zugehen sein wird, nicht adkringen. Sie sind einst-weilen völlig in dem kleinbürgerlichen Wahnbefangen, daß sie als Arbeiterminderheitso großen und dauernden Einfluß auf die bürger-liche Mehrheit des Landtags und die Regierunghaben, daß, wie das Kolbsche Licblingswort lautet, ihre ganzeTätigkeit ohne Budgetbewilligung„parlamentarische Komödie" wäre.Den Gipfel erstieg Genosse Kolb, als er heute in seinem Schluß-Worte dem Sinne naä, ausrief:„Die Verschärfung der sozialenGegensätze soll uns in Baden Rückschläge bringen? Das ist un-m ö g l i ch I" und als ihn Rufe aus dem Parteitag unterstützten:„Dann nehmen wir die Flinte." Mit solcher sozialen und politischenHarmlosigkeit ist ernsthaft kaum mehr zu diskutieren.Zu fürchten steht, daß der Schaden der badischen Kriegserklärungan die Gesamtpartei ein doppelter sein wird: zunächst eine st a r k eErschütterung unserer Kampfphalanx, und dann mittödlicher Sicherheit früher oder später eine furchtbare Ent-täuschung der badischen Genossen selbst, wenn die„unmöglichen" Rückschläge mit der unvermeidlichen Verschärfung derGegensätze kommen. Dann wird das Völkchen den Teufel merken,der es am Kragen hat und dessen man durch Budgetbewilligungennicht Herr wird!_flugsburger Slacholihentag.Der Gehalt der auf dem AugSburger Katholikentag gehaltenenReden steht in krassestem Widerspruch zu dem äußeren Geprängeder Veranstaltung. Wie auch das Thema lautet, über das ein Red-ner spricht, der Inhalt der Reden ist im Wesentlichen immer dergleiche. In unzähligen Variationen werden dieselben Phrasenwiederholt, die Macht der katholischen Kirche gepriesen, ihr segens-reicher Einfluß auf die Völker aller Zeiten und Gegenden gerühmtund zum Festhalten an ihren Glaubenssätzen aufgefordert. Eineausführliche Berichterstattung lohnt sich deshalb kaum,Gestern nachmittag fand dieerste öffentliche Sitzungstatt, an der u. a. der Erzbischof von München sowie verschiedeneBischöfe teilnahmen. Die Sitzung wurde vom Präsidenten Ober-Landesgerichtsrat Marx-Düsseldorf mit einer Ansprache er-öffnet, in der er zunächst betonte, daß man in einer Zeit deswachsenden Unglaubens lebe, und sodann auf die aus Anlaß derBorromäus-Enzyklika gegen die Person des Papstes gerichteten un-gerechtfertigten heftigen Angriffe hinwies. Man habe anfänglichwohl die Erregung bei den gläubigen evangelischen Mitbürgern ver-stehen, dagegen nicht begreifen können, weshalb die Erregung sichauch auf jene Kreise habe ausdehnen können, die sich sonst von jedemöffentlichen Bekenntnis zum Glauben fernhielten. Nachdem diehöchste kirchliche Stelle den Sinn und Zweck jener Enzyklika fest-gestellt und jede Mißdeutung ausgeschlossen habe, sei vollends keinAnlaß zur Erregung mehr gewesen. Redner erklärte zum Schluß:Wir wollen mit unseren evangelischen Mitbürgern nach wie bor inEintracht und Frieden leben und Hand in Hand mit ihnen dasWohl des gemeinsamen Vaterlandes fördern.In einer Ansprache betonte Bischof Lingg-AugSburg,daß das Episkopat engste.Fühlung mit dem Katholikentag halte.Man solle doppelt ulträmontan sein und über dieAlpen hin an den Papst und über daS deutsche Mittelgebirge hinan den Kaiser denken und beiden geben, was ihnen gebühre.Dann sprach der österreichische Staatsminister a. D. Eben-h o ch- W i e n über die katholische Weltanschauung und ihren gün-stigen Einfluß auf das Familien- und Staatsleben. Ihm folgteDomprediger Wagner- Augsburg mit einer Erörterung derSchulfrage. Seine Auffassung spiegelt sich in folgender Auslassungwieder:„Wir fordern vor allem die konfessionelle Schule.(Lang-anhaltender stürmischer Beifall.) Aber wir fordern noch mehr.Wir fordern auch die konfessionelle Ausbildung der Lehrer undLehrerinnen, und wir bekämpfen die Ausschaltung der Geistlichkeitbei der Schulaufsicht. Dem Lehrer ist das kostbarste Gut derNation in dem Kinde anvertraut, und daher hat die Kirche dieVerpflichtung, auf die Schule nicht zu verzichten. Die moderneZeitrichtung mit ihren verschiedenen Strömungen, mit Erschei-nungen, die erst gestern geboren, heute schon dem frühen Grabeverfallen, bedarf des Hortes, an welchem gesammelt sind dieewigen, unwandelbaren Wahrheiten für die Erziehung der Völker,den Hort der Kirche."Der heutige zweite Tag wurde eingeleitet durch eine Männer-Kallfahrt zum Grabe des heiligen Ulrich; dann begann dieGeneralversammlung des B-lksvereinS für baS jkatholifZeDeutschlandin der Festhalle.Fabrikbesitzer Brandts- M.-Gladbäch schilderte in langerRede das Wirken dieses Vereins, assistiert vom Bischof von AugS-bürg, dem Direktor Dr. Brauns und. dem Abgeordneten Land-gerichtsdirektor Gröber.Des Nachmittags fand diezweite öffentliche Versammlungstatt, in der vom Professor Dr. Bock- Freiburg ein Referatüber die„innere Mission und die Großstadtseelsorge" gehaltenwurde, worauf der Abt Weber-St. Ottilien über«dieMissionen" und Professor Dr. Meyer- Luxemburg über die„Aufgaben der Weltmission" sprachen.Die Metzelei von ßlagowelchtfcbensft.E3 sind nun gerade 10 Jahre her, seitdem die russische Re-gierung während des Box�raufstandes tausende friedlicherChinesen mit Frauen und Kindern im Amur ertränken ließund dadurch den Grundstein legte für den erbitterten Haß,den die chinesische Bevölkerung der Nordmandschurei gegen Ruß-land hegt. Seinerzoit wurde die Metzelei von Blagoweschtschenskin der russischen Presse vollständig totgeschwiegen, und nur daSin Genf erscheinende Organ der sozialdemokratischen Arbeiter-Partei Rußlands.„Saria". vermochte einen wahrheitsgetreuenBericht über die entsetzlichen Vorgänge im fernen Osten zubringen. Jetzt veröffentlicht die in Petersburg erscheinendeMonatsrcvue„Westny Jewropy" einen ausführlichen Bericht.Per auf Grund der offiziellen Gerichtsakten zusammengestellt ist.Die offizielle Schilderung ergibt folgendes Bild der Vor-gänge in Blagoweschtschensk: Am 8. Juli 1900 wurdewährend des Boxerausstandes vom jenseitigen Ufer deS Amurein Gewebrfeuer gegen die Stadt Blagoweschtschensk eröffnet.Der Militärgouverneur Gribsky gab nach einem Bericht desPolizeimeifters den Befehl, daß sämtliche Chinesen aus dem Ge-biete über den AmurnachchinesischemGebiet transportiert würden.An demselben Tagewurden alle in derStadt und in derUmgegendwohnhaften Chinesen nach dem Sägewerk von Nordin zusammen-getrieben. Obgleich schon am folgenden Tage klar war, daßder Stadt von feiten der Aufständischen nicht die geringsteGefahr drohte, wurde der Befehl erteilt, die erste Chinesen-abteilung über den Amur hinüberzuschaffen. Etwa 80 Re-kruten mit Aextcn bewaffnet und einige Dutzend Kosaken undFreiwillige trieben, unter dem Befehl des Polizeioffiziers S.,etwa 3S00 Chinesen nach dem Amur, wobei unzählige Per-funen, meist Frauen, Kinder und Greise, die nicht so schnellfolgen konnten, mit den Aexten niedergeschlagenwurden. Noch nach zehn Monaten fanden die Unker-suchungsbeamten auf diesem Wege Ueberreste chine-sischer Kleidung, Mcnschenköpfe' und zahlreiche Skelette....An dem Ufer des Amur angelangt, wählten die Führer derMilitärabteilung eine Stelle, die etwa 100 Faden breit undüber 2 tief war, und entschieden, daß nun weiteres nicht mehrnötig sei. Die Chinesen wurden einfach ins Wasser hinein-getrieben, und als diese sich weigerten, eröffneten die Soldatenund Kosaken ein Gewehrfeuer und trieben die Zurückweichendenmit Aexten und Säbeln ins Wasser zurück. Das Ergebniswar, daß die meisten Chinesen ertranken oder von den Russengetötet wurden. Von der ganzen Abteilung ge-langten nicht mehr als 100 Chinesen an dasjenseitige Ufer.„Die Aussagen der Augenzeugen— so heißt es in einemoffiziellen Bericht— führen zu der Ueberzeugung, daß dieskein Transport, sondern eine Vernichtung und Ertränkung derChinesen war." Diese Bezeichnung trifft auch für dieTransporte der folgenden Abteilungen zu, die in den nächstenTagen erfolgten. Die zweite Abteilung(84 Personen), dievon 10 Begleitsoldaten eskortiert wurde, wurde auf dieselbeWeise im Amur ertränkt. Die offiziellen Dokumente konstatierenruhig, daß„fast die ganze Abteilung zugrunde ging". Am6. und 8. Juli wurden zwei weitere Abteilungen(170 und66 Personen) aus Blagoweschtschensk transportiert. Vonihnen gelang es höchstens 20 Personen über den Amur hin-überzuschwimmen.Die russischen Polizei- und Militärbeamten, die dieseMetzeleien veranstalteten, machten kein Hehl von ihren„Heldentaten". So berichtete der erwähnte Pölizeioffizier S.in seinem Rapport vom 4. Juli, daß ein Teil der ersten Ab-teilung im Amur„ertrunken" sei. Als die Polizcioffiziere S.und L., die den Befehl erhalten hatten, zwei weitere Ab-teilungen zu eskortieren, sich an den Vorsitzenden der Amur-Militärverwaltung, Oberst W., üm Instruktionen wandten,erhielten sie von dem letzteren folgende telephonische Antwort:„Was belästigen Sie mich mit den Chinesen, kein Unglück,wenn man sie alle ertränken und niedermetzeln wird." Am6. Juli telegraphierte derselbe Oberst W. an den Ataman desKosakendorfes K.. wo 85 Chinesen angehalten wordenwaren:„Die Chinesen schaffen Sie in den Fluß odervernichten Sie sie, wenn sie Widerstand leisten". Am7. Juli versandte er eine Zirkulardepesche. anseine Untergebenen:„Vernichten Sie die auf unserer Seiteauftauchenden Chinesen, ohne Instruktionen einzuholen." Sowurden tausende friedlicher Chinesen von den Mordgesellendes Zaren ohne welchen Grund hingemordet,— im Namender„europäischen Kultur und Gesittung", als deren Trägersich die russischen Administratoren im fernen Osten ausgeben.Da es unmöglich war. die ungeheuerlichen Ereignisse voll-kommen zu vertuschen, wurde eine Untersuchung angeordnet.Man würde aber in den Gerichtsarchiven vergebens einen Be-richt über die Prozesse gegen General Gribsky und seine Unter-gebcnen suchen, denn die Regierung begnügte sich mit den An-gaben der Voruntersuchung und stellte, nach Vereinbarung dreierMinister— des Minister des Innern Sipjagin, des Ministersdes Auswärtigen Murawjew und des KriegsministersKuropatkin— die weitere Verfolgung der Angelegenheit ein.General Gribsky wurde zuerst seines Amtes enthoben, aberbald darauf, in Anbetracht seiner„kriegerischen Verdienste imfernen Osten im Jahre 1900", dem Chef des Hauptstabcswieder zur Verfügung gestellt. Nur einige kleinere Beanitewurden zu geringen Strafen und zur Anitsenthebung ver-urteilt. Man geht aber nicht fehl, wenn man annimmt, daßdie Leiter der Metzeleien während der Revolutionsjahre mitoffenen Armen von der Regierung aufgenommen wurden, dasie ihren Befähigungsnachweis für den Kampf gegen das Volkin ausreichendem Maße erbracht hatten.—Es ist nicht nur historisches Interesse, das die angeführteoffizielle Schilderung enthält. Die Politik, die Rußlandwährend des Boxeraufftandes im fernen Osten führte, wurdein den nachfolgenden Jahren konsequent durchgeführt undförderte in nicht geringem Maße die russischen Niederlagen imKriege gegen Japan. Namentlich jetzt, wo das russisch-japanische Bündnis einer Kriegserklärung gegen China gleich-kommt und von der chinesischen Bevölkerung in dem Sinneaufgefaßt wird, daß es eine Teilung der Interessensphärein der Mandschurei zwischen Rußland und Japan bedeutet,hat die russenfeindliche Agitation in der Nordmandschureiungeahnte Dimensionen angenommen. In der UmgebungCharbins werden von Agitatoren aus Shanghai und KantonVolksversammlungen abgehalten, in denen die chinesische Vevölke-rung zum Aufstand gegen die Russen und zur R a ch e f ü rBlagoweschtschensk aufgerufen wird. Die chinesischeRegierung macht die größten Anstrengungen, um die Koloni-sation der Nordmandschurei und der Mongolei durchzuführenund wirtschaftlich festen Fuß dort zu fassen. Neben der Wirt-schaftlichen Durchdringung geht die militärische und strategischeStärkung Chinas in den an Rußland grenzenden Gebieten.Es werden strategische Bahnen gebaut, die europäisch ge-schulten Truppen an der russischen Grenze konzentriert.Festungen gebaut usw. Wer die militärische Schwäche Ruß-lands im fernen Osten und seine ökonomische und kulturelleRückständigkett kennt, kann keinen Augenblick daranzweifeln, daß die traditionelle Politik der zarischen Regierungdem russischen. Volke sehr ernste Gefahren im fernen Ostenverspricht. War auch der jetzt abgeschlossene russisch-japanischeVertrag eher ein Ausdruck der Schwäche als der Aden-teurerpolitik der russischen Regierung, so bedeutet er— beiJnnehaltung des konterrevolutionären Kurses im Inland—nichts anderes, als daß Japan mit russischer Hilfe in derMandschurei festen Fuß fassen und es dem russischen Volkeüberlassen wird, bei einem Vorwärtsdringen der chinesischenRassen die Zeche zu bezahlen für die verbohrte und verbreche-rische Politik des Absolutismus.poUtlfcbc öebcrficbtBerlin, den 23. August 1910.ReichshanShaltswkrtschaft im Jahre Ivo«.Der Endabschluß der Reichshauptkasse ist endlich erschienen. Erstellt sich im ganzen noch etwas günstiger heraus, als wir kürzlichmeldeten. Die ordentlichen Einnahmen deS Reiches haben sichgegen den Boranschlag um rund 78,(53 Millionen Marl erhöht, dieAusgaben dagegen um rund 40.(58 Millionen erniedrigt.Von einem Ueberschnß kann natürlich trotzdem nicht geredetwerden; denn der Reichshaushalt von 1S0S schloß mit einem Fehlbetrage von 893,76 Millionen Mark ab, der sich mithin nunmehrum 11? Millionen, also auf 126,46 Millionen verringert hat.Zu den Mehreinnahmen haben vornehmlich die Zölle, Steuernund Gebühren beigetragen. Ferner haben die Reichspost utzd dieReichseijenbghnen größere u�berjchüsse geliefert.' �Im Geschäftsbereich des ReichsamtS deS Innern ist efne Itcdef«schreitung von 1 497 000 M. zu verzeichnen. Für das Reichsheersind bei den Kontingentsberwaltungen von Preußen, Sachsen undWürttemberg einschließlich des diese Verwaltungen angehenden undmit einer Ersparnis von 3 685 000 M. abschließenden Abschnittsdes allgemeinen Pensionsfonds an fortdauernden Ausgaben6 535 000 M. weniger, bei den einmaligen Ausgaben dagegen7 532 000 M. mehr als angesetzt erforderlich gewesen. Bei derMarineverwaltung schließen die dauernden Ausgaben einschließlichdieser Ersparnis mit 232 000 M., bei dem entsprechenden Abschnittdes allgemeinen Pensionsfonds mit 1 626 000 M. und bei den ein-maligen Ausgaben mit 250 000 M. weniger Austvand ab. Bei demFonds des Reichsschatzamts ergibt sich bei den fortdauernden Aus-gaben ein Weniger von 37 063 000 M. Bei den einnia.igen Aus-gaben wurden 11985 000 M. über das Etatssoll hinaus verausgabt.Bei der Reichspost- und Telegraphenverloaltung sind die fort-dauernden Ausgaben um 8 940 000 M. und die einmaligen Aus-!gaben um 148 000 M. unter dem Voranschlag zurückgeblieben, eben-so ist bei der Reichseisenbahnverwaltung ein Weniger von 6 268 000Mark bei den fortdauernden und von 95 000 M. bei den einmaligenAusgaben zu verzeichnen. Die Einnahmen an Zöllen, Steuernund Gebühren haben den Voranschlag um 72 188 000 M. über»schritten. Die Einnahmen der Reichspost, und Telegraphen-Verwaltung'sind um 4 827 000 M. hinter dem Etatsansatz zurück-geblieben,"~_Zur Fleischteuerung.Auch die Mainzer Handelskammer nimmt zur FleischteuerungStellung. Sie forderl'die Heffische Regierung in einer Eingabe auf,bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß eine billige Fleisch-Versorgung der Bevölkerung sichergestellt werde. Wenn auch nurvorübergehend, sollen Erleichterungen bei der Einfuhr von Schlacht-Vieh, geichlachtetem Vieh und Fleischwaren erfolgen.Ein teurer„Spast".Zu der Kaiserschloßeinweihung in Posen war auch derfrühere Oberbürgermeister Posens Witting, jetzt Direktor ander Nationalbank in Verlin, geladen. Ihm zu Ehren wurdeein Frühschoppen veranstaltet und hier teilte Witting unteranderem mit, nach der Festtafel im Kaiserschlosse habe ihmder frühere Finanzminister Freiherr v. R h e i n b a b e n zu-gerufen:„Sie sind der teure Mann; mich hat der Spaßin Posen 35 Millionen gekostet!"Die Offenherzigkeit Rheinbabens ist lobenswert, nur hater sich nicht ganz richtig ausgedrückt: der Poscner„Spaß"hat nicht Rheinbaben persönlich oder als Finanzminister35 Millionen gekostet, das preußische Volk muß den schönenSpaß mit dieser Summe bezahlen.Zum Dortmunder Bankbruch.Unter einem Ausfall auf die sozialdemokratische Presse wird inDortmunder bürgerlichen Zeitmigen bestritten, daß der Oberbürgex-mcister Schmieding an den Exstadtrat Maiweg 200 000 M. verlorenhabe. Die Auskunft des Maiweg ist ihr dafür matzgebend.Zugleich gibt der Konkursverwalter der„Niederdeutschen" die Er-Ilärung ab, daß Schmieding niemals in Beziehungen zur„Niederdeutschen" gestanden habe. Es wird auch bestritten.daß ein höherer Polizeibeamter Schuldner der Dank sei; ergehöre vielmehr zu den L e i d t r a g e n d e n. In dunklen An-deutungen spricht das Amtsblatt allerdings von Spekulationen,die sieben Jahre zurückliegen sollen. Warum man sich gerade gegendie sozialdemokratische Presse wendet, ist unerfindlich, zu«mal die auswärtige bürgerliche Presse schon einigeTage stüher mit aller wünschenswerten Deutlichkeit über dieselbenFälle berichtete. Die Dortmunder bürgerliche Presse schwieg hierzubeharrlich, bis endlich sich die„Arbeiterzeitung" und andereParteiblätter der Sache annahmen. Und der„Dortmunder General-anzeigcr" bestätigte die Meldungen. Nun soll plötzlich alles nichtwahr sein. Man wird sich darüber seine eigenen Gedanken machen.Erst recht, nachdem die Dortmunder„Arbeiterzeitung" mit einerweiteren Enthüllung kommt, deren Richtigkeit niemand be-streiten kann, obschon sie geradezu unglaublich klingt.Nach dem Zusammenbruch der Bank drohte natürlichauch den verschiedenen Gründungen der Bank der Bankrott.Um von einer dieser Unternehmungen den Bankrott ab-zuwenden, ist man allen Ernstes an die Dort»munder Parteileitung herangetreten, 200000Mark zu beschaffen. In der Not setzte also die ehrenwerteGesellschaft die letzte Hoffnung auf die sozial-demokratische Parteikasse. Geradezu köstlich l Die Hoff-nung wurde natürlich zu Wasser und das Unternehmen ging pleite.Vielleicht erfährt man in Zukunft noch, in wessen Hirn eigentlich derfamose Plan geboren wurde, die Kasse der Sozialdemokraten zuplündern._Rusfisches anS Heften.Bekanntlich wird am 27. August das garenpaar nach Darmstadtfahren,- dort kurze Zeit verweilen und dann seinen Austnthalt imFriedberger Schloß nehmen, um in Bad Nauheim eine Kur durch-zumachen. Für diesen Aufenthalt werden die umfassendstenSicherheitSmaßregeln getroffen. Ein ganzes Heer von Polizisten.Gendarmen, SicherheitLbeamten und Soldaten wird aufgeboten, umdas kostbare Leben Nikolaus des Blutigen zu schützen. Wie die„Franks. Ztg." mitteilt, wird z. V. die Ehrenwache für den Zarennicht, wie bei früheren Fürstenbesuchen. ausschließlich von demGarderegiment Nr. 115 ausgeübt. ES sind vielmehr dazu au§jedem der fünf hessischen Jnfanterieregimenter, und zwar vomRegiment Nr. 115 Darmstadt, Nr. 116 Gießen, Nr. 117 Mainz,Nr. IIS Worms und 163 Offenbach-Butzbach je 82 Mann, einLeutnant und Hauptmann Schmitz vom Regiment 168 Ostenbachkommandiert worden. In den Häusern der Burg Nr. 12 und 14 inFriedberg sind Kriminalbeamte untergebracht, die von da aus den ganzenSchloßplatz und Schloßhof übersehen können, ohne selbst ge-sehen zu werden und ohne ihre Wohnung verlassen zu müssen. Auchist, wie man hört, neben den Telephouanlagen im Schloß einMorseapparat aufgestellt worden, damit im Falle BersagenS derTelephonverbindung oder bei Störungen die Telegraphie zur Ver-Wendung kommen kann. Vor dem Schloßtor sind zwei Schilder»Häuser aufgestellt. Außer den hessischen Polizeibeamten werdenauch mehrere Frankfurter Kriminalbeamte im Schloß stationiertwerden._Auch eine Reform.Die traurigen Vorkommnisse, die mehrfach in letzter geil äuIden Fürsorgeerziehungsanstalten an die Oeffentlichkeit drangen,haben schließlich auch die Regierung zu der Einsicht gebracht, daßdas Erzieherpersonal dieser Anstalten„nicht immer den An-forderungen entspricht, die an seine sittlichenund praktischen Fähigkeiten gestellt werdenmüssen." Wie selbstverständlich ist, hat sich das preußischeMinisterium des Innern aber zu irgend welchen gründ-lichen Maßnahmen nicht entschließen kömicn. Nach wie vorsoll daS Erziehungspersonal aus frommen Anstalten, vornehmlichaus denen der Inneren Mission genommen werden, nur