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Dann aber-habe ich an ben Ausführungen?ön Frank voll- ständig vermißt, wie Sie selbst mit den sogenannten Errungen-- schaften es waren ja welche darunter, obgleich die'Wertschätzung' bei mir eine ganz andere ist, als bei Ihnen �hre Zustimmung zum Budget rechtfertigen können. Ihr konntet Eure ganze parla- mentarische Taktik so halten, wie Ihr sie gehalten habt, Ihr konntet dort, wo Euch das meiste in den Schoß fiel, es akzeptieren, wie wir es auch gehalten haben und wie wir es noch täglich im Reichstage machen.(Sehr richtig I) Es ist doch gar kein Zweifel, daß wir in sozialpolitischen Fragen, wenn unsere eigenen Anträge abgelehnt waren, oft mit dem Zentrum z u s a m m e n st i m m e u mußten, weil es weiter ging, als die N a t i o n a l l i b e r a l e n. So könnt Ihr im Landtage auch handeln, man darf sich aber nicht mit einer bc stimmten Partei verbrüdern. Ihr habt keine Gründe vorzubringen gewußt, um die Abstimmung für das Budget zu rechtfertigen, und was Eurem ganzen Verhalten einen so außerordentlich komischen Anstrich gibt, das ist, daß, nach- dem Ihr monatelang für das Budget stimmen wolltet, Ihr dann nach einer Redewendung des Ministers, die Euch ärgerte, beschlossen habt, dagegen zu stimmen, und daß Ihr dann, als der Minister auf die erregten Wogen ein paar nichtssagende Redens- arten goß, wieder umgefallen seid.(Sehr gut!) Ihr habt ja förmlich danach gelechzt, für das Budget zu stimmen. Es war Euch äußerst unangenehm, dagegen zu stimmen, sonst wäre ja Eure Haltung ganz unverständlich. Und da sage ich: das ist keine Haltung von Männern, das ist keine Rückgratfestigkeit, sondern eine Bieg- samkeit, die ich allezeit bekämpft habe, und die ich bekämpfen werde, solange ich lebe.(Lebhafter Beifall.) Das ist kein Standpunkt, wie er sich für Sozialdemokraten schickt, wir müssen noch ein stärkeres Rückgrat haben als andere Männer, denn wir sollen inden allerwichtigsten Fragen taktfest und fest nach jeder Richtung sein. Es lag kein Hindernis für die praktische Arbeit vor, Ihr mußtet nach Lage der Verhältnisse und nach den Beschlüssen der Parteitage gegen dasBudget stimmen, und Ihr habt ja bis heute noch nicht bclviesen, daß sonst ein großer Schaden entstanden wäre; wäre das der Fall, dann hättet Ihr doch nicht auch nur 24 Stunden lang entschlossen sein können, gegen das Budget zu stimmen.(Sehr gut!) Nun sagt man, man kann sich nicht binden. Ja, von 1901 bis 1908 sind wir ganz gut ausgekommen, da haben die Bayern  , Badenser und Württemberger gegen das Budget gestimmt, aber auf einmal waren alle drei übereingekommen, gestützt auf den letzten Absatz der Lübecker   Resolution, dafür zu stimmen, und das machte den Nürnberger   Beschluß notwendig, um die weiteren Zustimmungen zum Budget nach Möglichkeit zu der- hüten. Kolb meinte, selbst die Frage der Teilnahme an der Re- gierung werde eines Tages aktuell werden. Eine Teilnahme an der Negierung ist selbst im Musterländle Baden nicht d e n k b a r.(Sehr gut!) Wenn also der eine oder der andere die kühne Idee haben sollte, daß etwas herausschaut, wenn man für das Budget stimmt, dann täuscht man sich.(Lebhaftes Sehr richtig!) Im Klasseninstinkt und in der Wahrung der Klassen- interesscn sind unsere Gegner immer noch die Gescheiteren.(Sehr richtig!) Kolb sprach von der Möglichkeit einer Teilnahme der dänischen Genossen an der Regierung. Unser lieber Gast Stau- n i n g hat mir eben noch bestätigt, daß die dänische Sozialdemo- kratie, auch wenn sie mit den dänischen Radikalen zusammen bei den letzten Wahlen die Mehrheit erlangt hätte, nicht in die Regierung eingetreten wäre. Unsere dänischen Partei- genossen haben eifrig die Radikalen unterstützt. Die Demokratie in Dänemark   bedeutet etwas ganz anderes als der Liberalismus in Teutschland. Mit ihr kann höchstens die kleine Gruppe ver- glichen werden, die von B r e i t s ch e i d geführt wird. Beim deutschen   Liberalismus gibt eS keine Grundsätze mehr. Aber in ein Ministerium auch der dänischen Demokratie wollen unsere dortigen Genossen nicht eintreten. Sie wollen wohl ein solches Ministerium unterstützen, aber freie Hand behalten. Die Hinweise 5lolbs auf Oesterreich   und Frankreich   treffen nicht zu. Mein Freund I a u r e s hat ausdrücklich erklären lassen, daß er nicht erst durch die Amsterdamer Beschlüsse bestimmt worden sei, gegen das Budget zu stimmen, sondern daß er das auscigener freier Ueberzeugung tue. Die Oesterreicher stimmen schlankweg dagegen. Die Engländer können uns unser lieber Freund Keir Ha r d i e nehme mir das nicht übel- nicht in allen Dingen als Muster gelten, einmal weil England ganz andere Verhältnisse hat und zum anderen, weil es dort eine große sozialdemokratische Partei zurzeit nicht gibt. Die dortigen Trade-Unions würde Marx nicht mehr als Preisfechter des europäischen   Proletariats bezeichnen. Seit 1870 geht die deutsche Sozialdemokratie dem internationalen Proletariat voran, und so wird eS weiter bleiben, wenn wir vernünftig sind. Gewaltiges haben die englischen Trade-Unions geleistet, aber es können schwerlich unsere Gewerkschaften die eng- lischen als mustergültig ansehen.(Zustimmung.) Ich hoffe ja, daß das sich ändern wird, und daß das gewaltige englische  Proletariat bald Hand in Hand mit uns marschieren wird. Keil schlug einen Vermittelungsweg vor. Er bezeichnete als solchen den letzten Absatz der Lübecker   Resolution. Keil hat dabei ganz übersehen, daß dieser Beschluß durch den Nürnberger   Beschlutz verbessert worden ist.(Keil ruft: Das ist falsch!) Genosse Keil, S i e halten für falsch, was die anderen für richtig halten. So- lange die Mehrheit aber auf dem falschen Standpunkt steht. müssen Sie sich fügen, anders geht eS nicht. Der Standpunkt der Resolution ist maßgebend, damit muß man sich abfinden. In Nürnberg   sagte Hildenbrand: Die Resolution macht uns die Arbeit im Landtage unmöglich. Ihr habt mittle» weile zwei Jahre sehr fleißig gearbeitet. Die Resolution hat Euch gar nichts geschadet. Und das nächste Mal werdet Ihr so viel Gründe gegen die Annahme des Budgets haben, daß Ihr es ruhig tun könnt. Ich muß es Euch Süddeutschen und den anderen, die ebenso denken, noch einmal mit aller Schärfe sagen: Ihr überseht die Rolle der einzelstaatlichcn Regierungen im Reich und im Bundesstaat Die ganze R e i ch s p o l i t: k ist auch durch die süd» deutschen   Regierungen mit geschaffen wost dem. Wir können die Regierungen im Reichstag nicht zur Verantwortung ziehen. Das ist Eure Sache in den Landtagen.(Frank: Das ist auch geschehen!) Die Regierungen haben den Steuer-, Mili- tär-, Flotten-, Kolonialvorlagen und früher den Ausnahmegesetzen zugestimmt. Auch die kleinsten Regie- rungen konnten eine solche Politik bekämpfen und haben es nicht getan. Die Zölle sind durchlaufende Posten in den Staats- budgets der Einzelstaaten. Solchen Regierungen könnt Ihr doch ke'n Vertrauen aussprechen. Von diesem Standpunkt aus könnt Ihr keinem Budget zustimmen. Wenn Ihr das moti- viert, dann begreift das jeder Mensch, jeder Arbeiter. Es geht alles, wenn man es nur mit der nötjgen Geschicklichkeit, der nötigen Gründlichkeit und dem nötigen Ernst betreibt. Täuscht Euch doch nicht. Die ungeheure Erregung, die diesmal bei den verschiedenen Rednern und bei de» ganzen Debatten dieses Parteitages zum Aus- druck kam, ist nichts weiter als die Widerspiegelung der ungeheuren Erregung der Massen des breiten Volkes. Diese Massen begreifen es nicht, daß es Leute gibt, die die Regie- rungen unterstützen, die fie am lieb st en beseitigen wollen.(Lebhaste Zustimmung.) Ich habe den Eindruck, daß ein Teil unserer Führer nicht mehr versteht, was die Massen zu leiden haben (Stürmische Zustimmung), daß sie der Lage der Massen entfremdet find. Das kommt unbewußt zur Geltung, denket daran, daß Ihr vor Eure Wähler kommen müßt und sehet zu, daß es Euch nicht geht, wie den törichten Jungfrauen in der Bibel. Man hat verschiedentlich von Spaltungen gesprochen. Ich bin fest überzeugt, daß kein Mensch im Saale an eine Spaltung denkt. (Zustimmung bei den Süddeutschen.) Ich habe als junger Mensch neun Jahre für die Einheit der Partei gekämpft, bis wir sie endlich jhatten. Kein Mensch wird mir zutrauen, daß ich an meinen alten Tagen elffas tue, Von Sern ich glaube, Laß es zur Spaltung führen könnte. Wenn wirklich einzelne unter uns tollkühn genug sein sollten, an eine Spaltung zu denken, oder gar eine Spaltung zu wünschen, ich weiß» die Spaltung kommt nicht» die Massen machen sie nicht mit(Stürmischer Beifall), und wenn ein kleiner Kreis folgen sollte, es dauert keine drei Monate, und wir haben sie wieder in unseren Armen.(Erneute Zustimmung.) Unsere Freunde in Süddeutschland  , die gegen unsere Resolution sind, sollten sich einmal fragen, ob nicht auch in Süddeutschland  feit dem Nürnberger   Parteitag ein merklicher Umschwung in der Stimmung eingetreten ist. Nun, heute ist doch im wesentlichen Nordbayern gegen die Budgctbewilligung(Wider- spruch der bayerischen Delegierten). Nürnberg   ist entschieden dagegen. Es haben Stuttgarter   und andere gesprochen, die damals auf einem ganz anderen Standpunkt stan- den. Die hessische Minderheit gegen die Budgetbewilligung war niemals so stark wie heute. In Hannover   sind Stimmen laut ge­worden, die früher ganz anders sprachen und die jetzt auch dagegen sind. Wenn man glauben würde, über alle diese Erscheinungen leichten Herzens hinweggehen zu können, dann täuscht man sich un- geheuer.(Sehr richtig.) Ich mache mich anheischig, auch in Baden eine ganz andere Stimmung hervorzurufen(Zuruf: Mache nur!), ja, wir bringen es fertig, wenn es sein muß!(Große Heiterkeit. Die badischen Proletarier müßten ja gar keine P r o l e t   a- rier sein, wenn es anders sein sollte.(Lebhafte Zu stimmung. Frank ruft: Da werden wir wohl einmal nach Berlin  kommen. Große Heiterkeit.) Lieber Genosse Frank! Nur nicht mit dem Budget, dann könnte eS Ihnen schlecht gehen. Genosse H e i l m a n n hat sich beklagt, nichts Neues hier ge- hört zu haben. Er hält die langen Ausführungen S ch i p p e l s für hochwichtig. Ich kann sie nach keiner Richtung hin akzeptieren. (Heilmann: Darum eben Studienkommission.i Heilmann sprach dann von der großen Unaufmerksamkeit bei der Budgetabstimmung im Reichstag. Ich gebe Heilmann vollständig recht, daß im Deut- scheu Reichstag so wenig wie in einem anderen die Abgeordneten wie in der Kirche sitzen und angestrengt auf jedes Wort von der Tribüne lauschen, als wenn es die Quelle der Weisheit wäre. Ich glaubte einmal auch, das müßte so sein. Aber schon in meinem ersten Bericht über den norddeutschen Reichstag   habe ich gesagt, ich möchte, daß die Wähler zwangsweise 8 Tage auf die Tribüne ge- schickt würden. Sie würden dann eine ganz andere Auffassung vom Parlament bekommen.(Heiterkeit.) Die Abstimmung über das Budget im Reichstag   wird ganz formlos vorgenommen. Der Präsident sagt: Ich bringe die und die Position zur Abstimmung, ich werde sie aufrufen und wenn niemand das Wort wünscht, so sind sie angenommen. Das ist auch ganz richtig. Aber bei der Schlußabstimmung sind alle Reichstagsmitglieder in Berlin   auf ihrem Posten und ich biete immer alles ans, damit wir vollzählig find. Es ist schon ein gewisser feierlicher Moment, weil die Gegner wissen, namentlich, als wir e,ne starke Fraktion waren, daß sie die Abstimmung nicht versäumen dürfen, damit wir nicht vielleicht zufällig die Mehrheit haben. Da hat die Glocke stets durch das ganze Haus gellungen, und es wurde in dem vollbesetzten Hause recht feierlich abgestimmt. Wir sind sitzen geblieben und es ist nicht wahr, wie Heilmann sagt, daß dies unbeachtet geblieben wäre. Regel- mäßig-war unsere Abstimmung der Gegenstand der Besprechung der ganzen bürgerlichen Presse und den Tag würde die bürge» li che Presse preisen, wo wir für den Etat stimmen würden. Genosse David meinte, ich hätte gesagt, die Partei konnte naticmalliberal werden. Glauben Sie denn, Genosse David, daß ich es für möglich finde, auch nur ein namhafter Teil der deutschen  Sozialdemokratie könnte nationalliberal werden? Ich habe gesagt, die Politik, die da getrieben werde, ist nationalliberal, und ihr verdanken wir allerdings den ungünstigen Einfluß auf die Parteientwickelung und die unangenehmen Debatten. Wenn eine Partei sicher war, daß sie nicht korrumpiert je werden kann, daß sie nie einer bürgerlichen Partei zum Opfer fallen kann, dann ist es die deutsche Sozialdemokratie.(Leb- hafte Zustimmung.) Diese Sorge raubt mir keine Sekunde meines sonst sehr guten Schlafes.(Heiterkeit.) Genosse H e i l m a n n hat dann weiter versucht, Lassalle zum Revisionisten zu machen. Gewiß hat Lassalle   die Abstimmung-der Fortschritts­partei im preußischen Landtag gegen das Budget als liberale Feigheit gebrandmarkt. Ich unterschreibe heute noch nach 48 Jahren alle Ausführungen überWas nun?" und überVer- fassungswesen" und kann der Partei dringend raten, jedeSWort dieser Broschüren auswendig zu lernen. Dann werden unsere Debatten bedeutend kürzer sein. H e i l m a n n hat nur die Begleitumstände vergessen anzugeben, von denen Lassalle ausgegangen. Genosse Heilmann, Sie haben zwar sehr kurze Haare, aber ich werde Sie schon zausen.(Stürmische Heiterkeit.) Lassalle  ging davon aus, daß die Fortschrittspartei Bismarck   einen Ver- fassungsbrecher nannte, der die Anklage auf Hochver- rat verdiente. Da freilich, sagt Lassalle  , genüge die Abstimmung gegen das Budget nicht und Ihr müßt es durchdie Steuerverweigerung zum Konflikt treioen, selbst auf die Gefahr der Revolution.(Lebhafte Zu. stimmung.) Die Liberalen sind heute nicht dieselben wie damals, sondern noch viel schlechter, und all die Hoffnungen, die Sie(zur Minder- heit) auf den Liberalismus setzen, die schwimmen leider Bach ab, wie man in der Schweiz   sagt. Ich habe es oft gesagt, wir möchten eine wirklich liberale Partei wünschen, aber sie ist nicht vorhanden, zu ihr fehlen die Leute und die Bedingungen. Schon der Klassenkampf und die Furcht vor der Sozialdemokratie verhindern die Bildung einer solchen Partei. Wie sind den Liberalen unsere Nachwahlsiege in die Glieder gefahren! Wenn wirklich 1911 diese Siege sich auf ganz Teutschland übertragen sollten, dann werdet Ihr sehen, mit welch bleichen Gesichtern und schlotternden Gliedern unsere Liberalen herumlaufen und wozu sie fähig sind.(Bewegung und Beifall.) Heil mann hat weiter gesagt: Warum bringen wir diese Frage nicht vor das Forum der Internationale? Nun, die Amster- damer Resolution ist die Uebertragung der Dresdener   Resolution, und sie erklärt ausdrücklich, daß die Partei die Mittel für die Einrichtungen der bürgerlichen Gesellschaft verweigert. Die Deutschen   sind es übrigens nicht gewesen, die die Amsterdamer Resolution veranlaßt haben, und Kolb irrt sich, wenn er be- hauptet, die Sache ist von Geck ausgegangen. Die Internationale hat gesprochen und der Bescheid hat auch bestimmend gewirkt auf eine Reihe von Staaten, die hier in Frage kommen. Die hier aufgeworfene Frage der Gemeindebudgets und der bayerischen Landratsbudgets gehört nicht zu-: Frage des Landes- budgets, denn handelt sich h,er um Verwaltungskörper­schaften, die nicht gesetzgebende Funktionen haben, sondern denen wesentliche Verwaltungsangelegenheitjen zugewiesen sind. Gegen die von Q u a r ck vorgeschlagene Teilung der Resolution habe ich nichts einzuwenden. Nach O u e s s e l soll ich offen gelassen haben, ob die Frage eine taktische oder prinzipielle fei. Aber eS kann gar keine Frage sein, daß die Nürnberger   Reso- lution vom Parteitag als prinzipiell betrachtet worden ist. Q u e s s e l sagt, die Hessen   werden die Resolution ablehnen. Das ist ihr gutes Recht. Wenn er aber sagt, daß sie sich eventuell nicht an die beschlossene Resolution halten würden, nun, das wollen wir abwarten. Drohen könnt Ihr, soviel Ihr wollt.(Frank: Das tut ja niemand!) Es kommt aber auf Euer Handeln an und daS werden wir ja sehen. Was die vorgeschlagene Studienkommission betrifft, so bin ich ganz der- wundert, daß Euch nach 15 Jahren auf einmal dis Bedürfnis nach einer solchen Kommission kommt.(Frank ruft: Wir haben wenigstens die Hoffnung, daß sie zu einem anderen Ergebnis kommt!) Nun, mit der Hoffnung fallt Ihr ja rein, daS steht fest. .(Heiterkeit.) Auf einmal nehmt Ihr Bayern   veraltete bayerische  Gesetze fürchterlich ernst. Volkmar snd Krillenberger haften in Frankfür! eine ganz ändere MeinMg darWer. Und Ihr bayerischen Abgeordneten habt ja diesmal auch gegen das Bub. g e t gestimmt. Bevor Ihr die Mehrheit in d er bayeri­schen Kammer habt, seid Ihr und ich längst gestorben. Also wozu zerbrecht Ihr Euch den Kopf darüber? Aber wenn die Re- gierung trotz der Ablehnung des Etats durch die Kammer das Budget in Kraft setzen sollte, dann würde ein so gewaltiger Sturm im ganzen Volke ausbrechen, daß die Re- gierung klein beigeben würde. Wozu sollen wir wegen Eurer speziell bayerischen Verhältnisse eine Studienkommission ein- setzen? Soweit die Budgetfrage uns alle interessiert, ist sie uns klar. Von den Unterzeichnern des Antrages auf Einsetzung einer Studienkommission hat mancher sich gewiß gesagt: Ja, Studien- kommission, warum nicht? Das machen wir mit. Und die anderen haben sich gesagt, das ist ein schlaues Mittel, die Sache um die Ecke zu bringen, da kommen wir diesmal zu keiner Eni- scheidung. Die im guten Glauben unterschrieben haben, sind den anderen, den Schlaueren, zum Opfer gefallen.(Ohol-Rufc bei den Süddeutschen.) Es ist doch kein Fehler, schlau zu sein.(Heiter- keit.) Ich habe mit großem Schrecken gehört, Ihr wollt den ganzen Vorstand in die Kommission nehmen.(Zuruf: Das will nur Klement!) Glücklicherweise bekommt Ihr keine Mehrheit für das Attentat, das Ihr gegen uns ausüben wollt.(Heiterkeit.) Würde der Antrag angenommen, so würde die ganze Welt über die Sozialdemokratie lachen, die auf fünf Par- teitagen tagelang über die Sache debattiert hat und dann eine Studienkommission einsetzt, um die Sache zu prüfen. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen, machen Sie das Ding für sich fertig.(Heiterkeit.) Sie sind sa eine Masse intelligenter Leute, setzen Sie eine Kommission ein, bringen Sic uns das nächste Mal Material, und dann sehen wir uns die Sache an. Aber heute lassen wir uns auf die Sache nicht ein. Das paßt uns nicht in den Kram. (Aha bei den Süddeutschen.) Natürlich, alles, was ich will, paßt Ihnen nicht in den Kram, das ist doch selbsiverständlich.(Zuruf des Genossen David.) Ja, studieren Sie nur. Während Sie studieren, haben Sie keine Zeit, andere Geschichten zu machen.(Heiterkeit.) Genosse David hofft auf die Nationalliberalen. Die Vertrauensseligkeit ist mir einfach unbegreiflich. Ich glaube nicht, daß wir eine Mehrheit gegen die Lebensmittelzölle aufbringen. Selbst die Freisinnigen sind heute unzuverlässig und die Nationalliberalen haben bekanntlich den ganzen Zolltarif auf dem Gewissen. Ich erinnere an die Ge- waltaktion im Winter 1902 und an die Rolle des Herrn Basser- mann.(Sehr richtig!) Der kluge und geschickte Bankdirektor Siemens von der Freisinnigen Vereinigung   erklärte einmal, das preußische Junkertum hat Staat und Gesellschaft die größten Dienste geleistet. Und der Staat hat die Verpflichtung, dieser Gesellschaftsschicht eine Existenzmöglich- keit zu geben.(Hört! hört!) Das war die Auffassung eines der ersten Bourgeois in Deuffchland. Und diese Auffassung ist bei allen nationalliberalen Kapitalisten vorhanden, die in den Junkern die kommandierenden Generale sehen, Männer, die gegebenenfalls kommandieren, daß auf Vater und Mutier geschossen wird, die die Gesellschaft zu verteidigen haben für die Herren Liberalen, die ihren eigenen Körper für zu schade halten. Die Junker sind die richti- gen Leute, um Thron, Altar und Gesellschaft zu schützen und von diesen Liberalen erwartet man etwas. Und weiter. Wenn die Zölle wegfallen, entsteht ein Minus von vielen hundert Millionen für Militärausgaben. Das Minus muß gedeckt werden. Es müßten direkte Steuern kommen. Genosse David, Sie sind sonst ein gescheiter Mensch, aber hier irren Sie sich gewaltig. Die einzige Partei, die die Lebensmittel» zölle beseitigen könnte, das wären wir. aber dazu müßten wir auf mindestens 200 im Reichstag   steigen und daran glaubt jetzt kein Mensch. Einmal kommt es ja gewiß, ich werde mich freuen, wenn ich eS erlebe, denn bei dem Kampf möchte ich dabei sein. Alles andere waren ja nur Vorpostengefechte. Aber ich fürchte, dieser große Kampf wird noch viel länger auf sich warten lassen, als wir annehmen. Gewiß sind die preußischen Zustände nicht die Folge der kapitalistischen   Entwickelung, aber die Junker sind die Hauptstütze für den Kapitalismus und der Kapita- lismus die Hauptstütze für die Junker. Die Junker im Osten, die cschlotjunker im Westen, die Großbanken in Berlin  , die Kohlenmagnaten in Schlesien  , alle reichen sich brllderlich die Hände. Die herrschenden Klassen tun nichts, was ihnen schadet. Gestern hat Zubeil Ausführungen gemacht, die der gesamte Partcivorstand außerordentlich bedauert. Er hat den Süddeutschen vorgeworfen, daß sie die Mittel für ihre Arbeit aus Norddeutsch» land gezogen haben. Dafür sind wir da, daß, wenn wir Gelder haben, wir sie geben. Ich kann mir und meinen Kollegen im Parteivorstand daS Zeugnis geben, daß wir noch niemals Geld verweigert haben, weil es sich um Revisionisten handelt. Im Gegenteil, wir geben in solchen Fällen eher als in anderen, um nur ja nicht einen solchen Verdacht auskommen zu lassen.(Sehr richtig!) Heber dieMünchener Post" mag sich Genosse Müller einmal beim Genossen Cohn erkundigen. Es wäre mir überhaupt lieber gewesen, das wäre gar nicht zur Er- örterung gekommen.(Zuruf bei den Süddeutschen.) Der Partei- vorstand hat bei der Unterstützung eines Blattes aus Partei- Mitteln noch niemals eine Bedingung in bezug auf die Haltung gestellt.(Zuruf bei den Süddeutschen: Hat auch niemand behauptet I) Ja. in den Worten:Wir sind nn. abhängig" könnte drin liegen, daß andere nicht unabhängig seien. Die ganze Parteipresse ist unabhängig und hat diese Unab- hängigkeit zum Parteivorstand mehr als einmal bewiesen, so beim Zwist mit den Vorwärtsredakteuren und so jetzt wieder. Objektiv war ihre Haltung gerade nicht.(Widerspruch bei den Süddeutschen.) Sie hat drei Artikel für die Budgetabstimmung gebracht und keinen einzigen dagegen. Die Widerlegung des Kautskyschen Artikels wurde aufgenommen, vom Kautsky  -Artikel selbst wissen heute noch die Leser der.Münchener Post" gar nichts. Aehnliches ist ja auch anderswo passiert. Es ist manches in unserer Parteipresse ge- schehen, was ich früher nicht für möglich gehalten hätte. Es war eine bittere Enttäuschung in meinen alten Tagen. In keiner Weise habe ich gesagt, die Bayern   wären nicht in der richtigen Weise für das allgemeine Wahlrecht eingetreten. Ich habe mit unserem ver- storbenen Grillcnbergcr viel länger zusammengekämpft, als Ihr alle, die Ihr da seid. Aber Euch in Bayern   ist doch das allgemeine, gleiche Wahlrecht wie die gebratenen Tauben in den Mund geflogen. DaS Zentrum hat es durchgesetzt.(Müller: 14 Jahre haben wir darum gekämpft!) Gewiß, aber Euer Kampf hält doch mit den norddeutschen Kämpfen! ei neu Vergleich aus. Euch kamen günstige Umstände, die Haltung des Zentrums zugute. Euren Eifer, Euren Fleiß kenne ich und habe ich stets anerkannt und ich muß mich dagegen verwahren, als wenn ich unserm treuen alten Parteigenossen Grillenberger einen Makel anhängen wollte. (Lebhafter Beifall bei den Süddeutschem) Sudekum berief sich auf Marx, sogar Kolb hat sich auf Marx berufen.(Heiterkeit.) Was muß der arme Marx heute alles aushalten! Ich habe mein Leben lang weder aus Marx, noch auf Enget? geichworen. Ich habe meine Meinung ihnen gegenüber stets vertreten, wie einstmals meine Briefe beweisen werden, wenn sie herauskommen werden Ich glaube nicht an andere Götter und so auch nicht an unsere Götter. (Heiterkeit.) Und nun zum Schluß über den Zusatzantrag zn un» serer V o r sta n d S r e so I u t i on. Das Amendement erklärt, daß diejenigen Parteigenopen, die unserer Resolution zuwider handeln, sich damit cchne weiteres außerhalb der Partei stellen. Der Parteivorstano halt diesen Antrag für unan- n e h m b a r.(Aha») Bitte für unannehmbar. Ich gebe hier im Namen meiner Genossen vom Parteiporstand die schriftliche Erklärung ab: »Der Parteivorstand bittet, die Resolution SZ zuriickziehen ,u wollen. In der Sache selbst besteht zwischen der Sluffassung des.Parteivorstandes und de» Antragstellern teiue Mr»-