appelliert und den Ausschluß verlangt. Die Beschwerdekommission empfiehlt, da inzwischen neue Tatsachen über daS Verhalten Grunerts mitgeteilt worden sind, die eventuell seinen Ausschluß rechtfertigen würden, die Einleitung eines neuen Schiedsgerichtsverfahrens gegen Grunert. Leopold- Zeitz: Das Schiedsgericht hat die Sache nicht so ver» handelt, wie es sich gehört. Am Orte ist man sich einig, daß Grunert aus der Partei muß. Wenn der Parteitag nicht selbst den Ausschluß vollziehen will, muß ein neues Verfahren eingeleitet werden. Der Antrag der Kommission auf Einleitung eines neuen Schiedsgerichtsverfahrens wird angenommen. Berichterstatter Brecour: Paul Fiedler, Berlin 6, ist ausgeschlossen, weil er sich ehrloser Handlungen schuldig gemacht hat. Er hat fälschlich ein parteigenössisches Mitglied der frei- religiösen Gemeinde Berlin des Betrugs und der Unterschlagung bezichtigt, hat die freireligiöse Gemeinde wegen angeblich falscher Eintragung denunziert und in einer anarcho sozialistischen Versammlung die Institutionen der Partei verächtlich gemacht. Die Beschwerdekommission ist einstimmig der Meinung, daß das Ausschlußurteil des Schiedsgerichts gerechtfertigt ist. Der Antrag der Kommission aus Bestätigung des Ausschlusses wird angenommen. Berichterstatter Brecour: Gegen den Genossen Michael V o l z- Oppenau wurde auf Grund lokaler Streitigkeiten ein Ausschluß- verfahren eingeleitet, weil er sich gegen Parteiinteressen vergangen haben sollte. Die Sache ist schon nach dem neuen Örganisations- statut erledigt. Der Gauvorstand hat den Ausschluß abgelehnt und Volz nur eine Rüge erteilt und ihn für unfähig erklärt, bis zun: 1. Juli 1912 ein Ehrenamt in der Partei zu bekleiden. Das Schiedsgericht dagegen hat auf Ausschluß entschieden. Die Kom- Mission beantragt Aufhebung des Schkebsge�schitS- Urteils und Bestätigung des Urteils des Gauvorstandes. Der Parteitag beschließt nach diesem Antrage. Berichterstatter Brecour: Der aus dem Parteitag in Leipzig aus der Partei ausgeschlossene Maler G o t t s ch l i n g beantragt Wiederaufnahme in die Partei. Dieser Antrag gehört aber nicht zur Kompetenz der Beschwerdekommission. Damit ist dieser Antrag erledigt. Die der Veschwerdekommission überwiesene Angelegenheit G e ck- S ü ß k i n d hat zu dem Resultat geführt, dem Parteitag im Einverständnis beider Beteiligten folgende Erklärung zu unter- breiten: „Die Verhandlungen der Beschwerdekommission haben er- geben, daß die Behauptung Süßkinds, Geck habe seine Stellung in der Kontrollkommission ausgenutzt, um die badische Partei zu schädigen, unrichtig ist, daß Süßkind jedoch bei der Behauptung in gutem Glauben gehandelt hat." Damit ist der Bericht der Beschtverdekommission erledigt. Die sich auf die Tagesordnung des nächsten Parteitages be z�henden Anträge 1, 2, 78 und 79*) werden dem Parteivorstand zur Berücksichtigung überwiesen. Vorsitzender Dictz: Wir hätten nun noch den Ort für den nächsten Parteitag zu bestimmen. Bisher war es Gepflogenheit. daß jeder Parteitag beschloß, wo der nächste Parteitag abgehalten wird. Wir leben aber heute unter außergewöhnlichen Verhältnissen. Es steht zu erwarten, daß im nächsten Jahre ein auherordeutlichcr Parteitag stattfinden muß, und deS balb sollten wir es diesmal dem Parteivorstand überlassen, den Parteitag nach dem Ort einzuberufen, der für die Delegierten aus allen deutschen Gauen am günstigsten liegt.(Allseitige Zu- stimmung.)— Da ein Widerspruch aus der Mitte des Parteitages nicht erfolgt, konstatiere ich, daß die Festsetzung des Ortes für den nächsten Parteitag dem Parteivorstand überlassen ist. An den Beratungen des Parteitages haben teilgenommen, ab gesehen von den Gästen, 39g Genossen und Genossinnen. Davon waren 318 niännliche und 22 weibliche Delegierte, 3b Mitglieder des Reichstages, 9 Mitglieder der Kontrollkommission, 8 Mitglieder des Parteivorstandes, 2 Referenten und je 1 Vertreter eines Partci�eschäftcs bezw. der Redaktion deS„Vorwärts". Stimm berechtigt waren also 391 Teilnehmer. DaS Resultat der Wahlen ist folgendes: Für den Parteivorstand sind abgegeben 359 Stimm. zettel. Gewählt ist: Bebel zum ersten Vorsitzenden mit 344, Singer zum zweiten Vorsitzenden mit 342, G e r i s ch zum Kassierer mit 344 Stimmen. Zu Schriftführern sind gewählt Molkenbuhr mit 348, E b c r t mit 349, Pfannkuch mit 339, Müller mit 293 und als Beisitzerin Genossin Z i e tz mit 331 Stimmen.— Ferner haben Stimmen erhalten: Frank zum ersten Vorsitzenden 1. Auer als Sekretär 1, außerdem Dittmann 1, Rudolph 5, Roscnfeld 1, Wißmann 3, Stubbe 1. Bei der Wahl der Kontrollkommission sind abge geben 352 Zettel. Gewählt sind: Bock- Gotha mit 289, Braun- Königsberg mit 326, B r ü h n e- Frankfurt a. M. mit 278, Ernst- Berlin mit 332, Geck- Offenburg mit 264, Kaden- Dresden mit 279, K o e n e n- Hamburg mit 276, Timm- München mit 295, Zetkin- Stuttgart mit 265 Stimmen. ES sind also die bisherigen Mitglieder der Kontrollkommission w i e d e r g e. wählt.— Ferner haben Stimmen erhalten: Geiß 63. Süß heim 3, Borgmann 2, Wcstmeyer 2, Kolb 2, Frank 1, WaSner 1, Fischer 1, Dittmann 1, Zubeil 1, Rohleder 1, Müller-München 1, BeimS 1, Lehmann-Leipzig 1, David 1, Hildenbrand 1 Die Kontrollkommission teilt mit, daß sie die Genossen W e n g e l s und L i e p m a n n wieder zu Beisitzern für den Parteivorstand gewählt und den BildungsauSschuß in seiner bisherigen Zusammensetzung bestätigt hat. Damit sind die Geschäfte deS Parteitages beendet. Vorsitzender Dietz: Die Verhandlungen unseres Parteitages haben diesmal mehr als sonst die Aufmerksamkeit aller politischen Parteien Deutschlands erregt. Wenn die Urteile der konserva- t i v e n und der Zentrumspresse unS auch kalt wsscn, so liegt daS daran, daß wir sie kennen. Wlr wissen, daß sie uns vermöbelt und heruntersetzt, wo sie nur kann. Jäolche Urteile sind uns sehr a n (Sei enehm, da sie die versteckte Wut kaum verbergen können. r gutl) Je mehr dort geschimpft wird, umso sicherer werden wir selbst, denn der Beweis ist erbracht, daß wir uns auf richtigem Wege befinden.(Sehr wahr!) Desto interessanter war dagegen das Verhalten der Liberalen. Sie haben auf ctivas gehofft, das nicht in Erfüllung gegangen ist und nie in Erfüllung gehen wird. Ich werbe darauf noch am Schluß meiner Ausfuhrungen zurückkommen. Parteigenossen! Unsere Tagung stand während des ganzen Verlaufe? unter einer strengen Sachlichkeit, wenn auch einige aufregende Momente nickst vermieden werden konnten. Das liegt aber an unserem ureigenen Wesen, frei herauSzu- sagen, waS ist, und d:e Meinungsfreiheit nicht einzuschränken.(Sehr gut!) Daß dabei hier und da daneben gehauen wird, das ist menschlich und umso mehr begreiflich, als allen nur das Wohl der Partei am Herzen liegt. Kein Delegierter wird mit einem bitteren Gefühl im Herzen den Parteitag verlassen.(Sehr richtig!) Ueber den Verlauf der Debatte über die Maifeier ist zu sagen, daß die Partei, wie auch in früheren Jahren, den ersten Ma: am würdigsten durch vollständige Arbeitsruhe zu feiern gedenkt, um den Protest gegen die Ausbeutung der Arbeiter durch den Kapi- taliSmus am wuchtigsten zu erheben und zugleich dem KriegSmoloch ein Halt in seinem völkerverwüstendcn Treiben zuzurufen. Wir wissen recht wohl, daß die Arbeiter einer Nation allein nicht stark genug sind, um mit Erfolg jenem kulturmörderischen Unheil ein *) 1. Essen: Die Jmpffrage Parteitages zu setzen. auf die Tagesordnung deS 2. Düsseldorf : Die Steuerfrage auf die Tagesordnung des Parteitages zu seyen. 78. Brandenburg : Die Agrarfrage auf die TageSord- nung de» nächsten Parteitage» zu fetzen. Ende zu bereiten. Wer die Zeit naht immer mehr heran, wo das gesamte Proletariat aller Länder stark genug sein wird, Kriege zwischen Kulturländern unmöglich zu machen. Da- zu soll und wird die Maifeier dienen. Das hat uns auch ganz be- sonders das Referat über den Internationalen Kongreß m Kopenhagen gezeigt. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und der Wille der Proletarier aller Länder wird das vollbringen, was Ideologen im bürgerlichen Lager bislang als schönen Traum ange- sehen haben.(Lebhafte Zustimmung.) Auch der Parlaments- rifche Bericht hat große und erhebende Momente gehabt, und die daran sich anschließende Diskussion zeigte uns die Uebel und die Schwächen unserer innerpolitischen und wirtschaftlichen Lage, als deren Pole sich der Imperialismus im deutschen Tibet mit feiner verzückten Himmelsfreudigkeit und die kaum zu ertra- gende Not von Millionen Volksgenossen erwies. Dort das Erdenentrücktsein, hier irdische Not und Leiden und Verge- waltigung in höchster Potenz, aber auch zugleich die feste Ent- schlossenheit unserer Partei, als Vertreter der Armen und Elenden, dem tollen Zustand ein Ende zu bereiten. Und das Volk wird uns in diesem Kampfe treu zur Seite stehen.(Bravo I) Als ein weiteres gutes Zeichen unserer Entwickelung ist auch der freundliche Stand- punkt unserer Partei zu der Konsumvereinsbewegung anzusehen. Wenn nicht alles täuscht, wird diese Bewegung imstande sein, den Arbeitern eine starke Stütze zu bilden im Kampf gegen Auswucherung und Uebervorteilung im täglichen Leben und dabei eine große erzieherische Wirkung ausüben.(Bravo !) Das ist umso notwendiger, als wir sehen, wie in der sozialen Reform, trotz des Trommelgerassels der Offiziellen und Offiziösen eine Art Versteinerung eingetreten ist. Die große Vorlage, die den Reichstag z. Zt. beschäftigt, ist eigentlich nichts weiter, als eine rein mechanische Zusammenlegung der Vcrsiche rungsgcsetze, bei der neben manchem Besseren aber auch die Be schneidung der Selbstdevlvaltung der Kassen, besonders der Rechte der Arbeitnehmer steht. Noch bei keinem Gesetz zuvor ist seitens der Parteileitung, der Gewerkschaften und der sozialdemokratischen Fraktion des Deutschen Reichstags eine so gründliche und um- fassende Sichtung und Bearbeitung des Materials erfolgt, wie gerade bei dieser Vorlage. Hoffen wir, daß diese Riesenarbeit wenigstens den Erfolg haben möge, daß die Arbeiter nicht schlechter gestellt werden als bisher.(Bravo !) Nun noch einige Worte zu der badischen Budget- bewilligung, die ihre Schatten in der Literatur und in Ver>- sammlungen vorauswarf. Gewiß, die Angelegenheit war auch für uns keine angenehme, aber sie ist erledigt, Wieste unter Parteigenossen erledigt werden muß.(Sehr wahr!) Harte Worte links und rechts, dann aber, als der Streit sein parlamentarisches Ende fand, die erhebenden, von richtigem Partei- genössischen Gefühl getragenen Erklärungen der vier süddeutschen Fraktionen am Freitagmittag. Ich habe manches Auge naß werden sehen,— das war keine Sentimentalität, sondern Freude über die wirklich vollzogene Einigung zwischen Nord und Süd unseres Vaterlandes.(Lebhafter Beifall.) Parteigenossen, der alte Liebknecht hat einmal das Wort ausgesprochen: Die geballte Faust dem Gegner, den Genossen, auch den strauchelnden, die hilfreiche Bruder- Hand.(Sehr gut!) Sie wissen, was ich damit meine. Ich möchte dazu noch sagen, damit die andere Seite auch ihr Teil erhält (Heiterkeit), daß wir, bildlich gesprochen als Partei mit einem großen Hause zu vergleichen sind, das viele Wohnungen hat, Wcch- nungen für alle, denn wir möchten alle haben, die den Kampf gegen das Unrecht führen wollen, aber auch in den Temperamenten sehr verschieden sind. Das kann der Hausbesitzer ertragen; ohne daS Aufeinanderplatzen der Meinungen kommt die Wahrheit nicht an den Tag. Aber eins kann er verlangen: die Hausordnung müssen alle ohne Unterschied respektieren.(Lebhafter Beifall.) Hierbei haben wir auch die große Freude gehabt, unseren alten Führer Bebel in geistiger Frische und Kraft wieder unter uns zu sehen, was uns alle mit einander sehr gefreut hat. ES ist zweifellos der Wunsch der Delegierten hier im Saale und der Parteigenossen im ganzen Reich und weit darüber hinaus, daß seine gute Gesundheit andauern möge, damit er das Werk, das er begonnen hat, fortsetzen kann. (Stürmischer Beifall.) Und damit komme ich zum Schluß. Das, was uns alle be» wegt und die Partei vor schwere Aufgaben stellt, ist der Wahl. rechtskampf in Preußen; der muß zu einem glücklichen Ende geführt werden, und wenn man Ihre entschlossenen, kämpf- lustigen Gesichter sieht, so ist an dem Ausgang gar nicht zu zweifeln. Wenn die Liberalen uns zu diesem Kampf als offizielle Bundesgenossen haben wollen, so sehen sie den Wald vor Bäumen nicht. Es existiert keine ernstlickze liberale Forderung, die nicht von unserer Partei leidenschaftlich vertreten wird, mit einer Leidenschaft, von der bei den Liberalen äußerst wenig zu merken ist.(Sehr richtig!) Von einem Handel zwischen uns und den Liberalen kann nicht die Rede sein, wohl ober von einer Hilfe dort, wo die Liberalen einem Reaktionär gegenüber zu schwach sind. Wo es uns selbst nicht gelingt, aus eigener Kraft den Re- aktionär zu besiegen, hauen wir den Liberalen als das kleinere Uebel heraus. So war es immer, selbst mit einem Disziplinbruch(Heiterkeit), so wird es auch fernerhin bleiben. Also bitte, mögen sie gegebenenfalls das Gleiche tun. So, aber auch nur so, ist eine Bundesgenossenschaft denkbar. Wir sind schon zu häufig geleimt worden, um uns Illusionen hinzu- geben.(Lobhafte Zustimmung.) Wenn der Parteitag geschlossen sein wird, treten die Dele- gierten in ihrer Heimat wieder in den Kampf ein. der heißer als je werden wird. Sie treten nach dem Zusammenarbeiten mit den Parteifreunden aus allen Gauen Deutschlands in dem erhebenden Gefühl wieder in die Schlachtreihen des Proletariats, daß die P a r t e i e i n i g e r w i e j e i st. DaS stolze Bewußtsein, daß ihr der endliche Sieg werden muß, beseelt sie und feuert sie an. Groß sind die Mühen, aber groß und gewaltig ist auch das gesteckte Ziel. Als seinerzeit das Wort gelassen ausgesprochen wurde, daß Deutsch- lands Zukunft auf dem Wasser liegt, fiel dabei auch die schöne Be- zeichnung für die deutschen Arbeiter, daß sie vaterlandslose Ge- scllen seien. Das hat uns ein mitleidiges Lächeln ent- lockt, und das war noch zu viel.(Sehr gut!) Wissen wir doch, daß Deutschlands Zukunft in der sozialdemokra- t i s ch e n A r b e i t e r b e w e g u n g l i e g t und daß die wahre Kul- tur nirgends sicherer ruht und getragen wird, als in den Köpfen und Herzen der Arbeiter— eine Kultur, die den Frieden auf Erden will, auf daß sie den Menschen ein Wohlgefallen sei.(Lebhafter Beifall.) Bekräftigen wir das Gelöbnis, daß wir unerschüttert von allem Bösen unseren Kampf weiter führen wollen bis zum endlichen Sieg, mit einem dreifachen Hoch auf die sozialdemokratische Partei Deutschlands und die sozialdemokratische Bewegung aller Länder: Die Sozialdemokratie lebe hoch, hoch, hoch! Die Delegierten haben sich während der letzten Worte erhoben, sie stimmen begeistert in den Hochruf ein und singen stehend die der Arbeitermarseillaise. Der Parteitag ist geschlossen. ersten beiden Strophen Vorsitzender Dictz: Schluß 1% Uhr. Berichtigungen. In dem Bericht über die Abstimmung über den Zusatzcmtrag Zubeil-Haase zur badischen Budgetbewilligung ist versehentlich der Genosse Gustav Muth. Oberschöneweide unter den Dele- gierten aufgeführt worden, welche an der Abstimmung nicht teil- genommen haben. Der Genosse Gustav Ruth hat fürdenAn- trag gestimmt. P- Bremen: Auf die TageSordiumg tzi» nWtea.Partei- tage» die Reichsfinanzreform zu fetzeu, In der Erklärung, mit welcher Genosse Kaden, als Vor- sitzender der Kontrollkommission die Mitteilung beantwortete, die Genosse Pfannkuch in seinem Schlußwort zu dem Fall Gewehr gemacht hatte, sind versehentlich einige sachlich wichtige Worte weg- geblieben. Es soll deshalb der entscheidende Teil des Schreibens hier wörtlich folgen, in welchem sich die Kontrollkommission mit der vom Genossen Pfannkuch zitierten Meinungsäußerung des Partei- Vorstandes auseinandergesetzt hat. „Nach längerer Diskussion beschließt die Kontrollkommission. dem Parteivorstand mitzuteilen, daß sie auch nach Kenntnisnahme dieses zweiten Briefes keine Veranlassung hat, von der den ge- faßten Beschlüssen untergelegten Beurteilung des Falles abzu- gehen." » Genosse Haase ersucht uns um Aufnahme folgender Erklärung:» Die Genossen Auer und Geiß haben über die Vorgänge in der Parteitagssitzung vom 21. September 1919 in der Parteipresse eine Darstellung veröffentlicht, die verwirrend wirken muß. Die Behauptung, daß die Mehrheit die Absicht gehabt habe, ihren nach der Schlußrede des Genossen Frank gestellten Antrag„ohne ernst- hafte Beratung durchzupeitschen", entbehrt jeder Grundlage. Dieser Antrag ist. wie auch die Genossen Auer und Geiß nicht bestreiten, sachlich identisch mit dem von 212 Delegierten unterzeichneten Antrag Zubeil Nr. 93; er war also bereits in einer gründlichenzwei- tägigen Perhandlung nach allen Seiten erörtert wor- den. Er enthielt sachlich nichts Neues, sondern bezweckte n u r e i n e förmliche Beschlußfassung über die Erklärung, die der Genosse Bebel namens des Parteivorstandes ohne jeden Widerspruch abgegeben hatte und die dadurch als Willenskundgebung des Partei- tages schon festgestellt war. Daß der Antrag nicht eine„Verletzung der grundlegenden Verfassung der Partei" enthält, ergibt sich schon daraus, daß er sich die Erklärung des Parteivorstandes zu eigen macht, die gerade dem Bestreben entsprungen ist, eine dem Organisationsstatut ent- sprechende unbezweifelbare Formulierung des ursprünglichen Vor- schlages zu geben. Freilich war dies nicht erforderlich, da auch jener Antrag, wie sein Wortlaut beweist und die von den ver- schiedenen Rednern gegebenen Erläuterungen klarstellten, durchaus im Einklang mit dem Statut steht, da auch er die Frage, ob der Ausschluß eines Parteigenossen geboten sei, der Entscheidung der im Statut festgesetzten Organe anvertrauen wollte. Lediglich aus einem Akt kameradschaftlichen Entgegenkommens wurde der Antrag zurückgenommen. Die Antwort auf dies Ent- gegenkommen war die st ä r k st e P r o v o k a t i o n der Mehrheit des Parteitages durch den Genossen Frank, dessen Ausführungen als Mißachtung der Parteitagsbeschlüsse und als eine Verhöhnung des Parteiwillens empfunden wurden, zumal als er erklärte, daß die Vudgctabstimmung in den nächsten Jahren eine FragederVer» h ä l t n i s s e sei. Dazu Stellung zu nehmen, war der Parteitag verpflichtet, um von vornherein die Deutung auszuschließen, als ob er durch sein Stillschweigen den Standpunkt des Genossen Frank sanktioniert habe. In dieser Situation habe ich, um jede Uebereilung zu verhüten, und eine ruhige Erwägung zu ermöglichen, im Namen der Mehrheit der Partcitagsdelegierten die Vertagung der Verhandlungen auf den nächsten Tag bean» tragt. Der Vorsitzende, Genosse Dietz, bat mit Unterstützung des Genossen Bebel um Zurückziehung des Vertagungsantrages und um endgültige Erledigung der Budgetverhandlungen an demselben Abend. Er schlug deshalb eine Unterbrechung der Verhandlungen für kurze Zeit vor, worauf die Mehrheit einging. Als kurz nach 8 Uhr die Verhandlung wieder aufgenommen wurde, wurde der neu formulierte Antrag sofort dem Vorsitzenden überreicht und von diesem verlesen. Die Minderheit hatte dann während dreier namentlicher Abstimmungen reichlich Zeit, sich über den Antrag schlüssig zu machen; und die Mehrheit war gern bereit, auf Wunsch auch in eine weitere Unterbrechung der Sitzung zu diesem Zweck zu willigen. Was sie dagegen jetzt verlangen mußte, war eine klare Entschließung des Parteitages über den Antrag im Anschluß an die Abstimmung über die Resolution des Parteivorstandes. Die geschäftsordnungsmätzige Zulässigkeit deS Antrages kann um so weniger bezweifelt werden, als der Parteitag sogar die Wiederaufnahme der Verhandlungen zu beschließen in der Lage war. Die Abstimmung konnte nur dadurch vermieden werden, daß Genosse Frank eine unzweideutige Erklärung darüber abgab, daß er und seine Freunde bei aller Freiheit in der Meinungs- Äußerung doch im Handeln mit der Gesamtpartei sich in Uebereinstimmung setzen würden. Da eine solche Erklärung nicht erfolgte, hat die Mehrheit gerade zu dem Zweck, um für den Parteiftieden eine feste Grundlage zu schaffen, die Abstimmung herbeigeführt. Weil, wie von allen Seiten anerkannt wurde, die Mehrheit trotz der inneren Leidenschaft doch bis zum Schluß in sachlicher parlamentarischer Weise verhandelt hat. und da nicht anzunehmen ist, daß die Minderheit, wenn sie im Saal geblieben wäre, zu einer anderen Art der Verhandlung übergegangen wäre, so ist die Besorg- nis unliebsamer„Auftritte und Erörterungen" durchaus am Platze gewesen. Illoyalität und Mangel an Kameradschaftlichkeit ist auf seiteu der Mehrheit sicherlich nicht hervorgetreten. Haase- Königsberg , im Auftrage der Unterzeichner des Antrages Zubeil; Die Parteitzresse wird um Abdruck dieser Erklärung ersucht. Amtlicher Marktbericht der NädMchen MarNdallen.DlrekNon ad-r den Großhandel in den.stentral-Marktballen. Marktlage: Fletsch: Zufuhr schlvach, GefchZIl still, Presse unverändert. Wild: Zufuhr ac- nügend. 6!elchaft rege. Preise unverändert G es l>1 g e l- Zufuhr reichlich. Wefchast nicht lebbast, Presse unverändert. bei Gänsen nachacbend. is i f ch e: Zufuhr knapp. Geschält ziemlich lebhast, Presse im allgemeinen ausgebessert. Butter und Käse: Geschüst ruhig. Presse unverändert. « e m v i- O b!i und S ü d s r ü» t-: Zufuhr reichlich, besonders in Blumenkohl, Geschält etwas lebhafter, Preise mehrfach verändert. eSasserstandS-Stachrtchtcn der LanbeSanstalt für Kewässerkimde, mttgeteA vom Berliner » Weiterbureau. Wasserstand M e m e l. Tilsit P r e g e l. Jnfterdurg Weichsel . Thoru Oder, RaNbor , Krassen . Frankwrt Warthe, Schrinnn » Landsberg Netze, Vordamm Elbe, Leitmeritz . Dresden » Barby , Magdeburg Wasserstand Saal«, Krochlttz Havel , Spandau » Rathenow -) S p r«», Svremberg') , Biestow Weser, Münden , Minden Rhein , MaximilianSau , Kaub . Köln Neckar, Hellbronn Main, Wertheim Mosel. Trier am 23. g. orn 134 83 65 162 —40 46 524 272 291 108 141 66 I-tt 22.9. orn1) +20 +1 +1 +1 +7 +33 Ä -14 +1 -7 1+ bedeutet Wuchs,— Fall.•) Unterpegel. D>e Oder erreichte bei R a t i b o r heute um Mitternacht ihr a s s e r st a n d mit 520 onr und ist von 2 bis 8 Uhr morgen� . cm sse f a l l e n.— Die Flutwelle der oberen Oder ist dies- wal unter dem mittleren Hochwasser geblieben, auch ihre Verstärkung au» en Nebenflüssen ist gering. höchsten wieder um 4
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