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Nr. 220. 27. ZahrglMh. Srillize te Jurmittf Kerlim JoIWIiilt. 5i(nst«g, 20. Scptrabd 1910. Der englische GewerMchaMoogreß. Dritter Tag. Sheffield  , 17. September.  (Eig. Ber.) Der Tag begann mit der Besprechung einer kurzen, etwas farblosen Resolution über die Osborner Angelegenheit, die aber nach kurzer Diskussion zur besseren Ausarbeitung an das Re- folutionskomiter zurückverwiesen wurde. Es wurden dann eine Anzahl Resolutionen von geringerer Bedeutung erledigt, wie über die Arbeitsverhältnisse der Blinden, über Charakterzeugnisse von Arbeitgebern usw. Eine Resolution, die das Verbot des internationalen Streikbrechertransportes fordert, fand nach lebhafter Diskussion einstimmige Anndchme, wobei Will Thorn e(Glasarbeiter) darüber bitter klagte, dass in den letzten Jahren gerade England zu einem der schlimmsten Streikbrecherexportländer geworden sei. Er machte ferner den Kongreß darauf aufmerksam, daß in England alle verlorenen Arbeiterkämpfe ohne Kämpfe aus die Einmischung von Streik- blechern zurückzuführen gewesen sind. Es folgten dann Reso- lutionen zum Schutz der Bureauangestellten und zugunsten der Verstaatlichung der Eisenbahnen und Kanäle. Es entspann sich eine sehr lebhafte Debatte darüber, in der die fortschreitende Trustifizierung der englischen Eisenbahnen erörtert und auf die Nachteile aufmerksam gemacht wurde, die daraus für die Arbeiter und dem Publikum im allgemeinen enp- stehen. Nach Verabschiedung einiger anderer Resolutionen folgten dann die Absprachen derbrüderlichen Delegierten", nämlich zweier Delegierter der American Federation of Labor, ferner Artur Henderson im Auftrage der Arbeiterpartei, Appleton im Auftrage des englischen G e we r k scha f t s v e r- dandes und eines Vertreters der englischen Genossenschaften. Henderson benutzte den größten Teil seiner Ansprache dazu, um sich über die Kritiken, die gegen die Haltung der Arbeiter- fraktion im Unterhause laut geworden sind, zu beklagen. Er wies auf die Ungunst der Verhältnisse hin, unter der die Arbeiterfraktion in der letzten Session zu leiden hatte, namentlich den Tod des Königs, der alle parlanientarischen Pläne über den Haufen warf. Aber er beteuerte, daß die Arbeiterpartei von Anfang bis zu Ende ihre Unabhängigkeit gewahrt habe. Aber die Partei könne nicht die Umstände selbst wählen, unter denen sie zu handeln hat. In sehr geschickter Weise berief sich Henderson auf die persönlichen Er- fahrungen der Delegierten, fast ausnahmslos Gewerkschafts- beamten, die auch immer allen möglichen Angriffen ausgesetzt seien, sobald nicht alles nach Wunsch geht, und die darum der Lage, in der die Arbeitcrfraktion sich befindet, Verständnis entgegen- bringen sollten. Schließlich wies Henderson auf die prekäre Lage hin, in die das Osborne-Urteil dae Arbeiterpartei versetzt habe. Schon die bisherigen Jnjunktionen bedrohen die Hälfte der jetzigen Arbeiterabgeordnetcn mit dem Raub ihrer Mandate. Unter diesen Umständen sei volle Einigkeit und loyales Zusammenhalten der ge- samten Arbeiterbewegung mehr denn je nötig. Hendcrsons Rede wurde an mehreren Stellen von Wider sprächen einiger Delegierten unterbrochen, aber ihre Aufnahme ließ keinen Zweifel darüber zu, daß die überwiegende Mehrzahl der Delegierten mit der Haltung der Arbeiterpartei durchaus zw frieden oder doch sie sehr nachsichtig zu beurteilen geneigt ist. DieKonsumgenossenschllstliche Rundschau� , über die Tagimg in Kopenhagen  . Wir haben uns früher einige Male gegen dieÜeberneutrali tat" derKonsumgenossenschaftlichen Rundschau" wenden müssen, wtik dieses'Organ des Zentralvetbandes deutscher Konsumbereine in wichtigen, die Masse der Konsumenten berührenden Fragen nicht entschieden im Interesse der Konsumenten Stellung nahm und die Frage der Neutralität derart als politische Abstinenz auffaßte. In der Frage der Gesellschaftssteuer hatten auch die Organe der mo- deinen Konsumgenossenschaften die politische Arena zum Kampf benutzt, während sie bei der wichtigen Frage der Finanzreform es nur zu der großartigen Weisheit brachten, daß es Aufgabe der Blätter der verschiedenen Parteien sei, über die Stellungnahme dieser Parteien zu der Konsumentenbelastung zu berichten. Als ob nicht jedes Partciblatt im Interesse der Klasse oder Sippe urteilt, die es vertritt. Wenn gesagt wurde, daß die preußische Gesell- schaftssteuer die Konsumgenossenschaften direkt berührt habe und die Finanzreformbloß" die Konsumenten, und daß dies ein großer Unterschied wäre, so ist die Konsequenz die, daß die Masse der Konsumenten durchFinanzresormen" so ausgeraubt werden kann, daß sie schließlich nichts mehr zu verwirtschaften hat und mit leeren Taschen auch in den Konsumgenossenschaften dann nichts ausrichten kann. Trotzdem darf nach obiger verrückter Theorie dann die Gefahr der politischen Auswucherung der Konsumenten die Organe der Konsumgenossenschaften beileibe nicht berühren, während sie eine Belastung der Genossenschaften der ausgeraubte» Habenichtse kraft- voll zurückweisen müßten! Obschon doch durch Finanzräubereien und die damit bewirkte Schwächung der Konsumkraft der Volks Massen auch die Macht der Konsumgenossenschaften bedeutend ge hemmt und unterbunden wird. Aus nichts können auch die.Konsum genossenschaften kein Gold machen. Wir glauben zu unserer Freude konstatieren zu können, daß die..Konsumgenossenschaftliche Rundschau" neuerdings wohl selbst merkt, daß ihre HyperNeutralität in den Sumpf führt. So finden wir in der letzten Nummer eine Würdigung des Hamburger Ge- nossenschaftstages, in der auch die Behandlung der Gcnosscnschafts- frage auf dem Kopenhagener Sozialistenkongreß kurz behandelt wird. Wir finden da manchen Satz, der einigermaßen absticht von dem, was früher über das Verhältnis der Konsumgenossenschaften zur Sozialdemokratie zu lesen war. Trotz vorsichtiger Ausdrucks- weise derRundschau" können wir im Hinblick auf frühere uner- quickliche Vorgänge sagen:Wenn man's hört, möcht's leidlich scheinen." DieRundschau" meint, daß sichganz naturgemäß" mancherlei Jdeenübereinstimmungen zwischen den Teilnehmern der beiden Kongresse ergäben.Wir erblicken den Wert der Genossen- fchaftsbewegung in ihr selbst, höher wie sie stehen uns nur die An- forderungcn-menschheitlicher Entwickelung in der Richtung einer gerechteren, sozialen Verfassung der Gesellschaft, die der Arbeit ihr Recht werden läßt, Kultur und Gesittung verbreitet und die fried- lichc Verständigung der Nationen und Völker fördert. Wir er- kennen an, daß das Ziel der sozialdemokratischen Partei auf einen gleichen oder doch ähnlichen Zustand gerichtet ist." DieRundschau" meint dann, deshalb werde aber doch nicht drc Parteibcwegung der Genossenschaftsbewcgung voran gestellt. Auch die soziale Arbeit bedürfe, um erfolgreich sein zu können, der praktisk--n Anwendung des Prinzips der Arbeitsteilung. Das wird ja in Deutschland   in der politischen Sozialdemokratie auch ziemlich allgemein anerkannt. Früher hat dieRundschau" öfter mit dem Satz gespielt, daß für die neutrale Genossenschaftsbeweaung alle Konsumenten in Frage kämen, während wir darauf hinwiesen, daß die kapital- kräftigen Konsumenten wichtigereProduzenten"interessen in der Ausraubung der Konsumenten hätten und deshalb dieses Interesse bei ihren Handlungen voranstellten. Nun gesteht auch dieKonsum- genossenschaftliche Rundschau", daßbei richtiger Beurteilung der Sachlage" die Gcnossenschaftsbewegung und die Sozialdemokratie zirmlich auf den gleichen Perfoncnkreis angewiesen" seien. Des- halb, so ist die naheliegende Schlußfolgerung, ist es auch völlig unnütz, wenn man durch die Auffassung der Neutralität als Abstinenz einige Zentrumschristen oder Beamte mehr heranholen Will.---- DieRundschau" meint weiter: Die gleiche Person kann in beiden Bewegungen wirken, und sie wird nie in Konflikt mit dem anderen Teile, dem sie gleichfalls angehört, geraten können, wenn sie sich stets daran erinnert, daß höher wie die einzelne Bewegung, das große Ziel, die soziale Neu- ordnung, steht, der beide zu dienen haben. Aus dieser Anschauung kann gegenseitige Wertschätzung erwachsen, die streng die Eigen- arten respektiert, die aus den Besonderheiten jeder Bewegung re- sultieren. Und das ist es ja, was wir unter dem Grundsatz der Neutralität verstehen. Weder politische Abstinenz in jeder Frage, noch irgend wie geartete Gegnerschaft gegen eine politische Partei oder eine andere Erscheinungsform der sozialen Arbeit(!), sondern im Gegenteil gute Freundschaft mit ihnen ist ihres Wesens Inhalt." DieserWesensinhalt" des letzten Satzes ist ja nun wieder rein illusionär. Es ist geradezu naiv, bei einem beabsichtigten und be- wirkten Kampf gegen die Kapitalherrschaftgute Freundschaft" zu den kapitalistischen bürgerlichen Parteienoder anderen Erschei- nungsformen der sozialen Ausbeutung" halten zu wollen. Immerhin begrüßen wir die Ansätze zu einer besseren und zutreffenderen Beurteilung der Stellungnahme der Konsumgenossen- schaften zur Sozialdemokratie. Unsere Genossen müssen immer mehr mit ihren Massen die Konsumvereine anschwellen lassen und sie mit dem großen Ziele der kämpfenden Arbeiterbewegung anfüllen. Auf die Dauer ist es undenkbar, daß die Funktionare einer Be- wegung in ihren Handlungen nicht vom Willen der Masse geleitet werden. Gelbe GewerlisthaNen. Im Septemberheft derPreußischen Jahrbücher  " von Hans Delbrück   versucht Dr. Fellinger, der bekannte tipiritus rector der Gelben bei Siemens, die gelben Unternehmerschutztruppen gegen die Ablehnung, die diese Bewegung bei allen rechtlich denkenden Menschen erfahren hat, zu verteidigen. Die Verteidigung der schlechten Sache ist dem auf diesem Gebiete doch wohl bewanderten Dr. jur./Fellinger schlecht geglückt, obwohl er 30 Druckseiten der /.Jahrbücher" dazu verwendete. Nur einige Stellen der Rechtfertigung seien erwähnt, das meiste bedarf keiner Widerlegung. Die gelben Vereine Dr. Fellinger spricht immer von gelben Gewerkschaften sind zur Niederhaltung der gewerkschaftlichen Bestrebungen der Arbeiter von den Unter nehmern, durch Hilfe und mit den Mitteln der Unternehmer ge gründet worden. Die Gelben bilden eine Waffe der Unternehmer gegen die Gewerkschaften, genau so wie Aussperrungen, schwarze Listen, Unternehmernachweise usw. Diese die Gewerkschaften be- kämpfenden Einrichtungen Gewerkschaften zu nennen, müssen wir schon als einen Versuch der Verdunkelung der Tatsachen bezeichnen. Dr. Fellinger erklärt Seite 484, er wolle zugeben, daß in manchem gelben Verein unzulässige Auswüchse vorhanden seien, die bekämpft werden müssen, aber das seien nur Ausnahmen. Leider unterläßt es Dr. Fellinger, die von ihm als unzulässige Aus nahmen erachteten Umstände im einzelnen zu erwähnen. Wir wollen deshalb den gelben Verein, der sich der Obhut des Herrn Dr. Fellinger erfreut, und der auch in seinem Artikel häufig er wähnt wird, einmal näher unter die Lupe nehmen. Wir wollen sehen, ob die Einrichtungen der Gelben im Siemens-Konzern für die gelbe Bewegung charakteristisch sind, oder ob es nur unzulässige Auswüchse sind, die nach Dr. Fellinger bekämpft werden müssen. 1. Wer bei Siemens u. Halske   oder Siemens-Schuckert   arbeiten will, muß vorher in dem von der Firma Siemens zum größten Teil unterhaltenenNachweis" unterschriftlich seine Mitgliedschaft zumGelben Arbeitsbund" erklären, sonst wird er nicht eingestellt. Ist das kein Gewissenszwang gegenüber dem beschästigungslosen Arbeiter- Ist. das ein unzulässiger Auswuchs, oder ist das syste matischer Terrorismus? 2. Wer bei Siemens schließlich nach Leistung der Unterschrift imArbeitsnachweis" und der Entrichtung von 60 Pf. eingestellt worden ist, mutz im Betriebe einen Revers unterschreiben, wonach er sich damit einverstanden erklärt, daß ihm die Firma von seinem Lohn den Beitrag zum gelben Verein in Abzug bringt. Wer sich weigert zu unterschreiben, wird entlassen. Ist das ein zu bekämpfender Auswuchs, oder wie nennt man derartiges, Herr Dr. Fellinger? 3. DicFirma Siemens hat Vorstandsmitglieder der Gelben aus ihrem bisherigen Arbeitsverhältnis herausgenommen und an leitende Stelle in das Einstellungsbureau und an ähnliche kontrol lierende Posten gesetzt. Ist das ein zu bekämpfender Auswuchs oder nicht? 4. Wer im Laufe seiner Beschäftigung bei Siemens aus dem gelben Verein austritt und dieses dem Meister erklärt, wird vom Meister verwarnt mit dem Bemerken, daß, wenn der Austritt er- folge, er seine Entlassung zu gewärtigen habe. Ist das nicht grundsätzlicher Terrorismus, Gewissenszwang, bösartige Regel? 5. Bei Wahlen zum Konsum, Ausschutz oder zur.Krankenkasse werden die von den gewerkschaftlich organisierten Arbeitern auf- gestellten Kandidaten sehr häufig, in einigen Werken sogar sämtlich unter irgendeinem Vorwand sehr bald entlassen. B Ist das ein Auswuchs, der zu bekämpfen ist? 6. Bei vorzunehmenden Wahlen agitieren Meister usw. für die gelbe Liste unter Anwendung nicht zulässiger Mittel. Man ge- tattet den freiorganisierten Arbeitern keine ausreichende Kontrolle der Wahlhandlung, lehnt alle dahingebenden Ansuchen ab und ver- hindert damit eine einwandsfreie Feststellung, ob das von der Lei- tung bekannt gegebene Resultat den Tatsachen entspricht. Ist das ein Auswuchs oder ein charakteristisches Merkmal der Gelben? So könnten wir noch eine Reihe von Dingen anführen, die auf den gelben Verein der Firma Siemens ein recht bezeichnendes Licht werfen. Für heute aber mag es genug sein. Wäre die gelbe Be- wegung bei Siemens auch nur zum Teil das, als was sie von Dr. Fellingcr hingestellt wird, eine aus dem Bedürfnis der Arbeiter hervorgegangene Bewegung, dann brauchte man wirklich nicht zu olchen bedenklichen Mitteln zu greifen. Die Firma sollte nur ein Jahr die Bevorzugung der Gelben und die gewaltsame Unter- drückung der freien Gewerkschaften unterlassen, und die gelbe Be- wegung bei Siemens wäre gewesen. Wir werden ja auch ohnedies die gelbe Bewegung bei Siemens überwinden. ES dauert unter dem Terrorismus der Firma zwar etwas länger, dann aber wird der gelbe Sumpf bei Siemens auch um so gründlicher überwunden sein. Auch die weiteren Ausführungen Dr. Fellingers zur Recht- ertigung der Gelben sind unzutreffend. Auf Seite 485 behauptet er. die gelben Vereine seien zur Gegenwehr von einem großen Teile der Arbeiter gegen die als nachteilig empfundenen Maßnahmen des Metallarbeitervcrbandes gegründet. Das stimmt nicht! Die Firma und Dr. Fellinger haben im ausschließlichen Interesse der Firma die Gründung veranlaßt. Die gegenteilige Behauptung mit der Elektroaussper- rung stützen zu wollen, ist gänzlich verfehlt. Diese Aussperrung brachte dem Metallarbeiterverband über 10 000 neue Mitglieder, und zwar zu einem sehr großen Teil aus den Siemenswerken. In diesem Beitritt zur Organisation nach beendeter Aussperrung kommt die wahre Meinung der Arbeiter' zum Ausdruck. Die Versuche Dr. Fcllingers, die Spenden der Firma bei Gründung der gelben Vereine als harmlos erscheinen zu lassen, sind zu plump, als daß es nötig wäre, diese Tricks besonders zu kenn- zeichnen. Weiter spricht dann Dr. Fellinger von dem Anwachsen der Gelben bei Gelegenheit des Streiks 1006. Hier vergißt der gelbe Apologete mitzuteilen, daß die Arbeiter und Arbeiterinnen, die nicht am Streik beteiligt waren, vor die Alternative gestellt wurden: Entweder gelb oder entlassen! Es ist ja möglich, daß Dr. Fellinger dieseKleinigkeit" vergessen hat, darum sei hier daran erinnert. Eine faustdicke Unrichtigkeit ist die folgende: Dr. Fellinger schreibt: Bedingung ist Nichtzugehörigkeit zu einer anderen Arbeiter- organisation, jedoch nicht etwa Zugehörigkeit oder Nichtzugehörig- keit zu irgendwelchen politischen Parteien. Hierin spricht sich der Grundsatz der Mitglieder aus, daß sie eine gewerkschaftliche Vereinigung nur als wirtschaftliche Interessenvertretung wollen, unter Ausschluß aller politischen oder religiösen oder wie immer gearteten sonstigen Motive." Wie stimmt das mit den Versuchen, die Gelben von Siemens für die sogenannte jungliberale Bewegung zu gewinnen, mit den Beziehungen zum Reichslügcnverband, zum Förderungsausschuß und dessen Rednerschule? Was sollen denn die systematischen Er- ziehungsversuche imBund", dem Vereinsorgan der Gelben, für die nationalliberale Partei? Was sagt Dr. Fcllinger zu den be- treffenden Briefen des Herrn Lebius, seines Gesinnungsfreundes? Er schweigt! Die Behauptung von der politischen Neutralität der Gelben ist eine faustdicke Unwahrheit. Unrichtig und direkt der Wahrheit zuwiderlaufend sind auck. die Bemerkungen über denBund", das Ve.reinsorgan der Gelbe.!. Hierauf heute nochmals einzugehen, ist nicht nötig. Das ist seiner- zeit in ausreichendem Matze geschehen. Dann singt Dr. Fcllinger den Wohlfahrtseiurichtungen der Siemenswerke ein Lob. Darauf einzugehen, können wir uns eben- falls sparen. Dr. Fellinger ist ja Ausschußmitglied am Berliner  Gcwerbcgericht und verfolgt deshalb wohl die Verhandlungen des dieser Tage stattfindenden Verbandstages der deutschen Gewerbe- 1 gerichte. Aus den Ausführungen sachverständiger Arbeitervertreter lauf diesem Kongreß kann Dr. Fellinger erfahren, was es mit den ' Wohlfahtseinrichtungen auf sich hat. Anschließend an den Lob- gcsang der Wohlfahrtseinrichtunaen, von einem durch Gehalt zum Lob Verpflichteten, gibt Dr. Fellinger dann allgemeine, fach- männisch sein sollende Betrachtungen über Gewerkschaften über- Haupt. Es wird da alles nur Denkbare zusammenfabuliert und doch kann Dr. Fellinger nkflft den durch die Erfahrung unerschüttcr- lich gefestigten Grundsatz ins Wanken bringen, nämlich: Die ge- werkschaftliche Organisation ist um so mächtiger, je einheitlicher sie ist. Wer die Einheit zu zersplittern sucht, darf sich nicht Freund der Arbeiter nennen. Er verficht die Interessen der Unternehmer gegen die Arbeiter. Daß es das Recht der Unternehmer ist, sich Leute zu halten, die ihre Interessen vertreten, wollen wir nicht be- streiten. Aber diese Beauftragten sollten mit offenem Visier kämpfen und nicht, wie es mit den gelben Bestrebungen der Fall ist. unter falscher Flagge segeln. Wenn nun aber gar noch diese Tätigkeit unterstützt wird von Leuten wie Lebius, dann kann jeder anständige Mensch ohne weiteres begreifen, daß die ganze gelbe Sache oberfaul ist. Wer sich über den Charakter der Gelben genau informieren will, der lese die BroschüreDer gelbe Sumpf". Daraus ist der Charakter derGelben" nach den Darlegungen der gelben Macher selbst untrüglich zu ersehen. Den Schmutz des gelben Sumpfes waschen zehn Dr. Fellinger mit zehn Artikeln von je 30 Seiten Länge nicht von der gelben Bewegung ab. Ueber dir Zukunft der Gelben kann er ebenfalls die Akten schließen. Die gelben Vereine sollen ein Mittel zur Niederhaltung der Gewerkschaften sein! Die gelbe Bewegung, die anfänglich auch Er- folge für die Unternehmer versprach, ist heute bereits zum großen Teile überwunden! Die Rechtfertigungsversuche der Gelben durch Dr. Fellinger sind gründlich vorbeigelungen. Das liegt aber nicht an der mangelhaften Geschicklichkeit Dr. Fellingers, sondern daran, daß trotz aller juristischen und sonstigen Kniffe eine Reinwaschung der Gelben schlechterdings unmöglich ist. Tins der parte!* Der Karlsruher  Bolksfreund" und der ArbeiterdiSkusfionSklub. Aus Baden wird uns geschrieben: Der Karlsruher  Volksfreund" lebt nur noch in Heller Eni- rüstung über denVorwärts" und die LeipzigerVolkSzeitung" und ihre badischen Freunde. Er mutet den beiden Parteizeitungen jetzt gar noch zu,.loyalerweise' seine auf so schwachen Füßen stehenden Verteidigungen wörtlich abzudrucken. Wo hat denn im Volkes freund" der klare und leicht verständliche Artikel KautskySAuch ein Arbeitswilliger" ge- standen? Die Antwort Dr. Franks auf diesen Artikel hat man abgedruckt, aber den Kern der Sache dürfen dieVolksfreund'leser nicht erfahren. Bis zur Stunde hat die Redaktion desVolkssreund" in der Budgetangelegenheit sowohl wie über den ArbeiterdiSkusfionSklub tendenziös einseitige Berichterstattung obwalten lassen. Den Gegnern der Budgetbewilligung hat die Redaktion in Verbindung mit dem Vorsitzenden der Preßkommission Landtags- abgeordneten Schwall das Wort imVolksfreund" entzogen, deshalb gehen dieselieben badischen Freunde" an autzerbadislbe Parteizcitungen. Das Maulkorbgesetz des.Volksfreund' hat zum Glück noch keine Gültigkeit in der ganzen deutschen   Partei und darum er- innern wir den leicht vergeßlichen.Volksfreund' daran, daß er trotz der starken Gegnerschaft im Karlsruher   Wahlverein in der unschönsten Weise fortgesetzt Agitation für den bürgerlichen Arbeiter» diskussionsklub trieb. Artikel, die auch nur ganz sanft diese Arbeiterbildung, wie sie dort betrieben wird, kritisierten, fanden keine Aufnahme. Dagegen hatte man nach einer denkwürdigen Wahlvereinsversammlung, in der Kolb und Weißmann trotz äußerster Anstrengungen für den Klub keine Mehrheit finden konnten, ellenlange Berichte gebracht. Keine Karlsruher Zeitung trieb stärkere Agitation für diesen Klub als derVolksfreund'. Selbst gute Freunde von Kolb und Weißmann tadelten, daß sie dort Vorträge halten und ibre freie Zeit dazu verwendeten, um mit Leuten, die vom Sozialismus keine Ahnung haben, über Weltanschauungen zu diskutieren. Aber nicht allein das, Weißmann trug diesen bürgerlichen Anschauungen so sehr Rechnung, daß er in der Debatte über einen Religionsvortrag öffentlich die Behauptung aufstellte, auch d i e Arbeiter würden wieder mehr der Religion sich zuwenden und zwar der Religion der Modernen. Arbeiter, die oft etwas ungeschickt, aber in ehrlicher Absicht das Wort ergriffen, um aus ihrer sozialdemokratischen Ueberzeugung kein Hehl zu machen, dienten den bürgerlichen zum Amüsement. Dagegen. wenn ein Professor oder Pfarrer spricht, herrscht andächtige Stille im evangelischen Vereinshauö, selbst dann, wenn er frägt, obdie Ge- nossen", wenn Karl Marx   vomgleichen Recht für alles, was Menschenantlitz trägt" spricht, auchan den hochentwickelten Menschen- äffen denken". Noch manche derartige Züge könnten zur Kennzeichnung der bildenden Tätigkeit dieses Klubs dienen. Keimzeichnend ist noch die folgende Tatsache: Manchen Parteigenossen, der jede Arbeiter- Diskussionsklubversammlung besucht, sah man trotz aller Mühe beim Maife st umzug nicht.... Der unschuldige.Volksfreund' weiß von all' dem nichts, er weiß nur, wie viel Volksbildung die Konzerte und die Kunstvorträge des Arbeiterdiskussionsklubs für für Karlsruhe   gebracht haben. Wer das nicht zugibt, hat nach demVollsfreund" kein Recht, über Arbeiterbildung zu sprechen.