Herabsetzung 6eS Krankengeldes bringen. SS gebe nirgends«ineKrankenkasse, die bei einem Beitrag von SS Pf. so hohe Unter-stützungen zahle. Auf Kosten des wirtschaftlichen Kampfes dürfeman nicht solche Zuwendungen an diesen Unterstützungszweig machen.Ein Delegierter aus München wünscht die Erhöhung des Wochen-beitrageL auf 1,40 M., um so die Gcwerkschaftskasse zu stärken.Gegen die Staffelung der Beiträge wenden sich die meistenDelegierten.Nachdem über 20 Redner zu diesem Punkt gesprochen, wird dieDebatte durch Schlustantrag abgekürzt.Für den Staffelbeitrag stimmten 15, dagegen 69 Delegierte.Gegen fünf Stimmen wird die Erhöhung des Bei>träges von 1,20 M. auf 1,30 M. beschlossen.Die U n t e r st ü tz u n g s s a tz e in der jetzigen Form bestehenzu lassen, wird mit großer Mehrheit abgelehnt. Die Mehrheit setztsich aus Delegierten zusammen, die für die Herabsetzung einzelnerUnterstützungssätze eintreten.Der Beitrag in der Lehrlingsabteilung wird von10 auf 15 Pf. pro Woche erhöht.Die Extraunter st ützung für Ausgesteuerte soll mitdem 1. Oktober ILIO in Fortfall kommen.Das gesamte vorliegende Material wird sodann einer Kommisstonzur Beratung überwiesen.Den Geschäftsbericht, den wir auszüglich wiedergegebenhaben, erläutert der Verbandsvorsitzende S i l l i e r, der hervorhebt,daß die Frage der Taktik bei Lohnbewegungen in nicht-öffentlicher Sitzung behandelt werden solle, zumal die Gegner ihreTaktik auch nicht vor dem Forum der Oeffentlichkeit behandeln.Der Extrabcitrag von 20 Pf. sei im allgemeinm gut eingegangen,nur Frankfurt a. M. und Offenbach hätten unrühmliche Ausnahmengemacht. Schuld daran seien die betreffenden Ortsverwaltungen,die sich nicht gescheut hätten, in einem an die Mitglieder versandtenWochenblatt gegen die Extrabeiträge Sturm zu laufen. Redner er-sucht die Mitgliedschaften, sich nicht mit kleinlichem Tratsch zu be-schäftigen, sondern mit Fragen, die im Interesse des EmanzipationS-kampfcs der Arbeiter lägen. Durch gegenseitiges Vertrauen werdesich ein guteS Zusammenarbeiten erzielen lassen.Der Hauptkassierer B r a l l geht näher auf den Kassenberichtein. Die, G r a p h i s ch e P r e s s e* bat in der Berichtsperiodezusammen eine Summe von 108 834 M. erfordert oder 3Vs Pf.das Exemplar. Redner empfiehlt den Mitgliedschaften die Benutzungdes Handbuches, das auch über alle kassentechnischen Fragen Aus-kunft gebe.H i e ckm a nn, Vertreter des Ausschusses, erklärt, dieser hättesich nur mit einigen Beschwerden zu befassen gehabt; das Ver-hältnis zwischen Hauptvorstand und Ausschuß sei ein gutes gewesen.Den Bericht für die„Graphische Presse'' erstattet RedakteurBarthel, der betont, er vertrete nach wie vor die Ansicht.daß daö Verbandsorgan stets den Kampfcharakter des Verbandeshervorheben müsse. Von dieser Auffassung ausgehend, habe er zuden einzelnen Fragen Stellung genommen. Redner ersucht um dietatkräftige Unterstützung der Mitglirdschaslen, die den Redakteur aufdem Laufenden erhalten müßten. Die Bekanntschast mit den Be-richten sei der Redaktion nicht erspart geblieben; in einem Falle seiaus eine Geldstrafe von 100 M. erkannt worden.Der Redakteur der technischen Beilage„Graphische Rundschau'Hansen gibt einen anschaulichen Bericht über seine Tätigkeit. DieInanspruchnahme des FragekastenS fei in ständigem Steigen be-griffen, die Zahl der Anfragen werde in diesem Jahre über 400 be-tragen.Nach beinahe zehnstündiger Sitzung wird die Verhandlung aufMittwoch vertagt. �Hamburg, 24. August.Da die Frage der Taktik bei Lohnbewegungen ineiner nicht öffentlichen Sitzung zur Verhandlung gelangt, dreht sichdie Debatte über den Vorstandsbericht hauptsächlich uminterne Verbandsangelegenheiten. ES liegen Anträge vor auf innereAusgestaltung der„Graphischen Presse' und Zusammenlegung desRedakiionS- und Druckortes dieses BlatteS. Die oft erhobenenEinwände, die Photographen vermöchten nicht die hohen Ver-bandsbciträge zu zahlen und blieben deshalb dem verbände fern.wird von einigen Delegierten als Ausrede bezeichnet. Such diePhotograph'n seien hierzu in der Lage, die Verhältnisse hätten sichinzwischen geändert. Die Einwände werden nur von solchen Leutenerhoben, die noch vom bürgerlichen Dünkel befallen seien und dieman vor den Bestrebungen deS Verbandes bange gemacht habe.Einen breiten Raum in der Debatte nimmt die Erörterung derExtrasteuer ein. die zu zahlen man sich in einigen Orten geweigerthat. Die Extrasteuer wird erhoben, wenn Maßnahmen seitens derUnternehmer geplant werden. Die statutarischen Bestimmungendürften nicht umgangen werden. Der Verbandsvorsitzende S i l l i e rerklärt im Namen deS HauptvorstandeS. daß die Extrasteuer biszum 1. April 1911 erhoben und bezahlt werden muß. Weiter wirddas Bestreben der Unternehmer, für die Lehrlinge eine Organisationin ihrem Sinne zu schaffen, um so den Lehrlingen nicht weiteren„Gefahren" durch den Verband auszusetzen, unter die Lupe genommen.Jeder Versuch in dieser Richtung müsse zurückgewiesen werden. EinRedner verlangt, das VerbaudSorgan solle mehr daS Organ derKollegen sein als daS des Hauptvorstandes, dessen Meinung immerim Vordergrund stehe.__7. Internationaler Cransportarbeitcr-Kongreß.Kopenhagen, den 23. August 1910.Der 7. internationale TranSportarbeiter-Kongreß wurde heute/Dienstag) vormittag durch den internationalen SekretärH. Jochade-Berlin mit einer kurzen Begrüßungsansprache eröffnet.Im Namen d-r dänischen Transportarbeiter begrüßte Jäpelt-Kopenhagen die Delegierten und Gäste und wünschte, daß die Be-schlösse des Kongresses für die international organisierten Trans-Portarbeiter von Nutzen sein mögen. Die Feststellung der Präsenz-liste ergab die Anwesenheit von 40 Delegierten und 14 Gästen, dieinsgesamt 379 810 Mitglieder vertreten. Vertreten sind 150 000Transportarbeiter. 26 940 Seeleute, 34 870 Hafenarbeiter und468 000 Eisenbahner. Unter den Transportarbeitern sind auch dieim Deutschen Transportarbeiterverband organisierten Eisenbahner,Hafenarbeiter und Seeleute Deutschlands gezählt. Auf eine Ver-tretung haben verzichtet oder glaubten aus verschiedenen GründenAbstand nehmen zu müssen: Die Eisenbahner Englands, die Hafen-arbeiter in Antwerpen, das Eisenbahnzugspersonal der Schweiz, dieSeeleute in Barcelona, die Hafenarbeiter in Marseille und derVerband Süddeutscher Eisenbahner. Letztere Organisation ent-lschuldigte ihr Fernbleiben von dem Kongreß mit Rücksicht auf ihreExistenz. Die Eisenbahner Rußlands übersandten dem KongreßIGrüße und bedauerten, keinen Delegierten entsenden zu können.Der Verband der Seeleute Englands, der mit seinen Beiträgen andie Internationale TranSportarbeiter-Federation im Rückstand ist,hat einen Teil der Beiträge nachgezahlt und durch seinen Vertretererklären lassen, daß der Rest in kurzer Zeit noch bezahlt werden«soll.— Auf Antrag Paul Müller- Deutschland wird beschlossen,die Verhandlungen in vier Sprachen, deutsch, englisch, französischund dänisch zu führen. Den italienischen Vertretern soll von dentlebersetzern kurz der wesentliche Inhalt der fremdsprachigen RedenMitgeteilt werden.— Die Geschäftsordnung des Kongresses wirdgemäß dem Vorschlag des ZcntralrateS beschlossen.ES folgt die Wahl deS Präsidiums. Zu Vorsitzenden mitgleichen Rechten für die ganze Dauer des Kongresses werdenSchumann- Deutschland und L i n d l e y- Schweden, zu Schrift-führern F o r st n e r- Oesterreich und L e G u e n n i c» Frankreichgewählt.— Bei Festsetzung der Tagesordnung beantragt West-th a l- England, bei Behandlung des Punktes„Die Aktionen dernternehmerverbände" die Presse auszuschließen. Der Antrag rufteine lebhafte Debatte hervor, an der Vertreter aller Nationenteilnehmen. Ein Schlußantrag setzt der Diskussion ein Ende. Dadie.Präsenzliste noch nicht vollständig fertiggestellt und inzwischendie MitkagSpause eingekteken ist, wird die Abstimmung über denAntrag Westphal bis zum Beginn der Nachmittagssitzung zurück-gestellt.In der um 3 Uhr von Schumann- Deutschland eröffnetenNachmittagssttzung wird zunächst die Abstimmung über den AntragWestphal vorgenommen. Mit allen gegen 10 200 Stimmen wirdder Antrag abgelehnt. L i n d l e h- Schweden beantragt, nur diebürgerliche Presse auszuschließen. Nach einer zeitraubenden Ge-schäftsordnungsdebatte wird der Antrag mit 314 770 gegen 64 440Stimmen abgelehnt. Punkt 1(Konstituierung des Kongresses) undPunkt 2(Bericht des Zentralrates) der Tagesordnung werden un-verändert angenommen. Bei Punkt 3(Stand, Anwendung undEinfluß der internationalen Gesetzgebung auf die soziale und recht-liche Lage der S.eeleute, der Hafen- und Transportarbeiter undder Verkehrsarbeiter) schlägt der Zentralrat vor, den Teil„Ver-kehrsarbeiter" zu trennen und die Frage, soweit sie die Eisenbahnerbetrifft, besonders zu behandeln. Als Referent ist Brunner-Berlinvorgesehen. Dem Vorschlag wird zugestimmt.Hierauf wird in die Tagesordnung eingetreten. Der Berichtdes Zcntralrats liegt gedruckt vor. Der sich auf zwei Jahreerstreckende Bericht hebt hervor, daß es den Arbeitgebern in denletzten beiden Jahren gelungen sei, ihre Organisation auszubauenund zu kräftigen. Die von den deutschen Reedern angestrebte inter-nationale Organisation der Reeder, Makler und Stauer ist zustandegekommen; sie trägt den Namen„Internationale Shipping Fede-ration" und hat ihren Sitz in England. Das Kuratorium ist ausVertretern aller angeschlossenen Nationen zusammengesetzt. DieReedereien fast aller Länder haben sich der InternationalenShipping Federation angeschlossen. Die Organisation hat eineStreikentschädigungskasse eingeführt, mehrere Streikbrecherschiffeangeschafft, die dazu bestimmt sind, bei ausbrechenden Differenzenin den Häfen den festangestellten Kontraktarbeitern als Quartierzu dienen. Auch eine„Streikklausel", die bezweckt, jeden Schaden,der durch einen Streik oder durch eine Aussperrung entsteht, demEmpfänger oder dem Verlader der Güter aufzuhalsen, ist von denReedern vereinbart worden. Auch bei den Arbeitgebern des Trans-Portgewerbes macht sich ein enger Zusammenschluß, sowohl nationalwie international bemerkbar. Eine internationale Verbindungbesteht erst zwischen einzelnen Ländern. Bei den Eisenbahnernfehlt heute noch eine internationale Organisation der Arbeitgeber,dafür aber funktioniert die gegenseitige Verständigung der Ver-waltungen und Regierungen vortrefflich. Das Erstarken derOrganisation der Arbeitgeber und die wirtschaftliche Depressionbewirkten, daß in einigen Ländern die Arbeitgeber versuchten, dieLöhne herabzusetzen oder die Organisationen der Arbeiter zu ver-nichten. Die in Schweden und Nordamerika um die Existenz derOrganisationen der Hafenarbeiter beziehungsweise Seeleute ge-führten Kämpfe bildeten die hauptsächlichsten Vorgänge der letztenbeiden Jahre.Die Tätigkeit des internationalen Sekretariats beschränktesich hauptsächlich auf die Durchführung der Beschlüsse des WienerKongresses, d. h. auf die Erhebungen über die Lohn-, Arbeits» undRechtsverhältnisse der Eisenbahner. Straßenbahner, Hasenarbeiter,Seeleute, Chaufseure und Transportarbeiter.Ueber die Entwickeluna der Internationalen Transportarbeiter-Federation macht der Beruht folgende Angaben: Am 1. Juli 1908waren 44 Organisationen mit 496 620 Mitgliedern in 18 Ländernund am 1. Juli 1910 42 Organisationen mit 467 913 Mitgliedernin 16 Ländern der Internationalen Transportarbeiter-Federationangeschlossen. Die Organisationen berteilen sich auf folgendeLänder: Nordamerika 2, Belgien 6, Bulgarien 1, Dänemark 3.Deutschland 4, England 3. Finnland 1, Frankreich 2, Italien 1,Niederlande 4. Norwegen 2, Oesterreich 4, Portugal 2, Schweden 2,Schweiz 1, Ungarn 3. Die Mitglieder verteilen sich auf folgendeGruppen: Eisenbahner 265 516(1908: 270 870), Hafenarbeiter,Binnenschiffer und Flößer 84 536(1908: 90 430), Straßenbahner,Fuhrleute und andere Transportarbeiter 93 016(1903: 90 169),Seeleute 27 850(1903: 45 100). In der Berichtsperiode sind zehnOrganisationen mit 27 970 Mitgliedern beigetreten, acht Organisa-tionen mit 14 228 Mitgliedern sind ausgetreten oder wurden wegenNichtzahlens der Beiträge ausgeschlossen. Aufgelöst haben sich sechsOrganisationen mit 18 202 Mitgliedern. Die Kassenübersicht derInternationalen TranSportarbeiter-Federation umfaßt den Zeit-räum vom 1. Juli 1908 bis 1. Juli 1910. Inklusive eines am1. Juli 1908 vorhandenen Kasscnbestandes von 4733,41 M. beträgtdie Gesamteinnahme 55 030,67 M. Die Gesamtausgabe beläuftsich auf 48362,65 M., so daß sich ein Kassenbestand von 6668,02 M.ergibt. In der Gesamteinnahme sind 6220,83 M. freiwillige Unter-stützungen für Streiks und Aussperrungen enthalten, außerdemstand dem internationalen Sekretär von der vorigen Berichts-Periode ein geringer Betrag für diese Zwecke zur Verfügung, sodaß den Hafenarbeitern in Schweden 6959,50 M. zur Unterstützungübersandt werden konnten. Als JnformationSorgan der Inter-nationalen TranSportarbeiter-Federation diente das„Korrespon-dcnzblatt" nicht in dem Maße, wie eS wünschenswert gewesen wäre.Die umfangreichen Arbeiten, die durch dw praktische Verwertungdes durch die Erhebungen über Lohn- und Arbeitsbedingungen undüber soziale Gesetzgebung gewonnenen statistischen MaiermlS ge-statteten nicht die Herausgabe deS.Korrespondenzblattes" inkurzen Zwischenräumen. Deshalb wurde neben dem„Korre-spondenzblatt" an Stelle der früheren„Rundschreiben" ein Wochen-bericht in fünf Sprachen herausgegeben.Jochade-Berlin gibt hierzu noch einige Erklärungen. Diedem internationalen Sekretär von dem Kongreß in Wien über-tragenen Arbeiten konnten nur zum Teil erledigt werden, da dieErhebungen sehr umfangreiche Arbeiten erforderten. Der gedruckteBericht soll nur ein vorläufiger sein, er wird dem Protokoll überdie Verhandlungen des Kongresses in erweiterter Form beigegeben.Trotz der Krise und trotz der Angriffe der Unternehmer auf dieOrganisationen hat sich die Internationale Transportarbeiter-Federation gut zu halten vermocht. Die Berichterstattung der an-geschlossenen Organisationen lasse leider noch viel zu wünschenübrig. Hoffentlich tritt darin in Zukunft eine Besserung ein.Es handelt sich insbesondere auch darum. Nachrichten über Vor-gänge in solchen Organisationen zu erhalten, die der Inter-nationale» Transportarbeiter- Federation noch nicht ange-schlössen sind.In der Diskussion erklärt RemiSzeg-Jtallen. daß er imgroßen Ganzen mit dem Bericht einverstanden sei, nur in bezugauf die Presse habe er einige Wünsche. ES sei vor allem nötig,daS.Korrespondenzblatt" auch in italienischer Sprache erscheinenzu lassen. Die daraus entstehenden höheren Kosten würden teil-weise durch den Verkauf der Blätter von italienischen KameradenWieoer aufgebracht. Er glaube auch mit einiger Bestimmtheit schonheute sagen zu können, daß die italienischen Seeleute bis zumnächsten internationalen Kongreß sich der Internationalen Trans«portarbeiter-Federation anschließen werden. Zu bedauern sei, daßdie nationalen Organisationen ihre Pflicht nicht in genügenderWeise erfüllen, indem sie ihre Berichte nicht rechtzeitig dem inter-nationalen Sekretär zustellen. Dadurch sei dieser nicht in derLage, seinerseits die angeschlossenen Organisationen rechtzeitig undvollständig zu informieren. ES fei nötig, baß die Leiter dernationalen Organisationen jährlich zweimal ihre Berichte überStand und Tätigkeit möglichst in statistischer Uebersicht zusenden,um diese so auch den anderen nationalen Organisationen zuganglichzu machen.Andersen- Schweden ist ebensalls mit der Tätigkeit desinternationalen Sekretärs einverstanden, desgleichen Müller-Oesterreich. Wenn auch der Bericht noch lange nicht Anspruchauf Vollständigkeit machen kann, so ist doch zu erkennen, daß dergute Wille, das beste zu leisten, vorhanden war. Wenn nicht mehrgeleistet worden ist. so liegt das lediglich an den nationalenOrganisationen. Dem internationalen Sekretär sind wir jedenfallsDank schuldig. Der Antrag des Kollegen Remiszea könne aberkeine Annahme finden, denn sonst müßte man auch noch weitergehen und das«Korrespondenzblatt" noch in anderen Sprachenerscheinen lassen.Die Diskussion über den Bericht wurde dann abgebrochen undauf morgen(Mittwoch) vormittag verjagt.Hua Incluktrie und Pandel.Der Arbeitsmarkt in Industriestädten.In einer ganzen Reihe Städte geht der Andrang im laufende»Jahre sogar noch über den vorjährigen Stand hinaus. So ist infast allen größeren Orlen Schlesiens im Juli d. F. eine Verstärkungdes Andranges gegenüber dem vorjährigen zu bemerken: In Breslaustellt er sich auf 114,2 gegen 111,9, in Kattowitz sogar auf 296,4gegen 62,4, in Liegnitz auf 107,6 gegen 101,6. Auch in der industrie-reichsten Stadt Pommerns, in Sretlin, weist der Andrang eine Zu-nähme auf, er ging von 117,7 auf 125.7 hinauf. In den Orten derProvinzen Brandenburg, Schleswig-Holstein und Sachsen hat derArbcitSmarkt dagegen eine Erleichterung aufzuweisen: In NixdorfbciBerlin betrug der Andrang imJuli nur 115,4 gegen 160.1, in Schöne-berg 120 gegen 123, in Kiel 190,5 gegen 302,4, in Flensburg 96.4gegen 110,8, in Magdeburg 155,4 gegen 182,1. Auch im KönigreichSachsen ist durchweg eine Besserung zu beobachten: in Dresdenging der Andrang von 112,4 auf 100.8 zurück, in Plauen i. V. von106 auf 64,5 und in Leipzig von 114,7 auf 106,1. Im westdeutschenJndustricbezirk gibt es wieder eine ganze Anzahl von Städten, indenen der Andrang den des Vorjahres übersteigt. In Bielefeldzum Beispiel ergibt sich ein Andrang von 61 gegen 34,4 im Vor-jähre, in Hagen i. W. ein solcher von 214,2 gegen 212. In Essenging der Andrang von 86 aus 101, in Elberfeld von 145 auf 154,2,in Rheydt von 101 auf 113, in M.-Gladbach von 90 auf 120 hinauf.Dagegen weist Dortmund eine Erleichterung von 192,1 au? 161,2auf, in Herford ging der Andrang von 116 auf 99, in Düsseldorfvon 156,1 auf 115,7, in Krefeld von 239 aas 162 zurück. Straßburgund Mülhausen weisen eine Erleichterung, Kalmar eine Verschlechte-rung des ArbeitSmarkteS aus. In den wichtigeren JndustrieortenBayerns bleibt der Andrang durchweg hinter dem vorjährigen zurück.Nach dem Bericht des„Reichsarbeitsblattes" hat die Lage aufdem ArbcitSmarkte im Juli kaum eine bemerkenswerte Veränderungaufzuweisen, trotz der Wiederaufnahme der Arbeiten im Baugewerbenach der Aussperrung. Auf dem Ruhrkohlenmarkte war keineBesserung zu verzeichnen; es mußten mehr Feierschichten als imVormonat eingelegt werden. Im oberschlesischen Kohlcngebiete wirddie Lage noch als befriedigend bezeichnet; hier reichten die Arbeits-kräfte im allgemeinen aus, stellenweise mangelten jedochinländische Arbeiter. Die Metall- und Maschinenindustriewar ausreichend beschäftigt, daS Angebot an Arbeits-kräften deckte fest durchloeg die Nachfrage. Die elektrischeIndustrie hatte, gleichfalls einen zufriedenstellenden Geschäftsgang zuverzeichnen. Die Baumwollspinnereien klagen über eine ungünstigeGeschäftslage, so daß vielfach wöchentlich Feierschichten eingelegtwerden mußten. Die chemisch« Industrie war bei normalem Arbeits-angebot gut mit Aufträgen versehen.Nach den Berichten der Krankenkassen ergab sich im Juli für dieversicherungspflichtigen Mitglieder eine Zunahme der VeschäftigungS-ziffer um insgesamt 41 574 Mitglieder, die sich auS einer Zunahmeder männlichen Mitglieder von 51 456 und einer Abnahme derweiblichen Mitglieder von 9382 zusammensetzt. Im Vorjahrewar die Zunahme(-j- 12 163) erheblich geringer; im einzelnenbetrug die Zunahme für die männlichen Mitglieder nur 15 636,während die Abnahme bei den weiblichen Mitgliedern geringer wiein diesem Jahre war. Dabei ist jedoch im Auge zu behalten, daßdie im Vergleiche zum Vorjahr erhöhte Zunahme m den MonatenJuli und Juni in erster Linie auf das Baugewerbe entfällt. Beider Gesamtzahl der Arbeitsnachweise, von denen vergleichbareZahlen vorlagen, kommen im Juli 1910 auf 100 offene Stellen beimännlichen Personen 162 Arbeitsuchende gegen 202 im entsprechendenMonat deS Vorjahres und 165 im Juni 1910. Es ist demnachgegen den Vormonat eine kleine und gegen denselben Monatde« Borjahres eine erhebliche Besierung zu verzeichnen. Beiweiblichen Personen kommen im ganzen auf 100 offene Stellen93 Gesuche gegen 93 im Juli 1909 und 83 im Vormonat.Im einzelnen hielt auf dem Berliner Arbeitsmarkt die nichtungünstige Lage des Vormonats an' gegen dieselbe Zeit de» Bor«jahreS war eine wesentliche Verbesserung zu verzeichnen. Sehnlichlautet daS Gesamtergebnis für Schleswig- Holstein und Kiel. InHessen. Hessen-Nassau und Waldeck war in der Metallindustrie lmallgemeinen eine langsam« Verbesserung des ArbeitSmarkteS zubeobachten. Eine erhebliche Verbesserung gegen das Borjahr wirdauch aus Bayern, Württemberg und Baden berichtet; im Vergleichzum Vormonat hielt die verhältnismäßig günstige Lage de» Arbeits«rnarkteS an._Die Mitteschraube. Der HauS- und Grundbesitzerverein inVelbert hat, wie die.Bauw.' mitteilt, beschlossen, zu Beginn de»neuen Mietjahre» die Mieten um 10 Prozent zu erhöhen. Er be»gründet diesen Beschluß mit der beträchtlichen Steigerung der lln-kosten in den letzten Jahren. Die Hausbesitzer jammern über Be-astung durch Steuem und die Mieter müssen bezahlen.Milchpreise.DaS Statistische Amt der Stadt Frankfurt a. M. hat für eineReihe größerer Städte die Durchschnittspreise von Milch für Märzund April 1910 festgestellt, und zwar den Einkaufspreis, den dieMilchhändler den Landwirten zahlen, und den Preis, den sie selbstvon den Konsumenten verlangen. Bei der wachsenden Bcdruwngder Milch für die großstädtischen Haushaltungen, wo sie immermehr zum VollsnahrungSmittel wird, sei kurz auf die Ergebnisiedieser Erhebung eingegangen, wobei wir einer auSzugSweisen Wieder-gab« derselben in den„Statistischen Monatsberichten der StadtDüsieldors" folgen.Die erwähnte Erhebung hat ergeben, daß die Milchhändler inden 26 Städten, die bei der Unifrage berücksichtigt wurden, durch-schnittlich für das Liter 6 Pf. mehr forderten als sie an den Land-wirt zahlten. Am höchsten ist die Spannung zwischen dem Ein- undVerkaufspreise in Düsseldorf und Köln, wo das Liter Milch durch«schnittlich 22 Pf. kostet, bei einem durchschnittlichen Einkaufspreisevon l4?/g Pf. für das Liter. Während z. B. den Milchkonsumcntenin Lübeck, Kiel und Hannover dir Nähe viehreicher Marschen inniedrigem Preise der Milch zugute kommt, bleibt für die in Dllsiel-darf und Köln üblichen Verkaufspreise die Nähe der viehreichenniederrheinischen Ebenen ossenbar so gut wie ohne Einfluß.Dentschland» Kohlenproduktion. Im Juli wurden im DeutschenReiche an Steinkohlen erzeugt 13 031 230 Tonnen(i. B. 13 276 717),an Koks 1 975 127 Tonnen(i. V. 1 795 836), an Braunkohlen5 666 355 Tonnen(i. B. 5 799 916), an Steinkohlenbrikeits 875 S56Tonnen(i. V. 346 786) und an Braunkohlenbriketts 1 295 486Tonnen(«. B. 1820428). Die Steinkohlenprodultion ist demnachetwas zurückgegangen.Frankreich baut in Oesterreich Kanäle.Seit langem schon besteht in Oesterreich die Lbstch». die Wasser»straßen des Landes miteinander zu verbinden. ES sollen Kanälezwischen der Elbe und der Donau, zwischen der Donau und derOder sowie der Weichsel gebaut werden. Doch fehlte eS, wie schonimmer im Reiche der Habsburger, an dem nötigen Kiemgeld. Jetzthat sich nun ein Konsortium von französischen und belgischen Banlengebildet, an dessen Spitze die bekannte Banque de Paris et desBayS-BaS steht, daS mit der österreichischen Regierung Verhandlungenangeknüpft hat, um eine StaatSsubvention für den Bau eines Kanalsvon der Donau nach der Oder und der Weichsel zu erhalten. Da»Kapital, das dem Konsortium zur Verfügung steht, wird mit500 Millionen Kronen angegeben. Alle großen Bahnen beö halb»«burgischen Landes sind mit westeuropäischem Gelde gebaut worden,das in erster Linie von dem Pariser Hanse Rothschild gegebe»wurde. Noch heute werden die«ltien der österreichisch-ungarischenEtaatSbahn an den Börsen mit„Franzosen" bezeichnet.