keDe ftteSetgeronn!«nF 5en SfrFeilefn tn'Fem HistorismenLande des Unrechts und der Ungleichheit das allgemeine,gleiche und direkte Wahlrecht für das Reichsparlament erstrit-ten. Und dem sieghaften Wahlrechtskanipfe reihte sich einebenso erfolgreicher Wahlkampf an: bei den allgemeinenWahlen für das Abgeordnetenhaus des Reichsrats zählte dieGesamtpartci mehr als eine Million Stimmen und nannte87 Abgeordnete ihr eigen. Nun ist die Weltgeschichte nichtso gefällig, das Proletariat ständig vor große Kriege undweittragende Entscheidungen zu stellen: also ist es erklärlich,daß die Hochspannung jener geschichtlichen, gewitterschwerenZeit von bem Tagewerk der T�ctailkämpfe abgelöst werdenmußte, die in Oesterreich. infolge der inneren Wirren desNationalitätenstaates allzu leicht den- Charakter des Vergeh-lichen und Unersprießlichen empfangen. Aber das Bewußtseindieses Unterschiedes ist es wicht, das auf der österreichischenSozialdemokratie heute mit dumpfer Schwere lastet. Was sichin den drei Jahren in Oesterreich geändert hat. ist die Ueber-zcugung von der Festigkeit und Untrüglichkeit des internatio-ualen Gedankens in diesem Staate, dessen Sozialdemokratiekich gerade in der Verwirklichung und Bekräftigung der inter.nationalen Solidarität, der internationalen Geschlossenheitso fruchtbar erwiesen hat, so vorbildlich gewesen ist. MitStolz konnten die Sozialdemokraten in diesen Ländern aufihre eigene Internationale weisen, auf ihre Ge-samtpartei blicken, die es, allem Chauvinismus der Bürger-lichen zum Trotz, zuwege gebracht hat, dem leuchtenden Ge-danken des internationalen Sozialismus mit gleicher Leiden-schaft in der Arbeiterschaft aller Nationen lebendige Kraftzu verleihen- und über alle nationalen Unterschiede hinwegeine einheitliche Sozialdemokratie in jedem Proletariatheimisch zu machen-. Daß diese Gewißheit heute erschüttert.ist, daß sie von der tschechischen Gruppe eine immer deutlichereAnfechtung erfährt, ist die quälende Sorge, die die Delegier-ten aus Oesterreich zum Weltkongreß der Sozialdemokratiebegleitet. Denn nicht weniger ist der Konflikt, der sichzwischen der deutschen Sozialdemokratie, zu der die Sozial-demokratie aller anderen Nationen steht, auf der einen undder tschechischen auf der anderen Seite aufgetan hat, als dieKrise des Internationalismus. Was an einzelnen Differenzenihn entzündet hat und ihm immer neue Nahrung zuträgt,läßt sich mit dem einen Satze sagen: die tschechischen Genossenverleugnen den Gedanken einer internationalen Sozialdemo-ckratie in Oesterreich, einer Gesanitpartei, von der die uatio-nalen Gruppen eben nur Teile sind, vielmehr ist ihr Idealheute � die Auflösung der einheitlichen Partei in nationaleParteien, die voneinander völlig unabhängig, also, wie sie esin ihren Staqtsrechtsreminiszenzeu sagen,„gänzlich selbstan-dig" sind, deren Verhältnis also auf die proletarische Soli-darität mit den ausländischen Bruderparteien reduziert wer-den soll. Wenn die sozialdemokratische Jnternationalität derGedanke, des Verbindens, Verknüpfens und Zusammen-schließens ist, so ist der Grundsatz der tschechischen Sozialdenw-kratie heute der S e p a r a t i s m u s: der Trennung und Ab-sonderung auf allen Gebieten, der politischen Partei, der gewerkschaftlichen und der genossenschaftlichen Organisation,kurz der Zersprengüng der Gesanstpartci in lose Trümmerauf allen Kampfpunktcn des Sozialismus— was sie danndie �Derselbstöndigung" der ssckiechischen Sozialdemokratienennt. Aber wie soll der proletgrische Klassenkamps geführtwerden, wenn das Proletariat in einem und demselben Staatenüt denselben und gleichen politischen und wirtschaftlichenBedingungen des Klassenkampfes seine Einheit aufgibt undan Stelle der geschlossenen einen und einheitlichen Parteiciqem nebelhaften Föderalismus sich hingibt, der das alteWort der Cäsaren dieses Staates in die neue Maxime um-setzt: Teilet euch, damit ihr leichter beherrscht werden könnt!Die Zersetzung der internationalen Sozialdemokratie wärefür das gesamte Proletariat in Oesterreich eine so Verhängnis-volle Entwickclung, daß die Hoffnung nicht aufgegeben wer?hen darf, aus der Krise des Internationalismus, die wirnun w'ahtnehmen, werde sich die Grundüberzeugung wiederzur vollen Klarheit, durchringen, daß der Separatismus, dermit der vernünftigen und zweckmäßigen Autonomie, nichtsgemein hat, eine ebenso unhaltbare als gesährlidhe Auslegungder Jnternationalität ist, und über ihn werde die Erkenntnisvon der Notwendigkeit der solidarischen Einheitlichkeit amSchlüsse wieder Sieger bleiben. Dazu kann der Internatio-uole Kongreß wesentlich helfen. Wenn er die Resolution an-nimmt, die ihm. die österreichische Reichsgewerkschaftskom-Mission vorlegt und die von ihm nichts anderes fordert alsdie Bestätigung der Stuttgarter Resolution, welche die Ein-heit der Gewerkschaftsbewegung � für jeden Staat verkündethat: wenn er. erklärt, daß dw sozialdemokratische Internatio-nalität den zweck- und ziellosen Separatismus nicht zu-läßt, vielmehr ihn strikte ausschließt, so wird er dem Prole-itäriat in Oesterreich einen Wegweiser geboten haben, der esaus den augenblicklichen Irrtümern und Abwegen heraus-und auf den internationalen Weg zurückführt. Es ist dieserBeschluß, den die klassenbewußte Arbeiterschaft aller Nationenin Oesterreich von unserem Kongreß erwartet und erhofft.Von dieser Sorge und Frage abgesehen, befindet sich dieSozialdemokratie in Oesterreich, und dies innerhalb allerNationen, in einem, wenngleich als Folge der wirtschaftlichenKrise nicht stürmischen, so dach allgemeinen, sicheren und er-freulichen Fortschritt. Sie hat in allen Völkern die Kind-heitsmerkmale längst, überwunden und ist in ihrer Gesamtheitein ebenbürtiges Glied der großen Internationale, die nachKopenhagen ihre Vertretung zur sozialdemokratischen Vera-tung entsendet. In allen Nationen werden die Organisa-tionen ausgebaut, wächst die Größe und die Kraft des Kernsder Bewegung, überall steigen die Zahlen der Leser der so-zialdemokratischen Zeitungen, vertieft sich der gewerkschaftlicheGedanke und verbreitet sich der genossenschaftliche: zumaldieser, der auf dem Kongreß einer prinzipiellen BeratungUnterzogen werden soll, hat in Oesterreich einen ganz über-raschenden Aufschwung genommen. Auch ist die Gesamt-Partei in der � zielsicheren Beurteilung der politischen Er-ftrdernisse und Möglichkeiten durchaus einig: von anderenZerwürfnissen und Differenzen als von dm nationalen ist siebis heute niemals heimgesucht worden. Am letzten Ende sinddie nationalen Streitfragen der Sozialdemokratie die traurigeWirkung der entsetzlichen Wirren diejes Staates, die einerLösung so bedürftig und so wenig zugänglich sind. Und wenndie Stunde und der Tag wiederkommen werden— und dieherrschenden beutegierigen Klassm werden dafür sorgen, daßsie bald kommen werden—, so wird die Sozialdemokratie inOesterreich nicht nur ihre bewährte Schlagkraft erweisen, son-dern auch ihre alte Einigkeit wieder finden. Wir stehen einenMoment stille, um sodann mit erneuter und vermehrter Kraftvorwärts zu gehen._ t. a.Die ifalienitche Parte] am Vorabenddes Internationalen Kongrelfes.Rom, im August.Man dürfte nicht fehl gehen, wenn man behauptet, daß die auf-steigende wirtschaftliche Lage, in der sich Italien seit Jahren befindet.in dem Zeitraum seit dem letzten Internationalen Kongreß nicht vonjenem Aufstieg des Proletariats und der Festigung seiner politischenOrganisation begleitet war, die man von sozialistischer Seite er-wartet und erhofft hatte. Wohl haben die Parlamentswahlen vomFrühjahr 1303 die Zahl der sozialistischen Mandate von 32 auf 42erhöht, welche Zahl noch durch drei glückliche Stichwahlen vermehrtwurde, aber die Zahl der für Parteilandidaten abgegebenenStimmen") wies zum erstenmal einen relativen Rückgang auf. Manhat den Eindruck, daß die heutige, nunmehr schon ein Jahrzehntwährende Periode wirtschaftlichen Aufschwungs mehr der Hebungeiniger Schichten nnd Berufsgruppen, als der der proletarischenKlaffe gedient hat.Ihre politische Formel findet diese Erscheinung in dem Ueber»wiegen des Begriffs der Demokratie über den des Sozialismus.In der Tat erleichtert eine günstige wirtschaftliche Konstellation eineReihe von Errungenschaften, die, ohne der Maffe des Proletariatszugute zu kommen, demokratischer Natur sind, wie die Berbefferungder Löhne für die hochqualifizierten Arbeiter, die Gehaltserhöhungder Beamten, die fiskalische Begünstigung des Genoffenschafts-wesenS usw. Günstige Konjunktur bedeutet eben vor allem ver-besserte Kampfbedingungen für die obersten und verhältnismäßigprivilegierten Schichten des Proletariats sowie für die Beamten-schaft und das Kleinbürgertum. In die große Masse des Prole-tariatS sickert viel schneller die im Gefolge deS Aufschwunges ein-tretende Verteuerung aller Lebensmittel alS die Möglichkeit, sichhöhere Löhne zu erkämpfen.Hierin mag wohl der Grund liegen für den Kontrast zwischendem politischen Gewicht der Demokratie in Italien und dem dersozialistischen Partei. So paradox dies klingen mag, so wird dochjeder Kenner italienischer Verhältniffe eS zugeben müssen, daß dieeigentlich lebendig e Macht, die wirkliche Kampf-tüchtigkeit der Demokratie in den Soziali st enund nur in den Sozialisten liegt. Die Radikalen habenwohl Führer ober keinen Anhang; der Rückhalt, den die Republikanerim Lande haben, beschränkt sich— von vereinzelten historischenlleberbleibseln abgesehen— auf die Romagna. Beide Parteienhaben keine ernst zu nehmende Organisation und keine Disziplin.Man nehme der äußersten Linken— im Lande wie im Parlament—die Sozialisten, und es bleibt nichts übrig als eine Bühnen-dekoration, als eine tote Formel. So sehen wir in Italien dieDemokratie stark werden, ihr Lebensblut empfangen durch dieSozialisten, und sehen gleichzeitig neben einer starken demokratischenBewegung eine schwache sozialistische Partei. In der Klärung diese?scheinbaren Widerspruchs liegt der Schlüssel für daS Verständnisder italienischen Parteilage, sowohl der äußeren alS der inneren.—Ein? sozialistische Partei ohne praklische und in unserer Gesell-schaft erreichbare Ziele ist ein Unding. Sobald aber die Leichtigkeit,mit der«in Ziel erreicht werden kann, zu einem ausschlaggebendenMaßstab der Parteiaktion wird, so ergibt sich in Zeiten günstigerKonjunltur unfehlbar eine Parteiwirksamkeit zugunsten der durchdiese Konjunktur geförderten Schichten: also nicht des Proletariatsals Maffe, sondern einiger hochstehenden Berufsgruppen, sowie desKleinbürgertums und der Beamtenschaft. In dieser Wirksamkeit sindder Partei Erfolge sicher. Für jedes Ministerium ist es von größterWichtigkeit. Reformen zu gewähren, die von den Sozialisten ge-fordert werden und doch da? Klaffenintereffe der Bourgeoisie nichternstlich verletzen. Alle im Zeichen wirtschaftlichen Aufschwungesleicht erreichbaren Reformen find nun dieser Art. Denn der Grund-charakter deS KlaffenkonflikteS zwischen Bourgeoisie und Proletariaterfährt keinerlei Umgestaltung durch Gunst oder Ungunst derKonjunktur. Wenn die Beute der herrschenden Klaffe wächst, ist diesewohl bereit, dieser öder jener Gruppe Zugeständniffe zu machen,aber keineswegs ist sie in solchen Perioden weniger gewaffnet undweniger gewillt, das System zu verteidigen, das allein ihr dieBeute ermöglicht.Will also eine sozialistische Partei mit dem geringsten Kraft-aufwand den größten praktischen Erfolg erzielen, so wird sie inZeiten günstiger Konjunktur unwillkürlich und unbewußt zum Sach«Walter der Interessen einzelner Schichten und nicht des ganzen Prole-tariatS.Das ist in Italien in hohem Maße geschehen. Keine Parteihat hier solche Verdienste um die Beamtenschast erworben, wie diesozialistische. ES gehört zu den alltäglichen Ereigniffen, daß Staats-beamte öffentlich für sozialistische Kandidaten eintreten. In keinemanderen Lande genießt da? Genossenschaftswesen die Privilegien,die ihm das letzte Jahrzehnt in Italien verschafft hat. So ver-fügt die Partei über eine zahlreiche Klientel, die ihr Dankschuldet und auch bezeugt, die aber natürlicherweise nichtunserer Parteiorganisation angehört. Diese Klientel, die eine nichtunbedeutende Wahlmacht darstellt/- ist ihrem Denken und Empfindennach nicht sozialistisch, schwört aber auf die sozialistische Partei,weil sie in ihr die einzig tätige Fraktion der De«mokratie sieht. Die praktische Arbeit, zu der sich die Parteidrängte, war eben vorwiegend demokratischen und nicht sozialistischenCharakter?.Nichts wäre irriger, als dieser Erscheinung gegenüber voneinem Aufgehen der Sozialisten in der bürgerlichen Demokratie zusprechen. DaS.Aufgehen" setzt ein Verschwinden oder Zurücktretenvoraus, während man in Italien nirgends auf etwas wie lebenS-tüchtige Demokratie stößt, ohne auf Sozialisten zu stoßen. Vielmehrhaben die Sozialisten die bürgerliche Demokratie ausgehöhlt.Freilich nicht, um sozialistische Aklion an Stelle der demokratischenzu setzen, sondern um den bürgerlichen Demokraten ihre Arbeit ab-zunehmen.So ist die bürgerliche Demokratte Italien? stark durch dieSozialisten: ja, sie behauptet nur durch diese ihren Platz auf derBühne der Tagesgeschichte. Aber die sozialistische Partei ist schwachdurch die demokratische Aktion ihrer maßgebenden Persönlichkeiten.Wie zeigt sich diese Schwäche? Vor allem wohl in derskeptischen Gleichgültigkeit der Masten, die an die Stelle desfrüheren Enthusiasmus getreten ist. Die Parteiorganisation siehtihr« Mitgliederzahl zusammenschrumpfen. Auf dem Parteitag vonJmola(1902) betrug die Zahl der Organisierten 37 718,zwei Jahre später 4ö 000, um dann im Jahre 1900 auf86 428 zu sinken. Der letzte Parteitag(1903) zeigte einenOrganisiertenbestand von 41694 Mitgliedern. Am 31. Juli d. I.betrug die Zahl der Organisierten nach offizieller Mitteilung deSParteivorstandes 31 000, wovon aber etwa ein Drittel die Beitritts-karten bei der Parteizentrale nicht gelöst hat. Die Zahlen derfrüheren Jahre beziehen sich nur auf die bei der PartcizeNtraleOrganisierten.Der.Avant!" vom 30. Januar d. I. veröffentlichte eine Mit-tetlung, nach der die Zahl der Sektionen von 1300 auf 900 zurück-*) Im Jahre 1904 wurden 826016, im Jahre 1009 847616Stimme» für Sozialiste» abgegebe».gegangen ist. Allerdings darf man nicht vergeffe», baß die Mit-gliedSquote für die Zentralpartei auf dem Parteitage zu F l o r e n z(1903) von 60 Centesimi auf 1,60 Lire erhöht wurde, was vieleSektionen bewogen haben mag, eine geringere Mitgliederzahl an-zugeben.Auch in der Parteipresse macht sich die Depression deutlichfühlbar. Die Abonnentenzahl des„Avanti" ist beständig im Sinken,so daß diese Frage, die schon den Parteitag von Florenz beschäftigthat, auch den kommenden beschäftigen wird. Sozialistische Tage?-Blätter existieren in Italien neben dem Zeutralblatt noch drei: der„Tempo" von Mailand, der Eigentum � einer unter Genoffen ge«bildeten Aktiengesellschaft ist, der Genueser»Lavöro", der denGewerkschaftsorganisationen der Provinz Genua gehört, und die demlokalen Parteiverbande gehörende„Provineia di Man-t o v a Da der italienische Parteivorstand keinen Partei«Verlag hat, existiert keine der Partei gehörende sozialistischeZeitschrift. Von Sozialisten redigiert werden die»CriticaSociale" des Geuosien Turati, der»Sempre Avanti"der Genossen M o r g a r i und P a o l o n i und das anti«klerikale Witzblatt. A s i n o", das die Gen. Podreeca jindGalantara redigieren. An Wochenblättern, die der Propagandadienen, erscheinen in Italien gegen 160, über deren Auflage und Ver»breitung der kommende Parteitag Material beibringen dürfte.Was die Tätigkeit der Sozialisten in den G e in e i n d e n be-trifft, so ist es bei dem. völligen Mangel an Angaben schwer, diesemheute vielleicht ftuchtbarsten Gebiet gerecht zu werden. Der Eintrittder Sozialisten in die Stadtverwaltung bedeutet in vielen Often daSEnde eines kontrollosen Unter-sich-seinS der bisherigen Verwaltung,das Ende administrativer Mißwirtschaft und gelegentlich auch einersystematischen Plünderung. Dutzende von Stadtverwaltungen, so dievon Reggio. Sonola, Budrio, Voltri, SestrtP o n e n t e usw. sind ganz in Händen unserer Parteigenossen. Inanderen, wie in Rom, Genua, Padua, BreScia.Speziabilden sie eine Fraktion der herrschenden Majorität, während siein Turin und Venedig eine starke oppositionelle Minorität dar-stellen. Der Anfang September in Florenz stattfindende Kongreßder sozialistischen Gemeinderäte wird einen Ueberblick über unserenicht unbedeutenden Errungenschaften auf diesem Gebiete ermöglichen.Die Gewerkschaftsbewegung schreitet langsam aus demWege der Zentralisation fort. Die Mitglieder der allgemeinenKonföderation der Arbeit, die am Ende des Jahres 1908 306 967waren, beliefen sich am Ende von 1909 auf rund 840 000.Die Gesamtzahl der gewerkschaftlich Organisierten ist in den letzte»Jahren ungefähr stationär und betrug nach den wahrscheinlich Über»tricbenen offiziellen Angaben des ReichSarbeitSamte», zu Beginn deSJahres 1909 934 360, worunter 426 070 Landarbeiter. Die Zahl derAusstände, die im Jahre 1907 mit 2286 und 614 803 Teilnehmer»einen Höhepunkt erreichte, ist in starkem Rückgang, was in derwachsenden Organisation der Unternehmer eine Erklärung findendürfte. Im Jahre 1908 waren 1300 Streiks mit 864 636, im Jahre1909 1092 und 196 132 Teilnehmern zu verzeichnen.Gerade der Umstand, daß die Gewerkschaftsbewegung fest undmachtvoll dasteht, weist einem Teil der Oppofition gegen die heutige»Parteiverhältnisse die Wege. Ein Teil der Arbeiterschaft ftihlt est»daß die Partei die sozialistische Aktion gegen die demokratische ein»tauscht und man ist hier, gerade von reformerischer Seite, auf einenalten, ewig neuen Ausweg verfallen: Gründen wir eine Arbeiter»Partei. Vor Jahr und Tag wurde derselbe Vorschlagin der.Critica Sociale" von Turati befürwortet. Auchdiesmal nahm ihn unser Zentralorgan mit unverhohlenem Wohl«wollen auf. Ja, der Fall steht vielleicht einzig in der Parteigeschichteda, daß daS Zentralorgan einer Partei mit Wohlgefallen eine»Vorschlag erörtert, der das moralische Todesurteil dieser Partei et»»schließt. Dieser Vorschlag aus reforinistisch-gewerkschaftlichem Lager,die sozialistische Partei abzudanken und zu ersetzen, ist um so be»deutungsvoller, als er gerade heute gemacht wird, in einer Aera un»beschränkter und unbestrittener reformistischer Herrschaft, wie sie d«tParteitag von Florenz eingeleitet hat.Aber nicht alle innerparteiliche Opposition beschränkt sich auf da?Streben, an Stelle sozialistischer Ideal- die Realpolitik der Arbeiter»organisationen zu setzen. Ein Teil der Sozialisten glaubt vielmehr,daß gerade in dem Betonen dieser Ideale die Per»heißung eines neuen Lebens der Partei liege. Erglaubt, daß die praktische Eroberung auch einen aufdie Zukunft gerichteten Wert hat, soweit sie nämlich eine» Kraft-aufwand der Massen verkörpert, eine Arbeit des' Proletariats an sichselbst, aber er spricht' diesen Wert den zugunsten der Beamtenschaftund einzelner proletarischer Schichten eSkamotierten Vorteilen ab.Was dieser Teil der Sozialisten an der.praktischen- Richtung" derResomusten auszusetzen hat, daü ist gerade dje Praxis des geringenKraftaufwandes, die an die Stelle der Erziehung der Mafiennichts setzt als die Interessenvertretung eines Bruchteils de?Proletariats.Die Formen der reformistischen Aktion der letzten Jahre wardie, die Kräfte der Partei dahin zu verwenden, wo am meiste»praktischer Erfolg zu erreichen war, und daS ist natürlich immer q»fden Gebieten, die in bezug auf den Klassenkampf gewisser»maßen neutral sind. Erfolge find erzielt worden, aber diemeisten sind der Beamtenschaft, die wenigstens dem Prole»tariat in den Schoß gefallen. Es waren Erfolge derDemokratie unter sozialistischer Etikette. Sie waren nicht Sachedes Proletariats und so hat das Proletariat nicht für sie gekämpft.Ja, es hat nicht einmal verstanden, warum gerade seine Partei fürErrungenschaften eintrat, die das Proletariat nur ganz mittelbarangingen.Dieses Gefühl der Unzufriedenheit und Unorienticrthcit depArbeiterschaft erreichte seinen Höhepunkt nach dem Vertrauens»Votum, das die Partcifraktion dem konservativ- reformistischenMinisterium Luzzatti gewährte. Jenes Votum, dessen parla«mentarische Zwecklosigkeit handgreiflich war, hat in der Parteieine heilsame Wirkung gehabt, wie die an es anschließende Agitatio»gezeigt hat.Wir wollen diesen kurzen SituationSbericht nicht schließen, ohneder schwere» Verluste zu gedenken, die seit dem letzten internationalenKongreß die italienische Partei betroffen haben. Von den Vorkämpfernder ersten und opferreichsten Zeit sind zwei dahingegangen: LuigiM o n g i n i und Andrea Costa. Mongini hat ein ganzesLeben der Arbeit in den Dienst der Partei gestellt: alSAdministrator deS„Avanti", als Verleger wichtiger Partei»Publikationen, als langjähriger Parteisekretär. Er hat gearbeitet,wie wenige und hat auch sein bedeutendes Vermögen her Sache derPartei geopfert: ein fanatischer unverwüstlicher Idealist, der mitweißen Haaren noch ein Feuerkopf war. Ein Jahr später ist ihmCosta gefolgt. Der internationale Sozialismus kennt diesen Kämpferzu gut, als daß es hier am Platz wäre, feinem Andenken Worte zuspenden: lebt seine Gestalt doch fort in dem dankbaren Erinnern derinternationalen Arbeiterschaft.Aber mit dem Erinnern an seine Ta�n lebt im Proletariatauch unzerstörbar das Gedächtnis seiner cMen schweren Kämpfeund des alten ewig jungen Idealismus seikier Bewegung. DaSProletariat kann Stunden der Skepsis haben, es mutz sie haben.wüw t» die Wisn seiner Ugrtei nicht mehr versteht Wd all ihr