81.215. N.zchMü. 1. �dldjjf Öfö Jonitto" Pfilinet Polbliliitt. Ww-ch.it.s.vimwM«. 5. Verblllldstag des Verbandes der Knch- und Stein- druckerel-Hilfsarbtiter u. Arbeiterinuen Deutschlands- Bremen, 12. September 1910. Der Verbandstag wurde gestern abend durch die Verbandsdor- fitzende Thiede- Berlin eröffnet. Anwesend sind 51 Delegierte, davon 7 weibliche. Der Hauptvorstand ist durch 3 Mitglieder, da- von 2 weibliche, vertreten. Als Gaste sind Vertreter der verwandten Verbände in Deutschland — Buchdrucker, Buchbinder und Litho- graphen und Steindrucker— und vom österreichischen Senefelder- bund anwesend. Die Generalkommission vertritt Sabath- Berlin . In der heutigen Sitzung wurden gleich die Geschäfts- berichte entgegengenommen. Die Vorsitzende Thiede- Berlin verweist auf den gedruckten Bericht— den wir schon besprochen haben— und macht dazu kurze Bemerkungen. Den Kassen- b e r i ch t gibt L o d a h l- Berlin, der einige Erläuterungen macht. Die wichtigsten Zahlen haben wir bereits veröffentlicht. Redakteur P u ch e r- Berlin verzichtet auf einen mündlichen Bericht. In seinem schriftlichen Bericht klagt er über Mangel an Mitarbeit auf beruflichem, innerorganisatorischem und hauptsächlich tariflichem Gebiete. Die Redaktion habe ihr Hauptaugenmerk auf die EntWickelung der jungen Tarifgemeinschaft gerichtet, und ver- schiedentlich sei sie gezwungen gewesen, Angriffe von Unternehmer- seite in der schärfften Weise zurückzuweisen. Der Bericht der Redaktionskommission liegt ebenfalls schriftlich vor und wird mündlich nicht weiter ergänzt. Die einzelnen Beschwerdefälle, mit denen sich die Kommission zu befassen hatte, sind nicht von Allgemeininteresse. An die Berichte schloh sich eine längere Debatte, die sich Haupt- sächlich um eine vom Vorstand kurz nach dem letzten Verbandstage herausgegebene Umrechnungs tabelle für das Unterstützungs- wesen drehte. Der Vorstand wollte mit der Umrechnungstabelle eine einheitliche Grundlage schaffen für die Ausbezahlung von Unterstützungen. Durch diese Tabelle fühlten sich eine Reihe Mit- glieder und besonders ältere geschädigt. Sie erblickten in ihr eine Aenderung des Statuts und protestierten dagegen. Mit Ausnahme von Berlin ist aber die Tabelle doch überall eingeführt und nach ihr ausbezahlt worden. In der Debatte wurde nun der durch die Umrechnungstabelle hervorgerufenen Mißstimmung Ausdruck ge- geben. Die Vorsitzende Thiede betonte, die Einführung der Tabelle sei notwendig gewesen; man habe dadurch den Verband vor den Kassenmardcrn schützen wollen. Im übrigen war man mit der Tätigkeit des Vorstandes und auch der Redaktion im allgemeinen «inverstanden. Gauleiter Krumpfert- Köln verlangte, daß den Gauleitern mehr Spielraum bei der Agitation gelassen werde; sie würden in ihrer Tätigkeit zu sehr vom Hauptvorstand beschränkt. — Dem gesamten Vorstand wurde schließlich Entlaswng erteilt. Ebenso wurde noch besonders die Herausgabe der Umrechnungs- tabelle gegen eine starke Minderheit gutgeheißen. In geschlossener Sitzung wurde dann in die Beratung de? Punktes 2: a)«Die Lehren der Tarifabschlüsse und unsere Taktik zur Tarifbewegung 1911", d)„Unsere Taktik bei Lohnbewe- gungen in Steindruckereien" und„Unsere Stellung zu den anderen graphischen Verbänden" eingetreten. Vom Zeutralverband der Handelsleute n. Kerufsgenossen Deutschlands (Sitz Derlin) erhalten wir folgende Zuschrift: Fast in der ganzen Arbeiterpresse erschien vor kurzem ein „Aufruf an die organisierte Arbeiterschaft", unterzeichnet vom Ausschuß des Zentralverbandes der freien Händler. Hausierer und verwandter Berufsgenossen Deutschlands , Sitz Essen(Ruhr ). Eingangs dieses Aufrufs wird betont, daß besagter Verband auf dem Boden der„modernen Arbeiterbewegung" stehe. Was dies bedeuten soll, ist nicht recht klar. Wenn es heißen soll, daß alle anderen Verbände und Vereine, außer dem Essener Verband, mit der Arbeiterbewegung nicht im Einklang zu bringen sind, sehr häufig im schroffsten Gegensatz dazu ständen, so ist das unhaltl-ar. Gerade hier in Berlin , sowie in vielen anderen Orten Deutschlands , bestehen Sektionen des Zentralverbandes der Handels- leute und Berufsgenossen Deutschlands (Sitz Berlin ), die mit den Arbeiterverbänden in engster Fühlung stehen. Der Berliner Verband erstrebt die Hebung der materiellen und geistigen Interessen seiner Mitglieder. Er gewährt Rechts- schütz in allen gewerblichen Streitfragen, Kranken- und Sterbegeld, Kleines Feuilleton. Bismarck . Daß der„große" Bismarck gar manches Kleinliche an fich hatte, zeigt H. v. Gerlach im„Freien Volk" in einer Reihe von Artikeln(„Erinnerungen eines VcrwaltungSbeamten"), deren achtem wir folgende Einzelheiten entnehmen: Oberförster Lange verwaltete die Bismarckschen Forsten so geschickt, daß er den Ertrag aus dem Sachsenwald verdoppelte und durch Anlage industrieller Werke, durch Einführung wichtiger Neuerungen und Erfindungen, durch Erschließung immer neuer Absatzmärkte für die Bis- marckschen Fabrikate, durch Abschluß einträglicher Pacht- Verträge, durch An- und Verkauf zu vorteilhaften Bedingungen wahre Goldströme in die Taschen des Kanzlers leitete. Trotzdem durfte Lange auch nicht den geringsten Widerspruch gegenüber dem Eisernen " wagen, und— was besonders bezeichnend ist für Bismarck — der tüchtige Oberförster mußte sich mit einem geradezu miserable» Gehali— Lange selber nannte eS einmal ein Lum pengehalt"— begnügen. Jeder Versuch, eine Gehalts- erhöhung zu erzielen, stieß bet Bismarck auf absolute Harthörigkeit! (Nach Bismarcks Tode mußte Lange schließlich die reichen Erben verklagen!), Geschektke liefen unaufhörltch und von allen Seiten em. da man wohl wußte, wie gern der alte Geizhals nahm. Es regnete form- lich Wein. Likör, Schinken, Wurst und sonstige Lebensmittel, so daß der Fürst manches(z. B. Wein)„trotz des großen Konsums" überhaupt nicht mehr zu kaufen brauchte! Gegen- gcschenke machte Bismarck nie. Darüber sagte Lange:„Den Menschen soll man erst auftreiben, der sich rühmen könnte, von Bismarck ein Geschenk erhalten zu haben. Rein, dafür und für Wohltätigkeit darf kein Pfennig ausgegeben werden. Als ihn ver- fchiedene Vereine um ein Andenken baten, da bat er mich ein für allemal angewiesen, nur Eichen aus dem Sachsenwalde für solche Fälle zu versenden. Aber recht kleine Bäume, und von solchen Stellen, wo fie so eng stehen, daß sowieso welche entfernt werden müßten.".. �„ „Einmal trug Lange dem Fürsten vor, daß er zur rationelleren Bewirtschaftung des Sachsenwaldes unbedingt neues Kartenmaterial brauche. Der Fürst erklärte, daß er dafür kein Geld habe. Ein zweiter Versuch, auf denselben Gegenstand zurückzukommen, trug Lange eine so unzweideutige Antwort ein, daß er schleunigst ab- brach. Also waS tun? Die Karten mußte et haben. Kurz ent- schloffen, legte er sie dem Fürsten als fein Geschenk unter den Weihnachtsbaum."(!)„ �. „Die schwierigste Sache von der Welt war. Bismarck zur Aus- gäbe von barem Gelde zu veranlassen. Bei dem großen Wildstand im Sachsenwald mutzte im Winter stark gefüttert werden. Die Futtermittel wurden natürlich aus den fürstlichen Besitzungen Unterstützung in besonderen Notfällen, ebenso die kostenlose Liefe- rung des Verbandsorgons„Der deutsche Händler und Hausierer". Der Verband sucht alle Verufsgenossen, ganz gleich welcher poli- tischen Richtung, auf gewerkschaftlicher Grundlage zu vereinigen. Freilich ist der Kampf um die Existenz bei Händlern und Hausierern ein ungleich anderer als bei gewerblichen oder anderen Arbeitern. Arbeitslosenunterstützung, Streik usw. wäre bei crsteren doch geradezu lächerlich. Ter Kampf der Händler und Hausierer richtet sich in erster Linie auf Gleichberechtigung mit jeder anderen Er- werbsgruppe, gegen willkürliche Auslegung der das Wandergewerbe betreffenden Gesetzesparagraphen, gegen Einführung das Wander. gewerbe schädigender Verordnungen und Gesetze seitens der Be- Hörden und Regierungen und dergleichen. Es steht jedem Mitgliede frei, sich der ihm zusagenden poli- tischen Organisation anzuschließen. Als Erkennungszeichen tragen die Mitglieider des Berliner Verbandes die Verbandsnadel bei Ausübung ihres Gewerbes. Zentralverband der Handelsleute und Berufsgenossen Deutschlands (Sitz Berlins I. A.: Hans Reich', Berlin N. Hus der Partei. Genosse E. Aucr-München ersucht uns um Aufnahme folgender Zeilen: „In Nr. 213 des„Vorwärts" ist ein Bericht über eine Nürn« berger Versammlung, die zum Parteitage in Magdeburg Stellung genommen, enthalten. Nach diesem Bericht hat der Gausckretär Walther erklärt:„Ich gehöre zu denjenigen, die die Erklärung der ö6 mitunterschrieben haben unter dem Eindruck der bewegten und erregten Kämpfe. Heute stehe ich auf einem anderen Standpunkt. Als Mitglied des bayerischen Landesvorstandes war mir Ge- legenheil geboten, einen tiefen Einblick in die Landespolitik der Partei zu tun und gerade das hat in mir den Um« schwung bewirkt." Da diese Erklärung des Genossen Walther geeignet ist. Verdacht zu erwecken, als ob sich inner- halb des Landesvorstandes Dinge ereignet hätten, die das Licht der Parteiöffentlichkeit zu scheuen hätten, wurde Genosse Walther im Auftrage der in München anwesenden früheren und jetzigen Landesvorstandsmitglieder aufgefordert, die sachlichen Unterlagen für obige in der Versammlung aufgestellten Be- hauptuogen beizuschaffen. Da Walther auf den Parteitag in Er- langen, der am 13., 14. und 15. August stattgefunden hat, über diese angeblichen Erfahrungen vollständig geschwiegen hat, ist sein Verhalten jetzt um so eigenartiger. Die erwähnten Mitglieder des Landesvorstandes bestehen darauf, daß Walther mit klaren Angaben dient. München , den 13. September 1919. E. Auer. Wir finden diese öffentliche Aufforderung etwas seltsam und meinen, daß durchaus kein zwingender Grund vorliegt, den Worten des Genossen Walther den ihnen von den Münchener Landes- Vorstandsmitgliedern imputierten Sinn unterzulegen. Na als- k Man schreibt uns aus Baden : Unser Mannheimer Parteiorgan, die. V o l k S st i m m e", sprach dieser Tage ein großes Wort gelassen aus, indem sie das berühmte Bodman -Sprüchlein üöer die ethische Bedeutung der Sozial- demokratie auf seinen reellen Wert zurückführt. Es sind, sagt sie, „die wenigen Worte, die Freiherr v. Bodman kurz vor Schluß des letzten Landtages in der Ersten Kammer der Sozial- demokratie widmete, für vernünftige Leute eigentlich selbst- verständlich." Zu den nichtvernünftigen Leuten rechnet die .Volksstimme" zunächst die Zentrumspresse, welche diese Minister- Worte parteieaoistisch ausnutze. Deshalb belehrt die„Volks- stimme" das Zentrum, daß es lange vor dem badischen Junker v. Bodman der bayerische ZcntrumSprofessor Reeb war, der 1399 in der bayerischen Kammer die Sozialdemokratie als eine Partei zur Verbesserung der Lebensstellung des vierten Standes bezeichnete und daß Kanzler B i S m a x ck 1884 die deutsche Sozialresorm als einen aus der Furcht vor der Sozialdemokratie hervorgegangenen Fortschritt kennzeichnete. Wer wollte sich mit dieser nüchternen Beurteilung der gegneri- scheu Elogen über unsere Partei durch unser Mannheimer Schwester« blatt nicht zufrieden geben? Die Genossin Luxemburg hat in ihren Reden in badischen Versammlungen dasselbe ausgeführt, um zu zeigen, daß dieser„für vernünftige Menschen eigentlich selbslver- ständiger Worte" wegen die Mehrheit der sozialdemokratischen LandtagSfraktion den DiSziplinbruch hätte nicht begehen dürfen. selbst gebaut. In einem besonders harten Winter reichte jedoch das selbstgewonnene Futter nicht aus. Lange kam deshalb zum Fürsten und bat ihn, etwas Lupinen und Kleeheu kaufen zu dürfen.„Nein!" Die Fürstin stand dabei und sagte:„Bitte, Otto, erlaube es doch. Sieh einmal, die armen Tiere kommen ja vor Hunger bis an den Gartenzaun."„Nein!' Und dabei blitzten seine großen Augen in der bekannten Weise, die jedem, auch jedem Familienmitgliede, eS geraten sein ließ, das Thema zu verlassen." In Bismarcks Wappenschild hätte sehr wohl der Spruch gepaßt: «Nehmen ist seliger denn Geben!" AuS dem italienischen Klosterlcben des 16. Jahrhunderts. In der„Rivista d'Jtalia" erzählt Antonio Pilot nach bisher noch nicht veröffentlichten Dokumenten, wie es im 16. Jahrhundert in den italienischen Klöstern zuging. ES herrschte in den Frauenklöstern ein lockeres Leben und Treiben, das geradezu einen Hohn auf dU angebliche klösterliche Abgeschlossenheit und auf die vielgepriesene strenge Klosterzucht bildete. Die jungen Mädchen, die hinter den Klostermauern weilten, glaubten sich keinerlei Zwang auferlegen zu müssen, weil sie sichzum großen Teil nicht freiwillig in die Gefangenschaft begeben hatten; viele von ihnen waren Kinder reicher Eltern, die ihr großes V«rmögen den erstgeborenen Söhnen oder Töchtern un« geteilt erhalten wollten und deshalb jüngere Töchter in die Klöster abschoben. Wie sehr diese Nonnen wider Willen über idie Stränge geschlagen haben müssen, ergibt sich aus zahlreichen Straf- und Fluchdekreten, die von geistlichen und weltlichen Behörden gegen sie und ihre„Mitsünder" erlassen wurden. Vor auem sind da die Dekrete der Patriarchen und der Regierung von Venedig zu erwähnen. Am 29. Juni 1599 wurde in Venedig kundgetan, daß alle diejenigen, welche mit den Klosterfrauen Ver- kehr und Umgang gehabt hätten, auf Lebenszeit verbannt seien; die« jenigen, welche aus irgendeinem Grunde in die Klöster eingedrungen seien oder sich auch nur in der Nähe der Klöster zu schaffen gemacht hätten, seien aus zehn Jahre verbannt. Vagabundierende Nonnen wurden, wenn man sie wieder einfing, dem Patriarchen übergeben und für ihre Abenteuerlust aufs strengste bestraft; wer thnen während ihrer.Strolchzeit' Unterkunft gewährt hatte, wurde für fünf Jahre in die Verbannung geschickt. Gondelsührer, die den aus den Klöstern entflohenen Nonnen ihre Gondeln zur Verfügung gestellt hatten, sollten„sechs Monate gefesselt im Gefängnis schmachten und dann von S. Marco bis zur Nialtobrücke gepeitscht werden." Strenge Strafen gab eS auch für Dienst« mägde, die sich im Auftrage verliebter Herren in die Klöster schlichen und„mit ihren Kuppeleien viel Unheil stifteten". Sie bekamen die Peitsche zu spüren' und wurden verbannt, wenn sie nicht inner- halb einer Frist von 16 Tagen freiwillig die Stadt verließen. Alle diese Maßregeln müssen aber wenig genützt haben; man kann das aus dem Umstände schließen, daß an, Ende des 16. Jahrhunderts ein Patriarch das Bedürfnis fühlte, ein fürchterliches Fluchdekret zu erlassen, in welchem er nach einer Aufzählung Genossin Dr. Rosa Luxemburg hat ihre Agitationsreise in Baden nach dem Jnternatio« nalen Kongreß wieder aufgenommen. Am Sonnabend sprach sie in Schopfheim , am Sonntag in Lörrach . Beide Versamm- lungen waren von Angehörigen der Textilarbeitcrorganisation ein- berufen worden. In der„Lörracher Volkszeitung" war daher am Sonntag folgender bezeichnender redaktioneller Hinweis zu lesen: „Frau Dr. Rosa Luxemburg, Berlin , wird sprechen am Sonntag, den 11. September d. Js., nachmittags t Uhr, im „Markgräfler Hof" in Lörrach , über:„Monarchie. Kaiserreden und Sozialdemokratie."— Freie Diskussion!— Arbeiter, Bürger» Arbeiterinnen I Erscheint in Massen in dieser Versammlung I Der Einberufer: Ad. Kieslich, Lörrach-Stetten. Zu obiger Einladung gibt die Kreisleitnng. die Vorstondschaft des hiesigen sozialdemokratischen Wahlvereins sowie der Gewerk- schaftSkarlellvorsitzcnde bekannt, daß Frau Luxemburg nicht in ihrem Austrage spricht.— Die politische Leitung der hiesigen Partei hat gegen das Thema selbst nichts einzuwenden." Dieser eigenartige Hinweis hatte nicht zu verhindern vermocht, daß die Versammlungen außerordentlich stark besucht wurden. Die Wiesenthaler Proletarier hatten sich von nah und fern in hellen Scharen eingefunden. Hunderte, die keinen Platz mehr fanden, mußten wieder umkehren. Die Referentin behandelte in ihrem Vortrage die badische Budgetbewilligung. Ihre Ausführungen fanden dabei öfter demonstrative Zustimmung der Zuhörer. So war denn der Satz:„Die Proletarier haben trotz aller Beschönigungen keinen Grund, das Musterländchen Baden als Paradies auf Erden an« zusehen" mit tosendem Beifall aufgenommen, ebenso der Hinweis darauf, daß die Lebensarbeit der Bebel, Liebknecht, Auer, die nie ein Budget bewilligt haben, doch nicht bloße Negation sei. Die Nednerin schloß in Lörrach mit den Worten: «Wenn die Einheit in der deutschen Sozialdemokratie nicht aufrecht erhalten würde, so wäre eS auch mit der Einheit der badischen Sozialdemokratie vorbei. Deshalb müsse das Bestreben aller Genossen und Genossinnen sein:-Hoch die Einheit, hoch die Entschlossenheit der Gesamtpartei!"(Stürmischer, nicht enden- wollender Beifall.) In S ch o p f h e i m trat Genosse Landtagsabgeordneter Müller der Referentin in halbstündigen Ausführungen entgegen. Eingehend entgegnete ihm Genossin Luxemburg . In Lörrach blieben die Landtagsabgeordneten Rösch und Breitenfeld der Versammlung fern. Beide Versammlungen hinterließen einen starken Eindruck. Am Montag sprach Genossin Luxemburg in Mannheim . Der ersten redaktionellen Ankündigung in der.Volksstimme" war ebenfalls die Bemerkung hinzugefügt, daß die Versammlung weder vom Sozialdemokratischen Verein noch vom Gewerkschaftskartell ein« berufen worden sei. Dazu wird uns mitgeteilt, daß im Mann« heimer Gewerkschaftskartelle die Einberufung mit Stimmen« gleichheit abgelehnt wurde. Nachträglich scheint eine andere Regelung stattgefunden zu haben. In der Sönnabendnummer der„VolkSstimme" war folgende Ankündigung zu lese»: Sozialdemokratischer Wahlverein Mannhein. Dr. Rosa Luxem- bürg, Berlin , wird in einer am Montag, 12. September, abends Z'/z Uhr, im Saale des Gewerkschaftshauses,? 4, 8, stattfindenden außerordentlichen Mitgliedervers amnrlung einen Vortrag halten über:„Streifzüge durch die Nationalökonomie." Die Parteimitglieder werden ersucht, für zahlreichen Besuch zu agitieren Zutritt haben nur Partei nritglieder, ivelche am Saaleingang ihre Mitgliedsbücher vorzeigen. Der Metallarbeiterverband in Pforzheim und die badische Budgetbewilligung. Wir hatten seinerzeit zur Erklärung des Genossen Hamann in Nr. 295 des„Vorwärts" bemerkt, daß wir den Verfasser der Notiz, gegen die sich Hamann wendete, sofort aufgefordert hätten, sich zu der Sack)« zu äußern. Diese Aeußerung erfolgt erst jetzt, weil der betreffende badffche Genosse erkrankt war und erst in diesen Tage» das Bett verlassen hat. Er schreibt uns: „Es kann nicht behauptet werden, daß die Budgetfrage in Vezirksversammlungen des Metallarbciterverbandes (Ortsverwaltung Pforzheim) auf der Tagesordnung war und von Referenten behandelt wurde. Die gegenteilige Behauptung stützt sich aber auf folgende Tatsachen, weldbe den Irrtum erklärlich er- scheinen lassen. Als gegen Ende Juli der Streit wegen der Budget» bowilligung der LandtagSfraktion in den Parteikreisen ausge» tragen wurde, verlangte ein Mitglie� der Ortsverwaltung der Me- tallarbeiter(Parteigenosse K.) im Sedan -Bezirk eine Versammlung diverser Klosterskandale gegen die Störer des klösterlichen Friedens folgendermaßen loswetterte:„Sie seien verflucht im Hause und außerhalb des Hauses. Sie seien verflucht, wenn sie schlafen, wenn sie wachen, wenn sie gehen, wenn sie stehen. Verflucht seien ihr Fleisch und ihre Gebeine, und von der Fußsohle bis zum Scheitel sei an ihrem Körper nicht eine heile Stelle. Sie seien vor Gott gleich geachtet dem Brudermörder Kain und den Frevlern Dathan und Abiram, und sie seien verschlungen vom ewigen Feuer mit dem Teufel und den Engeln der Hölle!" Ob nach dieser Verfluchung die Tugend der Klosterfrauen größer geworden ist, wird nicht an» gegeben. Humor und Satire. Die Woche. DaS„Väterchen" in Friedberg sitzt, Die Polizei in Darmstadt schwitzt. Herr Scherl in seinem Wonnekleister Erzählt genau: was säuft und beißt er; Er will uns menschlich näher bringen Den Mann der tausend HenkerSschlingen Und harrt mit Hangen und mit Bangest» Wie Sonntags es verlief in Langen . Dann bringt er drüber keinerlei, Nicht mal'ne Holzbock-LHanei. Die OrdenSlöcher wollen sprießen. In Frankfurt wird fest ausgewiesen; Der Russe freut sich drob und grient: .Wie gut der deutsche Dwornik dient!" Paulchen. DiejungeFirma.„Furchtbar langweilig sind die Hand« werker... jetzt habe ich schon Pleite gemacht, und die Ladenein« richtung ist»och nicht fertig." Alifschriften an ländlichen Pensionen und st ä d t i s ch e n G a st h ö f e n. Grüß Gott, tritt ein, Bring 12 Mark 59 täglich herein! Zimmer für Monate, Wochen, Tage und schwache Stunden. Der Schlachtendenker. Serenissimus nimmt an einer Gefechtsübung teil. Am Ufer eines Flusses läßt er sich über die augenblickliche Situation Vortrag halte». Nachdem er durch mehr« maligeS Neigen des Kopfes angedeutet hat, daß ihm alles klar ist, wendet er sich an Kindermann und flüstert ihm ins Ohr:„Sagen Sie mal, Kindermann, sind wir hier eigentlich diesseits oder jenseits des Flusses!"(»Lustige Blätter".)
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten