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Varlam'enIsöetlrekK unb' der unseligen ZerspNÜerung Ler Streitkräfte hat weite Kreise der sozialistischen Arbeitler er- grifsen. Mögen sich auch gewisse Führer alle Mühe geben, diese Unzufriedenheit zu leugnen oder herabzusetzen: die Handlungsweise der Minorität des Parteivorstandes der I. L. P., die vor kurzer Zeit ein jetzt überall diskutiertes Manifest gegen die Politik der Arbeiterpartei im Parlament an die Zweigvereine der I. L. P. verschickte, beweist, daß man. es mit einer inneren Bewegung zu tun hat, die man nicht totschweigen kann. Aber auch innerhalb der Jndependant Labour Party, der größten der sozialistischen Parteien Groß- dritanniens, macht sich eine Ungeduld mit den herrschenden Zuständen bemerkbar, die man wohl als die Vorbotin ge- isünderer Zustände in unserem Lager ansehen kann. Doch bevor wir auf die EntWickelung und die Entwickelungs- inöglichkeiten der jetzigen Zustände eingehen, ist es notwendig, ein knappes Bild von dem Zustand der bestehenden sozia- iistischen Organisationen zu geben. Der Umstand, daß verschiedene sozialistische Organi- Nationen die Zahl ihrer Mitglieder aus irgendeinem Grunde nicht bekannt geben, macht es schwer, die Gesamtzahl der in sozialistischen Parteien und Vereinen organisierten Arbeiter anzugeben. Rechnet man die Papiersoldaten ab, so dürfte sich die Zahl der Arbeiter, die ihrer sozialistischen Ueberzeugung durch die Zahlung eines Beitrages an irgendeine der sozia- 'listischen Organisationen Ausdruck verleihen, auf nicht mchr als 50 000 für ganz Großbritannien stellen. Diese 50 000 verteilen sich auf mehr als ein halbes Dutzend Verbände und Vereine, von denen jedoch nur der I. L. P.(Unabhängigen Arbeiterpartei), der S. D. P.(Sozialdemokratischen Partei) und der Fabischen Gesellschaft Bedeutung zukommt. Von den drei Organisationen umfaßt die I. L. P. drei Fünftel aller organisierten englischen Sozialisten. Die älteste der sozialistischen Parteien Großbritanniens ist die S. D. P., die es trotz ihrer langen propagandistischen Tätigkeit noch zu keinen handgreiflichen Erfolgen gebracht hat, wiewohl man nicht leugnen kann, daß sie vcel zur Ver- breitung sozialistischer Ideen beigetragen hat. Als ihre ersten Führer gelten Hyndman, Queich und Burrows. Ihre Haupt- stärke hat die Partei in London , Northampton , Bristol , Bradford, Southampton , Burnley und Coventry . Die Parteipresse besteht au� dem WochenblattJustice"(Ge- rechtigkeit), das noch heute einen harten Kampf um die Existenz zu kämpfen hat, und der MonatsschriftSocial Democrat ". In einer Reihe von Gemeinderäten und anderen lokalen Verwaltungskörperschaften hat die S. D. P. Vertreter, doch ist es ihr bis jetzt noch nicht gelungen, einen Sozialdemokraten ins Parlament zu schicken. Eines ihrer Mitglieder, Will Thorne, sitzt zwar im Parlament, jedoch nicht als Sozialdemokrat, sondern als Arbeiterparteiler. Auf kurze Zeit gehörte die S. D. P. der Arbeiterpartei an, trennte sich jedoch los, weil ihre Mitglieder der Ansicht waren, daß die Arbeiterpartei kein Feld für die Ausbreitung sozialistischer Gedanken böte. Ob die S. D. P. damit klug handelte, ist von ihren Kritikern häufig in Frage gestellt worden. Man wies nicht mit Unrecht darauf hin, daß durch den Abzug der radikalen sozialistischen Elemente der ohnehin schon übermäßig starke nichtsozialistische Flügel der Arbeiter- Partei, die die für unsere Propaganda zunächst in Frage kommenden Schichten der britischen Arebeiterschaft enthält, nur um so stärker wurde. Wie alle selbständigen politischen Vereinigungen der Arbeiter Großbritanniens , hatte auch die S. D. P. unter der schlau berechnenden Politik der Liberalen, die vor fünf Jahren ans Ruder kamen, zu leiden. Die Liberalen nahmen eine der von den englischen Sozialisten propagierten Forderungen, gewährten unter großem Pauken- schlag ein Zipfelchen davon und säten damit Verwirrung unter die sich eben zur politischen Selbständigkeit und Klarheit emporringende Arbeiterschaft Großbritanniens . Die Niedergeschlagenheit, die diese Folgen der liberalen Diplomatie in den Reihen der Genossen hervorriefen, kam auf dem zu Ostern abgehaltenen Parteitag der S. D- P. drastisch zum Ausdruck, als Burrows, einer der wackersten Kämpfer der Partei, erklärte, daß die Politik der S. D. P. bankrott sei. Der Parteitag ließ es jedoch bei solchen Jeremiaden nicht bewenden, sondern beschloß, praktische Schritte zur Besserung der zerrissenen Parteiverhältnisse zu tun und eine Verständigung mit den Genossen anderer sozialistischer Organisationen anzubahnen. Dieser Beschluß ist nun soweit gereift, daß in nächster Zeit eine Konferenz zwischen Ver- tretern der S. D. P., der I. L. P., der Fabischen Gesellschaft und der Arbeiterpartei zusammentreten wird. Eine der unausbleiblichen Begleiterscheinungen der Zerrissenheit war die von Führern und Mannschaften der Parteien geübte Disziplinlosigkeit, die bei der S. D. P. vor kurzem in der bedauerlichen Handlungsweise Hyndmans, der in einem reaktionären Blatt einen flottenenthusiastischen Artikel ver- Lffentlichte, ihren Höhepunkt erreichte. Als zweitälteste der sozialistischen Vereinigungen gilt ble 1884 gegründete Fabische Gesellschaft, die gegenwärtig etwa 3000 Mitglieder zählt. Diese Gesellschaft versucht, sozialistische Ideen unter den Angehörigen der mittleren und oberen Gesellschaftsschichten zu verbreiten und setzt sich in der Hauptsache aus bürgrlichen Elementen, Gelehrten, Publizisten, liberalen Sozialpolitikern und anderen, zusammen. Sie ist der Arbeiterpartei angeschlossen und stellte bei den letzten Wahlen einen eigenen Kandidaten auf, der aber mit Sang und Klang durchfiel. Die Wirkung der von dieser Gesell- schaft herausgegebenen Traktate ist nicht zu unterschätzen; aber man kann nicht sagen, daß die Achtung des Publikums vor der Fabischen Gesellschaft in den letzten Jahren gestiegen ist. Die Presse nimmt die Fabier nicht sehr ernst und dies ist hauptsächlich dem superklugen und oft gezwungen-witzigen Gebaren zuzuschreiben, das die Jünger Shaws zur Schau itragen. Niemand wird etwas dagegen haben, wenn von ihnen der Sozialismus dann und wann mit sprudelnder Lebendigkeit und witzigen Paradoxen vorgetragen wird: aber was bei Bernhard Shaw natürlich und ungezwungen klingt, trägt bei seinen Anhängern den Schein öder Nachahmung «nd Ungereimtheit. Als die größte und tätigste der sozialistischen Parteien ist schließlich die I. L. P. mit ihren über 30 000 zahlenden Mitgliedern anzuführen. Sie wurde im Jahre 1893 ge- gründet, und zwar von Sozialisten, die mit der Politik der alteren S. D. P. nicht einverstanden waren. Als ihre Führer gelten Keir Hardie , Macdonald und Snowden. Die Partei veröffentlicht ein Wochenblatt, denLabour Leader", und «ine Monatsschrift, dieSocialist Review ". Eine bedeutende Zahl der Mitglieder sitzen in Gemeinderäten und ähnlichen Vertretungskörperschaften. Im Parlament'hat sie folgende Vertreter: Keir Hardie , Macdonald, Snowden, Parker, Jowett, Clynes und Pointer. Die I. L. P. bildet den eigent- iichen sozialistischen Flsigej dex Arbeiterpartei, mit dex sie im Län'fe 8er Zeit so-eng berwachsen ist, daß man ihre Tätigkeit nicht schildern kann, ohne auf die Lage und Entwickelung der letzteren selbst einzugehen. Auf die gegenwärtig in der Jndependent Labor Party herrschende Unzufriedenheit ist schon vorher hingewiesen worden. Die offiziellen und offiziösen Führer der Partei leisten der Sache des Sozialismus wahrhaftig keinen Dienst, wenn sie, wie sie es jetzt tun, der Kritik dadurch zu begegnen versuchen, daß sie die Führer der Unzufriedenen herabsetzen oder lächerlich machen.. Die Beantwortung der Kritiken war überhaupt bisher immer die schwache� Seite dieser Parla- mentarier,.und der Redakteur derSocialist Review", der sich hat einreden lassen, er sei ein staatsmännisches Genie, behandelt seine einheimischen wie ausländischen Kritiker in jenem hochtrabenden Ton, den er seiner hohen Würde schuldig zu sein glaubt. Dem aufmerksamen Beobachter wird es ledoch nicht entgehen, daß wir vor einer folgenschweren inneren Krise der I. L. P. stehen, die durch die jüngste Ent- Wickelung der Arbeiterpartei heraufbeschworen worden ist. Glaubten die Genossen der I. L. P. zuerst, die Arbeiterpartei in sozialistische Bahnen lenken zu können, so wurden sie bald durch die Entwickelung dieser Partei enttäuscht. Noch im Jahre 1908 aus dem Kongreß zu Hull , wo die Delegierten der Arbeiterpartei eine Resolution annahmen, die den Sozialismus als das Endziel der Partei bezeichnete, konnte man mit Recht annehmen, daß die Entwickelung der Arbeiter- Partei zum Sozialismus nur noch eine Frage der Zeit sei. Seitdem hat sich manches geändert. Gerade die Führer, die dieser Entwickelung hätten Vorschub leisten sollen, bremsten und protestierten gegen den Versuch, die Arbeiterpartei und die Gewerkschaftsführer auf das sozialistische Programm zu verpflichten. Als dazu dann nach den letzten Wahlen die liberalen Bergarbeiterführer zur Partei stießen, schien es, als habe der Sozialismus innerhalb der Arbeiterpartei über- Haupt die Sprache verloren. Dieser Wandel in dem Charakter der Partei konnte den Mitgliedern der I. L. P., die vor allen Dingen eine sozialistische Partei im Parlament sehen wollten, nicht entgehen. Die Enttäuschung über die Entwickelung der Dinge bildet die Grundstimmung der herrschenden Un- Zufriedenheit. Mannigfaltige Fäden verbinden die liberal denkende Majorität der Arbeiterpartei mit der liberalen Partei und lassen bei der ersten keine entschiedene Opposition gegen die Regierung aufkommen. Und eine solche Opposition wäre gerade in den vergangenen Monaten, nachdem Asquith die Wählerschaft schnöde verraten, am Platze gewesen. Auf die Mehrzahl der englischen Genossen machte das Verhalten ge- wisser Arbeiterparteiler beim Zusammentritt des Parlaments einen geradezu niederschmetternden Eindruck. Die kühne Parole, die der eben erkorene Führer Barnes gegeben hatte, war kaum bekannt geworden, als sich auch schon sozialistische Arbeiterparteiler daran machten, ihren Führer zu des- avouieren. Und wie demütigend war nicht die Szene, die sich darauf im Parlament abspielte. Der Führer der Arbeiter- Partei mußte erklären, daß er zu dem eingestandenen Verrat des Premierministers keine Erklärung abgeben konnte. Er konnte sich auf seine Mannschaften nicht verlassen. Die Konservativen höhnten und die Liberalen hatten ein herab- lassendes Lächeln. Den peinlichen Eindruck haben die tapferen Reden, die verschiedene Arbeiterparteiler seitdem im Paria- ment gehalten'haben, nicht verwischen können. Auch die all- gemeine Unterstützung, die die Arbeiterpartei der Regierung hat angedeihen lassen, ist nicht nach dem Geschmack vieler englischer Genossen. Diese Unterstützung beruht, wie es scheint, in letzter Hinsicht auf der offenbaren Schwäche der Partei in den Wahlkreisen. Wenn die letzten Wahlen die Liberalen etwas gelehrt haben, so ist eS die Tatsache, daß die Arbeiterwählcr in den weitaus meisten Kreisen, in denen sie zwischen dem Konservativen, Linkslibcralen und Arbeiter- parteiler zu wählen haben, dem Linksliberalen den Vorzug geben. Das deutet darauf hin, daß viele, wenn nicht die meisten der Arbeiterparteiler im Parlament bei der Wahl von der liberalen Gunst abhängig sind.. Auf die Leiden und Sorgen der Arbeiterpartei ein- zugehen, liegt nicht im Rahmen dieses Artikels. Tie Arbeiter- Partei mußte hier nur gestreift werden, weil ihr Schicksal so innig mit dem der größten sozialistischen Organisation ver- knüpft ist. Die Kämpfe, die die Genossen der I. L. P. aus- zu fechten haben, sind theoretischer wie auch taktischer Natur: das beweist schon die Tatsache, daß sich beide Parteien ihre Namen aus der Geschichte der deutschen Parteikämpfe holen. Die Alten, die ihre Position verteidigen, pochen auf den Namen Revisionisten: die Jungen stürmen unter dem Banner des revolutionären Sozialismus heran. Unsere Sympathie, das braucht kaum gesagt zu werden, ist mit den revolutionären Elementen der Partei. Noch sind die Streitobjekte, wie immer zu Anfang solcher Kämpfe, nicht scharf umgrenzt, aber es läßt sich heute schon erkennen, daß es eine der ersten Auf- gaben der I. L. P. sein wird, ihre Parlamentsvertreter daran zu erinnern, daß man sie nicht ins Parlament geschickt hat, um farblose Arbeiterpolitik zu treiben, und daß sie in erster Linie Sozialdemokraten und nicht Arbeiterparteiler sind. Sie sozialistische Partei Frankreichs . Paris , im August. Der französische Sozialismus und diegeeinigte Partei41 diese zwei politischen Begriffe haben sich in den letzten Jahren der- art genähert, daß man wohl schon von ihrer Einheit sprechen darf. Die öffentliche Meinung erkennt in der geeinigten Partei die natürliche politische Organisation des revolutionären Proletariats an. Derunabhängige44 Sozialismus, ein loses Gemenge von kleinbürgerlicher Demokratie und verräterischem Strebertum, kommt als Partei überhaupt nicht mehr in Betracht, trotzdem seine Glücks- ritter in der Krise deS bürgerlichen Radikalismus zur Regierung gelangt sind. Je schärfer sich aber die Umrisse des Parteikörpers in den Kämpfen der Demokratie ausgebildet haben, desto stärker ist auch unter den Parteigenoffen selbst das Bewußtsein der Partei­zugehörigkeit, der Parteisolidarität geworden. Jeder Parteitag, jede Parteidiskussion bezeugt die Unzerbrechlichkeit der Einigkeit, über die die Gegner so gerne gespottet haben. Die Verschärfung deS KlaffcnkampfeS entscheidet, trotz aller Schlüsse und Prophezeiungen aus dem der Parteidisziplin angeblich un- befiegbar widerstrebenden.Nationalcharakter". Dannt ist natürlich nicht gesagt, daß in der geeinigten Partei die alten Gegen- sätze in der«uffaffung der Entwickelung der Gesellschaft zum Sozialismus verschwunden sind oder daß auch nur ihre Diskussion an Lebhaftigkeit und Leidenschast nachgelassen hat. Die Agrarstage, die Altersversicherung, die Genoffenschaftsfrage, die Frage der Be- deutung der sozialen Reformen überhaupt haben in den letzten Jahren hitzige Debatten hervorgerufen, die die Partei noch immer aus zwei großen Heerlagern zusammengesetzt zeigten, deren eines die durch Jules G u e S d e vertretene Auffassung der Marxschen Lehren in der Parkeitaktlk durchzusetzen versuchte, während der andere im wesentlichen den bor allem von Jean I a ür ö s ver» fochtenen Reformismus, der den Reformen selbst einen revolutionären Wert zuschreib» zur Richtschnur des Parteidenkens und der Partei- aktion zu machen bestrebt war. In der Taktik der Partei kommen indes diese Gegensätze wenig zur Geltung, da die fortschreitend sozialrcattionäre Politik der radikalen Bourgeoisie die Partei in die schärfste Oppositionsstellung hineinzwang. Die Phrase vomre- publikaoischen Block44 hat ausgespielt und wird in der geeinigten Partei nur noch von ganz wenig Eigenbrödlern gepflegt, deren Parteizugehörigkeit überhaupt nur der Unlust der Genossen zu- zuschreiben ist, um einiger einflußloser Personen willenAffären" zu schaffen. Der wachsenden polittschen Bedeutung der geeinigten Partei entspricht die Entwickelung der Organisation nur in beschränktem Maße. 1903, vor dem Stuttgarter Kongreß,.zählte die Partei 43 432 zahlende Mitglieder. Seither ist sie stetig,'aber doch verhältnismäßig langsam gewachsen. Der Bericht des National» rats an den Kongreß in NimeS im. Februar d. I. verzeichnete eine Mitgliedschaft von 53 928. Das ist sicher sehr wenig, namentlich wenn man diese Ziffern mit der der sozialistischen Wähler vergleicht, die im Mai d. I. 1 193 047 betrug. Indes wäre es ungerecht, etwa deutsche Maßstäbe anzulegen. Ju der französischen Denwkratie; und namentlich auch in der sozialrevolutionären Bewegung mit ihren starken putschistischen Traditionen war ehedem ein geschloffenes. finanziell auf die Steuerwilligkeit der Mitglieder gestelltes Partei- wesen ganz unbekannt. Die geeinigte Partei ist in dieser Beziehung eine neue Erscheinung, und was sie unter den schwierigen historischen Umständen erreicht hat, wird von den bürgerlichen Parteien mit Ver- wunderung angesehen. Natürlich ist aber die große propagandistische Arbeit der Partei auS den Beiträgen der Mitgliedschaft nicht, zu bestreiten und auch nicht aus den Erträgen der Parteiunternehmungen. In dieser Sittiation war der Beschluß deS Parlaments über die Er­höhung der Deputtertenindemnität von 9000 auf 15 000 Fr. für die Parteikasse ein glückliches Ereignis, da die Deputiertensteuer von 3000 Fr. ihr sehr ansehnliche Summen zuführt. Durch diese neue Quelle und durch die Steigerung der allgemeinen Parteieinnahmen ist das Budget des Zentral organiSmuS der Partei von 59 751 Fr. im Jahre 1906 auf 128 894 Fr. im Jahre 1909 gewachsen. Die Entwickelung der Presse zeigt ebenfalls ein all- mähliches Fortschreiten, namentlich in der Provinz, die jetzt-drei sozialistische Tageblätter: in Toulouse , LimogeS und. Grenoble hat. DieHumanitä44, die jetzt auch als Organ der Partei gellen muß. da diese statutengemäß im Verwaltungsrat die Nehrhejt hat und da der Parteitag ihren politischen Direktor ernennt, hat dagegen noch immer genug zu kämpfen und die Aera des Defizits noch nicht hinter sich. Die regionale Presse zählt außerdem zwei zweimal wöchentlich erscheinende, 41 Wochenblätter und drei Monatsblätter. DaS offizielle ParteiwochenblattLe Socialiste44 geht trotz aller Parteitags- und Nationalratsbeschlüsse zurück. ES leidet unter der Werbekraft der m den letzten Jahren gegründeten Organe, die bestimmte Tendenzen innerhalb der Partei vertreten und von denen dieGuerre Sociale" mit ihrer journalistisch außerordentlich geschickten anarchosozialistischen Propa» ganda auf die jüngeren Elemente einen unstreitig bedeutenden Ein­fluß ausübt. Jules GuesdeS Richtung hat ein wöchentliches Organ imSocialiste ". Die wiffenschaftlicheRevue Socialiste" deö extrem« reformistischen Professors Fournldre ist jetzt mit derRevue shndicaliste" des Genossen Albert T h o>y a S vereinigt. Sie gibt auch der Genoffenschaftsfrage einen breiten Raum. Den sichtbarsten Erfolg hat die Partei bei den. Wahlen dieses Jahres erzielt. Sie steigerte ihre Stimmenzahl/ die 877 ZLS im Jahre 1908 betrug, um 228048, also um mehr als 20 Prozc Sie setzte 74 Kandidaten durch, gegen 54 im Jahr« 1903. Es ffi nicht zu bestreiten, daß eine Menge günstiger Zufälle, und augenblicklicher Konstellationen namentlich bei dem Mandatgewinn mitgespielt haben, indes tritt doch eine höchst bedeutungsvolle Tatsache hervor: daS Eindringen der sozialistischen Jdeett in die L anh» arbeiterschaft und das Kleinbauern tum. Die Wahlen für die Generalräte haben diese Tatsache, die bei dem vorwiegend agrarischen Charakter des Landes für seine künftige Geschichte von.ent» scheidender Bedeutung ist, bestätigt. Die Fortschritte des Sozialismus Är der Landbevölkerung erklären sich einesteils aus dem polittschen Bankrott deS Radikalismus, der seine Unfähigkeit, mit seinem Programni ernst zu machen, gezeigt hat, andererseits aus dem offenbaren kapi­ talistischen Schmarotzertum, das alle Kräfte der Reppblik aufsaugt und Regierung, Verivaltung und Justiz nach seiner Pfeife tanzen läßt, wie erst jüngst die Affäre Rochette gezeigt hat. DaS Verhältnis der Partei zu der» Gewerk« schaften ist in den letzten Jahren unstreitig beffer geworden. Wenn man. von einem Zusammenarbeiten noch lange nicht sprechen kann, so ist doch an die Stelle des Gegen- einanderarbeitens im ganzen und großen ein Neb e n emanderarbeiten ohne unnötige Reibungen getreten. Der revolutionäre Syndikalismus hat auS bitteren Erfahrungen gelernt, auf dieentschloffenen Minoritäten" und dierevolutionäre Gymnastik" nicht unbedingt zu vertrauen. Auch ist daS Selbstvertrauen der Partei im Zunehmen, die ehedem, namentlich in Paris , alle DemonsttationSpolittk ohne weiteres dem Gewerlschaftsverband überließ. Dir großartige Kund- gebung nach dem Justizmord an Ferrer hat der Pariser Bevölkerung gezeigt, daß das Proletariat bereit ist, dem Ruf der sozialistischen Partei zu folgen. Gegen das unverantwortliche, aus grenzenloser Ueberhebung geborene demagogische Treiben derJnsurrektionellen" haben sich die ein- sichtigen Gewerkschaftler gelegentlich mit einer Entschiedenheit ge- wendet, vor der die geeinigte Partei lange zurückgeschteckt hatte, Endlich hat auch das Eintreten nainhaster Mitglieder det Arbeiter- konfödcration, wie des Genossen Laurre im Parlament eine aus« gezeichnete Demonstration acl ooulos herbeigeführt, daß die Arbeiterpolitik des Wirkens im Parlamente nicht entraten und daß sie leine andere als eine sozialistische Pölittk sein kann. Die geeinigte sozialistische Partei steht in der allgememen Er- müdung der Demokratie allein kraftvoll und zuversichtlich da. Sie allein genießt das Vertrauen großer Massen und steht ihr Ansehen und die Zahl ihrer Anhänger stetig wachsen. So darf sie getrost der Zukunft entgegensehen, die sie berufen wird, eine wachsende Rolle in der Entwickelung der französischen Gesellschaft zu spielen und ihre Aufgabe im Kampf für die Emanzipation der Arbeit zu erfüllen. vie kriie des Internationallsnins in velterreich. Wien , im August. - Mit anderen Gefühlen als bdr drer Jahren- zum Stutt» garter Kongreß treten die Delegierten aus den österreichischen Ländern diesmal die Reise nach Kopenhagen au. Die Stutt- garter Tagung fand die österreichischen Sozialdemokraten im Triumphe ihres Sieges über das ganze alte und bürger- liche Oesterreich: in ihrem glorreichen Wahlrechtskampfe hatten sie die Burgen der PrjMegien erstürmt, die politischen Box«