6et denen auch Weiber wieder eine Rolle spielen sollen. Im Kolonialamt ist ein amtlicher Bericht eingelaufen und eine Untersuchung der Anschuldigung in die Wege geleitet worden._ Nene polizeiliche Provokation in Halle. Zu einer einberufenen Mitgliederversammlung des Sozialdemo- kratischen Vereins für Halle und Saalkreis am Donnerstag- abend, in welcher die Berichterstattung vom Internationalen Kongreß vor sich gehen sollte, erschienen zwei Polizeibeamte, die sich zur Ueberwachung beauftragt erklärten. Die Versammlung war laut vorheriger Bekanntmachung streng geschlossen. Die Aufforderung des Vorsitzenden, Reichstagsabgeordneten Adolf A l b r e ch t, zum Verlassen des Lokals beantwortete der höhere der beiden Beamten mit Auflösung der noch nicht eröffneten Versamm- lungl In voller Ruhe verließen die Anwesenden den Saal, nichts« destoweniger wurde ein in der nahen Polizeiwache zusammen- gezogenes sehr starkes Polizeiaufgebot im Eilschritt zur gewaltsamen Räumung beordert. Die Besonnenheit der Parteigenossen der- hinderte jedoch Zusammenstöße. Bis gegen Mitternacht würde das Versammlungslokal, der Volkspark, polizeilich scharf überwacht. Die Polizisten waren angewiesen, bei der geringsten Widersetzlichkeit aufs schroffste vorzugehen. Gegen die polizeiliche Störung der Generalversammlung des Sozialdemokratischen Vereins an einem der letzten Sonntage ist Be- schwerde erhoben worden. Geantwortet hat darauf zunächst der Oberbürgermeister von Halle, Dr. Rive, der gleichzeitig Polizei. chef ist. In seiner Antwort sagt er kurz, daß die Ueberwachung gerechtfertigt war, da der Verein(5800 Mitglieder) zu groß sei und ein räumlich zu ausgedehntes Gebiet(nur Halle und Saalkreisj umfasse. Infolgedessen bildeten seine Mtglieder keinen.in sich ge- schlossene» Kreis von innerlich verbundenen Personen", was laut höchstgerichtlicher Entscheinung unerläßlich sei. Natürlich wird gegen diesen sonderbaren Bescheid weitere Be- schwerde erhoben, ebenso gegen die völlig ungesetzliche VersammlungS- auflösung. Zum Sonntag beruft der Sozialdemokratische Verein für Halle eine öffentliche Protest Versammlung ein, in welcher die arbeitende Bevölkerung von Halle die Antwort auf die Pvlizeiwillkür erteilen wird._ Der Fehlschlag der Leuchtmittelsteuer. Der„Kölnischen Zeitung " wird von industrieller Seite ge- schrieben:„Die Leuchtmittclstcucr hat nicht einmal ein Drittel der veranschlagten Summe gebracht. � Wie außerordentlich übrigens die Höhe der Leuchtmittelsteuer ist, sei an einem Fall, der dem Hansabunde in diesen Tagen mitgeteilt wurde, gezeigt: Eine Fabrik deckte jüngst ihren Winterbedarf an Kohlenstiften für elektrische Bogenlampen mir 101,00 M. Die Steuer für diesen Be« trag betrug 15 5,52 M. Die deutsche Beleuchtungsindustrie sieht unbedingt an erster Stelle in der ganzen Welt. Um so be- trübender ist es, daß diese Industrie... durch die gesetzgeberische Maß« nähme einer derartigen Belastung und Beschränkung unterworfen wird... Ein Fiasko des Reichsverbandes in der Residenz Dr. Beckers. In Sprendlingen (Hessen ) sind bei der Gemeinde- dertreterwahl die bisherigen vier sozialdemokratischen Gemcindevenreter mit großer Mehrheit wiedergewählt worden. Der Kandidat des.Bürgervereins', der drei Jahre im Gemeinderat saß, ist um 100 Stimmen in der Minderheit geblieben trotz der verzweifelten Anstrengungen des ReichsverbandeS. Die Niederlage dieser edlen Organisation ist um so größer, da Sprend« lingcn das engere Tätigkeitsfeld und der Wohnort des bekannten ExreicbStagSabgeordncten Dr. Becker ist, des ReichsverbandSgenerals für Süddeutschland . In seinem eigenen Wohnort hat der.berühmte' Politiker vollständig politisch bankrott gemacht. Das Ergebnis der Wahl ist umso erfreulichcr, da der Kampf in niedrigster Reichs- Verbandsmanier geführt wurde. Demokratische Reichstagskandidatur im ersten Berliner Wahlkreise. In einer Versammlung der Demokratischen Berelni« g u n g im ersten Berliner ReichStagswahlkreise wurde einstimmig beschloffen, bei den nächsten Reichstagswahlen im ersten Berliner Kreise dem bisherigen Abgeordneten Kaempf einen eigenen Kandidaten entgegenzustellen. Oetten'eicb. Die Refistenzbeweguns. Wien , 16. September. Die Generaldlrektion der Südbahn stellt fest, daß die Nesistenzbewegung wähvend des heutigen Tages nur in geringem Maße fühlbar war. und daß bisher nur ein Teil des Personals sich ihr angeschlossen hat...... Die Bewegimg geht nicht von den großen sozialdemo- kratischen Organisationen aus, sondern von kleinen Vereinen, darunter dem deutschnationalen ,, Reichsbund".-' Spanien . Abschaffung der Todesstrafe. Madrid , IV. September. In einer Rede, die der Justiz- minister bei einer dienstlichen Veranlaffung hielt, erklärte er unter anderem, daß die Regierung sich mit der Frage der Ab- schaffungderTodS strafe befasse. foilUanci. Nene Enthiillungen aus dem russische« Polizeisumpf. Die Revue der russischen Sozialrevolutionäre veröffent- licht in■ Broschürenform einen als sehr geheim bezeichneten Bericht des Generals Nowitzki), der zwanzig Jahre lang die Geheimpolizei in Südrußland leitete. Dieser Bericht charakterisiert sich als eine an den Zaiieu gerichtete Beschwerde gegen das Treiben der O ch r a n a, jener außerhalb des Rahmens der allgemeinen Polizeiorganisation gestellten, speziell zur Bekämpfung der Revolutionäre geschaffenen Institution. Von besonderein Interesse ist die darin enthaltene Dar- stellung der Rolle. die der berüchtigte Ratschkowsky bei der Ermordung des Generals Seliwerstow. des Chefs der russischen Geheimpolizei in Paris gespielt hat. Der Mörder war der Pole Padlewsky, der nach der am lichten Tag vollbrachten Tat zu entweichen vermochte. Er blieb trotz aller Bemühungen der Pariser Polizei unfindbar. Nach 14 Tagen, während der er sich in Paris selbst verborgen ge- halten hatte, fuhr er nach Amerika , wo er bald auf rätsel- hafte Weise ums Leben kam. Nowitzki) erklärt nun. daß die Ermordung SeliwerstowS von Ratschkowsky provoziert und vorbereitet war. Ratschkowsky. der bis dahin eine untergeordnete Rolle in der Ochrana gespielt hat, wurde nach der Mordtat zum Chef der Geheimpolizei in Paris ernannt. Er war der Gönner Landesens und A z e w s. In der Pariser Presse werden demnächst weitere Eni- hüllungen erscheinen. Ihr Autor ist der Polizeichef L e o n i d M e u s ch i k o w. der bisher unter den Revolutionären als der „Agent X" bezeichnet zu werden pflegte.„Agent X" hat die Frauen Futschenko und Serebriak ow den Revolutio- nären als Spioninnen denunziert. Die Jutschenko hat ge- standen: gegen die Screbriakoiva erklart Menschikow die Be- iveise vorlegen zu wollen. Wie es heißt, ist der Agent Gurotvitsch von Stolypin nach Paris geschickt worden, um Menschikows Enthüllungen zu verhindern. CKüia. Für ein Parlament. Kirin, 15. September. Eine aus Anlaß des russisch-japanischen Abkommens und der Annexion Koreas von Vertretern der Landschaft einberufene Versammlung beschloß, auf eine Vermehrung der Truppenzahl in der Mandschurei hin- zuwirken, japanische Waren sowie russische und japanische Wertzeichen zu b o y k o t t i e r e n, Vertreter nach Peking zu ent- senden, die um möglichst baldige Eröffnung des Parlaments bitten sollen und in diesem Sinne unter der Bevölkerung weitest- gehende Agitation zu betreiben. Siiciafrika. Mißerfolg der Burenpartei. Kapstadt , 15. September. Die Wahlen für die Zweite Kammer des Südafrikanischen Parlamentes haben heute überall unter großer Beteiligung stattgefunden. Es stehen sich drei Parteien gegenüber: die Nationalisten, die Partei der Buren unter Führung des jetzigen Ministerpräsidenten B o t h a: die Unionisten unter Führung Jamesons, bei denen das englische.Element überwiegt und die vornehmlich die Interessen der Minenbesitzer vertreten; schließlich die„A r b e i t e r p a r t e i", die nach dem Vorbild des Mutterlandes sich gebildet hat und mit den Nationalisten sympathisiert. Die Wahlen brachten den Unionisten unerwartet große Erfolge. Sie siegten in den vier Wahlkreisen Kapstadts, wo I a m e s o n sich unter den Gewählten befindet. B o t h a unterlag gegen den Minenbesitzer Sir Percy Fitzpatrik. Bisher sind aus den 121 Wahlkreisen des Landes folgende Resultate bekannt geworden: 41 Nationalisten, 33 Unionisten, 9 Unabhängige und 4 Mitgliedex der Arbeiter- Partei._ Programmreden. Pretoria , 10. September. In einer nach der Verkündung des Wahlergebnisses gehaltenen Rede erklärte der im Wahlkampf unter- legene Premierminister Botha, er werde sein möglichstes tun, um dem Raffen st reit ein Ende zu machen. Sein sieg- reicher Gegenkandidat F i tz p a t r i ck gab der Hoffnung Ausdruck, daß aus dem mit ehrlichen Mitteln geführten Wahlkampfe eine Zeit des Friedens und der Wohlfahrt für Südafrika hervorgehen möge, in der sein ausgezeichneter Gegner eine Hauprolle zu spielen berufen sei. Huö der partei* Zum Parteitag. Das Parteitags-Komitee zu Magdeburg überreicht den Dele- gierten eine wertvolle Gabe. Unter dem Titel„Von Fehden und Kämpfen, Bilder aus der Geschichte der Arbeiterbewegung Magdeburgs' hat es ein vornehm ausgestattetes Buch heraus- gegeben, in dem auf 105 Seiten einzelne Abschnitte der Magdeburger Arbeiterbewegung von Beteiligten geschildert werden. Eine Abhandlung über Magdeburgs großen Sohn Wilhelm W e i t l i n g. der ein sehr gutes Porträt des ersten Bahnbrechers des Kommunismus in Deutschland und ein Faksimile seine» Tauf. schcinS beigegeben ist, eröffnet die Reihe. Ernst Wittmaack schreibt über die Zeit„Vor und während deS Sozialistengesetzes', August Heine schildert„Die erste Eroberung Magdeburgs durch die Sozialdemokratie', August Müller„Magdeburger Polizei und Justiz'. Otto Landsberg steuerte„Erinnerungen" bei. Paul Kampffmeyer behandelt„Die Bewegung der Magdeburger „Jungen". Fr. Holzapfel schreibt über die Magdeburger Partei« organisation, Alwin Brandes über die Tätigkeit in der Kommune, Karl M ö r n i g e r schildert die Magdeburger Gewerkschaftsbewegung, Paul H o f f m a n n das GenoffenfchaftSwesen. Ein Kapitel ist dem Parieibtatt, der„Volks stimme", gewidmet; eine kurze Schilde- rung Alt-Magdeburgs schließt das Buch. Sechzehn sehr gut ge- lungene Bilder ergänzen den Text. Den Delegierten wird diese Gabe eine angenehme Erinnerung sein. Andere Genoffen können es durch den Sozialdemokrattfchen Verein Magdeburg(Parteisekretariat. Gr. Münzstr. 8) zum Preise von 1 M. bezichen. Im Buchhandel kostet das geschmackvoll gebundene Exemplar 2 M._ Zu der feierlichen Herausforderung des Genossen E. Auer erklärt Genosse Gausekretär Walther in der„Fränkischen Tages- Post": „Ich las in der Nr. 214 der„Tagespost " eine Erklärung des Genossen Auer, aus der ich ersah, daß er an mich einen Brief ge- schrieben hat. Ich fand auch wirklich einen Brief AuerS bei meiner Zurückkunft von einer Agitationstour in Oberfranlen von. Aus dem Inhalt dieses Briefes geht hervor, daß der Genosse Auer fürchtet, meine Aeußerungen könnten den Verdacht erwecken, als ob innerhalb des Landesvorstandes Dinge vorgegangen wären, die das Licht der Parteiöffentlichkeit zu scheuen hätten. Ich bestreite ganz entschieden, daß man bei objektiver, unparteiischer und rubiger Prüfung meiner Ausführungen zu einem derartigen Verdacht kommen kann. Was ich sagte, war und ist meine vollste Ueber» zeugung, die auszusprechen ich als mein gutes Recht in Anspruch nehme. Nürnberg , 16. September 1910. Max Walther." Die„Münchcner Post" und der Bericht vom bayrischen Parteitag. Genosse Schneppenhorst schreibt der„Fränkischen Tages« post": Die„Münchcner Post' und der Genosse Auer sind sehr env- rüstet über die von mir in der Nürnberger Parteiversamnilung ge- machten Behauptungen, und da sie nun versuchen die Sache in gewohnter Weise auf ein anderes GleiS zu schieben, will ich noch- mals aus die Sache zurückkommen. � Auf dem Erlanger Parteitag hat Genosse Mer weder dem Sinn, noch den Worten nach ausgeführt, tvaS die..Münchener Post' und insbesondere das„Bayerische Wochenblatt' in � der Bericht- erstattung dem Genossen Auer sagen läßt. Auch dürfte es dem Genossen Auer außerordentlich schwer fallen, nunmehr eine Form zu finden, die ihn etwas ähnliches sagen läßt. Selbst die Berufung auf das„unkorrigierte Protokoll' zieht nicht. Genosse Auer ist in seinen Ausführungen aus dem Erlanger Parteitag besonders auf. merlsam verfolgt worden, keiner von den Delegierten, die ich bis- her über die Sache gesprochen habe, können sich der Worte erinnern, die nunmehr sogar nach dem„unkorrigierten Protokoll" gesprochen wovden sein sollen. Der Landesvorstand hatte zur Führung deS Protokolls zwei Genossen beauftragt, die einen bis ins einzelne gehenden offiziellen Bericht an die Parteizeitungen gehen ließen. Dieser Originalbericht, der den Parteizeitungen wortwörtlich zu- ging, ist in dev„Fränkischen Tagespost" unverändert und unvtv- kürzt gebracht worden, und wir finden darin kein Wort von dem, was die„Münchener Post", das„Bayerische Wochenblatt" und nun- mehr auch das„unkorrigierte Protokoll' zutage fördert. Wir würden bestimmt auf solche und ähnliche Aeußerungen des Ge- Nossen Auer geantwortet haben. Nun wird die„Münchener Post" freundlich genug sein und sagen, dann haben die Nürnberger Ge- nassen und diejenigen, die ebenfalls die Behauptungen AuerS ent- schieden bestreiten, nicht genügend achtgegeben. Angenommen, der Genosse Auer hätte aus öejn Erkmger Parteitag wirklich dgS ge. ,sagt, was er gesagt haben will, so ist eS doch sehr, sehr sonderbar, daß davon im offiziellen Zeitungsbericht, in der„Fränkischen Tagespost" und in den anderen Parteizeitungen, außer der '„Münchener Post" und dem„Bayerischen Wochenblatt", kein Wort zn lesen war, und daß ferner die„geheimnisvolle Stelle" in der .Münchener Post", in dem„Protokoll" und im„Bayerischen Wochenblatt" verschieden dargestellt wird. Ueber dieses Thema wird sich der neue Landcsvorstand wohl noch einmal unterhalten müssen. Der Genosse Auer schreibt in seiner Erwiderung wörtlich:„Die Stelle meines Berichtes, die als Hinweis auf die Erklärung der 06 wohl nicht noch gekennzeichnet zu werden brauchte, ist tatsächlich ohne Widerspruch des gesamten Parteitages angehört worden." Also jetzt ist die Stelle seines Berichtes nur ohne Widerspruch an- gehört worden, während das„Bayerische Wochenblatt' schreibt: „Der Bericht des LandcSvorstandeS gab dem Referenten, Genossen Auer, sofort Gelegenheit, auf die Erklärung der Sechsundsechzig auf dem Nürnberger Parteitag hinzuweisen und fand damit beim Er« langer Parteitag einmütige Zustimmung." Dann wird zum Schluß in Klammern nochmals(Lebhafte Zustimmung) hinzu- gefügt. Wenn das nicht tendenziöse, der Wahrheit widersprechende Berichterstattung ist, dann ist mich der..Münchener Post" und dem Genossen Auer nicht mehr zu helfen. Ernst Schueppenhorst. Das Chemnitzer Parteiblatt schafft sich ein eigenes Heim. Am Donnerstag vormittag ist der Grundstein zum eigenen Gebäude gelegt worden. Die EntWickelung des Druckerciunternehincns sowohl als auch der Zeitung zwang dazu, ein eigenes Gebäude zu errichten. Es wird mit der Neuanschaffung von Ma- schinen usw, insgesamt einen Kostenaufwand von rund 400000 M. verursachen. Im Vordergebäude, einer alten Patrizicrvilla, die stehen bleibt, sind untergebracht eine giößere Anzahl von GcwerkschaftSbureauS; auch das Jugendheim der Chemnitzer Arbeiterschaft soll dort in der nächsten Zeit eingerichtet werden. Das Unternehmen gehört den sieben zum Verbreitungsgebiet der„Volköstimme" gehörenden Wahllreiseu. Hervorragend beteiligt an der Ausbringung der Mittel ist der IS. Reichstagöwahlkreis. Das Gebäude wird im Frühjahr 1S11 spätestens fertig sein._ Gemcindcwahlflcg. In Badisch-Rheinfelden hat die Sozialdemokratie bei der Bürgerausschußwahl einen schönen Sieg errungen. Ihre sechs Kandidaten erhielten 79—81 Stimmen, während die Zentrums- kandidaten es nur auf 41—42 Stimmen brachten. Die Sozialdemo- kraten sind somit gewählt. polizeiliches, Oerlehtliehea ukw. Eine„Byzantinerrcde". Bor der Strafkammer in Weimar stand am Mittwoch Genosse Pfeuffer von der Wcimarischcn Volkse zeitung, weil er eine Rede des Oberlandcsgerichtspräftdenten Börn» gen beim Anlaß des Einzuges des Grohherzogs in Jena als eine Byzantinerrede bezeichnet hatte. Die Kritik Pseuffers wurde damals zu einem allgemeinen Rummel gegen die Weimarische Volks- zeitung und die Sozialdemokratie fruktifiziert, nationalliberale und freisinnige Zeitungen suchten sich in dem Entrüstungsgeschrei zu überbieten. Sie hatten den Erfolg, daß Herr Börngen Strafantrag wegen Beleidigung stellte. Mutete dieses schon sonderbar an, so noch> mehr die Verhandlung vor der Strafkammer, die den Genossen Pfeuffer zu einem Monat Gefängnis verurteilte. Straf. verschärfend wurde hervorgehoben, daß Börngen der höchste Richter in Thüringen sei, dessen Ehre eines höheren Schutzes bedürfe. Bis- her waren wir der Meinung, daß vor dem Gesetz und den Richtern jedermann gleich sei._ H119 Industrie und ftandel A. E..G. Daß die Allgememe Elelttizitäts- Gesellschaft ihre Dividende er- höht, haben wir bereits mitgeteilt. In, Anschluß daran dürften die Abschlußziffern der lopten Jahre interessieren. Sie zeigen, daß die Gesellschaft ganz bedeutende und stetig zunehmende Gewinne heraus- wirtschaftet. Es betrug: -rnlii- Aktien- Gewinn Dividende *sagt kapital M. Proz. 1905/03... 03 12888052 11 1000/07... 100 14 808 175 12 1007/03... 100 15031 211 12 1008/09... 100 10884571 IS 1900/10... 100 18425225 14 Man sieht, die Aktionäre haben Ursache, ihr Handwerk an de» Nagel zu hängen und als Arbeiter ein angenehmes. sorgensteieS, durch Riesenlöhne verschöntes Leben zu führen. Deutschlands Außenhandel im August 1S10. Der Wert der deutschen Einfuhr im SpezialHandel belief sich im August d. I, ohne Edelmetalle auf 050,1 Millionen Mark, während der Wert der Ausfuhr 046,3 Millionen Mark ausmacht. Seit 1. Januar betrug der Einfuhrwert 6588,9 Millionen Mark gegen 5681,0 Millionen Mark im Vorjahre, der Ausfuhrwert 4780,4 gegen 4150,0 Millionen Mark. Der Edelmetalleinfuhrwert betrug im August 42,5 Millionen Mark, der gleichzeitige Edelmetallausfuhrwert 14,6 Millionen Mark. Die Edelmetalleinfuhr seit Januar beltef sich auf 282,7 gegen 180,7 Millionen Mark i. V., die Edelmetallausfuhr aus 129,3 (i. B. 145,3) Millionen Mark. Preiserhöhung. Der Verband deutscher Jute-Jndustrieller. G. m. b. H. in Braunschweig , der erst am 0. September 1910 die Preise für verschiedene Jute-Fabrikate erhöht hat, gibt weiter folgende Steigerungen, die mit dem 14. September d. I. in Straft traten, bekannt: HcssianS 320 um 1»/,�. HesstanS 245 um 1»/1Q, Tarpaulings, Finetwilleds. BaggingS um 3 Pf. pro Quadratmeter, Garne um 4,50 M. pro 100 Kilogramm.— So hört man Tag für Tag von neuen Preissteigerungen. Wie aber steht es mit den Lohnen aus? Darin sind die Unternehmer einig, daß, wenn die Arbeiter 6 Prozent Lohnerhöhung fordern, dann die Konkurrenzfähigleit der Industrie gefährdet sei. aber man geniert sich nicht, die Konsumenten mit immer neuen Preiserhöhungen zu belasten, die oft 20. ja 50 und mehr Prozent des Lohnanteils vom Preise der betreffenden Ware ausmachen. Verteuerung der Holzmöbrl. Weil da? Rohmaterial, besonder» Eichenholz, ganz enorm im Preise gestiegen ist, wollen die Holz« möbelproduzentcn einen weiteren Ausschlag für ihre Erzeugnisse durchführen. So landet die Belastungswelle, die von den Roh- erzcugnissen ausgeht und in der Weiterverarbeitung immer stärk« anschwillt, stets bei den Konsumenten. Die Große» fressen die Kleinen« In der letzten Zeit lassen die rheinischen Partikularschiffer leb» haste Klagen über die traurige Lage im Kleinschiffergewerbe erschallen. Wie die„Köln . Volksztg." nun mitteilt, sind Kohlen für da? Syndikat zu einer Fracht von etwa? über 2 M. für 200 Zentner von Ruhrort nach Rotterdam gefahren worden.„Wir wissen wohl', bemerkt da? Blatt dazu,„daß wir für die Absuhr eines Waggons Kohlen vom Bahnhof bis zu unserem Hause 3—8 M. an unseren Fuhrmann be- zahlen müssen: daß man aber 200 Zentner Kohlen für 2 M. von Ruhrort nach Rotterdam fährt, haben wir noch nicht gewußt! Wir haben uns denn auch etwas näher danach erkundigt, woher denn solche noch nie dagewesene Frachten eigentlich kommen, und da wurde unS folgendes nntgeteilt: Das Syndikat und das MiUheimer Kohlenkontor sind in Rotterdam unter der Firma Steinkohlen-Handels- Vereinigung ansässig. Diese SyndilatSfirma hat eine Anzahl von Rheinkähncn zu festen Jahressätzen gemietet und fetzt für dies« Kähne rücksichtslos die niedrige Kracht an, wodurch natürlich in der jetzigen. für die Rheinschiffahrt überaus flauen Zeit der Frachtenmarkt an der Ruhrorter Schifferbörse völlig verdorben wird." Der Sieaeözug des Kapitals geht über Leichen! Rücksichtslos vernichtet es kleine Existenzen und den blinden Spießern gaukelt mau vor: die Sozialdemokratie vernichtet den Mittelstand l
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