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|r.204. 27. Jahrgang. 3. f fildje i>tsöotmiiris" Kerlim WksdlR.tw-»« partei-?Zngelegenkeiten. - Nieder-SchSnhausen-Nsrdend. Am Dienstag, den 6. Sep- lember, 8� Uhr abends, findet im RestaurantL i e d e m i t"(an der Kirche) eine Volksversammlung statt. Tagesordnung:Das Instrument des Himmels." Referent: Genosse Max Grunwald  . Hierzu findet am Sonntag, den 4. September, von früh 8 Uhr an eine Handzettelverbreitung von den be- kannten Stellen aus statt. Die Bezirksleitung. Bernau  . Heute, Donnerstag, den 1. September, findet abends 8� Uhr im Restaurant BellevueSalzmann" eine Volksversamm lung statt. Tagesordnung:Fleischnot, Lebensmittelteuerung und wie ist Abhilfe zu schaffen?" Referent: Genosse Schütte. Genossen. sorgt für Massenbesuch. Potsdam  . Heute(Donnerstag) abends 8% Uhr große Protest Versammlung im Viktoriagarten, Alte Luisenstratze. Tagesordnung 1.Die Fleischverteuerung, deren Abhilfe und die Königsberger Rede." Referent: Reichstagsabgeordneter Eichhorn. 2. Dis­ kussion.  _ Berliner   l�acbricbteno Keine Cholera in Berlin  . Wenn auch die bakteriologischen Untersuchungen der als cholera verdächtig eingelieferten Personen in Berlin   bis jetzt noch nicht endgültig abgeschlossen ist, so läßt sich jedoch bereits fast mit Sicher heit sagen, daß es sich bei keinem der Erkrankten um echte Cholera handelt. Fast alle der in den Krankenhäusern untergebrachten Personen sind an dem gewöhnlichen ungefährlichen Brechdurchfall erkrankt und ihre Ueberführung in die Hospitäler geschieht nur als Sicherheitsmaßregel. So scheint es sich auch in dem Falle des Arbeiters Paul Friedrich, Korsörer Straße 20 wohnhaft, der am Dienstag nachmittag als choleraverdächtig in das Rudolf-Virchow  Krankenhaus eingeliefert wurde, nur um einen Brechdurchfall zu handeln. Als ansteckungsverdächtig wurde seine Familie, bestehend aus der Frau Marie Friedrich, vier Kindern im Alter von 1 bis 7 Jahren sowie die Schwägerin Friedrichs, Frau Auguste Unger- mann, Korsörer Straße 21 wohnhaft, und die 62 jährige Mutter des Arbeiters, Christiane Friedrich, Korsörer Straße 21, in einen Jsolierpavillon des Rudolf-Virchow-Krankenhauses eingeliefert. Die bakteriologische Untersuchung fand gestern im Laboratorium des Bakteriologischen Institutes statt. Nach den bisherigen Ermitte lungen dürfte es sich um eine schwere Magen- und Darmerkrankung handeln. Das Befinden der im Spandauer   Krankenhause befindlichen Patienten Sarnow und Neumann ist zufriedenstellend. Die unter Quarantäne stehenden Familien Strunck und Mücke sollten im Laufe des gestrigen Tages noch einmal untersucht und dann ent- lassen werden. Hingegen bleiben die Familienmitglieder New manns auch fernerhin isoliert. Fräulein Elise Szweda, die am Dienstag vormittag in das Westender Krankenhaus eingeliefert wurde, befindet sich ebenso wie ihre fünf unter Beobachtung stehen- den Arbeitskolleginnen verhältnismäßig wohl. In die Isolierbaracken des städtischen Spandauer   Kranken- Hauses wurden gestern zwei neue unter Choleraverdacht erkrankte Personen eingeliefert, der Arbeiter Karl Feig aus Neu- Staaken bei Spandau   und der Kupferschmied G r u h l aus der Neuendorfer Straße 86. Die Tochter und Schwester des Hilfs rcvisors Sarnow wurden gleichfalls in das Krankenhaus gebracht, aber nur als ansteckungsverdächtig. Das Wölfische Bureau meldet: Wie wir von zuständiger amt- licher Stelle erfahren, hat sich bei sämtlichen Krankheitsfällen im LandeSpolizeibezirk Berlin   der Choleraverdacht nicht bestätigt, auch bei dem Charlottenburger   Fall scheint wie mit ziemlicher Sicher heit angenommen werden kann keine Choleraerkrankung vor­zuliegen. Im übrigen wird jeder Meldung von einer cholera- ähnlichen Erkrankung sofort und auf das peinlichste nachgegangen, so daß zu einer Beunruhigung nicht der geringste Anlaß vorliegt. Die Angelegenheit Bock wurde von neuem in der gestrigen Sitzung der Schuldeputation mit Rücksicht auf die jüngsten An griffe einzelner Berliner   Zeitungen besprochen. Es wurde fest gestellt, daß von keiner Seite dem Stadtschulrat Dr. Fischer oder sonst einem Mitgliede der Schuldeputation oder dem zuständigen Schulinspektor Gäding irgendwelche Mitteilungen über die Ver- fehlungen des Rektors Bock gegen Schulkinder gemacht sind und be- tont, daß es gerade der Initiative des Schulinspektors Gäding zu verdanken ist, daß die Staatsanwaltschaft die Prüfung des gegen Rektor Bock entstandenen Verdachtes aufgenommen hat. Die Schuldeputation nahm ferner Kenntnis von der mi nisteriellen Verfügung betreffend Einführung der dritten Turn stunde in den Gemeindeschulen. Es wurde beschlossen, beim Provinzialschulkollegium vorstellig zu werden, an Stelle der dritten Turnstunde nicht eine deutsche, fondern auf der Oberstufe der Knabenschulen eine Geometriestundö, auf der Oberstufe der Mädchenschulen eine Handarbeitsstunde und in der Mittelstufe eine Religionsstunde in Fortfall kommen zu lassen. Ferner beschloß die Deputation, von den zum 1. Oktober d. I. zur Einführung kommenden neuen Lesebüchern das von Fechner im Südbezirk, das von Berthold u. Reinicke(bearbeitet von Jahnke) im Nordbczirk und das von Gyczicki im Nordwestbezirk Vorbehalt- lich der Genehmigung des Provinzialschulkollcgiums einzuführen. Eine große öffentlich« Protestversammlung gegen die Lustbar ikeitsstcuervorlage des Magistrats der Stadt Berlin   und gegen die Zensurverfügung des Polizeipräsidenten von Jagow findet statt an: Donnerstag, den 8. September, 8� Uhr, im großen Konzertsaal von Keller(Neue Philharmonie), Köpenicker Straße 96, zu deren Besuch die Mitglieder besonders aufgefordert werden. Das ein- leitende Referat hat Genosse Eduard Bernstein   übernommen. (Näheres Inserate imVorwärts".) Groß-Berliner   Straßcnbahn-Verkehr. Die landespolizeilichc Abnahme der neuen Strecke der Westlichen Berliner   Vorortbahn von der Schloßstraße in Steglitz   durch die Chausseestraße sowie der neuen Endhaltestelle am Händelplatz in Groß-Lichterfelde   hat nun- mehr stattgefunden. Diese Endhaltestelle, die größte im Berliner  Vorort-Straßenbahn-Verkehr, wird heute, am 1. September, dem Betriebe übergeben. Es werden die vier jetzt am Schloßpark in Steglitz   haltenden Linien v,?, 59 und V bis dorthin durchgeführt. Gleichzeitig wird eine neue Verbindung unter dem BuchstabenW", die vom Händclplatz über Schloßstraße, Kaiserallee, Hildegardstratze und weiter im Zuge der bisherigen LinieV" über Wilmersdorf  , Charlottenburg  , Moabit  , Jnvalidenstraßc bis zum Ringbahnhof Schönhauser Allee   fübrt, eingerichtet. Eine besondere Nachtver- bindung bietet die Linie E, indem die letzten drei Wagen dieser Linie 2.16, 2.36 und 3.6 von der Linkstraße bis auf weiteres außer- fahrplanmäßig bis zum Händelplatz durchgeführt werden. Der Vorort Groß-Lichterfelde  , der bisher nur mit der zu Beginn dieses Jahres eingeführten Linie 99 von Lichterfelde-Ost(Kranoldplatz) mit Berlin   in direkter Straßenbahnverbindung stand, erhält nun- mehr auch vom Westen aus weitverzweigte durchgehende Ver- bindungen mit Friedenau  , Schöneberg  , Berlin�   Wilmersdorf  , Char- I(Ottenburg  , Rixdorf, zugleich auch direkte Verbindungen mit den Hauptbahnhöfen: Anhalter Bahnhof  , Alexanderplatz  , Charlotten bürg, Zoologischer Garten  , Lehrter und Stettiner Bahnhof. Welch leichtsinniges Spiel oft mit Menschenleben getrieben wirb, zeigt so recht ein Bauunfall, der sich vorige Woche am Donnerstag auf dem Bau Siegfried-Wagnerstraße in Lichtenberg  ereignete. Am anderen Tage berichteten Blätter, daß auf diesem Bau der Klempner P. Anders durch eigene Schuld abgestürzt und getötet worden fei. Hierzu wird uns geschrieben: A. war bei dem Klempnermeister Laabs, Boxhagener Chaussee 11, auf dem be- treffenden Bau damit beschäftigt, die Mansardenfenster von außen mit Zink zu beschlagen. Da A. den Sicherheitsgurt bei der gefähr lichen Arbeit nicht benutzte, außerdem auch keine Schutzvorrichtung am Bau vorhanden war, stürzte er plötzlich aus der vierten Etage ab und war sofort tot. A. ist nichts anderes als das Opfer eines schädlichen Systems geworden. Will der Arbeiter bei einer solchen Arbeit den Sicherheitsgurt benutzen, dann dauert die Arbeit natur- gemäß länger, ein zweiter Mann muß den Gurt halten, was zur Folge hat, daß die Arbeit dem Unternehmer zu teuer wird. Will nun der Arbeiter nicht ständig der Arbeitslosigkeit ausgesetzt sein, so macht er bei der Ausführung einer solchen Arbeit schon gar nicht den Anspruch auf die nötigen Schutzmaßregeln. Dem Fehlen der Schutzvorrichtung an dem Bau ist es zu verdanken, daß auf dem- selben Bau bereits ein Maurer abgestürzt ist und dabei sein Leben eingebüßt hat. Als der Polier nach dem tödlichen Unfall des Klempners auf das Fehlen der Schutzvorrichtung aufmerksam ge� macht wurde, antwortete er, daß der Bau fertig sei und wenn die Klempner eine solche brauchten, müßte der Klempnermeister für eine Schutzvorrichtung sorgen. Sonderbarerweise wurde sofort nach dem Unfall zu jedem Fenster eine Rüstung gebaut. Ob die Staatsanwaltschaft in diesem Falle den Schuldigen finden wird, erscheint noch fraglich. Die Bauklempner waren bisher noch immer geduldig und in puncto Schutzvorschriften sehr anspruchslos. Dieser Vorfall beweist aufs neue, daß das eine Versündigung an Leben und Gesundheit ihrer Berufsgenossen ist. Zwingt die Behörde nicht die Bauherren zur Durchführung genügender Schutzmaßregeln gegen Leben und Gesundheit der Arbeiter, so müssen letztere selbst dafür sorgen, daß sie vor Unfällen der hier geschilderten Art beschützt werden. Zu der Schießaffäre in der Jungfeniheide, bei der der Arbeiter Schmiedecke so schwer verletzt wurde, daß er bald darauf starb, ver- breiten einige Blätter eine angeblich von militärischer Seite stammende Meldung, worin behauptet wird, daß sich Sch. innerhalb de« Drahtzaunes in gebückter Stellung auf den wachhabenden Unter offizier v. Viebahn zugehend befunden habe. Da Sch. nicht ge- antwortet und sich in der Richtung auf den Wachhabende» weiter- bewegt habe, hätte v. Viebahn einen Ueberfall befürchten müssen. Wir möchten hierzu nochmals bemerken, daß uns von Personen, die sich zu der ftaglichen Zeit in unmittelbarer Nähe des Ortes, an dem sich dieser traurige Vorgang abspielte, befanden, auf das be stimmteste versichert wird, daß sich Sch. außerhalb deS Schieß- standgeländeS auf dem Drahtzaun fitzend befunden habe. Dem Räuber vom Bahnhof Großgörschenstraße sollte nach Mit teilungen einiger Blätter die Kriminalpolizei auf die Spur gel kommen sein. Der Zigarrenhändler Hennig vom Markgrafen dämm 12 fand in seiner Ladenkasse mehrere versiegelte Geldrollen und glaubte, daß diese aus dem Raube stammen. Nach den Erl Mittelungen der Kriminalpolizei rührten die Rollen von einem Speisewagen-Kellner Shdow her, der im v-Zug Berlin  -Köln   fährt. Sydow ist jedoch ein durchaus einwandfteier Mann, und es ist auch bereits nachgewiesen, daß die Geldrollen, die er unterwegs von einem Reisenden bekommen hat, mit dem Raube nichts zu tun haben. Nach mehreren anderen Richtungen schweben noch Ermitte- lungen, indessen läßt sich noch keineswegs sagen, ob die Nach- forschungen hier zu einem Ergebnis führen werden. Durch Platzen einer Karbolflasche zog sich gestern der Arbeiter K o n r a d in der chemischen Fabrik von Schering erhebliche Ver- letzungen zu, so daß er nach dem Krankenhause Westend   geschafft werden mußte. Dem Aermsten ist der ganze Unterleib verbrannt, auch wurden ihm die Hände durch die Glassplitter zerschnitten. Der Unfall dürfte im wesentlichen auf die mangelhaften Einrichtungen und die Gleichgültigkeit der Arbeiter selbst zurückzuführen sein, da die meisten Arbeiter des Betriebes nicht organisiert sind. Durch einen abstürzenden Drachen verwundet. Der 66 Jahre alte Lagerist Adolf Sonnenthal  , Bornholmer Straße 16, ging mit seinem Sohn nach dem Feld an der Grünthaler Straße, um dort einen Drachen steigen zu lassen. Als der Drachen nun in be- deutender Höhe war, geriet das Seil mit einem anderen Drachen in Berührung und es wurde durchgerieben. Im nächsten Augen- blick sauste der seillose Drachen schräg in die Tiefe. S.. der sich etwas abseits niedergelassen hatte, wurde am Kopf getroffen und brach besinnungslos zusammen. Er hatte eine stark blutende Kopf- Verletzung erlitten und mußte nach der Unfallstation gebracht werden. Ein Betriebsunfall ereignete sich gestern mittag in der Buch- und Kunstdruckerei der Firma I. Harrwitz Nachf. in den Räumen der Handelsstätte Belle-Alliance. Dort geriet der Maschinenlehrling Max mit der rechten Hand zwischen Zylinder und Walzen einer kleinen Rotationsmaschine, wobei die Hand bis zum Gelenk zer- quetscht wurde. Der Bedauernswerte mußte unter furchtbaren Schmerzen längere Zeit in dieser schrecklichen Lage zubringen, bis ihn das Personal des Maschinenfabrikanten A. Scholz aus demselben Hause aus der Maschine befreite. Der Verunglückte wurde dann nach der Unfallstation am Tempelhofer Ufer übergeführt, wo ihm die erste Hilfe zu teil wurde. Im Tiergarten vom Tobe überrascht wurde vorgestern abend der 57 Jahre alte Kanzleigehilfe Robert Gnichwitz aus der Lehrter Straße   48c. Die Leiche wurde nach dem Schauhause gebracht. Die Freie Volksbühne eröffnet ihre neue Spielsaison am kommenden Sonntag nachmittags 3 Uhr mit einer Novität von John Galsworthy  :Kampf", in deutscher Uebersetzung von Wash- burn-Freund im Thalia-Theater. Gleichzeitig gelangt im Lessing- Theater zur Aufführung Hermann Vahrs Lustspiel:Das Konzert." Im Neuen Schauspielhause geht am gleichen Nach- mittage in sorgfältiger Neueinstudierung für die erste Abteilung BjörnsonsUcber unsere Kraft", l. Teil, in Szene. Im Residenz- Theater ist eine Aufführung des Schwanks von Gavauld und CharveyDie dreihundert Tage" angesetzt. Neue Mitglieder zu den Nachmittagsabteilungen können sich noch in allen Zahlstellen anmelden. Ein großer Brand kam in der gestrigen Nacht in einem Schuppen der Fouragehandlung von! Gustav Suchland am Küstriner Platz 8 zum Ausbruch. Als der 7. Zug um 3 Uhr an der Brandstelle ankam, stand der Schuppen mit seinem Inhalt an Stroh, Heu) Häcksel usw. schon in großer Ausdehnung in Flammen, o daß eine Brandstiftung angenommen wird. Die Feuerwehr griff gleich mit mehreren Schlauchleitungen wirksam ein. wodurch es schließlich gelang, den gefährlichen Brand auf den Schuppen zu beschränken. Kurz vorher hatte Snchland erst große Borräte von Häcksel emgesa�rem gleichzeitig mpßte ein Kellerbrond i» der Königgrätzer Straße 29/36 gelöscht werden, wo Preßkohlen u. a. brannten. Ein zweiter Kellerbrand beschäftigte die Wehr in der Jnselstraße 4. Ferner hatte die Feuerwehr in der Alvensleben- stratze 17, Winterfeldstr. 32, Greifswalder Straße 17/18 und an anderen Stellen zu tun. Dort brannten Schornsteine, Fleisch, Schleier usw._ Vorort- J�admchtem Charlottenburg. In der letzten Sitzung der Charlottenburger   Gewerkschafts- kommission erstattete Genosse Billion den Bericht der Gewerbe- gerichtsbeisitzer. Er hob eingangs seiner Ausführungen hervor, daß die Klagen über die starke Belastung der einzelnen Spruchsitzungen, die im vorjährigen Bericht zum Ausdruck gebracht wurden, zu einer Besserung der Verhältnisse geführt haben. Vom Magistrat wurde einer der stellvertretenden Vorsitzenden damit beauftragt, allwöchent« lich eine Vergleichssitzung mit 16 Sachen abzuhalten. Leider sei diese Besserung nicht von Dauer. Durch Vermehrung der anhängig gemachten Klagen und der damit verbundenen größeren Arbeit sei es jetzt schon wieder so weit, daß bis IS Sachen in einer Spruchsitzung verhandelt werden. Durch Vermehrung der Sitzungs« tage ließe sich hierin leicht Abhilfe schaffen. In dem Geschäftsbericht des GcwerbegerichtS wurde darauf hingewiesen, daß eine erhebliche Anzahl Klagen sich vermeiden lassen würden, wenn die Arbeitgeber gedruckte Arbeitsverträge mit klaren, dem Gesetz entsprechenden Bestimmungen über Kündigungs- und Arbeitsbedingungen bei Abschluß der Verträge mit ihren Angestellten verwendeten. Auch Streitigketten wegen Zurückbehaltung der Arbeits- Papiere müßten vermieden werden können. Eine ganze Anzahl Arbeiter wisse leider immer noch nicht, wie sie sich bei Verweigerung der Papiere zu verhalten haben. Allerdings hat der Arbeitgeber bie Pflicht, die Jnvalidenkarte herauszugeben. Jedoch entscheiden die Gewerbegerichte meist so, daß der Arbeiter nur für die Zeit eine Entschädigung erhalte, für die er den Nachweis erbringen kann, daß er ohne Jnvalidenkarte keine Arbeit erhalten habe. Ferner soll eine Entschädigung nur für soviel Tage gewährt werden, als notwendig sind, um eine Ersatz« karte von der Polizei zu beschaffen. Es sei deshalb jedem Arbeiter zu empfehlen, bei Verweigerung der Herausgabe der Invaliden- karte zunächst die Hilfe der Polizei in Anspruch zu nehmen, sollte das ohne Erfolg fein, einen Antrag auf Ausstellung einer Ersatzkarte zu stellen. Aus dem Geschäftsbericht geht hervor, daß die Zahl der anhängig gemachten Klagen 1764 be« trug, gegen das Vorjahr ein Mehr von 16S. Am stärksten ist an den Klagen das Baugewerbe beteiligt. Hier zeigt es sich, welche Schiebungen auf den Bauten vorkomemen und in welcher Art und Weise fleißige Arbeiter um ihren sauer verdienten Lohn gebracht werden. Auch haben die Vergleiche gegen das Vorjahr zugenommen. Wohl seien die Herren Vorsitzenden ja durch daS Gesetz gezwungen, Vergleiche anzubahnen, es wäre aber zu wünschen, daß die Arbeiter an Stelle ihres Rechts nicht so leicht einen mageren Vergleich schließen. An die Ausführungen des Genosten Billian knüpfte sich eine längere Diskussion, m der vor allein darauf hingewiesen wurde, daß es äußerst notwendig sei, die Arbeiterschaft über diese wichtige Institution aufzuklären. Dann beschäftigte sich die Gewerkschaftskommission mit der .Volkshausfrage". Die bei diesem Punkt der Tagesordnung einsetzende äußerst lebhafte Diskussion konnte nicht zu Ende geführt werden. Zur Frage der Volkshausbeiträge wurde von sämtlichen Rednern erklärt, daß sie mit allem Nachdruck in ihren Gewerkschaften dahin wirken wollen, daß pro Mitglied und Monat 16 Pf. an das VolkshauS ge- zahlt werden. Folgende Resolution, die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe be« treffend, fand nach kurzer Diskussion einstimmige Annahme: Seit Jahren kämpfen die Angestellten und Arbeiter im Handels- gewerbe um Einführung der vollständigen Sonntagsruhe. Die Geschäftsinhaber sträuben sich dagegen und fast ausnahmslos mit der Begründung, daß im Interesse des kaufenden Publikums, ins- besondere der Arbeiterschaft, die Geschäfte an den Sonntagen auf« gehalten werden müssen. Die Delegierten der Charlottenburger  Gewerkschaftskommission erachten die Einführung der vollständigen Sonntagsruhe im Handelsgewerbe als dringend notwendig und weisen die Rücksichtnahme aus die Arbeiterschaft als Konsumenten ganz entschieden zurück. Die Delegierten fordern die Arbeiterschaft auf, keine Einkäufe an den Sonntagen zu machen, sie selbst ver- pflichten sich, in ihren Gewerkschaften darauf hinzuwirken, daß die Mitglieder und deren Familienagehörige ihre Einkäufe nur an den Wochentagen besorgen." Der neue Spielplatz an der Spandauer Chaussee wurde am letzten Sonntag der Oeffentlichkeit übergeben. Zu gleicher Zeit wurde aber, wie in jedem Jahre, vom Zentralausschutz zur Förde- rung der Volks- und Jugendspiele das neunte Charlottenburger  Spielfest auf dem Spielplatz veranstaltet. Jeder Besucher nun, welcher an diesem Tage den Spielplatz betreten wollte, mußte an der Kasse erst ein Eintrittsgeld entrichten, er erhielt dafür ein Eestprogramm. Zu diesen Festspielen wird die Freie Turnerfchaft harlottenburgs natürlich nicht eingeladen. Wir meinen, daß, da der Spielplatz aus Allgemeinmitteln errichtet worden ist und die Arbeiterschaft ohne weiteres auch mit zu den Zahlenden gehört. bei Veranstaltungen wie am Sonntag das Betreten des Platzes vollständig unentgeltlich zu geschehen hat. Sollte es Gepflogenheit werden, daß Korporationen den Platz für sich allein beanspruchen können und beim Betreten des Platzes Eintrittsgeld erheben können, dann verliert der Platz ohne weiteres seinen Charakter; das war allerdings nicht die Absicht der Stadtverordneten. Hoffent» lich wird in Zukunft der Magistrat derartigen Eintrittszwang inhibieren. Rixdorf. Nicht gerade auf Ordnung bei der hiesigen Steuerbehörde läßt ein Vorfall schließen, von dem uns Mitteilung gemacht wurde. Am 13. August, also drei Tage vor dem letzten Termin, an dem die Steuern bezahlt sein müssen, begab sich ein hiesiger Einwohner W. auf das Bureau der VeranlagungSkommission in der Reuterstraße, um dort eine Stundung seiner Steuern nachzusuchen. Diese wurde ihm auch gewährt. W. war jedoch nicht wenig erstaunt, als er am 23. August einen Mahnzettel erhielt, worin er aufgefordert wird, die Steuern binnen drei Tagen nach der Kasse zu bringen. Da W. von dem Beamten der Steuerveranlagungskommisston nur eine münd- liche Zusicherung der Str ndung erhalten hatte, ging er nochmal» nach dem betreffenden Bureau und ließ sich auf der Rückseite deS erhaltenen MahnzettclS die gewährte Stundung bescheinigen. Diese Bescheinigung legte W. auch dem Stenerbeamten vor. Doch am 31. August fand W. abermals einen Zettel im Briefkasten vor. worauf er aufgefordert wird, sofort zu bezahlen, widrigenfalls zur Pfändung geschritten wird. W. kann nun nichts mehr tun, als dem Beamten, der die Pfändung vorzunehmen hat. die Be- stätigung der Steuerveranlaguiigskonimission, daß ihm die Steuer» gestundet worden sind, vorzeigen. Wir sind gespannt, ob nian bei W., der alles getan hat, um den Bummel, der von irgend einem Steuer« beamten gemacht worden ist. einzurenken, auch wirklich noch pfänden wird. In der Protestvcrsammlung am 36. August bei Hoppe wurde außer den beiden schon gestern bekanntgegebenen noch folgende Resolution unter stürmischem Beifall angelwmmen�