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Br. 218. 27. Bohrs . Beilage des Vorwärts" Anzeigen für Often, Süden, Weffen.

Jahrg.

Die Säuglingsiterblichkeit und ihre Bekämpfung in Charlottenburg .

Die Feststellungen der Statistik über die Säuglingssterblichkeit haben ergeben, daß sie in den verschiedenen sozialen Schichten je nach dem Einkommen und den Familienverhältnissen sehr verschieden ist. Am größten ist sie bei den ärmeren Bollsschichten und bei den ehelosen Wüttern in den ersten Lebenstagen und Wochen, weil bei ihnen oft verschiedene das Leben bedrohende Umstände zusammen­treffen und der Mensch in seinen ersten Lebenstagen ihnen am wenigsten Widerstand entgegensetzen kann.

An Lebensschwäche sterben viele Kinder schon in den ersten brei Lebenstagen. Das sind solche, die schon im Mutterleibe nicht

genügend Nahrung erhalten haben. Nach Mitteilung des Statistischen Amtes*) in Charlottenburg starben in Charlottenburg

an Lebensschwäche

am Tage der Geburt..

am ersten folgenden Tage am ziveiten

1906 m. fv.

1907

1908

25 17 20 21 22 10 14 11

1000

zusammen 51 24

59 44

46 84

an den folgenden 27 Tagen 31 21 37 28 37 21

17. September 1910.

fräftige Suppe reichen läßt. 1909 wurden so an 280 Schwangere minderung. Jedoch ist die Herabminderung der Säuglingssterb­ein Teller Suppe verabreicht. Das ist doch noch keine genügende lichkeit nicht allen Schichten der Bevölkerung gleich, Ernährung für eine. Schwangere. mäßig zugute gekontmen, sondern vorwiegend den ehelichen Säuglingen. Denn es starben im 1. Lebensjahre von

1905 1906 1907 1908 1909 100 ehelich Lebendgeborenen 14,02 12,84 10,73 11,08 10,65 100 unehelich Lebendgeborenen 28,02 24,13 26,22 24,54 20,16 Die Sterblichkeit der unehelichen Kinder ist also auch in Charlottenburg immer noch eine doppelt so große als die

Auch dem Antrage der sozialdemokratischen Stadtverordneten, Schwangere zur Bestreitung weiterer Bedürfnisse mit den nötigen Geldbeträgen zu unterstüßen, tam der Magistrat wohl nach; aber er begrenzte diese Unterstübung bis auf höchstens 6 M. pro Woche. Im ganzen wurden 1906 als gesamte Schwangerenbeihilfe 1486 M. an 148 Schwangere verwendet, das sind von den 640 unehelichen Gebärenden in diesem Jahre noch nicht der vierte Teil. 1907 wurden 1869 M. zur Beihilfe für 185 Schwangere verwendet, Der Umstand, daß vielen unehelichen Müttern, aber auch 1908 8000 m. und 1909 4000 M. aur Borernährung Schwangerer bielen ehelichen, trotz aller oben geschilderten Wohlfahrtseinrich berwendet.

der ehelichen.

Bur Entbindung fanden wohl stets Gebärende unentgeltliche tungen es nicht möglich ist, ihre Kinder an der Brust zu ernähren, Bur Entbindung fanden wohl stets Gebärende unentgeltliche weil sie entweder selbst zu geschwächt sind, um gesunde und ge­Aufnahme in der städtischen Entbindungsanstalt in der Kirch- nügend Milch produzieren zu können, sei es, weil sie gezwungen straße, einige auch im Kaiserin- Augusta- Viktoriahause; aber leider find die Räumlichkeiten in dem Hause in der Kirchstraße so un- find, zur Erschwingung, des Lebensunterhaltes in Stellung oder genügend und überfüllt, daß dort viele Entbundene schon vor Be- auf Arbeit zu gehen. Sie müssen dann ihr Kind in Pflege geben, was diesem oft zum Verderben wird. Wohl sind diese Pflegerinnen endigung einer Woche wieder entlassen werden mußten, um einer gewissen Kontrolle seitens der städtischen Behörden und anderen Gebärenden Platz zu machen, ein Uebelstand, der durch humanitärer Vereinigungen unterstellt, aber Brustnahrung erhält Errichtung einer neuen städtischen Entbindungsanstalt in der doch bei ihnen ein Säugling nur in den seltensten Fällen, und Sophie- Charlottenstraße behoben werden soll. Leider wird das andere Schädigungen, die in der Wartung und Wohnung liegen, kommen oft hinzu. Daher zeigen sich, wenn das Kind nicht bald an Lebensschwäche hingestorben ist, bei fünstlicher Ernährung nach

wohl noch ein paar Jahre dauern.

Im Kaiserin - Auguste- Viktoriahause und im Säuglingsheim

in tödlich endenden Magen- und Darmkatarrh übergehen. noch häufig verschiedene Erkrankungen der Atmungsorgane vor; Von anderen Todesursachen kommen im ersten Lebensjahre in tödlich endenden Magen- und Darmtatarrh übergehen.

Kann eine Schwangere fich nicht aus eigenen Mitteln ge- auf Westend können viele Entbundene noch eine Zeitlang nach einigen Wochen Verdauungsstörungen, die sehr oft in kurzer Zeit nügende und fräftige Nahrung verschaffen, dann ist es Pflicht ihrer Entbindung mit ihren Kindern unentgeltlich zusammen Schwangerschaft zu geben, sonst kann sie kein gesundes und lebens- sich sonst angemessen beschäftigen können. Andere in ihrer Woh­ihrer, Mitmenschen, ihr diese Nahrung schon während ihrer bleiben, wo sie zum Selbststillen derselben angehalten werden und vom Hauspflegeberein und vom fräftiges Kind zur Welt bringen. Aus diesem Grunde haben nung Entbundene wurden Mitglieder der sozialdemokratischen Fraktion der Charlottenburger Elisabeth- Frauenberein verpflegt. Stadtverordnetenversammlung schon im Herbst 1904 beantragt, Die Beihilfen der Stadt für die Neugeborenen erfolgt be daß unbemittelten Schwangeren bereits 6 Wochen vor ihrer Ent- sonders durch die Säuglingsfürsorgestellen. bindung seitens der Stadt behufs kräftiger Ernährung täglich ein nahrhaftes Mittagessen geliefert werde, damit sie kräf­tige Kinder gebären und nach ihrer Entbindung im stande feien, ihren Neugeborenen dann eine fräftige Brustnahrung zu geben, die Hauptbedingung für ein gutes Gedeihen der Kinder. Auch beantragten sie, solche bedürftige Schwangere zur Beschaffung der durch ihren Zustand bedingten weiteren Bedürfnisse auch mit den hierzu nötigen Geldbeträgen zu unterstützen. Diese Anträge fanden allerdings sogleich eine erbitterte Be­Kämpfung. Ein Mitglied der zu ihrer Beratung eingesetzten ge. mischten Deputation verstieg sich unter anderem dabei zu folgenden charakteristischen Aeußerungen:..... Bergegentvärtigt man sich, bon wem und unter welchen Umständen ein solches Individuum ein uneheliches Kind erzeugt und unter welch' erschwerenden Umständen sich die Frucht entwidelt ein Erzeugnis, welchem von Anbeginn der Fluch der Mutter(!), welche alles daransekt, den Keim eher zum Gr­ftiden als ihn zur Entwickelung zu bringen anhaftet, wie sie oftmals in bedrängter, oft bei ausschweifender Lebensweise der Mutter ausgetragen wird, wo und wie sie schließlich zur Welt be­fördert worden ist, kann man dann noch darüber erstaunt sein, daß das Wesen, dem der Todesstoß gleich mit auf den Lebensweg gegeben ist, sehr bald wieder hinwegstirbt? Und, muß man weiter fragen, ist es denn ein solch großes Unglück, wenn vecht bald diesen lebensunfähigem Dasein ein Ende bereitet wird?"

-

Zwar fonnte die Mehrheit der Deputation solchen Ausfüh­rungen nicht zustimmen, aber auf die Anträge selbst sträubte man fich einzugehen, und es bedurfte der zähen Beharrlichkeit der An­tragsteller, die allmähliche Annahme ihrer Anträge in den nächsten Monaten und Jahren durchzusehen, und auch dann war ihre Durch führung nur eine sehr ungulängliche. Man hat ein Ueberein. tommen mit dem Hauspflegeberein getroffen, der den darum nach. suchenden Schwangeren, unverehelichten und eheberlassenen, etwa vier Wochen vor ihrer zu erwartenden Entbindung mittags eine *) Charlottenburger Statistit, 22. Heft G. 50-61.

Charlottenburg wurden zuerst 1905 bier Säuglingsfürsorgestellen eröffnet, deren Benußung seitens der Mütter allmählich eine lebhafte wurde. In den Monaten vom 15. Juni 1905, dem Gröffnungstage, bis zum 31. März 1906 wurden hier 958 Säug­linge vorgestellt und in Beratung und Beaufsichtigung genommen, für die auch gute Milch zu einem billigen Preise und event. un entgeltlich geliefert wurde. Obgleich viele Mütter und Pflege­rinnen enttäuscht waren, daß keine ärztliche Behandlung er frankter Kinder in den Fürsorgestellen erfolgte, stieg im folgenden Jahre die Zahl der vorgestellten Kinder auf 2988, was die Errich tung einer fünften Fürsorgestelle und einer weiteren Milchküche nötig machte. 1908 stieg die Zahl der vorgestellten Kinder auf 3279 und 1909 auf 3561, etwa die Hälfte aller Neugeborenen, was zur Gröffnung einer sechsten Fürsorgestelle im Kaiserin - Auguste­Viktoriahause führte. Unter dem Einfluß dieser Anstalten stieg der Prozentsab der an der Brust genährten Säuglinge von 32,46 Prozent im Jahre 1906 auf 66,53 Proz., 75,5 roz. und 75,2 Broz. in den folgenden Jahren.

aber diese erstrecken sich auch und zum Teil mehr auf die folgenden Jahre. Von Unehelichen sterben an ihnen im ersten Lebensjahre 18,97 Broz. In Während die unehelichen in den Jahren 1906, 1907 und 1908 lebendgeborenen Kinder in Charlottenburg 12,13 Proz. aller in dieser Zeit lebendgeborenen Kinder betragen, machen die an Lebensschwäche Gestorbenen von allen an Lebensschwäche im ersten Jahre in dieser Zeit Gestorbenen 22,17 Proz. aus und alle in dieser Beit an Magen- und Darmkatarrh Unehelichen unter ein Jahr alt Gestorbenen von allen in dieser Zeit im ersten Lebensjahre an Magen- und Darmkatarrh Gestorbenen 25,00 Broz aus. Bei den an Magen- und Darmtatarrh gestorbenen Unehelichen ist also die Sterblichkeit noch einmal jo start als bei allen. Bei den an anderen Krankheiten gestorbenen Unehelichen ist der Pro­gentsatz 18,97. Hier sind also die Ursachen, warum die Sterblich­keit der unehelichen Kinder auch jetzt noch in Charlottenburg noch einmal so groß ist als bei den ehelichen. Ihr Leben muß in jeder Weise vor und nach ihrer Geburt beffer behütet werden. Aber zum gesunden Gedeihen gehören auch gute Wohnungsverhältnisse. Ungesunde Wohnungen gibt es noch viel in Charlottenburg und anderwärts. Um die Verhältnisse in dieser Beziehung etwas flar­zustellen, hat das hiesige statistische Amt auch bei Todesfällen die Wohnungen der in den Jahren 1906, 1907 un 1908 Verstorbenen nach Größe und Zahl der Bewohner festgestellt und die Ergebnisse im 22. Heft der Charlottenburger Statistik veröffentlicht. Das Alter der Gestorbenen wurde bei dieser Zusammenstellung leider nicht berücksichtigt. Nur in betreff ber an Magen- und Darm­tatarrh, Abzehrung und Brechdurchfall Gestorbenen wurden die im ersten Lebensjahre Gestorbenen besonders ermittelt. Am meisten sterben Kinder unter einem Jahr in Wohnungen von einem Zimmer, das von mehr als zwei Personen bewohnt ist; auch von älteren Personen sterben darin die meisten. Das alles zeigt, daß alvar manches schon im Laufe der letzten Jahre zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit auch in Charlottenburg geschehen ist, daß aber noch viel geschehen muß, um namentlich die Neu­geborenen der Unehelichen und der zum Broterwerb Gezwungenen zu schüßen und die immer noch hohe Sterblichkeit auch dieser herabzubringen, was in anderen Ländern bereits geschehen ist. Hier wird es auch speziell Aufgabe des neugeschaffenen Wohy.angsa amtes sein, in zäher Beharrlichkeit Besserung zu schaffen.

Um das Selbst stillen der Mütter zu befördern, wurden an viele Mütter Stillprämien in Form von je ein Biter Milch pro Tag unentgeltlich berabfolgt. Freilich reicht diese Unter­stützung nicht aus, um es den Müttern zu ermöglichen, während der Stillzeit die gewerbliche Arbeit in Gewerben oder Fabriken aufzugeben. Daher wurden seitens der Stadt auch Bar unterstübungen an unbemittelte Stillende gewährt. 1909 wurden für Säuglings- und Mütterpflege vor und nach der Ge­burt im gangen 115 289 M. feitens der Stadt berausgabt. Im Herbst 1906 errichteten die städtischen Behörden in Char lottenburg auch eine General- Vormundschaft, um vor fommenden Notständen unehelicher Mütter abzubelfen. Am 1. April 1910 unterstanden derselben 749 Säuglinge, bon denen 390 bei der Mutter, 313 in städtischen Pflegestellen und 383 in Salte stellen sich befanden. 1909 zog der Generalvormund mehr als 78 000 M. für seine Mündel von den unehelichen Vätern ein. Durch das Zusammenwirken aller dieser Einrichtungen erfuhr in den letzten Jahren die Säuglingssterblichkeit eine wesentliche Ver­

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