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tief) gewesen wäre und ferner, weil man daS Entstehen einer Miß'- stimmung unter den Veteranen verhüten wollte, die entstanden wäre, wenn nur ein Teil der Veteranen etwas bekommen hätte. Einfach köstlich! Tamit bei den Veteranen keine Mißstimmung entsteht, kriegt keiner was! Und diese peinlich ängstliche Wahrung dcS Etatsrechtes des Reichstags! Demgegenüber muß doch ein- mal festgestellt werden, daß es den bürgerlichen Parteien keines- Wegs e r n st i st mit der Veterancnsürsorgc, sonst hätten sie den Gehalt des Reichskanzlers nicht eher bewilligen dürfen, ehe nicht diese Frage zufriedenstellend erledigt worden wäre. So aber be­schließt man die Unterstützung der Veteranen am Ende' der Ta- gung des Reichstags, in der stillen Hoffnung, daß die Regierung 'den Beschluß schon im Papierkorb unterbringen werde. Die Bauernparade von Tuntenhausen  . Der Bayerisch  -patriotische Bauernverein, dem zurzeit 7000 Zentrumsbauern angehören, hielt am Sonntag seine diesjährige Generalversammlung, wie üblich in dem obcrbayerischen Wallfahrtsorte Tüntenhausen, dembayerischen Delphi", wie es einmal genannt worden ist. ab. Im Gegensatz zu den früheren Tuntcnhausener Paraden, bei denen die Führer des bayerischen Zentrums große programmatische Reden vom Stapel ließen, hatte die regierende Partei diesmal gar nur ihre dritte Rcdnergarnitur vorgeschickt, und wenn der altePapa Dalle r", der langjährige Vorsitzende des Vereins, zu Beginn den Pressevertretern zurief: Heunt plagt's Enk umasunst. Heunt is nix los!", so gab der Verlauf der Versammlung ihm durchaus recht. Der erste Redner, Landtagsabgeordneter G i e h r l, suchte die Bauern mit dem Hansa- bund graulig zu machen und meinte, wenn dieser mit seinen reichen Mitteln bei den nächsten Reichstagswahlen eine Mehrheit zu- sammenbekomme, die nicht banernfreuirdlich sei, dann würden die Schutzzölle heruntergehen und dann verliere der Bauernstand in Bayern   allein 70 80 Millionen. Daß der Kaiser in Königs- berg sein Gottesgnaden tum betont habe, sei hocherfreulich; er habe damit offen ausgesprochen, daß über dem höchsten irdischen Herrn ein göttlicher sitzt, von dem alle Macht kommt. Er wisse aber nicht, obes im Interesse des monarchischen Prtn- z i p s gelegen sei, wenn die Allerhöchste P c r s on immer in die öffentliche Debatte gezogen werde und gezogen werden müsse. Dem zweiten Redner, Abg. Steiniger, hatten es besonders die F i l s e r b r i e f e des S i m p l i c i s s i m u s angetan, auf die er ein Diktum Dr. Heims antvandte: es gebe Leute, die meinten, der bayerische   Abgeordnete, und speziell der bäuerliche, seiein Eckstein, an dem jede Sau ihren Hintern wetzen kann." Im übrigen hielt Herr Steiniger die Rede noch einmal, die vor einem Jahre der Abgeordnete Dr. Schädler an derselben Stelle über die Reichsfinanzreform gehalten hatte. Die Regierung gegen die Ortskrankenkassenverbände! Die Tagungen des Zentralverbandes der Ortskrankenkassen sind der Regierung schon lange unbequem. Durch die scharfe Kritik am Entwurf der Reichsverficherungsordnung wurde man vollends so auf- gebracht, daß Mittel und Wege gesucht werden mußten, um den Kritikern den Mund zu stopfen. Jetzt glaubt man endlich gefunden zu haben, wie den Krankenkassen das Reden verboten werden kann. In Mühlhausen  (Thüringen  ) sind mehrere Teilnehmer des vorjährigen Berbandstages von der Aufsichtsbehörde aufgefordert worden, die erhaltenen Delgiertenkosten an die Kassen zurückzuzahlen. Als Grund wird angegeben, daß auf dem Verbandstage leine Gegenstände behandelt worden sind, die zu den Aufgaben der Kassen gehören! Aber der Verstoß wird von der Erfurter   Regierung, welche die Verfügung angeordnet hat, gleich noch weiter ausgedehnt. Diese Regierung hat nämlich sämtlichen Kassen in Mühlhausen  , die dem Zentralverband und dem Unterverband Sachsen-Anhalt   angeschlossen sind, fernerhin unter- sagt, Beiträge aus Kassen Mitteln an dlieseVor- bände abzufübren.------ So entledigt sich die preußische Regierung lästiger Kritiker, die an ihrer reaktionären Arbeit etwas auszusetzen haben! Unternehmungslustige Politiker. Die Christlichsozialen haben auf ihrer Bezirks- konferenz für Westfalen   beschlossen, in allen 12 Krei- s e n des Bezirkes eigene Kandidaten für die kommende Reichstagswahl aufzustellen. Diese unternehmungslustige Partei besitzt gegenwärtig im Reichstag   zwei Mandate, die beide auf sehr wackeligen Füßen stehen._ Fürsorge im Reiche des Herrn Kraetke. Die Oberpostdirektion Düsseldorf   hat angeordnet, daß jeder Postbote, der sich verheiraten will, dies vorher seiner vor- gesetzten Postbehörde zu melden hat, die dann in eine Prüfung dar- über eintreten wird, ob der Postbote in der Lage ist, eine Familie ernähren zu können. Auf den Gedanken, die Postboten so zu be- zahlen, daß sie auf alle Fälle eine Familie unterhalten können, sind die Postgewaltigen offenbar noch nicht gekommen. Jedenfalls steht nun aber fest, daß die Postverwaltung selbst die Bezahlung der Post- boten für unzureichend hält._ DerWahre Jacob" beschlagnahmt. Die B o ch u m e r Polizei hat die Nr. 17 desWahren Jacob", die den Pfaffen gewidmet war, in den Räumen des Bochumer Volksblattes" beschlagnahmt. Es fielen ihr nur wenige Exemplare in die Hände. Die militärische Bestie. Vor dem Obcrkriegsgericht des fünften Armeekorps in Posen hatte sich dieser Tage der Sergeant OkoniewSki von der 0. Kompagnie des in Wreschen garnisonierenden 46. Infanterie- Regiments wegen Mißhandlung von Untergebenen vor der Be- rufungsinstanz zu verantworten. Der saubere Patron ist im Juli eines Sonntags betrunken nach Hause gekommen, dabei in eine Mannschaftsstube getreten und hat hier, wo schon alles schlief. Streichhölzer begehrt. Ein Musketier reichte ihm dienstbeflissen Streichhölzer und erhielt zum Dank dafür sechs Ohrfeigen und einen Stoß vor die Brust. Einem anderen Soldaten befahl der Herr Stellvertreter, aus dem Bett zu steigen und versetzte diesem gleichfalls mehrere derbe Ohrfeigen, so daß dem Manne das Blut aus Nase, Mund und Ohren schoß. Hierauf riß er einen dritten Soldaten so lange am Ohr, bis dieses einriß. Darauf entfernte er sich. Die Ge- quälten schlössen nun die Tür ab, da OkoniewSki bereits wieder der- suchte, aufs neue einzudringen. Vor Gericht entschuldigte er sich mit Trunkenheit. Vor der erste» Instanz hatte er für seine erzieherischen Taten drei Monate Gefängnis und Degradation erhalten. Das Ober- IriegSgericht änderte das Urteil dahin ab, daß eS die Degra- dation aufhob und es nur bei den drei Monaten b eließ. Die Bestie dient bereits im zehnten Jahre, in zwei Jahren wird er abgehen und dann unter die Bethmannschen Kultur- träger eingereiht werden._ Todesmärsche. Von den Mannschaften des IS. Infanterieregiments, das zurzeit in M ü n ch e n untergebracht ist, erkrankte am Montag auf dem Rückwege von einer längeren Hebung eine größere Zahl von Soldaten infolge der Hitze. Ein Einjährig-Freilvilligcr, der anscheinend noch gesund in die Kaserne zurückkehrte, ist während der Nacht gestorben; zwei Reservisten sind ernstlich erkrankt. Zu den Erkrankungen wird amtlich mitgeteilt, daß etwa 60 Mann, m e i st Reservisten, aus dem Rückmarsch vom Exerzierplatze erkrankt sind. Bei einem großen Teil handelt es sich um Wundlaufcn der Füße, bei den übrigen um Erschöpfung. An hitzschlagähnlichen Erscheinungen ist ein Mann erkrankt. Die Obduktion des in der Nacht an Herzschwäche der« st o r b e n e n Einjährigen, der den Marsch ohne Anzeichen be- sonderer Anstrengung mitgemacht hatte, ergab eine ausgedehnte be- ginnende Lungenentzündung.  _ Zwei Militärgerichtsurteile. In der letzten Sitzung des Oberkriegsgerichts für das 0. Ar- meekorps(Altona  ) gelangten zwei Fälle zur Verhandlung, deren bloße Gegenüberstellung eine Wirkung ausübt, wie sie unsere Militärpsychologen wohl kaum ahnen dürften. Wir berich- teten vor einiger Zeit über die Verurteilung des Sergeanten V o ß vom 8S. Infanterieregiment zu Rendsburg   wegen Mißhandlung eines Untergebenen zu acht Tagen Mittelarrest. Voß hatte nämlich einem revierkranken, am Kopfe verbundenen und vom Feldwebel zum Hühnerhüten beauftragten Soldaten eine heruntergehauen, daß diesem die Mütze vom Kopf flog. Der Gerichtsherr hatte auch herausgefühlt, daß die unter den genannten Umständen begangene Roheit viel zu niedrig geahndet sei. Seiner Berufung wurde stattgegeben und Voß erhielt einen Tag drauf- gelegt! V. muß also ganze neun Tage Mittelarrest verbüßen. Unter dem Gesichtswinkel der gefährdeten Militär- d i s z i p l i n, wie die Formel lautet, wurde die sich als Ungehorsam und Beharrens im Ungehorsam bezeichneteStraftat" des Muske- tiers H. von demselben Regiment behandelt. H. war von der ersten Instanz zu 6 Wochen 1 Tag Gefängnis verurteilt, weil er nach Angabe seines Wachunteroffizicrs nicht sofort Order pariert haben soll. Des Angeklagten Helm war vertauscht worden und der andere Helm drückte ihn. Hierauf machte H. den Unteroffizier einige Male aufmerksam, aber dieser reagierte nicht, er erblickte vielmehr in dem Verhalten des Soldaten eine Gehorsams- Verweigerung. Der Soldat erklärte vor beiden Instanzen, er habe nur eine Meldung über die Beschaffenheit des Helms ge- macht. Das nützt ihm aber nichts, das Urteil hlejht beste h e n, franhmeb. Die Pariser Korruptionsaffäre. Paris  , 80. August. Die Summe, um welche die Stadt durch das unredliche Gebaren von Akzisebeamten geschädigt ist. wird nunmehr auf etwa fünf Millionen Frank geschätzt. Auch gegen einen Großverfrachter, der an dem betrügeri- schen Vorgehen der Akzisebcamten beteiligt ist, ist die st r a s r e ch t liche Untersuchung eingeleitet worden.. Belgien  . Bürgerliche Friedensspiclerei. Brüssel  , 30. August. Die Konferenz der Jnterparla- m c n t a r i s ch e n Union   ist heute vormittag im Sitzungssaal der Deputiertenkammer durch Professor Eickhoff eröffnet worden, auf dessen Vorschlag Staatsminister Beernaert zum Vor- sitzenden der Tagung ernannt wurde. In seiner Eröffnungsrede stellte StaatSminister Beernaert fest, daß die Interparlamentarische Union   sich immer mehr durchsetze, so daß ihr schon offizielle budgetäre Staatsuntcrstützungen(!) zuteil würden. Der Union   gehörten jetzt 3000 Mitglieder von 21 Staaten an. Minister Davignon begrüßte im Namen der belgischen Re-, gierung die Versammlung. Auf Antrag des Engländers Lord W e a r d a l e wurde sodann ein Begrüßungstelegramm an K ö n i g Albert abgesandt. In der Nachmittagssitzung erstattete Dr. P ach nicke Bericht über die N e u t r a l i s a t i o n der Meerengen und der inter  - ozeanischen Kanäle. Es wurde eine Resolution angenommen, in der verlangt wird, daß im Interesse der Allgemeinheit und des Handels alle M e e r e n g e n und interozeanischen Kanäle nach Möglichkeit unter das gleiche Regime der Neu- t r a I i s a t i o n gestellt werden wie der Suezkanal, der Panama- kanal   und die Magelhaenstraße. Sodann wurde eine Kommission eingesetzt, welche diese Frage prüfen. Vorschläge ausarbeite»; und der nächsten Konferenz darüber Bericht erstatten soll.=j Portugal  . Die Wahlen.' Lissabon  , 30. August. Mit Ausnahme einiger leichter Störungen in Covilhao, Braga   und Sabgal, wo mehrere Wahl- urnen verschwanden und andere umgestürzt wurden, was Un- gültigkeit der Wahl zur Folge hatte, sind die Wahlen im all- gemeinen ruhig verlaufen. In Sabugal wurde ein Geist- I i ch e r. der Wähler beeinflussen wollte, verhaftet. Die Ge- richtsbehörden werden noch die Gesetzmäßigkeit gewisser Wahlen zu prüfen haben. Die amtliche Stimmenzählung ist noch nicht ab- geschlossen. Wahlresultate. Lissabon  , 30. August. Bis abends lagen folgende Wahl- resultate vor: 90 Ministerielle, 40 konservative Monarchisten und 14 Republikaner: von diesen wurden Z9 in Lissabon  , 3 in Setubgl und einer in Beja   gewählt. Hus der Partei. i» Zum Parteitag. In S t r a ß b u r g   i. E. ist in Urabstimmung Genosse Redakteur Max Schneider als Delegierter gewählt Ivorden. ReichStagSkandidaturen. Die Kreiskonferenz für den Wahlkreis Mainz  -Oppenheim  stellte den bisherigen Vertreter des Kreises, Genossen Dr. David, als Kandidaten für die kommende Reichstagswahl auf. Für den ReichstagSwahlkreiS Kaufbeuren-Mindelheim (Schwaben S) beschloß die Kreiskonferenz, den Genossen Ulrich Z i t t, Drechslernieister in Jrsee, als Kandidaten für die kommende Reichstagswahl aufzustellen. KrciSkonferenzen. Auf der Generalversammlung des Sozialdemokratischen Wahlvereins für den Wahlkreis H a m m- S o e st lourde be- richtet, daß im Kreise 24 Filialen mit 1887 Mitgliedern(1417 männ« lichen und 470 weiblichen) vorhanden sind. Diese Ziffern entsprechen den Kassenverhältnissen, jedoch ivaren im zweiten Quartal schon 2017 Mitglieder vorhanden. Die schlechte Konjunktur wirkte hemmend auf die günstige Weiterentwickelung der Organisation. Etwa 90 Proz. der Mitglieder sind Bergarbeiter. Im vorigen Jahre beteiligten sich die Genossen in zivei Städten und 13 Landgemeinden an den Kommunalwahlen. Ueberall war bei diesen Wahlen großer Stimmenzuwachs zu verzeichnen. Im ganzen Wahl- kreise besitzt die Partei in 16 Orten 23 Gemeindevertreter. Im letzten Jahre fanden in, Kreis« 235 Agitationen für dieArbeiterzeitung" statt, die einen guten Erfolg erzielten. Die Maifeier hat Fortschritte gemacht. In organisatorischer Hinsicht war leider kein Fortschritt zu verzeichnen. Abgelehnt wurde ein Antrag. den Beitrag der Mitglieder auf 40 Pf. zu erhöhen. Ebenso wurde ein Antrag abgelehnt, eine WahlfondSinarke von 50 Pf. zu be- schaffen.__ Redakteurfreuden. Genosse Schiller von der BreSkauer Volksmacht" hat aufs neue das Wohlauer Strafgefängnis bezogen, um weitere vier Monate Gefängnis zu verbüßen. Hoffentlich hat die Kritik in der Parteipreffe bewirkt, daß die mehr als kleinliche Behandlung, die Genosse Schiller   beim ersten Ausenthalt erfuhr, sich nicht wiederholt. Hus Industrie und Rande!. / w Fürstentrust. Die Deutsche   Palästinabank will, wie verlautet, ihr Kapital von 5 Millionen Mark auf 20 Millionen Mark erhöhen. Diese Bank wurde im Jahre 1800 mit einem Kapital von 450 000 M. gegründet, zum Zwecke der Betreibung von Handelsgeschäften in Palästina. Schon im folgenden Jahre erfolgte eine Erhöhung des Stamm- kapitals auf 800 000 M. Die letzte Ausdehnung brachte vor zwei Jahren das Kapital von 1 Million Mark auf S Millionen Mark. Seit noch nicht einem halben Jahre sind die Aktien auch an der Berliner Börse   eingeführt. Hinter der Bank stehen die beiden Fürsten von Fürstenberg   und von Hohenlohe-Oehringen  , die zu den reichsten Magnaten Deutschlands   gehören. Beide sind durch ihre General- bevollmächtigten auch im Llufsichtsrate vertreten. Diese enge Ver- knüpfung mit den beiden Fürsten hat der Bank auch den Namen der Kavalierbank, Fürstentrust, Magnatenbank und andere ähnliche Bezeichnungen eingetragen. Die zahlreichen der Bank nahestehen- den industriellen Unternehmungen haben einen bedeutenden Kapi- talsbedarf. Die Struktur des Fürstenkonzerns ist verschleiert. Eine Menge verschiedenartiger Unternehmungen hängen da zu- sammen. So die aus der Madeiragesellschaft, die auf der portugie- fischen Insel ein Sanatorium errichten wollte, hervorgegangene Handelsvereinigung, die Berliner   Terrain- und Baugesellschaft und, mit ihr zusammenhängend, daS PassagekaufhauS und das Waren- Haus W. Wertheim. Ferner sind zu dieser Gruppe die Niederlau- sitzer Kohlenwerke, die Hohenlohewerke und die Kaliinteressen des Fürsten Hohenlohe zu rechnen. Im besonderen der Palästinabank attachjert erscheinen das Levantekontor G. m. b. H., das den Handel Mi der Levante   vermittelt, die Levantelinie in Hamburg  , die Unionreederei und die Seetransportgesellschaft. Allem Anschein nach tragen sich die Hintermänner der Bank mit großen Plänen, die auf eine Beherrschung oder doch wenigstens auf eine starke Be­einflussung des Geldmarktes hinzielen. Planmäßige Wucherei. Unter der Stichmarle:Wer ist an der Viehknappheit schuld schreibt dieFleischer-Ztg.": Das Schlachtvieh im Stalle zurückzuhalten, fordern Ver- trauenömänner des Bundes der Landlvirte Bleckede  (Regierungs- bezirk Lüneburg  ) die Landbevölkerung auf. Die Viehzüchter werden direkt gewarnt, schon jetzt schlachtbare Tiere zu verkaufen, da eine »veitere Steigerung der Preise zu erwarten sei. Bei dieser Hand- lungSweise der Agrarier glaubt die Reichsregierung genug zu tun. wenn sie behauptet, es sei Hinreickend schlachtreifes Vieh vor- Händen? Sie kann die Viehzüchter natürlich nicht zwingen, ihr Vieh zu den jetzigen hohen Preisen abzugeben und deshalb bleibt kein anderer Weg übrig, als die Oeffnung der Grenzen, die mit Recht und mit Nachdruck von allen Seiten gefordert wird." Es ist wahrlich die höchste Zeit, dem gemeingefährlichen Treiben der Fleischwucherer das Handwerk zu legen. Hanssetumnlte au der New I orker Börse. An der New Dorker Baumwollbörse gelang es den Haussiers am Montag ein Spekulationsfieber zu entfesseln, das zu tumultarischen Szenen führte. Von dem Fieber nach Gewinn aufgepeitscht, setzte man die Fäuste in Bcivegung, als die Hälse nicht mehr ausreichten. Wahre Schlachten wurden geliefert. Der Preis der Baumwolle stieg von 16,82 auf 20 Cts. für daS Pfund, oder um über 15 Dollar pro Ballen. Es ist dies der höchste Preis, der seit dem Bürgerkrieg für Baumwolle je gezahlt»vurde. Angeblich hat die Firma William Brown, Heyn und Eugen ScareS, die die Hausse organisiert hatte, bei dem Geschäft 30 000 000 Fr. gewonnen. Schließlich fiel der Preis wieder auf 13 Cts. (Siehe auch 1. Beilage.) Soziales. Finanzielle Unterstützung der öffentlichen Arbeitsnachweise Vürch den preußischen Staat. Durch die bürgerliche Presse ging kürzlich eine(wahrscheinlich offiziöse) Notiz, in der mitgeteilt wurde, daß die preußische Re- gierung schon bisher die Förderung der öffentlichen Nachweise sich sehr habe angelegen sein lassen. Die Fonds erwiesen sich aber alsnicht ganz ausreichend" und»vürdcn deswegen im nächsten Etat erhöht. Wie bescheiden in dieser Beziehung die Ansprüche der preußischen Regierung sind, geht daraus hervor, daß für die Unterstützung von ArbeitsnachweiSverbänden vom Staate im ganzen jährlich die Summe von 100 000 Mk. aufgewendet wird. Zurzeit kommen bei insgesamt 400 öffentlichen deutschen   Arbeitsnachweisen auf Preußen nur 157. Sodann heißt es aber weiter:Eine Zwangsorganisation für öffentliche Arbeitsnachweise für die ganze Monarchie einzuführen, ist nicht beabsichtigt, obgleich diese Einrichtung sich in kleinen Staaten bewährt hat. In Preußen, das vorwiegend ländlichen Charakter in gewissen Teilen aufweist, liegen die Verhältnisse so, daß eine Zentralisation nicht für geboten erachtet tvird, Weil die Landflucht dadurch neue Nahrung gewinnen Würde." Der Gedanke, daß dieLandflucht" hervorgerufen Wird durch die jammervollen Arbeitsbedingungen, die brutale Behandlung der Landarbeiter durch die Junker, kommt der hochweisen Regierung nicht. Sie will die agrarischen Interessen, will heißen die Aus- beutungsfreiheit der Junker auch fernerhin auf diesem Gebiete unterstützen, denn sie will in Zukunft besonders solchen Nach- weisen Zuwendungen machen,die die Bcrmittelung für das Land betreiben". Scharfe Maßnahmen gegen Stcllenvermittler werden in Vor» schriften getroffen, die der preußische Handelsminister erlassen hat. Die Stellcnvermittler müssen Geschäftsbücher führen, die von der Behörde vor dem Gebrauch abzustempeln sind. Wenn dem Stellenvermittler nachteilige Tatsachen über ein Unternehmen, das Arbeitskräfte sucht, bekannt geworden sind, so muß er diese Tat- fachen dem Stellungsuchendcn mitteilen. Die Vermittler dürfen künftig auch keine sogenannten Fachschulen betreiben, die meist nur den Vorivand für intensivere Ausbeutung der Stellcnsuchendcn gebildet haben. Auch die stille Beteiligung an solchenSchulen" ist strengstens verboten, desgleichen das Halten vonSchleppern", die bisher auf Bahnhöfen, auf den Straßen usw. den Stellung- suchenden aufgelauert haben, um sie den Vermittlern zuzuführen. Zweiggeschäfte dürfen nicht mehr errichtet werden. Hoffentlich sieht man sich auch die Gebührensätze recht genau an, die einzelne Vermittler aufgestellt haben. Die Eiiikommcnsverhnltuisse im Königreich Sachsen. Nach der letzten Einkommenstatistik hatten von der 4? Millionen Köpfe umfassenden Bevölkerung Sachsens   nur etwa 2 Millionen ein steuerpflichtiges Einkommen. Von diesen wiederum hatten run!» 1190 000, also weit mehr als die Hälfte, nur ein Einkommen zwischen 400 und 1100 M. jährlich. Dieser große Teil der Be- völkerung hat also nicht einmal ein Existenzminimum. Leider gibt die Statistik nicht an, wieviel sich darunter Familienväter befinden. Die Leute mit dem Einkommen von 1100 bis 4800 M. zählten etwas über 600 000. ZZOOO Personen hatten ein Einkommen von 4800 bis 10 000 M.. 12 500 von darüber bis 25 000 M.. 5000 bis zu 1 Million M. Unser letzteren befinden sich allerdings 535 nicht- physische Personen(Aktiengesellschaften usw.), 11(daruntcp 9 juristische) Personen hatten über 1 Million Mark Einkommen. Man sieht, welches immerhin kleine Häuflein die Besitzenden darstellen, nach deren Köpfen, im Staqt"und in der Geipeinde alles geht.-'