daß in Zukunft Fortbildungskurse für die Lehrer und Erzieher«in-gericbtet werden. Die ganze.Reform" läuft also darauf hinaus.daß künftig die Erzieher etwas länger als bislang der Dressur derMssionsgeistlichkeit unterworfen werden. An dem Geist und derArt der Vorbereitung wird jedoch nichts geändert. Die„Verl.Corr." berichtet nämlich über die geplanten Maßnahnen:Die Anstaltsbeamten sollen daher durch Vorbildung undUnterweisung diesem Ziel näher gebracht werden. Zugleich solleine bessere Regelung ihrer Gehaltsverhältnisse, welche gegen-wärtig nicht durchweg befriedigend sind, vorgenommen werden.Ueber die hierzu erforderlichen Maßnahmen hat auf Veranlassungdes Ministers des Innern eine Aussprache zwischen Vertretern vonProvinzialverwaltungen, Leitern von Anstalten derInneren Mission und anderen Anstalten sowieMitgliedern der Vereinigung für katholische chari-tative Erziehungstätigkeit stattgefunden. Die Ergebnisseder Konferenz und deren Vorschläge nun haben zu einem ministe-riellen Runderlaß an die Oberpräsidenten Anlaß gegeben. Fort-bildungskurse sollen eingerichtet werden. Auch sollen Anwärterfür den Erziehungsberuf ausgebildet werden, zum Teil in denAn st alten der Inneren Mission(!), znm Teilan der katholischen An st alt St. Joseph ander Höhe in Bonn. Ein Kursus soll für etwasechs evangelische Anwärter an der staatlichen Erzichungs-anstatt zu Hardehausen mit dem Oktober beginnen. Ferner soll einauf die Dauer von zwei Wochen berechneter Fort-bildungskursuS für Lehrer und Erzieher, vorwiegend aus den west-lichen Provinzen, im Oktober an der Anstalt Hardehausen ab-gehalten werden. Für die östlichen Provinzen darf mit einemWiederholnngskursus an der Anstalt in Strausberg im Herbstdieses Jahres gerechnet werden.Da die Bezahlung des Erzieherpersonals an den kirchlichen,kommunalen und privaten Anstalten jetzt vielfach unzureichend ist,tritt«in häufiger Wechsel der Erzieher ein. Es soll deshalb an-gestrebt werden, für die Erzieher an den Anstalten so ausreichendbezahlte Stellen zu schaffen, daß sie als Lebensstellungangesehen werden können und die Gründungeiner Familie gestatten.Demnach besteht die ganze Reform eigentlich nur in einer befferenVersorgung der Zöglinge frommer Anstalten.Bom Kriegsschauplatz in Nordschleswig.Wir berichteten in der Sonntagsnummer, daß ein Frl. Boesenaus Scherrebek auf 20 Tage ins Gefängnis gesteckt wurde, weil fieeine Geldstrafe von 200 M. nicht bezahlt hat, die ihr von derRegierung auferlegt wurde wegen Erteilung von Turnunterrichtan jugendliche Personen unter 13 Jahren, trotzdem in zwei FällendaS Reichsgericht entschieden hat, daß die Erteilung deS Turn-Unterrichts an Jugendliche nicht verboten werden kann, wenn eS sichnicht um Schulunterricht handelt. Auf die tclegraphifche Beschwerdedes Vaters des Frl. Boesen an den Kultusminister, die amIb. August aufgegeben wurde, ist erst am Sonnabend, den 20. August,die telegraphische Mitteilung vom Kultusminister eingegangen, daßdie Vollstreckung der Strafe vorläufig ausgesetzt sei. Wohlgemerkt:nur ausgesetzt I Nachmittags 2 Uhr erhielt Boesen da? Telegramm,aber erst abends 7 Uhr konnte er die Freilassung seiner Tochtererwirken. Fräulein Boesen hat elf Tage von den ihr zudiktiertenzwanzig Tagen abgesessen.Der Hofbesitzer MadS Phhsant in Langetwedt bei Rödding istausgewiesen worden._Der Kronprinz als Ehrenrektor.In dem neuen KöntgSberger Universitätsgebäude fand heute inGegenwart sogenannter hoher Gäste, deS gesamten Lehrkörpers undder Studenten die feierliche Proklamierung und Investierung desKronprinzen als Rector magnifioentissimus der Albertusuniversitätstatt. Der Kronprinz hielt dabei eine durch ihre Kürze ausgezeichneteRede, in der er die.Betonung unseres deutschnationalen Volkstumsim Gegensatz zu den internationalisierenden Bestrebungen" wünschte.Seiner akademischen Würde noch gehört nun also auch derKronprinz zu den Koryphäen der Wiffenschast.Nationalliberalismus und Großindustrie.In welchem Maße die nationalliberale Preffe und Partei vonden Großindustriellen abhängig ist, zeigt folgende Annonce einerZeitungsfachschrift(des.Zeitungsverlag»"):.Politischer Redakteur für ein nattonalliberaleS Blatt zurVertretung der Interessen der Großeisen-i n d u st r i e und zur Förderung der Werksvereine zum eventuellsoforttgen Eintritt �spätestens 1. Oktober) gesucht. Gute Rednerbevorzugt. Gehalt bOOO M. Ausführliche Bewerbungen unterK. E. 7657 an die Annoncenexpedition Rud. Moffe, Saarbrücken."Demnach hält das betteffende nationalliberale Blatt denRationalliberalismus sewst für eine Vertretung.der Jnteresseu derGroßeisenindustrie"._Ocftcmich.Gegen die Fleischnot.Wien, 23. August. DaS Eisenba hnministerium wird heuteeine Verfügung veröffentlichen, nach der von allen Stattonender österreichischen Staatsbahnen zunächst nach dem WienerZentralviehmartt eine fünzigprozentige Ermäßigung derFrachtpreise für Schlachtvieh gewährt wird. DieErmäßigung ist für drei Monate in Aussicht genommen,aber unter dem Vorbehalte, die ermäßigten Tarife jederzeitwiderrufen zu können, wenn die mit der Maßnahme der-bundenen Opfer nicht in den Fleischpretsen zumAusdruck kommen sollten. Auch die Südbahn hat sichbereit erklärt, eine für die österreichischen und ungarischenLinien gleiche Vergünsttgung zu gewähren.Eine Nichtbestättgung.Wie», 23. August. Der Kaiser hat der Wiederwahl desSlovenischnattonalen Dr. H r i b a r zum Bürgermeister von L a i-buch, der Hauptstadt von Krain, die Bestätigung versagt-Spanien.Die klerikale Propaganda.Madrid, 23. August. Hier ist ein Flugblatt erschienen,in dem die K a r l i st e n erklären, sie seien entschlossen, ihreReligion mit Dolch und Revolver zu verteidigen.Die Opfer dieses Kampfes würden geradewegs in denHimmel eingehen.ktaUand.Die OrdeuSaffäre Knyper.Haag, 23. August. Ein aus drei Staatsmännern zusammen»gesetzter Ehrenrat. der aus Wunsch des ftühercn MinistersDr. Kuyper gebildet wurde, um die gegen ihn erhobene Be-fchuldigung zu untersuchen, daß Knyper sich in der Angelegenheit derOrdensverleihung als bestechlicher Minister erwiesen habe,hat heute sein Urteil gefällt. Der Ehrenrat erklärt, daß die er-mittelten Totsachen es nicht zulassen, von Bestechlichkeit zusprechen, und daß die Verwendung Kuypers bei einem seiner Minister-kollegen zugunsten seines Schiitzlings keine dienstliche Handlung dar-stellt. Im übrigen hat der Ehrenrat keinen Beweis dafürgefunden, daß Kuyper für sich Geld erhalten hat.(3?iecbetiUii<f.Die Wahle».Athen, 23. August. Die neuesten Resultate der Wahlenfür die Landdistrikte verbessern die Aussichten für die gemeinsameListe der Parteien von T h e o t o k i S und R h a l l i S um so mehr,als die Kandidaturen der Volksverbände nicht überall Erfolghatten. Von 44 Delegierten in Attila werden 30—32 der Liste derVolksverbände angehören.Amerika.Roosevelt und Taft.New Jork, 23. August. Präsident Taft hat in einemSchreiben an den Vorsitzenden deS republikanischen Komitees desStaates New Dork jeden Bruch zwischen ihm und Roosevelt kategorischin Abrede gestellt und erklärt, daß der Anschein eines solchenBruches von den realtionären Republikanern künstlich zustandegebracht worden sei. Er habe sich nie irgendwie an der Oppositiongegen die Wahl Roosevelts zum Vorsitzenden der republikanischenKonvention des Staates New Dork beteiligt.Bus der Partei.Der Jahresbericht des Verbandes der sozialdemokratischen Wahl-vereine für Berlin und Umgegendist soeben als stattlicher, gut ausgestatteter Band von 1S4 Seitenerschienen. Er gibt eine gut eingeteilte übersichtliche Schilderungder Parteibewegung Groß-Berlins im Zeitraum vom 1. Januar1909 bis 39. Juni 1910 und eine ganze Reihe für den Agitator undOrganisator sehr brauchbarer Daten. Die wesentlichen Zahlen undAngaben sind durch unseren gestrigen Bericht über die General-Versammlung des Verbandes schon bekannt gegeben. Im Anhangfolgen die Berichte der einzelnen Kommissionen und der Vorständeder Wahlkreise Groß-Berlins. Für den künftigen Geschichts-schreiber der Berliner Arbeiterbewegung unserer Zeit werden diesesorgfältig hergestellten Berichte eine wertvolle Fundgrube sein.Folgendes Nachwort schließt das Buch:..Unser Bericht gibt, wie wir glauben, für die Tätigkeit desVerbandes als auch für die der einzelnen Kreise und der vomVerbände geschaffenen oder subventionierten Kommissionen, ein er-schöpfendes Bild. Zwar ist die Ziffer von über 100 000 organisiertenGenossen und Genossinnen Berlins nunmehr erreicht und über-schritten, und damit eine Organisationsarbeit geleistet, deren Bedeu-tung nicht unterschätzt werden soll.Wenn wir aber berücksichtigen, daß momentan in Groh-Berlin233 060 organisierte Gewerkschaftsmitglieder vorhanden sind, so er-gibt sich eine hohe Zahl von Arbeitern und Arbeiterinnen, deren Zu-geHörigkeit zur politischen Organisation eigentlich selbstverständlichwäre, und die zu gewinnen unsere erste Aufgabe sein muß.Im Jahre 1907 wurden bei der ReichStagSwahl 413 181 sozial»demokratische Stimmen abgegeben und nur 88 42S Männer kann dieOrganisation der Partei in diesem Berichte mustern.DaS Gebiet unserer zukünftigen Wirksamkeit erfordert noch vielagitatorische und organisatorische Arbeit, ehe an einen Sieg desProletariats zu denken ist.»Rast ich, so rost jchi" Wir schließen unseren Bericht mit demalten Mahnruf:Auf, zu weiterer Arbeit auf der ganzen Lintel Vorwärts I"Zum Parteitag.München. jPrivattelegramm des»Vorwärts'.) Der sozial-demokratische Verein München nahm gestern in einer außer-ordentlichen Generalversammlung zum Parteitag Stellung. In derDiskussion wurde die badischeBudgetfrage auSyiebig erörtert.Zur Abstimmung standen schließlich zwei Resolutionen. Die eine lautete:»Die Versammlung bedauert, daß badische sozialdemo«kratische Landtagsabgeordnete dem Finanzgesetz ohne zu-reichenden Grund zugestimmt haben; sie mißbilligt denin der Nichtachtung der Nürnberger ParteitagSresolutton liegendenVerstoß gegen die Einheit und Geschlossenheit der sozialdemo-kratischen Partei Deutschland» und nimmt mit Bedauern Kenntnisvon der beschämenden Tatsache, daß sozialdemokratische Abgeordnetedurch Teilnahme an höfischen Zeremonien den republikanischenCharakter unserer Partei mißachten. Wir erwarten vom deutschenParteitag eine entschiedene und klare Stellungnahme in den strittigenFragen."Diese Resolution wurde mit erdrückender Mehrheitabgelehnt. Dagegen wurde mit allen gegen 7 Stimmen folgendeResolution angenommen:»Der Parteitag in Magdeburg beschließt: Die Regelung derinneren Landespolitik der verschiedenen Bundesstaaten erfolgtdurch die Landesorganisationen und Instanzen, wie sieim deutschen Parteistatut vorgesehen sind. Der Parteitag erwartetvon jedem einzelnen Genossen und jeder Vertretung der Partei,daß sie die Prinzipien des Sozialismus wahrenund bei allen taktischen Maßnahmen daS Interesse der Partei zufördern bestrebt sind."_Zur Massenstreikdebatte in der„Reuen Zeit". Eine AnzahlBreslauer Parteigenossen beantragen beim Parteitagin Magdeburg folgende Resolution:Der Parteitag bedauert, daß die Redaktion der»Neuen Zeit"mehrfach Artikel der Genossin Rosa Luxemburg zur Fragedes Massenstreiks und der republikanischen Propaganda ausopportunistischen Gründen zurückgewiesen hat. Er wünscht, daßin der»Neuen Zeit", unserer wissenschaftlichen Wochenschrift, inZukunft solche einschneidende taktische Fragen frei oebattiertwerden können.Die Resolutioü ist von den Genossen Löhe, Darf, Wolfs, Albert,Hehmann, Wiener, Scholich, Neukirch beantragt.Kreiskonferenzen.Die Generalversammlung sprach sich für eine Erhöhungdes MonatSbeitragS von 40 auf Sv Pf. aus, die end-gültige Beschlußfassung soll durch Abstimmung in den Versamm-lungen der Ortsvereine erfolgen. Eine Anregung, nach»berühmten"Mustern die 10 Pf. Mehrbeitrag als Extrabeitrag gelten zu lassen,um so von der Verpflichtung enthoben zu sein, von diesen Beträgendie Prozente an die Parteikasse in Berlin und die AgitationS-kommission abzuführen, fand keine Gegenliebe. Beschlossen wurdeweiter, daß die Kolporteure, die Angestellte der Parteiorganisationsind, nach einjähriger Tätigkeit eine, nach fünfjähriger Tätigkeitzwei Wochen Ferien erhalten sollen. Doch darf während der Feriendie Vertretung nicht durch die Ehefrau ausgeführt werden. Aufdem Provinzialparteitag soll die Kreisorganisation durch Ig, aufdem Parteitage in Magdeburg durch 4(darunter eine Delegiertin)Delegierte vertreten fem. Die Wahlen erfolgen durch die Orts-bereine. Die Ueberschüsse der Kolportagen sollen künftig nur fürBildungszwecke, Bibliothekwesen usw. verwandt werben. AlsReichStagSkandidat wurde der Genosse Legjen-Bcrlineinstimmig wieder aufgestellt. Der Beschluß über die Budget»bewilligung in Baden ist an anderer Stelle mitgeteilt worden.Auf der Generalversammlung des Sozialdemokratischen Ver-eins für den 12. hannoverschen Wahlkreis(G ö t t i n g e n,Münden, Duderstadt) wurde berichtet, daß die Mitglieder-zahl seit dem Vorjahre von 425 auf 500 gestiegen ist, desgleichendie Zahl der Leser des Parteiblattes. Dw Budgetbewilli-g un g und die Hofgängerei in Baden wurde von der Mehr-zahl der anwesenden Delegierten verurteilt und eine e n t>sprechende Resolutton angenommen. Als Reichstags-wurde Liemsse Kurt Wey, LiewerkschgftSseliletär iaHannover, aufgestellt, Lem auch zugleich die Delegakio« zuKMagdeburger Parteitag übertragen wurde.Die Generalversammlung des WahlkreisesDortmund-Hörde beschäftigte sich zunächst mit der Erhöhungder Beiträge. Bisher., zahlten die männlichen Mitglieder 30 Pf.,die weiblichen Mitglieder 15 Pf. pro Monat. Vom 1. Oktober abwird der Beitrag erhöht für oie Genossen auf 40, für die Ge-nosstnncn auf 20 Pf. Als ReichStagSkandidat wurde der bisherigeAbgeordnete Genosse Theodor Bömelburg einstimmigwieder aufgestellt.Aus seinen Ausführungen über die politische Situation seifolgendes wiedergegeben:„Es find in letzter Zeit Stimmen aufgetaucht, gemeinsammit bürgerlichen Parteien gegen die Reaktion, gegen Zentrum undKonservative vorzugehen. Auf ein solches Gebiet darf sichdie Sozialdemokratie keinesfalls begeben! DieSozialdemokratie darf von der Verfechtung ihrersozialistischen Ideale nicht ablassen. Die paarDemokraten m Deutschland kommen nicht in Betracht;unsere Freisinnigen sind auch nicht Leute, mit denenman einen Pakt schließen kann. Und gar erst dieL i b e r a l e n I Man kennt ja die Herren in unserer Gegendganz genau; man kann sie ruhig mit den Junkern in einenT opf werfenl Es ist ja bezeichnend, daß gerade in der hiesigenGegend Erörterungen darüber stattgefunden haben, inwieweitZentrum und Liberale zusammengehen können. DaS sind leineParteien, mit denen die Sozialdemokratie zusammengehen kann.Die Frage der Abstimmung bei Stichwahlen wird davon natürlichnicht berührt....Wir gehen zweifellos schweren Kämpfen entgegen, wirwerden sie aber um so eher bestehen, je einiger wir sind. DieVorkommnisse in Baden sind zweifellos bedauerlich.Es ist gar nicht abzustreiten, daß die badischen Genossen einenDisziplinbruch begangen haben, und es ist kein sehrschönes Bild, daß auf der einen Seite unsere Redakteure wegenPrinzriibcleidignng ins Gefängnis kommen, und auf der anderenSeite geht man zu Hose!! Aber die badische Angelegenheit darfuns nicht ein Hemmnis werden in den kommenden Zeiten; wirwollen die Sache in Ruhe und Würde behandeln, im Interesseunserer eigenen Sache."Zum deutschen Parteitag wurde folgender Antrag angenommen:„Der Parteitag erkennt an, daß die Arbeiterbiblio»t h e k e n ein wesentliches Mittel zur sozialistischen Erziehungder Massen und die eine der Grundlagen aller proletarischen Bil»dungsarbcit darstellen. Da das Bibliothekswesen aber noch vieleMängel aufweist, so wird der Bildungsausschuß beauftragt, ihmbesondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Insbesondere soll er er-wägen, ob nicht anläßlich des nächstjährigen Parteitags eineKonferenz von Bibliothekfachleuten abgehalten werden kann, diesich mit dem Ausbau und der Vereinheitlichung des Arbeiter»bibliothekwescnS zu beschäftigen hätten."Nach einer lebhaften Debatte über daS Verhalten der Badenserwurde einstimmig folgende Resolution angenommen:»Die Zustimmung der badische» Landtagsfraktion zum Budgetwiderspricht dem Beschlüsse des Nürnberger Parteitages. Emesolche Abweisung von Parteitagsbeschlüssen mutz im Interesse derEinheit der Partei ganz entschieden, wenn auch mit der not».Wendigen Ruhe und Sachlichk.it, zurückgewiesen werden..In Anbetracht der gegenwärtigen politischen Situation nnd'der bevorstehenden Reichstagswahlen ist es um so mehr zu be-dauern, daß die badischen Genossen den Varteitag wiederum voreine solche Entscheidung gestellt haben. Wenn noch auf demNürnberger Parteitage scheinbar zur Entschuldigung ausreichendeGründe für das Vorgehen der badischen Genossen angegebenwerden konnten, so trifft das in diesem Falle nicht zu. Die fürunsere Genossen gegebene politische Situation in Baden, d. h. dieNotwendigkeit der Zurückdrängung der konservativ-klerittilen Reaktion war kein genügender Anlaß, dem Budget die Zustimmungzu geben.Unter allen Umständen aber wäre eS Pflicht der badischenFraktion gewesen, sich mit dem Landesvorstand und dem Vor-stand der Gesamtpartei über ein solches Vorgehen zu ver-' ständigen.Es ist im Interesse der Einheit der Gesamtarbeiterbewegung,der politischen wie der gewerkschaftlichen, unbedingt notwendig,solche Disziplinwidrigkeiten und Gefahren zu bannen, die geeig-net sind, die Einheit der deutschen Arbeiterbewegung zu ge«fährden.Nicht minder ist die Beteiligung unserer badischen Fraktionan monarchischen Huldigungen zu verurteilen, die zu den demo»kratischen Grundsätzen des Parteiprogramms im schroffstenWiderspruch stehen.Die Delegierten des Wahlkreises Dortmund-Hörde werdenbeauftragt, auf dem Magdeburger Parteitag in diesem Sinne zuwirken, ferner aber auch darauf zu achten, daß der Parteitag nichtizu einer Fundgrube für die Agitation der gegnerischen Parteiengemacht wird."Der Parteitag wird mit drei Delegierten beschickt.Die Parteiverhältnisse in Niederschlesirn.Im Agitationsbezirk Görlitz, der sieben niederfchlesischeReichStagSwahlkreise umfaßt, ist die Zahl tzer Parteimitglieder von4981 auf 6287 gestiegen. Für daS Parteiorgan, die ,, GörlitzerVolkszeitung", wurde eine Druckerei errichtet, die im Berichtsjahr«eröffnet werden konnte. Die Zahl der Abonnenten der Parteipressesteigerte sich im Berichtsjahre um 1593. Bei den Stadtverord-neten- und Gcmeindevertreterwahlen hat unsere Partei glänzend ah»geschnitten. Die Zahl der Stadtverordneten und Gemeindevertretcrkonnte verdoppelt werden. Sie beträgt zurzeit 101, davon 13Vertreter der zweiten Abteilung. Auch die Jugendbewegunghat beachtenswerte Ansätze im Bezirk zu verzeichnen..Genossin Luxemburg schreibt in der„Leipziger VolkSztg.":Genosse Cunow erklärt es als eine„Unanftüichigkeit", daß ichaus„Privatbriefen" die Mitteilung über jene..Vereinbarung'zwischen der Redaktion und den Parteiinstanzcn veröffentlichthabe, kraft deren die Debatte über den Massenstreik im„Vor,wärt»" nicht zugelassen worden ist. Demgegenüber erkläre ich,daß ich mein Lebtag mit Genossen Cunow keine»Privatkorre»spondenz" geführt habe, daß in jenem Brief, der eine einfacheAntwort der Redaktion auf meine Zusendung des Artikel» war,nicht eine Zeile außer der Motivierung der Ablehnung stand.'Ich hatte es vielmehr für unanständig, angesichts einer solchen„Vereinbarung" öffentlich denjenigen, die ihre Existenz feststellen,Wider besseres Wissen„Tratsch" und„phantasievolle Behaup-tungen" vorzuwerfen. Die Partei hat das Recht zu wissen, obderartige„Vereinbarungen" zwischen der Redaktion deS leitendenOrgans und den Parteiinstanzen bestanden oder nicht, und dieBemühungen, den Sachverhalt zu vertuschen, sind nur geeignet,die breiten Parteikreise irrezuführen, was meines Erachtenswedxr politisch klug noch auch anstandig ist. �RosaLuxemburg. sOIch habe schon in Nr. 193 des„Vorwärts" erklärt, daß ich mitGenossin Luxemburg über die Unanständigkeit, aus PrivatbriefenMitteilungen zu veröffentlichen, nicht rechten will, da ihr meinesErachtens daö Gefühl dafür fehlt. Die obige Aeußerung in der„Leipz. VolkSztg." bestätigt nur meine Annahme. Ich halte eineAntwort auf einen direkt an mich gerichteten Brief, die ich nicht im-Namen der Redaktion, sondern persönlich erteile und in der ichAngelegenheiten berühre, die klar ersichtlich nicht für die Oeffent-lichkeit bestimmt sind, für einen Privatbrief. Sieht GenossinLuxemburg darin etivaS anderes, ist das ihre Sache.Ebenso steht es mit dem Ausdruck„Vereinbarung".Ich habe offen dargelegt, worin die„Vereinbarung" bestand. Willabsolut Genossin Luxemburg in dieser Vereinbarung ein. Verbotfthen,«W, so kann ichs Mt äMxv. Sunow. �