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Nr. 205. 27. Jahrgang.

1. Beilage des ,, Vorwärts " Berliner Volksblatt. Freitag, 2. September 1910.

Sitzung des Internationalen Bureaus. worden waren. Die deutsche Sektion selbst hatte nichts dagegen Armenien , von den Gewerkschaften Salonitis, von der sozialistischen

Kopenhagen , 1. September.

Huysmans teilt mit, daß er die eingelaufenen Telegramme und Begrüßungsschreiben in der Plenarsizung nicht alle verlesen wird. Die ungarische Frage. Huysmans teilt mit, daß die ungarische Sektion die Mandate der Genossen Alpari und Strasser nicht anerkennt. Das Wort dazu erhält der Sekretär der ungarischen Partei

Buchinger : Es handelt sich hier um zwei Personen, die nicht der ungarischen Partei angehören. I pari ist aus der ungarischen Partei ausgeschlossen worden und Strasser hält sich ständig im Aus­lande auf. Bei Straffer handelt es sich auch um das Mandat bon einer Organisation, die kein Recht hat, an dem Kongreß teilzu nehmen. Nach bereits vorgekommenen Analogien bitte ich, die Mandate nicht anzuerkennen.

Straffer erklärt, daß sein Mandat Gültigkeit habe auf Grund der Pariser Resolution. Buchinger habe vergessen, zu sagen, warum die eine Organisation nicht das Recht habe, am Parteitage teil­zunehmen, trotzdem sie eine forrette Organisation sei nach den in Ungarn geltenden Statuten. Nach diesen Statuten werden bei fämtlichen Organisationen der Provinz aus den Gewerkschaften die Delegierten gewählt. Von einem solchen Komitee habe er fein Mandat erhalten. Das zweite Mandat habe er von dem Verein Budapester Zeitungsausträger, die sowohl der Partei, als auch der Gewerkschaft angeschlossen sind. Ich möchte, daß Buchinger erklärt, warum die Mandate keine Gültigkeit haben sollen. Es ist falsch, wenn man sagt, daß ich nicht der ungarischen Partei an­gehöre. Aber selbst, wenn das der Fall wäre, könnte man mich trotz alledem noch lange nicht aus der Sektion ausschließen, da ich auch gewerkschaftlicher Delgierter bin. Dann wirft man mir vor, daß ich im Auslande lebe. Dies ist tatsächlich der Fall seit zwei Jahren. Aber es gibt Genoffen genug, die im Auslande leben und trotzdem von ihrer Partei delegiert wurden. Ich stehe übrigens im Begriff, endgültig nach Ungarn zurückzukehren.

Baillant schlägt vor, beide Fälle getrennt zu behandeln.

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Barany Ungarn : Die ungarische Sektion steht auf dem prin­zipiellen Standpunkt, daß sie kein Mandat anerkennt, dessen Inhaber nicht der ungarischen Partei angehört und nicht in Ungarn lebt, to wir genug mitarbeitende Genossen haben, die delegiert werden können. Ich bitte das Bureau die Entscheidung der Sektion zu bestätigen.

Rosa Luxemburg will beide Fälle zusammen behandelt wissen.- Baillant- Frankreich schlägt vor, über den ersten Teil sofort abzu­stimmen. Berger- Amerika: Hat der Genoffe feine Mitgliedschaft der ungarischen Partei im Auslande aufrechterhalten? Buchinger: Nein.

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Leuten, die kurz vorher aus der deutschen Partei ausgeschlossen sind mehrere Hundert Buschriften gelangt, darunter solche aus einzuwenden. In England haben wir dasselbe getan und die Labour Föderation Westaustraliens , von der türkischen sozialdemokratischen Barth ist in keiner Weise durchweg sozialistisch. Ich glaube: Wir Partei, vom Genossen Katayama Japan.( Lebhafter Beifall.) müssen das Unrecht von vorher zum Teil wieder gutmachen, indem Bum Schluß teilt Huysmans unter lebhaftem Beifall der Ver­sammlung das bereits bekannte Schreiben Bebels an den Inter­wir das Mandat Alparis anerkennen. nationalen Sozialistischen Kongreß mit.

Adler- Wien : Ich gestehe ohne weiteres zu, daß mir der erste Fall zweifelhaft war und deshalb enthielt ich mich der Abstimmung. Diesmal besteht aber gar kein Zweifel. Es handelt sich um einen Mann, der nicht von einer lokalen Organisation, sondern von einem Parteitag ausgeschlossen worden ist. Aus der Tatsache, daß die deutsche Partei in Stuttgart ausgeschlossenen Delegierten ihr Mandat anerkannt hat, dürfen wir noch lange nicht folgen, daß wir diesmal dasselbe tun müssen.

Mit großer Mehrheit wird das Mandat Alpari ab­erkannt.

Auf Vorschlag Huysmans werden mehrere Resolutionen der zweiten Kommission und eine Resolution De Leon über die Aus­lieferung russischer Genossen aus Amerika der fünften Kommission überwiesen. Hierauf wird folgende Mitteilung der polnisch- sozialistischen Partei Russisch- Polens verlesen:

" Die unterzeichneten Parteien haben in der heute statt­gefundenen Sigung ihrer Fraktionen beschlossen, die ursprünglich Sen unparteiischen Gewerkschaften Russisch Polens zugewiesene Stimme der polnisch- sozialistischen Partei Desterreichs den österreichischen Bolen zuzuerteilen. Bestimmend für diesen Be­schluß war die Auflösung der unparteiischen Gewerkschaften in Russisch- Polen und andererseits der P. S. P., der eine unverhältnis­mäßig geringe Stimmenzahl zugewiesen war."

8. Internationaler Sozialistischer Kongreẞ.

Kopenhagen , 1. September.

Zweite Plenarsitung.

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Branting: Ich bin sicher, daß ich Ihrer aller Gefühl ausdrüde, wenn ich den Absendern dieser Briefe den besten Dant ausspreche und die Versicherung gebe, daß der Kongreß sich mit ihnen einig fühlt, im Stampfe für unser großes, gemeinsames Ziel. Ich bin auch Ihrer aller Zustimmung ganz sicher, wenn ich vorschlage, unserem Veteranen und Vorkämpfer der Internationale August Bebel ein Begrüßungstelegramm als Antwort auf seinen Brief zu senden. ( Lebhafter Beifall.) Es wird beschlossen, das Bureau zu beauftragen, diesen Auftrag auszuführen.

Huysmans Belgien : Auf dem Rongreß find 887 vollberechtigte Delegierte antvesend, davon aus Deutschland 189, aus Frankreich 78, aus Desterreich 72, aus Böhmen 36, aus Britannien 84, aus Ruß­ land 38, aus Italien 9, aus den Vereinigten Staaten von Nord­amecifa 24, aus Belgien 26, aus Schweden 86, aus Dänemark 146, aus Bolen 17, aus der Schweiz 13, aus Ungarn 14, aus Finn­ land 19, aus Holland 14, aus Norwegen 31, aus Spanien 3, aus Armenien 4, aus Serbien 3, aus Argentinien 1, aus Bulgarien 7 und aus Numänien 2.

Die Frage der Arbeitslosenversicherung.

Als erster Gegenstand steht auf der Tagesordnung der heutigen Plenarsizung die Frage der Arbeitslosenversicherung. Die Kommission legt hierzu folgende Resolution vor:

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Der Kongreß stellt fest, daß die Arbeitslosigkeit von der tapitalistischen Produktionsweise untrennbar ist. Innerhalb des Systems der kapitalistischen Produktionsweise tann es sich daher nicht um Beseitigung der Arbeitslosigkeit, sondern nur um deren Verminderung und um die Milderung ihrer Folgen handeln. Der Kongreß berlangt Ausgestaltung der von den Arbeiterorganisationen verwalteten allgemeinen öffentlich rechtlichen Arbeitslosenfürsorge. Die Vertreter der Arbeiterklasse sollen fordern: 1. Statistische Mit­teilungen über den Umfang der Arbeitslosigkeit. 2. Zahlung der bon den Genossenschaften anerkannten Löhne. 3. Außerordentliche Unterstützung der Arbeitslosen in Zeiten einer industriellen Krise. 4. Arbeitslosigkeit darf keine Minderung der politischen Rechte zur Folge haben. 5. Errichtung und Unterstützung aller Arbeits­nachweiseinrichtungen. 6. Behebung der Arbeitslosigkeit durch gesetzgeberische Maßnahmen. 7. Obligatorische Arbeitslosen­unterſtüßung.

Als Berichterstatter über diesen Gegenstand referiert

Dr. Adolf Braun- Wien :

und

Den Vorfiz führt Branting - Schweden , der die Sigung um 10 Uhr mit folgender Ansprache eröffnet: Wenn ich die große Ehre, einer Ihrer Präsidenten zu sein, geglaubt habe annehmen zu dürfen, so hat das zwei Gründe, einmal daß ich darin eine An­erkennung der Internationale sehe, daß die schwedische Arbeiterschaft nach ihren Kräften redlich ihre Pflicht für die gemeinsamen Ziele getan hat. Wir, die wir von Anfang an in der schwedischen Bes Wir alle haben die Arbeitslosigkeit als eine in das Leben der wegung gestanden haben, wir, die wir vor 25 Jahren gesehen haben, Arbeiterklasse tief einschneidende Krankheit fennen gelernt. In den wie flein damals das Häuflein der Genossen war, als man uns Vereinigten Staaten von Nordamerika , in England, Deutschland , alle Tage versicherte, daß die ruhigen, besonnenen, auf Desterreich, Rußland und in Japan haben wir ungeheure Krisen erlebt. geklärten schwedischen Arbeiter niemals der roten Fahne folgen Ueberall wird die Frage, wie innerhalb der kapitalistischen Produktions­würden, die damals zuerst von unferem alten Veteran, weise ein Heilmittel gegen die Arbeitslosigkeit zu finden ist, er Genossen Halm getragen wurde, der auch hier im Saale ist örtert. Wir müssen unbedingt die Gesellschaft felbst verantwortlich ( Beifall), tönnen, wenn wir dann die spätere Entwickelung über machen für diese schweren Leiden der Arbeiterklasse. Die Gesellschaft denten, konstatieren, wie enorm die Evolution auch in unserem fühlt ja auch selbst, daß sie in ihren Grundfesten erschüttert wird, Straffer behauptet erneut, Mitglied zu sein. Barany- Ungarn : In unserer Seftionsfigung hat Straffer selbst Lande ist. Seit dem Stuttgarter Kongreß haben wir Wahlen ge- wenn Hunderttausende von Arbeitern tein Brot haben, wenn Hundert­habt, die die Zahl unserer Bertreter in der Zweiten Kammer ver- taufende von Familien hungern müssen. Aber wie in der zugegeben, daß er nicht Mitglied der ungarischen Partei ist. doppelt haben. Wir haben jetzt 35 sozialdemokratische Abgeordnete Wohnungsfrage immer mehr Material gesammelt wird Straffer bestreitet das. Mit 8 gegen 5 Stimmen wird bei in Schweden. ( Lebhafter Beifall.) Wir haben weiter im vorigen alle möglichen Vorschläge gemacht werden, wie aber das, was zahlreichen Stimmenthaltungen das Mandat Strassers für Jahre, wie Sie alle wissen, den großen Waffenstreit ausgefochten. die herrschenden Klassen tun, gar nicht in Betracht kommt im ungültig erflärt. Nicht nur mit dem Unternehmertum, sondern auch mit der ganzen Vergleich zu dem ungeheuer großen Problem, so ist es auch mit Alpari- Ungarn : Ich bin hier als Vertreter von Gewerkschafts - bürgerlichen Gesellschaft unferes Landes hatten wir Stämpfe zu be- der Arbeitslosigkeit. Der Standpunkt der sozialdemokratischen flar. organisationen, die international organisiert sind. Die Tatsache, daß stehen, und wenn wir auch nicht als Sieger daraus hervorgegangen Partei der Arbeitslosigkeit gegenüber ist vollkommen ich aus der ungarischen Partei ausgeschloffen worden bin, hat feine find, so noch weniger als Besiegte, als Niedergeschlagene. Noch Wir wissen, daß die Arbeitslosigkeit aufs engste unzertreinlich zu Bedeutung. Hätte ich nach meinem Ausschluß eine neue Partei ge- aus einem zweiten Grunde haben wir geglaubt, diesen Ehrenposten sammenhängt mit der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, daß wir annehmen zu können. Wir haben hier auf diesem Kongreß fehr sie nicht abschaffen können, so lange die fapitalistische Produktions­gründet, wie dies schon andererseits geschehen ist, so wäre mein wichtige Fragen zu beraten und gewiß bestehen im einzelnen be- weise herrscht. Wir wissen auch, daß wir innerhalb dieser Produktions­Mandat sicher anerkannt worden. Ich habe aber vorgezogen, die deutende Meinungsverschiedenheiten zwischen uns, je nachdem die weise doch alles tun müssen, um das Elend der Arbeiterklasse zu Affäre vor das Bureau zu bringen, da ich unter ganz besonderen Um- Dinge sich in den verschiedenen Ländern verschieden entwickelt haben. mildern. Auch die Arbeitslosigkeit müssen wir zu mildern ständen ausgeschlossen worden bin. Auch die Organisationen, denen Aber in den Hauptfragen sind wir alle einig. Wir haben daher die versuchen so weit es möglich ist, und das muß bewirkt werden wir auf die herrschenden ich angehöre, haben in dieser Sache sich an das Bureau gewendet. Hoffnung, daß der Kongreß sozusagen sich selbst zu präsidieren durch den Druck, den Klassen Um eine Spaltung in der ungarischen Partei zu verhindern, bitte wissen wird. Wir hoffen, daß durch die Behandlung der Tages- ausüben. Heute steht es ja so, daß die Arbeiterklasse allein die ordnungsfragen vermehrte Klarheit über die Ziele der Bewegung Kosten der Arbeitslosigkeit tragen muß. Es hat Zeiten gegeben, wo ich um die Anerkennung des Mandats. Rosa Luxemburg : Ich glaube, daß wir mit der foeben erfolgten und alle die Fragen geschaffen werden wird, die der Arbeiter w eifersüchtig darüber gewacht haben, daß nur die Gewerkschaften bewegung in den verschiedenen Ländern so nahe am Herzen liegt. den Stampf gegen die Arbeitslosigkeit führen dürfen. Aber die Lasten, Abstimmung gegen die allgemeinen Regeln, die wir befolgen und es ist ja unsere Aufgabe, selbst auf dem Boden der Wirklichkeit die die Gewerkschaften freiwillig auf sich genommen haben, sind un­sollen, verstoßen haben. Wir müssen bei den Internationalen, stehend und bleibend den höchsten Jdealen zuzustreben.( Lebhafter geheuer groß geworden. Unsere berrufenen Streifvereine Sozialisten- und Gewerkschaftskongressen einen anderen Maßstab Beifall.) geben für die Arbeitslosenversicherung 25 Prozent mehr aus anlegen, als dies innerhalb der einzelnen nationalen Parteien Der Internationale Sekretär Huysmans macht eine Reihe als für den direkten Kampf gegen das Kapital. geschieht. Wir haben in Stuttgart Mandate anerkannt von Mitteilungen über den Kongreß. An das Bureau des Kongresses ferner bemerkt, daß die Gewerkschaften nicht geschwächt, sondern

Kleines feuilleton.

was er, ließen sie ihn ahnen, für ein Ungeheuer wär'.

Denn von rückwärts her Spaliere bildend an dem Weg des Wichts, wiesen sie ihm krampft ihre Hintern statt des Angesichts. Graufig, laufig, nikoläufig wirkt ein solches Kompliment, und im stillen Herzen weiß ich, wie's der Berlichingen nennt.

Notizen.

Wir haben

Franz.

neuen Gewande, um freundlich zum Besuch einzuladen. Mit Goethes au st", der Tragödie erftem Teil, wurde das neue Spiel­jahr eingeleitet. Aus der Generalprobe", die am Mittwoch bor geladenen Gästen abgehalten wurde, ging nach fast 4½stündiger Der Ursprung des Wortes Syphilis . Eine zeitgemäße" Unter- Dauer ein stilisiertes Drama hervor. Großflächige Dekorationen, suchung über den Ursprung des Wortes Syphilis hat vor kurzem die Landschaft nur impressionistisch angedeutet, dementsprechend be­der Würzburger Professor für klassische Philologie Franz Boll in leuchtet und in Dämmerschein getaucht; graue, tahle Wände, völliger den Neuen Jahrbüchern für das klassische Altertum" unter- Berzicht auf jedwedes dekorative Beiwerk bezwecken eine auf die nommen. Zum ersten Male taucht das Wort bei dem berühmten Darstellung hinlenkende Stimmung, die durch eine von Otto Urad Veroneser Arzt, Humanisten und Dichter Girolamo Fracastoro auf. herrührende Begleitmusik noch vertieft werden soll. Zweifellos Fracastoro veröffentlichte im Jahre 1530 ein dem Kardinal Bembo, wird mit verschiedenen Szenerien diese Absicht erreicht. Der Prolog gewidmetes Epos, in dem er die Entstehung und Verhütung der in war gleich solch ein Glanzstück mit seinen hoch in die Luft ragenden fenen Beiten epidemisch um sich greifenden Seuche in allegorisch- Erzengelgestalten und dem kostümierten Mephisto im Vordergrunde, mythologisierender Form schildert. Wie alle Renaissancedichter und so auch Wald und Höhle( Faustmonolog). Das Ganze spielt sucht er ein Vorbild in der antiken Literatur. Im dritten Gesang sich mit nur einer Pause in einfach umrissenen Bildern ab.- Die reialofe Flora. Herr Bode und feine Romparferie lesen wir von einem Seefahrer, der in eine neue, unentdeckte Welt eine Stadt, kein Mauerwerk, kein Haus, das eine Gaffe oder hatten als stärkstes( und beinahe einziges) Argument für die Echt­vorgedrungen ist. Dort hat er den Zorn der Götter durch Tötung Straße martiert. Gretchens Zimmer ist kahl; Auerbachs Keller , heit der Florabüste ihre wunderbare Schönheit und ihre leonardische von heiligen Vögeln wer denkt nicht an Odysseus und die Rinder die Herenküche sind gleichfalls alles Zierats bar. Die Walpurgis- Holdseligkeit angeführt. Hören wir, wie ein großer Künstler über des Helios? auf sich geladen. Ihm wird Verderben und schreck nacht mit ihren Hegen fehlt. Es fehlt noch manches andere. Die diese Qualitäten denkt. Der Münchener Bildhauer Adolf Hilde liche Krankheit vorausgesagt. Bald nach diesem Ereignis gelangt Vereinfachung des szenischen Apparats fonnte nicht weiter gehen. brand schreibt im Septemberheft der Süddeutschen Monats­er auf eine fremde Insel, mit deren König er Freundschaft schließt. Ihr wurde der Text geopfert. Was übrig blieb, sind Bilder aus hefte": Bei einem Opferfest sieht er zahlreiche von der ihm prophezeiten der. Gretchentragödie, nunmehr zuweilen ohne jedweden Ver- Daß der Florabüste das Leonardomotiv zugrunde liegt, ist un­Krankheit befallene Menschen, und er erfährt von dem greisen bindungsfaden. Es ist, als sehen wir Holzschnitte des Mittelalters. zweifelhaft ebenso unzweifelhaft ist es aber, daß sie von einem Herrscher die Entstehung jenes Leidens. Es ist Götterstrafe des Die Darstellung bewegte sich gleichfalls in diesem primitiven minderen Künstler herstammt. Ihr fehlt alle Naturnähe, alle Reife Sonnengottes Apoll . Vor grauen Zeiten lebte nämlich auf jener Rahmen. Lettingers Mephisto obgleich allzu viel Fraßen und Feinheit des Formverständnisses. Alles ist konventionell und Insel Ophire ein König Aloitheus. Sein Hirt Syphilus ergrimmt schneidend erschien doch als eine interessante Darbietung; famos von einer großen Empfindungsleere in der Art der Napoleons­eines Tages über die sengende Glut der Sonne, fällt deswegen vom gab er die Schülerszene. Den Faust spielte Karl 3 istig hier zeit. Ich habe nach irgend einer Stelle gesucht, to von früherer

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e. k.

Sonnengotte ab und verkündet die göttliche Berehrung des Königs ein neues Name. Als alr Faust war es besser als hernach. Die guter seit die Rede sein tönnte. Ich habe aber nirgend eine folche Stelle Aloitheus, der ungeheure Herden befizt. Die Strafe trifft die Ab- Sprechkunst steht bei diesem Darsteller noch auf sehr schwachen entdecken können, die Büste ist durchweg von der Hand dieses trünnigen nur zu bald; Apollo sendet eine Krankheit, von der zuerst Füßen; das Spiel, namentlich in der Kerkerszene, ist unbeholfen späteren Bildhauers und der Wachsabguß ist nur des reizvolleren Syphilus und dann das ganze Wolf vernichtet werden; nach jenem unfrei. Martha Are I bringt ja als Gretchen manches Gute mit, Aussehens und der Bemalbarkeit wegen dem Gipsabguß vorgezogen Hirten erhält die Krankheit ihren Namen. Professor Boll macht aber das Gebet versagte. Der Wahnsinn im Sterker kam schon besser. worden. Da die Erfindung von Leonardo dieser Büste zugrunde nun darauf aufmerksam, daß der Mythus von Syphilus eine hand- Maria Weißleder( Marthe), Ernst Ne ßler( Famulus), Alfred liegt, so ist auch ihr Charme noch kenntlich und wirksam. Sehen greifliche Nachbildung der Niobesage des Ovid ist. Niobe schmäht Schmasow( Siebel) gingen an. Georg Ott may genügte als wir aber bei der Florabüfte ab von diesem Bauber des Motivs, dann bie Göttin Leto wegen deren Kinderarmut diese besitzt nur einen Valentin nur bedingungsweise. bleibt nichts gar nichts, was irgendwie die Meisterhand von Sohn und eine Tochter und brüstet sich mit ihrer zahlreichen Nach­Leonardo verraten fönnte. Im Gegenteil, es bleibt dann nur ein tommenschaft. Hier wie dort folgt der Zorn des Gottes und als naturarmes, lebloses Machwerk." Strafe großes Sterben. Auch der Name von Fracastoros Hirten Syphilus ist keine Zufälligkeit, heißt doch Niobens zweiter Sohn Sipylus, und vom Berge Siphlus in der Nähe des fleinasiatischen Magnesia stammt die stolze Königin, und dort sitt sie auch ver­steinert. Schon im Altertum ist das Hinsterben der Niobiden als Best gedeutet worden. Um so näher lag dem Renaissancedichter dieses Vorbild für die poetische Darstellung der als Best angesehenen neuen Krankheit zu benutzen.

Theater.

Friedrich Wilhelmstädtisches Schauspielhaus. Bestibül, Gänge und alles, zumal der Zuschauerraum, erscheinen im!

Humor und Satire. Friedberger Marsch. Heimlich ward er aufgenommen, ohne Hoch und auch Hurra, alles tuschelte beklommen: Gott behüt' uns, er ist da! Mög' er bald fich wieder drücken und ein andermal hierher lieber noch die Chol'ra schicken: als das kleinere Malheur!" Selbst Soldaten, Veteranen und die ganze Feuerwehr

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Die Neue freie Volksbühne bringt am Sonnabend­abend im Neuen Voltstheater Hartlebens Erziehung zur Ehe" und am Sonntagnachmittag im Neuen Theater Molièrs , artüff" in Ludwig Fuldas Bearbeitung erstmals für ihre Mitglieder zur Aufführung.

Ein Attentat auf Heinrich Kleist unternahm am Mittwoch die Literarische Gesellschaft " im Lessing­Theater, indem sie eine fürchterliche Verballhornung der Benthesilca" aufführte. Da die Gesellschaft unverbesserlich ist, kann nur noch un berbrüchliches Schweigen Rettung bringen. Wenn alle Zeitungen dieses notgedrungene Rezept befolgten, würden die Herren die Theater fpielerei zweifellos bald einstellen.