenfreund Diestelkamp auch die Mietssorgen ab- nimmt. i Vom Winde umgeblasen wurde gestern mittag' der an der Front des Leichenschauhauses in der Hannoverschen Straße befindliche Bretterzaun in einer Länge von 25 Metern. Der Zaun, der schon viele Jahre steht, war vor längerer Zeit morsch geworden. Ein gerade vorübergehender Mann erlitt durch die umgeworfenen Bohlen «ine leichte Verletzung. Wege» einer Leuchtgasvergiftung wurde gestern früh um 8 Uhr der 12. Zug der Feuerwehr nach der Bülowstraße 35 gerufen. Ein Mädchen hatte sich dort vergiftet. Durch Einflößen von Sauerstof gelang eS. das Mädchen zu retten. Ein Kellerbrand beschäftigte den 8. Zug in der Skalitzer Straße 57. Stroh brannte dort. Der 7. Zug hatte in der Memeler Straße 76 zu tun. wo in einer Küche Feuer ausgekommen war. In der Grünauer Straße 3 brannte eine Strohmiete. Der 8. Zug mußte dort tüchtig Waffer geben. Gar- dinen wurden in der Slrtilleriestratze 35 und Preßkohlen in der Krenadierstraße 12 ein Raub der Flammen. Entführung eines KiudeS. Das Polizeipräsidium teilt mit: Mitte März d. I. hat eine unbekannte, angeblich den befferen Ständen angehörende Dame einer zur Entlassung gekommenen Wöchnerin in der königl. Charitö ihr neugeborenes Kind weiblichen Geschlechts, namens Edith Günter, abgenommen mit der Angabe, daß das Kind adoptiert werden soll. Die Mutter deS Kindes will geglaubt haben, daß die Dame die Benachrichtigung des Bormundes übernehmen würde. Die Dame ist vom Lehrter Bahnhof   aus von Berlin   abgefahren. Der Ort ist unbekannt. Das Reiseziel soll fünf bis sechs Stunden von Berlin   entfernt gewesen sein. Bis jetzt fehlt jede Nachricht über den Verbleib des Kindes, das dunfle Haut und schwarzes Haar hatte. Die Dame wird als ungefähr 40 Jahre alt, auffallend groß und hellblond beschrieben. Sie trug Trauerkleidung. Die Kriminalpolizei ersucht um Nachricht über den Verbleib des Kindes zu 2594 IV/1S. 10." Wochenkarte auf der Großen Berliner   Straßenbahn. Die Große Ber- liner Straßenbahn gibt an Arbeiter bekanntlich auch Wochenkarten aus, um ihnen die Fahrten zu verbilligen. Die Arbeiter muffen sich diese Karten am Sonntag vormittag auf dem Bahnhof lösen, zu dem die betreffende Linie gehört. Wenn es nun aber dem Arbeiter gelungen ist, eine Wochenkarte zu erhalten, die ihm(nebenbei gesagt) die Fahrt für die ganze Woche um 20 Pf. verbilligt, so ist noch nicht gesagt, daß er dieselbe auch voll ausnützen kann. wie aus folgender Zuschrift ersichtlich ist: Ein Arbeiter, dessen Arbeitsstelle in Friedenau   an der Kaisereiche liegt, muß, um dieselbe zu erreichen, die Straßenbahnlinien 59 oder 60 benutzen. Der be- treffende Arbeiter stieg nun am Prenzlauer Tor auf und glaubte, er könne bis Friedenau  . Kaisereiche, fahren; aber weit gefehlt: in Schöneberg   an der Maxstratze erklärte der Schaffner:«Jetzt müssen Sie aussteigen, wenn Sie bis Kaisereiche fahren wollen, müssen Sie 10 Pfennig zahlen. Wenn nun der Arbeiter nicht die halbe Stunde laufen will, so muß er die 10 Pfennig zahlen und bekommt einen Fahrschein, gültig für die Strecke Weißensee-Kaisereiche; er muß also für dieselbe Zebnpfennigstrecke, für die er sich die Wochenkarte gelöst hat, noch einmal 10 Pf. zahlen. Hat also der Arbeiter keine Wochenkarte, so kostet ihm die Fahrt für die ganze Woche 1,20 M. Wenn er sich aber am Sonntag längere Zeit versäumt hat, um in den Besitz einer Arbeiterwochenkarte zu gelangen, dann kostet ihm dieselbe Fahrt 2,20 M. Solche idealen Zustände herrschen bei der Großen Berliner  . Arbeiter-Samariter-Bund. Kolonne Berlin  . Heute vormittag 8 Uhr Versammlung aller aktiven und passiven Mitglieder bei Dase, Brunnenstraße 154. Am Dienstag' in demselben Lokal Uebungs- stunde der 2. Abteilung. Am Freitag im Dresdener   Garten, Dresdener Straße 45, Monatsfitzung der aktiven Mitglieder. Ma­terialausgabe nur von 8 bis 9 Uhr. Wer ist die Tote? Am 18. d. M. wurde vor dem Kottbuser Ufer 3 eine unbekannte, weibliche Leiche, etwa 35 bis 40 Jahre alt, 1,65 Meter groß, mit dunkelblondem Haar, aus dem Landwehrkanal gelandet und nach dem Schauhause geschafft. Sie war bekleidet mit blauem Rock, blau und weiß karierter Bluse, rotem Gürtel, blau und weiß gestreifter Schürze, schwarzem Samtjackett, schwarzen halben Schuhen und schwarzen Strümpfen. Personen, die Angaben über die Tote machen können, wollen der Kriminalpolizei zu Tage« buch Nr. 3510 IV. 55. 10. Nachricht geben. Im Zoologffchen Garten ist eine Mönchsrobbe ein- getroffen, eine Art, die nur selten lebend zu uns gelangt und bisher noch nie hier vertreten war. Das Tier hat eine gewisse Aehnlich- keit mit der aus der Ostsee   bekannten Kegelrobbe, unterscheidet sich aber auf den ersten Blick von ihr durch seine abgesetzt weiße Unter- feite und den breiten Kopf. Der werwolle Fremdling, der erst vor kurzem bei Madeira   gefangen worden ist, hat die sehr stattliche Länge von 2,40 Meter und zeigt sich zunächst noch etwas wählerisch in der Annahme der ihm gereichten Fische, so daß er bei der Fütte- rung nicht das spannende Bild abgibt, wie die ewig hungrigen See- Hunde und der Seelöwe. Das Luisenthcatcr eröffnet die neue Spielzeit am 1. September mitE g m o n l" von Goethe. Musik von Beethoven  . Die Titel- rolle spielt der neue Direktor Alving selbst. Im Berliner   Aquarium wird der Naturfreund außer mancher- lei neuen Erscheinungen der Meeresfauna auch verschiedene ab- sonderliche Süßwaffer- und Landbewohner bemerken. In einem besonderen Glaskasten im Schlangengang ist ein Froschlurch unter- gebracht, der in seinem landkartenartig gefleckten, samtgrün und grauweiß gefärbten und rot gepunkteten Kleid gar fremdländisch anmutet und von den meisten auch als eine ausländische Ticrform betrachtet wird, bis sie durch dew Hinweis belehrt werden, daß die grüne Kröte ein Bürger unseres Erdteils ist. Gewissermaßen einen Uebergang von den nackthäutigen Lurchen zu den beschuppten Kriechtieren bildet eine Kröten-Echse aus Mexiko  , die mit ihrem ge- drungenen, an den Krötenleib erinnernden, aber mit Schuppen und Hornstachcln bewehrten Körper so gänzlich abweicht von den schlanken Gestalten der eigentlichen Echsen. Zeugen gesucht. Am 16. Juli früh 8/z7 Uhr wurde in der Frankfurter Allee   vis-a-vis der Kronprinzenstraße ein Arbeiter von einem Wagen der elektrischen Straßenbahn umgefahren und in schwerverletztem Zustande nach der Rettungswache gebracht. Der Verunglückte ist jetzt auS dem Krankenhause entlasten und bittet, daß sich Zeugen des Vorganges bei Robert Kretschmer, Berlin   0., Hausburgstr. 19 vorn IV melden möchten. Eine Wasscrwage mit zwei Buchstaben ist gefunden worden. Dieselbe kann in der Spedition Jmmanuelkirchstraße 12 abgeholt werden. Vorort- jVadmcbtcn. Charlottendnrg. Die Liste der stimmfähigen Bürger liegt noch bis einschließlich 30. August öffentlich wochentags von 8 Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags, Sonntags von 10 Uhr vormittags bis 12 Uhr mittags Berliner   Str. 71, rechter Seitenflügel Zimmer I   aus. In der oben angegebenen Zeit kann jeder Bürger der Stndtgemeinde gegen die Richtigkeit der Liste Einspruch erheben. Im Interesse der Richtigkeit und Vollständigkeit der Liste ist es dringend erw ünsch t, daß von dem Recht der Einsichtnahme möglichst viel Gebrauch gemacht wird, da spätere Ein« sprüche unberücksichtigt bleiben müsien. Wer selbst leine Zeit hat, die Wählerliste einzusehen, der beauftrage eine der unten aufgeführten Personen mit der Einsicht« nähme. Diese reichen auch gleichzeitig etwa erforderliche Proteste ein: Alfred Will, Kirchstr. 30. Friedrich Stabenow, Uhrmacher, Berliner   Str, 146. Franz Schmidt  , Wilmersdorfer Str  . 130, August Weisheit(Stehbierhalle), Rosinenstr. 8. Friedrich Schulze, Gastwirt, Wallstr. 90. F. Müller, Gastwirt, Schulstr. 17. A. Stüwe- Cauerstr. 12. K. Schulze, Barbier, Galvanistr. 6. Heute nachmittag findet von 4 S Uhr in ber Turnhalle der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule ein Schauturnen der Freien Turnerschaft Charlotlenburgs statt. Nachdem KommerS im Volks- Hause, Rosinenstr. 3. Gäste sind herzlich willkommen. Ichöneberg. Ein schwerer Automobilunfall, bei dem eine Person lebenS  - gefährlich verletzt wurde, hat sich gestern in Schöneberg   zugetragen. MS der Chauffeur Konstantin SpieSke auS der Erdmannstr. 8 mit seinem Auto Nr. 14 9663, in welchem der Gärtner Karl Ehlend auS der Bennigsenstr. 26 in Friedenau   saß, die Kaiser Friedrichstraße entlang fuhr, verlor er plötzlich infolge Versagens der Steuerung die Gewalt über das Gefährt und der Kraftwagen sauste mit ziem- licher Geschwindigkeit den abschüssigen Straßenzug entlang, bald nach links, bald nach rechts schleudernd. DaS Auto raste in die Haupt- straße hinein und fuhr mit solcher Wucht gegen die dort stehende Uraniasäule, daß das Gefährt sich mehrmals überschlug und krachend in Trümmern ging, während die Säule schwer beschädigt wurde. D:r Jnsaffe des Kraftwagens flog in weitem Bogen auf die Straße und blieb blutüberströmt und besinnungslos liegen. Er hatte außer mehreren klaffenden Kopfwunden einen Bruch des rechten Armes und schwere innere Verletzungen erlitten und wurde in hoffnungslosem Zustande in daS städtische Krankenhaus eingeliefert. Der Chauffeur, der ebenfalls von seinem Sitz geschleudert wurde, kam wunderbarer- weise mit ganz unerheblichen Verletzungen davon. Steglitz  . Der Storch auf der Polizeiwache. Unangemeldeten Besuch er­hielt vorgestern die Polizeiwache in Steglitz  . Ein Beamter hatte ein junges Mädchen in hilflosem Zustand auf dem Marktplatz angetroffen und sie nach dem nahen Revier gebracht. Kaum war das junge Mädchen dort eingettoffen, als es von einem kräftigen Knaben ent- Kunden wurde. In einem Krankenwagen wurde die Wöchnerin mit ihrem Kinde später nach dem Berliner   Wöchnerinnenheim gebracht. Britz  -Buckow  . Die letzte Mitgliederversammlung deS Wahlvereins ehrte zunächst daS Andenken des verstorbenen Genossen E. Schreiber in der üblichen Weise. Hierauf referierte Reichstagsabgeordneter Eichhorn über die Reichsversicherungsordnung. An der darauf folgenden Diskussion beteiligten sich die Genossen Lehmann, Friedrich und Beuthmann. Den Bericht von der Kreis-Generalversammlung gab Genoffe Beuth- mann. Als Delegierte zu der Generalversammlung von Groß-Berlin wurden die Genossen Prenslau und Tiepke gewählt. Der Vorsitzende forderte die Genossen auf, recht zahlreich mit ihren Frauen zu der am 29. August stattfindenden Fraucnversammlung zu erscheinen. Zum Schluß wurden die Versammelten ersucht, die Bibliothek, die seit dem 20. August wieder eröffnet ist, eifrig zu benutzen. Rnmmelsbnrg. Deutscher   Arbciter-Sängerbund. Am Dienstag, den 23. August, abends 8'ch Uhr findet bei Setzepfand, Goethe str« 9, eine kombinierte Sängerversammlung statt, in welcher zu dem weiteren Ausbau der beiden am 18. d. M. ver- schmolzencn VereineEinigkeit" undSängerchor" Stellung ge- nommen werden soll. Wir bitten alle stimmbegabten Partei- genoffen, welche es mit den Bestrebungen der Arbeiterschaft ernst nehmen, an dieser Sitzung teilzunehmen.- Köpenick. Von einem Pferde gebissen worden ist die 10jährige Tochter des Arbeiters Schultze von hier. DaS Mädchen sprelte mit mehreren Sdmlgefährtinnen auf der Straße und kam dabei dem Pferde eines Lastwagens zunahe. Das bösartige Tier biß sofort zu und brachte dem Mädchen eine Verletzung an der linken Hand bei. Vor Schreck wurde die kleine Sch. ohnmächtig und mußte von hilfsbereiten Passgnten nach der Wohnung der Eltem transportiert werbe». Weißensee  . Einen recht bemerkenswerten Beschluß hat in ihrer letzten Mitgliederversammlung die Zahlstelle Weißensee   des Deutschen Holzarbeiterverbandes gefaßt. Die Zahlstelle löst sich ab 1. Oktober d. Js. als selbständig auf und besteht als Vorortbezirk der Zahl- stelle Berlin   weiter. Das Bureau nebst Angestellten bleibt bestehen; demzufolge sind alle Angelegenheiten nach wie vor am Orte zu erledigen. Nur die Verwaltung und Kontrollkommission wird einige Aenderungen erfahren und zweckentsprechend umgestaltet werden. Damit ist ein Schritt getan, der seit langem vorbereitet ist. Die vertraglichen Abmachungen mit dem Arbeitgeberschutz- verband auf dem Gebiete des Arbeitsnachweises und der Lohn- tartfe ließen eine Verschmelzung in hohem Grade notwendig er« scheinen. Diesem Wunsche ist nun Rechnung getragen. Franz-Joseph-Straßr. Die 2'/« Kilometer lange Straße dl, die von der Rennbahnstratze über die Berliner Straße und dann parallel der Industriebahn bis zur Falkenberger Straße führt, heißt von jetzt ab Franz-Joseph-Straße. Anlaß zu dieser Benennung gab der 80jährige Geburtstag des österreichischen Landesfürsten, sie ist auf Vorschlag eines ehemaligen österreichischen Schauspielers und jetzigen Weißenseer Bauspekulanten geschehen. Zossen  . In der stattgrfnndenen Kartellsitzung wurde der Vorstand neu gewählt, da der alte teils aus Gesundheitsrücksichten, teils wegen Ärbeitsüberbürdung von seinem Posten zurücktrat. Es wurden ge- wählt: Karl Grobe als Vorsitzender, F. Gortschling als Kassierer, Emil Hamann als Schriftführer, Fritz Brändle als LokalkommissionS« Mitglied, Otto Schüler als Mitglied zum Jugendausschuß. Die Ab- rechiiung pro 1. und 2. Quartal hatte folgendes Ergebnis: Ein« nähme 518,45 M., Ausgabe 454,90 M., Ueberschuß 63,55 M. Für die Bauarbeiter wurden außer von Gewerljchaften direkt abgeschickten Gelbem 220 M. abgesandt. Spandau  . Ueber eine allgemeine Lohnaufbessening in den hiesigen Staats- Werkstätten wußten vor kurzer Zeit die hiesigen Lokalblätter zu be- richten. Wir wiesen darauf hin, daß es sicb um eine Vereinfachung im Rechnungswesen handelte, die aber keine Lohnanfbesserung be- deutete. Jetzt bringen nun die hiesigen Zeitungen, wahrscheinlich auf Veranlassung der Siaatsarbeiter selbst, die Bestätigung dessen. was derVorwärts" damals darüber geschrieben. Das wird jedoch diese Blätter nicht hindern, bei nächster Gelegenheit ihren Lesern wieder ähnliche Meldungen aufzutischen, deren Zweck inZ der Haupt- fache ist. die Direktionen der Staatswerkstätten zu schmeicheln und die Arbeiter friedfertig zu machen. lieber zu scharfes Borgehe» des erst seit kurzer Zeit im Dienst befindlichen Polizeikommissars im dritten Bezirk wurde in der Ber- sammlung deS bürgerlichen Bezirksvereins Neustadt lebhaft Klage geführt. Man beschloß, daß die dem Bezirksverein angehörigen Stadtverordneten in der nächsten Stadtverordnetenversammlung die Sache zur Sprache bringen und dagegen vorstellig werden sollen. Solange sich die Polizeigewalt nur gegen Arbeiter richtete, fand man dies in Spießerkreisen ganz gerechtfertigt. Nun sie aber selber scharf in Mitleidenschaft gezogen sind, schreien sie Zetermordio. Sämtliche drei hiesigen Zeitungen entrüsten sich darüber. Dem jungen Mann, der durch sein Auftreten selbst die behäbigen Spießbürger wild ge- macht hat. dürfte in der Stadtverordnetenversammlung nicht schlecht der Marsch geblasen werden und mit Recht. Steuerzahler sind nicht dazu da, um sich von Polizeibeamten schurigeln zu lassen. Falkenhagen-Seegefeld. Ein grelles Licht auf die öffentlichen Zustände in Falkenhagen wirft ein Unglücksfall, worüber uns von einem Augenzeugen fol- gendeS gemeldet wird: Neulich saß im Lokal von Schreiber ein fremder, älterer Mann. Wenige Minuten nach seinem Weggang hörte ich plötzlich von anderen Gästen, der fremde Mann habe sich auf der über den Straßengraben führenden Treppe den Fuß ge- brachen. Ich ging sofort aus dem Gastzimmer auf die Straße und sah wie der Fremde neben der Treppe auf einem Stuhle saß. Er hatte einen komplizierten Bruch etwa 2 3 Finger breit über dem Knöchel erlitten, der Fuß baumelte am Unterschentel. Ich forderte die ratlos Umherstehenden auf, einen Arzt oder die Sanitätskolonne zu holen, und versuchte, den Fuß des Verletzten in eine bessere Lage zu bringen. Einer der anwesenden Herren, ein Gemeinde- Vertreter, meinte sogar, der Mann sei jedenfalls schon mit dem ge- brochenen Bein in das Lokal gekommen!! Ein endlich erscheinendes Mitglied der Sanitätskolonne hatte kein Verbandszeug und fruK wer ihm denn Verbandszeug bezahlen wolle? Aus seiner Tasche könne er das nicht kaufen! Schließlich ging ich mit einem Be- kannten zum Arzt. Eine Tragbahre war nicht zu finden. Der Arzt schickte dann seinen Hilfsarzt mit, welcher den Verletzten mtt unserer Hilfe verband. Da an dem Abend ein Transport in das Kreiskrankenhaus nicht mehr möglich war, so blieb der Krank  « über Nacht bei dem Gastwirt. Die Ursache deS Unfalls ist vor allem in dem koddrigen Zu- stand des Grabens zu suchen. Die Treppe nach dem Lokal hat kein Geländer. Wie leicht kann ein Fremder im Dunkeln und bei Regen­wetter auf dem schlüpfrigen Steig ausgleiten! Sehen denn das die Behörden nicht? Und die freiwillige Sanitätskolonne? Sie bekommt doch Zuschuß aus der Gemeindekasse! Wohl paradiert die Kolonne in schöner Uniform in den Straßen des Ortes, aber die notwendigsten Hilfsmittel für die erste Hilf« bei Unglücksfällen sind nicht zu haben. Und die Masse der aus Arbeitern bestehenden Einwohnerschaft? Als drittkkafsige Wähler dürfen sie alle 2 Jahre einen Vertreter der dritten Klasse zur Gemeindevertretung wählen. Die Abhängigkeit der Arbeiter und der Druck der Behörden haben eS bisher noch ver­hindert. einen Parteigenossen in die Gemeindevertretung zu wäh- len. Ein Dunkel umhüllt die Tätigkeit der Gemeindeverwaltung. Der sozialdemokratische Wählverein wird sich bemühen, in dieses Dunkel mit der Fackel der öffentlichen Kritik hineinzuleuchten. Durch rastlose Aufklärung wird das Interesse der Arbeiterschaft er» weckt, und der Anschluß an die Arbeiterbewegung herbeigeführt Dann werden Vorfälle wie der vorstehend geschilderte, die so be« schämende Zustände enthüllen, nicht mehr möglich sein. Jngendveranstaltnngen. Wilmersdorf  . Die jugendlichen Arbeiter und Arbelterinnen treffen sich zwecks gemeinschaftlicher Spiele heute, Sonntagnachmittag S Uhr bei Seile, Brandenburgische Straße 100. Bei ungünstiger Witterung finden im Jugendhelm GeselllchastSspiele statt. Der JugendauSschuß. LrkfKaften der Redaktion. »Kunstfrage-. Die Frei« Bolksbübne ist im Unterschiede von Sbn» lichen Vereinen eine aus dem Boden der modernen Arbeiterbewegung stehende Orgaliijatio» zur Kunstpflege innerhalb der Arbesterfchast. WaflerstandS.Siachrtchte» der LandeSanstalt sür Gewässerkunde, mitgetellt vom Beritner Wcltcrbureau._ ')+ bedeutet Wuchs. Fall.*) Unterpeget.