am Montag ergeben. Vor dem Bagger auf dem GroßschiffahrtS- kanal Berlin — Stettin . auf dem der erkrankte Baggermeister Kreuzinger arbeitete, ist ein Militärposten aufgestellt worden, um daS Betreten des Schiffes durch Unbefugte zu verhindern. Kreuzinger selbst befindet sich auf dem Wege der Besserung. Ihren Brandwunden erlegen ist die 14 Jahre alte Tochter Ella des Arbeiters Koch aus der Anklamer Strafie 44. die vor einigen Tagen beim Plätten verunglückte. Das Mädchen nahm einen glühenden Bolzen mit dem Feuerhaken aus der Kochmaschine heraus. Der Bolzen glitt ihm so unglücklich von dem Haken ab, daß er die Kleider streifte und in Brand setzte. Am ganzen Körper verbrannt, wurde die Nnalückliche. nachdem eine Frau aus dem Hause die Flammen gelöscht hatte, nach dem LazaruS-Krankenhause gebracht. Dort konnten die Aerzte sie nicht mehr retten. Ein Opfer des Straßenverkehrs ist gestern morgen der 4S Jahre alte Händler Ferdinand Fischer aus der Lychener Str. 17 geworden. Der Mann war früher Tischler, verunglückte in seiner Fabrik und ernährte sich seitdem durch Hausierhandel in Gast- und Schank- wirtschaften. Gestern morgen wurde er an der Ecke der Noch- und Münzstrafie von einein Schlächterwagen, der sehr schnell aus der Rochstrafie herauskam, umgefahren. In demselben Augenblick kam von der Weinmeisterstrafie her ein Omnibus. Dieser ging ihm über den Leib hinweg und verletzte ihn so schwer, daß er schon auf dem Wege nach der Hilfsioache in der Keibelstraße, wohin ihn ein Schutzl mann mit einer Droschke brachte, starb. Einen»»heimlichen Fund machte gestern nachnnttag ein Strecken arbeiter auf dem Gesundbrunnen in der Nähe der Behmstratze. Der Mann brachte einen Papierkorb, der auf dem Bahnsteig der Station Gesundbrunnen stand, nach der Strecke, um den Inhalt an einer geeigneten Stelle zu verbrennen. Als er ihn ausschüttete, fand er unter dem Papier die schon etwas verweste Leiche eines neugeborenen Knaben. Sie war in mehrere Beilagen der„Berliner Morgenpost ' vom 17. v. M. eingewickelt und hat wahrscheinlich schon mehrere Tage in dem Papierkorb auf dem Bahnsteig gelegen. Die Leiche wurde beschlagnahmt und von der Revierpolizei nach dem Schau- Hause gebracht. Die Kriminalpolizei leitete die Ermittelungen nach der Mutter ein. Eine teure Nacht verlebte zu gestern ein Kaufmann, der den Luna-Park besuchte. Mit 34 800 Mark, 30 Tausend- und 48 Hundertmarkscheinen in der Tasche, besuchte ftr abends den Vergnügunspark in Halensee und lernte dort ein Mädchen kennen, das sich Gleichen nannte und angab, Verkäuferin in einem Waren- hause zu sein. Die beiden verließen nach geraumer Zeit den Luna-Park, gingen nach dem Grunewald und tauschten dort auf einer Bank Zärtlichkeiten aus. Dann trennten sie sich. Wo Gleichen geblieben ist, weiß der Mann nicht. Er selbst fuhr nach Berlin . Dort traf er um 2 Uhr nachts in der Iriedrichstraße zwischen der Kronen!» und Leipziger Straße ein zweites Mädchen. Mit diesem besuchte er den Klosterkeller und, nachdem der Sekt ihn etwas trunken gemacht hatte, ein Hotel in der Jnvalidenstraße oder in einer Nebenstraße von dieser. Als er am nächsten Morgen erwachte, war das Mädchen verschwunden. Er ging nach Hause und entdeckte erst dort, daß ihm seine grüne, krokodillederartige Tasche, die er in der inneren Westentasche getragen hatte, mit den 34 800 Mark verschwunden war. Wer von den beiden Mädchen sie ihm abgenomnien hat, läßt sich nicht sagen. Eine Massenversammlung von Laubcnkolonistcn beschäftigte sich dieser Tage mit dem jetzt üblichen Verpachtungssystem � an so- genannte Generalpächter. Diese Art der Verpachtung läuft auf eine schwere Ausbeutung der einzelnen Laubenkolonisten hinaus, die in Verbindung mit der herrschenden Kantinenwirtschaft den Kalo- nisten das Leben oft recht sauer macht. Nach einem Referat des Stadtverordneten Grauer und nach lebhafter Diskussion wurde eine Resoluttvn angenommen, in der von den Land verpachtenden Grund- besitzcrn, wie von den Gemeindebehörden gefordert wird: Absolute Abschaffung des Generalpächtersystems. Verpachtung der Ländereien an die Kolonisten direkt resp. an die von ihnen beaus- tragten Vertreter. Aufhebung aller Feldkantinen. Die Versamm- lung erblickt in der Organisation der Laubenkolonisten, d. h. in der Gründung von Vereinen und durch sie im Anschluß an den Bund der Laubeickolonisten das einzige Mittel zur Befreiung vom Joch der Generalpächter. Wegen eines grossen Dachstuhlbrandes wurden in der vorletzten Nacht mehrere Löschzüge der 3. Kompagnie nach der Dennewitz- straße 30 gerufen. Dort stand der Dachstuhl des Vorderhauses mit dem Seitenflügel, der an die Potsdamer Eisenbahn grenzt, in großer Ausdehnung in Flammen. Das Feuer wurde erst be- merkt, als es schon an mehreren Stellen auf dem Dache hell emporloderte. Die Hausbewohner lagen schon im tiefen Schlafe, als die Feuerwehr erschien und von mehreren Seiten gegen den Brandherd vorging. Da die Treppenaufgänge bereits total ver- qualmt waren, wurden zwei mechanische Leitern aufgerichtet, über die vorgegangen wurde. Die Dächer wurden an mehreren Stellen eingeschlagen, um Luft zu machen. Mit vier Schlauchleitungen von Dampsspritzen wurde längere Zeit unausgesetzt Wasser ge- geben, bevor es gelang, eine Wirkung zu erzielen. Tie Flammen hatten besonders an Brennmaterialien und dem Hausrat der Mieter reiche Nahrung gefunden. Leider ist der Brand nicht go- löscht, ohne daß Personen verletzt wurden. U. a. erlitt ein Maschinist so schwere Verletzungen, anscheinend mehrere Arm- brüche, daß er gleich nach dem Elisabeth-Krankenhause in der LützÄvstraße gebracht werden mußte. Der alte, 72jährige Mann war auf der Flucht vor den Flammen im Dunkeln die Hinter- treppe hinabgestürzt und dann ohnmächtig gelvorden. Haus- bewohner fanden ihn dort und benachrichtigten die Feuerwehr. Der Schaden ist sehr erheblich. Außer den beiden Tachstühlen sind eine Menge Bodenverschläge mit Inhalt verbrannt, auch haben die oberen Stockwerke durch Wasser etwas gelitten. Die Eni- stehung des Feuers konnte bis jetzt nicht aufgeklärt werden. Erst nach fünfstündiger Tätigkeit konnte das Gros der Feuerwehr gestern vormittag wieder abrücken. Die Arbeiter- Samariterkolonue beginnt jetzt in allen fünf Unter- richtslokalen neue Kurse zur Ausbildung m der ersten Hilfe bei plötzlichen Unglücksfällen und Erkrankungen. Für den ganzen Kursus wird eine einmalige Gebühr von 2 M. erhoben. Zur Ergänzung des Unterrichts ist eine Bibliothek vorhanden, welche den Teil- nehmern unentgeltlich zur Verfügung steht. Die Kolonne bezweckt durch diese Kurle den Arbeitern und Arbeiterinnen Gelegenheit zu bieten, sich im Samariterwesen auszubilden. Viele werden es schon an sich selbst erfahren haben, was es heißt, bei einem Unglücksfall dabei stehen zu müssen und nicht helfen zu können. Dagegen kann ein Unterrichteter oft mit den einfachsten Mitteln und mit'wenigen Handgriffen viel zur Linderung der Sckimerzen eines Verletzten beitragen und weitere Gefahren von ihm abwenden. Die erste Hilfe bei Unglücksfällen ist deshalb�so wichtig, weil gerade von dieser das weitere Schicksal eines Verletzten abhängig ist. Wundkranlheiten und deren weitere Folgen können vermieden werden, wenn sofort etwas geschieht.„, Es ist wichtiger, Krankheiten und Verletzungen zu verhüten, als solche zu heilen. Auf diesem Standpunkt steht wohl die gesamte medizinische Wissenschaft und sollte jeder einsichtige Mensch stehen. Deshalb müßte jeder Arbeiter im Samanterwcien ansgebitdet fein, weil gerade er den Unfallgefahren am meisten ausgesetzt ist. Wenn auch Unfallstationen. Rettungswache» und elne große Zahl von Aerzten vorhanden sind, um den Verletzten mogllchst Ichnell Hilfe zu bringen, so dauert es oft genug eine lange Zelt, bis solche zur Stelle ist. Diese Zeit im Interesse des Erkrankten atlSzunutzen. soll Sache des Samariters sein.,..... ES beginnt in dieser Woche der Unterrrcht m der 3., 4. und 6. Abteilung mit einem einleitenden Vortrage über Zweck und Ziele des Kursus und über Anatomie(Bali dcS menschlichen Körpers). Die Teilnahme an dem ersten Abend steht jedem a.S Galt frei. Versäume deshalb niemand, sich an den Kursen zu beteiligen. Lehrpläne werden aus Wunsch zugesandt. Alles Wettere siehe Heutiges Inserat. Die Arbeiterbildungsschule beschließt<un Sonnfag, den 11. September, ihre diesjährigen, beliebten SonntagsauSflüge mit einem Nachmittagsausfluge nach Waidmannslust an der Norb bahn. Hier wird ein bekannter Genosse die Führung durch die Kolonie„Freie Scholle" übernehmen, um uns die hygienischen und ästhetischen Vorzüge solcher Kolonien zu illustrieren. Der sonstigen Unterhaltung ist dadurch kein Einhalt getan. Abfahrt: Stettiner Vorortbahnhof l.öö Uhr, Gesundbrunnen 2.01 Uhr bis Waid- mannslust. Treffpunkt und Aufenthalt im Schollenkrug, Kolonie »Freie Scholle", Inhaber Grunow. Der Arbeiter-Radfahrerbund„Freiheit". 1. Kreis. Provinz Brandenburg begeht am heutigen Sonntag, den 4. September, sein Kreisfest im Etablissement Neu-Seeland in Stralau. Da das Programm ein sehr reichhaltiges ist, rechnen die Veranstalter auf regen Besuch von Partei- und Gewerkschaftsgenossen. Die Freie Volksbühne eröffnet heut nachmittag 3 Uhr ihre Spielsaison im L ess i ng t he a ter 3. Abteilung; Neues Schauspielhaus 1. Abteilung; Thal i a t h ea t er g./IO. Abteilung; Resi de n z t h e a t e r 8./9. Abteilung. Die erste(14.) Abendabteilung hat ihre erste Abendvorstellung am Montag, den S. September, 8 Uhr, im Neuen Schauspielhaus. Die IS., 16., 17. Abendabteilung an den folgenden Montagen. Heft 1— S der Monatsschrift„Freie Volksbühne" liegt in allen Zahlstellen aus. Die Weltausstellung in Brüssel wird gegenwärtig in einem Vortrag mit Lichtbildern nach Originalaufnahmen des Graphischen Instituts im wissenschaftlichen Theater der Urania vom Vortragenden Herrn OSkar W a g e n e r vorgeführt. Es ist den Zuhörer» hier Gelegenheit gegeben, die wunderbaren Anlagen und monumentalen Ausstelliingspaläste der einzelnen Nationen zu bewundern,»och ehe ein Teil der unermeßlichen Schätze durch die Brandkatastrophe vernichtet wurde. Im ersten Teile würdigt der Vortragende die Bedeutung der Brüsseler Weltausstellung im friedlichen Wettbewerb der Völker, während er sich im zweiten Teil ausschließlich mit der von dem Brande verschonten deutschen Ausstellung beschäftigt. ES wird dem Laien eine Uebersicht gegeben, in welchen Industriezweigen sich Deutschland bereits eine achtunggebietende Stellung auf dem Welt- markt erobert hat und wieoerum, in welchen es sich gegenüber dem Ausland noch im Nachteil befindet. Die guten photographischen Illustrationen bringen neben der populären Darstellungsweise des Vortragenden dem Zuhörer die Ausstellung klar zum Verständnis. Das Theater Folies Caprice eröffnete am Freitag mit einem neuen, teilweise recht anfechtbaren Programm seine Spielzeit. Zwei Einakter.Der schwarze Schimmel" und»Das alte Ghetto" umweben den einen„Bunten Teil", der in seinen einzelnen Nummern recht abwechslungsreich und originell war. Die beiden Einakter boten inhaltlich jene? zusammengewürfelte Kunterbunt, das man am besten als Burleske bezeichnen kann. Wenn sie hier und da einigen Erfolg zeitigten, so war daS ge- legentliches Verdienst einer derben Situationskomik, die schau- spielerisch gut herausgebracht wurde. Vor allen war es Sieg- fried Berisch, der wiederum glänzende Leistungen seines reichen mimischen Könnens offenbarte. In Josef Müller, der auch im»Bunten Teil" vielen Beifall erntete, hatte er einen gewandten und begabten Partner. Auch Adolf Hartley ver« dient genannt zu werden; in seinen Gesten, seiner Figur und seiner Vortragsart erinnert>er an Fleischmann. Von einem glatten Erfolge des Abends läßt sich eigentlich nicht reden; so bei- fällig der„Bunte Teil" aufgenommen wurde, die beiden Einakter fanden mehr oder weniger stark ausgesprochenen Protost. DaS Publikum benahm sich vielfach in recht eigenartiger, störender Weise. Das Apollv-Thcater hat seinem Septemberprogramm einige neue Nummern eingefügt, in deren Mittelpunkt eine einaktige pikante französische Komödie von Michel Provins gerückt ist. Der Polizei- liche Rotstift hat erst von wegen der bedrohten Sittlichkeit manche Streichungen bewirkt, ehe die verbotene Frucht gezeigt werden konnte, man wird also nicht schamrot. Als echte Künstlerin erweist sich Annie Vara, die als Sängerin mit einem in sie verliebten aber ver- heirateten Provinzler in ihrer Garderobe nach Verabredung mit dessen Ehefrau ein Rendezvous hat, um im geeigneten Moment zu verschwinden. An ihre Stelle tritt die im Nebenzimmer harrende Frau, ohne daß der Mann etwas merkt und er dann die verbotene Frucht genießt. Als allsgezeichnete Piano- und GesangS- Virluo- sinnen treten die vier Schwestern Amatis auf, die an einem Flügel achthändig spielen. Eine eigenartige Nummer ist„La busto Jules Ossär". Der Zuschauer sieht zunächst nur eine Büste. die von Mlle. Marguerite zur Darstellimg verschiedener»berühmter Männer" benutzt wird. Schließlich ergibt siH, daß hinter der Büste sich eine lebende Person verbirgt, die über eine gute Mimik verfügt. AIS eine unserer besten BortragSkiinstlerinne» offenbart sich Frau Gisela Schneider- Nissen. Aus dem früheren Programm sind ver- schiedene Nummern herübergenommen. Als geschmacklos muß eS be- zeichnet werden, daß auf dem Programm die radelnde Schinipansin Grete als der»Liebling Berlins " bezeichnet wird. Im Luifenthcater ging am Freitag ein dreiattigeS Lustspiel von Fritz Lunzer„Im Spatsommer" bei guter Besetzung zum erstenmal in Szene._ Vorort- IVacbnchtem Lichtenberg. Dir Stadtverordnetenversammlung hatte in ihrer Sitzung vom 25. August auf Antrag der sozialdemokratischen Fraktion eine Reso» lution einstimmig angenommen, in der der Magistrat ersucht wird, im Namen der städtischen Körperschaften bei der Regierung vor- stellig zu werden, um in der gegenwärtigen Fleischnot Abhilfe zu schaffen. Der Magistrat ist am 2. September diesem Beschlüsse bei- getreten. Ober-Tchöneweide. Die Liste der Gewimmummern aus der beim Volksfest ver- anftalteten Verlosung ist im Zigarrengeschäft von Muth, Wilheftninen- hofstraße 82b, und im Konsumgeschast in der Edisonstraße 43 ein- zusehen. Kalkberge- Rüdersdorf . An den Folgen eines Insektenstiches gestorben ist die 21jährige Frau des Bergarbeiters Marek aus Kalkbergc-RüderSdorf. Am txrgangenen Donnerstag wurde Frau M. von einer Fliege ge- swchen, doch legte sie der Sache weiter kein« Bedeutung bei. Aber schon nach einigen Stunden stellten sich bei ihr VergiftungSer- scheinungen ein. Die Bedauernswerte mußte nach einem Berliner Krankenhaus gebracht werden, wo sie vorgestern abend den Folgen deS Fliegenstiches erlag. Adlershof . Ans unserem Gcwerkschaftsfeste fielen zwei Gewinne auf die Nummern 107 und 394, dieselben sind beim Genossen Feyerstein, Bismarckstr. 28, in Empfang zu nehmen; desgleichen auch ein Schlüssel, der gefunden wurde. Weihensee. Für Krankenkassenmitglieder von Interesse ist die am Montag. im Prälaten, Lehderftratze 122, stattfindende öffentliche Versamm- lung der Ortskrankenkasse für Weißensee und Umgegend, in der vom Krankenkassentag in Rcgensburg Bericht gegeben wird. Bernau . Eine gut besuchte Volksversammlung nahm am Donnerstag, den I.September, Stellung zu der gegenwärtigen Fleischnot. Nach einem Referat des Genossen Schütte über das Thema:»Fleischnot, LebenSmittelteuerung. und wie ist Abhilfe zu schaffe» V uahm die Versammlung zwei Resolutionen einstimmig an, deren eine sich gegen den Lebensmittelwucher, die andere gegen das persönliche Regiment richtet. Tegel . Beim Durchqueren deS Tegeler Sees ertrunken. Mit dem Tode gebüßt hat vorgestern ein unbekannter junger Mann, der quer durch gebüßt hat vorgestern ein unbekannter junger Mann den Versuch, quer durch den Tegeler See zu schwimmen. Als er etwa über die Hälfte in den See hineingeschwommcn toar, verließen ihn plötzlich die Kräfte und er sank unter. Die Bedienungsmanenschaft eines vor- überkommenden Motorbootes hatte noch im letzten Augenblick Ret- tungsvcrsuche unternommen, die aber leider erfolglos blieben. Spandau . Stadtverordnetenversammlung. Im Vordergrund deS Jnter- esses stand diesmal von der 68 Nummern umfassenden Tagesord- nung ein von dem Stadtverordneten Dr. Kantorowicz(freis.) und Gen. eingebrachter Antrag, den Magistrat zu ersuchen, wegen der Choleragefahr bei der Eisenbahnverwaltung um Verlegung des Auswandererbahnhofs bei Ruhleöcn vorstellig zu werden. Der An- tragsteller befürwortete in längerer Rede seinen Antrag ohne eigentlich einen bestimmten Anhaltspunkt, daß die aufgetretene Seuche von diesem Bahnhof aus verschleppt sein könnte. Der Oberbürgermeister K o e l tz e gab dann die Erklärung ab, daß zu Beunruhigungen keine Veranlassung vorliege. In der Debatte wurden dann noch einige andere Zustände beleuchtet, die ergaben, daß von den Staats- und Gemeindebehörden noch recht viel ge- sündigt wird. So befindet sich in der Birkenstraße ein städtischer Müllabladeplatz. Es ist dies ein Platz an einer sehr bewohnten Gegend, dort wird der Straßenkchricht abgeladen. Vor den Wassergrundstücken am Damm hat die Wasserbauverwaltung eine Insel aufschütten lassen. Dort sind die Arbeiter des Schleusen- baues, auch meist ausländische, untergebracht. Auch ein Abort mit Tonnensystem ist dort errichtet und alle Sonnabende erscheint eine Kolonne Arbeiter, welche den Inhalt der Tonnen in die Erde ver- gräbt. Auf der Bötzowbahn bleiben die Wagen, auf denen sich Charlottenburger Müll befindet, sehr lange stehen, wodurch sich eine mächtige Fliegenplage eingestellt hat. Der schlangengraben ist zu einem Teile zugeschüttet. Der übrige Teil ist mit stinkendem Wasser angefüllt. Der Oberbürgermeister versprach, für schleunige Abhilfe dieses Zustands Sorge zu tragen. Gen. Pieper wies darauf hin, daß auch durch die ausländischen Arbeiter, die von den Unternehmern gern und viel herangezogen werden, die Seuche ein- geschleppt worden sein kann. Er ersucht, auch hier Abhilfe zu schaffen. Auf diesen Hinweis wußte der Oberbürgermeister weiter nichts zu antworten, als daß die Massenschlafstellen dieser Arbeiter mehr in Observanz genommen werden sollen. Zur Sprache wurde auch noch gebracht, daß die Staatswerkstätten, die doch Muster- institute sein sollen, bis jetzt ihre Aborte noch nicht an die Schwemm- kanalisation angeschlossen haben, und daß man die Fäkalien auf nicht immer ganz dichten Wagen durch die Stadt fahren lasse. Diese Unterlassung wurde von allen Stadtverordneten und auch von den Magistratsvertretern einmütig verurteilt. Der Antrag gelangte dann einstimmig zur Annahme.— Bemerkenswert aus der Ver- sammlung ist noch die Behandlung verschiedener von Arbsitern eingegangener Anträge durch den 7. Ausschuß. Die Arbeitnehmer- beisitzer des hiesigen Gewerbegerichts hatten den Antrag eingereicht, die Mittel zur Entsendung eines Arbeitgeber- und eines Arbeit- nehmerbeisitzers zur Verbandsversammlung des Verbandes deutscher Gewerbe- und Kaufmannsgerichte zu bewilligen. Gleich- zeitig war der Abeitnehmeroeisitzer Otto Schulze als Delegierter vorgeschlagen. Der 7. Ausschutz empfahl die Ablehnung dieses An- träges und empfahl, nur den Vorsitzenden des GewerbegerichtS, Assessor Voigt, zu entsenden. Die Stadtverordneten Töpfermeister Weber und Gen. Pieper traten lebhaft für den Antrag der Arbeitnehmerbeisitzer ein. Auch die Stadtverordneten Neusch und Dr. Kantorowicz sprachen für eine Entsendung. Eigentüm- lich war das Verhalten des Stadtverordneten Schlosser Kirch (Zentrum). Dieser Zentrumsmann erklärte, er wäre eigentlich für eine Beschickung, da aber die freien Gewerkschaften schon eine Per- son als Delegierten in Vorschlag gebracht, somit keine gemeinsame Wahl der Beisitzer vorliege, könne er dem Antrage nicht zustimmen. Bei der Gewerbegerichtswahl hat nämlich die Liste der freien Ge- werkschaften gesiegt. Nur einer der Hirsch-Dunckerschen Liste ist gewählt worden, und nun verlangt dieser Stadtverordnete Kirch, daß dieser Hirsch-Dunckersche Arbeitnehmerbeisttzer von den freien Gewerkschaften als Delegierter gewählt wird, sonst könne er nicht für den Antrag stimmen. Der freisinnige Stadtverordnete e b e r hielt diesem Zentrumsjünger denn auch vor, daß er wohl vom Rotkoller befallen sei. Trotz aller eindringlichen Ermahnungen einsichtsvoller Stadtverordneter lehnte die Versammlung jedoch den Antrag der Arbeitnehmerbeisitzer ab und beschloß, nur den Vor- fitzenden deS Gewerbegerichts zu entsenden. Ueber die Richtigkeit der Abstimmung entstanden schließlich Zweifel. Der stellvertretende Vorsteher H ü l s e b e ck. der die Versammlung leitete, hatte näm- lich erklärt, daß der Antrag der Arbeitnehmerbeisttzer mit 18 gegen 18 Stimmen abgelehnt sei. Es wurde durch den Stadtverordneten Weber aber festgestellt, daß nur 34 Stadtverordnete anwesend sind. Der Stadtverordnete Hülsebeck, der sich als ein wenig fähiger Versammlungsleiter entpuppte, blieb aber bei seiner Ansicht, wes- halb diese Angelegenheit schließlich noch in geheimer Sitzung weiter erledigt wurde.— Gleich interessant war die Behandlung der Reso- lution der Volksversammlung vom 31. Mai 1910, betreffend die Ueberlassung der Jubiläumsturnhalle an die Freie Turnerschaft zu turnerischen Uebungen. Die Versammlung hatte sich vor dieser Volksversammlung mit einem Vorschlage des 7. Ausschusses, betreffs Ueberlassung der Turnhalle an die Freie Turnerschaft zur Tages- ordnung überzugehen, einverstanden erklärt. Hiergegen protestierte die Volksversammlung und sprach dies in einer Resolution, welche dem Magistrat und der Stadtverordnetenversammlung zugestellt wurde, aus. Diese Resolution wurde abermals dem 7. Ausschutz überwiesen. Der Magistrat hatte inzwischen aber schon auf die ihm zugesandte � Resolution den Bescheid erteilt, daß er der Freien Turnerschaft die Jubiläumsturnhalle mit Rücksicht auf die Bestim- mung der Turnhalle nicht zur Verfügung stellen könne. Ter 7. Ausschuß beantragte durch den Referenten, Stadtverordneten Herzberg, abermals Uebergang zur Tagesordnung. Hiergegen pro- testierte ganz energisch der Genosse Pieper. Es nutzte aber nichts. Die Versammlung stimmte gegen die drei sozialdemokra- tischen Stimmen auf Uebergang zur Tagesordnung. «»asserstand».Rachr«ch»en vasserstand M e m e l. TUM P r e g e l, Jmterburg Weichsel, Thor» Oder , Ratitor , Krossen , grankiurt Warthe, Schrimm , LandSberg Netz«, Vordamm Elbe, Leitmeri, , Dresden , Sarbo , Magdeburg vassertoid Saal«, Grochlttz Havel , Svandau . Ratbenoio') Spree , Svremberg') , veeSlow Weser, Münden , Minden Rhein , MaftmUianSan , Kaub , Köln Neckar , Heilbronn Main . Werthenn Mosel , Trier + bedeutet Luchs.- Fall.») Unterpegel. SI«tl«»er Marktbericht der städltschen Marttballen.DlrcNton über den Großhandel in den Zentral.Rarttballen. Marktlage: Fl-i Ick- Zusnhr schwach. Geschiist still, Preise mivcrändcrt. Wild: Zufuhr knapp, Geschält lebhast. Preise gut. Ge i l ü g c l: Zufuhr nicht genügend, Geickmit rege, Prelie bcsricdiaend. Fische: Zufuhr besonders in Aalen reichlich, Geschält ruhig, Preise ohne wesentliche Aenderuna. Butter und Käse: Gelchäft ruhig, Preis« fest. Gemüse, Obn und Südsrüchtei Zusuhr«ichlich, Geschäft ziemlich«ge, Preise behauptet.
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