eine kesondere Ueverraschung. Kurz t>or der festgesetzten Aufführung im Vollshcmse legte ein Schutzmann ein schriftliches Verbot der Auf- führung seitens des Polizeipräsidiums vor. lieber die Gründe blieb man in, Unklaren und die in letzter Stunde erfolgte Untersagung machte eine erfolgreiche Bekämpfung des Polizeiverbots unmöglich. Auf den, Polizeipräfidiun, scheint nian bei dem Umzug in das neue Dienstgebäude und den Einmcihimgsfestlichkeiien manches vergessen fu haben. Denn wie wir hören, hat man auf dem Polizeipräsidium ogar die Vorlegung des Textbuches von Halbes.Jugend" verlangt, die gewiß schon an 1000 Aufführungen in Groß-Berlin erlebt haben mag. Daß man den Bildungs- und Kunstbestrebungen der Arbeiterschaft Hindernisse in den Weg legt, ist nichts neues. Trotz dieser Hindernisse wird natürlich die Aufführung stattfinden, da das Verbot unhaltbar ist. Wir hoffen, die am Donnerstag zahlreich er- schienenen Genossen und Genossinnen bereits am Dienstag, den 27. September, für die bittere Enttäuschung entschädigen zu können und bitten die Inhaber von Eintrittskarten unter den Vorort- Nachrichten die Sonntagsnummer des.Vorwärts" daraufhin genau zu lesen. Weitere Billetts stehen den Parteigenossen zum Preise von 60 Pf. einschließlich Garderobe und Theaterzettel bei den Zahlabend- leitern, ferner bei A. Will, Kirchstr. 30, A. Weisheit, Rofinenstr. 3, G. Scharrnberg, Sefenheimer Str. 1 zur Verfügung. Schimebecß. Die Laternenwürter der I. C. G. A. waren vor einigen Tagen versammelt, um weitere Berichte in ihrer Angelegenheit entgegen zu nehmen, lieber die Verhandlungen berichtete Füllert. Die Ver- waltung habe ihn, F., in der Annahme, daß er der Spiritus rector der ganzen Sache sei, zu sich geladen. Obwohl diese Annahme durchaus nicht zutrifft, sollte F. die Verantwortung für alles über- nehmen, was in dieser Sache geschehen ist und vor allem auch geschrieben wurde. In einem Bericht der.Morgenpost" über die Verhandlungen des Schöneberger Stadtverordneten- Parlaments war geschrieben worden, daß 28 Laternen- U'ärter entlassen seien. Das entspreche nicht den Tatsachen. Bis he.'ite sei niemand entlasten worden. Es sei aber total verfehlt, ihn für die falschen Mitteilungen der„Morgenpost " verantwortlich zu machen, da er keinen Einfluß und auch keine Verbindungen mit dieser Zeitung habe. Für die Mitteilung der Gewerkschaft über- nehme er aber die Verantwortung. Die Aeußerungen über Eni- lastungen in der Sitzung des Arbeiterausschusses entsprechen den Tatsachen. Er(Füllert) könne sich dabei auf das Zeugnis der übrigen ArbciterauSschußmitglieder berufen. Seitens der Verwaltung wurde ihm vorgehalten, daß im Artikel der Gewerkschaft nichts über die Aeußerungen der Verwaltung, die überflüffigen Laternenwärter in anderen Vororten, speziell in Wilmersdorf zu beschäftigen, enthalten sei. Mit Recht habe er darauf hingewiesen, daß es sich bei der Eingabe doch darum handelte für die Laternenwärter, die geschäftlich in Schöneberg inter- essiert seien, am Ort zu bleiben. Von dem Laternenwärtergehalt könne man nicht leben. In der lebhaften Diskussion wurde be- sonders auf das Schicksal der Laternenwärter in Weißensee hin- gewiesen. Durch Einführung der Fernzündung wurden dort zirka zehn Mann überflüssig, darunter Leute, die über zehn Jahre ihren Posten versahen. Die Leute wurden mit einer geringen Entschädigung ein- fach entlassen. Die Lateruenwärter haben also alle Ursache, aus der Hut zu sein und sich nicht auf die schönen Worte der Verwaltung zu verlassen, um dann eines schönen TageS auf der Straße zu stehen. Bezüglich der Einstellung in Schöneberg wurde berichtet, daß im Elektrizitätswerk bei Neueinstellungen Laternenwärter in erster Linie berücksichtigt würden; desgleichen lag auch ein Schreiben der Schöne- berger Straßenreiniguugsdeputation vor, aus dem hervorgeht, daß man auch hier die Einstellung von Laternenwärtern in Betracht zieht. Eine Anzahl Kollegen schlössen sich dem Verbände an. Wilmersdorf . Die Stadtverorbnetenwahlen werden nach einem Beschluß des Magistrats in der dritten Wteilung am Donerstag, 3. No- vember, vormittags von k>— 2 und nachmittags von 4— 8 Uhr stattfinden. Am 4. November wählt die zweite, am S. November die erste Abteilung. Wie wir kürzlich mitgeteilt haben, handelt es sich in der dritten Abteilung um die Neuwahl von 6 Stadtverord- neten; welche von den Kandidaten Hausbesitzer sein müssen, will der Magistrat in seiner am nächsten Dienstag stattfindenden Sitzung entscheiden. Erwähnt sei, daß wie bei früheren Gelegenheiten so auch dies- mal zwischen den unter reaktionärer Leitung stehenden Bezirks- vereinen und den Anhängern der bürgerlichen Linken aus Anlaß der Wahlen ein lebhafter Streit ausgebrochen ist. Im Bezirksverein„Nheingau" glaubte der stellvertretende Vor- sitzende der Stadtverordnetenversammlung und Direktor des Mosse - stifts Dr. Stei nitz bor der roten Gefahr warnen zu müssen; schon ein einziger Sozialdemokrat kann nach seiner Meinung dem reaktionären Sumpf verhängnisvoll werden. Einige Mitglieder erlaubten sich bei dieser Gelegenheit, den rechtsnationafliberalen Redner darauf zu verweisen, daß der Verein nach dem Statut die Politik aus seinen Verhandlungen ausschließe und daher die von Sozialistenfurcht erfüllte Rede gar nicht in die Versammlung . gehöre. In seiner Verlegenheit machte Herr Dr. Steinitz sich das bekannte Kriegervereinsargument zu eigen, daß die Be- kämpfung der Sozialdemokratie mit Politik nichts zu tun habe. Im Nordverein, an dessen Spitze der gleichfalls zu den Scharf- mache rn zählende Professor Dr. Leidig steht, möchte man die Fortschrittler gleich für den ersten Wahlgang an die Reaktion ketten. Vorab wollen diese Herren jedoch noch nicht mitmachen, denn in einer Versammlung des fortschrittlichen Be- zirkSvlereiins Wilmecsdorf-Nord nahm man gegen eine Stimme eine Resolution an, worin der Verein der Ucberzeu- gung Ausdruck gibt, daß er bei den kommenden Wahlen seine Kan- didaten aus eigener Kraft zum Siege führen könne, und erklärt, daß deshalb auf das entschiedenste jedwedes Zusammen- gehen mit dem Nordverein oder mit rechtsstehenden Vereinen abzulehnen sei. Vom Vorstande und Wahlausschuß wurde ausdrücklich verlangt, daß diesem Beschluß unbedingt ent- sprachen werde. Diese energische Absage wird man sich merken müssen. Auch bei früheren Wahlen geschah es, daß die Liberalen der konser- vativen„Rathauspartei" Fehde ansagten. Dasin fügte es sich aber doch immer wieder so, daß die Herren sich zum Schluß der Reaktion gefällig zeigten. Es braucht nur an die vor zwei Jahren erfolgte Stichwahl erinnert zu werden, in der Zwnservative und Freisinnige einhellig dafür sorgten, daß der Sozialdemokrat Riedel in der Minderheit blieb. Sonntag, den 25. d. M., hält die„FreieTurnerschaft Wilmersdorf" ihr diesjährige? Abturnen auf dem Platz, Mannheimer. Ecke Berliner Straße , ab. Ausmarsch ll3S Uhr vom „GesellschaitshauS", WilhelinSaue. Einmarsch Va8 Uhr vom Platz nach Halensee (Fohann-Georg-HouS). Daselbst Familien- abend. Eintritt frei. Rixdorf. Eine gut Lesuchte Volksversammlung im Lokal von Hoppe be- schäftigte sich mit der 3'/, Millionen-Mark-Zuloge sowie mit der Königsberger Rede des KafierS. Das Referat hierzu hatte Genosse Mermuth übernommen, dessen Ausführungen bei den Ver- sammelten des öfteren lebhaften Beifall auslösten. In der Diskussion iprachen der Genosse Franke und der Vorsitzende der Ver- ammlung, Genosse Holland , im Sinne des Referats. Am Schlüsse der von drei Bezirken des Wahlvereins einberufenen Ver- fammlung konnte eine Anzahl Neuaufnahmen für den Wahlverein verzeichnet werden. In den Vorträgen des Genossen Graf hat sich eine Aenderung in den Tagen notwendig gemacht. Der Vortrag am 27. September fällt fort, dafür findet am 27. Oktober ein Vortrag statt. Die Daten der weiteren fünf Vortragsabende sind also: 3., 10., 17., 20. und 27. Oktober; der nächste Abend ist also am 3. Oktober. Wir bitten die Teilnehmer, dies zu beachten, eventuell auf den Eintrittskarten oder Programms sich dies zu vermerken.— Eintrittskarten sind im Lokal bei Hoppe und in der Parteispedition noch zu haben. Der Bildungsausschuß. Ober-Schöneweide. Die Absicht der Gasanstalt Oberspree, ihren bis zum Jahre 1949 laufenden Monopolgaslieferungsvertrag um weitere 20 Jahre zu verlängern, dürfte zuschanden werden an dem ablehnenden Beschluß der Gemeindevertretung. Im übrigen haben sich zwischen der Gesellschaft und der Gemeinde wegen Berechnung der fünfprozentigen Gewinnabgabe Differenzen ergeben. Nach den Bestimmungen des Vertrages sind ab 1909 von den Bruttoein- nahmen des im Gemeindebezirk konsumierten Leuchtgases 5 Prozent an die Gemeinde zu entrichten. Die Gesellschaft weigert sich nun, auch das durch Automaten bezogene Leuchtgas zur Be- rechnung zu stellen. Wenn auch hierbei eine genaue Teilung von Leucht- und Kochgas nicht möglich ist, entspricht es doch der Billig- keit, im Sinne des Vertrages einen Ausgleich zu schaffen. Es wird Sache der Gemeinde sein, hier Klarheit zu schaffen, denn auf Ent- gegenkommen von der anderen Seite ist nicht zu rechnen. Am heutigen Sonnabend, den 24. September, feiert der Arbeiter- Radfahrerverein„Oberspree" in Mörners Blumengarten sein zehntes StistungSfest. Genannter Verein stellt sich der Arbeiterschaft zu allen Veranstaltungen zur Verfügung, weshalb der Vorstand des Wahlvereins wünscht, daß ihm die Unterstützung der Parteigenossen zuteil wird. Teltow . In der Sllitglicberversammlung beS Wahlvereins erstattete. nachdem vier Neuaufnahmen vollzogen worden, Genosse Sachs den Bericht von der Verbands-Generalversanimlung Groß-Berlins, der ohne Diskussion gutgeheißen wurde. Anschließend daran berichtete Genosse Marx von der Bezirkskonferenz. Am Sonntag, den 9. Oktober, soll eine Versammlung unter freiem Himmel statt- finden. Die Vorarbeiten zur nächsten Reichstagswahl übernimmt vorläufig Genosse Wilhelm Bonow, bis er mehr Genossen dazu braucht. Genosse Gustav Franke soll in vorkommenden Fällen Auskunft erteilen über die Erwerbung der Staatszugehörigkeit. Alsdann wurde ein Brief vom Zehlendorfer Konsumverein ver- lesen, wonach dieser beabsichtigt, in Teltow eine Verkaufsstelle zu errichten; zugleich wird um Unterstützung der hiesigen Arbeiter- schaft ersucht. Das Vorhaben wurde von der Versammlung mit Freuden begrüßt. Zum zweiten Kassierer wurde Genosse Ohr ge- wählt. Der Vorsitzende machte noch darauf aufmerksam, daß das Lokal„Deutsches Wirtshaus" der Arbeiterschaft nicht zur Ver- fügung steht. Pankow . Die Wählerlisten zu der am 16. November d. I. statt» findenden Neuwahl von sechs ausscheidenden Beisitzern zum hiesigen Gewerbegericht liegen bis inklusive 1. Oktober im hiesigen Rathause, Breitestr. 26/26, 1 Treppe, Zimmer Nr. 43 Wochen� tags von 8 Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags, Sonntags von 9—12 Uhr vormittags aus. Da nur wahlberechtigt ist, wer seine Eintragung in diese Liste beantragt hat, ersuchen wir die'Arbeiter, die entweder in Pankow wohnen oder aber beschäftigt sind, ihrer Pflicht nachzukommen. Als Legitimation dient Jnvalidenkarte oder eine Bescheinigung des Arbeit geberS oder der Polizei. In größeren Betrieben empfiehlt eS sich, eine Liste für alle Ar- bester anzulegen, diese vom Arbeitgeber unterzeichnen zu lassen und sie dann dem Gewerbegericht zur Eintragung zu überreichen. Spandau . Eine außerordentliche Generalversammlung des sozialdemokratischen Wahlvereins wurde am Dienstagabend im Lokal von Böhle, Havel - straße abgehalten. Zunächst erstatteten die Genosten P. Schmidt und Sz i or Bericht über die Kreis-Generalversammlung. An diesen Bericht knüpfte- sich eine lebhafte Debatte, in welcher das Verhalten des Kreisvorstandes gegenüber den Spandauer Anträgen einer abfälligen Kritik unterzogen wurde. Den Bericht über die Provinzialkonferenz gab Genoge Szior. Die Versammlung be- schloß dann, am 12. November cr. in Gemeinschaft mit dem Bil- dungsausschutz in der Pichelsdorfer Brauerei ein Winterfest zu veranstalten. Das Arrangement wird dem BildungsauSschuß und dem hinzugewählten Komitee überlassen. Da der Genosse Rabe krankheitshalber sein Amt als Revisor niedergelegt hatte, wurde eine Neuwahl erforderlich. Die Wahl fiel auf den Genossen Wolter. Die Genossin Wegener wurde in den Borstand und der Genosse Beck- meyer in den Jugendansschuß gewählt. Unter Verschiedenem brachte Genosse Szior zur Kenntnis, daß die Lokalkommission ihre Aemter niedergelegt hat. Die Neuwahl dieser Kommisston wurde bis zur nächsten Generalversammlung vertagt. Die hiesige WalderhslungSstatte ist jetzt geschlossen worden. Am Mittwoch wurden sämtliche Utensilien nach einem Stadthause zur Aufbewahrung gebracht. Bei der Wiedereröffnung im nächsten Jahre werden jedenfalls die hiesigen Aerzte entsprechende Vorschläge zu Verbesserungen eventuell zur Verlegung der Anstalt machen. Potsdam . Der Tod im Schlaf. Wenige Tage vor seiner Entlassung zur Reserve wurde der bei der 4. Eskadron des 3. Garde-Ulanenregi- ments dienende Ulan Bussian vom Tode überrascht. Als am Morl gen die Wache die Mannschaftsstube passierte, fand man den B. neben seinem Bett als Leiche. Die erste Vermutung, es handele sich um einen Gcnickbruch durch Sturz aus dem Bett, wurde fallen gelassen. Man glaubt jetzt, daß B. vom Herzschlag gerührt worden ist. Um alle Zweifel zu beseitigen, wird die Leiche obduziert. B. war 23 Jahre alt und diente im dritten Jahr. Jugendveranstaltungen. Die„Freie Jugendorganisation Berlin » veranstaltet heute Sonn- abend in der„Neuen Welt", Hascnheide 108, ihr sechstes Stiftungsfest. Mitwirkende:„Neues Tonkünstller-Orchester", Direktor F. Hollselder. V o I k s ch o r, Direktor Dr. Zander. Festrede: Genosse Eduard Bernstein . Rezitationen: Herr Fritz Richard vom Deutschen Theater. — Nach dem Konzert: Ball. Eintrittspreis 39 Pf Beginn V,ö Uhr. Reger Besuch wird erwartet. Johannisthal . Der Jugendansschutz veranstaltet am Sonntag, den 26. September, einen Ausflug nach RüderSdorser Kallberge unter sach- kundiger Führung. Tresspunkt 8 Uhr früh bei Senstleben, Friedrichstr. 43. Teilnehmer, besonders die schulentlassene Jugend, erwünscht. Freie Jugendorganisation Degel und Umgegend. Am Sonntag, den 26. September, findet unsere Elternpartle nach Heiligensee -Sandhausen statt, zu der wir auch die erwachsene Arbeitmch-st willkommen heltzen. Abmarsch 1 Uhr mittags vom Bahnhossplatz. Für Nachzügler Tresspunkt: Restaurant Waldschlotz. Sonnabend, den 22. Oktober er., findet im Etablissement von Gamm unser 2. Sttstungssest in Gestalt eines Festabends statt. Gegeben wird: �Nemesis", ein Drama tu 6 Akten von Ernst Söhngen. Em der frauenbewegung. Bom Elend der Krankenpflegerinnen. Wir erinnern uns, daß die bürgerliche Presse bei Betrachtungen über die Frauenfrage den Beruf der Krankenpflegerin als einen Erwerb angepriesen hat, der seinen Angehörigen eine zwar mühe- volle, aber doch von pekuniären Sorgen befreite Existenz sichere. Daß an die Krankenpflegerin Anforderungen gestellt werden, die selbst eine eiserne Körperkonstitution binnen wenigen Jahren zu Grunde richten können, ist richtig, aber ebenso unrichtig ist, daß die Darbietung eines solchen Opfers belohnt wird durch eine Sicher- stellung vor den niedrigsten Sorgen ums Dasein. Pielyiehr hsüht. auch in diesem Beruf eine Ausbeutüng der Arbeitskraft, wie sie ärger kaum in der Heimarbeit üblich ist; und zwar unter der Flagge der Frömmigkeit und des Patriotismus, besonders von feiten der „Wohltätigkeitsorganifationen", in deren Dienst die Krankenpflege- rinnen zu fronden haben. Wie schlimm es in dieser Hinsicht be- stellt ist, zeigt eine Broschüre von Charlotte Reichel, die mit dem Titel:„Der Dien st vertrag der Krankenpflege, r in" im Verlage von Gustav Fischer in Jena erschienen ist. Die Schwierigkeit, über die Lohn- und Arbeitsverhältnisse der Krankenpflegerinnen erschöpfende statistische Mitteilungen zu machen, ist schon aus dem Grunde nicht gering, weil manche An- stalten ihren Schwestern ein direktes Schweigegebot aufer- legen, das sich zuweilen sogar auf das Verbot, mit Angehörigen oder befreundeten Personen der Verpflegten in ein engeres Ver- hältniS zu treten, erstreckt. Die Arbeitszeit für alle Kategorien ist gesetzlich so gut wie unbeschränkt und praktisch für die Angestellten meist überlang. Nach den Mitteilungen aus der Statistik der Stadt Düsseldorf , in denen 19 größere Krankenanstalten Deutschlands kritisch behandelt werden, befindet sich unter diesen keine einzige, in der die Schwestern weniger als 14 Stunden Dienstzeit haben, abgerechnet die Essens- oder Ruhepausen von durchschnittlich zwei Stunden. Hierzu kamen in vielen Fällen noch Nachtwachen, die im Rahmen des gewöhnlichen Dienstes zu machen sind. So laufen z. B. die Dienststunden des Elisabethkrankenhauses in Aachen von 6 Uhr morgens bis 9 Uhr abends; dazu kommt noch jeden dritten bis vierten Tag eine dreistündige Nachtwache; Erholungsurlaub wird „nach Bedarf" erteilt. Im Nürnberger städtischen Krankenhause laufen die Dienststunden von 6 bis 9 Uhr; dort müssen die Schwestern alle drei bis vier Tage eine fünfstündige Nachtwache leisten. In dem bekannten städtischen Krankenhause zu St. Jacob in Leipzig existierte bis zum Jahre 1909, und existiert vielleicht noch, in der Woche einmal eine Arbeitsbereitschaft von 36 Stunden für die Lehrschwestern. Wenn man eine gute Oberschwester hatte. konnte man einige Stunden auf einer harten Badebank ruhen. Früher, als das Haus noch mit Diakonissinnen besetzt war, schloß sich an den Sechsunddrcißigstundentag ohne Ruhepause eine Relegionsstunde an., Nicht minder arg steht es um die Entlohnung. Als günstigere Entlohnung für vollständig ausgebildete Krankenpflege- rinnen, die also bereits einige Probejahre hinter sich haben, werden bereits Jahresgehälter von 300 bis 610 M. genannt. Das Diako- nissenhaus zahlt nach erfolgter Ausbildung drei Jahre lang monat- lich 10 M. und dann 17,50 M. Der Verein vom Roten Kreuz prangt auf der Liste mit Jahresgehältern von 216 bis 233 M.. der Vaterländische Frauenverein mit solchen von 240 bis 460 M. Andere Diakonissenanstalten zahlen 144 und 160 M., und die Anstalt Kaiserswert gar nur 106 M. Dazu kommt manchmal, aber nicht immer, freie Kleidung. Ab- zuziehen sind je nach der Art des Hauses hohe Beiträge für den P c n s i o n S fond s, die sich zwischen 4 und 16� Proz. des Gehalts bewegen, sowie Steuern und Jnvalidenversicherungsbeiträge. Nicht minder groß muß teilweise das Elend der Gemeinde- schwestern sein. Das eine Mal wird das Problem, wie die Schwester mit 660 M. jährlich und freier Wohnung auSlommen soll, nach der Zeitschrift„Unterm Lazaruskreuz" wie folgt gelöst: „Sie ißt nur jeden zweiten Tag richtig zu Mittag uns kauft ihre Kleider auf Abzahlung." Natürlich wird die unwürdige Stellung der Krankenschwestern auch in den Vertragsbestimmungen, die die frommen Vereine mit ihnen abschließen, offenbar. Konkurrenzklauseln, mit zwei- bis zehnjähriger Bin- dung bei Konventionalstrafen von 60 bis 690 M., auf ganze Stadt» und Landkreise ausgedehnt, finden sich bei Rote Kreuz-, Vaterlän- dischen Frauenvereinen und anderen Anstalten. In einem Falle sollte an ein Rotes Kreuzhaus eine Gemeinde für die Schwester 300 M. Konventionalstrafe zahlen, da diese selbst unbemittelt war. Ein Diakonisscnhaus verlangte beim Uebcrgang in die erwerbs- mäßige Krankenpflege 600 M. von der Schwester, selbst wenn sie etwa zur Unterstützung ihrer Angehörigen dazu gezwungen wäre. Ein Rotes KreuzhauS schließt sogar folgenden Vertrag ab: „Jede berufsmäßige Schwester, welche im Verein, wenn auch nur auf Probe, angestellt war, ist verpflichtet, während eines zehn- jährigen Zeitraumes vom Tage ihrer Ausscheidung aus dem Verein gerechnet, innerhalb des Kreises...... weder die Kranken- oder Wochenpflege auszuüben, noch sich zur Ausübung der Kranken- oder Wochenpflege niederzulassen." Unter solcher Vergewaltigung ist eS kein Wunder, wenn die Krankenpflegerinnen auch von dem ihnen formell durch das Gesetz gewährleisteten Koalitionsrecht nur unter Hindernissen Gebrauch machen können. Die Broschüre nennt das Recht des Zu- sammenschlusses eine der Freiheiten, die nur auf dem Papier stehen.„Manche Städte verbieten ihren Schwestern den Anschluß an die Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen Deutschlands . Andere geben ihrem Mißfallen gegenüber der Organisation unver- hohlen Ausdruck. Die Glieder der Mutterhäuser dürfen in der Regel auch nicht beitreten." Es versteht sich, daß unter solchen Sklavenfesseln auch die Ge- sundheit der Krankenpflegerinnen schwer beeinträchtigt wird. Auf Grund siebenjähriger Beobachtung einiger tausend Mitglieder kon- statierte die Vorsitzende der„Berufsorganisation der Krankenpflege- rinnen Deutschlands ", daß das Durchschnittsalter bei Todesfällen höchstens auf das 36. Lebensjahr zu verlegen ist. Lungenleiden sind besonders häufig. Auch abgesehen von der frühen Sterblichkeit wird der Pensionsanspruch nur Verhältnis- mäßig selten erreicht. Von 120 Rote Kreuzschwestern in einem Verbände waren nach 10 Jahren nur noch 12 vorhanden, die übrigen waren aus verschiedenen Gründen vorher ausgeschieden. Hoffentlich fuhrt der hier geschilderte Jammer die Kranken- Pflegerinnen dahin, daß sie gleich den anderen gewerblichen Ar- beitern und Arbeiterinnen die Notwendigkeit der Organisation voll begreifen lernen und dann die öffentliche Meinung aufrütteln, damit die Gesetzgebung endlich der oft unter dem Deckmantel der Frömmigkeit betriebenen Ausnutzung in Rücksicht auf das Ge- meinwohl entgegentritt. DaS ist um so notwendiger, als der schwere Beruf der Krankenpslege nur dann mit voller Hingebung geübt werden kann, wenn seine Trägerinnen von dem Gefühl, Objekte krasser Ausnutzung zu sein, befreit sind. tversammlnngen— Veranstaltungen. Berein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse. Sonntag, den 26. September, abends 6 Uhr. in den Corona- Festsälen, Kommandantenstraße 72: Geselliges Beisammensein und Tanz. Mitwirkende: Herr Tobias, Klavier ; Frl. Woytich, Violine; Frl. Kussel, Rezitation; Frl. Lorenz, Gesang. Zentralvcrband der Hausangestellten. Sonntag, den 23. September. in Beckers gestsälen(Jnh. Zemter), Kommandantenstraße 62: Dienstboten- Versammlung. Anfang 6 Uhr. Vortrag. Herr Redakteur Paul John:„Wie können sich Dienstboten Rechte ver- schaffen?" Freie Aussprache. Nachdem Tanz. Die Arbeiterschaft wird ersucht, alle ihr bekannten Dienstboten auf diese Bersamm- lung aufmerksam zu machen. Leseabende. Britz -Bucko«. Montag, den 26. September,'/»S Uhr, im Lokal des Genossen Rahn, Bürgerstr. 4. DtUtschtlKuchblndtrvtlblllld (Zahlstelle Berlin .) Wegen tarislicher Disserenzm ist die Finna stezendarlltscd« Verlagsanstalt, Schöneberg . Bahnstr. 19 20, sür unsere Mitglieder gesperrt. Etwaige Angebote von Arbelten dieser Firma in anderen Werkstätten sind zurückzuweisen. Die Ortsverwaltnng. tFH�Krucd-pollmsan ■? empfiehlt sein Lager in Bruch- bandagon, Leibbinden, Geradehaltern, Spritzen, Suspensorien sowie«amtliche Artikel zur Kranken- pflege. Eigene Werkstatt. Lieferant sür OrtS- und Hilss-Krankenkassen. Berlin NT.,• jetzt l-othrinecr Straße OO. 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