mcrJBnr, wahrscheinlich, um der Sozialdemokratie niemals denAgitationsstoff ausgehen zu lassen!Wahrscheinlich werden die ausländischen Genossen, fallsnicht der Regierungspräsident doch noch zu einem Einsehengebracht wird, sich nunmehr der deutschen Sprache bedienen.Auf keinen Fall aber wird die geplante Kundgebungunserer Frankfurter Genossen minder imposant ausfallen, alssie gedacht war. Das hätten unsere preußischen Behördendoch schon von der Berliner Demonstration lernen sollen,die seinerzeit durch das Verbot der Rede des Genossen Jaurösnicht im nundesten beeinträchtigt, sondern im Gegenteil zueinem Triumph der Sozialdemokratie wurde!politiltöe OcbcrHcbt.Berlin, den 3, September 1910,Kaut und Schiller über die Königsberger Reden.Zu den erlauchtesten Geistern Deutschlands, deren Geistes-taten der deutschen Nation noch Achtung verschaffen werden.wenn die marmornen Hohenzollcrndenkmäler längst der Zeitund dem guten Geschmack zum Opfer gefallen sein werden,gehören in erster Reihe auch Kant und Schiller. Es liegtnahe, Kant, den Königsberger Philosophen, und seinengroßen Schüler Friedrich Schiller über die Grundsätze zuhören, die in Königsberg unlängst verkündet worden sind,Kants Urteil über den Absolutismus war dies:„Eine Regierung, die auf dem Prinzip des Wohl--Iv o l l e n s gegen das Volk als eines Vaters gegen seineKinder errichtet wäre, d. h. also eine väterliche Regie-r u n g, wo also die Untertanen ab? unniündige Kinder, die nichtunterscheiden können, was ihnen wahrhaft nützlich oder schädlich ist,sich bloß passiv zu verhalten genötigt sind, um, wie sie glücklichsein sollen, blotz von dem Urteil des Staatsober--Hauptes, und daß dieser eS auch wolle, bloß von seiner Gütig-keit zu erwarten, ist der größte denkbare Despotismus, ist eineVerfassung, die alle Freiheit der Untertanen aushebt."Ueber das Idol einer völkischen Politik aberäußerte sich Friedrich Schiller:„Wir Neueren haben ein Interesse in unserer Gewalt, daskein Grieche und kein Römer gekannt hat und dem das Vater-ländische Interesse bei weitem nicht beikommt. Dasletzte ist überhaupt nur für unreife Nationen wichtig, für dieJugend der Welt. Ein ganz anderes Interesse ist es, jedemerkwürdige Begebenheit, die mit Menschen vorging, demMenschen wichtig darzustellen. Es ist ein armseliges, kleinlichesIdeal, für eine einzige Nation zu schreiben; einem philo-sophischen Geiste ist diese Grenze durchaus un-erträglich. Dieser kann bei einer so wandelbaren, zufälligenund willkürlichen Form der Menschheit, bei einem Fragmente—und was ist die wichtigste Nation anderes?— nicht stillestchen. E rkann sich nicht w eiter dafür erwärmen, als so-weit ihm diese Nation oderNationalbegebenheitals Bedingung für den Fortschritt der Gattungwichtig i st. Ist eine Geschichte, von welcher Nation und Zeitsie auch sei, dieser Anwendung fähig, kann sie an die Gattung an-geschlossen werden, so hat fie alle Erfordcrniffe, unter der Handdes Philosophen interessant zu werden."Man wird es begreiflich finden, daß die Sozialdemokratiedie geistige Gemeinschaft mit Deutschlands ersten Philosophenund Dichtern selbst der Uebereinstimmung mit Wilhelm II.und dem kronprinzlichen Ractor magnificentissirnus vorzieht!Die Politik des Hansabundes.Die Leitung des Hansabundes be st reitetdie Mitteilung der„R h e i n i s ch- W e st f ä l i s ch e n Z e i-tun g", wonach plötzlich eine Umkehr der Hansabund-Politik erfolgt sei. So lange die durch den Bund der Land-Wirte verkörperte einseitige Interessen- und Boykottierungs-Politik nicht aufgegeben sei, die bewußt die Lasten und Rechteim Staat ungleich verteile und dem in Industrie, Gewerbeund Handel tätigen Bürgertum die seiner Bedeutung ent-sprechende Stellung in der Gesetzgebung. Verwaltung undLeitung des Staates versage, werde der Hansabund diesePolitik bekämpfen, wo immer sie vertreten werde. Eswird ausdrücklich konstatiert, daß in der Stellung des Hansa-bundes zur Sozialdemokratie zwischen dem Präsidenten undder Geschäftsführung vollständige Uebereinstimmung vor-handen sei._Fleischpreiserhöhungen.In nicht weniger als 23 Städten sind, wie die„DeutscheFleischer-Zeitung" meldet, in der letzten Woche Fleisch-erhöhungcn erfolgt, nänilich in Altona, Bamberg, Diez, Ems,Gardelegen, Gimbsheim, Guntersblum. Hof, Jena, Lampert-heim, Mainz, Nienburg, Osnabrück, Pforzheim, Rothenburgan der Tauber, Saarbrücken. Schramberg, Schwarzenbach a. S.,Schwetzingen, Tübingen, Wiesbaden, Würzburg und Zwei-brücken.Gegen Fleischwucher und Absolutismus.Ueber 7000 Stettiner Arbeiter und Arbeiterfrauen Nemon-strierten am Freitag abend in sechs überfüllten Äcklksversamm-lungen gegen den schamlosen F l e i s ch w u ch e r d-er Junker und dieabsolutistischen Wünsche des persönlichen Regiments. Die scharfe Kritik unserer Redner fand demonstrativenBeifall. Eine Resolution, ähnlich der in den Berliner Versamm-lungen angenommenen, wurde in allen Versammlungen einstimmigangenommen.Die Leipziger Genossen protestierten Freitagabend inmehreren Versammlungen gegen das persönliche Regimentund forderten gegen eine Wiederholung absolutistischer Uebertrittedie sofortige Einberufung des Reichstages.»In drei überfüllten Versammlungen protestier-tcn am Freitag abend die Arbeiter von Dresden. Neustadtund Löbtau gegen die Lebensmittelwuchecpolitik als die erste Ur-fache der Fleischnot. Die Referate der Genossen Flcihner, Riemund Sindermann wurden mit großem Beifall aufgenommen. Inallen drei Versammlungen wurden gleichlautende Protestresolu-tionen angenommen. In den drei Versammlungen waren 6000Menschen versammelt. Viele fanden wegen Ueberfüllung keinenZutxitt._Veteranenelend und Kaiserparade.Gelegentlich der Kaiserparade am 24. August in Königsberg, warvon einem Komitee hochpatriotischer ostpreußischer Junker mit hohenTiteln und Ehren ein Veteranenappell arrangiert, der vom Kaiserabgehalten werden sollte. Durch Ausrufe und rührige Agitation derKrieger- und Militärvereine waren von den in Ostpreußen nochlebenden 10 000 Kriegsveteranen 7000 auf ihre altersschwachen Beinegebracht und zum großen Teil mit Sonderzügen nach Königsbergbefördert worden. Daß der übergrößte Teil dieser 7000 Veteranenin den dürftigsten Verhaltnissen, ja vielfach sogarin Not und Elend dahinvegetiert, war dem feudalenKomitee wohl bekannt. Für diese armen Kriegshelden mußtendaher die Mittel zur freien Bahnfahrt und für notdürftigeVerpflegung beschafft werden. Bekanntlich reicht der Pairiotis-mus unserer hochgeborenen„VaterlandSfceunde" nicht bis an ihreGeldbörse, sie betätigen ihren monarchischen Sinn und ihre Vater-landsliebe auf Kosten anderer Leute. So auch bei demArrangement des Velcranenappells. 1000 M. bewilligten sie sichaus der P r o V i n z i a l l a s s e und schnorrten überall in Kreisennach Geld, die sonst nicht als standesgemäß betrachtet werden.Aus GeschäftSrücksichten spendeten Brauereien das nötigeBier, Fleischer die Würstchen, Bäcker das Brot undMeiereien und K a u f l e u te Butter und sonstige Genuß- undNahrungsmittel. Für die alten Kameraden, die wegen der weitenEntfernung ihre» Wohnortes genötigt waren, in Königsberg zuübernachten, war bei dem Besitzer eines Gartenetablissements fürzirka 200 Mann ein Strohlager besorgt. In ihrer kindlickienNaivität hatten nun diese ostpreußischen Veteranen unter Ent-behrungen und Strapazen die Reise nach der entlegenenResidenzstadt in begeisterter Erwartung der ihnen verbeißencnDarbietungen und Genüsse gemacht. Aber nach der Kaiserparadeund nacki dem Veteranenappell, da entfuhr manch altem Krieger einderber Fluch und eine Verwünschung.Da standen sie nun in Reih und Glied inmitten militärischenGlanzes und höfischen Prunks und„Hurra" schreiender Bürgerund bildeten Spalier. In Ermangelung eines auch nurhalbwegs brauchbaren RockcS waren viele Veteranen trotz derdrückenden Hitze des Hochsommers im abgeschabten Winterpaletoterschienen. Und recht eigenartig nahmen sich darauf die zur Schaubefestigten Madnillen, Orden und Ehrenzeichen aus. Tausendendieser Greise sah man eS an, daß nicht so sehr das Alter, alsschwere Arbeit, Not und Entbehrung ihren Rückengebeugt und tiefe Furchen in das Gesicht ge-graben hatten. Sogar auf Krücken humpelnde Greisesah man, die entweder auf dem Schlachtfelde des Kriegesoder dem der Arbeit ihre gesunden Glieder eingebüßt hatten.Mitleid erregend, nicht aber an ruhmvolle Kriegstatenerinnernd, zogen dann die Veteranen nach erfolgter Spalierbildungzum weit entfernten Tiergarten zum Veteranenappell. Dann gabes Butterbrot und Bier, das sich aber die alten Krieger in sürchter-lichem Gedränge erst erkämpfen mußten. Schließlich überließ mansie ihrem Schicksal. Enttäuscht und abgespannt trollten die einendurch den lebensgefährlichen Großstadtverkehr zum Bahnhof; anderesuchten Destillen auf, um sich durch einige Schnäpse für die aus»gestandenen Strapazen zu entschädigen. Ermüdet und ge-langweilt erwarteten dann ganze Scharen dieser altenProletarier, auf Steintreppen und Bordsteinen in derNähe des Bahnhofes hockend, den Abgang ihrer Eisenbahn-züge. In patriotischer Begeisterung mögen wohl wenige zu Hauseangelangt sein.Indessen„sorgt" unsere herrliche christliche Weltordnung in be-kannter Weise weiter für die alten Kriegsveteranen.Aus dem Rittergute Labagienen bei Bartenstein wurde vierLandarbeitern zum 1. Oktober dieses Jahres gekündigt. Darunterbefinden sich zwei Kriegsveteranen, von denen der eineIS Jahre, der andere seit Beendigung des deutsch-französischen Krieges ununterbrochen dort be-s ch ä s t i g t war. Die alten Leute mögen jetzt sehen, wo siebleiben IIm Dorfe Schlapschill, Kreis Memel, wohnt ein 77 Jahre alterKrieasveteran. der die Feldzüge 1366 und 1870/71 mitgemacht undsich dabei ausgezeichnet hat. Er bekommt monatlich 10 MarkInvalidenrente, wovon er noch seine alte Ehefrau und eineerwerbsunfähige Tochter ernähren muß. Daneben erhält er alsArmenunterstützung Land zu 4 Scheffel Kartoffeln und4 Scheffel Gerste zur Aussaat. Trotz diesem mehr als dürftigenEinkommen wurde der alte Mann zur Einkommensteuerherangezogen. Als seine letzten Spargroschen aufgezehrt waren, konnteer die Steuer nicht mehr zahlen. Er reklamierte gegen seine Ein-schätzung. Die Einschätzungskommission zu Memel unter dem Vorsitzdes Geheimen Regierungsrats und Landrats Cranz erließ dem altenLandarbeiter jedoch die Steuer nicht ganz, sondern setzte die-selbe nur herab. Und da eine Beschwerde nicht mehr zulässigwar, erhielt er vom Gemeindevorsteher Anfang August d. I. dieAufforderung, die halbjährliche Steuerrate im Betrage von 2, SO M.binnen 3 Tagen zu zahlen, widrigenfalls zur Pfändung geschrittenwerde. So danken die Stützen von Thron und Altar den altenVeteranen für ihre Treue und Hingebung zum Herrscherhause lDie Wurst der reichen Leute.Das Landgericht in G log au hat ein Urteil gefällt,dessen Begründung geeignet ist, einiges Aufsehen zu erregen.Ein Fleischermeister war angeklagt, in die Wurst schlechtesFleisch und ganz besonders viel Wasser hineingearbeitet zuhaben.Wie die„Berliner Morgenpost" erfährt, heißt es in derBegründung des Urteils, das auf eine Gefängnisstrafe vonvier Monaten lautete:„Bei der Abmessung der Strafe hat das Gericht in Betrachtgezogen, daß derselbe(der Schlächtermeisters ein gutgehendes, inbester Lage Glogaus belegenes Fleisch- und Wurstgeschäst hat, daßer sich auch nicht nur des Zuspruches von Kundenaus niederen Kreisen, sondern aus den bestenKreisender Stadt erfreut, daß er aber daSfihm von seinenKunden geschenkte Vertrauen in schnödester Weise gemißbrauchtund lediglich aus niedrigster Gewinnsucht gehandelt hat. Nuo mitRücksicht' auf seine bisherige Unbescholtenheit hat es daher dasGericht gegen ihn bei einer Gefängnisstrafe von vier Monatenbewenden lassen...."Der Verurteilte legte gegen das Urteil Revision ein, dieer darauf stützte, daß vor dem Gesetz alle gleich sind undStandesunterschiede nicht stattfinden. Es sei deshalb ein un-zulässiger StrafverschärfungSgrund, wenn Gewicht daraufgelegt wird, daß die Mettwurst auch in die b e st e n Kreiseder Stadt Glogau kommen kann. Die Revision wurde aller-dings verworfen, aber es entsteht doch die Frage, mit welcherStrafe der Fleischer davon gekommen wäre, wenn sich seineKundschaft etwa nur aus Arbeitern zusammengesetzthätte!Die Tatsache, daß der Umstand strafverschärfend wirkte,daß die Wurst auch von besseren Kreisen verzehrtworden ist, läßt die Justiz wieder einmal in ganz b e-sonderem Lichte erstrahlen IDer huldvolle Zar.Die«Kieler Neuesten Nachrichten" melden aus Berlin: DerZar hat anläßlich seiner Durchreise durch preußisches Gebiet aufder Fahrt nach Friedberg dein Deutschen Kaiser von Halle a. S.aus ein BegrützungLtelegramm gesandt, in welchem er die gutenBeziehungen zwischen der deutschen Regierung und dem russischenStaate als traditionell und unwandelbar bezeichnet unddem Wunsche nach einer Zusammenkunft mit dem Kaiserausspricht._Russische Greuel.Unter den Delegierten des Internationalen Sozialistischen Kon-gresses zu Kopenhagen hat sich die Kunde von einer neuen Grau-s a m k e i t der russischen„Rechtspflege" verbreitet, die großes Auf-sehen erregt. Der Geisteskranke Terpetrow.der von der B e r-l i n e r P o l i z e i in die Hände der russischen Schergen ausgeliefertwurde, stand Anfang Mai vor dem Kriegsgericht in Tiflis.Dieses beschloß auf Grund des vom Verteidiger eingereichten Gut-SZtens der deutschen Uerztöt TergetrM dem IipjlgerW zu überweisen, damit er zur Untersuchung seines Geisteszustandes In eineKrankenanstalt übergeführt werde. Der Untersuchungsrichter desZibilgcrichts ließ diesen Beschlutz unausgeführt. Erlegteden Geisteskranken in Ketten und scheint ihnlangsam zu Tode quälen zu wollen. Die Bitten undProteste der Verwandten und des Verteidigers� RechtsanwaltsOskar Cohn, bleiben ohne jede Wirkung.Preußen in Altenburg.Die altenburgische Regierung hat folgende Verfügungerlassen:„Die Aufgabe der Volksschule besteht nicht bloß darin, derheranwachsenden Jugend ein bestimmtes Maß von Kenntnissen zuverschaffen, sondern sie soll nicht minder ihre Anbefohlenen ausder Grundlage des Christentums heranbilden zu sittlich-religiösen und vaterlandsliebenden Persönlich-ketten.Die Schulvorstände sind berufen, hierbei mitzuwirkenund die neuere Gesetzgebung lenkt die Wahl vorzugsweise aufsolche Schulgemeindemitglieder, welche an der Entwickelung desBolksschulwcsens als Väter ein eigenes Interesse haben oder desVolksschulwcsenS besonders kundig sind.In mehrfachen Erlaffen haben haben wir die Wahl von An-gehörigen der sozialdemokratischen Partei in dieSchulvorstände für nicht u»gedingt unzulässig erklärtund nur auf die Möglichkeit einer Enthebung vom Amt im Falleder Pflichtverletzung hingewiesen.Wenn indes neuerdings auch Führer und berufs-mäßige Agitatoren der Sozialdemokratie in Schul-vorstände gewählt sind, so müssen sich dagegen ernste Be-denken erheben.Die sozialdemokratische Partei bezeichnet sich selbst als einerevolutionäre. Das hiesige sozialdemokratische Blatt fordertin Nr. 109 auf, daZ Kaisertum zu beseitigen und eine deutscheRepublik zu errichten. In ihren Kundgebungen, ihrer Presse undihren Versammlungen schmäht und verletzt die sozialdemokratischePartei alles patriotische Empfinden. Im Gegensatz zu ihremeigenen Programm verbreitet sie Haß und Verachtung derch r i st l i ch e n Religion.Personen, welche berufsmäßig solche Anschauungen vertreten,sind nicht geeignet, die eingangs bezeichneten Aufgaben derVolksschule auf dem Gebiete der Erziehung zu fördern.Aehnliche Bedenken machen sich geltend bezüglich der Wahlvon Gottesleugnern.Wir erwarten, daß die zur Wahl der Schulvorstandsmitgliederberufenen Körperschaften im Bewußtsein ihrer Berantwortlicfileitfür die Zusammensetzung der Schulvorstände die vorstehend oar-gelegten Gesichtspunkte bei Vornahme der Wahlen berücksichtigen."So wird die Gleichheit vor dem Gesetz zerstört und dieVolksschule zur Gesinnungsdressuranstalt degradiert. Uebrigenserwirbt sich die altenburgische Regierung durch ihre Leistungnoch nicht einmal die Zufriedenheit der preußischen Junker—die„Deutsche Tageszeitung" bemängelt an dem Erlaß, daß ernur die Wahl von sozialdemokratischen Agitatoren, nicht vonSozialdemokraten überhaupt für unzulässig erklärt.Von den badischen Freischärlern.Man schreibt uns aus Baden:■"Der soeben verstorbene Mannheimer Geh. KommerzienratEckhard wird im Organ des nationalliberalen Führers Baffer-mann eines ehrenvollen Nachrufes gewürdigt. In diesem Lob-gesange des Mannheimer«Generalanzeigers" befindet sich folgendeStelle:�„Carl Eckhard verkörperte ein Stück badischer Geschichte.Sein Name ist mit den Tagen der erwachenden politischen Freiheit Badens aufs engste verknüpft. Lameh und Eckhard!Das waren mit die bedeutendsten Repräsentanten der stürm-beivegtcn Jahre, in denen Badens politische Freiheitbegründet wurde. Schon in der creignisvollen Zeit von 1848/40stand Carl Eckhard im politischen Leben. Wie oft erzählte er inFreundeskreisen mit dem ihm eigenen Humor, daß er in jenerPeriode mit knapper Not dem Schicksal entgangen sei, das somanchen andern von Idealen erfüllten Freiheits-Helden beschieden war. Wer die traurigen Erfahrungenjener Zeit ließen in ihm keine Verstimmung zurück."Vom„eigentlichen Vater der nationallibcralen Partei Ba-dens", der in den sechziger Jahren im badischen Landtage der po-litische Gesellschafter und Berater des Staatsrats Lamey war, er-fahren wir durch den letzten Nachruf, daß Eckhard sich d-ünkte, einden preußischen Standrechtsopfern gleichwertiger Verfolgter ge«Wesen zu sein. Hätte der damalige Rechtsanwalt Eckhard nicht einrechtzeitig schützendes Ashl jensei!? der rotgelben Grenzpfähle ge-funden, so wäre er vielleicht in Mannheim neben Trützschler er-schössen worden als ein vaterlandsfeindlicher Freischärler. Nachdieser eigenen Einschätzung des nationalliberalen Führers Eckhardmit der Bassermannichen Beglaubigung gereicht es in den Kreisender regierungsfreundlichsten Partei heute keinem zur Unehre, imJahre 1840 reif gewesen zu sein für die Todesernte, welche diestandrechtlichen Mörderkugeln vor 61 Jahren unter den Revolu-tionären hielten. Und doch duldet die„liberale" badische Oiegie-rung nicht, daß man den standrechtlich erschossenen„Repräsentantender sturmbcwegten Jahre" und den heutigen Verehrern jener„an-deren von Idealen erfüllten Frciheitshelden" die historische Gerechtigkeit nach 60 Jahren zuteil werden läßt. Auf dem großenDenkstein des Rastatter Friedhofes, an den unsere Genossenalljährlich den erschossenen Freiheitshelden der 1840« Volkserhebung die Ehre bezeugen, fehlt immer noch die vom Denkmal-komitee vorgesehene Widmung s- Inschrift! Die Groß-herzoglich badische Regierung gestattete es nicht, bei der Aufftellungdieses Denkmals die Worte„Den Standrechtlich erschossenen Frei-heitskämpfern" auf die Widmungsstclle einzumeißeln. Dieses Ver»bot besteht heute noch!_Eine furchtbare Strafe für die Verfehlungen einesbetrunkenen Reservistensprach das Chemnitzer Kriegsgericht aus. Gegen die ge-heiligte Disziplin hatte sich in der Trunkenheit der MaurerKurt Schott in Plauen i. V. vergangen. Zu einer Reserveübung-hatte er sich am 23. April beim Bezirks-k o m m a n d o P l a u e n z u st e I l e n. Er kam betrunken.Beim Anstellen ließ er es an der militärischen Haltung fehlen.Trotz mehrmaligen Befehls änderte er seine Haltung nicht— es fehlte ihm infolge seines Zustandes die Fähigkeit—und auch seinen Namen nannte er trotz wiederholten Befehlsnicht. Er wurde deshalb'in Arrest abgeführt. Dort ver-langte er zu essen und bemerkte, er sei ein freier Mann undbefinde sich doch nicht im Zuchthause. Daß er sich in dermilitärischen Gewalt befand und als Soldat den unVerhältnis-mäßig strengen Bestimmungen des Militärstrafgesetzbuchesunterstand, dies Bewußtsein fehlte ihm eben in seinem Zu-stände. Wegen„beharrlicher Gehorsam sver-Weigerung" wurde er unter Anklage gestellt. ZurInempfangnahme der Anklage mußte er nach dem Bezirks-kommando kommen— warum wurde ihm das Schriftstücknicht zugeschickt?— und da trank sich Sch. wieder er stMut a n. Mit großer Verspätung und betrunken kam eran. Wieder benahm er sich unmilitärisch und wieder gingsin Arrest. Unterwegs beschimpfte er die ihn transportierendenUnteroffiziere. Die Anklage wurde entsprechend erweitert.Vor Gericht erklärte Sch., daß er sich auf die Vorgänge nichtbesinnen könne, da er sinnlos betrunken gewesen