»t.227. S7.z.w°g- i KtilllP des JoriHirts" ferlinet Nöldsdllltt.»»w.ch.z8.s-M»tttM —■■! II III■■■■— I——■■■ I II IHM II I........................ II IIHMHIIMII I III......■III! II lllllll II I.....■ Ii.............. I i Ii■----------- Aus der Keichzverlicheriingzordnungz- Kommiinon des Reiebstages. Sitzung am Dienstag, 2 7. September. Der größte Teil der Sitzung wurde durch die Aussprache über die Rücklage(Reservefonds) tn Anspruch genommen. Im Verlauf dieser Debatte gab Staatssekretär Dr. Delbrück die Erklärung ab, daß die Regierungen auf daS Zustandekommen des ganzen Gesetzes noch in dieser Session großen Wert legen und sich mit der Abtrennung einzelner Teile nicht einverstanden erklären könnten. Nach dem geltenden Gesetz haben die Berufsgenossenschaften zu- nächst die Rücklage(Reservefonds) durch Zuschläge zu den Beiträgen anzusammeln. Die Zuschläge sollen im ersten Jahre 300 Proz. be- tragen und fallen in 11 Jahren bis zu 10 Proz. Diese Bestimniung ist unverändert in die Vorlage übernommen worden. Für die weitere Zeit aber fordert die Vorlage eine stärkere Rücklage als nach dem geltenden Gesetz, wobei aber— was jetzt nicht der Fall ist— die Zuschläge sich nach den besonderen Verhältnissen jeder einzelnen Berussgenossenschaft richten sollen. Nach längerer Debatte wurden mehrere Abschwächungsanträge, die von den Nationalliberalen, vom Abg. Pauli(k.) und dem Zentrumsabgeordneten Irl im Interesse der Unternehmer ein- gebracht waren, abgelehnt und die Bestimmungen der Regierungs- Vorlage angenommen. Beschlossen wurde auf Antrag der Nationalliberalen noch, daß die Negierungen verpflichtet werden, nach zehn Jahren Auskunft darüber zu geben, ob die Ent- Wickelung der Unfallversicherung die vorgeschriebenen Zuschläge für die Rücklage auch fernerhin notwendig mache. Zur Unfallverhütung hatten die Sozialdemokraten eine ganze Reihe Verbesserungs- antrüge eingebracht. Nach dem geltenden Rechte sind zwar zu den Beratungen und den Beschlüssen des Vorstandes über die Unfallverhütungsvorschriften Vertreter der Arbeiter mit vollem Stimmrecht und in gleicher Zahl wie die beteiligten Vorstands- Mitglieder hinzuzuziehen. Jedoch steht die entscheidende Ab- stimmung über die UnfallverhütungSvorschristen den Genossenschafts- Versammlungen zu, und in diesen sind die Arbeiter nicht vertreten. Diese Bestimmungen find in die Regierungsvorlage hinübergenommen worden. Die Sozialdemokraten hatten deshalb beantragt, daß die entscheidenden Beschlüsse über die Unfallverhütungs- Vorschriften dem Vorstände der Berussgenossenschaft, der, wie bisher, zu diesem Zwecke durch Arbeitervertreter verstärkt ist(Unfall- Verhütungsausschuß) zustehen soll. Genosse Hoch wies noch, daß nur auf diese Weise die Mitarbeit der Arbeiter ihren vollen Wert habe. Denn nach den jetzigen Bestimmungen sei es vorgekommen. daß die Arbeitervertreter für ihre Verbesserungsvorschläge im Bor - stände die Vertreter der Unternehmer gewonnen hatten, daß aber trotzdem diese Vorschläge in den GenossenschaftSver- fammlungen endgültig abgelehnt worden, weil hier die Arbeiter- Vertreter nicht zugegen waren und deshalb ihre Borschläge auch nicht rechtfertigen konnten. Ministerialdirektor EaSpar gab zu. daß derartige Fälle vor- gekommen seien. Trotzdem sprach er fich gegen den sozialdemo- kratischen Antrag aus. Er machte darauf aufmerksam, daß die Vorlage die Berufsgenossenschaften verpflichte, die„erforder- lichen' Unfallverhütungsvorschriften zu erlassen. Der Zusatz ..erforderlichen" sei neu und gebe dem ReichsverstcherungSamt das Recht, in den Fällen, wie die. dte Genosse Hoch angeführt habe, die Berufsgenossenschoft zur Annahme der von den Arbeitervertrerern Verlangten Verbeflerungen zu zwingen. Luch dem Abg. Hitze ging der Vorschlag der Sozialdemokraten „zu weit". Wenn die Arbeitervertreter das gleiche Stimmrecht in der Sache hätten, würde ihnen schon ein Brbeitgebervertreter, der auf ihrer Seite steht, die Mehrheit geben; dann könnten sie dse n Unternehmern die teuer st en Schutzmaßnahmen vorschreiben. Auf die Frage des Genossen Hoch aber, wo sich denn die Ar- beitervertreter, die ja schon nach dem jetzigen Recht im Genossen- schaftS- Vor stände das gleiche Stimmrecht wie die Unternehmer bei diesen Fragen haben, als so„gefährlich" erwiesen haben, blieb Abg. Hitze die Antwort schuldig. Genosse Hoch forderte eS im übrigen als das gute Recht der Arbeiter, wenigstens hier, wo eS sich um den Schutz ihres Lebens und ihrer Gesundheit handelt, mindestens mit demselben Rechte wie die Unternehmer mit- zuarbeiten. Der Antrag der Sozialdemokraten wurde von den Kon- servativen, Nationalliberalen, Liberalen und dem Zentrum n i e d e r g e st i m m t. Dieselbe Mehrheit lehnte auch einen zweiten Antrag der So- zialdemokraten ab, nach dem erstens ein Abdruck der für den einzelnen Betrieb oder Bctriebsteil geltenden Unfallverhütungs- Vorschriften jedem Arbeiter auf Verlangen ausgehändigt werden und zweitens ein Abdruck der Vorschriften au der Betriebsstätte den Ver- sicherten in zweckmäßiger Weise zugänglich gemacht werden sollte. Endlich lehnten die Konservativen, National- liberalen und Liberalen einen Antrag des Abg. Kulerski (Pole) ab, der es der Berufsgenossenschoft zur Pflicht machen wollte, die UnfallverhütungSvorschristen in der Muttersprache der beteiligten Arbeiter herauszugeben. Fortsetzung morgen._ fius der fuflizltommiinon. Sitzung vom Dienstag, den 27. September. Die Beratung über den Abschnitt Kosten wird beim Z 490 fortgesetzt. Zu diesem wie auch zu den nächsten Paragraphen liegen Abänderungsanträge unserer Genossen, des Zentrums und der Freisinnigen vor. Einige kleine Verbesserungen wurden in die Vorlage aufgenommen. Zum letzten§ SOO wird ein Antrag Gröber angenommen, die verbündeten Regierungen zu ersuchen,„dem Reichstag einen Gesetzentwurs zur Revision des Gerichtsrostengesetzes vorzulegen".— Die Regierungsvertreter erklärten, daß diese Revision in Vorbereitung sei und sich nicht nur auf die durch die neue Strafprozeßordnung erforderlich gewordenen Aenderungen erstrecken, sondern eine all- gemeine sein wird.— Auf eine Anfrage, ob bei der Regierung auch eine Revision der Rechtsanwaltsgebührenordnung geplant sei, antwortete der Staatssekretär L i s c o, daß auf Grund der neuen Strafprozeßordnung noch keine Revision der Rechtsanwaltsgebührenordnung vorbereitet sei. Damit war die Strafprozeßordnung in erster Lesung er- l e d i g t und die Kommission trat in die Beratung des GerichtsverfassungSgesetz-Entwurfes ein. Dazu lag in erster Linie zum K 2 von unseren Genossen fol- gender Antrag vor: „Die Zulassung zum Vorbereitungsdienst darf insbesondere nicht aus politischen, konfessionellen oder f i n a n- z i e l l e n Gründen verweigert werden." Unser Redner konnte aus einer Fülle von Einzelfällen die Not- wendigkeit dieser Bestimmung begründen; und im öffentlichen poli- tischen Leben sind heute eine ganze Reihe von Leuten tätig, die wegen ihrer politischen Anschauungen gehindert oder aufgehalten wurden. Ein polnischer Redner wies nach, daß in Preußen nur diejenigen zum Vorbereitungsdienst zu- gelassen werden, die auf S Jahre eine feste Jahreseinnahme von 1E500 M. nachweisen können. — Der Staatssekretär L i s c o erklärte die Annahme dieses An- träges durch die Regierung höchstwahrscheinlich für ausgeschlossen. Trotzdem die Vertreter der preußischen Regierung auch von den Konservativen zu wiederholten Malen aufgefordert wurden, die Behauptungen des polnischen Redners zu entkräften, schwiegen sich die Herren aus. Erst am Schluß der Debatte erklärte ein Re- gierungsvertreter, daß der Regierung die geschilderten Fälle nicht bekannt seien! Und das, trotzdem mehrere Abgeordnete aus ihren eigenen Erfahrungen die Behauptungen des polnischen Redners unterstützen mußten! Darauf erklärte ein anderer Vertreter der preußischen Regierung, daß tatsächlich der Gebrauch, der sich auf die alte Gerichtsordnung stütze, in Preußen geübt werde, von den jungen Juristen einen Vermögensnachweis zu fordern.— In der Abstimmung wurde der sozialdemokratische An trag gegen die Stimmen unserer Genossen, der Freisinnigen und Polen abgelehnt. Dagegen wurde folgender Antrag Gröber angenommen: „Die Zulassung zum Vorbereitungsdienst darf nicht von der Nachweisung einer bestimmten Summe abhängig gemacht werden." Ein weiterer Antrag unserer Genossen, daß, wenn die Er nennung zum Richter einem Anwärter verweigert wird, darüber im Wege des Disziplinarverfahrens zu entscheiden ist, wurde ab gelehnt. kleines feuiUeton. Proudhon über Kuiist. Im Jahre 186S wurde auS dem Nachlaß des ftanzösischen Sozialisten Proudhon eine Schrift.Vom Prinzip der Kunst und ihrer sozialen Bestimmung" herausgegeben, von denen 15 Kapitel noch von ihm selbst die endgültige Form erhalten haben, 10 Kapitel von seinen Herausgebern redigiert worden sind. Diese Schrift ist das radikalste Bekenntnis zur rein sozialen Bedeutung der jhmst, unter völliger Ablehnung jedes Aesthetentums, jeder Kunst um der Kunst willen. Wir geben auS diesem Werke einige Bemerkungen wieder: .Die VenuS von Milo ist in ihrer Nacktheit keuscher als die ehrwürdigste der Madonnen, die bis zum Kinn bekleidet ist und das Jesuskind in ihren Armen hält." � In dem unpassend die„Nachtwache" genannten Gemälde malt Rembrandt nach der Natur und nach Modellen eine Szene des städtischen Lebens, und mit einem Schlage läßt er in diesem Meister- werke der Meislerwerke alles Gepränge der Priester, die Krönungen der Fürsten , die Turniere des Adels, die Verherrlichungen des alten Ideals verschwinden.„ Die Kunst, die als Gegenstand, Stoff und Mittel das Treiben deS gewöhnlichen Lebens wählt, ist schwieriger als eine, die sich von Allegorien, idealisierten Formen und seligen Gedanken nährt. » � DaS ästhetische Ideal muß der Wahrheit und der Gerechtigkeit untergeordnet werden, weil diese uns unablässig zum Handeln und Forschen drängen, während daS ästhetische Ideal nur träge und weichlich macht. Der Aesthet ist gesättigt; er bewundert sich. verachtet die andere» und ist allem fremd. Der Gerechte ist be- scheidcner; er findet nicht, was seine Brüder denken, was ihnen geschieht, gleichgültig. Die Kunst muß immer zur Wisseiifckaft und zum sittlichen Bewußtsein, zur Wahrheit und zum Recht zurückgeführt werden, die ihre Ziele find; sie muß sich unterordnen dem Verstand, für den sie nur Vorbereitung und Hilfeleistung ist.... Zur Zeit der Griechen und der Renaissance, mit einem Wort PlatonS , war das Schöne der Widerschein des Wahren, und man konnte deshalb sicher sein, sich nicht auf den, Wege deS Ideals zu verirren: Ideal und Idee waren wie daS Schöne, das Wahre, das Gerechte das- selbe. Wir aber bleiben bei der Behauptung, daß die um ihrer selbst willen gesuchte Schönheit, die sich loslöst von Wahrheit und Recht, die kein genügendes Bewußtsein der(sozialen) Gerechtigkeit und keine gleichlaufende Philosophie hat, nur eine irrationelle Größe, eine verführende Luftspiegelung ist. Die immer engere Ver- einigung dieser drei Elemente, der Schönheit, der Wissenschaft und der Gerechtigkeit ist auch daS Ziel, wohin wir in der EntWickelung zum Fonschritt gehen.« In jedem Kunstwerk muß man an erster Stelle die IS« des Werkes betrachten, seine praktischen Zwecke, und erst an zweiur Stelle die Ausführung: die Wirkungen vor den Mitteln, den Inhalt vor der Form; den Gedanken vor seiner Ausführung. Erasmus Darwin als Prophet der Flugschiffahrt. EraSmuS Darwin , der Großvater von Charles Darwin , hat sich neben seinen medizinischen und naturwissenschaftlichen Werken auch der Dichtkunst befleißigt. Daß er aber scbon im achtzehnten Jahrhundert in einem seiner Gedichte sogar die Flugschiffahrt vorausgesagt hat, ist so gut wie völlig unbekannt geblieben. Diese merkwürdige Kunde hat der englische Naturforscher Meldola ausgegraben und den„Times" mit- geteilt. Das Gedicht lautet in prosaischer Uebersetzung folgonder- maßen:„Bald wird dein Arm, du unbesiegter Dampf, die langsame Barke ziehen und das schnelle Gefährt treiben; oder auf weit aus- gebreiteten wogenden Schwingen den fliegenden Wagen durch die Ströme der Luft tragen; schöne Insassen werden sich im Triumph- gefühl aus ihrer Höhe herablchnen und mit ihren flatternden Tüchern winken, wie sie über die Erde hingleiten; oder Kriegsbanden werden die gaffende Menge in Alarm setzen, und Armeen werden unter der schatiigen Wolke zusammenschrumpfen." Der alte Darwin ist jeden- falls nicht der einzige gewesen, der eine solche Prophezeiung ge- äußert hat. Immerhin ist es bemerkenswert, daß er auch schon an den Gebrauch von Flugschiffen im Kriege gedacht hat. Musik. Der Madrigal- Abend des Berliner V o'l k S- C h'o r S am Montag kann uns über die heutige Musik recht nachdenklich machen. Vor allem enthalten diese mehrstimmigen Kunstlieder ans dem IS. Jahrhundert eine solche Fülle von launiger Fröhlichkeit. wie wir sie gegenwärtig kaum noch finden. Auf der einen Seite ist heute Pathos Trumpf, auf der anderen Unwitz. Sodann: seit damals ist die Pflege des mehrssimmigen Liedes von den Fachmusikern auf die Laienmusiker übergegangen, von den Musikanten auf die Gesangsvereine. Und nun vergleiche man erst einmal die Texte von damals, ihre natürliche und gerade und knappe und doch kunstvolle Sprache mit unseren Liedertafeltexten, mit ihren Künstelungen und Bretten und Plattheiten— gar nicht zu sprechen von den berüchtigten endlosenjWiederholungen dessen, was ihrer am wenigsten würdig ist! Das Programm des Abends könnte zu musitgeschichtlichen Be- trachtungen verleiten; und wohl ist manche Beobachtung solcher Art auch manchem der Zuhörer aufgestiegen. Zwischen dem ältesten Stück, H. Isaaks„Mein Freud ' allein", und dem jüngsten, D. FriedericiS „Einstmals das Kind Kupido ", liegt mehr als ein Jahr« hundert und liegt ein weiter Schritt. Auch die Beteiligung der Niederlande und Englands, der Länder, die den mehrstimmigen Gesang besonders gepflegt haben, war nicht schwer zu bemerken. Indessen wird unser Volkschor sein stetes künstlerisches Weiterstreben auch durch einen eigenen Volksliederabcnd(im März) betätigen und wird uns dabei leicht ein gutes Stück Geschichte bis zur Gegenwart verständlich machen. Um so mehr ist ihm immer wieder Zuwachs an tätigen Mitgliedern zu wünschen. Bei§ 8 beantragten die Sozialdemokraten, daß alle Richter nur aus denselben Gründen und unter Wahrung derselben Formen. wie sie für die Reichsgerichtsrüte gelten, entlassen werden dürfen. Ferner soll kein Beamter Richter werden dürfen, der länger als drei Jahre Verwaltungsbeamter war. Dse weiteren ist den Richtern die Annahme von Orden und Titeln zu verbieten.— Zur Begründung dieser Anträge standen unseren Rednern wiederum eine Fülle von Tatsachen und Erfahrungen zur Seite, deren Ableugnung auch von den Gegnern dieser Anträge gar nicht versucht wurde.— Weitere sozialdemokratische Anträge forderten, daß eine Versetzung oder Entlassung eines Richters wider seinen Willen nur nach einem mit Zweidrittel- Mehrheit gefaßten Beschluß der entscheidenden Instanz vor- genommen werden darf. Ferner soll der Richter vollständig unab- hängig gemacht werden, und die Bezahlung soll nur nach dem Dienstalter, nicht nach der höheren Stellung gestaltet werden. Von den Nationalliberalen und Freisinnigen wurde ebenfalls der sozial- demokratische Antrag, daß die Entlassung und Versetzung der Richter reichsgesetzlich geregelt wird, unterstützt. Danach wurden alle sozialdemokratischen Anträge abgelehnt. Um den Umfang des HilfsrichterunwesenS einzu- schränken, stellten die Freisinnigen den Antrag zum§ 10, wonach ein Richter nicht länger als ein Jahr als Hilfsrichter angesehen werden darf. Wiederum waren es die preußischen Verhältnisse, auf welche der Begründer dieses Antrages hinweifen konnte. Waren doch in Preußen im Jahre 1906 569 Richter als Hilfsrichter tätig! — Der Staatssekretär suchte diesen Beschwerden mit dem Hinweis darauf entgegenzutreten, daß fortgesetzt neue Richterstellen in Preußen geschaffen werden. Seit 1905 wurden 1000 neue Stellen eingerichtet. Die Verhandlungen wurden hier abgebrochen und auf Rifj« woch vertagt. Huö Induftrie und Ftandel Zur Frage der Fleischteuerung. Der Zentralausschuß Berliner kaufmännischer, geiverblicher und industrieller Vereine nahm entgegen seinen langjährigen Ge- pflogenheiten bereits jetzt schon seine Wintertätigkeit auf, um zu der dringlich gewordenen Frage der Fleischteuerung Stellung zu nehmen in der Erwägung, iwß das Bestehenbleiben des gegen- wärtigen Zustandes zu einer volkswirtschaftlichen und sozialpoli« tischen Gefahr zu werden droht. In seiner Vollversammlung vom 26. d. M., in der die dem Zentralausschuß angeschlossenen 107 Ver- eine und Verbände fast vollzählig vertreten waren, wurde nach einer eingehenden völlig Uebereinstimmung ergebenden Diskussion eine Resolution beschlossen, in der es heißt: Der Zentralausschuß hält unter Hinweis auf sein« Stellung« nähme vom 15. November 1906 für unbedingt geboten: 1. Die Erleichterung der Einfuhr von ausländischem Vieh, bor allem die Herabminderung der gegenwärtig prohibitiv wirkenden veterinärpolizeilichen Maßnahmen auf das notwendigste Matz. Ins. besondere sind aufzuheben die Einfuhrverbote für Schlachtvieh aus Dänemark , Holland , Belgien , Frankreich und den skandinavischen Ländern, die Tuberkulinprobe der dänischen Rinder, die Kontingen- tierung der österreichisch-ungarischen Schtveine-Einfuhr und daS Verbot der Einfuhr von amerikanischen Rindern. Die Einfuhr dieser Vichgattungen des Auslandes ist unbedenklich, wenn sie, fei cs im Ausfuhr- oder im Einfuhrhafen, sei es beim Passieren der Grenz«, von deutschen Kommissaren untersucht und als gesund befunden worden sind, und wenn sie zur alsbaldigen Abschlachtung unmittcl- bar nach den öffentlichen Schlachthöfen überführt oder in zu diesem Zwecke errichteten Schlachthäusern, an der Grenze oder an den Küstenplätzen geschlachtet werden. 2. Die Erleichterung der Einfuhr von ausländischem Fleisch durch Aenderung des Fleischbeschaugefehes vom 3. Juni 1900, ins« besondere des Z 12 Nr. 1 Absatz 2 und Nr. 2 Absatz 2 sowie der hierzu erlassenen Verordnungen, um vor allem dem als vortrefflich anerkannten und billigen argentinischen Gefrierfleisch den Zutritt zu ermöglichen. 3. Aufhebung dezw. Ermäßigung der Zölle für Fleisch und Speck. 4. Herabsetzung der Eisenbahnfrachten für Vieh und Fleisch. Diesmal sang nicht der Chor selbst, sondern die jetzt von Artur Barth geleitete Madrigal-Vereinigung von 5 Damen und 4 Herren. Blicken wir zurück auf unsere jahrelangen Versuche, aus dem Berliner Musikleben nicht das Allbelievte. sondern das trotz eigenartiger Leistungen wenig Gewürdigte herauszugreifen, so freuen wir uns, daß wir die genannte Bereinigung bereits vor längerem ein oder das andere Mal hervorheben und auch jetzt wieder ihre sorgfältig durchgearbeitete Kunst anerkennen konnten. Hoffent- lich denken bald auch moderne Komponisten öfter daran, derartige Werkchen zu schaffen— vielleicht ausgerechnet dem Volkschor zu» liebe l ez. Humor und Satire. Die Wahlparole. »Ich habe mir lange den Kopf zersägt", so sprach er zu seinen Trabanten, »Denn seht, zu den Schwärmern gehöre ich nicht, die den Ernst der Lage verkannten, Heut Hab' ich sie endlich, und zetzt ist sie da, zu aller Germanen Woble, Jetzt darf ich es jubeln, mein Heureka! ich habe die Wahlparole! Sie ist meines Geistes Eigenprodukt, so blank und so scharf wie ein Messer, Sie macht sich gesprochen so gut wie ge» druckt, und telegraphiert noch besser, Berauschend wirkt sie, das sage ich an, wie eine Champagnerbowle, Ihr werdet bald sehn, was sie leisten kann, die wunderbare Parole. Mit dieser Parole im lärmenden Streit» gedenk' ich den Feind zu erschlagen, Mir fehlt nur noch eine Kleinigkeit, ein winziger Rest sozusagen, Mir fehlen nur noch, da drückt mich der Schuh, ich weiß nicht, woher ich sie hole, Ein paar Millionen Hammel dazu, die da springen nach meiner Parole!" _ l. Lustige Blätter".) Notizen. ---Theaterchronik. Am Sonnabend findet im Neuen VolkS-Theater(Neue Freie Volksbühne) die erste Aufführung von B j ö r n s o n s„Ueber unsere Kraft", 1. Teil statt. Frank Wedekind wird in der nächsten Premiere deS Kleinen Theaters in seiner einaktigen Theodizee„Die Zensur' auftreten. Vorher geht sei» Schwank„DerLiebeS- trank" erstmalig in Szene.
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