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fasscr hat den Bankrott des heutigen Staats- und Gesellschafts- Systems vollkommen begriffen. Ganz am Schluß aher hat er einen Rückfall in reaktionären Utopismus und träumt von einer Zertrümmerung des Großkapitals zu gunsten der Kleinroirthschaft": Sobald oem Polypen Großkapital die mit Saugnäpfen versehenen Fangarme abgehackt werden. ergießen sich die Lebenssäfte von selbst in die niederen Regionen und werden dort zur Bildung lebensfähiger Kleinwirth- schaften verwand t." Nein. lieberGrenzboten"- Mann. Die Lebenssäfte fließen dann dem G e s a m nr t- O r g a n i s m u s zu; lebensfähige Kleinwirthschaften" giebt's nicht, oder die Welt müßte ins Mittelalter zurückfallen; undniedere Regionen" kennt die sozialistische Gesellschaft nicht. Vom neuen Kurs. TerFreisinnigen Zeitung" geht ans M ü n st e r i. W. ein vertrauliches Schreiben des dortigen Ober-Zollinspektors zu, das lautet: Nr. 4äL2. B e r t r a u I i ch. Münster, 14. Juni 1393. Jedem Beamten soll durch Dieiistbefreiung am nächsten Donnerstag Vormittag Gelegenheit gegeben werden, seiner Wahlpflicht zu genüge».(Durch Abgabe weißer Zettel, falls der aufge st eilte Kandidat nicht für die sttegierungsvorlage eintritt.) Der Ober- Zollinspektor Baier." Einen Agrarrath, d. h. einen Junkerallsschuß, der für die Interessen des Großgrundbesitzes noch besonders zu wachen hätte, fordern die Feudalen. Der von Man- t e u f f e l regte die Sache im Herrenhanse an und die K r e u z- Z e i t u n g" haut in dieselbe Kerbe, nicht ohne M i q u e l, weiland Mitglied des Kommunistenbundes, mit einem Regenschauer von Schmeicheleien zu überschütten. Sie schreibt: Zu dem Finanzminister Dr. Miquel hegen wir das gute Vertrauen, daß er auch für diese erweiterte Aufgabe ein offenes Ohr haben, ein volles Verständniß zeigen werde. Er ragt aus der Menge derer, die er einst seine Parteigenossen nannte, hervor wie ein Adler aus der Schaar der Krähen. In ihm haben wir endlich den rechten Mann an der rechten Stelle gefunden, das erkennen wir unumwunden an, wie ein jedes wirkliche Verdienst, und jeder rechte Kenner muß es aner- kennen, es möge sich uns zeigen, wie es wolle." Der Ernte- Ertrag im Deut-schcn Reiche betrug nach der endgiltigeu Feststellung des Kaiserlichen Statisti­schen Amts: Wohlthätigkeit und Sozialdemokratie. Aus Wiesbaden   wird uns geschrieben: Unser sattes Großbürgerthum zählt zu seinen eifrigsten Aposteln den früheren Reichstags-Abgeordnetcn Fritz Kalle  , der schon als Parlamentarier mit seiner humaliistelnden Spittelsuppenpolitik, die er als Sozial- resorm ausgab, geschäftig Hausiren ging und auch heute dafür sorgt, daß dasgute Herz" der Bourgeoisie in seiner Herrlichkeit allen offenbar werde. Herr Kalle, der in Wiesbaden   haust, bekennt offen, daß er die Wohlthätigkeit nur als Mittel zum Zwecke zur Bekämpfung der Sozialdemokratie betrachte. In einem Artikel des Wiesbadener Tageblattes" vom 28. Juni, einem Angstprodukt, das seine Anregungeinigen Damen  " verdankt und das betitelt istSommerfrische für Nähterinnen", bekennt er sich mit stauneuswerthem Zynismus zu dieser Art des Wohlthuns. Nach einem Hin- weis aus die fortwährende Zunahme der sozial- demokratischen Stimmen argumentirt Fritz Kalle  , daß die große Masse der sozialdemokratisch Stimmenden keine Ahnung von den Zielen, dem Progranini der Sozialdemo­kratie habe. Wie nun, wenn man Herrn Kalle fragen wollte, ob denn die nationalliberalen Wähler einen Begriff von dem Programm der FraktionDrehscheibe" haben? Diese Frage müßte Herr Kalle zwar nicht aber ein Unbefangener doch mit nein beantworten. Denn erstens hat die nationalliberale Partei sehr unterschiedliche Programnie je nachdem es sich um den Stimmenfang in dem oder jenem Wahlkreis handelt, und da wo e i n solches Programm nicht ausreicht, da wird eben eine Vielheit zusammengekleistert, woraus dann der nationalliberal-konservativ-antisemitisch- frei sinnige Parteibestand wird, der manchmal noch in einem Jtemneton. N.iivdrua BtlbOUn.) (6 Die Dekehrnng Andrö Savenmss. Sozialistischer Roman von Georges Renard. Autorisirte Uebersetzung von Marie Kunert  . 3. Kapitel. Um-6 Uhr klingelte Andrs an der Thür des Herrn Deschamps. Das junae Mädchen öffnete ihm. Als er seinen Namen nannte, �sagte sie: Ach, Sie sind der Herr, dessen Karte bei uns abgegeben wurde. Mein Großvater muß in jedem Augenblick kommen. Wollen Sie einen Augenblick warten?" Sie sprach mit tiefer, klangvoller Stimme, die Andre sofort wieder erkannte. Er folgte ihr in einen dunklen Korridor und von dort in ein dürftig ausgestattetes Zimmer, das von einer Petroleumlampe nur schwach erhellt ward. Ein Lichtschirm führte alles Licht einem Tische zu, und aus diesem lag eine Palette, Pinsel und eine mit flüchtigen Strichen hingeworfene Zeichnung, die, wie man deutlich er- kennen konnte, für einen Fächer bestimmt war. Das junge Mädchen lud Andrä ein, Platz zu nehmen, während sie sich anschickte, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Verzeihen Sie, Fräulein," begann Andrä plötzlich, aber eS wäre mir lieber gewesen, wenn ich Ihren Herrn Großvater gleich getroffen hätte. Es wäre richtiger, schicklicher gewesen. Aber ich muß Ihnen doch gestehen, daß ich eigentlich nur Ihretwegen gekommen bin." Meinetwegen, mein Herr schwachen zentrunchaften Heiligenschein leuchtet.Das beste Mittel die Gefahr(der Sozialdemokratie) zu bannen ist also, daß wir den Führern ihre Truppen nehmen, indem wir unsererseits das Vertrauen der Nichtbesitzenden ge- Winnen". Ja hat denn die Bourgeoisie, hat denn die kapi- talistische Gesellschaft noch nicht einmal eingesehen, daß so lange sie die Macht hat, ein unüberwindbarer Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit unter allen Umständen bestehen muß? Nun aber, nachdem Herr Kalle sein wahres volks- wirthschaftliches Antlitz gezeigt hat, kommt die Larve vor, und es heißt,unser Streben muß vor allem darauf ge- richtet sein durch T h a t e n Liebe und Vertrauen zu er- wecken." Zu den vielen Hilfsbedürftigen gehört unter anderen ein Theil jener jungen Mädchen, welche durch Schneidern und Nähen ihren Lebensunterhalt erwerben müssen. Das ganze Jahr über sitzen diese 13-, 16-,? 17jährigen Mädchen in engen, im Sommer oft erdrückend heißen Räumen vom Morgen bis zum Abend, ja vor den Sonntagen und ganz besonders vor den großen Feiertagen mitunter noch die Stacht hindurch an ihrer Arbeit. Kein Wunder, daß die weniger Widerstandsfähigen unter ihnen bleichsüchtig werden, manche schon ini jugendlichen Alter an der Schwindsucht dahinsiechen. Und hier ließe sich so leicht helfen. Einige Wochen freier Bewegung in frischer Waldluft würden genügen, die Mehrzahl dieser sonst früh ver- derbenden Geschöpfe so weit zu kräftigen, daß sie wieder ohne Gefahr ein Jahr lang ihrer Arbeit obliegen könnten." Das klingt ja im Anfang ganz gut wenn nur der optimistische Schluß nicht nachkäme. W i r haben aber noch einige Einwände zu machen. Gegen das allzu langeSitzen" der Nähterinnen in engen, heißen Räumen würde ein kon- sequent durchgeführter Normalarbeitstag doch jedenfalls die wirksamste Maßregel sein. Herr Kalle aber will die greulichen Zustände, die die Arbeiterin zum Hunger und zur Prostitution treiben, die ihr den frühen Tod' verbürgen, erhalten, er schwingt den Bettelsack, um der ausgesogenen Näherinnen eineSommerfrische" zu verschaffen, damit sie; den wieder unter den alten Mißständen sich abrackern können. Das ist Sozialpolitik im Kalle'schen Stil. Daß übrigens die Bleich- sucht als Folge ungenügender Ernährung dem Proletarier- kind häufig ja schon in früher Jugend als Angebinde mit auf den Lebensweg gegeben ivird, den Boden bildend, auf dem die Schwindsucht wuchert, weiß derSozialpolitiker" Kalle wohl nicht. Dem gerncgroßen Kalle aber rathen wir, künftig weniger offen die Beweggründe seiner Hand- lungen klar zu legen. Einmal weil es nicht schön ist, Wohlthaten in anderem Sinne, als um ihrer selbst willen zu erweisen und zweitens um die Sozialdemokratie doch uicht allzusehr in Angst zu setzen. Oder wird die Sozial- demokratie vielleicht sragen:Mit diesem Häuslein wollt Ihr Uri zwingen?" Ansuahmegesetze gegen die Antisemiten fordert die Kölnische Zeitung  ", die auch hier sich als gewerbsmäßige Verfechterin jeder Zwangsmaßregel, die sich gegen die politische Freiheit richtet, offenbart. Wenn aber die Antisemiten sich über dieKölnische Zeitung  " ereifern, so mögen sie sich daran erinnern, daß der Stöcker stets für das Sozialistengesetz gestimmt hat, und daß sie selber Aus- nähme gesetze gegen die Juden fordern. Nur eine Partei, die Sozialdemokratie, ist grundsätzliche Gegnerin aller Aus- nahmegesetze. Der preußische Landtag wird am 5. Juli ge- schloffen. Der Bundesrath hielt am 3. Juli eine außerordent- liehe Sitzung ab, über die derNational-Zeitung" berichtet wird:Die Militärvorlage wurde, entsprechend den An- trägen des Heeres- und Finanzausschusses, unverändert ge- uehniigt. Ebenso fand der Entwurf einer Verordnung, de- treffend das Verbot der Ausfuhr von Streu- und Futter- Mitteln nach dem Antrage der vorberathenden Ausschüsse die Zustimmung des Bundesraths. Die Verordnung soll soforr veröffentlicht werden und ungesäumt in Kraft treten. Die Resolution des Reichstags, betr. das Verbot der Abgabe von Waaren von seilen der Konsumvereine an NichtMitglieder, wurde dem Handelsausschuß über- wiesen." Einen agrarischen Vorstoß gegen den Reichskanzler läßt dieKreuz-Zeitun g" in ihrer Nummer vom Sonnabend Abend durch einenalten Freund aus Süd- deutschland" machen. Warum Herr von und ivoßu Hammer- stein das Geschäft unter anderem Namen besorgt hat, oder richtiger unter anderer Firma denn der Name ist ja nicht genannt, das begreifen wir offen gestanden nicht. Den Anlaß bildet die geplante Anstellung des Regiernngs- kommissars Nieberding als Justiz-Slaatssekretär. Herr Und der Ton ihrer Stimme und ihre Augen drückten Erstaunen über das Gehörte ans. Sie haben gewiß eine Bestellung für mich?" fügte sie hinzu. Nein, mein Fräulein, das nicht, ich komme, um Ihnen meinen Dank abzustatten," erwiderte Andrö. Mir? Aber ich kenne Sie ja garnicht!" Da sind Sie in einem Jrrthum, Sie haben mich gestern Abend aus einer sehr unangenehmen Lage befreit." Das junge Mädchen machte eine Geberde der Ueber« raschuug; sie wandte sich, um das Gesicht des Besuchers, den sie bisher kaum angeblickt hatte, genaikr betrachten zu können. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, und in auffallend kühlem, beinahe unfreundlichem Tone sagte sie jetzt langsam: In der That, mein Herr, nun erkenne ich Sie. Aber Sie hätten sich den Gang sparen können. Ich habe kein Recht auf Ihre Dankbarkeit. Das Wenige, was ich gethan habe, that ich weder für Ihre Person noch etwa aus reiner Menschenliebe. Ich sah nur unsere Freunde im Begriffe, eine Feigheit zu begehen, indem zehn sich auf einen stürzten. Ich dachte in dem Augenblick auch daran, daß sie sicher verfolgt und verhaftet werden würden, wenn Sie auch nur die ge- ringste Verwundung davongetragen hätten. Da habe ich lieber einem Fremden, einem Feinde zur Flucht verholfen, als daß ich zuließ, daß unsere Freunde sich kompromittirten. Das ist alles!" Jetzt lvar an Andre die Reihe, erstaunt zu sein. Einen solchen Empfang hatte er nicht erwartet. Er fühlte sich verletzt, gedemüthigt, aus der Faffung gebracht. Aber er hätte kein Plann sein müssen, um sich so schnell geschlagen zu bekennen. Er entgegnete nach einem Augenblick des Schweigens: Nieberding ist ein Freihändler, und vorher soll der Posten dem ebenfalls freihändlerischen Reichsbank-Präsidenten Koch angeboten gewesen sein, der jedoch abgelehnt hat. Diese freihändlerischen Gelüste sind in den Augen der Herren Agrarier, deren Appetit wieder einmal zum Wolfshunger geworden ist, ein schweres Verbrechen sie sehen die Korn- zölle in Gefahr, die gegenwärtigen und zukünftigen Liebes- gaben bedroht; und Herr von Caprivi erhält in optima forma eine Warnung. Ter arme Herr Reichs- kanzler kann ja nun den Ahlwardt loslassen, der neuerdings die Junkerhatz auf sein Programm gesetzt hat und zwar noch über der Judenhatz, und der Herrn von und woßn Hammerstein nebenbei auch über die Vaterschaft des Auti- semitismus belehren und ihm augenfällig demonstriren kann, daß das Manchesterthum, soviel es sonst auf dem Kerbholz hat, an diesem Früchtlein unschuldig ist. Die Steuerpolitiker sind auf der Suche nach stener- baren Gegenständen. Tolle Blasen steigen auf, ein wirrer Vorschlag löst den anderen ab. Aber die nothwcudigen Lebensbedürfnisse der Masse, indirekte Steuern und Mono- pole werden allein übrig bleiben, sobald unsere Staats- männer ernsthaft die Kostendeckung für die Militärvorlage erwägen. Was daneben noch etwa herangezogen wird, ist bloßer Zierrath, ein fiskalischer Schnörkel am Steuergebäude, dessen ganze Last die Arbeiterklasse trägt. Einem konserva- tiven Hirn ist sicher der Gedanke entsprungen, eine Reichs- Eisenbahnfahrkarten-Steuer einzuführen. Sind unsere Junker doch sehr verdrießlich über Freizügigkeit und Eisenbahnen, da der freizügige Landarbeiter den ostelbischen Herrlichkeiten den Rücken wendet und nach dem Westen als achsengäuger wandert. Die ehrsame Zunft der Brot- vcrtheurer arbeitet schon lange daran, die Freizügigkeit zu beseitigen, sie trägt in erster Reihe die Schuld daran, daß wir keine Eisenbahureform, keinen billigeren Personentarif u. s. w. erhalten, sie kämpft dafür, daß dem Landarbeiter das Reisen erschwert werde. Solch eine Fahrkartensteuer, die die Eisenbahnfahrt vertheuert, wäre ein niedliches Mittel, dem Sachsengänger, dem Arbeiter überhaupt einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen, obwohl wirim Zeichen des Verkehrs" leben. Werden die Passagiere, die in Blitz-, Luxus- und Sonderzügen auch besteuert werden? Im Einklänge mit dem Geiste unserer Eisenbahn  - Reform" steht die offenbar wohlverbürgte Nachricht der MünchenerAllgemeinen Zeitung  ", wonach die geplante Personentarif-Reform auf den deutschen   Eisenbahnen ver- schoben werden soll, bis dieallgemeine F, nanzlage" des vreußischen Staates eine wesentliche Verbesserung erfahren habe. Inzwischen wolle man eine ganze Reihe statistischer Erhebungen auf den Gebieten der Personenbeförderung au- stellen, um aus deren Ergebnissen folgern zu können, nach welcher Richtung" sich Preisermäßigungennölbig machen" und inwieweit dieselben voraussichtlich die Erträgnissenicht besonders zu schmälern' geeignet seien. Hierher gehörten namentlich die Bestim- mungen über die Preiserhöhung- für Schnellzugsahr- karten und die Verringerung der zu großen Preisdifferenz zwischen der zweiten und dritten, sowie zwischen der dritten und vierten Wageuklasse. Weiter sei zu bemerken, daß die Verwaltungen der süddeutschen Bahnen nicht geneigt sind, nach preußischem Muster die Rückfahrkarten'ohne Zuzah- lnng anch für alle Schnellzüge gelten zu lassen, so lange für einfache Schnellzngssahrkarten erhöhte Sätze berechnet werden. Ueber die Beibehaltung, weitere Ansdehnnng oder gänzliche Beseitigung der Sonntagsfahrkarten, sowie über eine grundsätzliche Aenderung der Kinderfahrpreise be- ständen noch sehr große Meinungsverschiedenheiteil. Ueber die Münchener Epidemie schreibt treffend der Münchener Berichterstatter derFrankfurter Zeitung  ": Auch nach der neuesten Erklärung bleibt es bestehen: die Kaserne ist gesundheitsschädlich an sich, und es ist gesund- heitsschädlich in ihr geivirthschaftet worden. Der Gesund- heitsznstand in München   ist an sich ein sehr guter; die Er­krankungen sind beschränkt aus die Bewohner der Kaserne und jene Mannschaften, die aus der Kaserneuküche ihre Menage erhielten. Wie sich die traurigen Zustande heraus- bilden und die Katastrophe einen solchen Umfang gewinnen konnte, ist noch immer ein Räthsel, zu dessen Lösung der Landtag beitragen sollte. Ob er es wagt, beim Militäretat die Konsequenzen zu ziehen und für das Wohl der Söhne des Landes das Er- forderliche und Ausreichende vorzukehren? Nach einer Lokalnotiz derNeuest. Nachr." über einen Besuch, den der Prinzregent   in dem Nothftandskasernement der gesund Ge- btiebenen abstattete, muß das neue Kasernenient abermals durchaus unpassend und erst recht wieder gesundheitsgefähr- Ich gebe zu, Fräulein, daß das Verhalten eines meiner Freunde Ihnen unpassend erscheinen mußte, und ich bitte Sie für ihn um Entschuldigung deswegen. Aber wir hatten nicht im geringsten die Absicht, irgend jemanden zu verletzen, und ich würde untröstlich sein, wenn Sie auch mich als Feind betrachteten." Das junge Mädchen hatte für diese Worte nur ein ironisches, fast verächtliches Lächeln: Ich glaube wohl, daß Sie nicht die Absicht hatten, eine ganze Versammlung zu beleidigen. Aber wenn ich Sie als Feind betrachte, so denke ich dabei weder an mich, noch an die Versammlung, die Sie gestört haben. Ich will damit sagen, mein Herr, daß Sie und Ihre Freunde als Bourgeois nothwendig unsere, aller Arbeiter Feinde sind. Es ist das nickit meine Schuld, auch die Ihrige nicht, gewiß nicht, wenn die Welt in zwei Klassen geschieden ist, die ein- ander aus Tod und Leben bekämpfen. Aber das eine steht fest, daß wir nichts gemeinsam haben, noch nach Lage der Dinge überhaupt gemeinsam haben können." Ah, Sie wiederholen mir da die Rede von gestern Abend," rief Andre, der nun seinerseits eine kleine ironische Spitze durchblicken ließ.Kann man denn aber zwischen den beiden Feldlagern nicht neutral bleiben?' Neutral! Ja. gewiß ist das möglich, wenn man weder ein Bürger noch ein Mann ist. Da kommt übrigens mein Großvater. Er wird Ihnen das alles besser auseinandersetzen, als ich." Man hörte, wie ein Schlüssel in das Schloß der Entreethür gesteckt und herumgedreht wurde. Während der neue Ankömmling die Thür öffnete, wieder schloß und durch den Korridor schritt, konnte AndrS das junge Mädchen, das den Schirm von der Lampe   nahm, genau betrachten. Ihr Kopf war jetzt voll beleuchtet. Dichtes, schwarzes, welliges Haar, eine hohe,