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Nr. 217. 27. Jahrgang.

1. Beilage des ,, Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Freitag, 16. September 1910.

Tochmals die badliche Taktik.

Eine Entgegnung und Ergänzung von G. A. Lehmann( Mannh.). ( Jn Nr. 50 der Neuen Zeit".)

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I.

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II.

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die

en, um die sozialdemokratische Fraktion mit vor den Biersteuer- halten die direkte Wahl zum Gemeinderat und zum Bürgeraus­wagen zu spannen; man hoffte, unsere Genossen würden mit der schuß. Bei der Wahl des letteren kommt die Verhältniswahl zur Begründung zustimmen, daß die Erhöhung der Biersteuer in Baden Anwendung. Die 40 Gemeinden über 4000 Einwohner, die eine nur eine notwendige Konsequenz der Reichsgefeßgebung sei und die Gesamteinwohnerzahl von 729 896 repräsentieren, erhalten an Verantwortung hierfür den Parteien zufalle, die die neuen Steuer- Stelle der Zwölftelung die Sechstelung; das indirekte Wahlver­gefeße im Reichstag beschlossen hätten. fahren zum Gemeindes respektive Stadtrat ist beibehalten; dafür Nun, diese Spefulation hat sich als verfehlt erwiesen; unsere aber gilt für diese Gemeinden der Proporz sowohl zu den Ge­Der Artikel des Genossen Frant in der letzten Nummer der Genossen haben es dem Zentrum und den Liberalen allein über meinde- als auch zu den Stadtrats- und Bürgerausschußwahlen. Neuen Zeit":" Die Wahrheit über den badischen lassen, die angebliche Konsequenz aus der Reichsgesetzgebung zu Großen Wert legen die Verteidiger der beim Gemeindegesetz Aufstand veranlaßt mich, soweit er sich mit meinem Artikel ziehen. Auf diesen Vorgang spielt offenbar der Fraktionsvorsitzende erzielten großen Erfolge auf die Erweiterung des Kreises der über" Die Budgetbewilligung" in Nr. 45 der Neuen der Nationalliberalen, Oberschulvat Rebmann, an, wenn er in einem Wahlberechtigten durch die Herabsetzung des Wahlalters. Mir Beit" beschäftigt und soweit er spezifisch badische Verhältnisse er in der Nationalzeitung" veröffentlichten Artikel über das ist vorgeworfen worden, daß ich bei Berechnung der jezigen und Srtert, zu einer Erwiderung und knappen Ergänzung einiger Tat- Busammenarbeiten mit den Sozialdemokraten sagt, daß die Mit- zukünftigen Wählerzahl in der Stadt Mannheim   die durch die fachen. arbeit der Sozialdemokraten nicht ohne Zögern und Rückschläge" Gesetzesänderungen herbeigeführte Zunahme der Wählerzahl nicht Es ist nur natürlich, daß die Budgetbewilliger von ihrer Ver- erfolgt sei. Leider kann er konstatieren, daß das nachher anders in Rechnung gestellt hätte. Das ist ein Irrtum, denn ich habe teidigungsstellung aus versuchen müssen, ihre Erfolge möglichst geworden sei" und unsere Genossen für Gefeße stimmten, die feines- die Erweiterung des Wahlrechtes ausdrücklich hervorgehoben, aber glänzend hinzustellen, um ihren Verstoß gegen den Nürnberger wegs den von uns aufgestellten Forderungen entsprochen hätten. ich habe, weil die badische Statistik hier versagt das Alter der Parteitagsbeschluß wenigstens einigermaßen zu rechtfertigen, wäh= Die Stellung unserer Fraktion zum Schulgeset, wobei sie auf Bevölkerung wird nur nach Dezennien mitgeteilt- keine Zahlen rend ihre Gegner in der Partei sich bei der Vertretung ihres Stand- die Entfernung des Religionsunterrichts aus dem Lehrplan ver- beibringen fönnen. Aber ich habe dafür auch die Zunahme der punftes eine viel größere Reserve auferlegen müssen. Denn es zichtete, die Zustimmung zum Einkommensteuergeseh, trotzdem ihre Bevölkerung, die in der Zeit zwischen der Ausstellung der Reichs­muß uns allen daran liegen, unsere parlamentarischen Erfolge, auf größere Entlastung der geringen Ginkommen zielenden Anträge tagswählerliste im Dezember 1906 und derjenigen zum Bürger­die doch auch eine sehr wesentliche agitatorische Bedeutung haben, abgelehnt worden waren, und zum Gemeindegesetz, trotzdem das ausschuß im Sommer 1908 eingetreten ist, als Gegengewicht nicht zu verkleinern oder gar zu behaupten, unsere Parlamentarier Klaffenwahlrecht aufrecht erhalten worden sei, werden als Beweis gleichfalls unberücksichtigt gelassen, was ich auch noch ausdrücklich würden, wenn sie eine Sache geschickter angefangen und mit angeführt. Da auf das Zustandekommen des letzteren Gesetzes von hervorgehoben habe. Will man aber annähernd feststellen, wie größerem Nachdruck vertreten hätten, mehr haben erreichen können. unserer Fraktion großes Gewicht gelegt und die Zustimmung zum diese Erweiterung des Wahlrechts durch die Herabsetzung des Unsere Genossen im badischen Landtag stellen ihren Disziplin Budget auch mit den hierbei erreichten Vorteilen begründet und mir Wahlalters für die Arbeiter wirft, so muß man die Frage so bruch als notwendige Folge des Zusammenarbeitens mit den in dem Artikel Franks der Vorwurf gemacht wird, das badische stellen: Wieviel Arbeiter haben mit 25 Jahren schon einen eigenen Nationalliberalen und der dadurch für die Arbeiterklasse erzielten Gemeinderecht und die bei seiner Aenderung erzielten Fortschritte Haushalt? Und da die Gründung des eigenen Haushaltes ge­Erfolge hin und suchen nachzuweisen, daß die Vorteile dieser Poli- in meinem Artikel nicht gebührend gewürdigt zu haben, so soll im wöhnlich mit der Verheiratung zusammenfällt, so geben die Ghe­tit den Disziplinbruch doppelt und dreifach aufheben." War", sagt nachstehenden eine kurze Darstellung der teilweise ziemlich verzwickt schließungslisten der Standesämter für die Beurteilung dieser Genosse Frant, dieses Zusammenarbeiten erlaubt, so mußte die liegenden Bestimmungen der badischen Gemeinde- und Städte Frage eine sichere Grundlage. Nach einer vom Statistischen Amte notwendige Konsequenz die Zustimmung zum Budget sein." Bor ordnung" und der beschlossenen Aenderungen gegeben werden. Da der Stadt Mannheim   gemachten Feststellung standen im Jahre Tisch das heißt vor der Rede des Ministers v. Bodman  , wo er mit soll der Beweis erbracht werden, daß die gebotenen Vorteile von 1908 von 1700 Eheschließungen nur 264 männliche Chegatten im der sozialdemokratischen Bewegung unter allerlei Einschränkungen den Budgetanhängern sehr überschätzt werden. Alter zwischen 25 und 26 Jahren. Um diese Zahl würden sich einige anerkennende Worte widmete las man's bekanntlich Ghe­rund 1 Prozent vorausgesetzt natürlich, daß die jungen Ehe. anders. Da hatte die sozialdemokratische Landtagsfraktion be schloffen, gegen das Budget zu stimmen, unbekümmert um die Ar- Die badische Gemeindegesetzgebung verlangt, daß in Stadt- und männer die sonstigen Bedingungen erfüllt gehabt, also zwei Jahre beitsgemeinschaft mit den Nationalliberalen. Genosse& rant Genosse Frant Landgemeinden ein Stadt. respektive Gemeinderat gewählt wird. am Orte gewesen, ihre Steuer entrichtet hätten usw. berläßt hier den bisher von der Mehrheit bei der Verteidigung Derselbe besteht außer dem Bürgermeister aus mindestens drei, in 25 524 Gemeindewähler der Stadt Mannheim   erhöht haber. Genosse Frant sagt in seinem Artikel: Da die Ar­ihrer Stellungnahme zum Budget eingenommenen Standpunkt und größeren Gemeinden bis achtzehn und in den Stadtgemeinden aus Besitzenden, bringt einen neuen Grund für die Zustimmung." Unser Wahl. noch mehr Mitgliedern. Die Wahl erfolgt nach dem alten Rechte beiter früher heiraten als die bündnis wäre sinnlos gewesen", sagt er, wenn wir die Liberalen in den Gemeinden bis zu 2000 Einwohnern direkt. Diese Bestim wirkt diese Bestimmung zu unseren Gunsten." gezwungen hätten, mit dem Zentrum wieder zusammenzuarbeiten." mung wird jetzt nach dem neuen Gesetz auf die Gemeinden bis zu Wie außerordentlich gering diese Wirkung ist, lehren die obigen Nach dieser Theorie wäre unser erstes Wahlbündnis mit den 4000 Einwohnern ausgedehnt. Es kommen hier nach dem Badischen   Zahlen. Im Gegenteil wird die Herabsetzung des Wahlalters Liberalen vom Jahre 1905 auch finnlos gewesen, denn es ist uns Statistischen Jahrbuch 867 Gemeinden mit 1077 500 Einwohnern in unter Beibehaltung aller bisherigen Rautelen zuungunsten der Frage. In den über 4000 Einwohner zählenden 40 Gemeinden und Arbeiterklasse wirken. Der Besitzende braucht feinen eigenen damals nicht eingefallen, eine Arbeitsgemeinschaft mit unseren Städten wird der Gemeinde- respektive Stadtrat indirekt von den Hausstand zu haben, denn es ist wahlberechtigt, wer mindestens Stichwahlverbündeten einzugehen. Das hat natürlich nicht ge­hindert, daß wir in manchen Fällen, wie bei den Gefeßen über Mitgliedern des Bürgerausschusses respektive den Stadtverordneten 17 Mart Staatssteuer entrichtet, was einer Einkommenversteue Bürgerausschußmitglieder und Gemeinderat, in den rung von 1400 bis 1600 Mart entspricht. Die Annahme, die Ar­Landwirtschaftskammern und fonfeffionelle Lehrerseminare, mit den gewählt. Liberalen zusammen gegen das Zentrum und umgekehrt( so bei Städten Stadtverordnete und Stadträte wählen den oder die beiterschaft würde von dieser Bestimmung einen Vorteil haben, der Aufhebung des Kanzelparagraphen) mit dem Bentrum gegen die Bürgermeister, wenn die Einwohnerzahl nicht über 2000 beträgt; erweist sich als durchaus trügerisch. Das wird nicht einmal in Nationalliberalen geftimmt haben. Allerdings sind wir nicht oft in den Gemeinden unter 2000 Einwohnern erfolgt auch die Wahl den Großstädten mit den höheren Löhnen, geschweige denn in den in die Lage gekommen, das berühmte Bünglein an der Wage zu der Bürgermeister direkt. Hieran wird durch das neue Gesch nichts fleineren Orten der Fall sein. Nach einer im vorigen Jahre her­bilden, weil Zentrum und Nationalliberale sich fast immer auf der geändert. Bei der indirekten Wahl, also in den Gemeinden über ausgegebenen Denkschrift des Maurerverbandes betrug der Durch­bekannten Mittellinie zusammenfanden. Aber ebensowenig hat man 4000 Einwohnern, wird nachy den neuen Bestimmungen das Propor- schnittsjahresverdienst eines verheirateten Mannes in Mannheim  1242 Mart, und nach den Erhebungen des Verbandes der jetzt die Arbeitsgemeinschaft mit den Nationalliberalen immer auf- tionalwahlverfahren angewendet. rechterhalten fönnen, weil die politischen und wirtschaftlichen Neben dem Gemeinderat und Stadtrat besteht noch ein Fabritarbeiter stellt sich der durchschnittliche Wochenver­Gegensätze zwischen den bürgerlichen Parteien nicht so start sind Bürgerausschuß, wenn die Gemeinde mindestens 500 Einwohner dienst in Baden   auf 22,63 Mart, also 1176,76 Mart im Jahre. als die, welde uns von der uns politisch am nächsten stehenden zählt; folche Gemeinden bestehen in Baden 702 mit 203 324 Jn der großen Mehrzahl aller Fälle wird man den Wochenlohn bürgerlichen Partei trennen, wobei nicht unberüdsichtigt bleiben Einwohnern. An den Verhältnissen in diesen Gemeinden wird aber auch nicht einmal mit 52 multiplizieren dürfen, weil Ar­barf, daß jene bürgerlichen. Parteien, die uns in rein politischen abgesehen von der unten zu besprechenden geringen Erweite- beitslosigkeit, Krankheit und sonstige Störungen das Einkommen Fragen näher stehen als andere, in den Fragen, des Arbeiter- rung des Kreises der Wahlberechtigten durch das neue Gefeß noch heruntersehen. Die Erhebungen der übrigen Gewerkschaften schußes meist versagen. nichts geändert. Es folgen 455 Gemeinden, die zwischen 500 und bestätigen, daß nur ausnahmsweise Arbeiter über 1400 Mart ver­Den besten Beweis, wie es unmöglich ist, eine dauernde Arbeits. 1000 Einwohner haben, deren Gesamteinwohnerschaft 320 770 fteuern, und das sind dann jedenfalls feine, die nicht schon eigenen gemeinschaft mit einer bürgerlichen Partei aufrechtzuerhalten, hat Seelen beträgt, die gleichfalls keinen Vorteil von dem neuen Ge- Hausstand haben, die also ohnehin schon wahlberechtigt gerade die letzte Seffion des badischen Landtags erbracht. In Konje- feb haben; denn die Einteilung der Wählerklassen nach der sind. Bei Schaffung dieser Bestimmung hat man, wie das auch quenz der Reichsbiersteuererhöhung verlangte auch die badische Re- Sechstelung, das heißt daß die Wähler der dritten Klasse eine, ausdrücklich hervorgehoben worden ist, nur die unverheirate gierung eine Erhöhung der badischen Biersteuer, die der zweiten zwei und die der ersten Klasse drei Stimmen ten Beamten im Auge gehabt. Die Erste Kammer, die weil fonst, um den erhöhten Ausgleich an das Reich zu decken, eine haben, eine Einteilung, die das neue Gesetz für alle Orte vor- verschiedene Verschlechterungen an den Beschlüssen der Zweiten Erhöhung der direkten Steuern notwendig geworden wäre. sieht, in denen ein Bürgerausschuß gewählt wird, besteht für diese Stammer vorgenommen hat, würde die Herabsetzung von 20 auf Dasselbe Zentrum, das im Reichstag der Biersteuererhöhung Gemeinden bereits seit dem Jahre 1890. Also auch diese Ge- 17 Mart sicher nicht beschlossen haben, wenn sie auch nur im ent begeistert zugestimmt hatte, machte in Baden Schwierigkeiten und meinden haben von dem neuen Gesek keinen Vorteil. Die 281 Ge- ferntesten daraus eine Stärkung des Einflusses der sogenannten berzögerte die Erledigung der Vorlage. Das badische Zentrum meinden von 1000 bis 2000 Einwohnern, deren Gesamteinwohner- unteren Schichten hätte befürchten müssen. Aber selbst wenn man gab sich damals den Anschein, als wollte es die Biersteuervorlage fchaft 390 000 Seelen beträgt, haben jetzt zu den Bürgerausschuß die Wirkungen aller fleinen Vorteile, die das Gesetz bringt, für überhaupt ablehnen, weil es Sache der Regierungsparteien sei, der wahlen die Neuntelung, das heißt der Wähler erster Klasse hat die Arbeiterklasse noch so günstig einschätzt, so wird an der unge Regierung neue Steuern zu bewilligen und die Verantwortung fünf, der der zweiten Klasse drei und der der dritten Klasse eine heuerlichen Tatsache, daß in der Stadt Mannheim   11900 fein Gemeindewahlrecht hierfür zu übernehmen. Der neue sozialdemokratisch- national Stimme. Die Einführung der Sechstelung statt der Neuntelung Reichstagswähler Wir stehen vor der bes liberale Wahlblod solle zeigen, so wurde in der Zentrumspresse dar- besteht darin, daß die Wahlstimme des Wählers erster Klasse haben, nichts Wesentliches geändert. gelegt, ob er die ihm gestellten Aufgaben zu lösen imstande sei. Das von fünf auf drei und die des Wählers zweiter Klasse von drei dauerlichen Erscheinung, daß Sozialdemokraten, die die Klassen­ausgeschaltete Zentrum halte es mit seiner politischen Ehre und auf zwei Stimmen heruntergesezt wird. Einen nennenswerten wahl nicht grundsätzlich ablehnten, nun bei der Verteidigung ihrer Würde für unvereinbar, den Nothelfer zu machen und dann der Vorteil haben die 131 Gemeinden von 2000 bis 4000 Einwohnern, Stellungnahme auch eine gesetzgeberische Maßnahme mit ver­Regierung in ihren Nöten beizuspringen, wenn der robe Blockbruder deren Gesamtbevölkerung 366 728 Seelen beträgt. Bei ihnen teidigen müssen, die sich direkt gegen die Arbeiterklasse richtet. berfage. Offenbar ist dieser ganze Lärm damals nur gemacht wor. wird die Neuntelung durch die Sechstelung ersetzt, und sie er- Die Behauptung Frants, daß in keinem Bundesstaat das liche Zeichen der Anstedung. Diese Experimente beweisen, daß töd- Wir langweilten uns aber durchaus nicht. liche Tuberkelbazillen von öffentlichen Telephonapparaten, wie fte jegt allgemein im Gebrauch sind, leicht übertragen werden können. Sie legen ebenso die Notwendigkeit dar, alle Telephone, feien sie im öffentlichen oder im privaten Gebrauch, in bestimmten Zwischens räumen zu desinfizieren. In der Londoner Warenbörse werden be­reits nach einem Uebereinkommen mit der englischen Bostverwaltung 50 Telephone täglich mit einer desinfizierenden Flüssigkeit ab­gewaschen. Mufik.

Kleines feuilleton.

m.

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Der eine foff Bitterbier und fing Fliegen, der andere soff Bitter bier und fraß Brägenwurst, der dritte soff Bitterbier und schrieb bis Liebesbriefe, und ich soff Bitterbier und löste die Welträtsel auf eins.

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Notizen.

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Hans Neiter.

Gegen die Verfügung bes Polizei präsidenten v. Jagow an die Berliner   Theaterdirektoren, nach der in Zukunft auch die für die Mitglieder der Volksbühnen veranstalteten Aufführungen als öffentlich" und daher zenfur pflichtig angesehen werden sollen, hat die Neue Freie Wolfsbühne jetzt den Beschwerdeweg beschritten.

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Industrie nnd Geistesstörungen. Unter den vielen Berufskrant­heiten, die durch die verschiedenen Formen des Gewerbebetriebes Diefes für mich unlösbare Welträtsel lautete: Müssen für elf hervorgerufen werden, nehmen geistige Störungen glüdlicherweise Beamte alljährlich sechzig Federhalter beschafft werden? einen nicht allzu großen Umfang ein. Aber sie verdienen dafür eine Als ich meinen Kopf genugsam angestrengt hatte, wandte ich besondere Beachtung. Abgesehen davon, daß durch die Berufstätig mich mit meiner diesbezüglichen" Frage an einen Kollegen: feit eine Anlage zur Geistesstörung entwickelt oder früher aus­Sie haben sich schlimm verrechnet, alter Freund!" antwortete gelöst werden kann, gibt es auch Einflüsse, die eine solche eigent Gustav Mahlers VIII. Sinfonie. Das Wert der biedere Fliegenfänger; es fann gar keine Rede davon sein, daß lich erst verursachen. Auch die berüchtigte Bleivergiftung fann in Riefendimensionen, mit dem der vielumstrittene Komponist Mah- auf die Person fünf bis sechs Federhalter kommen! Wir elf Beamte derartige Folgen haben. Diese bestehen im fogenannten ler fein bisheriges sinfonisches Schaffen zum Abschluß brachte, die haben insgesamt neunundvierzig schulpflichtige Kinder! Neunund­Bleidelirium, das mit Sinnestäuschungen berbunden Chor- Sinfonie Nr. VIII in Es- dur, wird man voraussichtlich als vierzig und elf macht sechzig!! In Wirklichkeit kommt also auf ift, aber auch in schlimmen Merkmalen der Geisteskrankheit, Mahlers Lebenswert zu bezeichnen haben. Mit einem selbst die Person ein einziger Federhalter!!!" die namentlich zu befürchten sind, wenn sich mit der Bleibergiftung für Mahlersche Verhältnisse ganz außerordentlichen Apparat( bei Alkoholmißbrauch verbindet. Im allgemeinen haben diese Er der Uraufführung in der Münchener Ausstellung unter des Kom­frankungen Aehnlichkeit mit der Epilepfie. Ein anderes Metall, das ponisten Leitung wurde die Barnum- 3iffer: 1000 Mitwirkende noch ( nach den gründlichen Untersuchungen von Dr. Joseph Koch in der übertroffen), bringt hier Mahler sein Tiefstes und Heiligstes zum Bierteljahrsschrift für gerichtliche Medizin) bedenkliche Einflüsse folcher Ausdruck mit einer sehr oft überzeugenden Gefühlskraft der grad. Art ausüben fann, ist das Mangan. Die häufige Berührung mit linigen musikalischen Sprache, mit einer Melodit, die nicht gerade diesem Stoff tann zu Sprachstörungen, Lach- und Weinträmpfen, originell, aber oft fesselnd ist, und mit orchestralen Mitteln, die an Beeinträchtigung des Gehvermögens, zu Angstzuständen und Farbenreichtum alles Dagewesene in den Schatten stellen. Das überhaupt zur Schwächung der Geisteskräfte führen. Harden und die Nibelungen. In der neuesten Ge Mahlersche Heldenleben", das so den Lebensweg sich selbst fährlich ist ferner der Schwefellohlenstoff, der außer Schwert, ist als eine Chor- Sinfonie, eine Art mystisches Oratorium literarischen Beilage der" Times" finden wir einen Aufsatz über mehr geringfügigen Erregungszuständen auch starke Ausbrüche gedacht. Den ersten Teil bildet die altfirchliche Hymne:" Veni Maximilian Hardens Effaiſammlung Köpfe", an deffen Schluß der von Irrfinn sowie eine schwere Schwächung des Gedächtnisses creator spiritus" in allergrößten Ausmaßen, doch noch nicht die englische Kritiker dem deutschen Publizisten eine derbe Lektion in der herbeiführen fann. Das ähnlicher Einwirkungen häufig angeklagte dogmatische Form der Messe zertrümmernd. Ganz persönlich deutschen Heldensage erteilt." Harden liebt es", schreibt er, Anilin ist insofern in Schutz zu nehmen, als Schädigungen( außer tritt Mahler   dagegen im zweiten Teil: Schlußszene aus Faust"" Bismard mit der wundervoll gezeichneten, männlichen Gestalt bei Betriebsstörungen) in geordnetem Betriebe nicht leicht vor- auf. 3war philosophierte Mufit, aber von einer zwingenden Ge- Hagens aus dem Nibelungenlied zu vergleichen; aber wenn er tommen. Gonz besonders muß übrigens auf die Entwickelung des fühlsertase durchschauert, so daß der Hörer bis zum Chorus mysti Bismards Bemerkungen beim Tode der Kaiserin Friedrich   zitiert gefährlichen Kohlenoryds Dbacht gegeben werden. Auch hier aber cus: Alles Bergängliche..." mitgeriffen wird. Die Aufführung und hinzufügt:" Sprach ungefähr so nicht sagen an Artem­fommen Vergiftungen gewöhnlich nur ausnahmsweise, als eigentliche des Riesenwerkes war sorgfältig vorbereitet. Der Künstler wurde hilds Bahre?" so müssen wir dagegen einwenden, daß Hagen Unglüdsfälle vor. Die dadurch bedingte Geistesstörung fann enthusiastisch gefeiert. Die acht Soli wurden von den Damen tatsächlich ungefähr so gesprochen haben tönnte, daß ihm aber eine sehr weitgehende sein. Gertrud Foerstel, Marta Winterniß- Dorda, Emma Bellwidt, bazu leider die Möglichkeit fehlte, nach dem Kriemhild   ihn Ottilie Metzger  , Anna Erler- Schnaudt und den Herren Felix Se- hatte ermorden lassen." nius, Nicola Geiße- Winkel, Richard Mahr   vertreten, der Orgelpart Wenn die Ohrfeige nicht fitt von Adolf Hempel. Die beiden Chöre stellten der Wiener Sing­ verein   und der Leipziger Riedelverein, den Kinderchor die Mün­ chener   Zentralfingschule, das Orchester der Konzertverein München. Humor und Satire. Verrechnet.

Der Tod im Telephon. In der ärztlichen Welt Englands erregt ein Bericht großes Aufiehen, den Dr. Francis J. Allan, der Medizinal beamte von Westminster, in der ärztlichen Wochenschrift Lancet über das Vorkommen von Tuberkulosebazillen in den Mitrophonen der Telephonapparate veröffentlicht. Dr. Allan behuße, so schreibt Der Elektrotechnifer", zu einem Versuch ein öffentliches Telephon in der Londoner   Zentralbörse. Die Mundöffnung des Apparats wurde mit einem Tuch abgewischt und der Inhalt des Tuches dann zu Versuchen an zwei Meerschweinchen benutzt. Das erste Meer­fchweinchen starb in 23 Tagen, nachdem ihm von dem Inhalt des Bischtuches etwas eingeimpft worden war, und die Sezierung ließ ausgesprochene Symptome der Tuberkulose erkennen. Das zweite Meerschweinchen starb 27 Tage nach der Injektion und zeigte ähn

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Beim Magistrat des Städtchens X. waren wir elf Beamte, den Nachtwächter eingerechnet. Hochgeehrte Lefer: sechs Beamte hätten das bißchen Arbeit auch erledigen fönnen!

Ich versichere es eidesstattlich.

Die Geschwindigkeit der Sonne. Daß die Sonne mit all ihren Planeten in rafender Geschwindigkeit durch den Welt­raum eitt, ist eine längst erwiesene Tatsache. Dagegen ist der Grad dieser Geschwindigkeit noch immer nicht mit einer Sicherheit bekannt, die den Ansprüchen der Astronomen genügen fönnte. Die Profefforen Frost und Kapteyn haben dafür eine neue Berech mung aufgestellt, die sich auf die Beobachtung der Bewegungen der Drionfterne gründet. Nach ihrer Angabe im Astrophysikal Journal" würde die Geschwindigkeit der Sonne 23,3 Kilometer in der Sekunde betragen. Dieser Wert dürfte gegenwärtig als der genaueste zu betrachten sein, da zu seiner Ermittelung langwierige und mühsame Messungen an 61 Sternen benutzt worden sind.

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