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6cwerhrcbaftUcbeg. Berlin und Qmgegend. Die Tariffrage im Speditionsgewerbe beschäftigte am Sonntag eine, vom Zentralverband der Transportarbeiter einberufene große Versamm- lung der Rollkutscher, Begleiterund Spedi- tionsarbeiter Berlins , die bei Freyer in der Koppenstraße tagte. Für die Lohnkommission berichtete August Werner über die neuen Tarifverhandlungen, die auf Grund der Be- schlüsse vom Sonntag, den 21. August, erfolgt sind. Nach längeren Verhandlungen machten die Vertreter der vereinigten Spediteure in einer Sitzung folgende Zugeständnisse, die auf der Voraussetzung einer fünfjährigen Vertragsdauer beruhen: Es sollen die in bahn- amtlichen Betrieben tätigen Kutscher und Begleiter vom 1. Sep- tember Iglll bis zum 28. Februar 1913 einen Lohn von 26,59 Mark erhalten. Das bedeutet eine Lohnerhöhung von 2,59 Mark bis 3,59 Mark, denn bisher betrug der Anfangslohn 23 Mark, der nach halbjähriger Beschäftigung auf 24 Mark stieg. Dieselben Kutscher und Begleiter sollen vom 1. März 1913 bis zum 31. August 1915 einen Lohn von 28,59 Mark erhalten, also eine weitere Zulage von 2 Mark. Die Kollegen in den Stadtbetrieben sollen erhalten vom 1. September 1919 bis zum 28. Februar 1913 einen Lohn von 39,59 Mark.(Bisher Anfangslohn 25 Mark, nach einem halben Jahr 28 Mark.) Vom 1. März 1913 bis zum 31. August 1915 soll ihr Lohn 32,59 Mark betragen. Der Referent betonte, daß hier- mit für die erwähnten Kollegen der langersehnte Ein- h e i t s l o h n zugestanden sei. Für die Bodenarbeiter konnte das nicht erzielt werden Bisher erhielten sie 24 Mark und nach einem halben Jahr 26 Mark. Nach den Zugeständnissen der Speditionsvertreter sollen die Bodenarbeiter vom 1. September 1919 bis zum 28. Februar 1913 erhalten als Anfangslohn 26,59 Mark und nach vierteljährlicher Tätigkeit 28,59 Mark, und vom 1. März 1913 bis zum 31. August 1915 sollen sie erhalten als Anfangslohn 28,59 Mark und nach vierteljährlicher Tätigkeit 39,59 Mark. Den Mitfahrern(Jugendlichen), die in einer be- sondern Versanimlung tagen, werden ebenfalls Lohnerhöhungen zugestanden, von denen Redner meint, daß es für die Mitfahrer nicht zu unterschätzende Verbesserungen seien. Die Arbeitszeit der Kutscher in bahnamtlichen wie in den Stadtbetrieben soll dauern von 6(4 Uhr morgens bis 7(4 Uhr abends, in welcher Zeit aber 2(4 Stunden Pausen eingeschlossen sind. Das bedeutet gegen- über dem jetzigen Zustand eine Verkkirzung von einer Stunde. Für Ueberstunden sind 69 Pfennig vorgesehen. Wenn morgens eine halbe Stunde früher begonnen wird, wird sie mit 39 Pfennig der- gütet. Für Bodenarbeiter soll die wirkliche Arbeits- zeit 19(4 Stunden innerhalb einer Bruttoarbeitszeit von dreizehn Stunden betragen.(Pausen also 2(4 Stunden.) Bisher betrug die Arbeitszeit der Bodenarbeiter 11 Stunden innerhalb einer un- begrenzten Bruttoarbeitszeit, die nach dem Ermessen der Betriebs- leiter ausgedehnt wurde. Beginnt die Arbeitszeit der Boden- arbeiter 7 Uhr morgens, so soll sie 8 Uhr abends enden; beginnt sie 6 Uhr morgens, so endet sie 7 Uhr abends. Die darüber hinaus geleistete Arbeit wird als Ueberstunde mit 59 Pf. bezahlt. Als Urlaub soll gewährt werden nach einjähriger Tätigkeit eine Woche, nach 3 Jahren 19 Tage, nach 5 Jahren 12 Tage, nach 19 Jahren 14 Tage. Für Streitfälle ist eine Schlichtungskommissum vor­gesehen. Redner empfahl die Annahme des Zugestandenen, ebenso Schumann namens der Organisationsleitung. Es entspann sich eine sehr lebhafte Diskussion, in der verschiedene Redner gegen und andere für die Annahme der Zugeständnisse der Unternehmer sprachen. Die geheime Abstimmung ergab die Ablehnung der Vorschläge mit 372 gegen 343 Stimmen, also mit einer Mehrheit von 29 Stimmen. Die Kommission und Leitung macht unter diesen Umständen den Vermittelungsvorschlag, die Zugeständ- nisse der Spediteure anzunehmen unier der Be- d i n g u n g, daß die Spediteure statt mit einem fünfjährigen sich mit einem vierjährigen Vertrag einverstan- den erklären, sowie damit, daß die zweite Zulage von zwei Mark statt nach 2>j Jahren bereits nach zwei Jahren eintritt. Dem stimmte die Versammlung zu. »» » Die jugendlichen Mitfahrer aus den Speditionsbetrieben hatten ihre besondere Versammlung bei Merkowsky in der Andreasstraße. Hier nahmen sie den Bericht der Lohnkommission entgegen. Da- nach haben die Spediteure den jugendlichen Mitfahrern folgende Zugeständnisse gemacht: Der Einstellungslohn für jugendliche Ar- beiter im Alter bis zu 17 Jahren beträgt 13 Mark, für solche über 17 Jahre dagegen 16 Mark. Nach halbjähriger Beschäftigung er- halten diese Arbeiter eine Zulage von einer Mark, sofern die In- gendlichen unter 17 Jahren den Lohn von 15 Mark und die über 17 Jahre alten den Lohn von 18 Mark iwch nicht erreicht haben. In der ausgodehnten Diskussion erklärten die meisten Redner die Zugeständnisse für nicht genügend und verlangten Ablehnung. Mit Rücksicht darauf, daß die Versammlung der Rollkutscher und Bodenarbeiter ihren Beschluß noch nicht gefaßt hatte, setzte schließlich die Versammlung der Jugendlichen ihren Beschluß aus bis zu einer späteren Versammlung._ Lohnbewegung der Fahrstuhlmonteure und Helfer. Die Fahvstuhlmonteure und ihre Helfer sind in eine Lohn- bewegung eingetreten. Sie hielten am Sonntag im großen Saale der Bockbrauerei in der Chausseestraße eine sehr zahlreich be- suchte Versammlung ad, in der über die Einreichung der Forde- rungen und die weiter notwendig werdenden Schritte beraten und beschlossen wurde. Wenn die Bewegung unter den Fahrstuhl- Monteuren und Helfern jetzt mit so großer Kraft einsetzt, so hat das seine Ursache in den außerordentlich traurigen Lohn- und Arbeitsverhältnissen ihrer Branche. Das Publikum bildet sich meist ein, diese Monteure, die eine sehr verantwortungsvolle Ar» beit auszuführen haben, die gründlich gelernt sein will und von deren gewissenhafter Ausführung Leben und Gesundheit des Publikums abhängt, müßten doch recht hohe Löhne bekommen und wohl mindestens 1 Mk. die Stunde verdienen. Aber die Dinge liegen ganz anders. Man zahlt den Monteuren 59 Pf. Stunden- lohn oder noch weniger und wenn sie jahrelang tätig gewesen sind, haben sie es vielleicht auf 58 bis 69 Pf. gebracht, und den Helfern werden 35, ja sogar nur 32 Pf. Stundenlohn geboten für die schwere Arbeit. Daß die Fahrstuhlmonteure und Helfer so elend entlohnt werden, ist um so empörender, als sie ja ihre Arbeit nicht in der Werkstatt verrichten können, sondern in weitem Um- kreis bald hier bald dort zu tun haben, wodurch die Lebenshaltung bedeutend verteuert wird. Uebrigens läßt auch die Behandlung oft sehr viel zu wünschen übrig. Ungerechte Entlassungen und Maßregelungen kommen häufig vor. Namentlich zeichnet sich darin die große Firma Karl Flohr aus, die erst kürzlich aus ganz nichtigen Gründen einen Monteur, der 19 Jahre bei ihr tätig war, plötzlich entlassen hat. Von dieser Firma wurde auch mit- geteilt, daß sie, die ihre Arbeiter seinerzeit nötigte, der gelben Organisation beizutreten, den Arbeitern jetzt, nachdem sie längst aus diesem Streikbrccherverband ausgetreten sind, fortlaufend die Beiträge dafür abzieht. Die Forderungen, die nun an die Unternehmer gestellt werden, sind in den Hauptpunkten: Festsetzung der täglichen Arbeitszeit auf 9 Stunden; Sonnabends soll 1 Stunde früher Feierabend sein, an den Vorabenden der Festtage um 2 Uhr mittags. Der Mindestlohn der Monteure soll für den Anfang auf 79 Pf. fest- gesetzt werden, nach 3 Monaten der Beschäftigung auf 75 Pf., nach 6 Monaten auf 89 Pf. steigen; für die Helfer werden als Mindest- lohn für den Anfang 45 Pf., nach 3 Monaten 59 Pf., nach sechs Monaten 55 Pf. verlangt. Für Ueberzeitarbeik, die nur in dringenden Fällen zulässig sein soll, wird für die ersten 2 Stunden ein Zuschlag von 25 Proz., für die folgenden 2 Stunden von 59 Proz. verlangt, für Nacht- und Sonntagsarbeit 75 Proz. Bei verantw. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Inseratenteil verantwH Reparaturen soll die Ueberzeikarlleit die ersten? SkrmKen mst 59 Proz. Zuschlag gezahlt werden. Tarifbewegung der Kistenmacher. Die Kisten- und Koffermacher hatten an ihre Arbeitgeber Lohnforderungen gestellt, worüber es am letzten Freitag zu Ver- Handlungen zwischen den beiderseitigen Vertretern kam. Mit dem Ergebnis beschäftigte sich am Sonntag eine stark besuchte Ver- sammlung, zu der sich auch ungeladen mehrere Fabrikanten ein- gefunden hatten. Da die Arbeitgeber ihre Versammlungen hinter verschlossenen Türen abhalten, wünschten auch die Arbeiter unter sich zu sein. Die Arbeitgeber verließen darauf die Versammlung. Merten gab dann den Bericht über die gepflogenen Unterhand- lungen. Darnach haben sich die Arbeitgeber, die sich im Laufe der letzten Jahre organisierten und dem Arbeitgeberschutzverband für die Holzindustrie anschlössen, mit der Schaffung eines Tarifver- träges einverstanden erklärt. Es kam jedoch auf der Grundlage des von der Arbeiterschaft aufgestellten Entwurfs nicht zu einer Verständigung. Die Fabrikanten wollen ihrerseits einen Entwurf ausarbeiten. Am nächsten Mittwoch sollen erneut Verhandlungen stattfinden. Die Kommission empfahl deshalb, nicht wie bei früheren Lohnbewegungen, nach Ablauf der den Arbeitgebern ge- setzten Frist mit dem Streik sofort vorzugehen, sondern zunächst das Ergebnis der für Mittwoch angesetzten Verhandlungen abzu- warten. Ein großer Teil der Diskussionsredner bekämpfte den Vorschlag. Die Arbeitgeber wollen nur Zeit gewinnen, um die eiligen Aufträge fertigzustellen. Wenn sie ernstlich gewillt wären, den Wünschen der Arbeiter entgegenzukommen, so ljatten sie auch den von diesen aufgestellten Tarif als Grundlage bei den Ver- Handlungen benutzen können. Eine Verschleppung der Angelegenheit dürfte man sich nicht gefallen lassen, sondern müßte mit sofortiger Arbeitseinstellung antworten. Andere Redner erklärten, man müsse der Kommission schon das Vertrauen schenken, daß sie sich eine weitere Verschleppung nicht gefallen lassen werde. Die Kam- missionsmitglieder versprachen alles zu tun, um die VerHand- lungen noch in dieser Woche zum Abschluß zu bringen, anderen- falls würden sie den Streik nicht mehr aufhalten. Nach längerer Debatte wurde dem Kommissionsvorschlage zugestimmt. Tarifbewegung der Laden- und Kontortischler. Am Sonntag fand eine stark besuchte Versammlung statt, in Ur Obmann Horn Bericht erstattete und im Namen der Orts- Verwaltung des Verbandes den Anwesenden empfahl, keine vor- eiligen Beschlüsse zu fassen, sondern sich bis Mittwoch zu gedulden. Dann müsse die Entscheidung sowieso fallen. Diese Ausführungen losten große Erregung aus, da das Hinausschieben von den be- treffenden Arbeitern als Verschleppungstaktik der Unternehmer angesehen wird. Sie sind der Meinung, daß ein Tarif, der von beiden Parteien abgeschlossen ist, auch gehalten werden mutz. Die nachfolgende Debatte war demzufolge sehr lebhaft. Zum Schlüsse wurde ein Antrag aus der Versammlung einstimmig angenommen, daß am Montag in allen Betrieben, wo der Tarif nicht bewilligt wird, die Arbeit niederzulegen ist. Tarifbewegnng der Linoleumleger und Teppichnäher. In der am Sonntag stattgefundenen Versammlung konnte Schulze für die Akkordwerkstätten noch keine endgültige Ant- wort mitteilen, da dieselbe erst zu Montag erfolgen sollte. Die Vertrauensmännersitzung schlug aus diesem Grunde der Versamm- lung vor, die endgültige Abstimmung über die eventuelle Arbeits- niederlegung bis zu einer am Mittwochabend stattfindenden Ver- sammlung zu vertagen. Nach scharfer Auseinandersetzung, wobei der strikte Standpunkt vertreten wurde, nicht länger zu warten, wurde der Vorschlag angenommen. Für die bei den Zwischenmeistern beschäftigten Kollegen wurde der Beschluß gefaßt, in einer am Montag abend stattfindenden Ver- sammlung die Verhandlungen fortzusetzen. In der betreffenden Versammlung war das Resultat zu verzeichnen, daß ein Teil der in Betracht kommenden Betriebe bewilligt hat, während bei den anderen am Dienstag früh die Arbeit eingestellt wird. Achtung, Klempner und Rohrleger! In Spandau streiken die Klempner und Rohrleger zwecks Anerkennung deö Tarifs. Spandau ist für Klempner und Rohrleger gesperrt. Deutscher Metallarbeiterverband. Ortsverwaltung Berlin . veurkcbes Kxicti. Zum W erftarbeiterkampfe. Dem Deutschen Flottenverein , der unter alldeutscher Flagge segelt, und durch die Leute, die der Waffenfabrikation nahe stehen, gern und gut unterstützt wird, kann sicher nicht nachgesagt werden, daß er arbeiterfreundlich sei; umsomohr verdient es Beachtung, wenn sogar die Leitung des Flottenvereins dem Werftarbeiter- kämpfe nicht die eigentliche Scharfmacherfteude entgegen bringen kann. In den Mitteilungen des Flottenvereins liest man: Wenn daher nunmehr die Schiffe(nach dem Programme des Flottengesetzes) nicht fertig werden, so treten nicht nur militärisch schwerwiegende Folgen ein, es wird vielmehr auch die Vergebungspolitik der Flottenverwaltung durchkreuzt, für die es sehr wesentlich ist, daß ausreichend viel Hellinge auf den in Betracht kommenden großen Werften zu ihrer Verfügung stehen. Wenn jetzt die deutschen Werften für eine Weile still gelegt werden, wird die Folge sein, daß unsere(Handels-) Reederei »auf die Heranziehung der überzähligen englischen(Handels-) Schiffe Bedacht nehmen mutz, so daß den deutschen Werften auch nach Wiederaufnahme des Betriebes die Aufträge fehlen werden. Höchst eigenartig gestalten sich die Verhältnisse der Arbeiter- schaft... die Werkleute an den Eisenschiffen können(heute) mit wenigen Ausnahmen auch in anderen Branchen der Metall- Industrie Beschäftigung finden. Dies gilt in erster Linie für die Maschinenbauer und Kesselschmiede, aber auch für die Ge- samtheit der Schmiede und Schlosser, der Nieter und der zahl- reichen Hilfsindustrien. Hier findet schon in guten Zeiten ein fortgesetztes Hin- und Herströmen der Leute statt, dergestalt, daß bei gutem Geschäftsgange in den übrigen Zweigen, in der Schiffsbauindustrie zuerst Arbeitermangel eintritt. Aus diesem Grunde ist anzunehmen, daß eine Anzahl der ausgesperrten Werkleute längst wieder anderweitig Beschäftigung gefunden hat." Also ganz so wohl, wie man es in Unternehmerblättern so gern hinstellt, fühlen sich gerade in diesem Kampfe die Unter- nehmer nicht. Allmählich sind so ziemlich alle Betriebe in Hamburg , die irgend wie mit dem Schiffbau und der Schiffsreparatur in Vev- bindung stehen, vom Streik der Hamburger Werftarbeiter in Mit- leidenschaft gezogen worden. Die Parole der Arbeiter, Ver- Weigerung jeglicher Streikarbeit, ist strikte befolgt worden. Alle Täuschungsversuche mißlingen. Busland. Schuhmach erstreik in Warschau . Vor einigen Tagen brach in Warschau unter den Schuh- machern, die für die zentralen Gouvernements arbeiten, ein Riesenstreik aus. 19 999 Arbeiter traten am Morgen des 19. August zu gleicher Zeit in den Ausstand, indem sie eine Reihe gleichlautender ökonomischer Forderungen aufstellten. Kein Generalstreik. Bilbao , 28. August. (W. T. B.) In einer Delegiertenver- sammlung des Arbeiterverbandes, der auch Delegierte aus Madrid beiwohnten, wurde mit 17 gegen 13 Stimmen beschlossen, den Generalstreik nicht zu proklamieren._ Letzte JVadmcbtcn und DepcFcben. Wieder eine Kaiserrede. Am Monsagabend bat Wilhelm II. bei einem Diner in Ma- rienburg seine Königsberger Rede unterstrichen. Nach einigen einleitenden Sätzen führte Wilhelm II. folgendes aus: Eines Punktes hat der Vorredner keine Erwähnung getan, und den möchte Ich nachholen: Daß Ich Mich ganz besonders stolz und glücklich fühle, daß Ich auch als Gutsbesitzer unter Ihnen residiere und mit Ihnen alle Freuden und alle Sorgen des Landwirtes mit- empfinden kann(lebhafter Beifall!) und so in der Lage bin, mich über die Gedanken und Gefühle Meiner Nachbarn zu orientieren... Sie sind hier versammelt in der alten Marienburg . Dieses ge- waltige Bauwerk, ein äußeres Zeichen der Macht und Fülle, dig in dem Deutschen Orden sich ausdrückte, die große Quelle, von der aus die deutsche Kultur über die Ostlande sich ergoß. Fürwahr, eine staunenswerte Arbeit unter unendlichen Schwierigkeiten. Das lehrt uns die Marienburg und der Deutsche Orden, der un- serem Königreich das ragende Panier mit dem Schwarzen Adler auf silbernem Felde gab! Durch feierliches Gelöbnis waren sich die Ordensbrüder zugetan und stellten ihr Werk unter die Obmacht eines Höheren. Durch diese einheitliche Geschlossenheit hat der Orden diese unerhörte Leistung zuwegegebracht. Das soll für uns ein Vorbild sein! Das Kreuz auf seinem Gewände bedeutet die Unterordnung unter des Himmels Willen. Es bedeutet, daß Deutschtum und Christentum untrennbar von einander sind. Was sollen wir daraus lernen? Daß dies eine Illustration für das Wort ist, was Ich neulich in Königsberg gesprochen habe: So wie j Mein seliger Großvater und wie Ich uns unter der höchsten Ob- Hut und dem höchsten Auftrage unseres Herrn und Gottes arbei- tend dargestellt haben, so nehme Ich das von einem jeden ehr- lichen Christen an, wer es auch sei. Wer in dieser Gesinnung arbeitet, dem wird es aber klar, daß das Kreuz auch verpflichtet! Wir sollen in brüderlicher Liebe zu- sammenhalten, die Konfessionen und die Stämme. Wir sollen einem jeden Stamme seine Eigenheit und Eigenart lassen. Es sollen die Stämme und die Berufsgenossenschaften die Hände in- einanderschlagen zu gemeinsamer Arbeit, zur Erfüllung der staat - lichen Notwendigkeiten. Der Landwirt schlage in die Hand des Kaufmanns ein, dieser in die Hand des Industriellen. Der Zuge- hörige einer Partei ergreife die Hand des Andersgesinnten, wenn es darauf ankommt, Großes für unser Vaterland zu leisten; und eine Konfession trage die andere mit Liebe. Dann werden wir dem Vorbild der großen deutschen Männer, die hier einst gestanden und gearbeitet haben, nachkommen. Dann werden wir die Schwierig- leiten, die sich uns entgegentürmen und wo werden sich die nicht finden überwinden. Leben heißt arbeiten, arbeiten heißt kämpfen, kämpfen heißt Schwierigkeiten überwinden, und die wer- den mit gegenseitiger Achtung und mit gegenseitiger Hilfe über- wunden, wenn man sie als von oben uns in den Weg gelegte Prüf- steine ansieht. Daß Ich hier von Ihnen verstanden werde, das ver» bürgt Mir die Gesinnung der Provinz, und von ihr hoffe Ich, daß Mir ihre Mitarbeit zuteil wird. Das Gelöbnis nehme Ich von Ihnen mit, genau in demselben Wortlaut, wie einst das alte Leib- Grenadier-Regiment, als es in die Freiheitskriege ausrückte:Das soll ein Wort sein!" Die Provinz Westpreußen hurra, hurra, hurra! Siegreiche Wahlen. Bochum , 29. August. (Privattelegramm des ,,V o r w ä r t s".) Nach den bis 19 Uhr abends eingelaufenen Resultaten bedeutet der Ausfall der Sicherheitsmännerwahlen einen über alle Maßen günstigen Sieg für den Bergarbeiter- verband. Von den vom Deutschen Bergarbeiter- verband aufgestellten Kandidaten waren bis 19 Uhr ge- wählt 433, vom chri st lichen Gewerkverein 83» Polen 18, Hirsch-Dunckersche 3 und von den K a n- didaten der Zechen K. Ein Ort, aus dem ein für den Bergarbeiterverband günstiges Resultat noch zu erwarten ist, steht noch aus. Die Stimmung unter den Bergarbeitern ist eine begeisterte._ s Um der Liebe des Volkes zu entgehen. Friedberg , 29. August. Wenn man sich das Bild außerhalb der Burg am Eingange des südlichen Burgtores betrachtet, so glaubt man sich in die Zeiten des Mittelalters zurückversetzt. Vor und hinter dem Tor. hinter dem Schlagbaum wandern unaufhör- lich Soldaten und Polizeibeamte in Zivil auf und ab. Vor dem Toreingange steht ein Doppelposten, dem gleichfalls P-lizeibeamte in Zivil zugeteilt sind. Auch in der Burg und im Schlosse weist alles darauf hin, daß man für die Ankunft des Zaren vorbereitet ist. Sämtliche Wachtlokale sind besetzt worden und die Wachen sind aufgezogen. Zugleich ist im Vorbau eine große Anzahl Kriminal- beamte stationiert. Bezüglich des Eintrittes in das Schloß selbst haben die Posten die Weisung bekommen, niemand durchzulassen, der nicht eine besondere vom Hofmarschallamt schriftlich ausgestellte Erlaubnis dazu hat. Der Posten darf nicht einmal einen Offizier seiner eigenen Truppe durchlassen, der nicht im Besitze eines solchen Ausweises ist. Wie verlautet, ist auch die Waschküche des Schlosses vollständig renoviert worden, damit allen Anforderungen entsprochen werden kann. Die Leibhosenwäscherin Nikolaus II. soll bereits ein- getroffen sein. Explodiertes Geschoß. Hammelburg i. d. Rhön , 29. August. (B. H. ) Auf dem Truppenübungsplatze Hammelburg fanden Soldaten des 17. Infanterieregiments einen Zünder. Sie beschäftigten sich damit so lange, bis er krepierte. Bier Mann wurden schwer der- letzt, zweien von ihnen wurde je ein Arm abgerissen. Ein neuer Welthöhenrekord. Havre » 29. August. (W. T. B.) Der Flieger Moräne hat heute mit seinem Eindecker eine Höhe von 2199 Meter erreicht und damit den Welthöhenrekord des Schotten Drexel geschlagen, Ausdehnung des Streiks in Bilbao . Bilbao , 29. August. (W. T. B.) Die Deckarbeiter und Fuhr- leute haben sich mit den ausständigen Minenarbeitern solidarisch erklärt und ebenfalls die Arbeit niedergelegt. Die Arbeit auf dem Kai ist infolgedessen vollständig lahmgelegt. Blutige Wahlen. Lissaboa, 29. August. (W. T. B.) Im Bezirk C a st e l l o branco haben sich Wahlzwischenfälle ereignet. Ein Wahlagent wurde auf der Rückkehr vom Dorfe Paul mit Revolverschüffe« angegriffen, dabei soll es Tote gegeben haben. «. Glocke. Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr. u. Veilagsanftalt Paul Singer Sc Co., Berlin SW, Hierzu 4 Beilage««. UntrehaltungSbk.