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Ar. 202. 27. Zahrgimz. 4. Icilagt Ks Jjwitfs" Sftlintt öolliolilutl. Dienstag, 30. Avgnjt 1910. Partei- 5Zngelegenkeiten. Achtung! Auf die heute abeub 8 Uhr stattfindenden 33 Volksversammlungen »vetsen wir noch besonders hin und erwarten regen Besuch. Im vierte» Berliner Wahlkreise findet außer den am Sonntag angezeigten Versammlungen noch eine weitere Veranstaltung in den Prachtsälen des Ostens, Frankfurter Allee 151/152, statt._ Schöneberg . Die Wahlvereinsversammlung fällt diesen Monat auS; die Mitglieder werden ersucht, für die heutige VolkSversamm« lung rege zu agitieren. Der Borstand. Wilmersdorf-Halensee. Die Parteigenossen und-Genossinnen werden ersucht, für einen zahlreichen Besuch der heute abend 8>/, Uhr im Gesellschaftshause, Wilhelmsaue 112 stattfindenden Protest- Versammlung gegen die F l e i s ch t e u e r u n g zu sorgen. Bor allem werden die Hausfrauen auf die Bedeutung dieser Bersamm- lung hingewiesen. Die Wahlvereinsversammlung fällt auS. Lichtenberg. Heute abend 8'/, Uhr findet im Lokal»Schwarzer Adler", Frankfurter Chaufie« 6/8 eine große Volksversammlung statt. Der äußerst wichtigen Tagesordnung wegen werden die Partet> «enofien aufgefordert, für den Besuch der Versammlung eine rege tropaganda zu betreiben. Adlershof . Den Genossinnen und Genofien zur Kenntnisnahme, daß wir uns an der Protestversammlung in Köpenick beteiligen. Treffpunkt pünktlich?>/, Uhr an der Waldecke bei Wöllstein . Sorgt für Mafienbeteiligung. Der Vorstand. Schmargendorf . Die Mtgliederversammlung des hiesigen Wahl­vereins fällt am heutigen Dienstag wegen der stattfindenden Protestversammlung aus. Stralau. Heute Dienstag, den 30. August, abends 8'/, Uhr findet in den Markgrafen-Sälen, Markgrafendamm 84,«ine große Volksversammlung statt. Die Genofien werden ersucht, rege für den Besuch dieser Versammlung zu agineren. Die Bezirksleitung. Rieder-Schönhausea-Nordend. Heute Dienstag, den 80. August, abends Sllt Uhr, findet im.Lindengarten", Lindenstraße 43, die Mit- gliedervevsanimlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1. Vor- trag des Arbeitersekretär» Genossen Fretter über: ,D a S Familtenrecht'. 2. Bericht von der Generalversammlung von Groß-Berli». 8. Vereinsangelegenheiten. 4. Verschiedene». Die Bezirksleitung. HennZdorf. Mittwoch, den 81. August, abends 8>/, Uhr findet im.ForsthauS', Auguste-Vittoria-Sttaße eine Versammlung de» Wahlvereins statt. Genosse Zimmermann-KarlShorst spricht über: Ferdinand Freiligrath . FriedrichShagcn. Morgen Mittwoch, den 81. August et.. abend» 8»/, Uhr, findet bei Witwe Lerche, Friedrichstr. 112, unsere Mitgliederversammlung statt. Tagesordnung: 1. Vortrag des Ge­nofien Dr. Alfred Bernstein über:»Di« öffentliche Ge- sundhettspflege'. 2. Diskussion. 8. Vereinsangelegenheiten und Verschiedenes. Die Versammlung wird pünktlich eröffnet. ________ Die Bezirksleitung. Bertiner JVaAriebten» Choleraerkrankungen in Spandaa. In Spandau herrschte am Sonntag eine große Errvgung durch die Nachricht, daß im Laufe des Sonnabends und Sonntags mehrere Personen an der Cholera erkrankt und eine der von der schrecklichen Krankheit befallenen Personen gestorben sei. Tat sächlich wurde" am Sonntag mittag der HilfSrevisor Sarnow au» der Weißenburgerstraße 18» unter cholercwerdächtigen Erschei. Itungen in das Spandauer Krankenhaus eingeliefert, nachdem am Freitag nachmittag seine Ehefrau Anna Sarnow an einer der Cholera gleichenden KrurtTheit verstorben war. Am Donnerstag mittag begab sich Frau Sarnow in die Spandauer Munitionsfabrik, um ihrem dort beschäftigten Mann da» Mittag- essen zu überbringen. Auf dem Rückwege bekam die Frau Schwindelan fälle und Erbrechen und wurde von einer so großen Müdigkeit befallen, daß sie eine ihr bekannte Frau aufsuchte, um sich von dem Unwohlsein zu erholen. Da sich jedoch der Zustand der Frau S. im Verlauf einer Stunde nicht besserte, begab sich die Erkrankte auf den Heimweg und langte vollständig erschöpft in ihrer Wohnung an.-Ein hinzugerufener Arzt stellte Fleisch. Vergiftung fest. Am Freitag mittag starb Frau S. unter cholera - verdächtigen Erscheinungen und der behandelnde Arzt verständigte sofort den stellvertretenden Kreisarzt Dr. Aust, sowie die Polizei und Staatsanwaltschaft. Diese ließ die Leiche mit Beschlag belogen und nach einer am Sonnabend stattgefundenen Obduktion wurden einzelne Leichenteile an das bakteriologische Institut in Berlin zur Unter suchung gesandt. Am Sonntag morgen erkrankte nun der Ehe- mann unter denselben Erscheinungen, die cholera asiatica hervor. zurufen pflegt, und auf Anordnung der Lerzte wurde sowohl er, wie sein erwachsener Sohn und drei Töchter in-die Isolier baracke de» Spandauer Krankenhauses eingeliefert. Zwei im Hause wohnende Familien Strung und Mügge. insgesamt neun Personen, Frau Lewandowski und zwei Krankenschwestern, die Frau Sarnow gepflegt hatten, wurden in Isolierbaracken unter Quarantäne gestellt. Da» Haus Weißenburgerstraße löa wurde bis zur Desinfektion polizeilich gesperrt. Am Sonntag mittag erschien in Spandau eine Kommission, bestehend auS dem Ge. Heimen Medizinalrat Abel vom Kultusministerium, dem Ab- teilungSvorstcher deS bakteriologischen Institutes Professor Lenh und dem Geheimen Medizinalrat Dr. Roth, und trafen sofort die nötigen Borbeugungsmaßregeln. Gegen 8 Uhr abends wurde daS Haus Weißenburgerstraße 16a nach erfolgter Desinfektion wieder freigegeben, doch blieben die Wohnungen der Familien Strung und Mügge noch bis auf Weiteres gesperrt. Der erkrankte S. hak' die Nacht verhältnismäßig gut verbracht. Einer weiteren Meldung zufolge hat die bakteriologische Unter. suchung im Berliner Institut für Infektionskrankheiten ergeben, daß bei der verstorbenen Frau Sarnow wie bei ihrem Manne asiatische Cholera borliegt. Der Ansteckungsherd konnte noch nicht festgestellt werden. Es werden umfassende Nach. forschungen in dieser Hinsicht angestellt; auch sind bereit? gestern alle Vorkehrungen getroffen worden, um weiteren Ansteckungen vorzubeugen. Der Abteilungsvorsteher der bakteriologischen Abteilung im Institut für Infektionskrankheiten Professor Dr. Lentz bestätigt, daß es sich sowohl bei der verstorbenen Frau Sarnow wie auch bei dem erkrankten Ehemann um ettolera aiiatica handelt. DaS Befinden des erkrankten und in der Isolierbaracke deS Spandauer Krankenhauses untergebrachten Ehemannes Sarnoi« ist ziemlich unverändert; er schwebt noch immer in Lebensgefahr. Ein dritter Fall betrifft den DeSinfekteur Nau- mann auS Spandau . Er hatte die Desinfektion der dem Ehe- paar Sarnow gehörigen Sachen vorgenommen, die in die Cholera- baracken des Spandauer KrcmkmchauseS eingeliefert wurden. Nau- Mann erkrankte gestern früh unter choleraverdächtigen Erscheinungen und wurde sofort in den Isolierbaracken interniert. Sein Zustand gibt zu Besorgnissen Anlaß. ** Nach vorstehenden Meldungen haben Arzt, Polizei und Staats- anwaltschaft bald nach dem Tode der Frau die Ueberzeugung ge- habt, daß dieselbe an Cholera verstorben ist. Dafür spricht auch, daß bei der am Sonnabend stattgefundenen Beerdigung bereits die größten Vorsichtsmaßregeln getroffen wurden. Da die Frau in ihrer Wohnung, nicht, wie mehrfach berichtet wird, im Krankenhause verstorben ist, wäre es doch dringend nötig ge- Wesen, daß man auch die Wokmung der Sarnowschen Eheleute sofort bis nach völliger Desinfektion verschlossen hätte. Dem war leider nicht so. Wie uns von Bewohnern des Hauses mitgeteilt wird, sind die Kinder der Verstorbenen vom Friedhof aus wieder in die Wohnung zurückgekehrt. Und da laut anderer Darstellung die Desinfektion der Wohnung erst später erfolgt ist, so hätte die Krankheit noch auf weitere Kreise übertragen weiden können. » Die Ehokera i« Berli » t Nachdem in Spandau tödliche Cholerafälle vorgekommen sind, müssen wir nun auch über einen choleraverdäch- t i g e n Fall aus Berlin berichten. Im Norden der Stadt, in der Oderbergerstraße 47, ist gestern der Haus- diener Otto Vogt unter choleraverdächtigen Erscheinun­gen gestorben. Ueber den Fall, der noch sehr der Unter- suchung bedarf, wird uns folgendes berichtet: In dem Hause Oderbergerstraße 47 wohnt der Haus­diener Otto Vogt, der in einem Wäschegeschäft Unter den Linden beschäftigt war, mit seiner aus zwei Kindern im Alter von ein und zwei Jahren, der Frau und einer unverheirateten Schwester bestehenden Familie. JnderNachtzumMon- tag erkrankte V. ganz plötzlich, und morgens in der s i e'b e n- ten Stunde war er bereits tot. Man rief nun einen Arzt herbei, doch vermochte dieser die Todesursache nicht mit Bestimmtheit festzustellen. Erst abend« gegen sechs Uhr tauchte der Verdacht aus, daß hier Cholera vorliegen könne. Es wurde nun dieLeichesofortvon derPolizei be- s ch l a g n a h m t und unter den nöttgen Vorsichtsmaßregeln nach dem Schauhause gebracht. Die Angehörigen des V. wurden m zwei Krankenwagen des Verbandes für erste Hilfe nach den Isolierbaracken des Virchow-Krankenhauses übergeführt. Eine Erkrankung konnte bei ihnen aber glücklicherweise noch nicht festgestellt werden. Die vier Personen stehen unter strengster Quarantäne. Auf Veranlassung der Polizei wurde die Wohnung der V.sck>en Ehepaares eiw gehend desinfiziert und im übrigen alles nur er dcnkliche veranlaßt, um einer etwaigen Weiterverbreitung der gefährlichen Krankheit vorzubeugen. Ob es sich bei V. tatsächlich um die asiatische Cholera handelt, wird erst die weitere Untersuchung ergeben. Man muß abwarten, wie die Untersuchung der Exkrements und der Leichenteile ausfällt. Mit dem Ausbau der Berliner Wasserwerke beschäftigte sich der Magistrat in seiner letzten Sitzung E» wird hierül'er aus dem Nachrichtcnamt geschrieben: Während der ungeiiwhnlich heißen Witterung trn Juni a. e. haben die städtischen Wasserwerke eine so unerwartete Verbrauchs- zunähme erfahren, daß sie nur mit äußerster Anstrengung und unter Zuhilfenahme aller Reserven imstande waren, dem gesteigerten Wasserbedarf gerecht zu werden. Die bisherige größte LerbrauchSziffer hatte der 1. Juli 1806 mit 277 000 Kubikmeter aufzuweisen. In diesem Jahre ist der Ver. brauch am II. Juni,(wie der 1. Juli 1806 ein Sonnabend, an welchem der Wasserverbrauch erfahrungsgemäß am größten ist) auf 288 000 Kubikmeter gestiegen. Diese Wassermcnge stellt nach der diesjährigen Erfahrung die Grenze der Leistungsfähigkeit der derzeitigen Anlagen dar. Die Deputation für die städtischen Wasserwerke ist daher mit entsprechenden Vorschlägen an den Magistrat herangetreten, die einem etwaigen Wassermangel vorbeugen sollen. Daß dies erst jetzt geschieht, hat darin seinen Grund, daß das Grundwasserwerk Müggelsee bei Ausstellung des Bauprogramms im Jahre 1806 erst fertig geworden war und noch keine Erfahrungen darüber vorlagen, was es auf die Dauer leisten würde. Jetzt ist diese Frage geklärt und CS köimcn demnach bestimmte Vorschlage gemacht werden. Um schnell die nöttgen Wassecmengen zu beschaffen, kann eS sich nur darum handeln, die Leistungen der vorhandenen Werke zu erhöhen. Bei den Wasserwerken in Tegel läßt sich nichts weiter als die beschleunigte Erschließung der Brunnengalerie bei Saatwinkel, welch« auf Grund des Gemeindebeschlusses vom 3. Februar 1810 be. reits im Frühjahr in Angriss genommen ist, durchführeit. Diese Anlage bildet bereits einen Teil deS Heiligenseeer Projektes; sie wird nach Fertigstellung die Leistungen der vorhandenen Tegeler Brunnenamagen beträchtlich erhöhen. Zur vollen Ausnutzung dieser Brunnengalerie ist der Anschluß derselben an diH Schöpfmaschinen Abteilung A in Tegel nach Her- stellung entsprechender neuer Maschinen notwendig. Außerdem muß, um das Werk leistungsfähig zu erhalten, ein schleuniger Ersatz der alten Schöpfmaschinen der Abteilung A und gleichzeitig die Ein- schaltung eines Sammelbrunnens in die Saugleitung dieser Ab- teilung erfolgen. Diese Ausführungen erfordern einen Kostenauf» wand von 7-20 000 M. Die in Aussicht genommenen Aenderungen passen vollständig in den Rahinen dei mit dem Bau deS Heiligen­seeer Wasserwerkes m Aussicht genommenen UmbauS deS Tegeler Werkes in ein sogenanntes Stadtwasserwerk. Bei dem Müggelseewerk kommt zunächst die Vermehrung der Brunnen in Frage. Diese ist möglich durch eine Verlängerung der an der Chaussee FriedrichShagcn Erkner gelegenen Galerie und durch Anlage von Brunnen auf dem Ufcrgelände. Diese Arbeiten sind aber außerordentlich zeitraubend und können bis zum nächsten Sommer nicht fertig gestellt werden. Außerdem würde ihr Ertrag nicht so groß sein, daß man auf weiter« Wasserquellen verzichten könnte. Als einziges Mittel, schnell und nachhaltig den ersvroer- lichen Mehrbedarf an Wasser zu erhalten, muß die Erweiterung der noch bestehenden Seewafferabteilung bezeichnet werden. Di« Verwendung von Secwasser ist, wie bekannt, bei dem Müggelwerk bisher noch in beschranktem Umfang beibehalten, weil die vorhandenen Gnmdroasseranlagen allein nicht imstano« sind, den Gesamtbedarf zu decken. Die jeweiligen Grundwassermengen sind stände ausbleiben; die Grundwassergalerien sind dann im wesent lichen auf die unterirdische Infiltration von Seewasser angewiesen und bleiben infolgedessen in ihren Leistungen zurück. Die Erkenntnis dieser Tatsachen zwingt dazu auf die dauernde Erhaltung einer genügenden Seewasserreserve Bedacht zu nehmen. In Grundwasseraufschlüssen kann man eine solche Reserve in er- reichbaver Nähe bei Berlin nicht gewinne» In neuerer Zeit hat sich auch bei den Hygienikern immer mehr die Ueberzeugung Bahn gebrechen, daß die Bedenken, welche gegen die Verwendung von Oberflächenwasscr geltend gemacht worden sind und seinerzeit zu dem Verlangen der Umwandlung der städtischen Anlagen in Grundivasserwerke geführt haben, nicht in dem Maße zutreffen, wie das früher wohl angenommen wurde. Es wird viel- mehr jetzt von zuständiger hygienischer Seite anerkannt, daß ein aus einem geeigneten Fluß oder See gewonnenes Oberflächenwasser durch eine sorgfältige Sandfiltration so gereinigt werden kann, daß man es in hygienischer Beziehung als einwandfrei bezeichnen kann. Durch die Seewasserverwendung soll natürlich nicht die Erbau» ung der neuen Grundwasserwcrke eingeschränkt werden. Die Vor- teile der Grundwasserversorgung sind so erheblich, daß die geplanten neuen Werke Wuhlheide und Hciligensoe in vollem Umfange zur Ausführung kommen müssen. Das Seewasser soll einerseits über einen etwaigen Mangel an Wasser während des Baues der neuen Werke hinweghelfen und außerdem eine dauernde Reserve bilden für die Zeiten hohen Ver- brauch» in den heißen Sommermonaten und Lei etwaigem teilweisen Versagen der Grundwasseranlage. Es kommt immer nur als Zu» satz zum Grundwasser und für gewöhnlich in so geriu�m Prozent- sah zur Verwendung, daß eS sich in der Temperatur des Wassers nicht bemerkbar macht. Außer der Vergrößerung der Schöpfanlagen ist auch eine Er- Weiterung der Förderanlagen, welche das Reinwasser vom Werk Müggelsee nach dem Zwischenwerk Lichtenberg schaffen, erforderlich. Hierzu tritt als größte und wichtigste Ausfuhrung die Her- stellung eines dritten Druckrohrstranges zur Förderung des Wassers von den Filtern im Müggelsee auf die Rcinwasserbehältcr deS Werkes Lichtenberg , da die beiden vorhangenen Rohre nur für die Höchstleistung von 178 000 Kubikmeter berechnet waren und durch Inkrustieren inzwischen sich bereits verengt haben; auch würde ein Rohrbruch die gleichmäßige Wasserversorgung der Stadt gefährden. Diese Arbeiten erfordern einen Kostenaufwand von 8 6 6 0 0 00 Mark. Mit den Arbeiten auf dem Werke Müggelsee und der dritten Druckrohrstrecke von dort nach Lichtenberg hängt auch eine Erweite» rung deS Werkes Lichtenberg zusammen. Dort ist u. a. ein weiterer Reinwasserbehälter und der Anschluß an die Eisenbahn erforderlich. Die Kosten hierfür belaufen sich auf rund 1 160 000 Mark. Der Magistrot beschloß entsprechend den Vorschlägen der Dcpu- tatton für die städtischen Wasserwerke eine Vorlage an die Stadt- verordneten-Versammlung zu machen, in welch« die Mittel zu diesen Erweiterungsbauten der städtischen Wasserwerke gefordert wenden. Die Frage, ob Grundwasser- oder Oberflächenwasserversorgung dürfte in der Stadtverordnetenversammlung noch zu lekchaften Er- örterungen führen._ Seinen Verletzungen erlegen ist gestern früh der von dem Fahnenjunker v. Viebahn in der Jungfernheide angeschossene Arbeiter Otto S ch m i« d i ck e, wohnhast Kameruner Str. 66, im Rudolf« Bir'chow-Krankenhause. Eine Vernehmung hat nicht stattfinden könne». Schmiedicke hinterläßt eine Witwe und zwei Kinder. Die Straße dient nicht dem verkehr, wie der Polizeipräfident v. Jagow au» Anlaß der am 1. September d. I., vormittag? 8 Uhr, auf dem Tempelhofer Felde stattfindenden Parade in Erinnerung bringt. Die Tempelhofer Chaussee wird von etwa 8 Uhr bis zur Beendigung der Parade für jeden Verkehr gesperrt. Die Belle- Alliancestraße und die Lichte rfelder Straße dürfen von Lastwagen während der Zeit vom Ausrücken der Truppen bis nach deren Ein- marsch in die Stadt nicht befahren werden. Nur den mit Passagier- scheinen versehenen Personenwagen ist das Befahren der Belle, Alliancestraße bis zum Steuerhaus gestattet. Alle übrigen Personenwagen haben bei dtt Kreuzbergstraße in die Lichterfelder Straße einzubiegen und durch diese auf daS Tempelhofer Feld westlich der Chaussee zu fahren. Der Betrieb der Straßenbahn- linien wird auf der Tempelhofer Chaussee und den aus Berlin nach dem Tempelhofer Felde führenden Straßen mit dem Beginn des Ausmarsches der Truppen(etwa von 7 Uhr ab) bis zur Auf- Hebung der Absperrung abgelenkt, eingeschränkt oder ganz ein» gestellt. Der Betrieb der OmnibuSlinien wird erst mit dem Be- ginn de» Einmarsches der Truppen eingeschränkt oder abgelehnt. Ei» vootSunfall, der glücklicherweise ohne schlimmen Folgen blieb, ereignete sich am Sonntagnachmittag kurz nach 6 Uhr auf dem Langen See. In der Gegend der Insel, am Karolinenhof, fuhr ein Segelboot neben einem Schleppdampfer her, als plötzlich aus dem Boot ein Mann ins Wasser fiel. Glücklicherweise vermochte dieser sich einige Zeit über Wasser zu halten. Trotz der gellenden Hilferufe des mit dem nassen Element Ringenden war es den zahl- reich in der Nähe befindlichen Segelbooten nicht möglich, schnell an den Verunglückten heranzukommen. Dieser wurde schließlich vo» einem herbeieilenden Ruderboot den Welle» entrissen. Der Rcmbanfall auf dem Bahnhof Großgörscheustraß«. Trotz aller Bemühungen ist eS noch nicht gelungen, den Mann, der den Raubanfall auf dem Bahnhof Großgörschenstraße verübte, z» er- mittel». Einige Personen find bereits verhaftet worden, aber es erscheint fraglich, ob sie als Täter in Frage kommen können. Mehr Anhalt scheinen zwei Spuren zu bieten, deren eine nach den vor- orten Berlins , die andere nach Moabit führt. Beide werden eifrig verfolgt. Nach den bisherigen Ermittelungen kommen zwei Täter in Betracht. Beide find etwa 1,70 Meter groß und haben blondes Haar. Der eine hat eine etwas gebückte Haltung. Eine Revolverschießerei spielte sich am Sonntagvormtttag um 10 Uhr an der Ecke der Wald- und Turmstraße ab. Dort gab der 23 jährige Kontrolleur einer Wach- und Schliehgesellschast, Willi Knochen auS der Turmstraße 63, mehrere Schüsse ab. K. war in angetruulenem Zustande bereits in einer Destillation mit einem anderen Gaste in Streit geraten. Dieser Streit setzte sich bis auf die Sttaße fort. A» der Ecke der Turm- und Waldstraße schoß er schließlich au« seinem Revolver aus da» inzwischen angesammelte Publikum, verletzte dabei einen vorübergehenden Mann leicht am linken Bein und traf sich selbst in die rechte Seit«. Knochen erhielt von dem Publikum für sein gefährliches Verhalten eine Tracht Prügel und wurde blutüberströmt nach dem Moabiter Krankenhause gebracht. Ein Kampf zwischen Einbrechern und Angestellten der Berliner Wach» und Schließgesellschaft spielte sich gestern nacht in dem Hause Seydel» straße 29 ab. Als der Wächter gegen 2 Uhr nachts auf fernem Rundgang an der Kontortür der Federnfabrik Schultze, Sehdelstr. 29, vorüberkam, hörte er innen ein verdächtiges Geräusch. Der Beamte öffnet« die Entreetür und näherte stch leise dem Kassenraum, au» dem ein matter Lichtschein in den dunklen Korridor drang. Da die Tür zu der Kasse nur angelehnt war, sah der Wächter zwei Ein- brecher, die gerade im Begriff waren, einen großen eisernen Tresor mit Hilfe eines Sauerstoffgebläses.aufzuknacken'. Der Wächter gab daraufhin ein Notsignal.ab, um seinen in dem Hause an- wesenden Kollegen herbeizurufen. Sobald die beiden Verbrecher jedoch den Pfiff gebört hatten, zogen sie Revolver hervor und löschten ihre Lampen au», um in der Dunkelheit unbemerkt entkommen zu können. Der Beamte hatte jedoch seine elektrische Laterne entzündet und versuchte die beiden Burschen mit vor- gehaltenem Revolver zum Stehen zu bringen. Während nun der eine Dieb sich stellte, als ob er sich dem Wächter ergeben wolle, führte der zweite mit einer eisernen Brechstange«inen Schlag gegen den Wächter, so daß dieser zurücktaumelte und die Schußwaffe fallen ließ. In diesem Augenblick kam jedoch der zweite Wächter hinzu und machte den Einbrecher durch einen Säbelhieb unschädlich.