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der Provinz Bofen einen guten Empfang zu finden. Auf jeden der Provinz Pofen einen guten Empfang zu finden. Auf jeden Fall werden die Konservativen und das Zentrum den Schritt des Kaisers sicher durchaus billigen, ohne sich um das Motiv, das ihn veranlaßt hat, zu befümmern."

Wir begnügen uns mit der Konstatierung, daß die Bürger lichen Parteien in dem Kampf um die Ver fassung vollständig berfagen. Wir konstatieren, daß nicht nur die herrschende Klerikaltonservative Reaktion geschlossen für den Absolutismus gegen das Recht des Rolfes Der Brief würde der Wesensart Wilhelms II. wirklich sehr steht, sondern daß auch die Nationalliberalen die Steden gut entsprechen. Erblickt er doch von je seine Hauptaufgabe des Kaifers zum Anlaß nehmen, um seinem Sammelruf zu alle Christen" zu einem Kreuzzug gegen den um­folgen. Der Abmarsch der Nationalliberalen ins Lager der blautura" zu sammeln, ohne dabei auf die etwas ver­schwarzen Reaktion als Wirkung der Kaiserrede- wir dürfen mit alteten konfessionellen Unterschiede zwischen Katholizismus Wilhelm II.   immer zufrieden sein. Die endgültige Ent- und Protestantismus   Wert zu legen. Weiß er doch, scheidung aber über seine Politik wird das deutsche Bolt bei daß diese Unterschiede mehr für das Volk be den Wahlen fällen.

Spahn junior M. d. R.

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rechnet sind, daß sich aber die leitenden Kreise ihrer gemeinsamen Interessen, die allerdings weniger religiöser als sehr materieller Natur sind, stets bewußt sind. Auch hierin zeigt sich, wie sympathisch Wilhelm II.   das schwarz- blaue Bündnis schwarz- blaue Bündnis zwischen der protestantischen und katholischen Religion sein muß. Zugleich ist der Brief, wenn auch eine unbeabsichtigte, so doch sehr treffende nachträgliche Kritik des Enzyklitarummels seligen Angedenkens. II.

Wilhelm II.   ist jetzt überhaupt sehr tätig. Auch darüber weiß das Berl. Tagebl." eine kleine Geschichte zu erzählen,

Profeffor Martin Spahn  , Sohn des alten Spahn, ist nun am vorläufigen Biele seines politischen Ehrgeizes an gelangt. Er ist fragt freilich nur nicht wie anstelle des verstorbenen Zentrumsabgeordneten Landrichters Otto Schmidt bom Wahlkreise Warburg- Hörter in den Reichstag   entsandt worden. Er hatte die günstige Konjunktur benutzt, um sich in dem verwaisten, dem Zentrum absolut sicheren Wahlkreise die also lautet: aufstellen zu lassen. Die Zentrumsleitung des Wahlkreises war gerade( wie es in dem Schreiben einer Anzahl Zentrums­abgeordneter vom Katholikentag hieß, durch das Herr Spahn noch in letter Stunde vergeblich zum Verzicht auf seine Stan­didatur aufgefordert wurde) in Verlegenheit um einen Kan­didaten, und fiel deshalb auf eine dringliche Offerte des ehrgeizigen Spähnchens hinein. Allerdings wollte ein Teil der Zentrumswähler von der Kandidatur des allzu strebsamen Herrn nichts wissen, wie es denn auch in der Zen­trumspresse außerhalb des Wahlkreises nicht an Bedenken und Protesten gegen die Kandidatur des jungen Spahn fehlte.

Herr Spahn hielt jedoch an seiner Kandidatur fest. So wurde er denn am Mittwoch gewählt, allerdings nur mit 10 500 gegen 600 sozialdemokratische Stimmen, während sein Vorgänger Schmidt seinerzeit 15 000 Stimmen gegenüber 451 sozialdemokratischen Stimmen erhalten hat. 4500 Bentrums­wähler verzichteten also auf die zweifelhafte Ehre, dem poli­tischen Ehrgeiz des politischen Strebers als Trittleiter zu dienen, ganz abgesehen von den 1500 konservativen Wählern, die diesmal von der Bildfläche verschwunden sind.

Wes Geistes Kind Herr Spahn jun. ist, bewies der Artikel, den er im Juliheft der Zeitschrift Hochland" ber­öffentlichte. In diesem Artikel sprach Herr Spahn in dürren Worten das aus, was die Sentrumsfraktion des preußischen Abgeordnetenhauses dachte, als sie sich bei der Wahlreform mit den Junkern verbündete, um selbst die dürftigsten Wahl­rechtszugeständnisse an die nichtbesitzenden Klassen zu hinter­treiben. Sagte er doch:

" In Wahrheit stehen in Deutschland   die erst im Beginn threr Anstrengungen, welche die Massen politisieren", sie zur regelmäßigen und aufmerksamen Wahrnehmung der öffentlichen Pflichten anleiten wollen. Ihr Erfolg steht noch völlig in Frage. Ließen sie zurzeit durch die revolutionär Gesinnten Preußen zertrümmern und hülfen ihnen aus falscher Wertschäßung bloßer Verfassungsreformen gar dabei, so würde das deutsche   Volk, der echte Bürgerfinn und das gleiche Recht aller den meisten Schaden davon leiden. Verfassungsformen gelten nur, wozu der Geist, der sie durchdringt, sie prägt. An dem starken und gerechten, dem politischen Geiste gebricht es der Demokratie des Zeitalters noch überwiegend.... Mit Preußen fänken alle Einzelstaaten in den Staub. Zwänge der Radikalismus heute dem preußischen Staat das Wahlrecht des Reichstags im Sturme auf, erschütterte er ihn dadurch bis ins innerste Mark."

Ein solches Ausplaudern der innersten Zentrums­gedanken wurde natürlich von den Zentrumspolitikern sehr unangenehm empfunden, denen die Legende vom demo­tratischen Zentrum für den politischen Gimpelfang un­entbehrlich erscheint. So wetterte ein Bentrumsblatt gegen die Aufstellung Spahns, der sich mit aller Schärfe gegen die Uebertragung des Reichstagswahlrechts ausgesprochen und sich so mit dem Programm des Zentrum s in offenen Widerspruch gesetzt" habe. Die Auf­stellung Spahns sei unter solchen Umständen ein Faust­schlag für die Partei."

Der Wahlrechtsfeind Spahn hat denn auch selbst in einem so überwiegend bäuerlichen und kleinbürgerlichen Wahlkreise, wie Warburg- Hörter, fast ein Drittel Stimmen weniger erhalten, als sein Vorgänger. Mit einer unver­fchleiert reaktionären Politik vermag das Zentrum nicht einmal in seinen schwärzesten und unbestrittensten Wahl­kreisen Geschäfte zu machen!

Um so dringlicher ist die Pflicht der Sozialdemokratie, die Zentrumswähler darüber aufzuklären, daß Herr Spahn feineswegs ein Eingänger innerhalb des Zentrums ist, sondern in seiner streberhaften Sucht, sich bei der Neaktion anzubiedern, nur unverblümt ausgesprochen hat, was die schwarzen Jesuiten   und Demagogen allesamt denken!

Politifche Uebersicht.

Berlin  , den 31. August 1910. Wieder ein persönliches Bekenntnis". Das Drgan der französischen   Protestanten veröffentlicht, wie das Berliner   Tagebl." mitteilt, in seiner Nummer bom 27. August einen Brief Wilhelms II. an Papst Pius X  . Das Blatt erzählt:

Wir hören von autoritativer Seite, daß der deutsche Kaiser am Tage der Eröffnung des Berliner   Kongresses für freies Christentum einen Feldjäger mit einem Handschreiben an den Bapst nach Stom schickte. In diesem Brief der, nebenbei bemerkt, in feiner Weise der Miß­stimmung gedenkt, die durch die Enzyklita Editae saepe in Deutschland   erregt wurde versichert Wilhelm II.  , daß weder

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er noch das deutsche   Volt die Angriffe des Kongresses gegen den Glauben an die Göttlichkeit Jesu billigten. Er erinnert an einen Ausspruch seines Großvaters, Wilhelms I., der bei Gelegenheit einer preußischen Generalsynode zu hohen Geistlichkeiten sagte, ohne diesen Glauben habe der Pro­testantismus feine feste Basis. Das faiserliche Schreiben schließt mit Wünschen für eine lange Dauer des glorreichen Pontififats Pius X  .

Der Abgefandte des deutschen   Kaisers wurde zuerst vom Kardinal Merry del Val   und bald darauf vom Bapst selbst empfangen. In der Audienz erklärte Pius X.  , die Aufmerksamkeit Seiner Majestät rühre ihn sehr; er werde möglichst bald an den Kaiser schreiben. In den diplomatischen Kreisen, in denen diese wichtige Nachricht zirkuliert, glaubt man, daß Wilhelm II.   die Antwort des Heiligen Baters mittlerweile bereits erhalten hat. Und da der Staifer sich am 20. Auguft zur Einweihung bes neuen faiserlichen Schlofjes nach Bosen begeben wird, glaubt man in diesen Streisen, daß die Polen  , die ja ausgezeichnetе Katholiken sind, ihn gut empfangen werben. Man fügt hinzu, daß Wilhelm II.   fogar allem Anschein nach den erwähnten Brief an Pius X.   geschrieben hat, um bei dem poluischen Element in

Der Präsident des Hansabundes Dr. Rießer wurde heute bormittag bom Raiser im Tiergarten in eine längere Unter­redung gezogen. Geheimrat Nießer hatte heute früh einen Spaziergang durch den Tiergarten unternommen. In der Nähe

des Großen Sterns begegneten die Herren dem Staiser, der einen Spazierritt durch den Tiergarten unternahm. Der Kaiser ritt an Geheimrat Rießer heran, begrüßte ihn freundlich und zog ihn vom Pferde aus in eine Unterredung, die länger als zehn Minuten dauerte. Der Kaiser und Geheimrat Rießer sprachen in sehr angeregtem Tone miteinander; über den Inhalt dieser Unterredung ist nichts bekannt geworden. Man geht jedoch nicht fehl, wenn man annimmt, daß sie politischen Charakter hatte."

Man sieht, Wilhelm II.   stellt auch in der Kleinarbeit seinen Mann.

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Enttäuschung. schäzung  

von Leistungen und Sitten des Auslandes auf Kosten deutscher Einrichtungen und Gewohnheiten. Niemand empfindet es peinlicher als er, daß Mongel an natio= nalem Selbstbewußtsein und würdelose Abhängigkeit vom Ausland dem Aufkommen einer eigentlich deutschen   ge sellschaftlichen Kultur so hartnädig im Wege steht. Früher waren wir in gesellschaftlicher Beziehung von den Franzosen abhängig; heute sind wir es von den Engländern. Bei aller Wertschätzung der Leistungen der Engländer auf sportlichem Gebiet: weshalb schaffen wir uns nicht, statt immer und immer wieder Fremdes slavisch nachzuahmen, einen deutschen   Sport? Es ist fast unmöglich, Deutsche  in der Diaspora des Auslandes gesellschaftlich zusammen zu halten; für zwar politisch deutsche, national aber umstrittene Gebiete, wie die Reichslande oder namentlich den deutschen  Often, gilt dasselbe. Hier könnte, nach des Kronprinzen Meinung, ein allgemein anerkannter und allgemein beliebter deutscher Sport vieles ändern. Bier und Stat allein tun es nicht. Dem Geschmack des Kronprinzen widerstrebt auch die gesellschaftliche Bevorzugung von Ausländern, wie man sie in Deutschland   oft zu beobachten Gelegenheit hat, eine Bevorzugung, die sich selbst über gesellschaftliche Minderwertigkeit des Fremden unter Umständen hinweg­jetzt. Was der Kronprinz daher u. a. mehr als einmal als ein Biel aufs innigste zu wünschen bezeichnet hat, das ist eine nationale gesellschaftliche Kultur und ein nationaler Sport. Gedanken dieser Art sind vom Kronprinzen bereits vor längerer Zeit mit ausführlicher Be­gründung schriftlich niedergelegt worden."

Gründung eines Blattes, dessen Chefredakteur Wilhelm II.   werden Schade, daß die Nachricht, Fürst Fürstenberg beabsichtige die sollte, nicht wahr ist. Der Nedakteur des Sportteils wäre ja schon gefunden. Wäre da übrigens nicht für Scherl oder Ulstein etwas zu machen?

Der Proteft

gegen Absolutismus   und Fleischwucher. Mit der Fleischteuerung befaßten sich am Dienstag in Nürnberg   fünf massenhaft besuchte Volks­versammlungen, die sich zu einer eindrucksvollen Kund­gebung gegen die volksauswucherische Agrarpolitik unserer Der Rheinisch- Westfälischen Zeitung" hat die Regierungen gestalteten. In einer einstimmig angenommenen Königsberger Rede Wilhelms II. ganz gut gefallen. Die Stelle der Fleischteuerung in der Schutzoll politit liegt, daß Resolution wird unter dem Hinweis darauf, daß die Ursache über die lückenlose Nüstung" hatte es dem Organ der Panzer- durch diese Politik die Lebenshaltung des Volkes immer platten- Interessenten angetan. Aber die Freude hat ihr Urteil nicht tiefer herabgedrückt wird, an die bayerische   Staats­lange beeinflußt. Heute schreibt das Blatt: eine regierung die Forderung gerichtet, Ermäßi Se. Majestät hat gestern die zehnte Rebe gehalten von gung der Eisenbahnfrachtfäße für den Trans­der Einweihung des Bosener Schlosses am 20. August ab geport bon Vieh und Fleisch vorzunehmen und ferner rechnet. Man muß sich gewöhnen, Kaiser- Reden nicht anders port von Vieh aufzufassen als die der gewöhnlichen Sterblichen. Als beim Bundesrat auf Aufhebung der Grenzsperre Wilhelm II.   1888 auftrat, ging ein Schlag durchs Volt. Er unter Aufrechterhaltung der Einfuhrbeaufsichtigung nach hielt eine Programmrede nach der anderen; das Volk war rein sanitären Gesichtspunkten, Aufhebung der erfreut, erstaunt, besorgt und verlegt. Aber mau merkte allmählich, 8ölle auf die Lebensmittel des Volkes zu es folgte nichts, weder etwas Gutes, noch etwas Böses. Es war wirken. Auch die taiserlichen Programmreden ein Donner ohne Blig. wurden von den Rednern mitbehandelt. Die Versammelten Auf den Donner der Königsberger Rede ist nun eine fanfte erhoben in einer Resolution scharfen Proteft gegen die in dem Marienburger Sprache geregnet. In der Königsberger Rede

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war der erste Teil erfreulich. Das Heer soll gestärkt werden. Sönigsberger Trinkspruch enthaltene Aeußerung der Gering­Das Höchste, was eine Frau bieten fann, soll nach wie vor sein: schägung gegen die verfassungsmäßigen Einrichtungen und Hausfrauenschaft und Mutterschaft. Ob den Worten einmal sprachen dem Reichskanzler ihr größtes Mißtrauen aus, weil wider Erwarten Taten folgen, ob wir den Russen ihre er in seinem offiziellen Blatte diese Aeußerungen deat sechs neuen Armeekorps nachmachen oder die Frauenfrage fräftig und dadurch das persönliche Regiment stützt. Bom Reichstag anschneiden, das alles ist vorläufig unglaubhaft. wird erwartet, daß er diesen kaiserlichen Aeußerungen, die Der zweite Teil der Königsberger Mede würde die starke die Bestrebungen, die Verfassungen des Reiches und der Besorgnis der Liberalen rechtfertigen- wenn ein Titan auf dem Bundesstaaten in reaktionärem Sinne zu revidieren, unter­Throne fäße. Der Kaiser sprach bom eigenen Rechte, vom Gottes gnadentum, wie fein Ahne aus eigener Macht und Recht die stigen, mit aller Energie entgegentritt und ihnen ein für alle. Strone sich aufs Haupt drückte und wie er felbst unbeirrt gehe und mal einen Riegel vorschiebt durch Schaffung eines Gesetzes, und ein Instrument des Herrn sei. Wilhelm II.   liebt diefe Ge das den Reichskanzler für seine Person und alle politischen dankengänge beinahe so wie Georg V.   von Hannover, der unauf- Handlungen und Unterlassungen des Kaisers verantwortlich hörlich auf seinem göttlichen Recht ritt bis zur Schlacht bei macht. Zugleich wird dagegen protestiert, daß dem Blutzaren Langenfalza. Es scheint, als ob Wilhelm II.   besorgt sei, daß auf Gastfreundschaft in Deutschland   gewährt wird, den Kämpfern feiner Krone Fleden entständen, wenn die ihm verliehen oder ihm um die Befreiung des russischen Voltes wird vollste Sym­Und doch wird für die Taten unseres 20. Jahr bestätigt wäre. hunderts es ganz gleichgültig sein, aus welchem Rechte einmal pathie ausgesprochen. etwas entstanden ist: das sind alles Machtfragen; allerdings bedeutet auch die Anhänglichkeit eines Volkes Macht.

In Frankfurt   a. M. finden am Donnerstag sechs

" Ich war Ambassadeur", läßt Liliencron   den von den sozialdemokratische Versammlungen statt mit der Tages­Eisenbahnarbeitern herausgepuddelten Schädel sagen, Ka- ordnung: Aushungerung und Absolutismus. naillen, ich vermittelte den Frieden zwischen Holland   und Ebenfalls für Donnerstag haben die Genossen in Dänemark  ." Das hilft ihm nichts; die Arbeiter werfen den Schädel Halle a. S. eine Protestversammlung nuit der Tages­in den Dred. Was half es Georg V.  , daß er die Welfen als ordnung: Absolutismus   und Demokratte, Lebensmittel das von Gott   bevorzugte Haus hinstellte und unaufhörlich seine wucher und Fleischnot" angesetzt. tausendjährigen Rechte betonte? Was half es Ludwig XVI.  , als er an der Guillotine stand, daß fast tausend Jahre vorher sein Ahne Hugo Capet   aus eigenem Rechte sich die Krone von Frank­ reich   aufs Haupt setzte? Wenn neue Mächte wirklich kommen, fo werden fie eben neues echt schaffen. Und was soll es nugen, mit historischen Erinnerungen und juristischen Schraubereien im 20. Jahrhundert aufzumarschieren?

Da plöglich erscheint Wilhelm II.   in Marienburg und

radiert mit einer neuen Rede die alte aus wie einen Bleistiftstrich: Wie er im Auftrage des Herrn und Gottes arbeitet, so tut das jeder ehrliche Christ. Alle Konfessionen und Stämme follen zusammenhalten, die Berufsgenossen die Hände ineinanderschlagen und fürs Vaterland arbeiten. Leben heißt arbeiten, arbeiten heißt fämpfen, fämpfen heißt Schwierigkeiten überwinden." So un­gefähr sagt das der Herr Pfarrer auch. So ist Die Königsberger Rede gefahrenfrei, aber sie ist auch deutungsfrei, fie ist gefahrlos und inhaltlos.

Und der Herr Reichskanzler fügt noch einen kräftigen Spruch hintenan. Er läßt in der Nordd. Allgem. 8tg." erklären, daß die Königsberger Rede ja ganz bedeutungslos fei; fie fordere jeden zur Mitarbeit auf und ein Herrscher, der so viele Beweise gab, daß er fest auf dem Boden der Verfassung steht, sollte vor Miß­deutung geschützt fein." Gewiß! Da feit 22 Jahren den gefähr lichen Worten über Herrſein, Berschmetterung und Gottesgnadentum teine Eaten gefolgt find, so wollen wir uns nicht aufregen und mit Bertrauen schlafen legen und wieder aufstehen.

Und Herr von Bethmann Hollweg   geht in der Wegradierung der Königsberger Nede dem Kaiser noch um 24 Stunden voraus und behauptet, auch die Stelle, daß der Kaiser ohne Rücksicht auf Tagesmeinungen seinen Weg gehen werde, sei ganz bedeutungs­los und inhaltlos, denn man könne doch nicht jeden Tag feine Ansicht ändern. Das Ei des Kolumbus! Ganz ausgezeichnet! nämlich dann, wenn der eine auf dem richtigen Wege ist und die anderen, die Tagesmeinenden", auf dem falschen. Die Nichtig feit der Tagesmeinung bestätigt also der Herr Reichstanzler am 29. August in der Norddeutschen Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" und am 30. August folgt der Kaiser der erregten Tagesmeinung und radiert seine Königsberger Rede in Marien­burg wieder aus.

Jetzt sind wir so flug als wie zubor!" is had wolle Ueber die Gefahrlosigkeit der Königsberger Rede ließe sich reden, stände nicht hinter dieser Kundgebung die Macht der kleri­talen und junkerlichen Reaktion.

Er schreibt auch!

Unser Kronprinz ist auch reich begabt. Wir lesen in der " Täglichen Rundschau":

Eine gewaltige Kundgebung war die große Volks­versammlung, die am Dienstag in München   stattfand. Genosse Landtagsabgeordneter Franz Schmitt referierte, oft von lebhafter Zustimmung unterbrochen, über die Fleischnot. Einstimmig wurde die folgende Resolution angenommen:

" Unerträglich Inftet auf der breiten Schichten des Volkes die zu einer gefährlichen Kalamität gewordene Fleischteuerung, die in Verbindung mit' den auf die Spike getriebenen Preisen der übrigen Nahrungs- und Bedarfsartikel zur völligen Berelendung der Arbeiterbevölkerung führen muß. Die Reichsregierung leugnet die Not und auch die bayerische Regierung weigert sich, durch­greifende Maßnahmen zur Linderung der Fleischteuerung zu treffen. Die Versammelten fordern daher im Namen des not­leidenden Volkes als Mittel gegen die maßlose Teuerung: Deff­nung der Grenzen für ausländisches Vieh, Minderung der Ein­fuhrserschwerungen, Aufhebung der Viehzölle und der Bölle auf Futtermittel.

Bon der Bayerischen   Regierung verlangt die Versammlung, daß diese im allgemeinen Boltswohle liegenden Forderungen im Bundesrate nachdrücklichst unterſtügt und unterſtügt und auf deren Durchführung mit aller Energie besteht. Von der Stadtverwaltung München erwarten die Versammelten, daß sie bei der Reichs­regierung um Erlaß der genannten Maßnahmen zur Verminderung der Fleischteuerung petitionieren und die Schlacht- und Viehhof­ordnung einer genauen Brüfung nach der Richtung unterziehen, ob nicht durch entsprechende Aenderungen eine Verbilligung des Fleisch­preises erzielt werden kann. Die Versammlung beauftragt das Genosse Landtagsabgeordneter Auer sprach sodann in Bureau, diese Resolution den maßgebenden Kreisen zu übermitteln." fräftigen Worten unter lautem Beifall über die Kaiser­rede, dann wurde ebenfalls einstimmig die folgende Neso­Tution angenommen:

Die Versammlung protestiert mit aller Schärfe gegen die absolutistische, die Verfassung verlegende und das Ansehen der deutschen   Nation im Auslande so schwer schädigende Rede des Königs von Preußen. Sie fordert vom Deutschen Reichstag, daß nun endlich gesegliche Mittel geschaffen werden, die es unmöglich machen, daß durch derartige zäfaristische Aeußerungen die Ver­faffung gebrochen und so der Umsturz von oben herbeigeführt wird. Bon der bayerischen   Regierung berlangt die Versammlung, im Bundesrat mit aller Energie dahin zu wirken, daß fünftig solche den Völkerfrieden gefährdende und das Ansehen des deutschen  Boltes herabsetzende Reden vermieden werden."

Die Stadt Mainz   gegen die Fleischnot. Mit Bezug auf die Königsberger Rede des Kronprinzen wird uns über die Abneigung des Thronfolgers gegen die deutsche Von dem Mainzer Stadtverordnetenkollegium wurde ein Ausländerei u. a. folgendes mitgeteilt: Was dem Kronprinzen Antrag des Genossen Adelung, der die Bürgermeisterei ersucht, widerwärtig ist, ist die aus den Beiten der Kleinstaaterei und unverzüglich bei der Regierung Schritte zur Bekämpfung der Kleinstädterei herrührende Neigung der Deutschen   zur Uebers herrschenden Fleischnot zu tun, einstimmig angenommen.